Pairing: Hermine Granger/Ginny Weasley gewünscht von Ennairam und derkleineweißeball
Kanarienkrem
Hermine beobachtete abwesend, wie einer der Gartengnome der Weasleys durch den tiefen Schnee zu seinem Loch stapfte, schwer beladen mit etwas, das aussah wie eine sehr zerquetschte Kanarienkremschnitte, als die Tür sich hinter ihr öffnete und schloss und Ginny eintrat.
„Das ist so lächerlich“, schnaubte ihre Freundin, schon nicht mehr wütend, sondern eher frustiert und resigniert, was Hermine ihr ohne Weiteres nachfühlen konnte. „Mum hat mich im Bademantel auf dem Weg hierher gesehen – im Bademantel – und mich gefragt, ob ich Harry hier und jetzt auf dem Flur verführen möchte.“
Hermine wandte sich um und verdrehte die Augen. Seit der Schlacht um Hogwarts waren Ginny und sie nun mit Harry und Ron zusammen, und Mrs Weasley bestand nun, zu Weihnachten, noch immer darauf, dass sie in einem Jungenzimmer und einem Mädchenzimmer schliefen. Obwohl sie alle volljährig waren. Obwohl zwei von ihnen das letzte halbe Jahr damit verbracht hatten, Todesserverstecke auszuräuchern und in Prozessen vor dem Zaubergamot auszusagen. Und – in Hermines Augen am lächerlichsten von allen – obwohl sie fast ein ganzes Jahr mit Ron und Harry gemeinsam in einem Zelt geschlafen hatte, und das ohne aufmerksame elterliche Überwachung.
„Du weißt, dass sie es nur gut meint“, versuchte sie beschwichtigend zu erklären, obwohl sie selbst nicht ganz bei der Sache war und eine gewisse Frustration empfand. Sie sah Ron ohnehin viel zu selten, und jetzt konnte sie in den Weihnachtsferien nicht einmal jeden möglichen Augenblick mit ihm verbringen, weil seine Mutter sie mit Argusaugen beobachtete. Manchmal war sie kurz davor, zu ihren Eltern nach Hause zu fahren und Ron einfach mitzunehmen.
Ginny schnaubte und begann, ihr nasses, rotes Haar aus seinem Turban zu befreien und es vielleicht heftiger als wirklich nötig abzutrocknen. „Wenn ich einen von diesen Bademänteln hätte, die Lavender ab und zu im Gemeinschaftsraum vorgeführt hat – du weißt schon, diese Seidentaschentücher – dann würde ich Mum ja verstehen... aber so?“
Selbst wenn Hermine den Wunsch gehabt hätte, diese Tatsache zu bestreiten – was sie im Angesicht von Ginnys schlechter Laune sicherlich nicht wollte – war besagter Bademantel sehr lang, sehr warm und sehr flauschig, wie Hermine aus eigener Erfahrung wusste – aber sicherlich nichts, das sie mit dem Wort erotisch in Verbindung gebracht hätte.
Während sich Hermine den Kopf zerbrach, was sie – außer diffusen zustimmenden Geräuschen, natürlich – darauf sagen sollte, das ihrer Gastgeberin gegenüber nicht äußerst unfreundlich wäre, warf Ginny ihren Bademantel achtlos ab und Hermine keuchte auf. Nicht, weil ihre Freundin plötzlich in Unterwäsche vor ihr stand – sie hatten oft genug zusammen in diesem Zimmer übernachtet, um diesen Anblick nicht sehr überraschend zu machen – sondern wegen des großen, bläulich-violett verfärbten Blutergusses an ihrer Schulter.
„Was hast du gemacht!“, rief sie aus und stürzte auf sie zu, was Ginny erst dazu brachte, aufzublicken und sie für einen Moment irritiert anzusehen, bevor schließlich der Groschen fiel und ihre Finger vorsichtig über ihre Wunde wanderten. „Oh... das.“
Für einen Moment wirkte Ginny in ihrer Verlegenheit fast ein wenig wie Ron, dann zuckte sie mit den Schultern, so als ob sie das Gefühl ebenso abstreifen wollte wie ihren Bademantel. „Klatscher im Quidditchtraining“, erklärte sie kurzangebunden und Hermine seufzte. „Warum bist du nicht in den Krankenflügel gegangen?“
„Als wir noch in Hogwarts waren, war es nicht so schlimm... aber während der Fahrt tat es dann mehr und mehr weh, wahrscheinlich, weil der Zug so geruckelt hat.“
„Und warum hast du nicht deine Mutter gefragt? Sie kann blaue Flecken doch ohne Probleme heilen!“
An dieser Stelle ließ sich Ginny zu einem Schnauben hinreißen, während sie sich wieder in ihren Bademantel wickelte und sich auf das Bett fallen ließ â€“ und dabei vor Schmerz zusammenzuckte. „Mum? Das ist nicht dein Ernst, oder? So, wie sie sich im Moment benimmt, hätte sie mich wahrscheinlich gefragt, ob Harry mich verprügelt, oder mir verboten, jemals wieder Quidditch zu spielen!“
Hermine seufzte und nahm neben ihrer Freundin auf dem Bett Platz. So undankbar es sich Mrs Weasley gegenüber auch anfühlte, so zu denken, aber Ginnys Einschätzung war wahrscheinlich richtig. Mrs Weasley hatte ganz offensichtlich große Probleme damit, dass auch ihr Nesthäkchen nun erwachsen wurde und sein eigenes Leben leben wollte, und bei einer so starken Persönlichkeit wie Ginny waren in dieser Situation Probleme vorprogrammiert.
Hermine seufzte. „Du weißt, dass das ziemlich dämlich ist? Und dass ich dir eigentlich eine Ganzkörperklammer auf den Hals hetzen und dich dann zu deiner Mutter schleifen sollte?“ Ihre Worte klangen zu resigniert, um eine wirkliche Spitze zu enthalten, und Ginny schaffte es sogar, ein kleines Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Ja.“
Sie klang unangemessen fröhlich, während sie das zugab, und Hermine seufzte abermals, bevor sie ihren Zauberstab zog. „Accio Perlenhandtasche!“
Ihr kleiner Begleiter flog aus ihrem Hogwartskoffer auf sie zu, während Ginnys Augen sich überrascht weiteten, und landete sicher in ihrer Hand, bevor sie den silbernen Verschluss öffnete und mit einem weiteren Accio einen kleinen Cremetiegel aus seinen Tiefen zum Vorschein brachte.
„Du hast sie noch immer? Mit Inhalt?“
Hermine zuckte mit den Schultern, während sie das kleine Glasgefäß aufschraubte und prüfend an seinem Inhalt roch. „Gewohnheit“, antwortete sie und wusste doch, dass es eine Lüge war, dass der Krieg Narben hinterlassen hatte, die tiefer reichten als zu einem albernen Tick und dass die kleine, perlenbesetzte Handtasche ihr Sicherheit verlieh, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte.
Zwar blickte Ginny zweifelnd drein, allerdings sagte sie nichts, fragte nicht, und Hermine war ihr dankbar dafür, so wie Ginny dankbar war, geweckt zu werden, wenn sie nachts wieder tränenüberströmt nach Harry rief.
Für einen Moment saßen sie nebeneinander auf dem Bett, jede von ihnen in ihre eigenen Gedanken versunken, bevor Ginny schließlich auf den noch immer geöffneten Tiegel deutete, der schlaff und fast vergessen in Hermines Händen lag. „Ist sie noch gut?“
Sie zuckte zusammen, als sie so plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde, doch nach einem Moment, den sie brauchte, um wieder in die Gegenwart zurückzufinden und zu verstehen, was Ginny meinte, nickte sie langsam. „Ja. Ich denke schon.“
Ohne ein weiteres Wort zog Ginny den Stoff ihres Bademantels von ihrer Schulter, und jetzt, wo Hermine wusste, worauf sie achten musste, bemerkte sie das leichte Verziehen des Gesichtes, die Art, wie ihre Bewegung schwerfälliger wirkte als gewohnt, und fragte sich, wieso ihr das nicht früher aufgefallen war.
„Sag mir, wenn es zu sehr wehtut“, wisperte sie fast sanft und Ginny nickte mit einem dankbaren Lächeln, bevor Hermine begann, ihr Schlüsselbein abzutasten. Vorsichtig fuhren ihre Finger über die zerschrammte Haut, bemüht, nicht zu fest zu drücken, und doch konnte sie nicht verhindern, dass ihrer Freundin der eine oder andere Schmerzenslaut entwich. Erst als sie die gesamte Länge des Knochens entlanggewandert war, seufzte sie erleichtert auf und griff nach dem Tiegel, den sie auf ihrem Schoß abgestellt hatte. „Der Knochen fühlt sich heil an.“
„Oh, wunderbar!“ Der Sarkasmus in Ginnys Stimme zeigte ihr, wie sehr ihre Untersuchung eigentlich geschmerzt haben musste, und sie verbiss sich jeden Kommentar, der die Worte Krankenflügel und Madame Pomfrey enthalten hätte. Es hätte ohnehin nichts geändert, nur Streit provoziert, und den wollte sie im Moment am wenigsten.
Anstatt einer Antwort nahm sie einen Finger voll Creme und begann, sie vorsichtig auf der wütenden, blau-violetten Schwellung zu verteilen, die einmal Ginnys Schulter gewesen war. Ihre Finger wanderten zuerst leicht über die nur geröteten Stellen an ihrem Oberarm und ihrem Rückenansatz, dann suchten sie sich ihren Weg tiefer über die schon ein wenig verheilten Bereiche am Rand der Prellung, die in allen Nuancen von Gelb und Grün schimmerten, bis in die Mitte der Verletzung, zu Stellen, an denen Hermine fast spüren konnte, wie sehr jede stärkere Berührung Ginny wehtun würde.
Obwohl sie sich große Mühe gab, so vorsichtig wie möglich zu sein, zuckte Ginny schließlich zusammen, als sie die feurig purpurnen Spuren an ihrem Schlüsselbein erreichte, dort, wo der Klatscher den Knochen getroffen hatte. Hermine hielt inne, strich vorsichtig über die unverletzte Haut an Ginnys Rücken, bis sich die verspannten Muskeln unter ihren Fingern wieder lockerten, bevor sie weitermachte. Ginnys Haut glühte und fast meinte sie, ein Pochen zu spüren, von dem sie nicht wusste, ob es von ihrer Freundin kam oder von ihrem eigenen Puls in ihren Fingerspitzen.
Auch die Hitze schien sich zu ihr auszubreiten, sich ihren Platz in ihrem Kopf zu erobern, doch sie achtete nicht darauf, ließ ihre Finger weiter über die Verletzung wandern, bedeckte jeden einzelnen Zentimeter davon mit Salbe, auch die Stellen, die sich von Ginnys Schulter bis auf ihre Brust hinabzogen.
Ginny gab einen kleinen, zufriedenen Laut von sich, der Hermine in ihrem Eifer nur noch bestärkte, und erst als sie die am übelsten aussehenden Prellungen eingecremt hatte, erlaubte sie es sich, inne zu halten und einen vorsichtigen Blick auf den noch verbleibenden Inhalt des Glases zu werfen. Ihre Vorräte gingen zwar langsam zur Neige, aber sie wollte ganz sicher gehen – einige Stellen an Ginnys Schulter sahen zwar nicht besonders schwer geprellt aus, aber immer noch ein wenig geschunden.
Wortlos tanzten ihre Finger weiter, Ginnys Haut fühlte sich samtig und weich an unter ihren Fingern, nicht so zerschrammt wie die Partien, die sie eben eingecremt hatte, und auch nicht so heiß. Im Gegenteil, sie spürte, wie sich eine leichte Gänsehaut ausbreitete, wie sich die feinen Härchen in Ginnys Nacken aufstellten, und instinktiv wanderten ihre Augen zu ihrem Gesicht, ein wenig überrascht, ein wenig verwundert, bis sich ihre Blicke trafen.
Für einen Moment spiegelte sich ihre Überraschung in der anderen, bis die Erkenntnis durch Hermine rauschte wie heißes Wasser, ihren Magen in flüssiges Blei verwandelte, und ein Funkeln in den braunen Tiefen von Ginnys Augen zeigte ihr, dass es ihr genauso ging – sie mochte, was sie tat, und nicht, weil sie damit einer Freundin helfen konnte, sondern weil...
Ein lauter Knall aus dem Garten ließ sie beide zusammenzucken und bevor Hermine wusste, was sie tat, war sie ans Fenster gestürzt, spähte vorsichtig und angespannt über den Rahmen nach draußen, bevor Erleichterung sie durchflutete und sie auflachte.
„Was ist?“, fragte Ginny langsam, doch Hermine bedeutete ihr nur, neben sie zu treten, was sie mit einem Kichern auch tat. Lachend beobachteten sie, wie der Gartengnom durch den Schnee hetzte und gelbe Federn hinterließ, bevor er sich schließlich von einem Kanarienvogel wieder in seine wirkliche, hässliche Gestalt zurückverwandelte und Ginny kicherte. „Das ist wirklich keine Verbesserung!“
Hermine nickte nur ob der Doppeldeutigkeit ihrer Aussage und blickte wieder nach draußen, nun nachdenklich geworden.
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