von Katie Weasley
Moonlight
Ich habe den Mond schon immer geliebt.
Seit ich denken kann, hat er eine unglaubliche Faszination und Anziehungskraft auf mich ausgeübt; und ich weiß gar nicht, wie viele Nächte ich an meinem Dachfenster sitzend verbracht und schlaflos in den Himmel gestarrt habe. Besonders in Vollmondnächten. Da werde ich unruhig. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es zieht, es zieht mich nach draußen, erfüllt mich mit einer Sehnsucht, die ich mir lange nicht erklären konnte.
Warum ich Harry erst mit sieben Jahren wirklich über meine Eltern ausgefragt habe, weiß ich nicht.
Davor war es irgendwie nicht wichtig für mich. Was ich wusste, war genug. Gran hatte mir von Mum erzählt, zwar nur sehr wenig, aber ich habe nie genauer nachgefragt und ich glaube, sie war froh darüber. Sie spricht heute noch nicht viel von ihr. Gran trauert lieber still.
Ãœber Dad habe ich lange Zeit so gut wie gar nichts gewusst, eine Weile lang habe ich sogar zu Harry Dad gesagt.
Er meinte später, er hatte warten wollen, bis ich ihn danach fragte, bevor er mir alles erzählte, die ganze Geschichte.
Seitdem kann ich mir vorstellen, wo meine Mondsucht herrührt.
Dad war ein Werwolf.
Aber aus irgendeinem Grund scheint sich seine Angst vor dem Vollmond bei mir ins Gegenteil umgekehrt zu haben.
Ich denke, ich bin sozusagen ein Werwolf light. Es scheint nicht wirklich vererbbar zu sein, anders als Mums Metamorphmagusgene.
Sie hat am liebsten Grellpink getragen, ich habe eine Vorliebe für leuchtendes Türkisgrün. Also, ich rede von Haaren. Ich will mir lieber nicht vorstellen, wie das gemischt aussähe, ich meine... man könnte ja kaum hingucken.
Die meisten Leute unterstellen mir vielleicht das Gegenteil, aber ein gewisses Gespür für Farbharmonien habe ich dann doch.
Im Moment allerdings kann von Farbe kaum die Rede sein. Meine Haare sind, genauso wie meine Augen, unscheinbar dunkelbraun, meine Naturfarbe; die allerdings in dem diffusen Licht, in das mein Fenster getaucht wird, eher grau wirkt. Normalerweise mag ich es so nicht besonders.
Es wirkt langweilig, finde ich, aber heute Nacht ist es mir egal, wie ich aussehe. Heute Nacht ist vieles egal.
Ich sitze auf dem Fenstersims, den Rücken gegen das weiß getünchte Holz gelehnt, eine leichte Briese warmer Luft streicht über mein Gesicht und zerzaust mir die Haare.
Die Nacht riecht intensiv nach Sommer, nach einer Mischung aus Wildblumen und frisch gemähtem Rasen. Und über alldem steht ein Mond, vollendet rund und größer, als ich ihn jemals gesehen habe.
Er scheint den ganzen Himmel zu schlucken, ich kann jeden einzelnen Krater erkennen, jede Kerbe, die vorbeifliegende Gesteinsbrocken in seine Oberfläche geschlagen haben.
Alles um mich herum, die fernen, rauschenden Wipfel der Bäume, das wispernde Gras der Wiese, die unser Haus umgibt, die leise im Wind raschelnden Blätter des Nussbaumes und ich, wir alle sind in silbernes Licht getaucht, alles gehört für diesen Moment zusammen, alles ist Eins.
Ich stelle mir vor wie es sich anfühlt, über das taufeuchte Gras zu jagen, auf vier schweren, krallenbewehrten Pranken, beinahe lautlos; mit dem Wind und der Wildnis zu verschmelzen und frei zu sein, für eine Nacht.
Irgendwo in der Ferne heult ein einsamer Wolf.
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