Pairing: Abraxas Malfoy/Alastor Moody, gewünscht von Se.Ka.Ya.
20. Von Mäusen und Männern
Abraxas Malfoy verschränkte seine Arme vor sich und lehnte sich auf dem harten, unbequemen Holzstuhl zurück, als Alastor Moody, der junge Auror, der die Dreistigkeit gehabt hatte, ihn tatsächlich zu verhaften, eintrat, und die Tür hinter sich zuknallen ließ. Sehr beeindruckend. Wirklich.
Noch hatte er sich in der Gewalt, noch trat sein Sarkasmus nicht nach außen, als der junge Mann sich vor ihm aufbaute und mit einem Blick auf ihn hinuntersah, der fast vor Verachtung sprühte, der Abraxas aber nur den Hauch eines verächtlichen Lächelns entlockte. „Musste das wirklich sein?“, fragte er mit gespielt milder Stimme, gerade als der Auror ansetzen wollte, ihm eine scharfe Anschuldigung an den Kopf zu werfen. Für einen Moment sah er, wie er Moody damit aus dem Gleichgewicht brachte, seine Strategie des sofortigen Angriffs in Frage stellte, dann fing der jüngere Mann sich und nahm stattdessen auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz, mit dem Rücken zur Tür, die aus dem Verhörraum hinausführte in das hektische Gewusel der Aurorenzentrale.
„Bei den Anschuldigungen gegen Sie – ja“, entgegnete Moody mit mehr Ruhe, als Malfoy ihm bei seiner offensichtlichen Jugend und Unerfahrenheit zugetraut hätte. Auch wenn der Einfluss der alten, reinblütigen Familien in den letzten Jahren stetig zurückgegangen war, noch zählte der Name Malfoy etwas – genauso wie das Gewicht, den er mit sich brachte und das Abraxas' Frau gerade einsetzte, um ihn aus dieser unangenehmen Situation zu befreien.
„Und das vor meinem kleinen Jungen und meinem Vater – am Weihnachtsabend!“, fuhr er ungerührt fort, mehr an die unzweifelhaft anwesenden Zuschauer hinter der großen Glasscheibe gewandt als an den jungen Mann, der ihm gegenüber saß. „In seinem Alter hätte der Schock ihn töten können!“ Und wäre das nicht fürchterlich tragisch, wenn ich endlich die Kontrolle über das Malfoy-Vermögen übernehmen könnte?
Moody zuckte nicht einmal. „Ich bin sicher, er wäre nach einem langen, vom Studium der Dunklen Künste erfüllten Leben gestorben.“
Ein schmales, dünnlippiges Lächeln des Amüsements zuckte über Abraxas' Lippen. Entweder war dieser Junge ausgesprochen dumm, oder beeindruckend kaltblütig. Er musste wissen, über welchen Einfluss er gebot, musste wissen, dass jeden Moment einer seiner Vorgesetzten durch die Tür platzen und verkünden konnte, dass eine tragische Verwechslung passiert war und Mr Malfoy jetzt mit einer Entschuldigung des Ministers nach Hause gehen konnte... und trotzdem saß er da, als hätte er alle Zeit der Welt, und kümmerte sich nicht darum, dass er gerade ein ehemaliges Mitglied des Zaubergamot beschuldigt hatte, in illegale Aktivitäten verwickelt zu sein. „Das ist ein schwerwiegender Vorwurf, Mr... Moore, ja? Haben Sie dafür auch Beweise?“
Auch die persönliche Beleidigung perlte an Moody ab wie Wasser. „Ich habe Beweise genug, um Sie hinter Gittern verschwinden zu lassen... Aemilius.“
Abraxas' Augenbrauen schossen nach oben, als der junge Auror neben seinem Bluff auch wie beiläufig seine Beleidigung zurückgab. Denn es musste ein Bluff sein, seine Verwicklung in den Verkauf dieses kleinen, unscheinbaren Amuletts, das dem Träger Macht über andere verlieh, und das ganz ohne den Imperius-Fluch, konnte nicht bekannt sein... genauso wie der beeindruckende Profit, den er dabei eingestrichen hatte. Trotzdem... der Junge hatte Courage, und wenn es eines gab, das Abraxas in den letzten Jahren mit Verachtung erfüllt hatte, dann war es die servile Ehrerbietung, die ihm nun, da er langsam die Zügel von seinem Vater übernahm, von den Lakaien des Ministeriums und der anderen Zaubererfamilien entgegengebracht wurde.
„Für mich sieht das hier nicht wie eine Zelle aus, sondern eher so, als ob andere Ihre Überzeugung nicht teilen, Mr Moody.“ Abraxas warf einen zweiten, weitaus genaueren Blick auf den jungen Auror, sah nicht nur die Augen, in deren Tiefen eine Abscheu für ihn und die Dunklen Künste, mit denen er sich befasste, funkelte, sondern auch das braune Haar, die gerade Nase, die kantigen, entschlossenen Gesichtszüge, die sich weiter verhärteten, während er sprach.
Moody richtete sich auf seinem Stuhl auf und beugte sich nach vorne, die Hände vor ihm auf dem Tisch verschränkt, und Abraxas konnte spüren, wie seine studierte, undurchdringbare Nonchalance an den Nerven des jungen Auroren zu zerren begann. „Sind Sie mit Mr Thaddeus Dinglewater bekannt?“
Nur Jahre der Erfahrung, zuerst mit seinem Vater, dann in Hogwarts, später mit den Auroren, erlaubten es ihm, seinen inneren Fluch zu verbergen, als Moody ihn auf den Mann ansprach, der das Geschäft für ihn vermittelt hatte. Wenn der Junge nicht nach Strohhalmen griff, dann wusste er doch mehr, als Abraxas vermutet hatte – aber das trug nur dazu bei, den Reiz dieses kleinen Spiels zu erhöhen. Er verbarg ein Lächeln und wedelte stattdessen herrisch mit einer Hand, so als ob er nicht ganz verstehen würde, was diese absurde Frage eigentlich sollte. „Was ist mit ihm?“
Moody erlaubte sich ein Grinsen, das nicht ganz so kalt war wie Abraxas', sondern einen Hauch von hungrigem Raubtier beinhaltete. „Er sitzt in einer dieser Zellen, auf die Sie eben so abschätzig angespielt haben.“
Ein interessanter junger Mann, in der Tat – einer mit Potenzial. Nicht so wie seine Kollegen, von denen viele schon in Angstschweiß ausbrachen bei dem bloßen Gedanken, dem großen Abraxas Malfoy die Stirn zu bieten. „Das ist bedauerlich.“
Moody führte in einer gespielten Geste der Nachdenklichkeit seinen Finger an seine Lippen, doch diese kalten, hungrigen Augen blieben auf Abraxas gerichtet, beiden wohl bewusst, dass Moodys Geste weniger ein Täuschungsversuch war und mehr ein Versuch, die Machtverhältnisse in dem Raum klarzustellen. „Was wird er sagen, meinen Sie, wenn ich mich hier mit ihm treffe?“
„Wenn ich bedenke, welch zweifelhafte Moralvorstellungen Mr Dingelwater bewiesen hat, indem er die Gastfreundschaft Ihres Hauses in Anspruch nehmen muss, denke ich, dass er alle seine Mitwisser benennen wird wie die kleine Ratte, die er ist.“ Geben wir dem Jungen etwas, mit dem er arbeiten kann – auch wenn er es tragischerweise nicht schaffen wird, meinen wohlplatzierten Obliviate zu durchbrechen.
Das kalte Leuchten in Moodys dunklen Augen und die Art, wie er die Lippen hob, eine Geste, die mit einem Lächeln nichts mehr zu tun hatte, belohnte Abraxas, und er beschloss, den Weg dieses jungen Mannes weiter zu verfolgen, und das nicht nur, weil er versprach, gefährlicher zu werden als alle seine Vorgesetzten, mit denen Abraxas bereits bekannt war und die er in seine Tasche gesteckt hatte. „Und was denken Sie – wird ein gewisser Mr Abraxas Malfoy auf der Liste dieser Mitwisser und Geschäftspartner auftauchen?“
„Selbstverständlich nicht.“ Er sagte es mit all der Arroganz, über die ein Malfoy gebieten konnte, und mit dem gekränkten Stolz eines Mannes, der zu Unrecht beschuldigt wird, und Moody erlaubte sich ein kaltes, bellendes Lachen ohne jegliches Amüsement. Es blieb seine einzige Antwort, während er sich über den Tisch nach vorne beugte und Abraxas ansah, nach einem Zeichen der Unsicherheit suchte, während die Sekunden mit jedem Ticken der Uhr verrannen, laut in dem ansonsten stillen Raum, der das hektische Gewusel der Aurorenzentrale vollkommen aussperrte. Abraxas erlaubte sich keines und zahlte Moody seine intensive Musterung mit Zinsen zurück, und doch gelang es ihm nicht, seinen Blick so frostig und undurchdringlich erscheinen zu lassen, wie es ihm lieb gewesen wäre. Genauso, wie der Auror nicht verhehlen konnte, dass er das Jagdfieber spürte, das Spiel mit ihm genoss, auch wenn seine Chancen auf Erfolg gering waren, fühlte Abraxas, wie sein eigenes, kaltes Verlangen in ihm aufstieg.
Schon lange wollte er nicht mehr, dass Antigone ihren Einfluss spielen ließ, um seine Freilassung zu erwirken – er wollte hier bleiben und diesen jungen Mann, der zweifelsohne dachte, am längeren Hebel zu sitzen, noch ein wenig länger in seiner Falle zappeln lassen...
Die Tür schlug mit einem Krachen auf und ein unvertrautes Gefühl von Bedauern stieg in ihm auf – zu oft hatte er bekommen, was er wollte, und das, ohne dafür kämpfen zu müssen, aber vielleicht war es besser so, wenn er jetzt ging. So sehr er dieses Spiel genoss, er würde weder seine Freiheit, noch seinen Namen oder sein Vermögen riskieren, um weiter hier zu bleiben.
„Mr Malfoy, ich bitte Sie vielmals um Verzeihung... es muss eine bedauerliche Verwechslung passiert sein.“ Der persönliche Assistent des Zaubereiministers stand in der Tür und wrang verlegen seine Hände, peinlich berührt von der Situation, in die sein junger, heißblütiger Kollege den großen Abraxas Malfoy gebracht hatte. „Mr Moody hier hat zweifelsohne seine Kompetenzen überschritten, als er eigenmächtig in Ihr Haus eindrang, um Sie zu verhaften, aber dieses Problem ist jetzt gelöst. Wenn Sie mit mir kommen würden, der Minister wartet auf Sie, um sich persönlich bei Ihnen zu entschuldigen...“
Moody erhob sich mit ihm, als er aufstand, um in das Büro des Zaubereiministers geleitet zu werden, doch als Abraxas bereits beinahe die Tür erreicht hatte, packte der junge Auror ihn am Arm. Der Assistent des Ministers hatte schon den Mund geöffnet, um ihn anzuherrschen, doch Abraxas brachte ihn mit einer kleinen, herrischen Handbewegung zum Schweigen.
„Du weißt, dass deine Freunde dich nicht immer aus dem Gefängnis holen können“, knurrte Moody fast, und Abraxas lächelte kalt.
„Ich weiß.“
„Und wenn du dich einmal nicht herauswinden kannst, Schlange, dann werde ich da sein.“
Ein letzter Blick auf den jungen Mann und sein kantiges, entschlossenes Gesicht, dann nickte Abraxas langsam. „Ich freue mich darauf.“
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