Pairing: Sirius Black/Remus Lupin, gewünscht von Fantasygirl98
24. Im Sternbild des Wolfes
Zuerst dachte Sirius, er hätte sich das schwache Klopfen an der Tür des alten Hauses nur eingebildet, ein Klopfen, das nicht einmal seine Mutter in ihrem unsäglichen Portrait gehört hatte, doch als es erneut ertönte, noch leiser, noch besser verborgen zwischen dem Prasseln der Flammen im Kamin vor ihm und dem heulenden Wind vor der Tür, stemmte er sich aus seinem Stuhl nach oben. Es konnte nicht schaden, nachzusehen... wirklich nicht, und genau genommen hatte er auch nichts besseres zu tun. Bis auf das gelegentliche Ordenstreffen und die wenigen Nächte, an denen Remus Lupin sein Haus benutzte, um dort zu übernachten, war er alleine... und er konnte nicht nach draußen, weil der kleine Malfoy ein paar dumme Kommentare gemacht hatte, die so klingen sollten, als ob er mehr wusste, als er wirklich tat.
Missmutig stapfte er aus der Küche und die Treppe nach oben, die Flasche mit Feuerwhiskey, aus der er eben getrunken hatte, noch in der Hand, und durchquerte auf Zehenspitzen den Flur, um seine Mutter nicht zu wecken. Hier heulte der Wind noch lauter als im Keller, wo er nur die schlimmsten, lautesten Schläge hörte, wenn die Bäume im kleinen Garten gegen die Fensterläden knallten, und durch den Wind und den Schneeregen konnte er überhaupt nichts erkennen, als er durch die Fenster der großen Eingangstür nach draußen spähte, nicht einmal den Umriss eines Reiseumhangs. Also musste er wohl oder übel nachsehen.
Sirius packte seinen Zauberstab, verborgen von seinem Ärmel, streckte die Hand aus und drehte den Türknopf. Augenblicklich wurde ihm die Tür aus der Hand gerissen, als der Wind danach griff und sie nach innen drückte, und er konnte nur noch zur Seite springen, als sie so heftig gegen die Wand des Flures stieß, dass der Knall seine Mutter aufweckte. „Verdammt.“
Der eiskalte Schneeregen, der die dünne, schlammig-braune Schneedecke auf dem Grimmauld Place wegschwemmen wollte, schlug ihm ins Gesicht, und er kniff die Augen zusammen, als er nach draußen starrte – nichts. Niemand stand vor seiner Tür... er musste sich das Klopfen nur eingebildet haben.
„Sirius.“
Die schwache, raue Stimme, kaum hörbar über dem wütenden Gezeter von Mrs Black, lenkte seinen Blick nach unten, auf die Türschwelle, wo Remus Lupin sich mit blutverschmierten Händen die Seite hielt und versuchte, die Wunde zu bedecken, die ein Fluch dort geschlagen hatte. „Scheiße, Remus.“
Er kniete im eiskalten Matsch, bevor er begriff, was er eigentlich tun wollte, und versuchte, seinen Freund vom Boden hochzuziehen. „Was ist passiert?“
Remus hustete Blut, und Sirius spürte mit Entsetzen, wie kalt er war, wie durchnässt seine Kleidung. Wie lange hatte er sich schon durch die Winternacht geschleppt, bevor er hierher hatte apparieren können? Eigentlich wollte er es gar nicht wissen. „Kleine... Meinungs... Meinungsverschiedenheit.“
Der matte Sarkasmus in Remus' Stimme, der viel zu sehr nach Gleichgültigkeit klang, ließ Sirius schlucken, und er schlang den Arm seines Freundes, mit dem dieser nicht seinen Magen hielt, um seine Schulter. Schwebezauber standen ganz außer Frage... er war zu betrunken, und langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, wie vorsichtig er dann mit seiner Magie sein musste, um nicht mehr kaputtzumachen, als er dadurch bewirken konnte. Nein, seine Zauber musste er für den Teil dieses Notfalls aufheben, den er nicht ohne Magie bewältigen konnte, und dann hoffen, dass er Glück hatte und Remus nicht damit umbrachte. „Kannst du laufen?“
Remus' unterdrücktes Wimmern, als Sirius seinen Körper aus der eingerollten Position auf dem Boden aufrichtete, war Antwort genug, und Sirius biss die Zähne zusammen und zwang sich, den ersten, vorsichtigen Schritt nach vorne in den Flur zu machen. Er schwankte wie ein Boot im Sturm, nicht nur, weil er Remus mehr tragen musste, als dass er ihn stütze, sondern auch, weil das Haus um ihn herum sich drehte, und er bereute bereits jetzt, dass er zu stolz gewesen war, um Schniefelus um ein paar Ausnüchterungstränke zu bitten. Jeder seiner beißenden Kommentare wäre angenehmer gewesen als zu wissen, dass Remus nun litt, weil er sich nicht hatte zurückhalten können und sich mit einer Flasche Feuerwhiskey in seinem Elend gesuhlt hatte, anstatt wie jeder vernünftige Zauberer um diese Uhrzeit zu schlafen. Andererseits... vielleicht hätte er dann das matte Klopfen an der Tür über den heulenden Wind hinweg nicht einmal gehört.
Auch wenn Sirius spürte, dass Remus ihm nach Kräften half, ihren Kurs durch den Flur und zur Kellertür hin stabil zu halten, prallte er mehr als einmal gegen die Wände, und konnte nur mit Mühe verhindern, dass Moony über den hässlichen Schirmständer stolperte, der regelmäßig Nymphadora Tonks zum Verhängnis wurde. Er brachte nicht einmal die Koordination auf, um die Vorhänge vor dem Portrait seiner Mutter zu schließen, zu sehr befürchtete er, dass er und Remus dann fallen würden, und erst, als sich die Kellertür hinter ihnen schloss, wurde ihre ohrenbetäubende Stimme ein wenig gedämpft.
Schon als sie losgeschwankt waren, hatte Sirius die Idee verworfen, Remus die Treppe nach oben zu einem der Schlafzimmer zu schleppen, und der Speisesaal, der einzige andere Raum im Erdgeschoß, war nicht beheizt. Schon jetzt konnte er spüren, wie Remus unter seinem tropfnassen Umhang, der langsam auch Sirius' Kleidung durchnässte, fröstelte, also war die Küche die einzige Option, die zudem den Vorteil hatte, dass er dort das Feuer im großen Herd brennen gelassen hatte.
Die Treppe war ihr einziges Hindernis, und Sirius schob sich vor Remus in der Hoffnung, dass sein Freund, falls sie fielen, wenigstens weich landen würde, doch seine Vorsicht erwies sich zu seiner Erleichterung als unnötig. Langsam, aber stetig, nahmen sie Stufe um Stufe, während Sirius Remus mit dem Gewicht seines Körpers stützte, und schließlich erreichten sie den dunklen, höhlenartigen Raum, dem das Feuer das einzige Licht spendete und wo Sirius die Abende der letzten, stetig dunkler werdenden Wochen verbracht hatte. Den Geruch nach Alkohol nahm er, wenn er alleine war, kaum mehr wahr, doch jetzt, wo er Remus bei sich hatte, dessen Sinne schon immer so viel besser gewesen waren, erinnerte er sich daran – aber dafür war keine Zeit. Remus brauchte seine Hilfe, und auch wenn er, müde und betrunken, nicht der beste Kandidat war, um sie zu leisten... er war hier, und alle anderen nicht, und Remus war sein Freund, verdammt!
Sirius' Schulter protestierte, als er den Stuhl am Feuer erreichte, in dem er vor wenigen Minuten noch selbst gehangen war, und Remus darauf absetzte, doch auch darauf konnte er nicht achten... hastig schälte er Remus aus seinem Reiseumhang, versuchte, das Blut zu ignorieren, das seine Seite verklebte und noch immer zwischen seinen Fingern hervorquoll, das Blut und die Angst, die in seinem Inneren aufstiegen. Er hatte so viel verloren in den letzten Jahren... Remus war der einzige seiner Freunde, der noch lebte, abgesehen von Harry, und der Gedanke, dass der Krieg ihm ihn auch noch wegnehmen könnte, schnürte ihm die Kehle zu, seine Reaktion noch verstärkt durch den Alkohol, der durch seine Adern pulsierte.
„Bleib bei mir, Moony!“
Remus zog matt einen Mundwinkel nach oben. „Ist... ist nicht so schlimm, dass ich gleich den... Löffel abgebe.“
Jahrelange Erfahrung hatte Sirius gelehrt, dass Remus ein Meister des Understatements war, besonders, wenn es um seine eigenen Verletzungen ging, und er begann, auch das zerrissene Hemd aufzuknöpfen, das nass und kalt an seiner Brust klebte. „Das sagst du. Ich floh gleich nach Madame Pomfrey, wenn ich mit dir fertig bin.“
Remus schüttelte den Kopf. „Aufpäppeltrank. Blut stillen. Wunde schließen. Alles gut.“
Sirius bezweifelte diese Einschätzung stark, besonders, da er Remus' Verletzung nicht mit seinem Zauberstab verschließen konnte – oder zumindest nicht, ohne mehr Schaden anzurichten, als seine Versuche nutzen würden – aber für den Moment widersprach er nicht, sondern warf Remus' Hemd auf den Boden und hastete zu der kleinen Vorratskammer neben der Küche. Zumindest der Aufpäppeltrank war eine gute Idee, und sobald Remus wieder klar denken konnte, konnte er ihm auch sagen, was er tun musste... denn je mehr er versuchte, sich zu konzentrieren, desto mehr vernebelten Panik und Alkohol seine Gedankengänge.
Das kleine Fläschchen fühlte sich beruhigend fest und kühl an unter seinen Fingern, ein Fixpunkt in einem sich drehenden Universum, und er stolperte zurück zu Remus, der sich kreidebleich am Stuhl festhielt, das Blut auf seinen Händen, Armen und seinem Torso ein harter Kontrast zum beängstigend weißen Ton seiner Haut. „Hier.“
Remus versuchte, die Hand auszustrecken, aber die Bewegung endete, bevor sie über Brusthöhe hinausging, und Sirius trat nach vorne und führte die kleine Phiole an seine Lippen. „Trink.“
Zu seiner Erleichterung schluckte Remus, anstatt zu husten, und Sirius konnte sehen, wie die Farbe in ihn zurückkehrte, sein flacher, gehetzter Atem leichter ging und der Schleier über seinen Augen sich lichtete. „Danke.“
Seine braunen Augen huschten umher, über die Feuerwhiskeyflaschen auf dem Boden, das Geschirr in der Spüle, den Staub auf dem Tisch und über Sirius selbst, der unrasiert und in der Kleidung von vor Tagen vor ihm kniete, und auch wenn er seine Missbilligung verbergen wollte, Sirius sah sie trotzdem. Jahre der Freundschaft hatten ihn gelehrt, sie in diesem normalerweise so sanften Blick zu entdecken, und dass Remus sie jetzt, wo er blutend und zitternd vor dem Feuer saß, noch immer spürte, tat mehr weh als jeder abfällige Kommentar von Schniefelus. Sirius schluckte, als ihm Tränen in die Augen stiegen, die er nicht wollte und die ihn sich nur noch mehr fühlen ließen wie ein nutzloses Wrack von einem Mann, und rückte Remus' Stuhl näher an das viel zu hell und heiß lodernde Feuer. „Blutung stillen, ja?“
Seine Stimme klang belegt, und er vermeinte, Mitleid in Remus' Augen zu sehen, als er nickte, und auf seinen Umhang deutete. „Zauberstab.“
Sirius rutschte fast in der Pfütze aus, die sich unter Remus' Reiseumhang gebildet hatte, als er in der Masse an schwarzem Stoff wühlte, und schließlich den Zauberstab hervorzog und ihn Remus reichte, bevor er zu dem Schrank hastete, in dem Poppy immer Pflaster, Salben und andere Mittel aufbewahrte, selbst wenn sie nicht im Hauptquartier war. Der Orden des Phönix war noch nie eine Organisation gewesen, die wenig Verletzungen zu beklagen hatte, und Sirius konnte es nur auf seine Angst und den Alkohol schieben, dass er nicht weit genug gedacht hatte, um den Verbandskasten sofort zu holen. Doch jetzt, wo Remus schon besser aussah und nicht mehr zitterte wie Espenlaub, verschwand zumindest seine Furcht, er würde ihm unter den Händen wegsterben, und ließ nur noch den Nebel in seinem Kopf zurück, der von zu viel Feuerwhiskey verursacht wurde. Mit dem Schock war allerdings auch diese erzwungene Art der Nüchternheit gewichen, die von zu viel Adrenalin im Blut verursacht wurde, und er spürte, wie seine Bewegungen wieder langsamer und fahriger wurden, weil nicht mehr so viel von seiner Stärke und Präzision abhing.
Der Verbandskasten klapperte auf dem Tisch, als Sirius ihn darauf abstellte und nach Bandagen wühlte, während Remus seinen Zauberstab auf seine eigene Seite richtete in dem Bemühen, sowohl den Schmerz als auch die Blutung zu stillen und die klaffende Wunde zu schließen, und Sirius biss die Zähne zusammen. Jetzt, wo der Notfall vorbei war, wo Remus sich selbst helfen konnte, wurde ihm erst bewusst, wie viel ihm daran gelegen hatte, dass er gebraucht wurde, wie wichtig es für ihn war, bedeutend und nützlich zu sein, und dass es schmerzte, wenn er wieder in die Rolle des Statisten zurückgedrängt wurde, der nichts tun konnte außer zu beobachten. Er wollte etwas tun, er musste etwas tun, und erst jetzt spürte er, dass ihm sogar die schwere Verletzung seines besten Freundes tief in seinem Inneren Genugtuung bescherte, wenn sie es ihm nur erlaubte, seine Fähigkeiten, so bemitleidenswert sie auch sein mochten, einzusetzen. „Ich bin so ein Arschloch.“
Remus blickte nicht einmal von seinem Zauberstab und seinen fahrigen Bewegungen auf, sondern nickte nur, eine langsame, abgelenkte Geste. „Schon immer gewesen.“
Der matte Sarkasmus in seiner Stimme machte Sirius wütend, weil Moony nicht begriff, dass das kein Scherz unter Freunden war, sondern dass er es ernst meinte, dass er wirklich ein schlechter Mensch war, und nutzlos noch dazu, und dass er ihm wirklich zustimmen musste und nicht nur neckend. „Das ist nicht witzig!“
Nur Stille antwortete auf seinen wütenden Ausbruch, und er bereute ihn, sobald sie aus seinem Mund gekommen waren. Remus war verletzt, und er brauchte seine Konzentration, um seine Verletzungen zu versorgen, und er hatte nichts besseres zu tun, als ihn mit seinen eigenen Sorgen zu belästigen. Nur ein weitere Beweis dafür, was für ein fürchterlicher Freund er war, dafür, dass Moony es verdient hätte, dass James überlebte anstatt ihm, jemand, der für ihn da sein konnte... kein Wrack wie er, der ein Drittel seines Lebens in Askaban verbracht hatte, während sein bester Freund von der Zauberwelt ausgestoßen wurde.
Erst als der Blutstrom unter seinen Fingern versiegte und die Wunde sich notdürftig geschlossen hatte, blickte Moony auf, und die dunklen Ringe unter seinen Augen, die Müdigkeit in seinem Blick, ließen Sirius seine harschen, wütenden Worte nur noch mehr bereuen. „Du bist betrunken, Sirius.“
Die simple Feststellung, mehr müde als tadelnd oder abweisend, trieb den Dolch nur noch tiefer in Sirius' Seite, und anstatt zu antworten, reichte er Moony eine Rolle magischen Verbandes. „Hier.“
Remus' weiche, braune Augen musterten ihn für einen Moment, und Sirius wusste, dass sein Freund versuchte, abzuschätzen, wie betrunken er war, wie wütend, wie unberechenbar. Zu oft hatte er ihn in den letzten Monaten in einem Zustand wie diesem gefunden, zu oft hatte er auf die harte Tour herausgefunden, dass mit Sirius nicht zu spaßen war, wenn er zu viel Feuerwhiskey getrunken hatte, und die Entschuldigung am Morgen danach machte nichts besser. Sirius biss die Zähne zusammen und wartete auf sein Urteil.
„Du musst mir helfen.“ Die Worte trafen ihn unerwartet, und er runzelte die Stirn, als Remus ihm die Rolle Verband wieder entgegenstreckte. „Wenn ich mich zu sehr bewege...“
Sirius nickte langsam und streckte seine Hand aus, schlang seine Finger um den Stoff, dessen Magie auf seiner Haut prickelte, und kniete dann neben Remus' Stuhl, bemüht, die vielen Narben auf seinem Torso nicht zu bemerken, die vielen Kratzer und Schnitte, die verheilt waren, manche zu blassen Strichen, manche zu rosa Flächen, andere zu hässlichen Wulsten in wütendem Rot. „Es tut mir leid.“
Remus antwortete nicht, doch Sirius sah, wie sich seine Hand um die hölzerne Lehne krampfte, und das nicht wegen physischem Schmerz – er hatte Remus noch nicht einmal berührt. Doch jetzt suchten seine Hände nach der Schulter seiner unverletzten Seite, halfen ihm, sich nach vorne zu lehnen, damit Sirius die Bandage über die notdürftig verschlossene Wunde abrollen konnte. Remus war von einem Fluch getroffen worden, und die Kanten des hässlichen, gezackten Schnitts pulsierten noch immer in Übelkeit erregendem Grün. Für einen Moment überlegte er, doch noch nach Madame Pomfrey zu flohen, aber er wollte Remus' Urteil nicht in Frage stellen, wollte sich nicht auch noch als offen illoyal erweisen anstatt nur in den Abgründen seines eigenen Herzens.
Mit Runde für Runde der Bandage verschwand mehr von Remus' Verletzung an Remus' Seite, und Sirius konzentrierte sich auf die Arbeit seiner Hände, wagte es nicht, nach oben zu sehen, während sein Mund sich fast wie von selbst bewegte, angetrieben von dem Feuerwhiskey, den er getrunken hatte, die Worte geformt von den Ängsten in seinem Inneren. „Ich bin nutzlos, Remus – nutzlos. Ich sitze hier in diesem verdammten Haus, mit nichts als diesem verdammten Hauselfen und dem Portrait meiner sadistischen Mutter als Gesellschaft, während alle anderen dort draußen kämpfen und sterben... sogar du wärst heute fast gestorben, Remus... und ich kann das nicht. Ich kann hier nicht bleiben, damit ich in Sicherheit bin, während alle anderen ihr Leben riskieren. Sogar Harry und seine Freunde kämpfen gegen diese verdammte Schulleiterin... und was mache ich? Ich kämpfe gegen Staubwolken, wenn es hochkommt!“ Seine Wut wollte seine Hände zittern lassen, aber er zwang sich, sie ruhig zu halten, wollte Remus keine Schmerzen zufügen, wo es nicht notwendig war. „Und jetzt, wo du hier bist, hab ich nichts besseres zu tun, als neidisch zu sein auf dich... weil ich eine Aufgabe möchte, einen Auftrag, irgendetwas, sogar wenn es mich umbringt, einfach, damit ich hier nicht rumsitzen muss... das Haus fühlt sich manchmal schlimmer an als Askaban, weil ich gedacht hab, ich hätte es geschafft, ich wäre frei... aber Dumbledore ist der schlimmste Gefängniswärter von allen. Der schlimmste.“ Er wollte einen weiteren Schluck aus seiner Feuerwhiskeyflasche nehmen, aber die Erinnerung an die Trauer in Remus' Augen und die Tatsache, dass er sie irgendwo auf dem Treppenabsatz im Schnee verloren hatte, als er auf die Knie fiel, hielten ihn davon ab, und stattdessen rollte er die letzten Inches der Bandage ab und schob das Ende unter die anderen Lagen. „Ich bin so ein Arschloch, Remus – ich bin ein schrecklicher Mensch.“
Er hätte es noch immer nicht gewagt, die Augen zu heben, hätte nicht ein langgezogener Seufzer seine Aufmerksamkeit erregt, doch als er den Blick hob, sah er, dass Remus' Lider geschlossen waren. Für einen Moment kroch die Wut in seine Brust – wie konnte er es wagen, ihn einfach zu ignorieren, wenn er sein Herz ausschüttete! – aber noch bevor er den Mund öffnete, war sie verflogen. Remus sah... friedlich aus. Die Augen geschlossen, die harten Linien in seinem Gesicht, die sich viel zu früh dort eingegraben hatten, entspannt, der Schmerz, der seine Schultern zusammengekrampft hatte, verschwunden und seine Pose entspannt... Remus strahlte eine Ruhe aus, die Sirius bei sich selbst schon seit Jahren vermisste, und ein Bisschen... ein klitzekleines Bisschen davon strahlte auf ihn über und beruhigte den Aufruhr in seinem Inneren, versprach ihm, dass er kein schlechter Mensch war, dass, zumindest für diesen Abend, alles gut war. Trotz des Krieges, trotz des Wissens, dass sie am Ende alle für sich selbst fochten, trotz der Tatsache, dass Remus es nicht einmal geschafft hatte, für ihn da zu sein, als er es am nötigsten brauchte... genauso, wie Sirius nicht für ihn da gewesen war.
Sirius schluckte und wandte sich um, schlich sich die Treppe hinauf, und zehn Minuten später hatte er Remus' Füße hochgelegt und seine schlafende Form unter einer der dicken Decken aus den Schlafzimmern verborgen, bevor er für sich selbst einen Platz auf dem Boden neben ihm fand wie der Hund, als der er sich manchmal fühlte.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel