Für all jene, die nicht in die Kommentare sehen: Danke für die vielen Klicks und Favoriteneinträge, es freut mich, dass meine One-Shots hier so gut anfangen und motiviert für mehr :)
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Pairing: Lavender Brown/Cedric Diggory gewünscht von Ellareen
13. Wünsche und Prophezeiungen
„Heute wirst du das, was du dir schon immer gewünscht hast, bekommen.“ Professor Trelawneys Worte hallten noch immer in ihr nach, während sie die vielen Treppen, die von ihrem Turmzimmer hinabführen, hinunterhastete. „Heute wirst du das, was du dir schon immer gewünscht hast, bekommen.“
Lavender wusste, was sie sich schon immer wünschte, na gut, zumindest seit zwei Jahren, und das war doch eigentlich immer, oder? Sie wünschte sich, dass Cedric Diggory sie ansah, sie anlächelte, vielleicht sogar Cho Chang einen Korb gab, um mit ihr auf den Weihnachtsball zu gehen. Und Professor Trelawneys Prophezeiungen stimmten immer, das wusste Lavender, seit ihre Lehrerin den Tod ihres Kaninchens vorhergesagt hatte.
Atemlos erreichte sie die Eingangshalle, die goldenen Strahlen der tiefstehenden Wintersonne fielen durch die hohen Fenster herein und sie blickte sich um. Halb und halb hatte sie erwartet, Cedric hier und jetzt über den Weg zu laufen, doch anscheinend meinte es das Schicksal nicht gut mit ihr – aber beim Abendessen, beim Abendessen ganz bestimmt!
Aus Monaten der Beobachtung wusste sie, dass Cedric meist früh aß, damit er mit seinen Freunden zusammensitzen konnte, und so hastete sie die Treppen hinauf in den Gryffindorturm, um ihre Tasche dort abzustellen. Auf dem Weg begegnete sie Parvati, und unter vielem Kichern und Giggeln erzählte sie ihr, was geschehen war und was sie erhoffte. Ihre Freundin nickte enthusiastisch. „Ja, ganz bestimmt! Und er sieht so gut aus! Und stell ihn dir erst im Festumhang vor!“ Lavender musste sich bei dem Gedanken davon abhalten, kleine, fröhliche Pirouetten über den Flur zu drehen, aber dafür wäre heute Abend im Schlafsaal noch genug Zeit, auch wenn Hermine Granger ihr dann wieder diesen bösen, abwertenden Blick zuwerfen würde, den sie nicht leiden konnte.
Gemeinsam hasteten die beiden Mädchen die Treppen wieder hinunter und nahmen am noch leeren Gryffindor-Tisch Platz, den Blick auf die Tür zur Eingangshalle gerichtet, um den Auftritt des Helden nicht zu verpassen.
„Meinst du, er kommt?“, wisperte sie Parvati zu und ihre Freundin nahm sie beruhigend in den Arm. „Natürlich kommt er!“
„Und dann? Was soll ich dann machen? Ihn ansprechen? Und was, wenn seine Freunde die ganze Zeit um ihn herumstehen?“
Doch bevor Parvati eine Antwort geben konnte, schlug die Tür zur Großen Halle auf und herein trat Cedric Diggory – doch nicht in Begleitung seiner Freunde, wie Lavender befürchtet hatte, sondern Arm in Arm mit Cho Chang.
„Merlin!“, wisperte sie nur, während sie spürte, wie all ihre Hoffnungen zerbrachen. Sie war sich so sicher gewesen – so überzeugt von Professor Trelawneys Prophezeiung – dass sie nicht einmal daran gedacht hätte, dass er noch mit Cho ausging, und jetzt standen sie gemeinsam vor ihr, kichern, schmachtend, lachend.
Sie spürte, wie Parvati beruhigend ihre Hand drückte und doch konnte sie nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Wenigstens tauchte in diesem Moment das Essen auf den Haustischen auf, was die anderen anwesenden Schüler von ihr ablenkte, und teilnahmslos nahm tat sie sich ein wenig auf, um nicht aufzufallen. Konnte es sein? Konnte es sein, dass Professor Trelawneys Vorhersagen nicht immer zutrafen? Aber das war doch unmöglich!
„Vielleicht streiten sie sich noch?“, fragte Parvati hoffnungsvoll, aber trotz ihrer Zuversicht passierte während des Essens nichts und Lavender schob sich lustlos einen Löffel oder zwei in den Mund, während sie vor Tränen kaum ihren Teller sehen konnte. Schon wollte sie in den Gryffindorturm zurücklaufen und sich dort in ihrem Bett verkriechen, einfach die ganze Welt vergessen, als Cho vom Ravenclawtisch zu Cedric hinüberging und sich verabschiedete und ihr damit neue Hoffnung gab. Was immer auch passieren würde, ein Hindernis auf dem Weg zu ihrem Traumprinzen war nun beseitigt, und nun brachte sie es sogar über sich, ihr Aussehen in ihrem kleinen Taschenspiegel zu überprüfen.
Wie erwartet sah sie ziemlich verweint aus, aber wenigstens waren ihre Haare noch immer in Form und ein paar Minuten würden auch die letzten Spuren ihrer Tränen beseitigen. „Parvati? Mein Umhang?“
Ihre Freundin zupfte noch ein paar Haare und Flusen von dem schwarzen Stoff, bevor sie sie schließlich noch einmal drückte und ihr ein überzeugtes „Du schaffst es!“ ins Ohr flüsterte, gerade als Cedric vom Hufflepufftisch aufstand und die Große Halle verließ.
Lavender beeilte sich, ihm zu folgen, da sie nicht wusste, wo er seinen Gemeinschaftsraum hatte, doch zu ihrer Überraschung bog er am Eingang des Schlosses ab, lief hinaus auf die Ländereien, obwohl die Sonne gerade unterging und der Schnee abseits der Wege kniehoch lag. Wenigstens ist es romantisch!
Doch auch dieser Gedanke konnte sie nicht warm halten, im Gegensatz zu Cedric trug sie nur ihren Hogwartsumhang und nicht ihren Winterumhang, aber vielleicht – nur vielleicht – würde er ihr ja seinen leihen. In einem der Romane, die sie gelesen hatte, machte der Held das, und Cedric war doch ein Held, wie er im Buche stand, oder sogar noch ein bisschen besser, immerhin war er der Champion Hogwarts' für das Trimagische Turnier.
Nach einigen Minuten stellte Lavender überrascht fest, dass Cedric langsamer wurde, der Schnee nicht mehr so um ihn herumflog, während er lief, und schließlich auf einer Bank in der Nähe der Gewächshäuser Platz nahm, hinter deren angelaufenen Fenstern die Umrisse exotischer und gefährlicher Pflanzen hevorschimmerten. Unsicher, was sie tun sollte, stockte ihr Schritt, aber trotzdem fand sie den Mut, immer weiter zu gehen – wenn sie jetzt stehen blieb, würde ihr Traum vielleicht nie in Erfüllung gehen.
Cedric bemerkte sie erst, als sie direkt vor ihm stand, und hob langsam den Kopf, ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht. Vielleicht hatte er sich mit Cho gestritten und sah deswegen so traurig aus? Hoffnung keimte in Lavender auf.
„Darf ich... darf ich mich neben dich setzen?“ Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg – nicht einmal richtig sprechen konnte sie in seiner Gegenwart, so verrückt machte er sie! - doch zu ihrer Überraschung nickte er und rückte sogar ein wenig auf der steinernen Bank zur Seite, damit sie Platz nehmen konnte.
„Danke.“
Doch entgegen allem, was sie erwartet hatte, begann er nun kein interessantes, anregendes Gespräch mit ihr, erzählte von seinen Heldentaten bei der ersten Aufgabe oder von den Quidditch-Spielen im letzten Jahr, sondern starrte nachdenklich nach vorne, ohne überhaupt Notiz von ihr zu nehmen. So konnte das nicht weitergehen, immerhin war der romantische Sonnenuntergang schon fast vorbei und sie begann zunehmend zu frösteln.
„Ähm...“
Nicht gerade das intelligenteste, was sie sagen konnte, doch wenigstens wandte Cedric sich ihr nun zu und betrachtete sie aus ihren grauen Augen. „Ja?“
„Ähm...“ Fieberhaft überlegte sie, was sie sagen sollte, was sie fragen sollte, bis es schließlich, um nicht wie ein absoluter Vollidiot vor ihm zu sitzen, aus ihr herausbrach: „Bist du noch immer mit Cho Chang zusammen?“
„Ja.“ Cedric runzelte nachdenklich die Stirn. „Wieso?“
„Und... und gehst du mit ihr auf den Weihnachtsball?“
Auf seinem Gesicht breitete sich nun etwas aus, das Lavender nicht so genau bestimmen konnte, und doch machte es sie unruhig und nervös, weil es anzudeuten schien, dass dieses Gespräch nicht den Ausgang nehmen würde, den sie sich wünschte.
„Und was geht dich das an? Wer bist du überhaupt?“
Sie spürte, wie die Tränen wieder versuchten, sich auf ihre Wangen hinabzukämpfen, doch sie nahm all ihren Mut und ihre Entschlossenheit zusammen. „Ich bin Lavender Brown. Und willst du nicht lieber mit mir auf den Ball gehen?“
„Ich...“, machte Cedric und plötzlich sah er so hilflos aus, dass sie ihn am liebsten in den Arm genommen hätte – für einen Augenblick. „Ich kann ihr doch nicht einfach absagen! Und außerdem kenne ich dich gar nicht und sie ist meine Freundin! Du siehst wirklich aus wie ein süßes, nettes Mädchen, und ich bin sicher, du wirst jemanden finden, der mit dir geht, aber ich kann nicht!“
Keine Sekunde länger hielt sie es auf dieser Bank aus, und ohne darauf zu achten, was er noch sagte oder wie er dreinsah, stürzte sie davon, den Weg zum Schloss hinauf. Sie bemerkte weder ihre kalten Füße noch ihre eisigen Finger, doch nicht, weil sie vor Glück schwebte, wie sie eigentlich erwartet hatte, sondern weil sie nichts spürte vor Schmerz in ihrem Inneren.
Sie erinnerte sich nicht daran, wie sie die Treppen hinauf lief oder der Fetten Dame das Passwort sagte oder durch den Gemeinschaftsraum hastete, bemüht, ihre Tränen zu verbergen, und kam erst wieder zu sich, als sie in ihrem Bett lag, die Decke bis ans Kinn gezogen, und in ihr Kissen schluchzte. Sie hatte Unrecht gehabt. Professor Trelawney hatte Unrecht gehabt, und sie hatte sich vor Cedric Diggory zum Idioten gemacht. Er wusste nicht einmal, wer sie war. Wie konnte sie da glauben, dass er je mit ihr reden würde, oder mit ihr ausgehen, oder zum Weihnachtsball? Und wieso hatte sie ihn nicht einfach weiter aus der Ferne bewundert?
Es dauerte nur ein paar Minuten, und sie hörte, wie Parvati zu ihr in den Schlafsaal kam, sich zu ihr aufs Bett kuschelte und sie in den Arm nahm, wie echte Freundinnen das taten, damit sie sich an ihrer Schulter ausweinen konnte. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie dort lagen, bis ihre Tränen langsam versiegten und schließlich ein leises Klopfen an der Fensterscheibe sie beide aufschrecken ließ.
Noch immer fühlte sie sich viel zu zittrig, um zu öffnen, also stand Parvati auf und ließ das schöne, braun gefiederte Tier herein, das Lavender sofort als ihre Familieneule erkannte. „Für mich!“, rief sie überrascht aus und nahm Cassandra – sie hatte den Namen selbst ausgesucht – das kleine Päckchen an ihrem Bein ab. „Von meiner Mutter!“
Vorsichtig riss sie das dicke, braune Papier auf und Autogrammkarten der Schicksalsschwestern fielen heraus, für jedes der Bandmitglieder eine, und alle waren sie unterschrieben. „Wow. Die hab ich mir ja schon immer... gewünscht...“ Erst als sie sprach, begriff sie, was sie da gerade gesagt hatte, und beendete den Satz leise, bevor sie sich wieder auf ihr Bett warf und den Tränen freien Lauf ließ.
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