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Fanfiction

Harry Christmas Everyone - Stille Nacht

von Glasschmetterling

Pairing: Remus Lupin/Nymphadora Tonks, gewünscht von NymphadoraLupin und Schnuffelchen

33. Stille Nacht

Remus Lupin wusste nicht, welcher rachsüchtige Gott dafür gesorgt hatte, dass er seine nächtliche Schicht bei der Bewachung von Ophelia DuPres ausgerechnet mit Nymphadora Tonks teilen musste, aber er war überzeugt, dass er Werwölfe nicht mochte. Nicht, dass Remus ihm da einen großen Vorwurf machen konnte – immerhin mochte er selbst Werwölfe auch nicht besonders, und sich selbst nahm er dabei nicht einmal aus – aber warum musste sich das Schicksal gerade diese besonders exquisite Art von Folter aussuchen, die seine momentane Partnerin darstellte? Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er Tonks für eine unangenehme Person hätte halten können, sie nicht mögen, ja vielleicht sogar hassen, oder wenn ihn ihre Manierismen in den Wahnsinn getrieben hätten... so blieb ihm nichts weiter, als sie durch die Stille der Weihnachtsnacht hinweg zu beobachten und zu versuchen, seine verräterischen Gedanken und Wünsche im Zaum zu halten.

Ihr Auftrag war eine Möglichkeit dazu, und so rief er sich noch einmal ins Gedächtnis, wieso sie in einer Nacht, in der der Rest Englands mit Freunden und Familie vor dem Feuer saß und sich auf die Geschenke am nächsten Morgen freute, in einer eiskalten Gartenhütte im Norden Schottlands hockten und froren.

Ophelia DuPres war die Schwester einer der einflussreichsten Angestellten der Abteilung für magische Strafverfolgung, und die Todesser hatten in den letzten Wochen eine Reihe von Drohungen gegen sie ausgestoßen. In einer perfekten Welt wäre das Grund genug für das Zaubereiministerium gewesen, eine Patrouille von Auroren abzustellen, um ihr Haus zu bewachen, bis der Fidelius-Zauber, der sie schützen sollte, vorbereitet werden konnte – aber leider war die Welt nicht perfekt. Rufus Scrimgeour war der Ansicht, dass die Gefahr nicht groß genug war, um zu rechtfertigen, zwei Auroren von ihren Positionen zum Schutz des Ministeriums abzuziehen... und so war die Aufgabe dem Orden des Phönix zugefallen.

Nicht, dass Remus sich mit der Aufgabe, die Unschuldigen zu beschützen – und Mrs DuPres, ihr Mann und ihre Kinder waren zweifellos unschuldig – nicht identifizieren konnte... aber es ärgerte ihn, dass Scrimgeour den Orden durch seine Untätigkeit förmlich dazu zwang, in die Lücken zu springen, die die Auroren hinterließen. Und diese Lückenfüllertätigkeit hielt sie davon ab, gegen die Todesser aktiv zu werden, anstatt sich nur zu verteidigen... was dazu führte, dass Du-weißt-schon-wer viel zu viel Zeit hatte, sich damit zu beschäftigen, was er anderen antun konnte, anstatt damit, wie der Orden ihm schaden konnte. Und dass er in einer eiskalten Gartenhütte hockte und sich wichtige Teile abfror, während Scrimgeour in seinem warmen Büro saß, trug nicht unbedingt dazu bei, seine Stimmung zu verbessern.

„Remus?“

Tonks hatte sich neben ihm auf das Feldbett fallen lassen, das einer ihrer Vorgänger aufgestellt hatte, und musterte ihn aus großen Augen, in denen zu viel Sorge und Mitgefühl lagen, als dass er sie ignorieren konnte. „Ja?“

„Ist... ist alles okay mit dir?“ Wie sie fragte, wie sie ihn ansah, wie sie ihm die Hand auf die Schulter legte, zögerlich und scheu, alles schrie hinaus, dass sie ihn nicht nur als Kampfgefährten im Orden sah, dass sie ein größeres Interesse an seinem Wohlergehen hatte, und Remus schluckte hart. Ihm war nicht verborgen geblieben, wie ihre Magie sie seit diesem einen, desaströsen Gespräch im letzten Sommer im Stich ließ, wie müde und abgehärmt sie aussah und wie sie sich in mehr Schichten einteilen ließ, als gut für sie war, nur um zu vergessen... aber was sollte er tun? Was sie jetzt empfand, war nur ein Schatten dessen, was auf sie wartete, wenn sie wirklich mit ihm, einem Werwolf, zusammen wäre... die Ausgrenzung der magischen Gemeinschaft, die Armut, die viel zu langen Nächte, wenn er im Keller seines Hauses wütete... und schließlich und endlich der Tod, der doch auf alle wartete, die er zu lieben wagte.

Er sachte den Kopf. „Ja. Nur ein paar düstere Gedanken.“

Tonks runzelte die Stirn, und er konnte ihr zögern spüren, während sie ihre geröteten Hände vor sich aneinanderrieb, um die Kälte daraus zu vertreiben. Eigentlich mussten sie schon dafür dankbar sein, dass sie nicht draußen in der Kälte Schottlands und dem kniehohen Schnee ausharren mussten, den der Wind vor sich hertrieb, aber das Gartenhaus bot nur einen ungenügenden Schutz gegen die Elemente, und der Frost kroch durch die Ritzen herein und formte Eisblumen auf den dünnen Fensterscheiben. Trotzdem konnten sie nur hier sein, weil sie das Haus und das Grundstück der DuPres' mit genug Bannen versehen hatten, um die Umgebung aufleuchten zu lassen wie einen der Neon-Weihnachtsbäume der Muggel, sollte ein Todesser in ihre Nähe geraten, und im Moment war Remus dankbar für die Vorbereitungen ihrer Ordenskollegen. Zwar war er durch seine Krankheit resistenter gegen Kälte als viele andere Zauberer, aber da war immer noch Tonks, und sie fror ganz offensichtlich stark – er wollte sich nicht vorstellen, wie es ihr gehen würde, wenn sie dort draußen ausharren würden.

Tonks hatte nicht auf seine ausweichende Erwiderung – denn genau das war es, und nicht einmal eine besonders gute – geantwortet und starrte nun durch die vereisten Scheiben hinüber zu den warmen, freundlichen Lichtern des Hauses, ihre Augen so grau wie ihre Haare, und er glaubte, sie verdächtig glitzern zu sehen. Remus schluckte – mehr als nur eine normale, menschliche Reaktion auf ihren Schmerz, sondern Zeichen seines Interesses an... zumindest ihrem Wohlergehen, wenn schon nicht ihr als potentieller Partnerin. Nein, verdammt... er war interessiert an ihr, und doch gab es nichts, das er tun konnte... er würde sie in Gefahr bringen, ihr Leben ruinieren... und ein bisschen momentanes Unglück war immer noch besser, als für den Rest seines Lebens als die Frau eines Werwolfs gebrandmarkt zu sein. Und irgendwann würde auch Tonks das einsehen...

Remus seufzte und schlüpfte aus seinen dicken, gefütterten Handschuhen, bevor er sie Tonks in den Schoß legte, und sie sah überrascht auf.

„Nimm sie. Du brauchst sie dringender als ich.“

Sie nickte, langsam und fast scheu, eine Reaktion, die so konträr zu ihrer eigentlichen Persönlichkeit war, dass es Remus fast das Herz brach, vor allem, weil sie sich ihm gegenüber schon seit dem Sommer verhielt, als ob sie auf Zehenspitzen gehen würde, aber dann schlüpfte sie in die Handschuhe und er hörte ein leises Seufzen. Ihre Finger verschwanden fast in dem Leder, aber Tonks störte sich nicht daran, sondern genoss die Wärme seiner Hände, die die Handschuhe gespeichert hatten. „Danke.“ Ihre Stimme klang erstickt, und Remus wandte sich ab, trat zu der Teekanne hin, die sie in einer Ecke der Hütte aufgestellt hatten, und berührte sie mit seinem Zauberstab, mehr, um ihr einen Moment zu geben, um sich wieder zu fassen, als weil er wirklich durstig war.

Der Teekessel pfiff, als ein Strahl Dampf daraus hervorschoss, und Remus kramte zwei Teebeutel aus einem kleinen Kästchen und warf sie in zwei abgewetzte, nicht zusammenpassende Tassen, die ein anderes Ordensmitglied hier zurückgelassen hatte, bevor er das heiße Wasser darübergoss. Die Kälte hatte auch seine rauen, vernarbten Hände gerötet, und er betrachtete sie für einen Moment nachdenklich, bevor er sich zu Tonks umwandte, deren große Augen ihm nun durch die Hütte folgten, während er auf sie zuging. „Hier.“

Sie nahm ihm die Teetasse mit vorsichtigen Bewegungen ab, und er konnte durch das Leder seiner Handschuhe ihre schmalen, schlanken Finger unter seinen spüren, für einen Moment nur, aber lange genug, um die Berührung in sein Gedächtnis einzuprägen. Remus seufzte, während er sich auf das Feldbett fallen ließ, und nippte vorsichtig an seinem brühend heißen Tee, um sich von der Frau neben ihm abzulenken – die offensichtlich andere Ideen hatte.

„Remus?“

Fast widerwillig wandte er sich ihr zu, und in ihren Augen sah er dieselbe ängstliche Zaghaftigkeit, die sich auch in seiner Bewegung ausgedrückt hatte. „Ja?“

Sie antwortete nicht sofort, nahm stattdessen einen Schluck aus ihrer Tasse, aber Remus befürchtete, dass sie noch etwas sagen sollte, und nahm seinen Blick nicht von ihr. Sie war schön... selbst mit mausgrauem Haar und ebenso grauen Augen, blasser Haut und diesem unendlich traurigen Ausdruck in ihrem Blick, und er wollte nichts mehr, als seine Hand an ihre Wange zu legen und sie an sich heranzuziehen – nur dass er das nicht konnte, weil es die Bemühungen der letzten Monate, sie zu überzeugen, dass er nicht der Richtige für sie war, zunichte gemacht hätte.

Sie seufzte und schüttelte den Kopf, schien nicht die richtigen Worte für das finden zu können, was sie sagen wollte, und stellte ihre Tasse zur Seite, bevor sie näher an ihn heranrückte. In jeder anderen Situation wäre er nun aufgestanden, oder ausgewichen, hätte alles getan, um aus ihrer Nähe zu entkommen, aber ihre Augen hielten seinen Blick fest, und er schaffte es nicht einmal, von ihr wegzusehen... wie sollte er da fliehen können?

Schmale Finger schlüpften aus seinen Handschuhen, bevor sie sich nach der Tasse reckten, an der er sich noch immer festhielt, und sie sanft aus seinem Griff lösten und zur Seite stellten, ohne dass ihre Augen, in denen nun ein dunkler Funken glomm, sich von seinem Gesicht lösten. „Tonks?“, fragte er, leise, unsicher, aber sie schüttelte nur in einer schmalen Geste den Kopf, bevor ihre Finger den Weg an seinen Nacken fanden und die vernarbte Haut berührten.

Er seufzte – eine unwillkürliche Reaktion, die aus der Spannung des Moments geboren war – und lehnte sich in die Berührung, sich bewusst, dass es viel zu lange her war, dass jemand den Kontakt zu ihm gesucht hatte, freiwillig und ohne hintergründige Motive, einfach, weil er er war... und bevor er seinen Körper wieder in seine Gewalt bringen konnte, war aus dem Funken in ihren Augen ein Waldbrand geworden.

Sie zog ihn an sich heran und küsste ihn, und er war zu einsam, zu müde, zu erschöpft von zu vielen Kämpfen, als dass er noch die Kraft gefunden hätte, sie noch einmal wegzuschieben... der kleine, rationale Teil seines Gehirns, der darauf bestand, das das hier eine dumme Idee war, schwieg für einen kurzen Moment der Perfektion, als ihre Lippen sich berührten und seine Finger durch ihre Haare strichen, die ihm plötzlich und unerwartet wieder in Kaugummipink entgegenleuchteten.

Aber der Augenblick verging, und langsam, zögerlich, löste er sich von ihr und schob sie sanft von sich weg, auch wenn es ihn alle Kraft kostete, die er in diesem Moment noch hatte. „Tonks, wir können nicht...“

Ihr Finger fand seine Lippen und er verstummte, während sie sanft den Kopf schüttelte. „Bitte nicht, Remus... nicht jetzt.“

Er sah die Tränen, die in ihren Augen glitzerten, sah, wie die leuchtende Farbe ihrer Haare wieder zu einem stumpfen Mausgrau verblasste, und er konnte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen – nicht, wenn die kleine Gartenhütte im Norden Schottlands nun ein unendlich ärmerer, kälterer, trostloserer Ort war als noch vor wenigen Momenten. Nicht, wenn er verstand, warum sie die Stille vorzog, besonders in dieser einen, besonderen Nacht.

Langsam nickte er und erhob sich, kämmte mit seinen Fingern durch seine Haare in einem Versuch, seine Gedanken zu klären, und als das nicht funktionierte, machte er sich auf den Weg zur Tür der Hütte. „Es ist Zeit für meine Patrouille.“

Tonks nickte stumm und er wandte sich ab, aber als er schon die Finger auf die Klinke gelegt hatte, spürte er ihre Präsenz an seiner Seite, und sie reichte ihm seine Handschuhe. „Hier.“

Ein trauriges Lächeln spielte für einen Moment um seine Lippen. „Danke.“

***

Als er eine halbe Stunde später aus dem heulenden Wind und dem Schneefall in die Gartenhütte zurückkehrte, hatte Tonks sich auf dem Feldbett eingerollt und schlief, die Spuren getrockneter Tränen auf dem Gesicht, und Remus schluckte, bevor er sich neben sie setzte. „Es tut mir leid...“, wisperte er, doch sie rührte sich nicht, und er blinzelte heftig, um seinen eigenen Schmerz und seine eigene Verzweiflung im Zaum zu halten. „Es tut mir so leid... und es wird mir noch viel mehr leid tun, wenn einer von uns stirbt, ohne dass du weißt...“

Seine eiskalten Finger fanden ihre Wange, und langsam, vorsichtig streichelte er ihr Gesicht, versuchte, sich jede Linie und jeden Zug ins Gedächtnis einzuprägen, während sie sich im Schlaf in seine Berührung lehnte und er versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die ihm über die Wangen rollen wollten. Ein Teil von ihm wollte sie wecken, wollte ihr sagen, was er fühlte, wollte das Glück kosten, wenn auch nur für ein paar Tage oder Wochen oder Monate... aber ihr Leben war wertvoller als seines, und er wollte nicht noch einen Menschen begraben müssen, der ihm zu wichtig war. Also schwieg er, riss sich von ihrem Anblick los und trat ans Fenster, um in die Stille der Heiligen Nacht hinauszustarren und auf ein Wunder zu warten.


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