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Fanfiction

Die Augen des Todes - Die Zuordnungszeremonie

von Hairy Otter

Morgan war beinahe froh darüber, Harry wiederzusehen. Wie bei ihrem Aufeinandertreffen im Ministerium, fühlte sie sich auch jetzt durch seine bloße Anwesenheit ein wenig wohler. Dieses Mal waren es jedoch nicht die Wirkung von Dementoren, vor der er sie schützte, sondern die Blicke und das Getuschel der gesamten Schule. Natürlich stach sie wie ein bunter Hippogreif aus der Reihe von Elfjährigen hervor, die nervös darauf warteten, vom Sprechenden Hut in eines der vier Häuser eingeteilt zu werden. Dennoch empfand sie die Neugier an ihrer Person als höchst übertrieben und unangenehm. Offenbar waren Schüler, die im späteren Alter nach Hogwarts kamen, ein Kuriosum, was sie keineswegs wunderte.
Die britische Zauberergemeinschaft galt gemeinhin als unbeliebt, ebenso wie Hogwarts, das gerade in diesem Jahrzehnt einen zunehmend schlechten Ruf bekommen hatte.
Davon abgesehen, dass nun alle Schüler ihre Hälse nach Harry und dem hübschen rothaarigen Mädchen reckten, bei der es sich offensichtlich um seine Freundin handelte, wie sie durch die immer noch allzu präsenten Bilder ihres Ausflugs in Harrys Verstand wusste, hatte Morgan gehofft, ihn nicht so bald wiedersehen zu müssen. Sie konnte es auf den Tod nicht leiden, sich Hals über Kopf zu verlieben, gerade weil es ihrer Ansicht nach viel zu häufig geschah. Sie hatte sich gerade erst davon überzeugt, dass ihre Gefühle für Harry allein den Umständen ihres Aufeinandertreffens geschuldet waren, dass Dementoren und Harrys Ausstrahlung ihr Urteilsvermögen schlicht überfordert hatten.
Und doch reichte der Anblick des Rotschopfs an seiner Seite und die Ausrufe so manch eines Mädchens im Saal, um die ungewollte Eifersucht in ihr erneut zu entfachen. Sie wich seinem verblüfften Blick aus und sah stattdessen zu dem haarigen Halbriesen hinüber, dessen einzige Aufgabe - so hoffte sie jedenfalls - darin bestand, Neulinge über den See zu führen und die Zuordnungszeremonie zu leiten. So sympathisch und gutmütig sie ihn auch fand, eine große Leuchte war er gewiss nicht. Wenn so jemand in Hogwarts unterrichtete, bestätigte das ihre schlimmsten Vorurteile.
Er stand verlegen und ein wenig ratlos angesichts der entstandenen Aufregung da und wartete bis Harry plus Anhang einen Platz am Tisch der Gryffindors fanden. Damit waren es schon zwei Häuser, in die sie auf keinen Fall wollte.
„Ähm, wo war ich...“, brummte Hagrid, „McKellen, Selena!“
Seine Worte verhallten im Lärm der Schüler nahezu ungehört. Hinter ihr hörte sie ein einzelnes lautes Klatschen.
„Ich darf doch sehr bitten!“, rief die Schulleiterin McGonagall in ehrfurchtsgebietendem Ton und erreichte damit fast augenblickliche Ruhe im Saal.
Der Halbriese räusperte sich und wiederholte den ausgerufenen Namen eines winzigen schwarzhaarigen Mädchens, das bereits beim ersten Mal vorgetreten war, nun auf dem Stuhl Platz nahm und den Hut aufsetzte. Dieser brauchte kaum mehr als fünf Sekunden um sich für „SLYTHERIN!“ zu entscheiden, worüber die Kleine nicht besonders glücklich zu sein schien, als sie mit hängenden Schultern zum entsprechenden Tisch schlurfte.
Morgan lief es eiskalt den Rücken hinab. Offensichtlich nahm der Hut nur wenig bis keine Rücksicht auf die Wünsche der Schüler. Ursprünglich war es ihr ja egal gewesen, in welches Haus man sie stecken würde. Da sie mit Erreichen der Volljährigkeit ihre Abschlussprüfung in Tourbillon ablegen konnte, würde sie höchstens acht Monate in Hogwarts zubringen müssen und pfiff daher auf die, ihrer Meinung nach, alberne Zuordnung.
Nachdem sie jedoch auf dem Weg hierher den Unterhaltungen der Erstklässler gelauscht hatte, wusste sie, dass sie lieber nicht nach Slytherin wollte. Die Mitglieder dieses Hauses galten unter den anderen Häusern allgemein und speziell nach den jüngsten Ereignissen als sehr unbeliebt, und sie hatte keine Lust, selbst unter dem Stigma des Vorurteils – ob nun gerechtfertigt oder nicht - leiden zu müssen, welches sie, als schwarzes Schaf der Familie, nur zu gut kannte.
Was sie allerdings noch weit beunruhigender fand, war die Tatsache, dass dieser verzauberte Hut in die Köpfe derer blicken konnte, die ihn aufsetzten. Da Morgan nicht wusste, ob dieses Ding zum Schweigen verpflichtet war, hatte es ihrer Meinung nach nichts in ihrem Verstand zu suchen, solange sie es zu verhindern wusste.

Wie und nach welchen Kriterien traf es überhaupt seine Wahl? Bei manchen Schülern brauchte der Hut über eine Minute um eine Entscheidung zu fällen, bei anderen wiederum rief er schon, bevor die Krempe über ihre Augen rutschte. Entweder beurteilte der Hut sehr oberflächlich oder er besaß einen außerordentlich mächtigen Legilimentikzauber, der ihm augenblicklich alles eröffnete, was er wissen musste. Oder war ein ganz anderer Zauber am Werk, einer der dem Hut lediglich ermöglichte, Persönlichkeitsmuster zu erkennen und zu beurteilen, ohne konkrete Erinnerungen zu sehen? Und was würde er in ihr sehen, sofern sie es denn zulassen würde?
Irgendwie kamen ihr die Eigenschaften der Häuser recht beliebig vor, ein wenig so wie Muggel-Horoskope – allgemein und nichtssagend. Jede dieser Charakteristika war mehr oder weniger zutreffend. Natürlich war sie ambitioniert; kam man jedoch automatisch nach Slytherin,nur weil man sich hohe Ziele steckte und bereit war, wenn nötig, die Ellbogen auszufahren? Sie arbeitete jedoch auch sehr hart für diese Ziele. Hilfsbereit war sie auch, andernfalls hätte sie als angehende Heilerin ihren Beruf verfehlt, wie die vielen hochwohlgeborenen Wichtigtuer, die sich zu fein waren, einer alten Dame auf die Toilette zu helfen.
Wenn sie irgendwann einmal ihre eigene Klinik leitete, würde sie solche Mätzchen von Anfang an unterbinden. So gesehen passte sie auch nach Hufflepuff, wobei sich unfreiwillig der Eindruck aufdrängte, dass die hervorgehobenen Tugenden, so edel sie auch waren, lediglich über Talentlosigkeit und Mittelmaß hinwegschmeicheln sollten. Und das traf auf sie gewiss nicht zu. Sie gehörte in einer Eliteschule zu den Besten, was ohne ein gewisses Maß an überdurchschnittlicher Intelligenz und Wissbegierde nicht zu erreichen wäre.
Daher liebäugelte sie mit Ravenclaw, denn wenn sie sich mit einem Haus nur wenig identifizieren konnte, dann war es Gryffindor. Sie war keineswegs feige und stellte sich unangenehmen Situationen, anstatt sie zu meiden. Sie fuhr auf ihrem Rad gern schneller, als sie vielleicht sollte, dennoch war es vermutlich kein Zeichen unerschütterlicher Nerven, wenn sie schier zusammenklappte, sobald sich ein Dementor auf weniger als hundert Meter näherte.
Außerdem hatte sie noch nie gekämpft, jedenfalls nie in Gefahr und schon gar nicht um ihr Leben. In den vergangenen Wochen hatte sie des Öfteren über die Schlacht von Hogwarts nachgedacht und sich die Frage gestellt, ob sie den Todessern entgegengetreten wäre. Nur zu gern würde sie diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten, doch war sie sich dabei alles andere als sicher.

Die Zuordnungszeremonie hatte den Buchstaben R wie „Runcorn, Quentin!“ erreicht, was sie wieder ins Hier und Jetzt zurückholte. Der arme Kerl musste ebenfalls am Tisch der Slytherins Platz nehmen, wodurch neben ihr nur noch vier weitere Schüler übrig waren und Morgan nun jeden Augenblick an der Reihe seine könnte. Und tatsächlich rief Hagrid als nächstes „Sinclair, Morgan!“ auf. Er nuschelte ein wenig bei ihrem Nachnamen, doch da keine andere Morgan Anstalten machte vorzutreten, war offensichtlich sie gemeint.
Auf dem Weg zum Stuhl fand ihr besorgter Blick den ihres Meisters, der am Lehrertisch neben einem sehr dicken Zauberer mit Glatze und Walrossbart und einer umso dünneren Hexe saß, deren Augen hinter den dicken Brillengläser geradezu lächerlich riesig erschienen. Professor Sainte-Claire nickte ihr aufmunternd zu, als wollte er ihr versichern, dass sie nichts zu befürchten hatte.
Sie nahm den Hut vom Stuhl und nahm darauf Platz, dann schloss sie die Augen, um nicht von den gespannten Blicken der Schüler abgelenkt zu werden, während sie sich gegen die drohende Invasion ihres Verstandes wappnete. Anders als bei den Erstklässlern, rutschte der Hut nicht über ihre Augen sondern blieb auf ihrem vollen lockigen Haar sitzen.
Und für eine ganze Weile geschah erst einmal nichts. Nach mehr als zwei Minuten absoluter Konzentration auf Ravenclaw, begann allmählich die Ahnung zu dämmern, dass der Hut keine Entscheidung treffen konnte, solange sie sich ihm verschloss.
„Lässt dir ungern in die Karten schauen, was?“, sagte plötzlich eine piepsige Stimme des Hutes in ihrem Kopf. „Deine Fähigkeiten sind bemerkenswert, deine Mühe ist dennoch vergebens. Ich bin aus einem anderen Stoff gewoben...sei unbesorgt, was in deinem Köpflein steckt geht nur dich und mich etwas an... Du möchtest nach Ravenclaw, was? ...Ich weiß ja nicht...Schwierig, schwierig...Den Verstand hast du zweifellos. Ravenclaw könnte dir die geistige Herausforderung bieten, nach der du strebst...“
„Ja, genau!“, flüsterte Morgan ohne von ihrer Konzentration abzulassen. So leicht ließ sie sich von seinen Worten nicht in die Irre führen.
„Hmm,ich sehe dich eher in Slytherin, mein Kind. Ich sehe große Begabung...eine geborene Okklumentikerin und mehr als passabel in Legilimentik...das in diesem Alter...Fähigkeiten, die man in Slytherin fürwahr zu schätzen wüsste...“
„...Ravenclaw, Ravenclaw...“, murmelte Morgan mantraartig.
„Du bist selbstbewusst und gern dein eigener Herr...Möchtest dich beweisen und Großes erreichen... Slytherin könnte dir den Weg zu wahrer Größe ebnen.“
„Ich will nicht nach Slytherin!“ rief sie vor Anspannung und Ungeduld laut aus und brachte damit den ganzen Saal zum Lachen.
„HUTKLEMMER!“, rief eine männliche Stimme aus den Reihen der Schüler und wurde von noch mehr Gelächter begleitet.
„Ruhe!“, ertönte erneut die Stimme der Schulleiterin.
„Nun“, fuhr der Hut fort, „wenn es dich gar so sehr plagt, dann eben RAVENCLAW!“

Das letzte Wort rief er für alle hörbar in den Saal hinein. Erleichtert seufzend nahm sie den Hut ab und wurde unter jubelndem Beifall, der bei ihr mit Abstand am lautesten ausfiel, am Tisch der Ravenclaws empfangen. Viele Schüler boten ihr einen Platz an, doch entschied sie sich für den hochgewachsenen und enorm gutaussehenden jungen Mann, der sich gleich zu Beginn erhoben und sie mit einem selbstbewussten und gewinnenden Lächeln zu sich gewunken hatte. Ihrer Erfahrung nach waren Jungs, sofern nicht völlig eingeschüchtert, für den Anfang am umgänglichsten, um erste Kontakte zu knüpfen.
Bevor sie Gelegenheit bekam, Platz zu nehmen reichte er ihr die Hand und stellte sich mit einer galanten Verbeugung als „Dexter Lennworth, herzlich willkommen im besten Haus von Hogwarts!“ vor.
„Danke“, erwiderte sie mit einem Blick auf sein Abzeichen auf dem ein großes „S“ prangte, „Ich bin Morgan.“
Sie hatte keine Ahnung, wofür das Abzeichen stand, doch war es grundsätzlich ein Zeichen dafür, dass sein Träger kein Trottel sein konnte. Als sie sich setzte, begegneten ihr weitere Hände, die geschüttelt werden wollten und deren Namen sie sich unmöglich gleichzeitig merken konnte. Lediglich Luna Lovegood brannte sich mit ihrem wunderlich stieren Blick sofort in ihr Gedächtnis ein.
Am Ende der Halle rief Professor McGonagall nunmehr zum dritten Mal zur Ruhe und bedachte den Tisch der Ravenclaws mit einem sengenden Blick.
„Woher kommst du?“, flüsterte der schöne Dexter in Morgans Ohr und kam ihr dabei so nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Wäre seine Stimme nicht so wohlklingend, hätte sie diese Distanzlosigkeit als äußerst irritierend empfunden. Stattdessen rief sie eine recht gegenteilige Reaktion hervor.
„Aus der Schweiz – Tourbillon“, hauchte sie mit einem ungewollt dämlichen Lächeln zurück und wandte sogleich ihren Blick in Richtung Lehrertisch ab, um ihre entgleisten Gesichtszüge geradezurücken.
Während sie sich für den kleinen Daniel Upton zu interessieren versuchte, der gerade zu einem Gryffindor wurde, ließ ihr Nachbar nicht locker.
„Tourbillon sagt mir etwas, das ist doch diese kleine Eliteschule in den Alpen. Was hat dich denn hierher verschlagen?“
Bei Merlin, diese Stimme! Sie war so angenehm warm und weich wie ein frisch bezogenes Bett, in das sie sich am liebsten hineinkuscheln wollte. Wenn nur ein Zehntel der Jungs so schön sprachen wie Dexter und Harry, konnte dieses Jahr gar nicht so furchtbar werden. Andererseits war Lennworth wirklich sehr aufdringlich und grub sie unverhohlen an, woran seine Körpersprache keinen Zweifel ließ.
„Lange Geschichte“, sagte sie, ohne ihn anzusehen und konzentrierte sich auf die letzte verbliebene Erstklässlerin, Annette Wilson, die vor Nervosität zitternd auf dem Stuhl Platz nahm. Dexter schien den Wink zu verstehen und hielt den Mund, doch spürte sie seine Nähe weiterhin allzu deutlich. Nachdem Annette nach etwa einer Minute mit „HUFFLEPUFF!“ erlöst wurde und unter dem Beifall ihres neuen Hauses Platz genommen hatte, erhob sich die Schulleiterin McGonagall von ihrem goldenen Stuhl und zog unmittelbar die Aufmerksamkeit der gesamten Schule auf sich. Zum ersten Mal an diesem Abend formte sich sogar ein Lächeln auf ihren Zügen, als sie die Arme ausbreitete und zu den Schülern sprach:
„Herzlich willkommen an alle neuen Gesichter! An die alten - willkommen zurück! Traditionell ist dies nicht die Zeit für Ansprachen, daher möchte ich eure hungrigen Mägen nicht länger auf die Folter spannen und wünsche euch ein guten Appetit.“
Unter tosendem Applaus nahm sie wieder Platz und just im selben Augenblick füllten sich die leeren Platten und Kelche auf den Tischen mit einer immensen Vielzahl an Speisen und Getränken.
„Beeindruckt?“, fragte Dexter grinsend, als Morgan tatsächlich nicht gerade schlecht staunte. Sie hatte bis dato keinen Gedanken an Essen vergeudet, doch als ihr ein besonders leckerer Geruch in die Nase stieg, überkam sie ein regelrechter Heißhunger. „Können eure Festgelage mit diesem mithalten?“
Wer auch immer für dieses Festmahl zuständig war, wusste offenbar, dass sie eine Schwäche für Semmelknödel in Pilzrahmsoße hatte, die nur auf sie zu warten schienen.
„Ich muss zugeben, dass ich beeindruckt bin“, erwiderte Morgan ebenfalls grinsend und folgte dem Beispiel der anderen Schüler, welche sich bereits gierig über die dargebotenen Speisen hermachten. „Ein Vergleich wäre jedoch nicht angebracht. Feste werden in Tourbillon doch eher im privaten Rahmen abgehalten.“

Während sie aßen, zeigten auch die anderen Schüler reges Interesse an ihr und Tourbillon. Sie war mit der Entscheidung des Sprechenden Hutes mehr als zufrieden, da sie die brennende Neugier der Ravenclaws absolut sympathisch fand. Alles in allem waren ihre ersten Eindrücke von Hogwarts weit besser, als sie befürchtet hatte. Der Anblick des Schlosses im Mondlicht, als sie über den Großen See gefahren waren, war schon ziemlich imposant gewesen, und sie freute sich schon darauf, Hogwarts zu erkunden (Dexter bot sich in seiner Funktion als Schulsprecher sogleich als Führer an, woraufhin sie warnende Blicke der Mädchen erntete) und das Schloss bei Tageslicht in Augenschein zu nehmen. Ebenfalls begeistert war sie von der verzauberten Decke der Großen Halle. Sie wollte unbedingt herausfinden, welcher Zauber am Werke war, und ob sie ihn auch in ihrem Schlafzimmer anwenden konnte. Als sie dann beim Nachtisch ihre Leidenschaft für Siruptörtchen entdeckte, war sie vorerst rundum zufrieden mit ihrem Los.
Schließlich, als selbst die verfressensten Schüler satt und zufrieden ihre Bäuche streichelten, stand Professor McGonagall erneut auf und ließ mit einem Schwingen ihres Stabes die wenigen Überreste des Festmahls verschwinden.
Sofort genoss sie wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Schüler.
„Vor fast genau vier Monaten wurde diese Schule Schauplatz einer schrecklichen Schlacht, bei der die meisten von uns mindestens einen geliebten Menschen verloren haben. Für viele von euch reißt die Rückkehr an diesen Ort kaum verheilte Wunden auf, Wunden, die wahrscheinlich nie gänzlich verheilen werden. Daher möchte ich all jenen, die schweren Herzens gekommen sind, mein tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken, sowie meine Dankbarkeit, dass Ihr es dennoch auf euch genommen habt. Ich schätze mich glücklich, in Frieden und Harmonie mit euch beisammen sein können, um mit euch das tausendjährige Erbe von Hogwarts in eine vielversprechende, bessere Zukunft zu tragen.
Viele hatten gefordert, die Schule zu schließen und als Mahnmal zu behandeln. Das halte ich für falsch! Dieser Ort soll kein Friedhof sein, sondern vielmehr ein Symbol für den Sieg der Nächstenliebe über Intoleranz und Unterdrückung, welches, als lebendiger Zeuge für kommende Generationen von Zauberern und Schülern, nie in Vergessenheit geraten darf! Lasst uns also diese Hallen mit den Idealen derer füllen, die dafür ihr Leben gegeben haben - auf dass Hogwarts noch für weitere tausend Jahre als Wahrzeichen der Freiheit und Freundschaft bestehen bleibt.“
Sie legte eine Pause in ihre leidenschaftliche Rede ein, die von tosendem Beifall gefüllt wurde.
„Bevor ich mit formaleren Angelegenheiten fortfahre, halte ich eine Minute des Schweigens und Gedenkens zu Ehren der Gefallenen für angebracht."

Morgan war schockiert. Nicht von McGonagalls Worten, sondern davon, was sie in ihr wachriefen. Vielleicht lag es auch an der abfallenden Anspannung, dass ihr erst jetzt bewusst wurde, dass ihre Mutter in diesem Raum gestorben war, keine zehn Meter von dem Platz entfernt,an dem sie jetzt saß. Morgan betrachtete Bellatrix Lestrange allerdings keineswegs als Mutter.
Sie hatte in dem Moment aufgehört eine Mutter zu sein, als sie einen kerngesunden Säugling zur Welt gebracht und ihn zum Sterben in eine Ecke geschoben hatte. Sie glaubte der Erzählung ihres Vaters, wonach Morgan zwei geschlagene Tage lang ohne Nahrung den Dementoren schutzlos ausgesetzt gewesen war, bis endlich ein menschlicher Wärter auf die Hilferufe ihres Vaters aufmerksam geworden war, der die Geburt aus einer benachbarten Zelle mitgehört hatte.
Ihre Bestürzung hatte daher nichts mit verspäteter Trauer zu tun. Sie schuldete dieser Frau nicht eine Träne. Vielmehr überkam sie tiefe Scham beim Anblick der andächtig gesenkten und ahnungslosen Köpfe, die den Namen Lestrange mit Angst und Schrecken verbanden.
Sie schämte sich nicht nur für die Frau, die sie geboren hatte, sondern auch für ihren Vater und vielmehr noch für ihre Liebe zu ihm, und bekam das Gefühl, das Andenken dieser Menschen mit ihrer Anwesenheit zu beschmutzen.
Gleichzeitig wuchs die Erkenntnis, dass dies eine Prüfung war und ein weiterer Grund, weswegen sie hier war. Die Auseinandersetzung mit ihrer Abstammung und die Rückkehr zu ihren Wurzeln sollte zeigen, was für ein Mensch sie war. Seit sie über die Identität ihrer Eltern Bescheid wusste, hatte sie in der Überzeugung gelebt, für deren Taten nicht verantwortlich zu sein. Doch nun war sie sich nicht mehr sicher, ob ihr diese Einstellung berechtigt war.
Wie viele der Anwesenden hatten durch ihre Eltern persönliches Leid erfahren? Wie viele mehr säßen heute hier, hätte es ihre Eltern nicht gegeben? Bei der bloßen Vorstellung drohte das Festmahl gewaltsam aus ihr herauszudrängen, während ihr Körper, überwältigt von Abscheu auf sich selbst, zu beben begann. Einen heftigen Gefühlsausbruch unterdrückend presste sie die Augen zusammen, während sich im selben Moment eine Hand sanft auf ihren Rücken legte und sie vor Schreck zusammenfahren ließ. Natürlich war es Dexter Lennworth, der ihren Moment der Schwäche als Vorwand nahm, um Körperkontakt herzustellen. Sie war jedoch nicht in der Verfassung, sich ernsthaft daran zu stören.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, sagte er im Flüsterton, da McGonagall bereits seit geraumer Zeit weitersprach.
„Ja, klar...“, krächzte sie mit einem Schniefen und wandte sich ab,um ihre Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „...ist nur furchtbar, was hier passiert ist.“
„... unseren zweiten Neuzuwachs im Lehrerkollegium – Professor Scamander – begrüßen zu dürfen.“
Ein noch recht jugendlich wirkender Mann mit dunkler Haut und dicker Hornbrille stand auf und verbeugte sich, wobei sein violetter Spitzhut auf der enormen Afrofrisur gefährlich ins Wanken geriet. Der Anblick war derart drollig, dass sich unter das begeisterte Klatschen der Schüler auch der eine oder andere Lacher mischte.
Selbst Morgan konnte sich ein vages Grinsen nicht verkneifen.
„Professor Scamander wird den Posten als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen“, fuhr die Schulleiterin fort. „Vielen von Ihnen dürfte er als renommierter Magizoologe...“
„Wohl eher als Enkel eines renommierten Magizoologen“, spöttelte Luna Lovegood milde lächelnd und erntete dafür kichernde Zustimmung ihrer Nachbarn.
„...und Koryphäe in der Abwehr dunkler magischer Geschöpfe von Begriff sein.
Nun habe ich aber genug geredet und möchte euch nicht länger den ersehnten Schlaf vorenthalten, den Ihr brauchtum den morgigen Unterricht frisch und ausgeruht antreten zu können.. Im Namen des Kollegiums wünsche ich euch eine gute Nacht und erholsamen Schlaf!“
Immernoch ein wenig neben sich stehend, folgte Morgan dem Beispiel der anderen Schüler und schloss sich den Schlangen von Schülern an, die sich aufmachten, aus der Großen Halle hinauszumarschieren.
„Mein Angebot einer Führung durch das Schloss steht noch“, sagte Dexter, der nicht von ihrer Seite zu weichen und seine Hand dauerhaft auf ihrem Rücken zu parken gedachte.
„Ich glaube nicht, dass wir noch lange im Schloss umherwandern sollen“, erwiderte Morgan, die keine Legilimentik brauchte, um zu sehen, woran sie bei ihm war.
„Als Schulsprecher habe ich gewisse Privilegien“, sagte Dexter mit einem Grinsen. „Und die Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass du dich an deinem ersten Schultag nicht verläufst.“
„Nun, wenn du nur deine Pflicht erfüllst“, sagte sie mit herausfordendem Blick und einem Anflug von Draufgängertum, „habe ich wohl nichts zu befürchten, oder?“
An Schlaf war im Moment ohnehin nicht zu denken.


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Aber ich habe gelernt, auf allen möglichen Arten von Papieren zu schreiben. Die Namen der Hogwarts-Häuser sind auf einer Flugzeug-Kotztüte entstanden - ja, sie war leer.
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