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Schattenschein - Geladen

von reewa

Die Tür öffnete sich nicht sogleich. Er wartete. Die Jungs hatten ihren Spaß gehabt, wie sie ihn inspiziert und für präsentabel erklärt hatten. Dennoch kam er sich komisch vor in seinen besten Klamotten, mit einem Strauß Maiglöckchen in den schwitzenden Händen. Das war ein Heidenstück Arbeit gewesen, die Blumen jetzt im Juni noch aufzutreiben und die Eule, die sie ihm schließlich brachte, nachdem er sie bei 'Magical Flowers' geordert hatte, war mit einem für Remus' Verhältnisse stattlichen Betrag wieder davon geflogen. Aber Maiglöckchen hatten es sein müssen, auch wenn die Jungs der Meinung gewesen waren, ein paar selbstgepflückte Sommerblumen vom Gelände hätten es auch getan. Remus sah das nicht so.

Endlich wurde die Tür geöffnet. Lucy stand einen Moment lang vor ihm, dann warf sie sich schwungvoll in seine Arme. "Ich habe dich unendlich vermisst", hauchte sie in sein Ohr, während er versuchte, die Blumen vor diesem Angriff auf ihre Unversehrtheit zu schützen, indem er sie am ausgestreckten Arm so weit wie möglich von ihren Körpern entfernt hielt. Lucy drückte ihre Lippen auf die seinen. Er war viel zu aufgeregt, um das hier jetzt genießen zu können.
Lucy spürte seine Anspannung und trat einen Schritt zurück.
"Was hast du?"
"Wenn du mich jetzt – na, du weißt schon", druckste er herum, "dann kann ich da nicht mehr reingehen." Er errötete verlegen.

Plötzlich fing das Mädchen unvermittelt an zu lachen. "Wie siehst du denn überhaupt aus?"
Na, toll. Er hatte ja gewusst, dass das Hogwarts-Jackett mit dem Gryffindor-Abzeichen übertrieben war, aber die Jungs hatten so lange auf ihn eingeredet, bis er ihrem Rat gefolgt war.
"Du sollst doch einen seriösen Eindruck machen", hatte James gemeint. Und Sirius hatte ihm beigepflichtet: "Ältere Herrschaften stehen auf so was."
Er beschloss, sich des Jacketts zu entledigen, sobald sich eine Gelegenheit dazu bieten würde. Aber immerhin hatte ihn das auf andere Gedanken gebracht.

Lucy trug ein schlicht geschnittenes Sommerkleid mit buntem Blumenmuster. Eigentlich auch ganz schön spießig. Aber Lucy würde auch in ein paar zusammengehefteten Topflappen, wie ihn einige der Hogwarts-Elfen trugen, umwerfend ausschauen.
"Du wirst sehen, meine Eltern sind ganz OK. Sei einfach, wie du bist. Für mich hat das doch auch gereicht." Falls sie eine Entgegnung erwartet hatte, so wurde sie enttäuscht. Remus stand der Sinn nicht nach Scherzen. Vielmehr versuchte er sich dem Ernst der Lage angemessen zu geben. Ihre Eltern – da hatte er sich ja mal wieder auf etwas eingelassen!
Lucy nahm ihren Freund bei der Hand und führte ihn in den Flur, dann die Treppe hinauf. Er ordnete noch einmal das Haar, falls die mühsam zurechtgekämmte Frisur bei der stürmischen Begrüßung Schaden genommen hatte.

Das Mädchen öffnete die Küchentür. Ein dort offenbar zuvor geführtes Gespräch erstarb beim Eintreten des Paares. Ein Mann mittleren Alters mit akkurat gestutztem dunklem Bart und kurzen schwarzen Locken saß in einer Art grauer Strickjacke an der Stirnseite des gedeckten Tisches, eine Frau mit halblangem braunem Haar rührte in einem Topf am Herd und wandte dabei den Eintretenden das feingeschnittene Gesicht zu. Keine Frage, wem die Tochter ähnlicher sah.

Remus übergab seine Blumen und stellte sich vor. Mr. Stubbs wies ihm einen Platz an der Längsseite des Tisches an. Lucy setzte sich unaufgefordert neben ihn. Sie wollte erneut Remus' Hand nehmen, die sie auf der engen Stiege hatte loslassen müssen, entschied sich aber in letzter Sekunde dagegen.
"Kann ich Ihnen ein Glas Elfenwein anbieten?", fragte der Hausherr mit einer angenehm dunklen Stimme. "Oder dürfen Sie noch keinen Alkohol trinken?"
"Ich bin volljährig, Sir."
Lucys Vater nahm die geöffnete Flasche, ließ sich von seiner Tochter wortlos die vier leeren Weinkelche anreichen, füllte sie und Lucy stellte sie neben die leeren Teller.
"Sie sind also in Gryffindor? Wer ist denn dort jetzt Hauslehrer, nachdem es der gute alte Dumbledore endlich zum Direktor gebracht hat?"
"Professor McGonagall, Sir" informierte ihn Remus.
"Die alte Schreckschraube?" Mr. Stubbs sah den stummen Ausdruck des Protestes auf dem Gesicht seines Gastes und setzte an, etwas zu sagen, als sich seine Frau zu Wort meldete, während sie eine große Schöpfkelle auf den Tisch legte.
"Sie müssen verzeihen, Remus. Mein Mann ist nicht allzu gut auf Professor McGonagall zu sprechen, seit sie ihn einmal zu einer gehörigen Strafarbeit verdonnert hat."
"Was hattest du denn angestellt, Daddy?" fragte seine Tochter, deren Anspannung sich zu legen schien.
"Dein Vater", antwortete Mrs. Stubbs, während ihr Mann sein Glas in einem Zug halbleer trank, als wolle er diese lästige Erinnerung herunterspülen, "dein Vater hat einmal bei einem Quidditchspiel ein wenig geschummelt, nicht wahr, William?"
"Ach, lass doch die alten Geschichten, Becky." Er winkte ab.
Aber Lucys Neugier war erwacht und sie fand solche menschlichen Geschichten äußerst geeignet, um das Eis zwischen den Anwesenden zu brechen. Weil ihr viel daran lag, dass ihre Eltern und ihr Freund sich mochten. Denn sie liebte sie alle drei.

"Ich war zuständig für die Anzeigetafel. Bei einem Spiel habe ich – sagen wir mal- die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die Probe gestellt." Er lachte kurz auf, als erinnere er sich nur zu gut an das entsprechende Erlebnis und leerte sein Glas gänzlich.
Rebecca Stubbs verteilte vier Suppenlöffel auf dem Tisch. "Professor McGonagall sah das aber anders."
"Allerdings. Ich gebe zu, es war kindisch und töricht von mir und ist nur mit einem gewissen Übereifer der Jugend zu entschuldigen."
Lucy schenkte ihrem Vater nach, der sein Glas demonstrativ in die Höhe gehalten hatte.
"Es war unser letztes Spiel in der Saison. Der Gegner stand schon als Pokalsieger fest, für uns ging es nur noch um den dritten Platz. Dafür durften wir sogar verlieren, nur nicht mit mehr als 90 Punkten Differenz. Wir dachten, das sei ein Leichtes, denn eigentlich war es schon schmählich genug, so weit hinten zu stehen. Nun denn, beim Stand von 90:40 für uns fing die gegnerische Mannschaft den Schnatz. Aber ich zeigte 90:180 an." Er nahm einen tiefen Zug aus dem wiedergefüllten Glas.
"Natürlich haben sie es sofort bemerkt und McGonagall, die Quidditchbeauftragte, hat mich zur Strafe sämtliche alte Kaugummis im Schloss entfernen lassen. Manche klebten so fest in Löchern und Ritzen – ohne den Waddiwasi wäre ich wohl heute noch dabei."
"Für welches Haus haben Sie das denn getan, Sir?" wagte sich Remus das Wort an den Hausherrn zu richten.
"Na, für mein eigenes natürlich – das wunderbare Haus von Salazar Slytherin."
Remus starrte seine Freundin stumm an. 'Das hättest du mir sagen müssen', schien dieser Blick zu sagen. Lucy aber machte eine Unschuldsmiene, als habe sie noch nie von der Rivalität zwischen den Häusern gehört.

Während der Vorsuppe fiel kaum ein Wort. Mrs. Stubbs berichtete von ihrer Urgroßmutter, auf die das Rezept zurückging und zählte unaufgefordert die Ingredienzien auf. Remus versuchte einen interessierten Eindruck zu machen, während Lucy ihn immer wieder verstohlen von der Seite aufmunternd anlächelte.
Remus aber war mit seinen Gedanken weit weg. War Mr. Stubbs ein Reinblut? Und wenn ja, wie kam er dann damit klar, dass seine Tochter eine Squib war? Auf keinen Fall durfte er erfahren, wen (oder vielleicht besser was) das Mädchen ihm da mit nach Hause gebracht hatte.
Der Hauptgang wurde serviert. Es fiel Remus auf, dass jede Schüssel, jeder Teller, alles, was den Tisch bedeckte oder verließ, per Hand bewegt wurde.
Wie ungewöhnlich für einen Zaubererhaushalt, dachte er. Er hatte Muggel erlebt, die so taten, als wären sie Zauberer, aber umgekehrt erschien es ebenso befremdlich.
Remus musste zurückdenken an die Feier zum 950. Jahrestag der Gründung von Hogwarts im letzten Jahr. Alle Angehörigen der Schüler waren eingeladen gewesen. Was hatte sich Peters Vater – eindeutig ein Muggel – doch für Mühe gegeben, nicht als solcher erkannt zu werden. Peter hatte einem leid tun können, wie er dastand und sich in Grund und Boden schämte, während Mrs. Pettigrew damit beschäftigt war, möglichst viele Hände zu schütteln und es anschließend ihrem Mann lautstark zu verkünden, während sich dieser einen Zaubererumhang zugelegt hatte und versuchte, hie und da in den Gesprächen mit den Potters oder Remus' Mum einen Zauberspruch zu erwähnen oder einen Trank zu empfehlen.
Hier nun war es also umgekehrt. Und an der Geschicklichkeit, mit der die Stubbs diese gewöhnlichen Tätigkeiten ausführten, ließ sich ableiten, dass es ihnen Alltag geworden war. Zauberer, die nicht zauberten. Das passte nicht zu einem Slytherin.

"Lucianda erwähnte, Sie schrieben demnächst Prüfungen?" Offenbar versuchte Mrs. Stubbs die Stimmung zu retten.
'Lucianda?' – Leicht konsterniert sah Remus seine Freundin an. Sie schien zu verstehen und zur Erwiderung lächelte sie wie entschuldigend und zuckte mit den Schultern, als wollte sie sagen: 'Was kann ich für den Geschmack meiner Eltern?'
"Ja, Ma'am", antwortete Remus, als er bemerkte, dass Lucys Mutter auf eine Antwort zu warten schien.
"Und was für Pläne haben sie für die Zeit nach der Schule?", richtete der Hausherr wieder das Wort an den Gast und nahm einen tiefen Zug aus seinem Weinglas.
"Oh, Remus interessiert sich sehr für Zaubertränke, nicht wahr?"
Jetzt ging Lucy zu weit. Was immer sie mit der Aussage bezweckte, nach all den Nachhilfestunden, die sie ihm gegeben hatte, wusste sie nur zu gut, das war eine Lüge.
"Dann haben Sie gewiss Interesse, nach dem Essen einen Rundgang durch unseren Kräutergarten zu machen", entgegnete Mr. Stubbs.
Falls das ein Test werden sollte, so konnte Remus gerne darauf verzichten. Die meisten Kräuter kannte er eh nur in getrockneter und zerbröselter Form und in korrekt beschrifteten Flakons untergebracht und er beschäftigte sich meist nicht länger mit ihnen, als er brauchte, sie nach Anleitung in seinen Kessel zu streuen. Aber da er schlecht ablehnen konnte, nickte er nur kurz.
"Gut, dann sollten wir uns mit dem Essen beeilen, damit wir der Dunkelheit zuvorkommen."

*****


"Und das hier ist Pfefferwurz – gegen Blähungen und Missbildungszauber." Mr. Stubbs deutete auf eine hochgewachsene Pflanze, deren weiße Blüten in zusammengesetzten Dolden im leichten Wind schaukelten. "Sehr wirksam, die gute Pimpinella. Allerdings sollte man sich vorsehen, dass man eine radix und keine pelegrina anbaut, deren heilende Eigenschaften lange nicht so ausgeprägt sind."
Remus nickte. Er war erleichtert. Das hier war kein Test. Lucys Vater war offenbar in seinem Element. Er dozierte und Remus musste nichts anderes tun, als ab und zu den Eindruck zu erwecken, er könne den Ausführungen des Tränkemeisters etwas abgewinnen.
"Ach, wie schön! Schauen Sie nur, das Grollkraut fängt schon an zu blühen."
Die Laune seines Gastgebers schien sich beständig weiter aufzuheitern.
Nur schade, dass Lucy nicht bei ihm war. Verrückt war das. Da konnte er sie einmal offiziell besuchen ohne die üblichen Heimlichkeiten, aber anstatt sich an ihrem Aussehen, ihrer Stimme, ihrem Geruch zu erfreuen, trottete er in seinen besten, nun gar nicht mehr blanken Schuhen durch Reihen von Heilkräutern, immer ein paar Schritte hinter einem ihm ziemlich fremden Herrn mittleren Alters her.

*****


Es war unsinnig und sie wussten es beide. Im Nullkommanichts hätte Rebecca Stubbs die Küche aufräumen lassen können ohne dafür mehr gebraucht zu haben als ein paar Handbewegungen. Statt dessen standen Mutter und Tochter nun gemeinsam an der Spüle, wo Lucy das benutzte Geschirr des Abends abtrocknete, das Mrs. Stubbs zuvor unter Zuhilfenahme von heißem Wasser, Spülmittel, einem Schwamm und der Kraft ihrer ins Spülbecken getauchten Hände von Speiseresten befreit hatte.
Mrs Stubbs schwieg. Lucy forschte im Gesicht ihrer Mutter nach einem Ausdruck der Zustimmung oder der Missbilligung, aber Rebecca Stubbs' Züge blieben undeutbar. Sie schien in Gedanken versunken. Wozu hielt sie sie in der Küche fest, wenn nicht, um ein Mutter-Tochter-Gespräch zu führen? Und es brannte Lucy unter den Nägeln, zu erfahren, was für einen Eindruck Remus auf ihre Mutter gemacht hatte. Aber sie traute sich nicht. Die Angst vor Ablehnung ließ sie die Frage herunterschlucken.
Und wenn Mum ihn nun wirklich nicht mochte? Warum nur war es ihr wichtig, was ihre Eltern von ihm hielten? War sie nicht eigentlich alt genug, um auf die Meinung ihrer Eltern zu pfeifen? Sie fasste sich ein Herz.
"Mum?"
Mrs. Stubbs reagierte zuerst nicht. Lucy war nicht sicher, ob ihre Mutter überhaupt gemerkt hatte, dass sie sie angesprochen hatte, so abwesend wirkte sie. Und dann, als habe sie sich einen inneren Ruck gegeben, sah Rebecca Stubbs plötzlich von dem Teller im Spülbecken auf und schaute ihrer Tochter mit festem Blick direkt ins Gesicht.
"Dein Freund ist ein Werwolf. Sieh mich an und sag mir ehrlich: Schläfst du mir ihm?"
"Mum!" Vor Schreck hätte Lucy fast das Geschirrtuch fallen lassen.

*****


"Hier haben wir dann den gemeinen Genussdotterdoldenzahn – unerlässlich im Trank gegen fehlgeleitete Bändigungszauber."
"Und die hier drüben – die kennen Sie sicher – blaue Kratzhummelkelche. Aus ihrem Saft gewinnt man die selbstkorrigierende Schreibtinte, die ich selbstverständlich nicht an Schüler verkaufe." Auf Stubbs' Lippen formte sich für einen Moment ein leicht boshaft wirkendes Lächeln.
"Archemilla vulgaris" Sie blieben vor einer Pflanze mit gezackten Blättern stehen. "Ein Überbleibsel aus der Zeit, als meine Tochter noch Interesse an der Erschaffung eines Steins der Weisen hatte. Jetzt interessiert sie sich mehr für dieses da." Er wies auf eine hochgewachsene Staude, an deren Stängel eine Vielzahl gelber trichterförmiger Blütenkelche hing. Einige Hummeln surrten zwischen den Kelchen hin und her und zwängten ab und an ihre rundlichen Leiber hinein. Ihr dunkles Gesumm erfüllte die hereinbrechende Dämmerung.
" Aconitum lycoctonum – Wolfseisenhut." Er sprach die Worte langsam und betonte dabei jede Silbe, als ob er sich die botanische Bezeichnung einprägen wolle.
"Wir wissen beide nur zu gut, welchen Zweck er erfüllen soll."
Remus wusste nicht, was das bedeuten sollte. Vielleicht wollte Mr. Stubbs nur testen, wie Remus reagierte.
Aber sein Gastgeber entband ihn von der Notwendigkeit, etwas zu sagen, indem er weitersprach.
"Tu mir den Gefallen und erspar mir Unwissenheitsbezeugungen. Du bist derjenige, für den meine Tochter den Wolfsbanntrank braucht. Weil du ein –"
Remus war fassungslos. Er unterbrach Lucys Vater, bevor er das schändliche Wort aussprechen konnte. Remus würde es nicht ertragen, es zu hören.
"Haben Sie mich eingeladen, um mich zu demütigen?" Remus wunderte sich, wie ruhig seine Stimme blieb, wo er seinem Gegenüber diese Frage doch am liebsten ins Gesicht geschrieen hätte.
"Lass uns zurück ins Haus gehen, mein Junge. Ich denke, wir haben Einiges zu besprechen."

*****


"Was geht dich das an?! Falls du es noch nicht gemerkt hast – ich bin erwachsen!" Aufgebracht (aber eigentlich eher peinlich berührt als wütend) warf Lucy das Geschirrtuch auf die Arbeitsplatte und stellte die halbabgetrocknete Sauciere geräuschvoll daneben. Sie schickte sich an, die Küche zu verlassen und Remus zu suchen. Und dann wollte sie demonstrativ mit ihm in der Hütte verschwinden. Aber ihre Mutter hielt sie mit der nassen linken Hand am Arm zurück. "Du hast keine Ahnung, worauf du dich da eingelassen hast. Du spielst mit deinem Leben!"
Mrs. Stubbs ließ ihre Tochter los, nahm das Geschirrtuch und trocknete sich die Hände ab. "Oh, Lucy, ich verstehe dich ja. Die Sache mit diesem Jungen damals im St. Mungo's, die ist dir nahe gegangen. Und nun bist du besessen davon, zu helfen . Du weißt, dass dein Vater und ich dir jede Unterstützung dabei gewährt haben, aber jetzt bist du zu weit gegangen."
"Was soll das heißen? Darf ich mich etwa nicht verlieben?"
"Du verwechselst Liebe mit Mitleid." Rebecca Stubbs sah den Protest im Gesicht ihrer Tochter und versuchte zu beschwichtigen. "Gut, nennen wir es Anteilnahme. Eine sehr löbliche Empfindung. Aber Liebe ist doch etwas Anderes."
"Woher willst du wissen, was ich fühle, hä?"
"Du bist noch so jung, du hast keine Erfahrung …"
Mrs. Stubbs verstummte, als ihr Mann durch die Tür trat, gefolgt von ihrem Gast.

"Remus!" Lucy lief zu ihm und umarmte ihn. Er ließ es sich gefallen, erwiderte aber die Umarmung nicht. "Deine Eltern wissen Bescheid", sagte er leise.
"Ja, ich weiß. Es tut mir so leid." Sie schluchzte.
Der Hausherr hatte mittlerweile wieder am Tisch Platz genommen und sich nachgeschenkt. "Setz euch. Alle." Das war ein Befehl.
"Wie die Sache aussieht, hat es wohl keinen Sinn, wenn wir euch verbieten, euch weiter zu sehen. Sehe ich das richtig?" Lucy nickte. Remus hielt den Blick gesenkt. Er wollte nur weg hier, dieser Farce so schnell wie möglich ein Ende bereiten.
"William, lass uns noch einmal in Ruhe überlegen –" Doch Mr. Stubbs schüttelte den Kopf. "Nein, Rebecca, jetzt, wo wir alle hier sind, sollten wir zu einer Entscheidung kommen, wie es weitergeht."
"Daddy, tu nicht so, als ob das eure Sache sei. Das geht nur Remus und mich was an."
"Red' nicht solchen Unsinn, Lucianda! Hier geht es um mehr als eine Liebelei unter Teenagern", fiel ihr ihre Mutter ins Wort.
"Damit das von vornherein klar ist", fuhr William Stubbs fort und wendete sich an Remus, der nach wie vor den Blick gesenkt hielt, "wir haben nicht vor, dich auffliegen zu lassen. Man mag von Dumbledore halten, was man will, aber wenn der alte Zausel verantworten kann, dich auf seiner Schule zu dulden, dann wird er seine Gründe dafür haben. Beruhigt?"
Der Angesprochene blickte auf und nickte erleichtert. Tatsächlich hatte er befürchtet, Mr. Stubbs würde ihn zu erpressen versuchen, nach dem Motto: 'Wenn du dich nicht von meiner Tochter trennst, mach dich publik, was du bist.' Dann wäre es keine Frage gewesen, wie er sich hätte entscheiden müssen. Und damit wäre das Verhältnis zwischen Lucy und ihren Eltern gelinde gesagt, zerrüttet. Durch seine Schuld.
"Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr es wisst. Und wie habt ihr es überhaupt herausgefunden?" Lucy war offenbar ebenso erleichtert über die Reaktion wie ihr Geliebter, denn ihre Stimme hatte Trotz und Hysterie verloren. Ihr Vater schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein.
"Nichts einfacher als das. Als ich neulich in London war, bin ich beim Ministerium vorbeigegangen und hab mir das Register der registrierten Werwölfe angesehen. Ich gab vor, meine Tochter suche Probanden für ihre Banntrankexperimente und da gewährte man mir Einblick. Tja, Remus, du stehst drin." Er nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas. "Ein Wunder, dass noch niemand in Hogwarts auf diese Idee gekommen ist. Na, der Gedanke ist ihnen wohl zu abwegig." Er lachte kurz auf.
"Ich schlage Folgendes vor: Lucy, deine Mutter und ich überlegen uns, wie es nun weitergehen kann, ohne dass wir uns permanent Sorgen machen müssen und ihr zwei geht solange eine Runde durchs Dorf. Aber keine Abstecher in irgendwelche Liebeshöhlen. Kann ich mich darauf verlassen, Junge?"
'Er fragt den Falschen', dachte Remus, bejahte aber pflichtschuldigst, nahm Lucy am Arm und zog sie mit sich in die frische Abendluft, bevor sie etwas erwidern konnte.

*****


"William, wieso duldest du das?" Rebecca Stubbs war empört. "Ich dachte, wir waren uns einig, dass diese Beziehung Wahnsinn ist. Wir wollten doch an die Vernunft des Jungen appellieren, hast du das vergessen?"
"Du hast doch gesehen, dass das keinen Sinn hat. Wenn sich unsere Tochter einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann ist sie sturer als unser Gringottsberater." (Betreffender Kobold hatte ihnen mehrfach einen Geschäftskredit verweigert.)
"Weißt du, Becky, ich finde den Jungen nicht verkehrt. Er ist offensichtlich gut erzogen, weiß sich zu benehmen und er tut unserer Tochter gut. Möchtest du auch noch ein Glas Wein?"
Seine Frau schüttelte den Kopf. "Aber er ist ein Monster."
"Ich kann nichts Monströses an ihm finden. Auf meine Provokationen ist er nicht eingegangen. Und geflohen ist er auch nicht. Es kann unserer Tochter nur gut tun, wenn sie jemanden an ihrer Seite hat, der ein bisschen besonnener ist als sie."
"Aber nichtsdestotrotz könnte er sie umbringen. Bei Merlin, ich mag gar nicht daran denken! Warum konnte sie sich nicht einen ganz normalen Jungen aussuchen, wenn sie schon unbedingt einen Freund haben muss."
"Na, wie denn? Ein Zauberer, der eine Squib zur Freundin haben will? Glaubst du daran? Oder sollte sie etwa mit einem Muggel hier hereinspazieren? Wohl kaum."
"Aber ausgerechnet ein Werwolf! Ich komme nicht darüber hinweg, Bill. Und außerdem trinkst du zu viel. Das trübt dein Urteilsvermögen."
Ihr Mann überhörte die letzte Bemerkung wohlweißlich. "Wenn man's bedenkt – Er ist ja ein Zauberer. Zwar noch kein ganz fertiger, aber ein Zauberer allemal. Becky, er könnte in Zukunft unserer Tochter beim Tränkebrauen die Zauber sprechen. So eine Entlastung, die wäre doch auch dir recht, nicht wahr?"
"Bei allen Poltergeistern – aber doch nicht um jeden Preis, William!"
"Und was glaubst du, würde deine Tochter wohl tun, wenn wir den Jungen rausgeworfen hätten? Richtig – sie würde sich heimlich mit ihm treffen. Ist das nicht viel gefährlicher, als wenn wir ein wenig Einfluss nehmen?" Rebecca Stubbs seufzte. "Ich wünschte, das wäre alles nicht wahr."

*****


"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du registriert bist?"
"Was hätte das für einen Unterschied gemacht? Mensch, Lucy, deine Eltern haben doch bestimmt die Blutprobe gesehen. Die muss du ja von jemandem haben. Wir waren ganz schön bescheuert anzunehmen, dass sie nicht eins und eins zusammenzählen."
"Ich hab ihnen gesagt, ich hätte sie übers St. Mungo's bekommen."
Wie sie so schnellen Schrittes durch die Straßen von Hogmeade gingen, sahen sie nicht aus wie ein Liebespaar.
"Wieso hast du dich bloß registrieren lassen?"
"Fängst du schon wieder damit an? Ich habe mich nicht registrieren lassen, ich wurde registriert. Das ist ein gewaltiger Unterschied."
"Dann erzähl es mir."
Obwohl Remus der Zeitpunkt alles andere als geeignet erschien, um Geschichten zu erzählen, war das doch wahrscheinlich einfacher als das ewige Diskutieren mit seiner Freundin. Auch wenn diese Geschichte nicht gerade seine Stimmung heben würde.
"Es war in den Sommerferien vor drei Jahren. Meine Mutter musste über Vollmond nach Australien, wegen ihrer Arbeit und weil ich schlecht allein bleiben konnte, wohnte ich für ein paar Tage bei Mums bester Freundin. Sie hatte das Gäste-WC für die Verwandlung hergerichtet, aber als ich morgens aufwachte, lag ich im St. Mungo's. Ich hatte in Verwandlung den mannshohen in die Wand eingelassenen Spiegel zerstört und es irgendwie geschafft, mir ein ziemlich großes Stück davon in die Brust zu rammen."
"Diese Narbe da." Lucy zeigte mit dem Finger auf Remus' Hemd unterhalb des linken Rippenbogens. Er nickte.
"Hatte mich schon gewundert, woher du das hast."
"Die Heiler haben natürlich die ganzen alten Bissverletzungen gesehen. Sie haben mich registriert und Mum musste ne ziemlich hohe Strafe zahlen, weil sie mich nicht direkt nach der Infektion gemeldet hatte. Ihrer Freundin war das alles total unangenehm, aber wenn sie mich nicht eingeliefert hätte, wäre ich wohl gestorben. Also, was soll's." Er zuckte mit den Achseln. "Am schlimmsten war aber, dass ich nicht wusste, ob ich nach den Ferien zurück nach Hogwarts gehen könnte. Ab sofort konnte ja jeder meinen Namen im Registrierungsregister finden. So wie dein Vater. Ich wusste schließlich, dass ich nicht nur Freunde in Hogwarts habe. Na, du siehst ja, wie Dumbledore entschieden hat. Ich bin noch da." Er versuchte sich an einem Grinsen. Es wirkte nicht überzeugend.
Wortlos legte Lucy ihm die flache Hand auf die Brust, unter der sie besagte Narbe wusste. Dann schmiegte sie ihren Kopf an seine Schulter und strich vorsichtig über sein Hemd, öffnete mit zwei Fingern einen der oberen Knöpfe und schob ihre Hand unter den Stoff. Sie fühlte, wie kühl seine Haut war, wie sie mit der ganzen Hand über seine Brust strich. "Lass uns in die Hütte gehen", flüsterte sie.
"Lucy, nein, das geht nicht."
"Natürlich geht das", hauchte sie.
"Ich denke, ich bringe dich nach Hause." Remus zog seufzend Lucys Hand hervor und schloss den Knopf.
"Du bist wohl immer vernünftig, hm?" Es klang wie ein Vorwurf und war wohl auch so gemeint.
Remus blickte Lucy fest in die hübschen Augen. "Nein, leider nicht. Aber das letzte Mal, als ich etwas Unvernünftiges getan habe, hätte das fast das Leben eines kleinen Jungen ruiniert. Ganz davon abgesehen, dass ich beinahe von der Schule geflogen wäre."
"Liebst du mich denn überhaupt noch?" Lucy war stehen geblieben und Remus konnte sich im Dämmerlicht der Straßenlaterne plötzlich sehr gut vorstellen, wie seine Freundin als kleines Mädchen ausgesehen haben mochte.
"Na und ob!" Er legte den Arm um sie und schweren Herzens machten sie sich auf den Weg zurück zu Lucys Elternhaus. Remus seufzte leise. Was auch geschehen würde, den Caedo Spermam würde er diese Nacht nicht brauchen. Leider.


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