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Fanfiction

In der Dunkelheit - Kapitel 43

von Kira Gmork

43. Kapitel

Ihre Zimmergenossinnen schienen tatsächlich nichts bemerkt zu haben. Hermine hatte vorgegeben noch zu schlafen, als die anderen Mädchen erwachten und zum Frühstücken gegangen waren. Sollte sich irgendjemand gewundert haben, dass sie am Abend zuvor noch nicht in ihrem Bett gelegen hatte, so hatte man höchstens den Schluss gezogen, dass sie noch bis spät in die Nacht gelernt haben musste und nun den nötigen Schlaf nachholte.

Doch Hermine hatte in Wahrheit keine Sekunde mehr geschlafen. Viel zu sehr war sie mit Grübeleien beschäftigt. Als die anderen nun endlich das Zimmer verlassen hatten, zog Hermine sich schnell an und verließ ebenfalls den Gryffindorturm.

Da sie keinerlei Hunger verspürte, lief sie durch die Gänge Hogwarts, in der Hoffnung irgendwann auf Dumbledore zu stoßen. Unschlüssig war sie ein paar mal vor der Treppe zu seinem Büro herumgeschlichen. Doch sie traute sich nicht, um Einlass zu bitten. Immerhin hatte Dumbledore ihr gesagt, er würde sie informieren, wenn er Severus finden würde.

So lief sie weiter ziellos umher, da sie unfähig war still zu sitzen. Als sie durch den langen Gang lief, der zur Bibliothek führte, kam auf einmal Draco Malfoy um die Ecke gebogen. Für einen Moment blieben beide stehen und sie sah ihn erschrocken an. Hermine fühlte, wie sie nervös wurde. Sie beide waren völlig allein auf diesem Gang. Da die Bibliothek Sonntags geschlossen war, konnte sie von dort auch keine Hilfe erwarten.

Dies wäre die Gelegenheit für Draco, sich endlich für die Schmach, die sie ihm bereitet hatte, zu rächen, ohne dass es Zeugen dafür geben würde. Hermine versuchte sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Doch ihre Schritte waren sehr viel langsamer geworden. Es kostete sie unendliche Überwindung, sich nicht umzudrehen und in die andere Richtung davon zu laufen.

Draco kam immer näher. Sein Blick lag unergründlich auf ihr. Nun steuerte er auf sie zu und versperrte ihr den Weg. Hermine spürte wie ihr Mund trocken wurde. Dennoch wich sie seinem Blick nicht aus. Einen Moment standen sie sich so gegenüber und keiner sagte ein Wort.

Trotz ihrer Nervosität fiel Hermine auf, wie müde Draco aussah. Sie glaubte, einen ihr völlig unbekannten Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen. Ihre Angst vor ihm verflüchtigte sich etwas und sie war kurz davor ihn zu fragen, ob ihm etwas fehlte, doch sie besann sich eines Besseren und wartete lieber ab, was geschah.

Draco öffnete den Mund und setzte zum Sprechen an. Doch bevor er ein einziges Wort gesagt hatte, schloss er den Mund wieder und wich ihr plötzlich aus. Er ging schnell an ihr vorbei und sie sah ihm verblüfft hinterher.

Hatte er immer noch Angst vor Severus' Rache, wenn er sie auch nur anrührte?

Doch dieser Blick von ihm passte nicht in dieses Bild. Er hatte ihr etwas sagen wollen, doch im letzten Moment schien er es sich anders überlegt zu haben.

Verwirrt nahm sie ihre Runden durch die Gänge des Schlosses wieder auf. Zu ihrer Sorge um Snape, war nun noch die ungelöste Frage hinzu gekommen, was Draco ihr wohl hatte sagen wollen. Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon unruhig umher lief. Zweimal war sie zum Grab zurückgegangen und hatte sich auf den beschwerlichen Weg durch die unterirdischen Gänge gemacht, nur um wiederum zu erkennen, dass er nicht dorthin zurückgekehrt war. Als sie das zweite mal ins Schloss zurückgekommen war, war es inzwischen Mittag.

Sie überlegte gerade, was sie als nächstes tun sollte, als hinter ihr plötzlich Dumbledores Stimme ertönte.

„Miss Granger, würden Sie mir bitte in mein Büro folgen?“

Sie nickte nur aufgeregt und ging ihm dann mit heftigem Herzklopfen hinterher. Hatte der Direktor Severus gefunden? Kaum waren sie in seinem Büro angekommen, konnte sie diese Frage nicht länger zurückhalten.

Dumbledore sah sie ernst an. „Ja, Miss Granger. Er ist in den Kerkern. Er braucht jetzt etwas Zeit für sich. Sie können Morgen zu ihm...“

„Aber warum? Was ist denn geschehen?“ fiel Hermine ihm ins Wort.

Der Direktor sah sie einen Moment schweigend an.

„Entschuldigung,“ stammelte Hermine nun.

Dumbledore atmete tief durch, dann sagte er: „Ich habe Ihnen in dieser Angelegenheit noch nie Vorschriften gemacht, Miss Granger. Ihre Verbindung zu Professor Snape ist für mich eine heikle Angelegenheit, wie Sie wissen dürften. Doch diesmal möchte ich Sie bitten, sich an meine Anweisung zu halten – halten Sie sich heute von den Kerkern fern. Sie werden ihn Morgen sehen können...und einen Tag werden Sie es doch wohl ohne ihn aushalten?“ Seine letzten Worte wurden von einem Lächeln begleitet. Doch Hermine konnte es nicht darüber hinwegtäuschen, wie ernst es dem Direktor war, dass sie genau das tat, was er verlangte.

Sie nickte bedächtig und kam sich selber ziemlich dumm vor, weil sie das Gefühl hatte, eigentlich nicht bis zum nächsten Tag warten zu können ihn zu sehen. Was war nur passiert? Sie sah Dumbledore an und fühlte, dass sie nichts Weiteres von ihm erfahren würde. Also bedankte sie sich, obwohl sie ihn eigentlich viel lieber nach dem Grund für seine Anweisung gefragt hätte.

Tief in ihrem Inneren wusste sie natürlich, dass es Severus' Wunsch gewesen war, sie vor dem nächsten Tag nicht sehen zu wollen. Doch warum war er ins Schloss zurückgekehrt? Sie hoffte, am nächsten Tag all die Fragen beantwortet zu bekommen, die ihr nun durch den Kopf geisterten.

Völlig in Gedanken versunken, machte sie sich auf den Weg zum Mittagessen. Eigentlich verspürte sie immer noch keinerlei Hunger, doch langsam wurde ihr etwas flau und sie wusste, dass sie nun essen musste, egal wie sehr sie es auch hinunterwürgen würde.

Als sie in die Große Halle kam, waren längst nicht alle Tische voll besetzt. Viele Schüler waren über das Wochenende unterwegs. Doch Jessica, Ron und Harry saßen auf ihren üblichen Plätzen und ihre Blicke wanderten zu ihr. Hermine wusste, wie albern es gewesen wäre, sich woanders hinzusetzen und so ging sie langsam durch die Tischreihen auf ihre Freunde zu.

„Hallo,“ nuschelte sie, während sie sich neben Ron setzte.

Die drei hatten ihr Gespräch offensichtlich unterbrochen, als sie sie gesehen hatten und gaben eine kurze Begrüßung zurück. Schweigsam nahm Hermine sich etwas von den Speisen, die auf dem Tisch standen. Plötzlich spürte sie einen Blick auf sich ruhen. Sie sah auf und blickte einen Moment Draco Malfoy direkt in die Augen, der sie vom Slytherintisch aus beobachtet hatte. Jetzt, wo sie es bemerkt hatte, wandte er seinen Blick schnell ab und widmete sich höchst konzentriert dem Stück Fleisch, das auf seinem Teller lag.

Hermine seufzte.

Noch vor ein paar Wochen war alles klar gewesen.

Snape war der verhassteste Lehrer der Schule gewesen, den Hermine endlich einmal hatte besiegt sehen wollen. Harry und Ron waren ihre besten Freunde gewesen, mit denen sie jederzeit Pferde stehlen konnte. Und Draco war ein widerlicher Angeber gewesen, der nur beleidigende Sprüche von sich geben heute war Hermines Welt um so vieles komplizierter geworden.

Sie stocherte in dem Gemüse, von dem ihr ohnehin klar war, dass sie es nicht hinunterbringen würde. Jessica hatte sie dabei beobachtet und sagte dann: “Das schmeckt ganz gut. Probier doch mal.“

Hermine blickte sie an und lächelte leicht. Dann legte sie die Gabel weg und stützte ihren Kopf in die Hände. „Was ist denn los, Hermine?“ fragte Jessica nun besorgt. Ron konnte seine Aggression nur schlecht verbergen, als er fragte: „Hat dein Freund mit dir Schluss gemacht?“

Hermine sah ihn erstaunt an: „Nein – hat er nicht,“ sagte sie verblüfft über seine Vermutung.

„Aber er hat dich heute versetzt?“ bohrte Ron weiter.

Für einen Moment dachte Hermine über seine Worte nach. Schließlich entschied sie, dass es wohl genau so war. Jedenfalls fühlte es sich so an, also nickte sie bestätigend.

„Es ist Wochenende, da muss er wohl was mit seiner Familie unternehmen,“ schoss Ron weiter ins Blaue hinein.

Hermine drehte genervt die Augen zur Decke.

„Ron, ich habe dir doch schon gesagt, dass er nicht verheiratet ist.“

„Stell ihn uns doch mal vor,“ versuchte Jessica die Situation zu entschärfen.

Hermine sah sie einen Moment ungläubig an, ob sie die Worte richtig verstanden hatte. Plötzlich musste sie über die ganze Situation lachen. Was wäre wohl, wenn sie jetzt sagen würde: 'Ihr kennt ihn schon. Ihr hattet jahrelang Unterricht bei ihm.' Auf wen würden sie dann wohl als erstes tippen? Würde einer von ihnen auf die Idee kommen, dass Snape gar nicht tot war – dass ausgerechnet er es war, an den sie ihr Herz verloren hatte.

Hermine schüttelte gerade den Kopf und wollte zu einer Erklärung ansetzen, als Ron auf einmal einen keuchenden Laut von sich gab. „Moment mal...“ begann er dann misstrauisch, „warum sieht Malfoy die ganze Zeit immer wieder zu dir rüber? Weißt du was, Hermine – ich nehme dir die Geschichte mit dem älteren Mann nicht ab. Du bist mit dem Ekelpaket Draco Malfoy zusammen, das ist auch der Grund, warum du uns deinen geheimnisvollen Freund nicht vorstellen willst.“

Hermine war viel zu geschockt über Rons haltlose Vermutungen, um auch nur einen Ton von sich zu geben. Wie erstarrt sah sie zu Malfoy hinüber, der tatsächlich schon wieder in ihre Richtung gesehen hatte und nun, als alle vier zu ihm hinüber sahen, eilig den Tisch und die Große Halle verließ.

„Hermine – wie kannst du nur?“ sagte Jessica anklagend.

„Aber, das ist doch gar nicht wahr,“ sagte Hermine nun laut.

„Dann sag uns doch seinen Namen,“ mischte sich nun auch Harry ein, der bisher geschwiegen hatte.

„Er wird doch wohl einen Namen haben,“ ereiferte sich Ron wieder. Hermine saß da und wusste nicht, was sie tun sollte. Selbst wenn sie den Mut aufgebracht hätte 'Severus Snape' zu sagen, so hätte sie es doch gar nicht gedurft. Immer noch durfte es nicht bekannt werden, dass er den Anschlag von Draco, der im Auftrag von Voldemort handelte, überlebt hatte. Die anderen sollten nach wie vor glauben, dass er einer tückischen Krankheit erlegen war.

Als eine halbe Minute vergangen war, ohne dass Hermine eine Antwort gegeben hatte, sagte Ron bedeutungsvoll: „Ich bin erst überzeugt, dass es nicht Draco ist, wenn ich deinen älteren Freund mit eigenen Augen gesehen habe.“

Hermine spürte, dass sie sich gegen dieses Gerücht im Moment nicht würde wehren können. Sie erhob sich vom Tisch und sah Jessica flehend an: „Ich schwöre dir, dass ich nichts mit Draco habe. Du musst mir einfach glauben – bitte!“

Jessica sah sie an, dann zuckte sie leicht mit den Schultern: „Dir zu glauben fällt mir im Moment etwas schwer, Hermine. Aber ich werde mich gerne umstimmen lassen – wenn du wieder bereit bist, mit uns zu reden.“

Resigniert nickte Hermine ihr zu. Harry sah sie ebenso zweifelnd an, doch er lächelte ihr wenigstens ein bisschen zu. Ron dagegen hatte den Kopf gesenkt und inspizierte lieber seine Kartoffeln, als Hermine noch einmal in die Augen zu blicken. Sie nahm es, mit einem Stich in ihrem Herzen, zur Kenntnis. Längst hatte sie begriffen, was in dem jungen Weasley vorging. Er hatte sich in sie verliebt, doch Hermine hatte ihn abgewiesen. Vielleicht glaubte er selbst nicht einmal, was er über Draco gesagt hatte. Vielleicht glaubte er in Wirklichkeit, Hermine habe nur einen Freund erfunden, um seine Annäherungen besser abweisen zu können.

Es tat ihr leid, all dies zwar erkannt zu haben, aber den Dingen dennoch machtlos gegenüber stehen zu müssen. Gefühle waren so unvorhersehbar. Man konnte sie nicht einfach an- und abstellen wie man wollte. Sie hoffte irgendwann mit Ron darüber reden zu können, doch im Moment war es wohl besser das Feld zu räumen.

Als sie die Große Halle gerade verlassen hatte, hörte sie plötzlich eine Stimme in ihr Ohr flüstern: „Granger, komm mit.“ Gleichzeitig zog Draco Malfoy sie in einen der kleineren Gänge.

Hermine wollte protestieren. Sie dachte daran, was Draco Jessica angetan hatte. Sie dachte daran, was geschehen würde, wenn nun ausgerechnet Ron, Harry oder Jessica sie sehen würden. Doch als sie Draco in die Augen sah, verstummte sie und folgte ihm freiwillig.

Schwer atmend stand er vor ihr.

Hermine war bereit sich zu wehren, falls er sie anrühren sollte. Der junge Slytherin fuhr sich nervös durch das strohblonde Haar. Schließlich stieß er hervor: „Sag Potter, er soll aus Hogwarts verschwinden.“

Dann ließ er sie genauso stehen wie ein paar Stunden zuvor.

Völlig entgeistert sah sie ihm hinterher. Verwirrt fragte sie sich, ob dies eine seiner üblichen Drohungen gewesen war. Doch irgendetwas ließ sie daran zweifeln. Seit wann brauchte Draco zwei Anläufe um eine Drohung auszusprechen? Sollte dies ein ernst gemeinter Rat gewesen sein? Doch so eigenartig sein Verhalten in letzter Zeit auch gewesen war, Hermine konnte sich einfach nicht vorstellen, dass der Slytherin etwas anderes als Bosheit im Schilde führte. Es war völlig unwahrscheinlich, dass Draco Harry damit schützen wollte. Auch Harry würde das keine Sekunde glauben.

Sie wusste außerdem, dass es unmöglich für sie war, Dracos Worte an ihn weiterzuleiten. Damit hätte sie nur Rons verrückter Theorie Vorschub geleistet.

Plötzlich fühlte sie sich deprimiert.

Ihre Freunde beäugten sie nur noch kritisch. Severus wollte sie offensichtlich nicht bei sich haben und nun kam auch noch ihr Todfeind Malfoy und gab ihr Rätsel auf, die sie weder lösen konnte, noch wollte.

Ein leiser Kopfschmerz schlich sich heran und machte ihr bewusst, dass die momentane Situation sie völlig überforderte. Und so entschloss sie sich, das zu tun, was sie ursprünglich immer als Vorwand genommen hatte, um zu Severus gehen zu können.

Sie ging spazieren.

Die Luft war kalt, aber viel trockener als an den Tagen zuvor. Hermine schaute zum Himmel empor. Dunkle Wolken zogen träge dahin. Sie atmetet tief durch und sah über die Ländereien. Aus Hagrids Hütte drang Rauch aus dem Schornstein. Für einen Moment überlegte sie, ob sie ihn besuchen sollte. Schließlich hatte er noch immer einen Trost für sie übrig gehabt. Doch bei dem Gedanken, dass sie auch ihn würde belügen müssen, verdrängte sie diesen Plan schnell wieder.

Statt dessen machte sie sich auf den Weg zum See. Die Wasseroberfläche kräuselte sich nur leicht und zeigte ein Spiegelbild des trüben Winterhimmels. Ja, mittlerweile war es so kalt, dass bald eine Schnee- und Eisschicht das Land überdecken würde. Hermine schlang die Arme um ihren Körper und setzte ihren Weg langsam fort.

Endlich schienen ihre Gedanken wieder in geordneten Bahnen zu laufen. Sie wurde sich sehr bewusst darüber, dass sie vielleicht kurz davor stand, das Wichtigste in ihrem Leben zu verlieren.

Severus.

Er würde kämpfen, soviel stand fest.

Doch wie der Kampf ausgehen würde, das war mehr als ungewiss. Was auch immer geschah, sie wollte bei ihm sein. Sie verspürte nicht den Wunsch einen frühen Tod zu sterben – doch sie wusste, sie würde innerlich sterben, wenn sie ihn allein lassen würde.

oooooooooooooooooooooooooooooooo

Die Nacht war sternenklar. Die dunklen Wolken hatten sich verzogen und der Mond leuchtete blass. Hermine war früh schlafen gegangen. Es gab nichts, wozu sie diesen Tag noch in die Länge ziehen wollte. Der nächste Tag schien ihr viel verlockender, da sie Severus wiedersehen würde und ihm all die Fragen stellen konnte, die sie beschäftigten. So hatte sie sich in ihr Bett gekuschelt und in Erinnerungen der letzten Nacht geschwelgt, bevor der Schlaf sie eingeholt hatte.

Plötzlich schreckte sie hoch.

Eine Berührung hatte sie geweckt.

Erschrocken riss sie die Augen auf und sah, dass jemand neben ihrem Bett stand. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, dass es Dumbledore war, der einen Finger an seine Lippen legte. Hermine versuchte ihren Atem, der mächtig aus dem Takt geraten war, unter Kontrolle zu bringen.

Dumbledore hatte also ein zweites mal den Schlafsaal der Mädchen aufgesucht. Doch diesmal war Hermine nicht alleine hier und sie sah sich um, ob vielleicht noch eins der anderen Mädchen erwacht war. Alle schienen jedoch zu schlafen. Auch Dumbledore hatte sich schnell umgesehen und gab ihr dann einen Wink ihr zu folgen.

Sofort schlüpfte sie aus dem Bett und griff schnell nach ihrer Kleidung. Sie folgte Dumbledore und erst als sie im Gemeinschaftsraum der Gryffindors angekommen waren, sprach der Direktor.

„Miss Granger, Severus braucht Sie.“

„Wo ist er?“

„In den Kerkern. Sie werden vielleicht erschrecken, wenn Sie ihn sehen. Er hat sich einer schweren Prozedur unterzogen, um sein Augenlicht wieder zu erlangen. Es tut mir leid, aber er wollte nicht, dass Sie davon erfahren, bevor es geglückt ist.“

Hermine war völlig verwirrt. „Sein Augenlicht wieder zu erlangen?“ fragte sie ungläubig nach.

„Ja, Professor Desmond Adams konnte ihm helfen – doch nun braucht Severus Sie. Er kämpft schon seit Stunden und er ist am Ende seiner Kraft. Er hat nach Ihnen gefragt. Vielleicht wird er mich später dafür verfluchen, dass ich Sie tatsächlich geholt habe. Doch, Miss Granger, es war vielleicht auch eine egoistische Entscheidung von mir. Ich kann ihn nicht mehr leiden sehen. Severus Snape hat schon so viel in seinem Leben leiden müssen. Und ich weiß, dass Sie ihm eine Hilfe wären – er hat es mir selbst gesagt, aber er wollte Ihnen diesen Anblick nicht zumuten.“

Es dauerte nur einen Moment, bis Hermine die einzige Antwort gab, die ihr auf die Eröffnungen von Dumbledore einfiel: „Ich möchte sofort zu ihm.“

ooooooooooooooooooooooooooooooooo

Der Weg in die Kerker war Hermine noch nie so lange erschienen. Als sie endlich dort angelangt waren, sah Dumbledore sie noch einmal durchdringend an.

„Es ist schrecklich mit anzusehen wie er sich quält und - wir mussten ihn vor sich selbst schützen.“ Noch ehe der Direktor ganz ausgesprochen hatte, erkannte Hermine mit Entsetzen, was er damit meinte.

Severus lag auf seinem Bett.

Hände und Füße waren gefesselt.

Aus seiner Nase lief Blut.

Kratzer verliefen um seine Augen herum.

„Bei Merlin...“ stieß Hermine hervor und schlug sich die Hand auf den Mund. Diesmal war es nicht nur ein Zauber – eine Täuschung, die ihn derart zugerichtet hatte. Dies war die Realität.

Sie trat schnell an seine Seite und erkannte entsetzt, dass er seinen Kopf wild hin und her zu schlagen begann. Dabei stöhnte er unablässig und murmelte leise Worte vor sich hin. Die Bewegungen seines Kopfes wurden immer heftiger. Immer mehr Blut kam aus seiner Nase und verteilte sich über das Bett.

Hermine tat instinktiv, was sie für das Richtige hielt. Sie griff nach seinem Kopf und hielt ihn fest. Dabei sprach sie beschwörend auf ihn ein: "Severus, bitte hör auf damit. Du hast es bald überstanden. Halt durch. Halt für mich durch...für uns."

Tatsächlich hörte er auf, den Kopf wild hin und her zu bewegen. Sie betrachtete ihn und Tränen stiegen in ihre Augen. Seine Lippen waren aufgesprungen. Leise, völlig unverständliche Worte drangen daraus hervor. Sein Puls schien zu rasen. Seine Stirn war schweißnass.

Hermine war zum Weinen sie drängte die Tränen zurück und strich ihm sanft die Haare aus der Stirn.

„Severus – bitte komm zu mir zurück,“ sagte sie leise.

Von ihm erfolgte keine Reaktion, aber es schien ihr, als würde das Gemurmel weniger werden. Erst jetzt sah sie zu den anderen Männern im Raum. Dumbledore hatte sich erschöpft auf einen Stuhl neben dem Bett gesetzt. Steve Adams war ebenfalls anwesend. Sein rechtes Auge war von einem Veilchen geziert, das noch frisch zu sein schien.

Direkt neben ihm stand der Mann, dessen Name Hermine bisher nur aus wissenschaftlichen Büchern gekannt hatte. Desmond Adams. Auch dieser Mann sah aus, als sei er völlig erschöpft. Doch sowohl sein Blick, als auch der Blick von Steve Adams lag verblüfft auf ihr. Die beiden taxierten sie geradezu. Und dann wurde es Hermine klar. Die zwei Männer konnten einfach nicht begreifen, dass sie Snapes Freundin war – seine Geliebte. Doch nun war nicht die Zeit sich darüber Gedanken zu machen.

Hermine wandte sich wieder Severus zu und legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Wie lange macht er das schon durch,“ fragte sie erstickt.

Sie konnte es kaum fassen, als Dumbledore antwortete: „Seit neun Stunden.“

Nun meldete sich auch Desmond Adams zu Wort: „Er hat Albträume und Ängste für ein ganzes Leben angesammelt. Neun Stunden scheint immer noch viel zu wenig Zeit, um all diese zu durchleben. Aber er dürfte es bald geschafft haben. Er ist viel ruhiger jetzt. Sie scheinen ihm Halt zu geben, junge Frau.“

Hermine wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie spürte immer noch den ungläubigen Blick von Steve Adams auf sich ruhen. Plötzlich stieß Severus ein gequältes Stöhnen aus. Er wand sich und versuchte sich von seinen Fesseln zu befreien. Hermine fühlte sich schrecklich hilflos.

"Bitte - können wir ihn nicht losbinden?" fragte sie an die drei Männer gewandt.

Doch Dumbledore schüttelte warnend den Kopf.

"Das ist nicht gerade ratsam, Miss Granger," sagte Steve Adams und deutete auf sein blau unterlaufenes Auge. Hermine begriff erst jetzt, dass Severus es ihm in seinem Kampf zugefügt haben musste. Als sie sah, welche Kräfte er plötzlich wieder entwickelte, obwohl er noch vor einigen Minuten so erschöpft ausgesehen hatte, wurde ihr klar, dass es besser war, ihn Mittels dieser Zauber gefangen zu halten.

Sie begriff, dass er die Verletzungen, die er im Gesicht hatte, ebenfalls sich selbst zugefügt haben musste. Sein Kampf dauerte nun schon Stunden an und schien noch nicht vorbei zu sein, auch wenn Desmond Adams versucht hatte, sie damit zu trösten, dass Severus' Kampf bald ein Ende haben müsste.

Hermine sah, wie Severus alle Muskeln seines Körpers anspannte. Seine Adern traten dick hervor und sein Atem wurde immer unkontrollierter. Die blinden Augen zuckten wild hin und her. Hermine konnte es kaum noch mit ansehen.

Sie musste ihn irgendwie beruhigen. Verzweifelt nahm sie seinen Kopf in beide Hände und sprach wieder auf ihn ein.

Die Panik schien nachzulassen.

Er schloss die Augen und stöhnte leise. Hermine hielt seinen Kopf weiter umschlungen. Severus murmelte immer noch leise Worte.

Plötzlich begann er zu lachen. Es klang fürchterlich. So, als sei er nicht mehr in der Lage zu schreien und müsse seine Schmerzen durch Lachen verarbeiten. Seine aufgesprungenen Lippen fingen an zu bluten. Hermine fühlte sich hilflos.

Sein unkontrolliertes Lachen machte sie verrückt. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so zu sehen. Ehe sie noch wusste was sie tat, hatte sie erneut nach seinem Kopf gegriffen und hob ihn an, soweit sie Kraft dazu hatte, während sie ihn gleichzeitig aus voller Kehle anschrie: "Severus! Wehr dich nicht - du musst es ertragen - damit du zu mir zurückkehren kannst!"

Sein Lachen verstummte. Hermine ließ seinen Kopf langsam auf das Kissen zurücksinken.

Er begann zu husten.

Automatisch griff sie nach dem Wasserglas, das auf dem Nachttisch bereitstand und hob dann erneut seinen Kopf an. Steve Adams wollte ihr zu Hilfe eilen, doch sie schüttelte nur kurz den Kopf. Es war schließlich nicht das erste Mal, dass sie das tat. Für einen Moment fühlte sie sich wieder daran erinnert, wie sie ihm auf der Krankenstation geholfen hatte seinen Tee zu trinken.

Auch diesmal trank er in kleinen Schlucken. Doch heute würde er danach keine Drohungen ausstoßen. Er wäre dazu auch gar nicht in der Lage gewesen.

Als eine halbe Stunde vergangen war, ohne dass Severus noch einmal diese Qualen durchgemacht hatte, entschieden Dumbledore, Steve und Desmond Adams, dass er es wohl durchgestanden hatte. Severus hatte nun schon geraume Zeit mit geschlossenen Augen dagelegen und sein Atem ging jetzt ruhiger. Der Direktor sprach den Zauber, der die Fesseln von Snape nahm und sah ihn mitfühlend an.

Severus schien gespürt zu haben, dass er nun endlich frei war und drehte sich auf die Seite. Dann krümmte er den Körper zusammen und lag wie ein Kind, das sich fürchtet, da. Hermine wusste, dass er immer noch schreckliche Angst hatte - doch das Schlimmste war vorüber.

Als die drei Professoren sahen, dass Snape offensichtlich wirklich schlief, sagte Steve Adams: "Ich denke, wir können nichts weiter tun. Vater - du musst dich jetzt unbedingt ausruhen."

Desmond Adams nickte müde.

"Das sollten wir alle tun," sagte Dumbledore nicht minder erschöpft.

Dann sah er zu Hermine.

"Ich werde bei ihm bleiben," sagte sie mit fester Stimme.

Dumbledore lächelte ihr kurz zu. "Wenn Severus erwacht, dann sollten Sie die Erste sein, die er sieht."

Dann verließen die Professoren den Raum. Hermine setzte sich auf den Stuhl neben Severus' Bett.

'Das erste was er sieht," dachte sie und merkte, wie sie vor Freude eine Gänsehaut bekam.

TBC


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Wir müssen lernen, mit Menschen auszukommen, die anders sind als wir. Wenn sie das Herz auf dem rechten Fleck haben, spielt es keine Rolle, woher sie stammen.
David Heyman über ein Thema des vierten Harry-Potter-Films