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Fanfiction

Philtrum - Zauber des Anfangs - Ambitionen

von NoctiVagux

oOooOooOo

Philtrum - Der Zauber des Anfangs
--- 33. Ambitionen ---
Donnerstag, den 4. Juni 1998, in einem freien Großbritannien


Severus seufzte auf, blickte unentwegt auf die Tischplatte, in der Küche sitzend. Er trank ruhig seinen heißen Earl Grey mit einen heftigen Schuss Kwaddles-Kobold-Schnaps darin. Es war bereits die fünfte Tasse und weitaus gefährlicher als ein doppelter Feuerwhiskey. Nach dem Kampf war die Schule unbewohnbar geworden. Dennoch hatten viele Schüler der DA und Lehrer den letzten Monat dort verbracht. Man hatte geglaubt die Schule eigenhändig wieder zusammenflicken zu können. Doch dabei war es dann auch geblieben. Die Schäden waren einfach zu groß. Also waren alle im Grimmauld-Platz untergebracht, während das Ministerium höchstpersönlich damit begonnen hatte, die Schule wieder im alten, neuen Glanze erstrahlen zu lassen.

Severus war nur hierher gekommen, weil einige Todesser, die auf der Flucht waren, sein Haus in Spinners End verwüstet hatten, aus Rache an seinem Verrat dem Dunklen Lord gegenüber. Verwüstet war das falsche Wort. Es war nur noch ein tiefes Erdloch übrig. Er trauerte dem kein Stück nach. Nie hatte er positive Erinnerungen an sein angebliches Zuhause gehabt. Für ihn war Hogwarts schon eher eine Art Heimat. Die flüchtigen Todesser hatte man schnell gefunden. Es war einer der Carrows und zwei noch recht junge Zauberer, die wohl aus Durmstrang von Voldemort angeworben waren.

oOo

Arthur starrte vor sich hin. Auch er fand das hochpolierte Holz des Küchentisches äußerst interessant. Er hatte sich nach dem Sieg sogleich mit Feuerwhiskey angefreundet, kaum dass man ihn aus dem St Mungos entlassen hatte und er sich um die Beerdigung kümmern musste. Immer wieder schielte er ängstlich zur Wand. Ein Zeiger auf der Uhr der Weasleys war verschwunden, der wichtigste von allen. Nie hätte er geglaubt den Halt - das Fundament - seiner Familie zu verlieren: seine Frau Molly. Fred und George, Bill und Charlie, Ron und Ginny - seine Kinder, sie lebten und hatten eine Zukunft vor sich. Er hingegen schien ein gebrochener Mann zu sein. Fleur tröstete ihn, kochte jetzt für alle und Tonks half mit und das trotz des kleinen aufgeweckten Teddy Lupin, der ausgesprochen rege permanent viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch konnten sie alle nicht das Leben wiederbringen, dass einst durch diese Räume so quirlig wirbelte und alles in seinen alltäglichen Bahnen hielt, so sehr sie sich um ihren Vater und Freund auch bemühten.

"Wie geht es deinen Kindern?" fragte Severus räuspernd. Die Stille brachte ihn um. Noch nie hatte er ein Bedürfnis danach gehabt, sich unterhalten zu müssen. Doch wenn er Arthur so dasitzen sah, erinnerte es ihn schwer an sich selbst. Die eigene Liebe zu verlieren war grausam. Der starke Alkohol, der mittlerweile durch Severus Arterien floss, spülte die Hemmungen hinfort und lockerte seine Zunge.

"Gut." murmelte Arthur abweisend. "Und dir?" Arthur runzelte die Stirn, blickte Snape komisch an, versuchte herauszufinden, warum dieser sonst so am menschlichen Leben unbeteiligte Knabe ihn mit Fragen löcherte. Irgendetwas stimmte nicht an Severus Snape. Snape zuckte nur mit den Schultern und seufzte laut auf. "Warum fragst du?" wollte Arthur sein Selbstmitleid egoistisch für sich ganz allein beanspruchen. "Ich meine, ich kenne das." hustete Severus leicht. "Ja, ich weiß." winkte Arthur ab und seufzte dann genauso erbarmungslos. "Ja, die Liebe und die Menschen." flüsterte Arthur und ihm stiegen die Tränen in die Augen.

Severus Wangen röteten sich, aber er versteckte es hinter seinen fettigen schwarzen Haaren und dem gesenkten Kopf. "Es war sicherlich all die Jahre schwer diese Rasselbande unter Kontrolle zu halten." meinte der Slytherin.
"Du kennst ja Fred und George, sie waren die schlimmsten. Ron war immer der Tollpatsch, Bill ist bodenständig und Charlie liebte das Abenteuer und lebt gern gefährlich. Ginny ist und bleibt das Nesthäkchen." und sein Blick wirkte verträumt. "Es ist eine liebe Bande… durch und durch sind sie das." meinte Arthur als würden dabei verschiedene Erinnerungen vor seinen Augen wieder erwachen.
"Ja, in der Schule haben Fred und George sogar mir Streiche gespielt." verzog Snape das Gesicht und nahm einen Schluck aus seiner Tasse, was ihm fast Tränen in die Augen trieb.
"Ich weiß. Was haben wir nicht für Tadel-Briefe von Minerva bekommen." lächelte Arthur matt.
"Was ist mit Percy?" fragte Severus.
"Weiß nicht. Er hat das Ministerium ja verlassen, vor Monaten schon. Meldet sich aber nicht. Ich denke er hat das Land verlassen." schaute Weasley tief ins Glas.
"Er wird wieder kommen."
"Vielleicht." Arthur schaute verloren und mit glasigen Augen in der Küche umher. "Wenn du mal Kinder haben solltest, dann… nun dann lass es nie soweit kommen, dass sie nicht mehr mit dir reden. Manchmal muss man strenger mit ihnen sein und es tut einem in der Seele weh, doch dann sind sie auch wieder so… so ein Geschenk mit ihren Flausen, ihren Lachen, ihren ersten Schritten und Erfahrungen die sie sammeln. Einfach ein Geschenk, das sind sie, ein ganz Wunderbares." brabbelte das Familienoberhaupt sehnsuchtsvoll.
Severus nickte nur.

"Du möchtest gar keine Kinder oder?" Arthur hatte es fast achtlos aus sich heraus geschnaubt, weil Snape keine Reaktion zu Weasleys Hommage an das Elternsein zeigte.
"Die in der Schule sind genug." brummte Severus.
"Nun, es sind ja auch nicht deine eigenen. Das ist etwas ganz anderes. Sowas kann man erst dann erfassen, wenn man im Krankenhaus so einen kleinen Wurm auf dem Arm hat und weiß - das ist meines und…", Arthur kippte seinen Feuerwhiskey die Kehle hinunter, füllte es gleich wieder bis zum Glasrand auf, "…und Mollys" brach seine Stimme zusammen. Er fixierte den Küchentisch, als wolle er ihn mit einem Fluch belegen. "Weißt du, irgendwie… wird es nicht mehr so wie früher sein." und Arthur nahm einen weiteren großen Schluck aus dem Glas.

"Wie lange willst du dich noch ersaufen mit dem Zeug?" tadelte Severus.
"So lange bis der Schmerz endet."
"Das wird er nicht."
Arthur schluckte und nickte bitter. "Es wird Jahre brauchen…"
"Ja…" murmelte Snape.
"Wie viele Jahre sind es bei dir?"
Severus war über diese Frage perplex. "Zu viele." meinte er tonlos. Andere zu fragen war Eines, selbst gefragt zu werden unschön und grausam.
"Dann sollte sich das ändern, mein Junge."
Beide schwiegen, schoben ihr Geschirr auf dem Tisch hin und her, in Gedanken vertieft.

Arthur schielte nach einer beklemmenden Weile zu Severus hinüber. "Ich finde es erstaunlich wie du und Hermione klar gekommen seid."
Severus räusperte sich, umfasste seine Tasse mit beiden Händen.
"Es fällt jedem auf, der euch sieht. Auch wenn du immer dein steifes Gesicht dazu machst." grinste Arthur.
Severus beguckte die Tischplatte sorgsamer denn je, als hätte jede einzelne Holzmaserung darauf etwas besonders Schwarzmagisches in sich verborgen.

"Sieh dir Remus und Tonks an. Sie sind glücklich. Auch sie trennen Jahre, so wie Molly und mich einige trennten. Aber was heißt das schon bei uns Zauberern." blickte Arthur in die Luft und starrte Löcher hinein.
"Ich wollte so etwas eigentlich nicht fragen." brummte Severus zischelnd. Ihm wurde es unangenehm, persönlich und der Raum wirkte ganz plötzlich so eng und stickig.
"Nun, dann solltest du, wenn du das nächste Mal in fremde Zimmer schleichst aufpassen, dass man als Elternteil immer besondere Zauber kennt, wenn jemand über die Türschwelle eines ihrer Kinder geht."
Severus riss den Kopf hoch. "Ich war nicht bei deiner Tochter." war er puterrot angelaufen.

Arthur grinste etwas. Alles hatte er erwartet, nur nicht, dass ein Severus Snape rot anlaufen konnte. "Ja, ich weiß." glättete er die Wogen. "Doch teilte sie sich ja mit jemandem das Zimmer. Da Fred und George immer nur Dummheiten im Kopf hatten und die anderen damit schnell anstecken konnten, haben Molly und ich uns eines Tages schnell etwas einfallen lassen müssen. So wussten wir, wann wir mit Streichen rechnen mussten."
"Sehr slytherinhaft."
"Ja, in der Tat." und Arthur kam jetzt einem anderen Thema näher, das er gern ansprechen wollte.
"Als du uns deinen Plan mitgeteilt hast, dachten wir alle du machst schlechte Scherze. Keiner wollte es glauben, dass du es mit Nagini aufnehmen würdest." meinte Arthur trocken.
"Und warum?" blähte Severus zurück.
"Nun, wer hätte jemals geglaubt, dass ein Slytherin auch wie ein Gryffindor kämpfen könnte."
"Pfff." gab Severus von sich und schaute in seine Tasse.
"Als ich gesehen habe, wie du das Schwert aus dem Hut gezogen hast, da habe ich zum ersten Mal wirklich richtig verstanden, dass es vollkommen egal ist, welchem Haus man angehört. Was mich nur beschämt ist, dass ich es so spät erkannte. Harry hat es trotz all seiner Wut viel eher erkannt, so jung und noch alles vor sich habend." murmelte er immer leiser werdend und schwankte beim Aufstehen.

Über Harry wollte Severus nichts hören und doch gestand er sich ein, dass der Junge in seinem Leben wohl zum ersten Mal eine gute Entscheidung getroffen hatte. Arthur stand schwankend vor Severus und schaute auf ihn mit väterlicher Miene.
"Harry hat auf sein Herz vertraut, mehr als seine Mutter es getan hat. Vielleicht vertraust du auch mal auf dein Herz, denn du scheinst ja eines erobert zu haben." klopfte der angeschlagene Weasley Severus auf die Schulter und schlürfte aus der Küche.
Snape schluckte hart, immer noch in die Tasse starrend und fuhr sich nervös durch die Haare. Er seufzte leise.

oOo

Am nächsten Morgen herrschte reges und munteres Treiben im Hause von Harry im Grimmauldplatz. Dumbledore hatte sich mit Minerva in der Bibliothek unterhalten. Auch die anderen Lehrer waren bereits anwesend.
"Wo ist Severus?" fragte Pomona.
"Ich hole ihn." meinte Albus und ging in die Küche.

"Severus?"
"Hm?" bekam der Schulleiter knurrend zu hören.
Der Slytherin kämpfte wohl noch mit dem Kater vom Vortag. Hier waren keine Tränke und kein Labor, welch schweres Los für ihn, es aussitzen zu müssen und Albus schmunzelte über den zerknirschten Anblicks des jungen Mannes. Er litt sanft mit ihm.
"Wir halten eine Lehrerkonferenz ab."
"Ja, und?"
"Severus, was ist los?"
"Nichts!"
"Es ist vorbei und du…" Albus blickte ihn durchdringend an.
"Ja, es ist vorbei." brauste Snape auf.

Dumbledore setzte sich ihm gegenüber. Er bot ihm einen Drops an. Zum ersten Mal griff er zu.
"Ich habe es nur aus einem Grund getan." murmelte Severus leise und kaum verständlich.
"Was?"
"Nagini." rollte er jetzt mit den Augen und Albus schien zu verstehen.
"Oh, weil du die Schuld gegenüber Lily begleichen wolltest."
"Nein." schüttele er den Kopf.
"Nun denn…" trommelte Albus mit seinen Fingern auf der Holzplatte.
"Es war wegen…" Severus, räusperte sich dabei, blickte auf, verbarg sein Gesicht wie immer halb hinter seinem fettig glänzenden Haar. "Wegen…" er schloss die Augen.
Albus tätschelte sanft eine Hand von Severus. "Das ist nichts Schlimmes." beschwichtigte der Weißbärtige etwas.
"Ich…"
"Es ist in Ordnung, was immer es auch war und ist, was dich zu Mut und Tapferkeit bewegt, du hast Gutes getan." und Albus stand auf.

Albus ahnte, dass es wegen Hermione war und weil Severus zum ersten Mal seit Jahren wieder an einem Leben teilhaben wollte - an seinem und an ihrem. Doch war Severus noch viel zu durcheinander, um es sich selbst einzugestehen. Die Ambitionen Severus waren Albus teilweise schleierhaft, weil dieser junge Mann es verstand, immer alles hinter Zynismus und Wut zu verbergen - tief in sich. Wenn man nicht aufpasste, würde Severus Snape sich wieder in seinem Schneckenhaus verkriechen und seine Chance verstreichen lassen. Niemanden konnte man zu Glück zwingen und da der Slytherin nie wirklich Glück im Leben gehabt hatte, schien er auch nicht großartig daran glauben zu wollen, so gut ihm auch alle zureden mochten. Er war eben ein schüchterner Griesgram.
"Komm, mein Junge."
"Gleich."
"Gut."

Albus schlich hinaus und begann die Konferenz vorerst ohne ihn. Doch hatte er das Gefühl, dass Severus in Zukunft öfters fehlen könnte und machte sich gedanklich ein Memo, sich vielleicht nach einem neuen Lehrer umzusehen - vorsichtshalber. Doch verschwieg er es vorerst seiner Belegschaft. Nur Minerva nickte ihm mit wissendem Blick zu.

oOo

Ginny erahnte Hermiones Verbindung zu Snape, als Ostern gewesen war. Doch sie hatte ihr Wissen verborgen. Aufgrund ihrer immer so vom Schabernack durchtriebenen Brüder hatte Ginny immer eine Schneekugel auf ihrem Tagebuch liegen. Eine allessehende und wachsame Schneekugel, die jeden mit einem Zusammenschnür- und dann Kitzelfluch belegte, der sich das Buch greifen wollte. Als sie ihr wachendes Auge vor der Rückreise nach Hogwarts überprüfte, bemerkte sie, dass in der Nacht, wo sie bei Harry war, jemand ins Zimmer geschlichen war. Zwar war es dunkel geblieben, aber wer bitteschön war die Nacht sonst noch im Grimmauldplatz geblieben und hatte eine große Hakennase und mittellanges, glattes Haar. Snape!

Ginny saß auf Hermiones Bett und drückte ihr die Schneekugel in die Hand. "Sieh selbst!"
Und Hermione errötete bei den Bildern. "Du…" klang Mione beschämt.
"Ja, aber sicher war ich mir nicht." Ginny seufzte. "Er ist dürr, kantig, ungepflegt… Verdammt, Mione. Er ist brutal und fies… Und du…" Ginny war aufgesprungen und lief auf und ab, fuchtelte wild gestikulierend mit den Händen über dem Kopf herum.

Hermione schaute ihr hinterher; anfangs. Doch je mehr sich ihre Freundin in Rage redete, ihrem typischen Weasley-Ausbrausen frönte, desto weiter entfernte sich die Angeklagte geistig und blickte bald nur noch leer in den Raum hinein. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Ginny vollkommen aus der Puste, aufgehört hatte zu zedern und sich stumm auf ihr Bett neben sie gesetzt hatte. Jetzt starrten beide die Wand an.

Nach einer unendlich langen Stille, versetzte eine Frage Hermione wieder in die Realität zurück. "Liebst du ihn?"
Verzweifelt suchte Hermione einen Unterton aus Anklage und Vorwurf in Ginnys Stimme zu finden. Doch so verzweifelt sie danach suchte, als sie den Satz immer wieder in sich wiederholte, war es das nicht. Sie nickte stumm, Ginny dann langsam genauso.

"Da hast du dir einen ganz schönen Brocken aufgeladen - einen Eisklotz aus der tiefsten Arktis. Meinst du, das es das wert ist?"
"Was soll es denn deiner Meinung nach wert sein?" fragte Hermione hohl klingend zurück. Sie kam sich vor, als hätte ihre Mutter sie aufs Schlimmste zurechtgewiesen.
Ginny hatte wahrlich das Temperament ihrer Mutter in sich. Jetzt wo Molly nicht mehr da war, spürte das jeder mehr denn je und Ginny lastete der Verlust schwerer auf den Schultern als allen anderen. Denn wenn ihr Vater sie sah, wurden seine Augen immer ganz wässrig und er holte eine weitere Flasche Feuerwhiskey aus seinem geheimen Vorrat, den bis jetzt noch keiner ausfindig gemacht hatte.

"Nun, du hast viele Pläne für deine Zukunft. Denkst du, dass er ein Teil davon werden könnte? Snape ist niemand der Kompromisse eingeht oder so etwas wie Toleranz gegenüber anderen ausübt."
"Denkst du so?" schaute Mione enttäuscht zu ihrer Freundin rüber.
"Nun, ich kenne ihn nicht anders. Sein Verhalten ist nicht gerade sozial." presste die Rothaarige mühsam hervor, nicht gleich wieder allzu negativ zu klingen.
Ein Seufzen Hermiones glitt durch den Raum.

Sie schaute auf ihre Hände, musterte diese und sah dann zu Ginny, die dasaß und wartete. "Er ist bereits ein Teil meines Lebens und ja, ich denke, dass ich es mir vorstellen kann, dass er in Zukunft auch weiterhin einen großen Teil davon ausfüllen wird."
"Du kannst es dir vorstellen, aber sicher bist du dir nicht, Mione." meinte sie scharf.
Hermione nickte wieder.
Ginny seufzte dieses Mal.
"Wir haben darüber nie gesprochen. Weder er noch ich sind sonderlich gut in Gefühlen ausdrücken. Ich befasse mich lieber mit Theorie und bin vielleicht manchmal etwas…" sie fand keine Worte.
"Ja, manchmal überrascht du einen mit deinen Aktionen. Wie du die Todesser auseinander geworfen hast - die letzte Riege Riddles. Konsequent und endgültig... Das wird schwierig werden. Snape ist ebenso konsequent und endgültig und ihr beide seid stur. Du in deiner Gerechtigkeit, er in seinen Prinzipien." "Ja, ich weiß. Meinst du wir beide hätten eine Chance?" fragte sie vorsichtig.

Ginny strich sich eine Strähne ihres roten Haares aus dem Gesicht. Sie sah eindringlich auf Hermione. "Zum ersten Mal im Leben bist du dir unsicher, weil du diese Situation nicht nachlesen kannst, nicht analysieren kannst."
Hermione schmunzelte. Keiner wusste von dem Zusammenbruch nur eine Woche vor der Schlacht und Severus warf sie diese Dinge auch immer vor. "Ja, so in etwa." murmelte sie kraftlos.

Ginny grinste auf einmal breit, drückte Hermiones Hand. "Ihr passt zusammen, irgendwie und wenn es euch beiden wichtig ist, dann habt ihr mehr als nur eine Chance, dann ist es eine Möglichkeit, ein Weg und ein riesiges Glück, das ihr miteinander teilt."
"Hm…" meinte sie daraufhin und Ginny schloss Hermione in eine innige Umarmung.
"Irgendwann musst du es Harry erzählen. Ron auch."
"Die werden mich wie in einem Verhör fesseln und mir Veritaserum einflößen, um herauszufinden, was Severus mit mir gemacht hat, dass ich behaupte ich würde ihn lieben. Doch vielleicht ahnen sie es bereits."
"Nein, das werden sie nicht machen. Dann bekommen sie es mit mir zu tun. Wenn sie es bereits wissen, dann warten sie geduldig - so wie Freunde sind - dass du es ihnen selbst erzählst." Hermione atmete erleichtert auf.

Ginny trennte sich von ihr und sah sie wieder intensiv an. "Ich kann dir aber auch nicht versprechen, dass ich Snape nicht zum Mond hexen werde, wenn ich feststelle, dass du unter der Beziehung leidest." mahnte sie streng und hatte einen Blick wie ihre Mutter Molly aufgesetzt, als hätte sie Ron und seine Geschwister bei Unfug und Scherzen erwischt.
"Ja." nickte Hermione mit einem kleinen feinen Lächeln.
"Gut, aber ich brauch jetzt was…" sagte sie rasch und stand auf. Sie blickte sich um. "Ach ja, hier hatte ich doch noch ein paar Reserven." murmelte sie leise und kramte unter einer Holzdiele neben dem Bett zwei Flaschen Butterbier hervor. "Das können wir jetzt gut gebrauchen." griente Ginny breit.
"Alkohol?"
"Warum nicht. Wir begießen es."
"Der Schock sitzt tief, nicht?" fragte die Ältere.
"Ja, in der Tat. Aber gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen. Da kann ich dagegen sein wie ich will, du gehst deinen Weg. Und wenn es Snape auch erwischt hat, oho…" Ginny grinste noch breiter.
"Du bist schadenfroh!" zog Hermione die Augenbrauen zusammen, grinste aber schief.
"Jepp! Er hat es verdient. Der soll sich alle zehn Finger nach dir lecken."

Hermione wurde rot. Ginny riss die Augen auf. "Öh… ähm…ihr habt doch wohl nicht etwa…" Hermione hob rasch abwehrend eine Hand. "Nein, du bekommst keine Details." "Wie bitte? Ich bin deine beste Freundin und das hier ist ein Weiberabend." "Ginny! Ich rede mit dir nicht über…" "Ach! Aber sonst alles von mit wissen wollen, ja?" hatte sie die Butterbierflaschen auf den Nachtschrank gestellt und ihre Fäuste in die Hüften gestemmt. Hermione schlug die Hand vor die Augen. "Bitte nicht fragen." Schnell schnappte sich Ginny die Flaschen setzte sich aufs Bett, machte sie auf und hatte einen neugierigen Augenaufschlag aufgesetzt. "Los komm. Nur ein bisschen." und reichte Hermione eine Flasche. Nur zögerlich nahm sie an und nach den ersten beiden Flaschen erzählte Hermione andeutungsweise kleine Details, nicht viel, aber immerhin soviel, dass Ginnys Ohren und Wangen glühten und sie so große Augen wie eine Hauselfe machte.

"Ich fasse es nicht. So zärtlich?" Hermione lief puterrot an. "Mann, ich hoffe nur, dass Harry auch mal etwas… ruhiger wird." brummte sie. Hermione schaute nun neugierig. "Ist doch so." zuckte Ginny mit den Schultern und nahm einen großen Schluck aus der Flasche. "Sex ist nicht alles." meinte Hermione und nahm ein paar Cracker. "Ihr braut gern zusammen und liebt Bücher, oder?" "Ja, das tun wir." nickte Mione ersichtlich stolz. "Dann habt ihr schon mal gemeinsame Hobbys." ging Ginny es wie eine Psychologin an. "Ja, auch." "Und Musik?" hakte die Jüngere nach. "Hm…, weiß nicht. Ich weiß noch nicht einmal, ob er welche hört." Hermione seufzte. Sie kannte Severus privat ja kaum. "Oh… dann müsst ihr euch ja noch richtig kennenlernen." traf Ginny den Quaffel akkurat. "Ja." stellte Hermione bitter fest. "Jetzt habt ihr alle Zeit der Welt, jetzt wo er frei ist." Hermione traf es wie einen Stich ins Herz. "Frei… vielleicht will er mich jetzt nicht mehr. Ich habe den Eindruck, dass er alles nur getan hat, weil er es mir schuldete."

Ginny zog die Augenbrauen kraus. "Aber der Trank hatte doch vorher schon seine Wirkung verloren, oder etwa nicht?" Ginny war neugierig und verwirrt zugleich. "Ja, aber… ich weiß, dass der Gegentrank nicht so wirkt, wie gedacht." "Wie dann?" ließ die kleine Weasley einfach nicht locker. "Nun, erst, wenn man sich wirklich in jemanden verliebt - wirklich Liebe zu einem Menschen entsteht, dann löst sich der Bann." "Also… solange er keine Liebe findet, hat er immer das…" "Nein", schüttelte Mione den Kopf, "das ist vorüber. Er ist nicht mehr dazu gezwungen stets Sex haben zu müssen." "Also hat er sich verliebt." stellte Ginny trocken fest. "Ja, oder? Vielleicht ist es aber auch die Liebe zu Harrys Mutter. Er war an ihrem Grab, war regelrecht davor zusammengebrochen, legte eine Rose ab und ging dann mit einem Lächeln. Harry hatte es mir erzählt, bevor wir Hogwarts verließen. Er wollte sie auch besuchen und da war aber schon Snape dort." und wieder versetzte es Hermione einen Stich, dass sie nur zweite Wahl war. Immer nur in Lilys Schatten wandeln würde. "Das ist doch der größte Beweis, oder nicht. Er hat sich von ihr verabschiedet." sah Ginny das ganz anders. "Ja, aber… das ist nur Vermutung. Es war nach Ostern." hielt sie dagegen.

Beide nippten an ihren Bierflaschen, dachten nach. "Du denkst, dass er trotzdem einen Rückzieher macht?" fragte Ginny vorsichtig. Hermione nickte und trank darauf gleich ein paar Schluck mehr. "Vielleicht auch nicht. Ich kenne die Geschichte mit Lily, Harrys Mutter. Ich denke, er wäre ein Narr diesen Fehler ein zweites Mal zu machen. Er ist älter geworden, erwachsener, reifer." war Ginny jetzt die Optimistische geworden. "Meinst du?" fragte Hermione vorsichtig. "Und wenn ich nur zweite Wahl bin, weil er eine Art Torschusspanik hat?" Ginny seufzte verzweifelt. "Mione! Hör zu. Er hat dich stets gut behandelt, so wie ich es aus deinen Worten entnehmen konnte. Er hat sich bemüht, zwar manchmal auf seine barsche Art, aber er hat gemerkt, was du ihm bedeutest - deinen Erzählungen von vorhin nach. Warum um alles in der Welt soll ein Mensch keine zweite Chance bekommen, im Leben lieben zu dürfen?" "Weil er all die Jahre nur auf Harry Acht gegeben hat, wegen seiner Liebe zu Harrys Mutter…" "Ich denke, dass jeder so seine eine Liebe hat, die Erste große Liebe, jenes Ideal, das alles so perfekt macht. Manche schaffen es mit ihr alt zu werden, andere entdecken, dass dieser Wunsch nur ein Traum war, der in der Realität leider keinen Bestand hat. Lily lehnte Snape ab, weil sie seine dunkle Seite an ihm nicht akzeptieren konnte. Also akzeptierte sie einen Teil seines Charakters nicht. Und er kam - wenn man Harrys Erinnerungen nimmt - nicht damit klar, dass sie so offen und beliebt war. Es störte ihn. Ihr beide seid da ruhiger. Du willst nicht die große Anerkennung in der Öffentlichkeit. Dir sind solide Verhältnisse, freiheitliche Gedanken wichtiger, ohne dass du dich mit Beliebtheit rühmen möchtest. Ergebnisse und Statements zählen. Er schätzt solch eine Bodenständigkeit, jemanden, der zu seinem Wort steht und ihn tolerant so akzeptiert, wie er ist. Das tust du. Und ich habe gesehen, wie sehr dich die Dunklen Künste faszinieren." "Was?" fragte Hermione.

"Ja." stellte Ginny nüchtern fest. "Du erkennst ihr Potenzial an, aber du weißt um ihre Macht, zu was sie verleiten können. Du kennst sie, könntest sie anwenden, aber ziehst es vor, es zu unterlassen, obwohl du eine mächtige Hexe bist. Das schätzt er. Das tut er auch bei Dumbledore. Demnach bist du für ihn wie ein Ideal, etwas, was er bewundert und er freut sich ein Teil davon zu sein, deines Lebens zu sein. Denn über die Jahre hinweg, hat es dem slytherinhaft ehrgeizig nachgeeifert. Und ehrlich gesagt, jemand , der mal durch und durch Todesser war und jetzt auf der guten Seite immer diesem Drang wiederstand - ist das nicht Beweis genug, dass er wirklich gut ist? Er hat es verstanden, doch hast es auch?" Hermione schaute Ginny an. Manchmal frage sich die Ältere, wie eine so junge Frau nur so viel über Menschen wissen konnte. Dabei hatte sie Snape bestimmt nicht so gut kennengelernt wie sie, Hermione. Doch klang es sehr einleuchtend.

Beide waren schon leicht angedudelt, mit verklärtem Blick. "Ähm, woher willst du das alles so genau wissen?" frage Mione neugierig werdend. "Weibliche Intuition, Beobachtungsgabe und die Tatsache, dass Snape mit Dad mal über Frauen und so geredet haben." faselte Ginny abwinkend. "Was?" Hermiones Wangen erröteten und sie hatte die Augen sehr, sehr weit aufgerissen. "Ja, haben sie. Snape hat keinen Namen genannt, aber es war deutlich zu merken, dass er nicht allgemein über jemanden sprach, sondern ganz konkret jemanden meinte. Nun gut, ich habe nicht jedes Wort mitbekommen, aber mehr als genug. Und Dad, nun ja, wir müssen auf ihn aufpassen. Er darf sich nicht so sehr gehen lassen." Hermione nahm Ginny in die Arme. Beide schwiegen.

"Über was haben sie denn geredet?" lenkte Mione ab, da Ginny mit ihren Gefühlen durcheinander war und der Sorge zu ihrem Vater, den Verlust der Mutter. "Nun, wie Arthur, so mit uns klar kommt oder Ähnliches. Es war beinahe so, als würde mein Vater einen väterlichen Rat an einen Sohn geben, der demnächst heiraten wolle." "Severus würde niemals einfach so Privates Preis geben." hielt Mione kopfschüttelnd dagegen. "Och, wenn man einiges intus hat schon." feixte Ginny mit rollenden Augen. "Intus?" klang Hermione hysterisch. "Er verliert ungern die Kontrolle, nicht?" musterte Ginnys Miones Ausbrausen. "Ja." klang Hermione kalt. Ginny lachte. "Er war am nächsten Tag dreimal kühler zu Dad als sonst. Es war ihm wohl peinlich, aber Dad meinte nur, dass er nichts über das Gespräch sagen würde. Ich denke, Dad hat ihn an dem Abend zum ersten und zum letzten mal als Mensch gesehen." "Warum hat er das gemacht?" verstand Hermione die Welt ganz und gar nicht mehr. "Nun, vielleicht will er dich heiraten." Hermione schluckte und hatte ihre Bierflasche beinahe fallen lassen. Ginny japste vor Lachen. "Und es war nach der Schlacht. Endlich fiel alles von ihm ab und zum ersten Mal hat er sich jemanden anvertraut." fügte sie sich Tränen wischend hinzu. "Ich dachte immer er würde sich Dumbledore anvertrauen." murmelte Hermione und rieb sich die Schläfen. Dann lachte sie. "Zu viel Respekt und Dumbledore ist in seiner eigenen Welt aus Wissen und Weisheit zwar eine Vaterfigur, aber eben ein hohes Ideal. Nicht die Realität eines lebenden Familienvaters, so wie dein Vater." beantwortete sie sich selbst die Frage und nickte zufrieden. "Siehst du, Männer eben." meinte Ginny und stieß mit ihr an.

Noch zehneinhalb Wochen lagen vor ihnen. Dann würden Harry, Hermione und Ron ihre Prüfungen ablegen. Zehneinhalb Wochen, um langsam zu einem alltäglichen Rhythmus zurückzufinden.


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