Pairing: Draco Malfoy/Hermine Granger, gewünscht von Pigwidgeon
21. Mesalliance
Sie trafen sich schon eine ganze Weile, auch wenn Hermine immer dann, wenn sie zurückblickte, feststellte, dass ihre Affäre ihr kürzer vorkam, als sie tatsächlich war, vielleicht um ihr schlechtes Gewissen gegenüber Ron und den Kindern zu beruhigen. Aber die Kinder waren erwachsen... und sie und Ron waren niemals das Traumpaar gewesen, das sie sich gewünscht hatten, nicht wie Ginny und Harry... sie seufzte auf und wickelte die Decke enger um sich, bevor sie näher an das prasselnde Feuer im Kamin rückte. Draußen vor dem Fenster tobte der Schneesturm, verwischte alle Spuren ihrer Gegenwart, und selbst das Licht, das durch die Ritzen der geschlossenen Läden nach draußen drang, war nach wenigen Metern nicht mehr zu sehen.
Wenn sich die Muggel, deren Hütte im nördlichen Norwegen sie gemietet und im Voraus bezahlt hatte, wunderten, wie sie hierher gelangt war, hatten sie kein Wort davon gesagt – und Hermine hatte sich nicht bemüßigt gefühlt, sich zu erklären. Wahrscheinlich hätte nicht einmal ein Zauberer sie hier, in dieser abgeschiedenen Gegend, erkannt, aber sie fühlte sich wohler, wenn sie die Heimlichkeit, die ihr zur Gewohnheit geworden war in diesen letzten Jahren, nicht ablegte – nicht einmal vor Menschen, die weder wussten, wer sie war, noch sie jemals wiedersehen würden, und deren Gedächtnis sie im Notfall verändern konnte.
Sie hatte keinen Weihnachtsbaum mitgebracht, noch vermisste sie einen – sie würde genug Weihnachtsdekoration sehen am nächsten Tag, wenn sie alle im Fuchsbau zum Essen eingeladen waren und sie und Ron wieder das perfekte Paar spielten, ihre Kinder herzten und diskutierten, welcher der Weasleys Molly und Arthur das erste Mal zu Urgroßeltern machen würden. Sie seufzte erneut und schlang ihre Arme um sich selbst, um das aufsteigende Gefühl der Schuld zu unterdrücken, weil sie sich wie eine Verräterin fühlte, eine Verräterin an der Familie, die sie aufgenommen hatte, als sie herausfand, dass es keine Möglichkeit gab, den Gedächtniszauber auf ihren Eltern rückgängig zu machen.
Sie liebte ihre erweiterte Familie, sie liebte ihre Kinder, sie liebte sogar Ron, aber das Feuer zwischen ihnen war lange erloschen, wenn es jemals existiert hatte, und seit sie Zaubereiministerin geworden war – nun, mit Macht kam nicht nur Verantwortung, sondern auch Einsamkeit, vor allem, seit Ron sich aus der Arbeit in der Aurorenzentrale zurückgezogen hatte und sich an Weasleys Zauberhafte Zauberscherze beteiligte. Wenn sie versuchte, mit ihm zu sprechen, ihm begreiflich zu machen, wie Politik funktionierte, dann hörte er ihr zwar zu, aber sie wusste, dass genau das, was sie so faszinierte, der Grund war, wieso er sich schließlich aus dem Ministerium in die Privatwirtschaft verabschiedet hatte.
Der Knall der Apparation, kaum zu hören über dem Rauschen des Windes, ließ sie zusammenzucken und herumwirbeln, und für einen Moment stieg die wohlbekannte Furcht vor Entdeckung in ihr auf, bevor die Tür sich öffnete und Draco eintrat, das silbrig blonde, zurückweichende Haar unter einem schwarzen Reiseumhang verborgen. Sie lächelte kurz, dann wandte sie sich wieder dem Feuer zu und griff nach der Flasche Rotwein, die auf dem Beistelltisch wartete, und goss ihnen zwei Gläser ein.
Draco war... anders. Nicht nur, dass er Politik und Intrigen bereits mit der Muttermilch eingesogen hatte, er hatte auch in den Jahren seit ihrer Schulzeit aufgeschnappt, wie Diplomatie funktionierte, und konnte ihr Gryffindor-Temperament in seine Schranken weisen, wenn sie drohte, über die Stränge zu schlagen. Das, und die Tatsache, dass er und seine Fraktion der Reinblüter noch immer über großen Einfluss in der Zaubererwelt geboten, machten ihn zu Hermines wichtigstem politischem Verbündeten, neben dem Chef des Aurorenbüros, der zufälligerweise auch ihr bester Freund war.
Bevor sie begriffen hatte, wie Lobbying funktionierte, hatte Hermine sich immer gewundert, wie es vergleichsweise wenig Hexen und Zauberern so effektiv gelang, die öffentliche Meinung zu kontrollieren – jetzt war sie froh, diese Einflussmöglichkeit an ihrer Seite zu wissen im Kampf gegen die radikalen Hardliner beider Lager, die entweder die Rechte der Muggelgeborenen oder die der Reinblüter beschneiden wollten. Dass ihr Bündnis mit Draco, genauso wie ihre Affäre, selbst im besten Fall nur vorübergehend sein würde, war ihr klar – aber schon vor vielen Jahren, in der Abteilung für magische Strafverfolgung, hatte sie gelernt, mit dem zu arbeiten, was sie hatte, um das zu bekommen, was sie wollte.
Sie lächelte, als Draco schließlich nur in Hemd und Hose auf sie zu trat, den Reiseumhang abgeworfen, und reichte ihm sein Glas. Und sie wusste, was sie wollte... hatte es schon immer gewusst, oder sie hätte es nie auf den wichtigsten Stuhl der britischen Zaubererwelt geschafft, es wäre ihr nie gelungen, ihren ehemals stärksten politischen Gegner auf ihre Seite zu ziehen.
Sie starrte in die Flammen und nippte von ihrem Wein, mehr weil sie wusste, dass sie sollte, als weil sie in den letzten Jahren einen wirklichen Geschmack für das Getränk entwickelt hatte, bevor sie schließlich fragte: „Was hat dich so lange aufgehalten?“
„Meine Frau, natürlich – letzte Fragen wegen dem Weihnachtsball morgen Abend, die sie auch gut hätte alleine klären können.“ Er seufzte, dann sah er sie über den Beistelltisch hinweg an. „Du wirst doch kommen, oder?“
Hermine nickte langsam. Ein Teil von ihr bezweifelte, dass das eine gute Idee wäre, aber der Ball der Malfoys war auch eines der wichtigsten politischen Events der Zaubererwelt, und sie war bereits vor einem Jahr gemeinsam mit Ron dort gewesen, ohne dass sich Probleme ergeben hatten. Ron wusste, dass er den perfekten Ehemann zu spielen hatte, damit er ihre politische Karriere nicht gefährdete, wusste, dass sie immer noch das Geringste von vielen Übeln war, die sich für den Posten des Zaubereiministers beworben hatten... wusste, dass ihre Affäre ihm die Rechtfertigung gab, seine eigene weiter zu verfolgen, ohne dass er riskierte, von ihr enttarnt zu werden.
Hermine zuckte innerlich mit den Schultern. Was zwischen ihr und Ron einmal gewesen war, war verschwunden, ihre Ehe lange tot, und dass sie nun beide mit jemand anderem schliefen... nun, es war nur der letzte Nagel im Sarg ihrer Beziehung, machte es sozusagen offiziell, dass sie nur noch zusammen waren, um den Skandal und Molly Weasleys Zorn zu vermeiden. Was auch immer Hermine in ihrem Privatleben tat, sie wusste – wusste – mit absoluter Sicherheit, dass sie im Moment das Beste war, das der Zaubererwelt passieren konnte... aber Hexen und Zauberer waren sehr konservativ. Eine Trennung von Ron würde sie wahrscheinlich ihr Amt kosten, und falls ihre Affäre mit Draco an die Öffentlichkeit geriet... nun, ihre politischen Gegner würden die Gelegenheit nutzen und über sie beide herfallen wie Wölfe über ein Lamm. Nur, dass sie in diesem Fall alles andere als unschuldig war.
Sie seufzte langsam und ließ sich in ihrem Stuhl nach hinten fallen. Schon so lange hatte sie ihre Seele verkauft in der Hoffnung, dadurch die Reformen in Gang bringen zu können, die die Zaubererwelt so dringend brauchte – und doch war ihre Affäre das, was ihr, in den langen, einsamen Nächten, wenn sie wach lag und die Decke anstarrte, am Meisten zu schaffen machte. Schmutzige Kampagnen, Kompromisse, die keine mehr waren, geopferte Überzeugungen... mit all dem hatte sie gerechnet, aber nicht damit, dass sie sich ihr persönliches Glück um den Preis ihres Gewissens erkaufen musste, weil sie wusste, dass sie jetzt nicht aufhören konnte... weil zu viel auf dem Spiel stand. Und in einem halben Jahr, oder einem Jahr, oder länger, würde es genauso sein – abgesehen davon, dass Draco kein Mann war, mit dem sie sich eine längere Beziehung vorstellen konnte. Aber er vertrieb die Einsamkeit, und wenn sie eine Nacht oder zwei in der Woche nicht in ihrem Schlafzimmer – getrennt von Rons – sondern in Dracos Wohnung in London verbrachte, wen kümmerte es?
Draco lächelte langsam, bevor er das Glas abstellte und wie zufällig auf sie zu trat, mit seinen großen Händen die Decke abstreifte und vorsichtig begann, ihre Schultern zu massieren. Sie lehnte sich mit einem Seufzen, das diesmal von anderen Gefühlen herrührte als der Last ihres Amtes und ihres Lebens, zurück, und genoss seine Finger, die ihre verspannten Muskeln kneteten, nach den Knoten suchten und sie wegschmelzen ließen. „Du weißt doch, dass du nicht die Stirn runzeln sollst – das macht Falten.“
Während ihrer Schulzeit hätten seine Worte sie getroffen, doch sie hatte ihn während der letzten Jahre kennen gelernt, besser, als sie jemals erwartet hätte, und wusste, dass das seine Art war, ihr zu sagen, dass sie sich keine Sorgen machen sollte. Sie grinste. „Ich bin eine Gryffindor – manche Dinge muss man uns sehr oft sagen, bis wir sie verstehen.“
„Wie die Tatsache, dass du nicht hier bist, um die Welt zu retten, und das auch gar nicht kannst?“ Er beugte sich nach vorne und schob ihr kaum berührtes Weinglas zwischen ihre Finger, und sie nahm einen großen Schluck in der Hoffnung, ihre Schuldgefühle zu betäuben, auch wenn Draco hinter ihr das Gesicht verzog. „Und dass dieser Wein teuer war, und wirkliche Genießer viel Geld dafür bezahlen würden, ihn trinken zu können?“
Seine gespielt empörten Worte brachten sie schließlich zum Lachen, auch wenn es nur ein kurzer Laut war. Sie hatte schon immer gewusst, dass Draco ein Snob war, alles an ihm von den akkurat frisierten Haaren, über die akribisch manikürten Fingernägel bis hin zu den maßangefertigten Roben und Schuhen schrie das heraus, aber sein Geschmack, was Wein anging, übertraf das alles noch. Aus Trotz nahm sie einen weiteren, tiefen Schluck, leerte ihr Glas in einem Zug, und stellte es auf dem Tisch ab, bevor sie sich in ihrem Stuhl umdrehte. „Ich bin nicht für den Wein hier, und das weißt du.“
Das selbstgefällige Grinsen auf seinen Lippen verriet ihr, dass er das sehr wohl tat, und seine Finger vergruben sich in ihren Haaren, zogen ihr Gesicht näher an ihn heran. „Ich auch nicht.“
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