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Fanfiction

Harry Christmas Everyone - Der See zu ihren Füßen

von Glasschmetterling

Pairing: Hermine Granger/Harry Potter gewünscht von Hermi1990
A/N: Viel Spaß dir beim Lesen, ich hoffe, du freust dich trotz der langen Wartezeit doch ein bisschen :)

15. Der See zu ihren Füßen

„Meinst du, es ist schon Weihnachten?“

Langsam, fast widerwillig blickte Harry auf, riss seine Augen von der stahlgrauen, sturmgepeitschten Oberfläche des Sees wenige Meter unter ihm los, um Hermines kläglichen Versuch eines Lächelns zu betrachten. Steif zuckte er auf ihre Frage hin mit den Schultern, zu lange hatte er hier draußen auf dem kleinen Campingstuhl gehockt und die dicken, schweren Schneeflocken beobachtet, die in dichten, weißen Vorhängen vom Himmel gefallen waren, und ab und zu einen Zauber gesprochen, damit ihr Zelt nicht vollkommen unter der weißen Pracht verschwand.

„Hier“, meinte Hermine leise und reichte ihm eine große, dampfende Tasse Tee, die er dankbar zwischen seine trotz der Handschuhe durchgefrorenen Finger nahm, bevor sie sich neben ihn setzte und seinem Blick folgte. Gemeinsam beobachteten sie die dunklen Wellen, die vereinzelten Eisschollen, während das erste, graue Tageslicht langsam über die Hügelkuppen der Umgebung sickerte und die Sterne vom Himmel vertrieb.

„Kannst du nicht schlafen?“, fragte er leise, nur um etwas anderes zu hören als das Rauschen des Windes und das rastlose Gluckern des Sees zu ihren Füßen.

Stumm schüttelte sie den Kopf, sodass ihre buschigen Haare in alle Richtungen flogen, und in dieser einen Geste allein lagen mehr Verzweiflung und Einsamkeit, als sie in den Tagen und Wochen seit Rons Verschwinden mit Worten zum Ausdruck gebracht hatte.

„Ich auch nicht“, antwortete er leise, trotz der bleiernen Müdigkeit, die auf seinen Augenlidern lag, so wie die schweren, dunklen Wolken den Himmel herabzudrücken schienen, bis er fast die Hügelkuppen berührte, rasten seine Gedanken so sehr, dass er ihnen kaum folgen konnte, drehten sich ohne Unterbrechung im Kreis. Das Schwert, die Horkruxe, Ginny, Ron, Ginny, seine Eltern, die Horkruxe, das Schwert, seine Eltern, Voldemorts tote Schlangenaugen...

Er schüttelte den Kopf, um dieses Bild loszuwerden, und Hermine legte ihre weiche, warme Hand auf seinen Arm, die sich so unglaublich lebendig anfühlte, wie ein Talisman gegen die Kälte und die Angst und den Tod, der ihn bis in seine Träume verfolgte.

„Danke“, flüsterte er, fast unhörbar gegen den Wind, und sie schenkte ihm ein zerbrechliches Lächeln, bevor sie schließlich aufseufzte. „Kaum zu glauben, dass ich Schnee einmal mochte“, meinte sie leise und Harry wusste, dass sie nur sprach, um die bedrückende Stille des frühen Morgens zu übertönen, in der sich noch nicht einmal die Vögel regten, nur der See unter ihnen an die Küste der kleinen Insel schwappte.

Unwillkürlich drängte sich eine andere in Insel in einem anderen See in seinen Verstand, und die toten, modernden Leiber, die aus ihm hervorgestiegen waren... „Ja, aber auf Hogwarts konnten wir nach unserer Schneeballschlacht nach drinnen gehen, zum Weihnachtstee, und uns mit Dumbledores Zitronenbrausebonbons vollstopfen.“

Es überraschte ihn, dass es seine Stimme war, die gesprochen hatte, doch wenn er sich ganz fest konzentrierte, glaubte er, die fröhlichen Laute des Schlosses zu hören, das Lachen von Kindern, das Klappern von Besteck, selbst Peeves' schrilles Gackern. Das Heimweh, das diese Gedanken aus seinem Winterschlaf weckte, die merkwürdige Leere hinter seinem Brustbein, waren immer noch besser, als Dumbledore noch einmal am Boden zu sehen, flehend, vor Schmerzen gekrümmt.

Hermine streckte ihre Hand aus und drückte vorsichtig seine Finger, die er noch immer fest um die Tasse geschlungen hielt. „Tee haben wir auch hier“, meinte sie leise und seinem Hals entkam ein Laut, verzweifelt und bitter, der in einem anderen Leben vielleicht ein Lachen hätte sein sollen.

„Ja“, entgegnete er trotz allem und reichte die Tasse an Hermine zurück, die sie für einen Moment festhielt, in der Wärme badete, bevor sie vorsichtig einen Schluck nahm, aufseufzte und sie an ihn zurückgab. „Trink, du warst länger hier draußen als ich.“

Er nickte folgsam, starrte aber trotzdem weiter in die Ferne, auf die schneebedeckten Hügel auf der anderen Seite des Sees, deren Kuppen sich langsam dunkel vom Stahlgrau des Himmels abzuheben begannen.

„Wärst du gerne bei deinen Eltern?“, fragte er schließlich, leise und nachdenklich, und doch spürte er, wie Hermine sich neben ihm rührte. Fast ängstlich warf er einen Blick auf sie und sah, was er vermutet – befürchtet – hatte: Ihre Augen schimmerten wässrig und sie wollte zurück ins Zelt fliehen, doch seine Hand schoss mit den geübten Reflexen eines Suchers hervor und packte sie am Arm.

„Nicht“, wisperte er nur und sie ließ sich mit einem heiseren Aufschluchzen auf ihren Campingstuhl zurückfallen, ohne ihre Tränen weiter verbergen zu wollen. Harry hatte keine große Erfahrung mit weinenden Mädchen und fand sie eigentlich ziemlich nervtötend, doch Hermine hatte wohl mehr Recht, aufgelöst vor ihm zu sitzen, als alle anderen, selbst Ginny.

„Shhh“, machte er unbeholfen und zog sie in seine Arme, die sich klobig und fremd anfühlten in seiner Winterjacke, und schließlich, nach einem Moment der Steifheit, entspannte sie sich und schmiegte ihren Kopf an seinen Schal, schluchzend.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, sie so festzuhalten, zu spüren, wie ihr Brustkorb unter ihrem dicken Mantel erzitterte, wieder und wieder und wieder. Wenn er wenigstens mit ihr hätte weinen können – doch ihm war nicht nach Tränen, seine Augen brannten nicht einmal. Trotzdem hätte er sie der sirrenden, vibrierenden Einsamkeit in seinem Inneren vorgezogen, diesem Gefühl, das er am Anfang fast mit Hunger verwechselt hatte, so leer fühlte es sich an.

„Shhh“, machte er noch einmal und er wusste nicht, ob er damit Hermine trösten oder den Abgrund in seinem Herzen vertreiben wollte, doch der Abgrund lächelte nur kalt und blieb, wo er war. Hermine hingegen hörte langsam auf, zu zittern, ihre verzweifelten Schluchzer ebbten ab und Harry zog sie fester in seine Arme, vergrub seine Nase in ihrem dichten, buschigen Haar, das langsam wieder von weißen Flocken gesprenkelt wurde.

Der Schneefall der Nacht hatte wieder eingesetzt, doch nun fühlte er sich fast sanft an, wie eine federleichte Liebkosung, und nicht mehr wie der wütende, peitschende Sturm, der ihnen so zu schaffen gemacht hatte. Für einen Moment überlegte Harry, nach drinnen zu gehen, entschloss sich aber schließlich dagegen – er wollte Hermine nicht stören, die sich gerade beruhigt zu haben schien, und außerdem fühlten sich der Schnee und die Kälte gerade nicht an wie ein Feind, sondern eher wie ein Freund, der all den Schmerz in seinem Inneren wenigstens für Momente einfror.

Gemeinsam saßen sie da, Hermine in Harrys Armen, bis das morgendliche Licht an Intensität gewann und die Farben in ihre Welt zurückkehrten, zumindest auf Hermines Mütze und Harrys Schal, während der Rest der Welt in Grau und Weiß zu verschwimmen schien.

„Danke“, wisperte Hermine fast unhörbar und ihre Stimme klang wie die fast unmerkliche Liebkosung der herabfallenden Schneeflocken. Harry drückte sie nur einen Moment fester, zum Zeichen, dass er sie gehört hatte, bevor er sie ein Stückchen von sich schob, um ihr ins Gesicht blicken zu können.

Ihre Augen gerötet, das Gesicht ein wenig zerdrückt von all der Zeit, die sie sich an seine Schulter gepresst hatte, sah sie noch immer geknickt und hilflos aus und trotzdem hätte sich Harry niemand anderen an seiner Seite gewünscht, niemanden gewusst, der mutiger für ihn eingestanden wäre, als diese junge Frau, die er nun fast schon sein halbes Leben lang kannte.

Sie musste die Nachdenklichkeit in seinem Blick bemerkt haben, denn sie legte den Kopf schief, nur eine kleine, vorsichtige Geste, die doch alles aussagte, was sie übermitteln wollte, und er lächelte leicht. Trotzdem wirkte sie für einen Moment bedrückt und weit, weit entfernt, so als ob ihre Gedanken sich nur mit Mühe in die Gegenwart zurückkämpfen wollten, doch dann griff sie nach seinen Händen und drückte sie, ihre Finger eisig selbst durch den Stoff ihrer und seiner Handschuhe hindurch.

„Danke“, wiederholte sie, diesmal fester, und schließlich schaffte sie es auch, die bläulichen Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, das klein und zerbrechlich wirkte wie eine Schneeflocke und jeden Moment wieder wegzuschmelzen drohte.

„Dafür sind Freunde da“, entgegnete er ruhig und hob seine Hand, bedeckte ihre eisige Wange mit seinen Fingern und sie schmiegte sich in seine Berührung, vertrauensvoll und traurig zugleich. Sie sah einsam aus, fand er – nicht auf dieselbe Art wie er, anders, aber deswegen nicht weniger alleine. Im Gegensatz zu ihm hatte Hermine eine Wahl – sie wurde von keiner Prophezeiung gebunden, sie konnte dieses Land, diesen Kampf, diesen Krieg hinter sich lassen, wenn sie es denn nur wollte, und ihre Entscheidung lastete manchmal schwer auf ihr.

Ohne zu überlegen, ohne es zu wollen, beugte sich Harry nach vorne, drückte einen vorsichtigen Kuss auf ihren Haaransatz, auf ihre Stirn, auf ihre Schläfen, bevor er sie wieder in seine Arme schloss, seinen Kopf auf den ihren bettete und einen fast unhörbares Dank in ihre Haare flüsterte.


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