Pairing: Severus Snape/Minerva McGonagall gewünscht von HP-Alley
Es weihnachtet sehr ...
„Minerva, nehmen Sie sich zusammen!“
Missbilligend – nun gut, zumindest so missbilligend, wie er es gerade noch vermochte – betrachtete Severus Snape die Hauslehrerin von Gryffindor, die fröhlich neben ihm durch den Schnee, der die Ländereien von Hogwarts bedeckte, taumelte.
„Aber... wieso senn?“
Die Art, wie Minerva nuschelte und angestrengt versuchte, ihn mit ihren sonst so strengen Augen zu fixieren, ließ ihn nichts Gutes ahnen und für einen Moment überlegte er, wie viele heiße Feuerwhiskey mit Honig sie eigentlich gehabt hatte... doch irgendwo bei fünf hörte seine Zählung auf.
Wenn er sich richtig erinnerte, dann lag das höchstwahrscheinlich nicht daran, dass sie aufgehört hatte zu trinken, sondern daran, dass auch er selbst dem Alkohol zugesprochen hatte. „Diese verdammte Lehrerweihnachtsfeier...“, murmelte er abwesend, während Minerva sich in eine Schneewehe fallen ließ und fröhlich mit den Armen wedelte. „Ich bin ein Engel, ich bin ein Engel!“
„Bei Merlin, Minerva!“, zischte er, doch wurde er das Gefühl nicht los, dass sein üblicher, scharfer Tonfall durch den Alkohol an Wirkung verloren hatte. „Wenn die Schüler Sie so sehen!“
„Sie Süler wissen... wie ein Besrunkener aussieh...“, bemerkte sie abwesend und blickte zu ihm hoch. „Ganz sicher...“
„Kommen Sie.“ Er packte Minerva am Arm und zog sie aus dem Schnee, das weiße Pulver haftete an ihrem Umhang und sprenkelte ihren Schal mit Schottenmuster, doch während er sie noch betrachtete, taumelte sie und stürzte gegen ihn. „Hilf mir, Severus... ich kann soch... nicht laufen...“
Snape schüttelte den Kopf und legte ihren Arm um seine Schulter, hielt sie fest, während er zum Schloss hinaufschwankte. Auch er selbst war nicht mehr besonders nüchtern, doch irgendwie schienen ihre Taumelbewegungen sich gegenseitig auszugleichen und sie vor einem Sturz zu bewahren. „Diese verdammte Lehrerweihnachtsfeier..“
„Was hassu gesag?“ Minerva blickte ihn aus großen, irgendwie unfokussiert wirkenden Augen an, doch er winkte ab und schüttelte den Kopf. „Nichts.“
„Sas glaub ich sir nich...“ Sie blieb stehen und hielt ihn fest, starrte ihn an. „Su wollses mir was sagen... was wichsiges.“
Snape verdrehte die Augen ob ihres Versprechers und zog sie weiter, den Hügel hinauf nach Hogwarts. Jetzt wusste er, was Flitwick hatte sagen wollen, als er erklärt hatte, dass Minerva „manchmal ein wenig merkwürdig“ wäre, wenn sie getrunken hatte. Allerdings war es nicht so, dass er die große Wahl gehabt hatte, denn der Gedanke, sich vor dem Strohhalm Ziehen zu drücken, indem er plötzliche Übelkeit vortäuschte, war ihm leider zu spät gekommen. Und selbstverständlich hatte er Pech gehabt... und durfte nun Minerva in ihr Bett bringen, wenn ihm das denn gelang. Eigentlich hätte er Übelkeit nicht einmal vortäuschen müssen, bemerkte er abwesend in seinen Gedanken, während er gemeinsam mit Minerva zum Schloss hinaufschwankte, irgendwie fühlte sich sein Magen durch die unstete Bewegung sehr rebellisch an.
„Seeeveruuus.“ Die Art, wie die Hauslehrerin von Gryffindor seinen Namen betonte und am Ärmel seines Umhangs zerrte, ließ ihn nichts Gutes ahnen und schicksalsergeben wandte er sich ihr zu. „Ja?“
„Su wolles was sagen...“ Irgendwie gelang es ihr, ihre Augen trotz ihrer Brille so riesengroß wie die von Trelawney erscheinen zu lassen, was den merkwürdig ernst-betrunkenen Blick, den sie ihm zuwarf, nur noch irritierender machte. „Ganz beschimm... be... be...“ Sie schüttelte ihren Kopf, wie um klar zu werden, und fixierte ihn dann wieder. „Ganz sicher.“
„Wollte ich nicht, Minerva“, nuschelte er zur Antwort und festigte seinen Griff um ihren Arm, den sie um seine Schultern geschlungen hatte. „Und jetzt komm weiter.“
„Nasürlich wollses su sas!“ Die Bestimmtheit in Minervas Stimme wurde nur durch das Fehlen jeglicher d- und t-Laute geschmälert, doch die Schüler aller Klassen hätten ihn problemlos wiedererkannt. Was sie allerdings noch nie gesehen hatten war der lange, spitze Zeigefinger ihrer Professorin, der sich fordernd in Snapes Seite bohrte. „Su wollses mir sicher sagen, sass su keine Freundin has... beschimms!“
Snape hätte diese Tatsache zwar nicht leugnen können, aber dass er sie Professor McGonagall mitteilen wollte, war ihm vollkommen neu, und das sagte er ihr auch.
„Sürlich wollses su sas!“, entgegnete Minerva mit der absoluten Gewissheit, die Alkohol manchmal verlieh, und klammerte sich noch enger an ihn, was sie beide fast in den Schnee stürzen ließ. „Aaaaaachsung!“, quiekte Minerva vergnügt und wedelte mit den Armen, was ihr bedrohliches Taumeln noch verstärkte, doch Snape gelang es rechtzeitig, sie an der Hüfte zu packen und sie am Umfallen zu hindern. „Um Merlins Willen, Minerva, reiß dich zusammen – stell dir vor, du brichst dir etwas und Madame Pomfrey müsste dich zusammenflicken!“
„Poppy's auch besrunken“, nuschelte die Hauslehrerin von Gryffindor, so als ob diese Tatsache irgendetwas besser machen würde, ließ sich aber dazu bewegen, die letzten Meter auf dem Weg zum großen Tor von Hogwarts zurückzulegen. Snape benötigte zwei Anläufe, um einen der großen, schweren Flügel aufzustemmen, was ihn ärgerte – er musste betrunkener sein als er eigentlich dachte, wenn es ihm nicht einmal mehr gelang, die Tür zu seinem Zuhause zu öffnen.
Trotzdem war er froh, nach drinnen zu kommen, die stechenden Schmerzen in seiner Nase und seinen Fingern, die er zuvor nicht bemerkt hatte, zeigten ihm deutlich, dass diese Dezembernacht viel zu kalt war, um draußen zu bleiben. Auch Minerva schien zu demselben Schluss gekommen zu sein, trotz ihrer gemurmelten Worte, dass sie doch noch einen Schneeengel machen wollte, und er konnte das Tor hinter ihnen beiden schließen, erleichtert, endlich die Kälte auszusperren.
Eigentlich hatte Snape die Hoffnung gehabt, dass Minerva jetzt, wo sie im Schloss waren, den Weg zu ihrem Büro alleine finden würde und er sich selbst in die Kerker zurückziehen konnte. Doch in den wenigen Augenblicken, in denen er mit der Türklinke beschäftigt war, war es Minerva gelungen, einige, taumelnde Schritte auf die große Treppe zuzugehen, ein amüsiertes Quieken auszustoßen und sich spektakulär auf den Hosenboden zu setzen. Snape seufzte auf und begrub diese Hoffnung ebenso schnell, wie sie aufgekommen war.
„Ausch“, nuschelte Minerva und blickte aus großen Augen zu ihm hoch, sie schien den Ausruf eher aus Prinzip ausgestoßen zu haben als weil ihr wirklich etwas geschehen war und Snape zog sie hoch, wobei sie ihn fast ebenfalls zu Boden riss – wieder einmal. „Als Kasse wär mir sas nich passiers...“
Allein schon der Gedanke, dass sie in ihrem Zustand versuchte, sich in ihre Animagusform zu verwandeln, ließ bei Snape alle Alarmglocken schrillen, und so zog er sie hastig weiter, gemeinsam stolperten sie die große Treppe hinauf. Er hoffte nur, dass sich kein Schüler verbotenerweise in die Gänge hinausgeschlichen hatte, denn wenn irgendjemand Professor McGonagall – oder noch schlimmer, ihn – voll wie einen Hauselfen nach einer Flasche Butterbier durch die Gänge torkeln sah, wäre ihr Ruf bei den Schülern für alle Zeiten dahin.
„Nich so hassich“, widersprach Minerva energisch, als er versuchte, sie weiterzuzerren, und stemmte die Hacken so fest in den Boden, dass es ihm – selbst angeheitert, wie er war – nicht gelang, sie vom Fleck zu bewegen und er sich resigniert gegen die kühle Wand lehnte. „Ich komm schon noch früh genug in mein Bess...“, erklärte sie und blickte sich verträumt um, auch die Bewohner der Gemälde schienen dem gemalten Alkohol zugesprochen zu haben und ein Burgfräulein im rosa Kleid prostete ihr fröhlich zu. „Schlafen ist überbewertet, meine Liebe, wirklich überbewertet!“
„Na toll“, murmelte Snape schicksalsergeben und ließ sich an der Wand entlang zu Boden sinken, jetzt hatte Minerva auch noch eine ebenso betrunkene Freundin gefunden, mit der sie sich austauschen konnte, und würde es nie bis in ihre privaten Räume schaffen.
„Hassu was gesags?“ Trotz ihres erhöhten Alkoholpegels waren Minervas Professoreninstinkte noch intakt, denn sie hatte seine geflüsterten Worte offensichtlich gehört und wandte sich ihm zu, ließ sich wackelig vor ihm auf die Knie fallen. „Was über seine Freunsin?“
„Er hat eine Freundin?“, wandte das Burgfräulein interessiert ein und versuchte, ihren Kopf aus dem Bild zu recken, um einen genaueren Blick auf ihn zu erhaschen.
Merlin. Jetzt sind sie zu zweit. „Um diese Tatsache ein für alle Mal klarzustellen: Nein, ich habe keine Freundin.“
Minerva giggelte und piekste ihn wieder in die Seite, offensichtlich eine Angewohnheit von ihr, wenn sie betrunken war – und eine, die er jetzt schon hasste. „Sollses sir aber eine sulegen, Seeeeveruuuus.“ Die Professorin musterte ihn ein wenig unstet von oben bis unten – kein Kunststück, immerhin saß er auf dem Boden – und schüttelte den Kopf. „Krieg is vorbei, Junge, und Frauen schehen auf sragische Geschichsen.“
„Tun sie schon seit tausend Jahren, Junge, lass dir das gesagt sein.“ Das Burgfräulein schien ebenfalls der Ansicht zu sein, dass er Rat in Sachen Beziehungen brauchte, und auch ihre Freundinnen, die an einem Tisch im Hintergrund saßen, begannen, sich für das Gespräch zu interessieren.
Zwar war die Wand hinter ihm angenehm kühl und die Versuchung, einfach hier sitzen zu bleiben, sehr groß, doch diese Horde kichernder Frauen – Minerva miteingeschlossen – löste in ihm einen stärkeren Fluchtreflex aus als der Dunkle Lord an einem seiner schlechteren Tage. Mühsam stemmte er sich hoch. „Du musst ins Bett, Minerva. Ganz dringend.“
„Aber hier is soch so bequem...“ Zweifelnd musterte Snape den harten Steinboden, auf dem die Verwandlungslehrerin gerade saß. „Un außersem hab ich gras Freunse gefunsen!“
„Minerva!“ Der Tonfall, den er eigentlich hatte anschlagen wollen, brachte normalerweise Erstklässler zum Weinen, doch ihr entlockte er nur ein weiteres, mädchenhaftes Giggeln. „Su sis ech süß, wenn su sas machs!“
„Ich bin nicht süß. Und jetzt steh auf!“ Unsanft packte er sie am Arm und tatsächlich gelang es ihm, sie hochzuziehen, ohne selbst wieder hinzufallen, allerdings landete sie direkt in seinen Armen und die mittelalterlichen Damen kicherten im Chor.
Während sie weiter den Gang entlangtaumelten, verfolgte sie das Geräusch, eigentlich hatte Snape gehofft, dass die Burgfräuleins zu betrunken wären, um von einem Bild zum nächsten zu laufen, doch da er immer wieder einen Blick auf rosa Schleier und Kleider erhaschte, hatte er sich in dieser Hinsicht offensichtlich getäuscht. Der Weg zu Minervas Büro kam ihm endlos vor, so als ob er mit jedem Schritt, den er nach vorne taumelte, zwei nach hinten gezogen würde, doch schließlich konnte er die vertraute Tür vor sich erkennen und seufzte erleichtert auf. Neben ihrem Kamin stand ein großer, bequemer Lehnstuhl, in dem er sie ohne schlechtes Gewissen zurücklassen konnte, bevor er sich selbst in sein eigenes Bett verkroch und hoffte, dass der folgende Morgen nicht allzu elend ausfallen würde.
Gerade hatte er es trotz der Tatsache, dass Minerva noch immer um seinen Hals hing und mit den Burgfräuleins plauderte, geschafft, die Tür zu ihrem Büro zu öffnen, als ein Quieken, das aus einem Bild direkt hinter ihm kam, ihn aufschrecken ließ. „Mistelzweig!“
Überrascht blickte er hoch und erblickte die grünen Äste mit den weißen Beeren direkt über seinem – und Minervas – Kopf, bevor er die Augen verdrehte und weitergehen wollte. Er hatte noch nie viel von diesem dämlichen Brauch gehalten und auch heute nicht vor, sich davon ablenken zu lassen, doch in dem Moment, in dem er Minerva weiterziehen wollte, bemerkte er unerwarteten Widerstand. „Aaaaaber Seeeeveruuuus...“ Ihre Stimme klang anklagend, und er versuchte, das Stöhnen zu unterdrücken, das sich einen Weg nach draußen bahnen wollte. „Ja?“
„Wiiiir sehen unser einem Miselsweig!“
Snape holte tief Luft und zählte innerlich bis zehn, um einen Wutanfall zu verhindern, während im Hintergrund die „Küssen! Küssen! Küssen!“-Rufe der Burgfräuleins immer lauter wurden. „Und?“
„Oooohne Kuss geh ich hier nich wes!“
„Aber ich“, entgegnete Snape kalt und wandte sich ab, wollte sich auf den Weg zu seinen eigenen Räumen machen und zum Teufel mit Verantwortung und Albus' mahnendem Blick, den er ihm sicher zu... er spürte, wie ihn schmale, kräftige Finger am Arm packten und herumdrehten, bevor Minerva ihm einen sehr feuchten Kuss auf die Wange drückte. „Wenn su wegläufs, bekomms nie n Mädchen!“, erklärte sie ihm mit einem ernsten Blick, bevor sie die Tür zu ihrem Büro hinter sich schloss und Snape mit den giggelnden Burgfräuleins alleine ließ.
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