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Fanfiction

Future Imperfect - Gift ihrer Seele

von Xaveria

Zuerst hielt er es nur für ein Gerücht, da Draco Malfoy mit absoluter Sicherheit wusste, dass es nicht stimmen konnte und tat es als albernes Hirngespinst ab. Dolohow hatte schon in der Vergangenheit mit Ereignissen geprahlt, die nicht sein Werk waren und so schenkte er ihnen genauso viel Aufmerksamkeit wie seiner Tage in Hogwarts einem Hufflepuff. Immerhin wusste er aus erster Hand, dass Hermine Granger seit gut mehr als fünf Jahren tot war. Zumindest diesen Umstand hatte der Tagesprophet richtig darstellen können und so hatte er sich aus sämtlichen abstrusen Plänen, die Dolohow schmiedete, um sie zu fangen, herausgehalten. Sich einzumischen hätte nur bedeutet ungebetene Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und darauf konnte er verzichten.

Später jedoch, geriet seine Zuversicht ins Schwanken. Nicht, weil Dolohow jetzt auch Greyback mit auf seine Seite gezogen hatte und die beiden schon fast fanatisch der Suche nachgingen – aus Gründen, die Draco nicht nachvollziehen konnte und schon gar nicht wollte. Nein, es war vielmehr das Gespräch, welches er zufällig überhört hatte.

Gerade als Draco um die Ecke einer der vielen Korridore in ihrem Hauptquartier biegen wollte, hörte er plötzlich die manische Stimme des blutrünstigen Werwolfs und hielt abrupt inne, um sich an die Wand zu pressen, zurück in den schützenden Schatten zu verschwinden.

„Ich will endlich meine Belohnung, Dolohow“, knurrte die Gestalt bedrohlich.

„Und du wirst sie auch bekommen. Genau wie es dir versprochen wurde.“ Er lachte dunkel bei diesen Worten.

„Es macht mich wahnsinnig sie hier zu haben und…“ Er fletschte mit den Zähnen, ein Schnalzen, welches Draco durch Mark und Bein ging. „Ich war noch nie ein geduldiger Mann, Dolohow.“

„Ich weiß, wie schwer es für dich sein muss, aber noch musst du etwas Geduld haben. Sie wird nicht mehr viel wert sein, wenn du einmal deinen Spaß mit ihr hattest. Und wir brauchen sie noch.“

Draco hörte eine Mischung aus Knurren und Bellen, als er erschrocken feststellte, dass es das Lachen des Werwolfs war. „Ja. Ich hoffe nur, du hast mir noch genüg übrig gelassen. Ich mag es, wenn sie schreien…“

„Das wird sie… Ich verspreche dir, das wird sie.“ Es schwang ein Hauch von Belustigung in seiner Stimme mit, bevor sie ernst weitersprach. „Aber wir müssen uns beeilen. Potter“, spuckte er verächtlich aus und es war vielleicht die einzige Gemeinsamkeit, die Draco mit diesem Mann teilte, denn er konnte die Verachtung nur allzu gut nachvollziehen. Die alleinige Erwähnung des Namens ließen seine Lippen zu einer grimmigen Linie verziehen, „hat sie gesehen und wird nicht untätig herumsitzen.“

„Dann soll er nur kommen. Ich habe nichts gegen einen kleinen Happen“, grollte die kratzige Stimme durch den kalten Korridor.

„Hast du ihn gesehen, Fenrir? Schon fast wie in alten Zeiten… das ach so Goldene Trio ist nun endlich wieder vereint.“ Draco riss im Schatten seine Augen auf. Unmöglich!

„Wo ist das Schlammblut?

Ein leises Lachen, das so kalt und schadenfroh war, hallte zu Draco hinüber, dass er für einen Moment dachte, die Dementoren seien zurückgekehrt. „Sie erlebt gerade die Gastfreundschaft meines ehemaligen Zuhauses.“

Die Worte echoten zu ihm hinüber und Draco wagte es nicht sich zu rühren, als er hörte, wie sie sich in die entgegengesetzte Richtung entfernten. Als er sich sicher genug fühlte, lugte er um die Ecke, noch immer ziemlich überrannt. Es konnte nicht stimmen. Wie sollte es? Es war nicht möglich, dass… Nein, bestimmt hatte er mit dem Kopf geschüttelt. Es konnte nicht stimmen, dass sich die gesamte Zauberwelt irrte, wenn es doch genug Beweise gegeben hatte, die das Gegenteil behaupteten. Man hatte immerhin einen Körper gefunden und Snape hatte es ihm persönlich versichert, dass sie in der Tat auf tragische Weise umgekommen war. Draco hatte dem Gehirn von Gryffindor gegenüber nie irgendwelche großartigen Sympathien gehegt, aber er musste gestehen, dass, als er von ihrem plötzlichen Tod erfuhr, doch so etwas wie Reue verspürt hatte. In einer geringen Form, es war nur ein flüchtiger Anflug von Schwäche gewesen, vermutlich hatte es daran gelegen, dass er sie all die Jahre gekannt hatte.

Snapes Erläuterungen waren dürftig und knapp gewesen. Er hatte es nicht hinterfragt, es hatte nie einen wirklichen Grund gegeben, aber jetzt, so erkannte er, hatte sein ehemaliger Hauslehrer mehr verschwiegen als eigentlich preisgegeben.

„Miss Granger“, hatte er in seiner konsequent, emotionsloser Art erklärt, „verweilt nicht länger unter uns.“

Draco kniff seine Augen zusammen. Damals hatten die Worte durchaus Sinn ergeben, waren in sich schlüssig gewesen, im Moment allerdings, erschienen sie mehr als fadenscheinig. Der Körper, erinnerte er sich, war bis zur Unkenntlichkeit entstellt gewesen, in seiner Gestalt war eine gewisse Ähnlichkeit nicht unverkennbar geblieben. Man hatte ein paar Haarbüschel gefunden – verbrannt, aber gekräuseltes Haar, natürlich – und dann war da noch Snape gewesen. Beweise, die man auch fälschlicherweise platzieren konnte. Und Snape war es zuzutrauen, er war immerhin all die Jahre ein Spion gewesen.

Er konnte nicht glauben, dass er so hinters Licht geführt worden war. Die Zauberwelt konnte vielleicht auf ihn hereinfallen, aber dass er – er, Draco Malfoy – auf Snape möglicherweise hereingefallen war, ärgerte ihn mehr als die konsequente Schlussfolgerung, die sich daraus ergab. Mit was hatte er noch alles gelogen?

„Nun“, murmelte Draco grimmig, als er entschlossen kehrt machte, „es gibt nur einen Weg das herauszufinden.“

Hastig schritt er, darauf bedacht nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen, durch die Gänge, um vor der Eisentür zum Stehen zu kommen, hinter sich gleich zeigen würde, inwieweit er sich hat täuschen lassen. „Bastard“, knurrte er. Flüchtig sah er sich nach allen Seiten in dem Korridor um, konnte aber keine Schritte vernehmen und zog seinen Zauberstab aus seiner Tasche. Schon fast hochmütig grinste er, als er die einfachen Zauber erkannte, die diesen Raum sichern sollten. Aber schließlich war Dolohow noch nie für seine herausragende Intelligenz bekannt gewesen.

Als er den dunklen, fensterlosen Raum betrat, fiel das Licht, welches durch jetzt offen stehenden Tür leuchtete, auf eine zusammengerollte Person auf dem kalten Steinboden. Mit einem weiteren Schwung seines Zauberstabes, schloss sich die Tür wieder hinter ihm und für einen kurzen Moment stand er regungslos im Dunkeln, bevor er die Fackeln an der Wand anzündete. Sein Blick wurde automatisch auf das gekräuselte, wirre Durcheinander gezogen, welches das Gesicht verdeckte. Scheiße, stöhnte er innerlich auf.

Er beobachtete, wie Granger vor ihm erstarrte, als sie erkannte, dass sich noch jemand im Raum befand. Er wusste nicht wie lange er einfach nur dagestanden und auf sie hinunter geblickt hatte. Verfluchte Scheiße! Aber sie war es wirklich. Auferstanden von den Toten. Nur langsam setzte er sich in Bewegung, befreite sich aus seinem Schock, der ihn mehr als nur betäubt hatte, aber schon bald wurde aus Schock Entsetzen, als er ihre zerrissene Kleidung erkannte. Sie zitterte am ganzen Körper, als sie würgend – und wie Draco voller Ekel erkannte – in ihrem eigenen Erbrochenen lag. Einmal tief durchatmend, kniete er sich neben ihr, rollte sie aus ihrem eigenen Dreck, versuchte ihren Oberkörper so gut es ging zu bedecken – es war nicht unbedingt etwas, was er sich ansehen musste – und spürte, wie sie unter seiner Berührung zusammenzuckte. Auch wenn eine winzige Stimme in ihm noch immer zweifelte, so wurde diese verstummt, als er mit der anderen Hand ihre Haare aus dem Gesicht strich.

Verdammt.

Sein Blick flog über ihr dreckiges, mit Blut verschmiertes Gesicht, verfolgte eine schmale Narbe, die ihre Augenbraue teilte, gekreuzt von einer weiteren, viel größeren Narbe, die über ihr Augenlied, bis hinunter zur Wange reichte. Ihr ansonsten schon durchschnittliches Gesicht trug die Handschrift eines Wahnsinnigen. „Merlins verfluchter Arsch…“, murmelte er und zog ein Tuch aus seiner Tasche heraus, um ihr damit zumindest den Mund abzuwischen. Es war schon genug, dass er in ihrem Mageninhalt kniete, da musste er es sich nicht noch in ihrem Gesicht ansehen. Sie drohte nach hinten zu kippen und er schnappte erneut nach ihr, woraufhin sie wieder zu zucken begann. „Scheiße Granger.“

Sie starrte ihn an, aber es war nicht der gewohnte Hass, den er dort sah, sondern einfach nur nackte Angst, während er das Muskelspiel ihrer Arme unter seinen Fingern spürte. „Cruciatus“, murmelte er und tat so viel sie zumindest gegen die Wand zu lehnen, bevor er sie losließ. Ihr Blick verließ nie den seinen und sie wehrte sich noch nicht einmal, als er sie leicht ziehen musste. Granger hätte das nie zugelassen.

Als er von ihr ab ließ, kniete er sich wieder vor ihr. „Du solltest eigentlich tot sein“, sagte er ihr nach einer Weile und selbst, wenn er es gewollt hätte, er hätte den Hauch einer Anschuldigung nicht aus seiner Stimme verbannen können. Sie sollte überhaupt nicht hier sein! Was zum Teufel hatte sie hier verloren?

Erschrocken riss sie ihre Augen auf. „Wo bin ich?“, hörte er ein Flüstern, so leise, dass er es sich auch hätte einbilden können. Aber die Frage stand genauso gut in ihrem Gesicht geschrieben. Es war offener und angreifbarer denn je.

Wo sie war? Draco konnte nicht anders, als verächtlich zu schnauben. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich hier der Geheimnisträger bin, oder, Granger?“ Wirklich, was dachte sie sich nur?

Er erkannte die Verwirrung in ihrem Gesicht und fragte sich, was hier los war.

„Du kennst mich?“

„Soll das ein Witz sein?“ Er runzelte irritiert mit der Stirn. „Natürlich kenne ich dich. Jetzt hör endlich auf mit dem Mist. Mich interessiert viel mehr, wo du gewesen bist, warum du uns allen deinen Tod vorgespielt hast und was verdammt noch mal will Dolohow von dir?“

Wenn es möglich war, riss sie ihre Augen noch mehr auf, als sie das Zischen in seiner Stimme hörte. Instinktiv schien sie sich noch weiter gegen die Wand zu drücken, selbst, als er erkannte, dass sie überhaupt nicht die Kraft dazu besaß. „Ich weiß es nicht.“

„Du weißt was nicht? Scheiße, Granger, das ist kein Spiel. Warum bist du hier? Was willst du hier?“, fragte er schon fast verzweifelt.

„Ich weiß es nicht.“

Frustriert fuhr er sich mit seinen Händen durch seine weißblonden Haare, die jetzt länger waren und eine Strähne fiel zurück in sein Gesicht. Ihre Worte kamen nur stockend über ihre Lippen und er wusste, dass sie versuchte die Krämpfe zu unterdrücken. Granger sollte wissen, dass dies unmöglich war, es so nur noch schlimmer werden würde. Rasch zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf das Mädchen vor sich. Erschrocken schnappte sie nach Luft.

„Bitte… bitte nicht…“

„Ich werde dir nichts tun“, schnaubte er ungläubig. „Refigere Crampus.“ Ein gelber Strahl schoss aus seinem Zauberstab und legte sich um ihre verkrampfenden Glieder. Zufrieden nickte er, als er sah, dass das Zappeln endlich ein Ende hatte. „Es wird nicht lange anhalten, aber für den Moment sollte es genügen.“

„Danke“, hauchte sie, Erstaunen lag in ihrem Blick, als sie ihn dabei beobachtete, wie er seinen Zauberstab wieder wegsteckte.

Er überhörte es und fuhr unbeirrt fort. „Noch mal, Granger, was will Dolohow von dir?“

Ihre Stimme, weniger schmerzgefüllt, noch immer flach und dennoch erkannte er den leicht verärgerten Unterton, den sie früher immer in seiner Gegenwart getragen hatte. „Keine Ahnung.“ Es amüsierte ihn schon fast doch noch etwas Vertrautes in ihr zu erkennen. Denn die Person, die da vor ihm kauerte, war niemals Hermine Granger. Sie würde alles für den Orden tun, für Potter, aber dann würde sie auch wissen, dass… es passte nicht zusammen. „Ich kann mich nicht erinnern.“

„Du kannst dich nicht erinnern“, wiederholte er langsam. Das durfte einfach nicht wahr sein. Verdammt noch mal! „Okay, Granger, jetzt hör mir gut zu. Wir haben nicht viel Zeit. Schon bald werden Dolohow und Greyback zurück sein und wer weiß was mit dir anstellen und ich weiß nicht, ob ich noch einmal zurückkommen kann, also…“

„Wie heißt du?“, unterbrach sie ihn flüsternd.

„Was? Wirklich, Granger, wir haben nicht die Zeit--“, begann er wütend, aber hielt dann inne, als ob ihn der Blitz getroffen hätte. Dann schüttelte er humorlos lachend den Kopf. „Du kannst dich nicht erinnern.“ Draco wandte sich von ihr, lief ein paar Schritte auf und ab und schielte dann zu ihr hinüber. „Oh, das ist einfach großartig--“

Bevor er ihre Frage beantworten oder noch etwas sagen konnte, hörten sie beide sich nähernde Schritte. Panisch riss Hermine ihre Augen auf und versuchte sich noch kleiner zu machen, während Draco hastig zu ihr eilte und sich vor ihr kniete. Er wagte nicht, sie zu berühren, aber seine grauen Augen bohrten sich in ihre braunen. „Du darfst ihnen nichts sagen. Verstehst du? Kein Wort. Egal, was sie dich fragen, was sie mit dir machen, sag ihnen nichts!“

„Hilf mir“, flehte sie, Tränen stachen in ihre Augen, als sie eine Hand nach ihm ausstreckte, aber Draco wich augenblicklich zurück. „Bitte… du musst mir helfen… ich halte das nicht aus… bitte…“

„Ich… ich kann nicht, Granger.“ Langsam stand er auf, Schritt für Schritt, ohne seine Blick von ihr zu wenden, ging er zur Tür.

„Nein!“, schrie sie. „Geh nicht! Du darfst mich nicht mit ihnen allein lassen!“

„Tut mir leid.“ Er konnte ihr nicht helfen. Er würde sie nur beide umbringen und verdammt noch mal, damit war niemanden geholfen. Es gab nichts, was er für sie tun konnte.

„Nein“, wimmerte sie. „Bitte…“

„Es geht nicht… irgendwann wirst du es verstehen…“

„Nicht! Bleib hier! Du darfst mich nicht...!“ Ein Hauch von Hysterie schwang in ihren Worten mit, als er sich bereits an der gegenüberliegenden Wand befand.

Ihr Flehen ging unter, als die Tür aufgestoßen wurde. Im grellen Licht der Tür stand Dolohow und für einen Moment hielt er überrascht inne, als er Draco vor sich stehen sah.

„Draco“, knurrte er. „Was machst du hier?“

Draco verspürte so etwas wie Erleichterung, dass er sich nicht mehr alleine einer flehenden Hermine Granger gegenüber sah und hob abwehrend sein Kinn. „Ich wollte es mit meinen eigenen Augen sehen“, war seine kalte, herablassende Antwort, als er Hermine einen abschätzigen Blick zuwarf.

„Man sollte mich eben nicht unterschätzen.“ Draco erkannte die versteckte Drohung hinter den Worten, aber er hatte schon genug in seinem Leben gehört, um sich vor ihr zu fürchten, aber nichtsdestotrotz spannte er sich gewarnt an. Wenn er eines gelernt hatte, dann, dass es keine leeren Versprechen gab.

Draco begann hämisch zu lächeln. „Sie ist eben nur ein Schlammblut.“

Dolohow begann leise zu lachen, begleitet von einem Nicken. „Snape hätte sich noch gewünscht, sie wirklich umgebracht zu haben, wenn Greyback einmal fertig mit ihr ist.“

Das hochmütige Lächeln drohte auf Dracos Lippen zu erfrieren, bevor er zu Hermine hinüberschielte, die panisch zwischen ihnen hin und her blickte. „Nun, einmal ein Verräter immer ein Verräter“, waren die knappen Worte, leicht zitternd, ein wenig zu schrill.

„Verräter… Feigling…“ Schon fast gleichgültig zuckte Dolohow mit den Schultern.

Draco nickte lediglich als er dies als seine Chance sah zu verschwinden. Abrupt wandte er sich von dem Anblick vor ihm ab, eine Hand fest zur Faust geballt, nachdem er hinaus in den Korridor getreten war.

„So, Miss Granger, bedauerlicherweise hat sich unser Zeitplan etwas… verkürzt…“, hörte Draco Dolohow knurren, bevor sich die Tür vollständig schloss.

Er wusste nicht wie lange er regungslos in dem verlassenen Flur gestanden hatte, während er darauf wartete, dass sein Verstand eine Erklärung für alles liefern würde. Aber er konnte mit keiner Antwort aufwarten, die auch nur annähernd glaubhaft klang. Schwer schluckend starrte er hinunter auf seine Fäuste und seine Gedanken kreisten unaufhebbar um die schlichte Tatsache, dass Hermine Granger wirklich lebte… was nur eine einzige Schlussfolgerung zuließ: Snape hatte gelogen.

Als ob dies der Katalysator gewesen war, brach er aus seiner Starre aus und rannte los, eine Hand verschwand geradewegs in seiner Umhangstasche, während die andere seinen Zauberstab herauszog.



+++++++


Arthur Weasley saß schweigend an dem großen Küchentisch, sein Blick war auf seine gefalteten Hände gerichtet, die auf der Tischplatte ruhten, während er Remus Worten lauschte. In dem gedämpften Licht des Raumes, standen zwei dampfende Teetassen unberührt neben ihnen. Zu sagen, dass er bis auf die Knochen geschockt war, wäre, als wenn man behaupten würde, Voldemort sei ein zahmer Hufflepuff gewesen.

„Also, weißt du wo sich Severus befindet?“, fragte Arthur schließlich flüsternd, nachdem Remus verstummt war.

Der junge Mann schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Wir haben einen neutralen Treffpunkt, wo wir beide hinkommen. Einmal im Monat bringt Severus mir meinen Trank.“

„Nun, ich hatte mich schon die ganze Zeit gewundert…“ , murmelte Arthur. „Es ist ein komplexer Trank und Severus war der einzige, der in der Lage gewesen war, ihn zu brauen.“ Leicht nickend, begann sich ein Bild des gesamten Ausmaßes vor seinem inneren Auge zu formen. Schließlich blickte er auf und Arthur hatte das Gefühl, dass ihn sämtliche Energie verlassen hatte. „Hat er… ich meine, hast du von Hermine gewusst?“ Es war die Frage, die ihm bereits die gesamte Zeit durch den Kopf jagte.

„Nein“, kam die bestimmte Antwort. „Nein, er hat nie von ihr gesprochen. Niemals auch nur ein Wort verloren. Ich habe ihn allerdings nach Doras… Begegnung… danach gefragt.“ Arthur nickte und gab ihm zu verstehen fortzufahren. „Er hatte es nicht abgestritten, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er verdammt wütend wurde.“ Remus seufzte hilflos.

„Wütend? Inwiefern?“

Remus schnaubte leicht, als er an sein Treffen zurückdachte. „Du kennst doch Severus. Er hat mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass er und Hermine sich vor niemanden rechtfertigen müssen. Vielleicht nicht ganz so nett, aber dennoch unmissverständlich.“

„Nein, ich glaube nicht, dass Severus sich jemals wieder rechtfertigen möchte. Und schon gar nicht…“ Arthur warf Remus einen entschuldigenden Blick zu, „sei mir nicht böse, Remus, aber schon gar nicht vor dir. Selbst wenn er dir all die Jahre geholfen hat und er dich toleriert, fällt es mir schwer zu glauben, dass er jemals vergessen wird.“

Remus seufzte. „Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, Arthur. Wir haben alle Fehler gemacht, wir waren leichtsinnig, rücksichtslos.“

Arthur nickte zustimmend und entschied, als er zu Remus hinüberblickte, der genauso müde wirkte, wie er sich fühlte, dass keiner von ihnen die Kraft hatte, noch mehr ungebetene Erinnerungen heraufzubeschwören. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie sich ihnen noch früh genug stellen würden müssen. „Ich will nicht behaupten, dass ich es verstehe“, begann das Oberhaupt der Weasley nach einer Weile, „oder gar weiß, was alles während des Krieges und danach passiert ist, aber wurde Hermine zu irgendwas gezwungen? Ich meine, ich kann mich noch gut an die Schlagzeilen erinnern und ich gestehe, dass ich noch heute Probleme habe ihnen Glauben zu schenken, aber denkst du, dass vielleicht doch nicht alles erfunden war?“ Es schmerzte ihn überhaupt an diese Möglichkeit zu denken. Er wollte es nicht glauben, denn seine Überzeugung sagte ihm, dass die Hermine Granger, die er gekannt hatte, dieses lebensfrohe Mädchen, so eifrig, so aufgeschlossen, begierig darauf war ihm alles über ihre Welt zu erzählen, sich wirklich gegen sie gewandt hatte.

„Ich weiß es nicht“, murmelte Remus in Gedanken verloren. „Ich habe mich bereits dasselbe gefragt. Hermine hatte schon immer ihre eigenen Überzeugungen vertreten und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass egal, was sie auch getan hat, sie es ohne gründliche Überlegung getan hätte, dass man sie zu irgendwas gezwungen hatte…“ Er verstummte kurz und Arthur bemerkte, wie er etwas unruhig auf seinen Stuhl herumzurutschen begann. Eine Geste, die er schon oft bei seinen Kindern gesehen hatte, meist dann, wenn sie kurz davor standen, ihren Eltern eine unheilvolle Nachricht zu beichten. „Aber ich denke, dass nicht alles aus freien Willen heraus geschehen ist.“

„Remus…“, erklangen die warnenden Worte, die Vorboten einer unausweichlichen Enthüllung und Arthur merkte, wie sich etwas in seinem Magen zusammenzog. Genauso, wie damals, als die wenigen Vertreter des Ministeriums, die nach dem Fall von Voldemort, noch übrig geblieben waren, ihm und seiner Frau verkündet hatten, dass ihr Sohn – Percy - am Ende den Wunden des Krieges erlegen war.

„Ich habe seit nun mehr als zehn Jahre mit niemanden darüber gesprochen, einmal, weil Dumbledore mich darum gebeten hatte und dann, weil Severus mich daran erinnerte, wer meinen Trank jeden Monat braut, und der Gedanke, dass Severus ihn irgendwie vergiften oder verschmutzen würde, war mir mehr als einmal gekommen, also habe ich geschwiegen.“

Arthur schwieg, aber die schlichte Erwähnung von Dumbledores Namen in diesem Zusammenhang, sagte ihm, dass, was auch immer Remus ihm gestehen würde, es ihn nach all den Jahren noch immer verfolgte. Irgendwie bezweifelte er, dass er es mögen würde.

„Ich hatte gehofft, dass es vorbei sein würde, als Severus uns erzählt hatte, dass Hermine umgekommen sei und obwohl ich trotz meines Schocks, erleichtert bin, dass es nicht ist – tot meine ich – war mein erster Gedanke, als ich es erfahren habe, der gewesen, dass es wieder anfangen würde.“

Arthur sah ihn mehr als nur etwas verwirrt an. „Ich verstehe nicht.“

„Ich hoffe, dass wir Hermine wieder zurückholen können – ich hoffe es wirklich, das musst du mir glauben – aber sie ist hier nicht sicher.“

„Remus, was willst du damit sagen?“

Und der Werwolf warf Arthur einen Blick zu, der ihn wünschen ließ, dass sie etwas weitaus stärkeres als Tee auf dem Tisch stehen hätten.


++++++


Severus hatte gewusst, dass es passieren würde, er hatte lediglich gehofft, dass er mehr Zeit gehabt hätte.

Ein leises Trommeln seiner Fingerspitzen auf altes Holz war das einzige Geräusch, welches den kleinen Raum erfüllte. Regungslos saß er in dem einzigen, alten, großen, mit blauem Stoff überzogenen Ohrensessel, der vor dem gelöschten Kamin stand, in dem sich die Überreste kalter Asche befanden. Auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel – dem in Dumbledores Büro nicht ganz unähnlich – stand ein vergessenes Glas, noch halb gefüllt mit Feuerwhiskey und daneben ruhte Hermines kleine Schachtel. Selbst als ihn eine leichte Windböe erfasste, den schlichten Vorhang rascheln ließ und durch den kargen Raum fegte, rührte sich Severus nicht. Noch nicht einmal, als das alte Holz wie von selbst unter seinen Füßen leicht zu knarren begann. Es hallte ungewöhnlich laut in den spärlich eingerichteten Raum. Sein Blick blieb starr auf die goldene Münze gerichtet, die Worte längst verloschen, die er zwischen seinen Fingern drehte. Ohne Umschweife war er zurückgekehrt und hatte erst einmal sämtliche Ein- und Ausgänge verriegelt, bevor er erschöpft in den Sessel gefallen war. Er musste planen, überlegen und organisieren. Überstürztes Handeln würde nur zu unüberlegten Taten und somit zum Chaos führen. Er kannte zwar das Ziel noch nicht, aber er wusste, dass egal, wie er sich jetzt entschied, es entscheidend für den weiteren Verlauf war. Dolohow hatte sie in seiner Gewalt, der Orden würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, nur um sich töricht kopfüber in ihr Verderben stürzen. Er hoffte inständig, dass Kingsley noch etwas gesunden Verstand besaß und jetzt keinen Fehler begehen würde. Es war nicht Kingsley um den du dich sorgen musst, flüsterte eine leise, zynische Stimme in ihm. Nein, es war wieder mal ihr Wunderkind, der alles zum Fall bringen konnte.

Und so verfinsterte sich sein Blick nur noch mehr, als er an den Jüngling dachte. Es ging immer um Potter, damals und heute, dieser verdammte Trottel war wieder einmal zum Mittelpunkt geworden, selbst wenn das Leiden und die Opfer der anderen wieder einmal in den Hintergrund traten. Es war wegen Potter gewesen, warum er all dies auf sich genommen hatte, warum er gelogen, sich hat verfluchen lassen, zum Verräter und Mörder geworden war. Potter, der wieder einmal alle ihrer Schicksale in seinen Händen hielt. Genau wie an jenen Abend, jenen grausamen Abend, als er sie gefunden hatte, blutend, vergiftet und entstellt… und selbst, als er sie an sich genommen hatte, wusste er, dass er damit sein Schicksal besiegelt hatte.


Als Snape zugleich erleichtert und lodernd vor Zorn sein Wohnraum verließ, um sein angrenzendes Büro zu betreten, erwartete ihn bereits Professor Dumbledore, der sich, als wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, in einen der Sessel vor den Kamin gesetzt hatte. Snape blieb für einen kurzen Moment stehen, aber als Dumbledore keine Anstalten machte aufzustehen oder gar zu sprechen, ging er an ihm vorbei zum Kaminsims, wo er sich zu ihm umdrehte.

„Ich nehme an, dass sich Miss Granger im… Nebenzimmer befindet?“

Snapes Antwort war ein Nicken.

„Und wie schlimm sind die Verletzungen?“ Als er Dumbledore direkt ansah, erkannte er in dem Blick des alten Zauberers Besorgnis… kalkulierte Besorgnis, dachte Snape innerlich schnaubend. In dieser Zeit war alles ein kalkuliertes Risiko.

„Nun“, begann Snape langsam. „Ich bin nicht Poppy, also kann ich keinerlei Auskunft über ihre anderen Verletzungen geben.“

Dumbledore nickte langsam. „Poppy ist eine der besten Medihexen, die Hogwarts je gesehen hat, aber diese Art von Behandlung liegt, befürchte ich, außerhalb ihrer Kenntnis.“ Er musste es nicht sagen, aber Snape hörte die Bedeutung hinter den Worten dennoch. Niemand in diesem Schloss, noch nicht einmal eine ausgebildete und erfahrene Medihexe, hätte sich je freiwillig mit den Dunklen Künsten eingelassen, mit ihren Ausgeburten… nein, dazu waren sie alle viel zu unschuldig, ihrer hohen Moral ergeben, so dass am Ende immer der Sünder um Hilfe gebeten wurde.

„Obwohl der Zyklus schon fast vorbei ist, habe ich ihr noch den Rest des Werwolfsbann-Trank gegeben. Es sollte ihr, wenn auch nur beschränkt, helfen. Immerhin hat Greyback einen Teil ihrer Bauchdecke aufgerissen, eine Hälfte ihres Gesichtes ist…zerkratzt, um es glimpflich auszudrücken…sie wird es jedoch überleben.“

„Lieber Gott“, murmelte Dumbledore, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und hinüber zu der Verbindungstür schielte. Snape bezweifelte, dass die traurige Entschuldigung eines Muggel-Retters ihnen jetzt noch helfen konnte. „Ist sie wach?“

Ein leichtes Zucken seiner Lippen. „In der Tat. Ich habe mich um die Verletzungen bereits gekümmert, dennoch mag ich kein Urteil über den Schweregrad der Auswirkungen fällen.“ Als er Dumbledore nicken sah, wusste er, dass der Mann vor ihm verstanden hatte. Inwieweit die Prinzessin von Gryffindor betroffen war, würde sich erst nach der Wirkung des Trankes herausstellen. Er schielte hinüber zu einer magischen Sonnenuhr und mutmaßte, dass der Trank in der nächsten viertel Stunde anschlagen sollte. Alles was sie jetzt anstellen konnten waren Mutmaßungen und bei diesem Gedanken, verzogen sich Severus Lippen grimmig. Somit war sie zu einem Risiko geworden.

„Dann darf es niemand erfahren, Severus. Ich muss Ihnen nicht erklären, welchen Verlauf solch eine Offenbarung hätte.“

„Und wie stellen Sie sich das vor, Dumbledore? Das Kollegium, ja, vor dem können wir schweigen, und den Schülern?“

„Nun, es versteht sich natürlich von selbst, dass ganz besonders ihre Mitschüler nichts davon erfahren. Vor allem nicht Harry und Mister Weasley. Miss Granger ist erwachsen genug, um das Ausmaß zu verstehen. Sie hat einen ziemlich ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und wird die Logik dahinter erkennen.“

„Das mag ja stimmen“, knurrte Snape, „aber was ist mit
meinen Schülern, deren Hauslehrer ich bin?“ Er schwieg einen Moment, aber als Dumbledore keine Anstalten machte zu antworten, fuhr Snape unberührt fort. „Greyback hat es nicht so gerne, wenn ihm seine Opfer entkommen. Er wird alles unternehmen, um sie zu finden, um seine Aufgabe zu vollenden. Und der Dunkle Lord wird ihm keinen Einhalt gebieten. Es wird sich rasend schnell herumsprechen, dass eine Muggelgeborene aus Greybacks Fängen fliehen konnte. Nicht lange und mein ganzes Haus weiß darüber Bescheid.“

„Dann müssen Sie dafür sorgen, dass eben dies nicht geschieht“, antwortete Dumbledore ruhig, aber mit einer tödlichen Dringlichkeit.

„Natürlich, nichts leichter als das.“ Snape wandte seinen lodernden Blick von ihm ab und starrte hinunter in die Glut.

„Severus, die Kinder müssen um jeden Preis beschützt werden. Sollte sich herumsprechen, was mit Miss Granger geschehen ist, wird ohne Zweifel Panik ausbrechen“, mahnte er eindringlich und lehnte sich in seinem Stuhl vor.

Die Kinder müssen beschützt werden. Ja, darauf lief es immer hinaus. Die Kinder… Mit einem spöttischen Funkeln in seinen Augen, schielte er hinüber zum Schulleiter. „All dies wäre nie passiert, wenn Minerva ihre Gryffindor besser im Griff gehabt hätte!“ Seine Stimme drohte leicht zu kippen, als er den Namen seiner gefallenen Kollegin aussprach.
Sie würde noch leben, wenn Miss Granger nicht gewesen wäre, hallten die anklagenden Worte stumm in der Luft. „Wieso war sie nicht in ihrem Gemeinschaftsraum? Was hatte sie dort draußen zu suchen? Warum sind es immer Gryffindors, die dem Irrglauben verfallen, dass ihr Einschreiten die Erlösung bringt, während sie immer und immer wieder unter Beweis stellen, dass sie dadurch die Katastrophe nur verschlimmern?!“ Die Anschuldigungen sprudelten aus ihm heraus, und Dumbledore ließ ihn gewähren.

„Ich kann Ihre Wut verstehen, Severus. Minervas Tod hat uns alle zutiefst getroffen.“ Und für einen kurzen Moment meinte Snape so etwas wie ehrliche Aufrichtigkeit in der Stimme des Schulleiters zu hören. Minerva war seine Vertraute, seine rechte Hand gewesen Als Severus genauer hinsah, erkannte er in Funkeln in den Augen des Schulleiters, ein zu schimmerndes Funkeln und als seine Stimme leicht brach, wusste Snape, dass der große Albus Dumbledore genauso wie er um Fassung rang. „Sie hat eine große Lücke hinterlassen, von der ich nicht glaube, dass sie je wieder ganz gefüllt werden kann. Wir haben nicht nur eine mutige Kriegerin verloren, Hogwarts und die Zauberwelt wird es schwer haben ohne sie zurecht zukommen. Sie wird vermisst werden, da habe ich gar keine Zweifel und ich werde gleich hinauf zu ihren Gryffindors gehen und ihnen mitteilen müssen, dass ihre Hauslehrerin mutig gekämpft hat um diese Schule zu beschützen und diese mit ihrem Leben verteidigt hat.“ Er hielt kurz inne und Snape hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass Dumbledore sich davor fürchtete sich seinen eigenen geliebten Gryffindors zu stellen. „Seien Sie nicht zu hart mit Miss Granger. Ich denke, die Erkenntnis dass Minerva gefallen ist, als sie versucht hat sie zu retten, ist bereits Strafe genug. Sie sollte sich jetzt darauf konzentrieren ihre Kräfte für ihren derzeitigen Zustand zu sammeln.“

„Miss Granger ist sich ihrer Situation durchaus bewusst. Wie Sie bereits gesagt haben, Miss Granger verfügt für eine Gryffindor über einen außergewöhnlichen Gerechtigkeitssinn und wird die Konsequenzen, die ihr Handeln hervorgerufen hat, verstehen. Außerdem ist es ja nicht so, als ob Sie es nicht schon einmal geschafft haben, nicht wahr? Wir haben immer noch die Heulende Hütte, sollten alle Bemühungen fehlschlagen.“

„Severus!“ Entrüstung lag in Dumbledores Stimme, aber es kümmerte Snape nur wenig, dafür war in den letzten Stunden zu viel passiert, um Mitleid für den Schulleiter zu empfinden. Beschützt die Kinder, echoten die Worte in seinem Kopf. Genau.

„Nicht?“

„Das ist vollkommen unangebracht.“

„Es ist die Wahrheit.“ Er wirbelte erneut zu Dumbledore herum, sein Blick brannte. „Das ist ein Geheimnis, welches Sie nicht einfach hier unten in den Kerkern einschließen können. Lupin wird nur ein Blick auf sie werfen, nur einmal in der Luft schnüffeln müssen und er wird wissen, was mit ihr passiert ist.“

„Remus ist ein Mitglied des Ordens. Er wird schweigen.“

„Wirklich beruhigend“, antwortete er hämisch.

„Severus, ich gestehe, ich verstehe nicht ganz-“, begann er und hob ein wenig hilflos seine Hände.

„Ihnen ist wohl nicht die schlichte Tatsache entgangen, dass Miss Granger weiblicher Natur ist. Haben Sie eine Ahnung welche Auswirkungen das Gift auf ihren Körper, ihren Geist… ihre Seele haben wird?“ Auffordernd zog er eine Augenbraue hoch, aber es war nur ein Schweigen, welches ihn traf. Er hatte nichts anderes erwartet. „Nicht? Ich auch nicht. Niemand weiß es, Dumbledore. Niemand wird ihr helfen können. Sie wird das Interesse des Dunklen Lords wecken und, wenn ich nicht ungebetene Aufmerksamkeit erregen soll, werde ich es nicht verhindern können. Sie ist zu einem Ziel geworden“, sagte Snape letztendlich.

„Wir wissen beide, dass sie das bereits ist“, antwortete Dumbledore in einem ernüchternden Flüstern. „Ihre treue Freundschaft zu Harry, ihren Status als Muggelgeborene und ihre Intelligenz haben sie schon lange vor diesem Zwischenfall dazu gemacht, wie Sie sehr wohl wissen. Ich muss Sie nicht daran erinnern, Severus, dass Sie es waren, der mehr als deutlich Toms Interesse an dem Mädchen bereits vor Jahren bekannt gegeben hat.“ Er seufzte leise und Snape wünschte sich nichts sehnlichster als diesen alten Narr an seiner lächerlich schillernden Robe zu packen und aus seinen Gemächern zu zerren. „Ich weiß, dass ich viel von Ihnen verlange, Severus, und ich wünschte, ich müsste es nicht tun, aber Sie müssen irgendwie verhindern, dass Miss Grangers Verfassung bekannt wird.“

Snape schnaubte ungläubig und verschränkte seine Arme. Manchmal konnte sich Severus nur noch wundern. Er war Spion und Zaubertränkemeister, verflucht nochmal, und selbst Merlin persönlich hätte nicht mit all der Magie auf der Welt das Unmögliche möglich machen können. Man konnte eben nicht alles mit einem verdammten Zitronenbonbon und einen verfluchten Funkeln lösen.

Der Schulleiter fuhr fort, als ob er Severus nicht gehört hätte. „Aber es steht zu viel auf dem Spiel. Wir können es uns jetzt nicht leisten wählerisch zu sein. Sie wissen so gut wie ich, dass es nicht mehr lange dauert und Tom wird zuschlagen, wird Hogwarts einnehmen und dann müssen Sie hier sein, dann müssen Sie dafür sorgen, dass den Kindern nichts geschieht. Natürlich werden sich in Bezug auf Miss Granger die Pläne etwas ändern, aber der Schutz der Kinder ist oberste Priorität.“

Snape starrte ihn an, kalkulierend, bemessend und nickte schließlich. Das war der Plan. Und er würde ihn befolgen, aber zum ersten Mal hegte er arge Zweifel, ob der Schulleiter nicht langsam seiner Senilität verfallen war.

„Danke“, flüsterte Dumbledore, als er aufstand. „Und, wer weiß, vielleicht erweist sich Miss Grangers Zustand noch als Vorteil.“

„Was?“, zischte er ungläubig. Jeder, der Severus persönlich kannte, wusste, dass ein Zischen nur die Vorstufe eines Ausbruches war. Aber Dumbledore schien es schlichtweg zu ignorieren, da er ihm mit einem traurigen Funkeln in den Augen anlächelte.

„Bedenken Sie, dass dies eine einzigartige Möglichkeit ist.“

„Diese Unterhaltung ist beendet“, schnaufte Snape schwer atmend. „Haben Sie denn noch immer nicht genug, Dumbledore? Ich dachte, Sie wollen um Potters Willen das Mädchen beschützen und sie nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen.“

„Aber, Severus, Sie machen sich doch nicht etwa Sorgen?“

„Wohl kaum, Dumbledore, aber haben Sie bereits vergessen, was das letzte Mal passiert ist, als Sie einem Werwolf Unterschlupf gewährt haben?“

„Wie könnte ich?“ Und in seiner Stimme schwang etwas mit, was Severus aufblicken ließ. Vielleicht war es die Tatsache, dass Severus es ihm nie hat vergessen lassen. Und während sich die beiden anstarrten, beide gleichsam stur, erkannte Snape mit einer törichten Gewissheit, dass egal, was er auch tun oder sagen würde, Dumbledore am Ende seinen Willen durchsetzte – so wie er es immer getan hatte.
Zum größeren Wohle, wisperte seine innerliche Stimme sarkastisch. In der Tat.

Die Geschichte würde sich wiederholen. Das war das Fatale an ihr, sie tat es immer wieder und wieder, ohne Rücksicht auf Verluste.

Geschlagen von dieser Erkenntnis ließ Snape für einen Moment den Kopf sinken, schloss seine Augen, um mit einer Hand seine Stirn zu massieren. Bevor Dumbledore etwas erwidern, den kurzen Augenblick der Schwäche ausnutzen konnte, wurden sie beide durch einen lauten Schrei aus seinem Nebenzimmer aufgeschreckt.



Das Trommeln seiner Finger verstummte langsam – Tack, Tack… Tack – bis nur noch das Pfeifen des Windes zu hören war. In jener Nacht hatte Dumbledore ihn gebeten das Unmögliche möglich zu machen, ihr Schreien das Signal, dass er es versuchen würde. Als er sie gesehen hatte, hatte er wenige Sekunden gebraucht, um sich zu sammeln. Sie hatte sich gewandt, ihre verletzten Hände kratzten über ihre geschundene Haut, rissen die Nähte, die er mit so viel Sorgfalt gelegt hatte, einfach wieder aus. All das Blut… es war einfach überall, ihre Kleidung, der Boden und die Couch, die er hatte retten wollen. Aber es war der Schmerz, die vertraute Verzweiflung und die Panik in ihrem Blick, die ihn wieder in Bewegung gesetzt hatte.

„Es tut so weh… machen Sie dass es aufhört…“ Es waren nur keuchende Worte gewesen. Darauf bedacht nicht mit ihren Blut in Berührung zu kommen – unmöglich! - riskierte er es dennoch, nur um das Mädchen vor sich zu beruhigen, bevor sie sich noch mehr verletzte. Sein Blick huschte flüchtig zum Fenster, wo der Vollmond am wolkenlosen Himmel leuchtete und erkannte die Qual. Ihr Körper wollte sich verwandeln, aber sie konnte es nicht. „Es brennt… ich verbrenne…“

Der Trank, so erkannte Snape mit einen Anflug von Entsetzen, zeigte keinerlei Wirkung. Sein Kopf wirbelte zu Dumbledore herum, welcher ihn mit einem ernüchternden Blick zunickte.
Beschützt die Kinder, hallten die Worte durch seinen Kopf. Es war unmöglich…


Abrupt sprang Severus aus seinem Sessel auf, stieß dabei gegen den Tisch, das Glas wackelte bedrohlich und die Schatulle rutschte bis zum Rand, wo sie drohte herunter zufallen. Mit einer schnellen Handbewegung fing er sie auf, verkleinerte sie und steckte sie zurück in seine Tasche. Sein Zauberstab berührte die kleine Münze, um seine Antwort zu schicken, nur um dann in einer Bewegung nach dem Flohpulver zu greifen und in den Kamin zu schmeißen.



++++++


„Kannst du dich noch an die Ferien erinnern, kurz nach dem Angriff auf Hogsmeade, in denen Hermine persönlich von Dumbledore hergebracht wurde, nur um kurze Zeit später wieder zu verschwinden?“

„Ja, ihre Verfassung schien sich zu verschlechtern und Dumbledore hatte Severus beauftragt sie zurück nach Hogwarts zu bringen.“

Remus nickte und fuhr seufzend mit einer Hand durch seine Haare, was dazu führte, dass es durcheinander abstand. Sein Blick war angestrengt vor sich auf die Tasse gerichtet. „Es war die Zeit des Monats, in der ich mich verwandeln würde, eine Tatsache, die Dumbledore nicht bedacht hatte – im Nachhinein ziemlich leichtsinnig, wenn man alles bedenkt.“

„Aber was hat--?“

Remus hielt eine Hand hoch und blickte kurz auf. „Bitte, unterbrich mich nicht. Es ist äußerst relevant, dass du die Umstände verstehst. Um deine Frage zu beantworten, es hat sehr viel mit Hermine zutun.“ Er lachte bitter. „Ich konnte nicht mit ihr in einem Haus, geschweige denn in einem Raum sein. Auch wenn ich mich nicht verwandle sind meine Sinne geschärft, aber kurz vorher und währenddessen, sind sie so sensibel, dass ich sprichwörtlich alles riechen kann, was einerseits recht nützlich, aber zugleich auch ausgesprochen gefährlich sein kann.“

Arthur nickte langsam, als er den Mann vor sich beobachtete, die eingesunkenen Schultern, ohne Frage, ein Resultat der schweren Last, die er all die Jahre mit sich herumgetragen hatte, die eingefallenen Wangenknochen und ihm entging nicht die Ironie des Zeitpunktes. Immer um diese Zeit herum, erschien Remus angeschlagener, er konnte es nie verbergen und innerlich fragte sich Arthur, ob er es überhaupt noch versuchte.

„Noch bevor sie das Haus betreten hatte, wusste ich es. Es sprang mich förmlich an, die Luft war augenblicklich erfüllt von ihrem Geruch und der Geschichte, was mit ihr in Hogsmeade geschehen war. Albus hielt sie zwischen sich und Severus beschützt, aber es war nicht genug. Wenn Severus mich nicht mit einem Ganzkörperklammerfluch belegt hätte, weiß ich nicht, was ich getan hätte.“ Verzweiflung lag in seiner Stimme, die Arthur mehr als alles andere erschreckte.

„Remus, ich verstehe nicht…“

Der junge Werwolf blickte flehend auf, Schuld, Schmerz und so etwas wie ein längst vergangenes Verlangen lagen in den Augen, als er sich nach all den Jahren wieder erinnerte. „Sie wurde gebissen, Arthur. Oder zumindest so schwer verletzt, dass das Gift jetzt durch ihre Adern fließt.“

„Gebissen…“, wiederholte Arthur geschockt, vollkommen gelähmt. Die Worte drangen zu ihm hindurch, aber ihre Bedeutung schien ihn zu betäuben. „Ist sie… ich meine…?“ Das Entsetzen, welches in seinen Blick lag, spiegelte sich in seiner Sprachlosigkeit wieder. „Wie?“

„Ich kenne nicht die ganze Geschichte“, gestand Remus. Er atmete einmal tief durch, als sein Blick leer wurde und er an einen Punkt an die Wand starrte, bevor die Worte seinen Mund verließen. „So wie es aussieht, schien es ebenfalls Greybacks Werk zu sein. Sie wollten mir nichts genaueres sagen, nur, dass ich zu schweigen habe. Dass niemand – insbesondere Harry – nichts von ihrem Zustand erfahren durfte.“ Er schluckte schwer und die Worte rieselten auf Arthur ein, ohne, dass er wirklich von ihnen Kenntnis nahm.

„Hermine ist eine…“

„Ja.“

„Sind dir weibliche Werwölfe bekannt?“

„Nein.“

„Grund gütiger Merlin“, hauchte Arthur geschlagen.

„Niemand konnte meine Reaktion vorhersehen. Es gibt bis heute keine schriftlichen oder mündlichen Überlieferungen, aber Gott, ich weiß nicht, was es gewesen war, was über mich gekommen war, als ich sie gerochen habe. Es war so anders, so neu… ich…“ Seine Stimme begann zu zittern und Arthur sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. „Ich konnte mir seitdem nicht mehr in ihrer Gegenwart vertrauen, weshalb ich immer dafür gesorgt habe, dass ich nie alleine mit ihr war – Verwandlung oder nicht.“ Arthur massierte sich müde seinen Nasenrücken. „Ich wollte sie anfallen, Arthur“, flüsterte Remus. „In diesem einen Moment, war alles, was ich denken konnte, sie… und ich konnte nicht… wollte dieses Verlangen nicht unterdrücken.“

„Es ist nicht deine Schuld“, sagte Arthur schließlich heiser. „Du konntest es nicht wissen, genauso wenig wie Albus oder Severus.“

„Das ist keine Entschuldigung. Ich hätte sie umgebracht...“

„Aber du hast es nicht, Remus. Du hast es nicht getan und das solltest du niemals vergessen.“

„Nein, habe ich nicht“, antwortete Remus bitter. „Man benötigte nur einen Ganzkörperklammerzauber, um mich davon abzuhalten.“

„Hör auf, Remus“, ging Arthur bestimmt dazwischen. „Du bist nicht einer von ihnen. Du bist nicht wie die anderen… wie Greyback.“

„Verdammt, nein, aber nur, weil Severus immer in ihrer Nähe gewesen war. Ist dir nicht aufgefallen, wie ungewöhnlich oft er hier gewesen war? Es hatte nicht nur mit Voldemort oder dem Aufstand der Muggel zu tun, glaube mir. Er war hier, um sie vor mir zu beschützen.“

„Oder dich vor ihr“, murmelte Arthur und Remus sah ihn mit einem Stirnrunzeln an. „Ich glaube kaum, dass Hermine versteht, was mit ihr passiert. Das ist die eine Sache, die sie nicht in irgendwelchen Büchern nachschlagen kann, selbst wenn sie auch nur den Hauch einer Ahnung hätte und … ohne Erinnerungen, oder Anhaltspunkte, ich bin mir nicht sicher, dass sie wirklich den Ernst ihrer Lage erkennt.“

„Und jetzt ist sie Greyback ausgeliefert. Er hat kein Gewissen, Arthur. Er wird das zu Ende führen, was er angefangen hat.“ Der Schatten einer Erinnerung legte sich über seinen Blick. „Und ich versichere dir, diesmal wird er es beenden. Egal wie.“

„Ich hoffe, du irrst dich. Für Hermines Wohl, ich hoffe, du irrst.“ Es lag eine bereits geschlagene Hoffnung in seiner Stimme, die, bevor sie überhaupt aufkeimen konnte, bereits zerstört worden war.

„Die Frage jedoch, die wir uns stellen sollten ist nicht, was sie mit ihr machen, sondern, warum sie sie entführt haben? Von dem, was ich gehört habe, wäre es ein Leichtes für Greyback gewesen Hermine im Museum umzubringen, aber er hat es nicht. Warum?“ Arthurs Stimme war leicht am zittern, doch mit jedem Wort wurde sie entschlossener und bestimmter.

Ein leichtes Kopfschütteln. „Ich weiß es nicht, Arthur. Bei Merlins Namen, ich weiß nicht, warum Severus gelogen hat, aber irgendwie bezweifle ich, dass alles lediglich ein Zufall ist.“

Das Oberhaupt der Weasleys beugte sich nach vorne, seine Arme hatte er auf dem Tisch, abgestützt, als er Lupin direkt in die Augen blickte. „Was hat er gesagt, Remus?“

Ein müdes Lächeln, so bitter und resigniert, zierte die Lippen des jungen Zauberers, als er leicht schnaubte. „Dass, wenn ich irgendwelche Antworten haben möchte, ich mich mit alten Pergament auseinandersetzen sollte.“


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