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Fanfiction

Die Augen des Todes - Fuchs und Hirsch

von Hairy Otter

Was Morgan an Veranstaltungen wie diesen am meisten hasste, war nicht die Tatsache, dass sie so tun musste als wäre sie Luft. Es waren auch nicht die argwöhnischen Blicke, mit denen sie von Vertretern anderer Länder bedacht wurde, sondern dass sie aufgrund ihres Alters immer häufiger die Rolle des Kindermädchens für die Schützlinge der anderen Hexenmeister übernehmen musste.
Und heute Abend hatte sie zwei besonders nervtötende Rotznasen am Hals; Daniel und Martin, Sainte-Claires wie sie im Buche standen mit ihren aschblonden Haaren, hellblauen Augen und ohne die Spur einer Sommersprosse auf den hübschen blassen Gesichtern. Sie mochten vielleicht ähnlich begabt sein wie Morgan – nicht ohne Grund waren sie Schüler der Matriarchin und des obersten Auroren – doch war sie in deren Alter mit Sicherheit nicht so frech und arrogant gegenüber älteren Studenten gewesen. Im Allgemeinen wurde Morgan wegen ihrer akademischen Leistungen geachtet und wenn jemand sie nicht leiden konnte, gab sie dafür mit Sicherheit reichlich gute Gründe, doch mit dem Stigma ihrer niederen Abstammung wurde sie in der Regel nur von hochwohlgeborenen und verhätschelten Plagen konfrontiert, wie die beiden es waren.
Sie zeigten mit ihrer unverfälscht offenen Verachtung die latente Missbilligung darüber, dass ein Mädchen aus einem in Ungnade gefallenen Zweig der Familie das Privileg erteilt wurde, in Tourbillon zu studieren und gleichzeitig noch von einem der hochrangigsten Hexenmeister ausgebildet zu werden. Bauernmädchen wurde sie genannt, da sie mit ihren rabenschwarzen Haaren und Augen und dem ganzjährig braun gebrannten Gesicht alles andere als dem aristokratischen Schönheitsideal der Sainte-Claires entsprach.
Aber wenn man ernsthaft darauf anlegte sie zu verletzen, wurde sie als l'etrange – Fremde – bezeichnet, das Schlimmste, was man einem anderen Sainte-Claire sagen konnte. Morgan ließ sich von derlei Beleidigungen längst nicht mehr beirren und hätte den beiden bei der erstbesten Gelegenheit die Leviten gelesen, doch hatte sie heute ganz andere Probleme: Dementoren.
Schon während sie mit der Kutsche den Ärmelkanal überflogen, hatte sie es gespürt; das unterschwellig klamme und Übelkeit erregende Gefühl, wenn eine dieser Horrorgestalten in der Gegend sein Unwesen trieb.
Hier in London war es noch viel schlimmer. Das Zaubereiministerium lag zwar viele Meter unter der Erdoberfläche, doch spürte sie so deutlich die Präsenz von mindestens vier Dementoren, die durch die Straßen weit über ihr zogen, als stünden sie direkt hinter ihr.
Wenn auch nur einer dieser honorigen Anwesenden dasselbe Gespür für Dementoren gehabt hätte, wäre dieser Kongress überflüssig gewesen. Stattdessen herrschte eine recht ausgelassene Stimmung. Die rund zweihundert Abgesandten der Internationalen Gemeinschaft von Zauberern standen in einem großen Foyer vor dem Konferenzsaal versammelt, schüttelten eifrig Hände und tauschten mehr oder weniger verlogene Freundlichkeiten aus, während Wein und Met großzügig flossen, um die kommenden Verhandlungen erträglicher zu machen.
Wenn es nach Morgan ging, stand deren Ausgang längst fest. Großbritannien war von einer gewaltigen Verseuchung befallen, viel schlimmer als sie es sich hätte ausmalen können. Ein paar Auroren konnten damit nicht fertig werden, vielmehr würde man hunderte wenn nicht gar tausende brauchen,um die Menschen effektiv zu schützen. Zudem waren diese Dementoren derart mächtig, dass es Jahre der Aushungerung benötigen würde,um sie endgültig beseitigen zu können.
Mit Schrecken dachte sie daran, die kommende Woche in dieser Stadt verbringen zu müssen und freute sich schon fast auf Hogwarts. Es lag fernab von großen Siedlungen und selbst wenn sie auch dort die Dementoren spüren würde, so durfte sie, falls nötig, wenigstens einen Patronus beschwören,um sich zu wärmen.
Fröstelnd und missmutig blieb ihr bis dahin nichts anderes übrig, als im Schatten ihres Mentors durch die Menge der Delegierten zu streifen, denn dadurch waren auch Daniel und Martin gezwungen stillschweigend zu folgen.

„Ach, sieh an!“, sagte Marjolaine Sainte-Claire mit milder Überraschung in ihrer ruhigen Stimme. „Ist das nicht Harry Potter?“
Morgan sah auf und erblickte die mit Abstand größte Menschentraube in diesem Raum. Und tatsächlich identifizierte sie den jungen Mann in deren Mitte, umringt von hochrangigen Politikern aus aller Welt, auf den ersten Blick.
Ihr erster Gedanke war, dass er wesentlich besser aussah als auf den Bildern, die überwiegend kurz nach der Schlucht um Hogwarts aufgenommen worden waren, wenn auch ein wenig kleiner als sie erwartet hatte. Ihn auf einer Veranstaltung wie dieser zu treffen, war mehr als unerwartet, galt er doch als eher schüchtern und und zurückgezogen lebend, ohne jegliche Ambitionen, sein Ansehen in irgendeiner Weise zu nutzen. Und doch stand er da in seiner eleganten schwarzen Robe und unterhielt sich mit dem französischen Zaubereiminister, welcher ihm kumpelhaft auf die Schulter klopfte, als wären sie alte Freunde.
Natürlich gebührte die Ehre, dass auch die Schweizer Delegation ihm die Aufwartung machte, daher schlossen sich die drei Hexenmeister der Menschentraube an, ihre Schüler im Entenmarsch folgend. Potter schien auf sonderbare Weise zu wachsen, als Morgan sich ihm näherte. Mit dem Maßband wäre es nicht zu erfassen gewesen, vielmehr ließ seine schiere Wirkung und Ausstrahlung die um ihn Stehenden kleiner erscheinen. Er strahlte eine Ruhe und Wärme aus, die ihr Unbehagen zu lindern schien und nicht mit Voreingenommenheit zu erklären, sondern eindeutig magischer Natur war.
Ob es wohl nur ihr so ging? Um sich diese Frage zu beantworten, schloss sie die Augen und bedeckte sie zusätzlich mit einer Hand, damit kein Licht durch ihre Lider drang. Sie atmete tief und langsam, ignorierte den Lärm der Menschen und konzentrierte sich allein auf die Dunkelheit vor ihren Augen. Nach etwa einer Minute begann die Dunkelheit zu vibrieren, hallte von den Wänden wider und ließ dort, wo sie auf menschliche Körper traf, flackernd trübe weiße Lichter erscheinen. Sie nahmen an Intensität zu, formten wabernde Nebelschwaden, die flüchtig die Gestalt von Tieren annahmen, um dann wieder in die Formlosigkeit zu versacken. Doch dort, wo Potter stand,wurde der Lichtfleck immer heller und größer, verdrängte die anderen Lichter und formte sich zu einem gewaltigen vierbeinigen Wesen.
Schließlich sah sie, strahlend hell und in allen anatomischen Einzelheiten perfekt, einen Hirsch majestätisch über das Meer der diffusen kleinen Lichter hinwegblicken. Er war von ergreifender Schönheit, doch als sie noch über diesen wundersamen Anblick staunte, zuckte der Hirsch mit den wachsam gespitzten Ohren, reckte seinen Hals in die Höhe und starrte Morgan direkt an. Erschrocken öffnete sie blinzelnd die Augen. Der Hirsch und die anderen Lichter waren verschwunden. Das Stimmengewirr und Klirren von Gläsern drang in ihre Ohren und Potter unterhielt sich mit irgendeinem hohen Tier als wäre nichts geschehen.
Doch dann blickte er zur Seite, ihre Blicke trafen sich kurz, der ihre perplex, während seiner eher Verwunderung ausdrückte, auf diesem Kongress Jugendliche anzutreffen, bevor der Gesprächspartner wieder seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Morgan hatte nun ihre Antwort, eine höchst außergewöhnliche obendrein. Noch nie hatte sie in einem Menschen ein derart starkes Seelenlicht vernommen und sicher keines, das so offensichtlich mit ihr in Kontakt getreten war.

„Wie hell ist es?“, riss eine tiefe Stimme sie aus ihrer Verwunderung. Jean-Paul Sainte-Claire bedachte sie mit stirnrunzelndem Blick. Offenbar hatte er ihr Verhalten, das für Außenstehende sicher sehr merkwürdig anmuten durfte, die ganze Zeit beobachtet
„Enorm“, murmelte sie. „Spüren Sie es auch Meister?“
„Bedaure, ich spüre kein überdurchschnittliches Potential. Offen gesagt hatte ich mir mehr von Voldemorts Bezwinger erwartet. Doch angesichts deiner Beobachtung lässt sich darauf schließen, dass in diesem Jungen noch mehr Kräfte schlummern könnten, als unsere Wahrnehmung erfassen kann.“
„Möglich“, sagte sie und musterte Potter nachdenklich, während die Schweizer Delegation sich langsam und immer wieder von bekannten Gesichtern unterbrochen, ihren Weg durch die Menschenmenge bahnte. Mit Genugtuung spürte sie die giftigen Blicke von Daniel und Martin auf sich ruhen. Ja, ich kann Dinge sehen und tun, die Ihr nicht begreifen könnt, kommt klar damit!

Fünf Minuten später hatten die Hexenmeister sich schließlich zu ihrem Ziel vorgearbeitet und wurden vom britischen Zaubereiminister, der neben Potter stand, feierlich in Empfang genommen, bevor dieser sie dem jungen Mann vorstellte, der aus der Nähe betrachtet gar nicht mehr so weltmännisch wirkte, sonder vielmehr wie ein Junge der sich ein wenig fehl am Platze fühlte und redlich bemüht war, sich davon nicht allzu viel anmerken zu lassen.
Er erfüllte die von ihm erwartete Etikette jedoch vorbildlich, küsste die Hand der Matriarchin und verbeugte sich vor den beiden Männern,bevor er ihre Hand schüttelte, konnte sich jedoch ein Stirnrunzeln nicht verkneifen, als Shacklebolt sie jeweils mit demselben Nachnamen vorstellte. Währenddessen warf er immer wieder einen neugierigen Blick auf Morgan, und als niemand Anstalten machte, sie vorzustellen,verneigte er sich auch vor ihr und machte einen Schritt nach vorn, die Hand zum Gruß ausstreckend.
„Seid gegrüßt. Harry Potter mein...“
Er stockte als sie mit teils alarmiertem, teils amüsiertem Blick den Kopf schüttelte. Verwirrt zog er sich wieder zurück und blickte sich Rat suchend zu Shacklebolt auf. Die anderen ignorierten seinen Fauxpas und widmeten sich stattdessen dem obligatorischen Austausch von Höflichkeiten.
Viel zu schnell war diese Pflicht erfüllt und als sie sich wieder von Potter entfernten, spürte Morgan erneut die Übelkeit erregende Kälte in ihre Knochen kriechen, die ihre Gelenke schmerzen ließen. Es bestand kein Zweifel; auf sie hatte er die Wirkung eines Mensch gewordenen Patronus. Am liebsten wäre sie den ganzen Abend an seiner Seite gestanden, um sich an seiner Aura zu wärmen. Wehmütig blickte sie zurück und erhaschte den Blick des Jungen, der ihr mit einem schiefen Grinsen zu erkennen gab, dass er nicht wusste, was er von der peinlichen Situation halten sollte, und entlockte ihr ein schwaches Lächeln. Er hatte etwas Knuffiges an sich, dachte sie.
Als die Gesellschaft schließlich in den Konferenzsaal zu strömen begann war ihr schrecklich elend zumute. Sie wollte nichts sehnlicher als diesen Ort verlassen, weg von dieser verfluchten Insel und zurück in ihr beschauliches Alpental, das sie für über ein Jahr nicht sehen würde.
In ihrer hoffnungslosen Verfassung war ein Jahr gleichbedeutend mit nie wieder. Sie würde die kommenden Verhandlungen unmöglich still sitzend überstehen ohne sich vor der versammelten IGZ übergeben zu müssen. Sie brauchte wenigstens eine kleine Stärkung und als sie ihre Optionen überdachte, wanderte ihr Blick unwillkürlich durch die Menge auf der Suche nach ihrem Mensch-Patronus. Potter war, wie auch Shacklebolt, nirgends zu sehen; bestimmt waren sie am Kopf der Prozession längst in den Saal gegangen.
Daher wandte sie sich an ihren Mentor und bat ihn, sich für eine Weile entfernen zu dürfen, um frische Luft zu schnappen. Dr. Sainte-Claire reichte ein Blick in ihr bleiches Gesicht,um sein Einverständnis zu geben und wies im selben Zuge die beiden anderen Schüler zurecht, die eine Möglichkeit witterten, sich den langweiligen Verhandlungen entziehen zu können. Daniel und Martin ertragen zu müssen, wäre auch das letzte, was sie im Moment brauchen konnte.

Morgan hatte natürlich keinerlei Bedürfnis, an die Oberfläche zurückzukehren, sondern eilte den Flur entlang auf der Suche nach einer uneinsehbaren Nische. Allerdings herrschte im gesamten Stockwerk reger Personenverkehr und so begab sie sich zu den Liften, um ihr Glück woanders zu suchen.
Als sie eine der mit goldenen Gittern verzierten Kabinen betrat und den Finger unschlüssig über einen der acht Knöpfe wandern ließ, bekam sie jedoch Skrupel. Als Gast war es ihr sicher nicht erlaubt, in den anderen Ministeriumsabteilungen herumzuwandern, und so entschied sie sich für den untersten Knopf – die Empfangshalle.
Dort angekommen hielt sie Ausschau nach den drei Sicherheitzauberern, welche ihr nach ihrer Ankunft den Zauberstab abgenommen hatten. Sie standen noch immer vor dem Besuchereingang und warteten auf mögliche Nachzügler, ohne dabei in ihre Richtung zu sehen. Auf Zehenspitzen schlich Morgan in die andere Richtung davon.
Abgesehen von diesen dreien war die Halle aufgrund der späten Stunde menschenleer aber hell erleuchtet, was ihrer Absicht sehr entgegenkam. Als sie etwa zweihundert Meter zwischen sich und den Sicherheitsleuten gebracht hatte, stahl sie sich in eine Nische zwischen zwei großen Kaminen. Einen Patronus ohne Zauberstab zu beschwören gehörte nicht gerade zu den leichtesten Übungen, obwohl sie es von klein auf geübt hatte. So tief unter der Erde war die Wirkung der Dementoren jedoch nicht mehr ganz so erdrückend, was ihr half den glücklichsten Moment in ihrem Leben wachzurufen; als sie zum ersten Mal in die Augen ihres Vaters blickte und seine Liebe spürte, die all seine Verbrechen für sie unbedeutend machte.
„Expecto Patronum!“ flüsterte sie mit einem Lächeln und als sie die Augen wieder öffnete, schlich ein kleiner Fuchs aus reinem weißem Licht um ihre Füße. Seufzend ließ sie sich in die Knie fallen und genoss die Wärme und Geborgenheit ihres eigenen Glückseligkeit.
„Schöner Patronus!“, sagte eine Stimme neben ihr und ließ sie vor Schreck hochfahren. Der Fuchs verpuffte im selben Moment.
Es war niemand anderes als Harry Potter, der verlegen lächelnd dastand und ein großes Tuch in seine Robe stopfte.
„Tut mir Leid. Ich wollte mich nicht heranschleichen. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, und habe mich gefragt, was du hier unten treibst.“
Verdattert und von seinem wohlklingenden englischen Dialekt auch ein wenig eingeschüchtert brachte Morgan zunächst kein Wort heraus.
„Ich weiß Bescheid“, fuhr er fort, als sie nicht antwortete. „Ich soll nicht mit dir sprechen... na dann lass dich nicht stören...ähm, tschüss.“
„Warte!“, sagte sie als Harry sich abwandte. „Ist schon OK.“
Als er sich wieder zu ihr umdrehte, streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
„Ich bin Morgan... Sainte-Claire.“
„Freut mich! Ich bin Harry.“
„Ja, ich weiß“, sagte sie peinlich berührt, als er mit seiner großen warmen Hand ihre kaltschweißigen Finger umfasste.
„Was hat es mit dem Patronus auf sich?“
„Ich wollte... Bitte erzähle niemandem davon. Ich soll hier nicht zaubern...“
Klang ihr Englisch schon immer so plump und abgehackt?
„Naja, ich bin allergisch auf Dementoren. Ich kann sie spüren.“
„Oh!“, sagte Harry mit betroffenem Blick. „Sogar hier unten? Hmm, hast du es schon mit Schokolade versucht?“
Morgan nickte und verzog dabei das Gesicht. Sie hatte schon so viel Schokolade gegessen, dass ihr beim bloßen Gedanken daran schlecht wurde.
„Hat nicht besonders geholfen.“
Potter runzelte mitleidig die Stirn, zuckte dann mit den Schultern und zog seinen Stab aus dem Umhang hervor.
„Ich darf zaubern“, sagte er mit einem Augenzwinkern, sprach die Zauberformel und beschwor mühelos jenen gleißend hellen Hirsch herbei, den sie zuvor schon vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte. Die Sicherheitszauberer am anderen Ende der Halle wurden auf dieses Schauspiel aufmerksam und kamen herbeigeeilt. Als sie jedoch erkannten, um wen es sich handelte, zogen sie sich sogleich zurück und wandten sich wieder der Bewachung des Besuchereingangs zu.
„Danke“, sagte Morgan und versuchte weniger wie ein verzücktes kleines Mädchen dreinzublicken. Der Patronus war eigentlich gar nicht mehr nötig, doch vermutete sie hinter seiner Geste die Absicht, ihr noch eine Weile Gesellschaft zu leisten, wogegen sie absolut keine Einwände hatte.
„Ich halte dich doch nicht auf, oder?“
„Nein, überhaupt nicht“, erwiderte Harry, der nun förmlich von Ohr zu Ohr strahlte. Woran auch immer er gerade denken mochte, um seinen Patronus aufrechtzuerhalten, es schien ihn in ausgezeichnete Laune zu versetzen und steckte Morgan ein wenig an. Obwohl sie ihrer Meinung nach einen furchtbar peinlichen ersten Eindruck machte, fühlte sie sich in seiner Gegenwart mit jeder Sekunde wohler.
„Aber warum verlässt du den Kongress, bevor er überhaupt angefangen hat?“
„Politik ist nicht mein Ding, das ist mir heute Abend erneut klar geworden. Es wäre der Sache nicht dienlich, wenn ich während der Verhandlungen einschlafe, oder? Wenn es hilft Stimmen zu gewinnen, dann zeige ich gern Präsenz und plaudere mit Politikern, aber zu mehr bin ich nicht zu gebrauchen.“
„Man wird Großbritannien bestimmt helfen“, sagte Morgan. „Unsere Stimmen sind euch jedenfalls sicher.“
„Ach, nach der Sache mit Lestrange hatte ich nicht das Gefühl, dass die Schweiz uns besonders wohlgesonnen ist.“
„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Schweizer mögen einfach keine Einmischungen von außen. Wir regeln die Dinge gern auf unsere Weise. Das hat sich in der Vergangenheit bewährt und unserer Gemeinschaft großen Fortschritt gebracht. Aber das Dementorproblem ist eine Frage der Mitmenschlichkeit. Natürlich wird man euch helfen... unter gewissen Voraussetzungen.“
„Wie gesagt, ich habe keinen blassen Schimmer von Politik“, schmunzelte Potter schulterzuckend.
„Was mich allerdings wundert... Seid Ihr alle miteinander verwandt?“
„Da bist du nicht der erste“, sagte Morgan grinsend. "Wir sind schon verwandt, mehr oder weniger jedenfalls. Die Matriarchin ist meine Tante sechsten oder siebten Grades, genau weiß ich das nicht. Jean-Paul ist ihr Enkel und Kortan - der Auror - ist ihr Großneffe vierten Grades."
Als sie so nebeneinander durch die Halle schlenderten - Potters Hirsch hinter ihnen her trabend - taute ihre Zunge allmählich auf und begann die Herausforderung zu genießen seinen weichen fließenden Dialekt nachzuahmen.
„Die Familie Sainte-Claire hat in der Schweiz schon seit Ewigkeiten das Sagen“.
Als Harry skeptisch die Augenbraue hob, fuhr sie hastig fort.
„Das hat aber nicht viel zu bedeuten. Der Clan ist riesig; jeder vierte heißt Sainte-Claire. Wenn jemand ein Mitglied der Familie heiratet,nimmt er in der Regel den Namen an. Es ist so etwas wie ein Adelstitel.“
„Gehört das auch zu den Dingen, die sich bewährt haben?“
„Naja, ich finde die Fixierung auf einen Namen ziemlich albern, aber der Wunsch dazuzugehören ist schon verständlich. Die Familie gehört zu den einflussreichsten Zaubererclans der Welt und brachte schon immer die Elite des Landes hervor.“
„Und du gehörst zur Elite, nehme ich an. Wie du deinen Patronus beschworen hast, war beeindruckend. Ich wusste nicht, dass es ohne Stab überhaupt möglich ist.“
„Es ist nicht leicht“, sagte Morgan und spürte die Röte in ihrem Gesicht. „Es erfordert mehr Konzentration. Bei uns lernt man von klein auf,ohne Stab zu zaubern, denn umgekehrt ist es viel schwieriger, sobald man sich an den Stab gewöhnt hat.“
„Und worin liegt der Sinn, ohne Stab zu zaubern, wenn es mit viel einfacher ist?“, fragte Potter amüsiert aber neugierig.
„Stabmagie hat Grenzen. Unsere Auroren sind euren überlegen, da sie nicht wehrlos sind, sobald man sie entwaffnet. Außerdem gibt es Magie, die mit dem Zauberstab nicht gewirkt werden kann; in der Medizin zum Beispiel. Man kann mit Zaubersprüchen keine Krankheiten heilen, und auch mit Tränken ist nicht alles möglich. Es gibt aber eine Art Technik, mit der sich so gut wie alles heilen lässt. Um sie zu meistern, muss man jedoch lernen, sich zu konzentrieren. Und da es eine verwandte Form der Magie ist, lernen wir von Anfang an ohne Zauberstab.“
„Ich könnte das sicher nie lernen, ich tu mich schon mit Zauberstab schwer genug.“
Tiefstapler, dachte Morgan mit einem schiefen Blick, doch war ihr seine bescheidene Art sehr sympathisch.
So vertieften die beiden sich in eine angeregte Unterhaltung. Sie erzählte von ihrem Leben in Tourbillon, während er Anekdoten aus Hogwarts zum Besten gab, wobei sie seine Geschichten über die unsäglich widerwärtige Dolores Umbrdge am spannendsten fand, und vergaß darüber vollkommen, dass sie schon viel zu lange fort war. Sie genoss Harrys Gesellschaft viel zu sehr, als dass ihr überhaupt in den Sinn kam, von seiner Seite zu weichen. Die Welt außerhalb der Empfangshalle existierte für sie nicht mehr, es gab nur noch ihn und die wärmenden Strahlen seines Patronus. Je länger sie in seine leuchtenden Augen sah, desto größer wurde die Gewissheit, dass es ihm genauso gehen musste. Die schiere Möglichkeit verlieh ihr ein derartiges Glücksgefühl, dass sie den prächtigsten Patronus ihres Lebens hätte produzieren können. Sie wollte Gewissheit, wollte sehen,was er bei ihrem Anblick fühlte.
Nur ein wenig, beschwichtigte sie ihr Gewissen, da sie es grundsätzlich ablehnte,in die Gedankenwelt anderer einzudringen. Harry schien die Veränderung in ihrem Blick nicht zu bemerken, sondern stänkerte voller Begeisterung über Umbridge.
Sie musste nicht tief wühlen, im Gegenteil, seine überbordende Liebe schoss in geradezu überwältigendem Maße aus ihm heraus und in ihr Herz.
Doch keineswegs in der Weise, wie sie erhofft hatte. Sie hörte ein helles weibliches Lachen, welches nicht das ihre war, vernahm einen fremdartigen blumigen Duft und sah Strähnen von glutrotem Haar im Wind wehen. Morgan wandte den Blick ab, als die Wahrheit sie mit unerwartet niederschmetternder Wucht traf. Potter hatte die ganze Zeit über an dieses Mädchen gedacht und mit seiner Liebe für sie den Patronus aufrechterhalten; lag in Gedanken in den Armen einer anderen, während er Morgan mit seiner unverschämten Glückseligkeit den Kopf verdrehte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Harry.
„Ich...“ muss weg! Einfach nur weg! Herbe Enttäuschung mischte sich mit Wut und Scham über ihre eigene Gefühlsduselei. Ohne ihn noch ein einziges Mal anzusehen, ließ sie den völlig perplexen Harry einfach stehen, eilte kopflos davon zu den Aufzügen und brachte zu ihrer Entschuldigung nicht mehr als „Ich muss zurück, sonst bekomme ich Ärger“ heraus.
Als sie auf den Aufzugknopf hämmerte, spürte sie die Kraft des Patronus versiegen, und als die goldenen Gitter des Fahrstuhls ratternd hinter ihr zufielen, wurde ihr Herz von einer eisigen Faust umklammert. Im selben Moment bereute sie ihre Flucht und wünschte sich wieder an seine Seite, doch ertrug sie den Gedanken nicht, noch einmal in diese grünen Augen zu sehen, die eine andere liebten. Schwindel und Übelkeit ließen ihre Brust verkrampfen und erneut befiel sie dumpfe Hoffnungslosigkeit, nur umso erdrückender als zuvor.


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Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
Joanne K. Rowling