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Future Imperfect - Pläne werden geschmiedet

von Xaveria

Der Wagen kam in der Einfahrt langsam zum Stehen, das Rattern des Motors wurde zeitgleich mit dem Licht ausgeschaltet. Nur das Zuschlagen der Autotür, so wie die automatische Zentralverrieglung war in der nächtlichen Stille zu hören. Schritte halten über die Pflastersteine zu der Treppe hinauf. Und die ansonsten laut knarrende Tür ließ sich ohne ein Geräusch öffnen. Gerade dieses Fehlen ließ Jonas in seiner Bewegung inne halten. Seitdem er in diesem Haus wohnte, hatte die Tür geknarrt und bisher war er noch nicht dazugekommen sie zu reparieren.

Mit einem leichten Stirnrunzeln schwang er die Tür ein paar Mal hin und her. Nichts außer dem erzeugten Windzug, war zu hören. Eine weitere merkwürdige Kleinigkeit, die diesen Tag zeichnete. Leicht skeptisch trat er über die Schwelle, schloss die Tür hinter sich leise und blieb einige Minuten in dem dunklen Flur stehen. Er versuchte seine Gedanken zu sammeln, versuchte sie in eine Reihenfolge zu bringen. Jane… Krankenhaus… die Ausstellung… und… er war sich nicht sicher, aber irgendwie hatte er geglaubt seine Frau dort zu sehen, was natürlich vollkommener Unsinn war. Immerhin lag sie oben in ihrem gemeinsamen Bett und ruhte sich aus. Aber dennoch… die Ausstellung verlief ohne große Komplikationen und doch hatte er ab einen bestimmten Zeitpunkt das Gefühl gehabt sie dort gesehen zu haben.

Er kümmerte sich nicht darum das Licht einzuschalten, als er sich in Bewegung setzte und zu den Stufen ging, die ihn hinauf zu seiner Frau führen würden. Er hatte bis jetzt keine vernünftige Erklärung erhalten, was genau geschehen war. Die Ärzte waren noch ratloser gewesen und weder Ihrin noch Jane taten so viel daran, ihm eine vernünftige Antwort zu geben.

Sie war schon immer reserviert gewesen, immer etwas zurückhaltend, aber bisher hatte er es immer auf ihren Gedächtnisverlust geschoben, in der Hoffnung, dass es irgendwann enden würde, dass sie erkennen würde, dass sie vor ihm nichts zurückhalten musste. Aber dies war nie der Fall gewesen. Wenn überhaupt, überlegte er, als eine Hand das hölzerne Geländer umfasste, hatte sie sich in den letzten Wochen nur noch mehr zurückgezogen. Wenn sie nicht in der Schule gewesen war, hatte sie sich in ihrem Arbeitszimmer eingeschlossen, mit der Behauptung, es seien Recherchen für ihren Unterricht und sie könnte sich am besten konzentrieren, wenn sie ungestört sei. Er hatte es hingenommen, hatte es zunächst nicht weiter hinterfragt. Auch er schätzte seine Ruhe, wenn er an seinen Übersetzungen arbeitete und so war es für ihn keine Überraschung gewesen. Aber bei ihr… mit ihren Alpträumen, fragte er sich, ob nicht doch mehr dahinter steckte.

Als er in der oberen Etage angekommen war, schlich er zum Schlafzimmer. Er konnte kein Licht unter der Tür erkennen und vermutete, dass sie bereits schlief. Vorsichtig öffnete er die Tür, in Erwartung ihren ruhigen, schlafenden Atem zu hören, aber alles was ihn erwartete, war betäubende Stille.

„Jane?“, flüsterte er, als sich seine Augen an das grelle Mondlicht gewöhnten.

Schweigen war seine Antwort.

Instinktiv fand seine Hand den Lichtschalter neben der Tür. Jegliche Vorsicht sie eventuell nicht aufzuwecken waren vergessen, als er merkte, dass etwas nicht stimmte. Es war so, als ob sie nie in diesem Zimmer gewesen wäre. Er wusste nicht, was es war, als sein Blick durch den Raum schwirrte. Seine Augen blieben auf die angelehnte – nicht geschlossene – Schranktüren hängen. Egal was auch los war, Jane würde nie die Schranktür offenstehen lassen. Sie war immer bedacht darauf gewesen, dass alles verschlossen war.

Eine weitere Kleinigkeit.

Jonas öffnete die Tür. Der Schrank war nicht leer, aber irgendwie erschien er ihm leerer. Er konnte noch nicht einmal genau sagen, was fehlte, aber etwas war verschwunden. Ohne große Umschweife schloss er den Schrank und eilte hinaus in den Flur, wo er augenblicklich das Licht einschaltete und ohne vorher anzuklopfen das Badezimmer betrat. Aber auch hier fand er sie nicht.

„Jane!“, rief er, als er wieder hinaus an das Geländer trat. „Wo bist du?“

Er stolperte fast die Treppe hinunter, nahm gleich zwei Stufen auf einmal, rannte ohne auf das kleine Telefontischchen zu achten, welches er mit einem lauten Knall umstieß, durch das Wohnzimmer in das Arbeitszimmer. Es war noch der einzige wahrscheinliche Ort im gesamten Haus.

Doch auch hier war sie nicht anzutreffen.

Nach Luft ringend, blickte er sich in der Leere um, fühlte sich mehr gefangen als zuvor. Seine Gedanken rasten, die schlimmsten Vermutungen und Bilder formten sich in seinem Kopf.

In ihrem Zustand… er wollte noch nicht einmal daran denken.

Ohne groß zu überlegen, griff er nach dem Telefon, welches auf dem Schreibtisch stand. Er drückte die Schnellwahltaste und ließ es läuten. Die Tatsache, dass es mitten in der Nacht war und jeder normale Mensch um diese Zeit im Bett lag, entging vollkommen seinen Überlegungen.

Als sich eine müde Stimme meldete, horchte er auf. Der Hauch von Panik schlich sich in seine Stimme. „Ihrin, du musst sofort vorbeikommen. Sie ist verschwunden.“


++++++


Es dauerte eine Weile bis die restlichen Mitglieder eintrafen und sich alle beruhigt hatten. Die Nachricht von Dolohovs Angriff auf Tonks und Hermine hatte sich schnell herumgesprochen. Ginny und Luna waren die letzten, die eintrafen und während sich Ginny sofort auf die Suche nach ihrem Bruder und Harry machte, hatte sich Luna alleine an den Tisch gesetzt. Dort wartete sie geduldig, hatte ihren Klitterer aus ihrer Tasche gezogen und las das alte Magazin erneut durch. Es war das einzige, welches noch übrig geblieben war. Den Klitterer gab es schon lange nicht mehr. Oh, den Krieg hatte er überlebt, aber es war die Zeit danach, wo er verschwand.

Mit einem traurigen Seufzen, erinnerte sich Luna daran, dass nicht alle Hexen und Zauberer Opfer der Todesser gewesen waren. Die Muggels hatten es nicht verstanden, hatten nicht erkannt, dass nicht jedes magische Wesen mit einem Zauberstab die Zerstörung brachte. Aber wie, überlegte sie, sollte ein Muggel schon den Unterschied erkennen können?

Es dauerte nicht lange, bis sich der Raum füllte. Alle waren anwesend bis auf Tonks, die noch immer im Nachbarzimmer lag und sich erholte.

„Ich wünschte, wir wären mit besseren Neuigkeiten zurück gekommen, aber dem ist leider nicht so. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht – obwohl ich nicht weiß, inwieweit sich die Neuigkeiten bereits herumgesprochen haben.“ Kinsley sah sich in der kleinen Runde um. „Die gute Nachricht ist, ist, dass Tonks recht gehabt hatte. Hermine lebt.“ Ein kleines Lächeln zuckte an seinen Lippen, als er an dem Moment dachte, in dem er sie nach fünf Jahren wieder gesehen hatte. Sie war es wirklich gewesen. „Die schlechte… wir konnten sie nicht mit nach Hause bringen. Als wir eintrafen waren Dolohov und seine Männer bereits dort. Wir haben versucht…“ Er hielt kurz inne und schloss für ein paar Sekunden seine Augen, so als ob er versuchen würde weiterhin aus seinen inneren Überzeugungen Kraft zu schöpfen, um diesen Menschen gegenüber zu stehen und ihnen mitzuteilen, dass er es nicht geschafft hatte eine beliebte und viel vermisste Person wieder mit nach Hause zu bringen. „Wir haben es wirklich versucht. Dolohov hatte sie in die Ecke gedrängt und ihr Mann lag vor ihnen gefesselt auf dem Boden. Neben Hermine hatten es die Todesser auch auf die anderen dort versammelten Gäste abgesehen. Selbst wenn der Orden nicht mehr in seiner ursprünglichen Form existiert, ist es dennoch unsere Aufgabe die Unschuldigen und Wehrlosen zu beschützen. Niemand in diesem Saal hatte eine Ahnung, was mit ihnen passierte.“

„Wenn wir eine funktionierende Regierung hätten, würde all das nicht passieren. Dann würde keiner dieser Todesser frei herumlaufen. Die Unverzeihlichen wären noch unverzeihlich und Tonks würde jetzt nicht im Bett liegen, um sich auszuruhen.“

„Es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns jetzt darüber streiten, wie es eigentlich nach dem Krieg hätte sein sollen“, unterbrach Bill die Runde. Er seufzte kurz. „Ich denke, wir wissen alle, dass dies nicht die Zukunft ist, die wir uns vorgestellt hatten. Aber dennoch dürfen wir jetzt nicht das Wesentliche aus den Augen verlieren.“

„Und woher willst du das wissen?“, fuhr Ron seinen Bruder an. „Du warst doch gar nicht hier. Ja, bei der großen Schlacht, da warst du dabei, aber vorher, wo warst du da?“

„Ronald!“, ging seine Mutter entschieden dazwischen. „Du entschuldigst dich augenblicklich bei deinem Bruder.“

Doch Ron verschränkte nur seine Arme vor der Brust.

„Ronald Bilius Weasley“, knurrte Mollys leise Stimme, als sie langsam aufstand. „Du wirst dich jetzt auf der Stelle entschuldigen. Und keine Widerworte.“ Sie stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich will solche Worte nicht hören. Bill hat großartige Arbeit in Ägypten geleistet. Arbeit, ohne die Dumbledore und wir als Orden aufgeschmissen wären.“

Unruhig begann Ron auf seinem Stuhl herumzurutschen. „Ja“, murmelte er leise.

„Wie war das?“

„Entschuldige, Mann. War nicht so gemeint“, nuschelte er, während er auf seinem Stuhl weiter hinunter rutschte.

„Schon okay“, antwortete Bill mit einem leichten Lachen. „Mach dir nichts draus, Kleiner.“ Ron warf ihm bei diesem Kommentar einen schiefen Blick zu, da jeder sich sehr wohl bewusst war, dass er der größte in der Familie war. Und dann, als ob der Moment des Spaßes vorbei war, räusperte sich Bill ernst. „Ich weiß, dass du sie finden willst und das werden wir auch.“

Kingsley nickte. „Wir haben bereits die ersten Schritte eingeleitet. Aber Hermine scheint jetzt nicht mehr unser einziges Problem zu sein.“ Ein unruhiges Gemurmel brach aus. „Wir konnten die Gäste mit einem Vergessenszauber belegen, aber einige von ihnen konnten bereits vor unserem Eintreffen flüchten. Es ist uns aufgefallen, als wir die Besucherlisten durchgeschaut haben. Wir sind gerade dabei ihre Identitäten zu überprüfen, um sie dann ausfindig zu machen. Wir können nicht zulassen, dass sie länger als nötig etwas von alle dem wissen.“ Kingsley atmete einmal tief durch. „Voldemort hatte weit mehr als nur unsere Welt zerstört. Die Zeichen der Verwüstung sind noch heute in den Muggelorten zu sehen und nicht alle konnten erklärt werden. Vermutlich wird ihnen niemand Glauben schenken, aber wir dürfen nicht noch einmal denselben Fehler machen, nicht noch einmal so naiv sein und uns auf unser Glück verlassen. Hexen und Zauberer stehen vielleicht nur in ihren Märchenbüchern, aber wir haben schon einmal gesehen, wohin die Eskalation geführt hatte.“

„Aber Hermine ist noch immer oberste Priorität?“

„Harry“, begann Kingsley nach einem Moment des Zögerns. „Wir dürfen das Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren. Wir werden alles für Hermine tun und wir werden sie finden, aber wir dürfen unsere Augen auch nicht vor dem verschließen, was sich gerade direkt vor uns abspielt.“

„Also nicht? Wollen Sie das damit sagen?“

„Harry, ich will damit sagen, dass es um weit aus mehr geht als nur ein Leben.“

„Nur ein Leben?“

„Harry, bitte verstehe das nicht falsch-“

„Oh, ich verstehe hier gar nichts falsch.“ Aufgebracht stand er auf. „Hier scheint doch jeder nur irgendwelche Ausreden zu finden. Wir wissen alle, was geschehen ist und dennoch… dennoch wird so getan als ob es nie passiert wäre.“ Für einen kurzen Moment blickte er Remus direkt an, die anschuldigenden Worte hallten dort in seinen Augen wieder und in diesem Augenblick blitzte der ungestüme Junge hervor, der Harry einst gewesen war.

„Das denke ich nicht“, war es zu aller Überraschung Luna, die ihm ins Wort fiel. Als sie Harry ruhig anschaute, wickelte sie mit ihrem Zauberstab eine Haarsträhne auf. „Du solltest uns nicht unterschätzen, Harry. Wir alle sind dabei gewesen und jeder versucht hier auf seine Weise das richtige zu tun.“

„Luna, sei mir nicht böse aber-“

„Keine Angst, ich bin dir nicht böse“, versicherte sie ihm ruhig. „Als wir in Hermines Haus waren, haben Ginny und ich mehrere starke Schutzzauber passieren müssen.“

„Das müssen Tonks gewesen sein“, erklärte Ginny. „Immerhin war sie es gewesen, die Hermine als erste gefunden hatte.“

Aber Luna zuckte nur mit den Schultern. „Wer auch immer sie dort platziert hatte, wollte nur ihren Schutz und ihre Sicherheit. Sie ist auch unsere Freundin, Harry, das solltest du nicht vergessen. Wir machen uns alle Sorgen um sie.“

Sie lächelte Harry und Ron an, bevor sie kurz zu Remus hinüber schielte, der seine Stirn leicht in Falten gelegt hatte.

„Wir können uns nicht auf das Ministerium verlassen. Sie wollen der Sache in dem Museum zwar nachgehen, aber so wie es aussieht steht es nicht besonders weit oben auf ihrer Prioritätenliste. Ich habe Savage bereits auf eine mögliche Spur von Dolohov angesetzt und werde gleich wieder zurück ins Ministerium müssen, um die Suche nach den Muggeln einzuleiten.“

Mit einem knappen Nicken stand er auf und verschwand aus dem Raum.


++++++++++


Es dauerte keine zehn Minuten, als es an seiner Tür klopfte. Bevor die Hand ein zweites Mal Kontakt mit dem Holz machen konnte, hatte Jonas die Haustür bereits aufgerissen und Ihrin sah ihn leicht erschrocken an. „Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.“

„Danke“, flüsterte er und ließ sie eintreten.

„Also, was ist passiert, Jonas?“, fragte Ihrin, als die Tür einmal geschlossen war und sie beide im Flur standen. Ihrin hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sich umzuziehen, sie trug noch immer ihre rote Jogginghose mit einem Tanktop, welches nur von einem schnell übergeworfenen Mantel bedeckt wurde.

„Ich bin nach Hause gekommen, und als ich nach ihr sehen wollte, war sie nicht mehr da.“

„Könnte sie nicht einfach irgendwo anders hingegangen sein?“

„Wirklich, Ihrin.“ Er schüttelte schon fast fassungslos mit dem Kopf. „Sie kennt doch niemanden. Sie hat doch niemanden außer uns.“

„Okay, okay, schon verstanden.“ Beschwichtigend hob Ihrin ihre Hände. „Was ist mit der Polizei?“

„Nein“, antwortete Jonas bestimmt. „Sie ist eine erwachsene Frau, Ihrin. Die fangen doch selbst bei einem vermissten Kind erst nach achtundvierzig Stunden an zu suchen.“

„Aber wenn du vielleicht erklären…“

„Ich denke nicht, dass es etwas bringen würde.“

„Was habt ihr beide nur mit der Polizei?“, entfuhr es Ihrin, als sie an ihre letzte Unterhaltung mit Jane dachte.

„Wie bitte?“

„Nichts.“ Sie strich sich abwesend eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie ihre andere Hand in die Hüfte gestemmt hatte. „Okay, hast du schon ihre Sachen durchgesehen?“

„Nein. Nein, habe ich nicht. Ich wollte auf dich warten. Du hast zuletzt mit ihr geredet… also, richtig geredet. Hat sie zu dir etwas gesagt?“

„Na ja, ich habe versucht mit ihr über ihre Träume zu sprechen.“

„Ja… Glaubst du, sie… sie ist einfach abgehauen?“

Ihrin zuckte vorsichtig mit den Schultern. „Ich…, begann sie, aber schloss wieder mit einem Kopfschütteln den Mund. Sie nahm seine Hand. „Komm, lass uns nach irgendwas suchen. Vielleicht hat sie uns ja irgendeinen Hinweis hinterlassen.“

Entschlossener als sie sich fühlte, schritt Ihrin durch das Wohnzimmer in das Arbeitszimmer. Als sie das vertraute Zimmer betrat, konnte sie nicht verhindern, dass ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. Das letzte Mal, als sie hier drinnen gewesen war, hatte sie wohl eines der merkwürdigsten Gespräche mit ihrer Freundin geführt. Wenn sie damals schon das Gefühl gehabt hatte, dass etwas nicht stimmte, dann nur, weil sie jetzt Gewissheit hatte, dass es auch genauso eingetroffen war. So betrat sie jetzt den erleuchteten Raum, das Mondlicht verschluckt von dem hellen Schein der Glühbirnen und dennoch konnte sie das Bild nicht von ihrer Freundin aus ihrem Kopf verbannen, wie sie vor dem Fenster gestanden hatte, der Mond die einzige Quelle, sein Schein hatte sie eingehüllt, hatte sie verschlungen, als ob sie eins wären.

Bestimmt schüttelte Ihrin den Kopf. Solche Gedanken würden ihr nicht helfen. Zielstrebig ging sie auf den Schreibtisch zu. Aber die Oberfläche war aufgeräumt, so sauber, wie sie es nur selten bei ihrer Freundin gesehen hatte. „Es ist zu aufgeräumt“, murmelte sie.

Mit einem Stirnrunzeln sah sie den einzigen Stapel durch, der auf der Oberfläche lag, aber es waren wertlose Auswertungen und darunter lagen Tests, die sie noch korrigieren musste. Bedacht legte Ihrin diese zur Seite und begab sich eine Etage tiefer zu den Schubladen, wo sie die obersten öffnen konnte, aber das waren nicht die Schubladen, die sie interessierten. Als sie bei der untersten Lade angekommen war, zog sie vergebens daran, bis sie schließlich zu Jonas aufschaute.

„Hast du zufällig einen Schraubenzieher?“

„Ihrin, du kannst doch nicht einfach eine Schublade aufbrechen.“

„Warum nicht?“

„Weil so etwas nur in schlechten Filmen getan wird.“

„Und? Wo ist jetzt der Schraubenzieher?“

„Ihrin, ich denke nicht, dass wir das tun sollten. Jane und ich haben immer unsere gegenseitige Privatsphäre geschätzt.“

„Jonas, ehrlich, deine Ehrenhaftigkeit in allen Ehren, aber sie ist hier vollkommen fehl am Platz. Deine Frau wird vermisst und du willst ihre Privatsphäre wahren?“

„Ich weiß, aber das macht es so real.“

Besorgt biss sich Ihrin auf ihre Lippe – eine Eigenschaft, die sie irgendwie von Jane übernommen hatte – und stand auf. Sie legte eine Hand auf leicht auf seinen Unterarm. „Ich weiß“, flüsterte sie. „Glaube mir, ich würde so etwas nie tun, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Die Polizei würde dasselbe machen.“

Jonas nickte stumm und verließ das Arbeitszimmer. Ihrin atmete hörbar aus, ihr Körper sackte zusammen und nur der Lederstuhl hinter dem Tisch konnte sie auffangen. Sie hatte keine Ahnung, was sie in der Schublade finden würde, aber sie hatte eine Vermutung und aus ihrem tiefsten Inneren hoffte sie, dass die Schublade keinen Inhalt tragen würde.

„Hier“, unterbrach Jonas ihre Gedanken und hielt ihr einen Schraubenzieher entgegen. „Ich habe bereits nach den Schlüsseln gesucht, aber nicht gefunden.“

„Okay“, murmelte Ihrin, als sie das Werkzeug an sich nahm und von dem Stuhl glitt, um sich der Schublade zu widmen.

Sie brauchte ungefähr zwei Anläufe, bis sie das Schloss aufgebrochen hatte. Sie stammte aus einer alten rumänischen Zigeunerfamilie, in denen es eine Selbstverständlichkeit war, dass jeder mit Werkzeug umgehen konnte. Langsam zog sie die Lade heraus. Wie sie bereits erwartet hatte, lagen dort Bilder drinnen, Bilder, die ihre Freundin ihr vorenthalten hatte.

„Oh, Jane…“, seufzte Ihrin, als sie einen kleinen Stapel hinausnahm und auf ihren Schoß legte. Es waren insgesamt nur fünf Zeichnung an der Zahl und sie vermutete, dass Ihrin den Rest eingesteckt hatte. Sie hegte gar keine Zweifel mehr daran, dass Jane unfreiwillig das Haus verlassen hatte. Es war alles durchdacht gewesen.

„Was ist das?“

„Zeichnungen“, flüsterte Irhin. „Jane hat sie angefertigt.“

„Jane?“ Perplex sank Jonas zu ihr auf den Boden. „Ich wusste nicht, dass sie zeichnen kann.“ Ihrin schüttelte nur mit dem Kopf. „Du wusstest, dass sie…?“

„Ja… ich habe ein paar ihrer Zeichnungen gesehen. Als ich mit ihr geredet habe, hatten ein paar davon auf dem Schreibtisch gelegen und…“

„Du hast von diesen Zeichnungen gewusst?“

„Nein, nicht diese. Andere… Jonas, ich habe ihr versprochen nichts zu sagen.“

„Wow… und all das soll was heißen?“

„Es sind Erinnerungen.“

„Erinnerungen?“ Er riss ihr die Blätter aus den Händen und sah sie durch. „Unmöglich.“ Er schmiss den Stapel auf den Boden. „Das glaube ich nicht.“

„Jonas, bitte…“ Sie konnte wie in Zeitlupe mit ansehen, wie sich schmerzlich ein Stück nach dem anderen in seinem Kopf zusammensetze und sie musste ihren Blick abwenden. „Es tut mir leid“, flüsterte sie.

„Du wusstest es… du hast gewusst… dass sie… Oh mein Gott… sie ist nicht nur einfach verschwunden, oder?“

„Nein“, pflichtete sie ihm flüsternd bei. Es gab jetzt wirklich keinen Grund mehr, warum sie noch weiter ihren Mund halten sollte. Sie würde ihm nichts erzählen, aber wenn er sie fragte, so würde sie ihn auch nicht anlügen.

„Warum, Ihrin?“

„Sie wollte Antworten. Sie hat nicht geglaubt, dass sie sie hier finden würde.“

„Verstehe.“ Er fuhr mit seiner Hand über seinen Mund und schwieg einen Moment. „Und was sollen wir jetzt tun?“

„Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“

„Nun, wir können nicht einfach nichts tun.“

Sie sah ihn leicht verwirrt an. „Jonas, ich weiß, wie das für dich aussehen muss, aber wir haben keine Ahnung, was in ihren Kopf los ist. Wo sie hingegangen sein könnte. Wir haben nichts.“

„Das ist mir egal. Du bist die einzige, der sie sich anvertraut, der sie überhaupt etwas erzählt hatte. Es muss doch etwas geben, wo wir anfangen können“, flehte er sie an. Und als sie die Verzweiflung in seinem Blick erkannte, erinnerte es sie an genau dieselbe Qual, die sie in Janes Augen gesehen hatte, als sie versucht hatte ihr zu erklären, warum sie die Dinge tat, die sie einfach tun musste. Und schon damals hatte sie nicht die Kraft in sich gefunden ihre Bitte abzulehnen und genauso wenig würde sie es heute Nacht mit ihrem langjährigen Freund tun, in dessen Arbeitszimmer sie auf dem Boden saß, umgeben von ein paar Erinnerungsfetzen seiner Frau.

Sie wusste, dass sie alles tun würde, worum er sie bat.

So blieb ihr nichts anderes übrig als stumm zu nicken.


+++++++++

Dunkelheit umgab sie, hüllte sie wie ein schützender Mantel ein, in der sie sich verkriechen und verstecken konnte. Sie hatte sich in eine Ecke gedrückt, in der Hoffnung, dass man sie so übersehen würde. Sie versuchte sich umzusehen, aber alles war sie erblickte war nichts als pure Schwärze. Aus Reflex schloss sie ihre Augen, es machte wirklich keinen Unterschied, die feuchte, modrige Luft, kroch in ihre Nase, ließ sie unweigerlich zurückschrecken.


„Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“, ertönte über ihr eine dunkle, leise, zischende Stimme.
Der Boden, auf dem sie lag, war kalt und feucht, die Steine drückten unbequem in ihren Rücken. Ihr Haar, eine zerwühltes, von Blut verschmiertes Durcheinander über ihr Gesicht verteilt. Das Zittern in ihren Händen wurde immer stärker, aber sie schaffte es nicht es zu unterdrücken. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, aber nicht einmal dazu hatte sie die nötige Kraft. Es war einfach zu anstrengend, Körper und Geist waren zu erschöpft. Sie spürte wie sich etwas weiches, leicht kratzte es auf ihrer Haut am Hals, über sie legte. Das Zittern klang ab, bis sie schließlich ihre Hände in den neuen Stoff vergraben hatte.

„Sie hätten nicht hier draußen sein sollen.“

Obwohl ihre Augen geschlossen waren, bekam sie dennoch das Lichterspiel hinter ihren Lidern mit und die Ohren, erkannte sie, konnte man auch nicht schließen. Die entfernten Schreie, der Schmerz und O Gott, der ätzende Gestank nach Blut, der in ihrem Inneren eine plötzliche Übelkeit auslöste.

Als er ihre würgende Laute hörte, strich er vorsichtig, darauf bedacht nicht ihre geschundene Haut zu berühren, ihr die blutigen Haare aus dem Gesicht. Wie sie es geschafft hatte, ihre Augen zu öffnen, daran konnte sie sich nicht erinnern, aber selbst als sie es getan hatte, war es so, als ob sie blind sein würde.

„Ich… ich kann nichts sehen…ich…“ stöhnte sie panisch. Wild warf sie ihren Kopf hin und her, als ob diese Bewegung die Schwaden vor ihren Augen verschwinden lassen würde. Zwei Hände, verhüllt in Lederhandschuhe, umpackten ihr Gesicht, hielten es still, solange, bis sich ihr Blick beruhigt hatte.

„Ich weiß. Sie müssen sich beruhigen.“ Aber das Mädchen unter ihm begann sich nur noch mehr zu winden.

„Es tut so weh.“

„Sie dürfen sich nicht bewegen.“ Seine Hände fuhren hinunter zu ihren Schultern, um sie zu stabilisieren. „Miss Granger, hören Sie mir jetzt genau zu. Hören Sie auf sich zu bewegen, damit das Gift sich nicht noch weiter ausbreiten kann. Sie werden jetzt genau das tun, was ich Ihnen sage. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt? Und als Zeichen Ihrer angeblichen überdurchschnittlichen Intelligenz, blinzeln Sie einmal, wenn Sie verstanden haben, was ich Ihnen gerade gesagt habe.“ Seine Stimme hallte leise an ihrem Ohr, nur ein Zischen, welches von dem mäßigen Wind zu ihr getragen wurde.
Starr vor Angst, vor dem, was sie erwarten, was auf sie zukommen würde, schloss sie sachte ihre Augen, ihre Atmung flach, kontrolliert, nur um ihn letztendlich wieder anzusehen.

„Gut“, murmelte er. „Das wird jetzt vermutlich weh tun.“ Dies war die einzige Warnung, die sie bekommen würde und wenn sie später Zeit haben würde, würde sie zu dem Schluss kommen, dass selbst das schon eine bemerkenswerte Erkenntnis war. Aber sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, ob die Handlungen des Mannes neben sich plötzlich menschlich wirkten, wenn der Schmerz in ihr drohte sie fast umzubringen. Es war wie Säure, die durch die Adern floss und sie versuchte das zu tun, was ihr gesagt wurde. Sie rührte sich nicht, wagte es noch nicht einmal zu atmen und dennoch hatte sie das Gefühl, dass es weiter kroch, sich seinen Weg bahnte. Von ihren Bauch weiter in ihre Arme und Finger, von den Beinen bis hinunter zu ihren Zehen und O Gott, sie schloss verkrampft ihre Augen. Es schmerzte, aber sie würde ihm nicht die Genugtuung geben und einen Laut von sich geben.

Sie hatte keine Ahnung gehabt, welch eine Welle der Qual ausgelöst wurde, als er ihren Oberkörper anhob, um sie in einer fließenden Bewegung vom kalten, nassen, dreckigen Boden zu nehmen. Aber sie schwieg, nur ein unterdrücktes Stöhnen war zu vernehmen.

Er würde nicht mit ihr apparieren, sondern zu Fuß die Strecke zurücklegen, wobei jeder Schritt, jede kleinste Berührung, und wenn es nur das leichte Streifen seines Stoffes auf ihrer Haut war, dass das Feuer neu in ihren Adern entflammte. Sie versuchte den Schmerz zu ignorieren, versuchte ihren Kopf von jeglichen Gedanken zu befreien, versuchte die rote, gleißende Glut in sich zu vergessen.

Aber sie wusste, was kommen würde, was geschehen würde, immerhin war sie die einzige gewesen, die in ihrem dritten Jahr den Aufsatz geschrieben hatte.



Und als die Bilder verblassten, hatte sie ihre Augen weit aufgerissen, konnte sie förmlich den pulsierenden Schmerz in ihren Adern spüren, dumpfer, schwächer, nicht mehr so prägnant, aber dennoch da, so wie bereits die letzten fünf Jahre. Verzweifelt versuchte Jane ihre Atmung zu beruhigen. Eine einzelne Träne strich über ihre Wange, als sich ihre böse Vermutung immer weiter bestätigte.

Blind begann ihre Hand auf dem Boden herumzutasten, auf der Suche nach ihrer Tasche, ihrem Leben, aber sie griff nur ins Leere. Sie wagte es, sich etwas nach vorne zu beugen, eine Hand sicher an der Wand, ihre Beine rebellierten und dennoch zwang sie ihren Körper weiter zu machen.

„Das ist nicht wahr… das passiert nicht wirklich“, murmelte sie. „Es ist nicht wahr. Es darf nicht stimmen.“

Blind und verzweifelt tastete sie weiter, suchte, obwohl sie sehr genau wusste, dass es sinnlos war. „Wo bist du?“ Ihre Stimme nur ein klägliches Schluchzen. „Wo…verdammt…?“ Erschöpft begannen ihre Schultern zu zittern, als sie sich ihrer eigenen Hilflosigkeit bewusst wurde. Sie würde hier alleine nicht rauskommen – wo auch immer hier war.

Erst als sie schwere Schritte aus der Entfernung hörte, hielt sie inne, vergaß das Atmen. Die Tür öffnete sich knarrend, ein Lichtstrahl, der sie blendete, schoss in den Raum. Schützend hob sie ihre Hände, aber bevor ihre Augen Zeit gehabt hätten sich an die Helligkeit zu gewöhnen, war sie auch schon wieder verschwunden, ersetzt durch tanzende Punkte auf schwarzen Hintergrund.

Nur wenige Zentimeter vor ihr hielten die Schritte an und der unverkennbare Gestank nach Blut, Schweiß und Tod, stieg ihr in die Nase. Sie wollte zurückweichen, aber sie kollidierte mit der Wand und eine Hand umpackte grob ihren Arm.

„Diesmal wird er dich nicht retten, du kleines, dreckiges Schlammblut.“


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg