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Future Imperfect - Veränderungen

von Xaveria

Es war, als er den sich füllenden Raum betrachtete, wie sich die Menschen nach und nach um den einzigsten Tisch im Zimmer platzierten, schon fast wie in alten Zeiten – Zeiten, als der Orden des Phönix noch den Widerstand verkörpert hatte. Der Orden war zusammen mit Albus Dumbledore – seines Zeichens der größte Zauberer, den die Welt je gesehen hatte - gefallen. Man hatte in seinem Namen gekämpft, hatte seinen Plan zur Vollendung gebracht, aber nichts schien mehr gleich zu sein.

Aber selbst Albus Dumbledore hätte das regierende Chaos nicht aufhalten können. Dumbledores Plan war aufgegangen, Harry Potter hatte Voldemort zum Fall gebracht, aber der Schaden war bereits zu groß gewesen. Das Ministerium, ohne Ordnung und Struktur, war vollkommen zerstört gewesen, so dass die Wellen des Hasses, die der Dunkle Lord gesät hatte, nicht innerhalb der Zauberwelt verharrten, sondern sich wie eine Plage auf die Muggelwelt ausgebreitet hatte.

Die Unsäglichen waren machtlos, die Zaubererwelt aller Welt offenbart, die Muggel nicht verstehend, geschockt, taten das einzige, um sich zu schützen, folgten irrationalen Gedankensträngen.

Der zehnjährige Krieg war vielleicht gewonnen, aber eine noch viel größere Herausforderung stand ihnen gegenüber. Der Schutz ihrer selbst.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er eine zaghafte Berührung auf seiner Schulter spürte, eine kleine, schmale Hand lag dort und drückte ihn leicht. Mit einem schwachen Lächeln nickte er seiner Frau zu und drehte sich zu den Menschen um, die sich eingefunden hatten, die sich angeregt und durchaus verwirrt unterhielten, sich fragten, was der Grund für eine Versammlung war.

Erst als das Gescharre der Stuhlbeine abebbte, sich die Menge langsam beruhigte, ging er auf den noch einzigen freien Stuhl zu und zog ihn heraus.

„Was ist los, Remus? Wieso sind wir hier?“, ertönte die Stimme von niemand anderen als ‘den Jungen, der sie befreit hatte‘.

„Es hat ein paar Entwicklungen gegeben“, antwortete er leicht ausweichend.

Ein Blick in die fragenden Gesichter ließ etwas in ihm zusammenziehen. Wie sollte er ihnen nur erzählen, was er selbst erst vor wenigen Stunden erfahren hatte? Einige von ihnen hatten gerade erst wieder damit begonnen ein neues Leben zu führen, hatten die Vergangenheit hinter sich gelassen – genauso wie den Schmerz der Verlorenen, den Opfern des Krieges.

„Entwicklungen? Was für Entwicklungen? Wenn das Ministerium etwas verbockt hätte, hätte ich es bereits gewusst“, brummte die tiefe Stimme von Mad Eye Moody. Der alte Auror verlagerte sein Gewicht und sein Holzbein stieß dabei stumpf auf den Boden auf.

Nervös fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare und rieb sich dann sein Kinn. Er blickte kurz zu Tonks hinüber, die leicht zustimmend nickte und er holte tief Luft. „Nymphodora ist einer Spur nachgegangen, die… die zu etwas geführt hat, von der wir alle dachten, dass es der Vergangenheit angehörte.“

Die Augenpaare richteten sich neugierig auf die jungen Aurorin, die versuchte die Blicke zu ignorieren und konzentrierte sich ganz auf ihren Mann. Unter normalen Umständen hätte sie vielleicht verschmitzt gelächelt oder gezwinkert, aber diesmal nicht und da merkten auch die, die sie gut kannten, dass was auch immer Remus schwer über die Lippen kam, wirklich ernst war.

„Hat es irgendwelche Zwischenfälle gegeben?“, fragte Harry jetzt besorgt, als er das Zögern seines Freundes bemerkte.

Aber es war nicht Remus, der ihm antwortete. „Ich habe Mulciber verfolgt“, durchbrach Tonks das angespannte Schweigen.

Ein Todesser, den das Ministerium in seinem Chaos nicht gefangen halten konnte. Wo sollten die Gefangenen auch hin? Askaban gab es nicht mehr, es war ein Trümmerhaufen seiner selbst, zerstört, als der finale Kampf seinen Höhepunkt erreicht hatte. Bis zum heutigen Tage gab es kein Gefängnis, welches auch nur den Ansprüchen von Askaban entsprach.

Es war keine Überraschung, jeder ehemalige Todesser wurde beschattet, verfolgt und in regelmäßigen Abständen ins Ministerium geführt, nur um dort die Verhandlung als freier Mensch zu verlassen.

„Er hatte sich auffällig oft in der Nähe von Muggel-Orten aufgehalten, hat aber untypischerweise nie etwas getan. Es dauerte eine Weile, bis wir erkannten, dass er beobachtete, Informationen sammelte, also habe ich mich an ihm rangehangen, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte und vielleicht zu erfahren, wer hinter alle dem steckt“, fuhr Tonks fort. Sie stockte und senkte kurz ihren Blick, als sie über die nächsten Worte nachdachte.

„Ich wusste nicht, was genau ich erwartet hatte vorzufinden, aber es war sicherlich nicht das, mit dem ich mich konfrontiert sah.“ Ihre Stimme war leise, aber dennoch laut genug in der Stille, um gehört zu werden, ihren Blick hielt sie untypischerweise gesenkt.

„Die Spur hatte mich zu niemand anderen als Hermine Granger geführt.“

Das Schweigen, welches folgte, hatte sich zu dem vorigen geändert, gefüllt mit Erstaunen, Verwirrtheit und einer Spur von Schock. Ein abgehacktes Nachluftschnappen durchbrach die Stille und alle Blicke richteten sich auf Molly Weasley, wie sie ihre Hände vor ihren Mund schlug. „Du meine Güte“, hauchte sie.

„Hermine ist tot“, presste Harry nach einer Weile hervor.

Tonks schüttelte lediglich den Kopf. „Nein, Harry, ist sie nicht.“ Sie sah ihn direkt an. Der Schalk verschwunden, lediglich pure Offenheit, die die Wahrheit verkündete lag in ihren Augen.

„Natürlich ist sie das!“, ging Ron aufgebracht dazwischen. Als er aufsprang, flog sein Stuhl mit einem lauten Knall nach hinten. Seine Ohren begannen rot anzulaufen. „Wir hatten eine Beerdigung!“

Es war genauso wie Remus erwartet hatte. Gerade die beiden, deren Anker Hermine immer gewesen war, hatten am meisten unter ihren Verlust gelitten, und bei Merlin, er wusste, dass er erst seit kurzem wieder einen Lebenswillen in ihnen hat aufflackern gesehen. Sie hatten sich mit ihrem Tod abgefunden, hatten akzeptiert, dass sie nie wieder ein Teil ihres Lebens sein würde. Ihr instabiles Fundament stand kurz vor einem Zusammenbruch.

„Remus, ist das wahr?“, wandte sich Arthur Weasley an die Person, die die Versammlung einberufen hatte.

Dieser nickte leicht mit dem Kopf. „Ich befürchte schon, Arthur. Ich befürchte es in der Tat.“

„Aber… aber, wie ist das möglich? Die Beerdigung und Snape…“

Das Eingeständnis, dass ihr ehemaliger Professor nicht gegen, sondern für sie gekämpft hatte, hatte lange bei den beiden jungen Zauberern auf sich warten lassen, und selbst als sie es eingesehen hatten, taten sie es nur mit Widerwillen, war ihre Überzeugung doch auf einem wackligen Boden gebaut worden, welcher durch das Ereignis vor fünf Jahren, fast zerbrochen war und erst an den heutigen Tage wieder an Fundament gewonnen hatte.

„Ich wusste es“, zischte Ron drohend. „Ich habe es gewusst!“

„Dieser verdammte, elende, schmierige Mistkerl!“ Wohingegen man bei Ron förmlich die Wut in seinem Gesicht sehen konnte, wurde Harrys Blick eiskalt. „Er hatte sich kein Stück geändert. Einmal ein Lügner, immer ein Lügner.“

„Wo ist er überhaupt?“

Eine Frage, die in den letzten Jahren schon oft gestellt wurde und bisher gab es niemanden, der eine zufriedenstellende Antwort hätte liefern können, niemand bis auf einen.

„Du weißt sehr wohl, dass niemand mehr etwas von ihm gehört oder gesehen hat, seit-“

„Seitdem er uns wieder einmal belogen hat?“, ging Harry dazwischen, in seiner Stimme lag ein leichtes Zittern, welches er nur mit Mühe unter Kontrolle halten konnte. Er schüttelte verbittertet den Kopf.

„Aber wenn sie nicht tot ist“, wisperte Molly noch immer mit einem ungläubigen Ton in den Worten, „wieso ist sie dann nicht wieder zu uns zurück gekommen?“

Tonks bedachte sie mit demselben Blick, den auch Remus von ihr erhalten hatte. „Wenn sie es vielleicht gewusst hätte, hätte sie es vielleicht auch getan.“

„Was soll das heißen?“

„Das bedeutet“, antwortete Remus ruhig, „dass sie anscheinend alles vergessen hat. Sie ist ein vollkommen anderer Mensch.“

„Soll das heißen, dass Snape sie irgendwo ausgesetzt hat, ohne dass sie irgendwelche Erinnerungen hatte? Dass er sie sich selbst überlassen hat?“

Es war eine Frage aus der Wut heraus gesprochen, aber es löste eine Lawine aus. Laute Stimmen füllten den Raum, prallten von den Wänden ab, gefangen in ihren Anschuldigungen. Jeder schien eine andere, eine bessere Theorie zu besitzen, jeder war der Überzeugung seine Meinung wäre die richtige. Nur eine Handvoll der Anwesenden schwiegen, belauschten die wirsche Auseinandersetzung.

„Aufhören!“, durchbrach eine energische Stimme das Durcheinander. Der Lärm ebbte ab, aber nicht, weil es jemand gewagt hatte sie zu unterbrechen, nein, es war vielmehr, weil niemand erwartet hatte, dass der sonst so schüchterne Neville Longbottom aufspringen und seine Hände auf die Tischplatte knallen würde. „Hört euch doch nur an. Seht ihr denn nicht was hier gerade geschieht?“ Er blickte in die stummen Gesichter. „Es ist vollkommen unwichtig, was Professor Snape mit ihr gemacht hat oder wo er jetzt ist.“

Ron öffnete zum Protest seinen Mund, aber als er Nevilles entschlossenen Blick sah, schloss er ihn gleich wieder. „Wenn sie wirklich am Leben ist, dann ist es doch egal.“ Tonks nickte zustimmend, sie war am Leben. „Hermine braucht jetzt mehr denn je unsere Hilfe. In der Schule war sie immer diejenige gewesen, die uns geholfen hatte, die uns die Richtung gezeigt hatte, jetzt ist es an der Zeit, dass wir dasselbe für sie tun.“

Beschämt senkten Ron und Harry den Blick. Es kam nicht oft vor, erkannten sie, aber wenn es Neville darauf ankam, legte er eine Courage an den Tag, die nur selten durch seine Schüchternheit durchsickerte, aber wenn sie es tat, dann mit einer Gewalt, dass sich ihr niemand entziehen konnte.


++++++++


Die Schranktür öffnete sich langsam mit einem ungewöhnlich lauten Quietschen. Erschrocken hielt sie inne und blickte auf, auch wenn sie wusste, dass niemand da war, um sie zu beobachten. Jonas hatte sie vor einer Stunde nur widerwillig alleine zu Hause zurückgelassen. Sie wusste jetzt selbst nicht mehr, wie sie ihm überredet hatte, dass er ruhig gehen sollte und dass sie sich an die ärztlichen Anweisungen halten würde. Sie musste ziemlich überzeugt geklungen haben, denn letztendlich war er verschwunden und jetzt kniete sie vor der großen Kleiderschranktür und öffnete im wahrsten Sinne des Wortes ein Tor in die Vergangenheit.

Ganz hinten, in der dunklen Ecke, versteckt unter Schuhkartons, zog sie eine kleine hölzerne Box heraus. Mit leicht zitternden Händen und angehaltenen Atem hielt sie das Objekt vor sich und drehte es leicht in den letzten einfallenden Sonnenstrahlen. Es trug Verzierungen, Symbole, die sich über die ganze Box zogen. Wenn sie sich richtig erinnerte hatte sie ähnliche Symbole schon mal als Runen in eines von Jonas Büchern gesehen.
Die Oberseite wurde geziert von Runen, die ein rundes Symbol in der Mitte umschlossen. Das Symbol, so erkannte sie, als sie es genauer betrachtete, bestand aus ein und demselben Zeichen, welches achtmal im Kreis angeordnet worden war. Eine längliche Linie, von der oberhalb zwei weitere Abzweigungen abwichen, dem Geweih eines Elches gleich oder einer gespreizten Hand.

Wie von selbst fuhr Jane mit ihrer Hand über das Symbol, ihre Augen schließend, meinte sie ein leises Summen zu hören, doch als sie ihre Lider wieder aufschlug, war es verschwunden. Vermutlich nichts weiter als Einbildung. Sie atmete einmal tief durch. Neben ihren Nachforschungen war diese kleine Box der einzige Beweis ihrer vergangenen Existenz und bis zu dem heutigen Tage hatte sie sie noch nicht einmal geöffnet.

Man könnte annehmen, dass dies absolut verrückt sei, aber nein, für Jane war es eine ganz und gar logische Entscheidung gewesen. Sie konnte sich an den Tag, als sie sie erhalten hatte, so gut erinnern, als sei es erst gestern gewesen.


Eine Schwester trat lächelnd auf sie zu. In der Hand hielt sie eine kleine Holzbox, die sie Jane entgegenstreckte. Es war ihr erster Tag, seit sie aus dem Koma erwacht war und bisher hatte sie niemanden bis auf die Ärzte und Schwestern gesehen und jede Minute, in der sie nicht wusste, wer sie war, begann sich die Panik immer weiter auszubreiten.

„Was für ein Tag ist heute?“ Ihre Stimme klang noch leicht angeschlagen von den Tagen der Abstinenz.

„Der 22. November“, antwortete die Schwester ruhig. Ihr Namensschild sagte, dass ihr Name Rachel sei. Jane runzelte leicht die Stirn, sie begann sich zu fragen, dass, wenn sie alles vergessen hatte, wie es da möglich sein konnte, dass es dennoch nicht verlernt hatte zu lesen.

„Drei Wochen“, murmelte Jane gedankenverloren. Sie blickte aus dem Fenster, als ob sie dort draußen die Antworten finden würde. „Dann bin ich Ende Oktober hierhin gekommen?“ Sie drehte ihren Kopf der Schwester zu.

Sie nickte bestätigend. „Ja. Halloween.“

„Halloween?“ Ein gewisser Unglaube lag in ihrer Stimme.

„Ja, ein Tag vor Allerheiligen, an dem sich die Menschen verkleiden und-“

„Ich weiß, was Halloween ist“, unterbrach Jane sie bestimmt. Nur weil sie ihren Namen und ihre Herkunft nicht mehr kannte, war ihr Kopf nicht vollkommen leer.

„Natürlich“, lächelte Rachel und Jane sah sie zum ersten Male richtig an. Sie trug ihre braunen Haare, die bereits die ersten grauen Strähnen aufwiesen, in einen simplen Pferdeschwanz zurückgebunden, ihr Gesicht war aus irgendwelchen Gründen vollkommen überschminkt, vermutlich um ihr Alter zu kaschieren, überlegte Jane. Sie schätze sie auf Mitte fünfzig.

Rachel ging, als sich ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen ausbreite, zu Janes kleinem Tisch, um dort die Box abzustellen.

„Was ist das?“

„Ich war der Meinung, dass Sie es bekommen sollten. Sie hatten es bei sich, als Sie hier eingeliefert wurden.“

„Haben Sie es geöffnet?“

Rachel riss leicht erschrocken das Ziel einer solchen Beschuldigung zu sein, die Augen auf. „Nein. Es gehört Ihnen. Die persönlichen Gegenstände unserer Patienten gehen uns nichts an. Wir haben es nur für Sie aufbewahrt, dass wenn Sie aufwachen“, sie lächelte Jane leicht an, „Sie es dann auch bekommen werden.“

Noch immer misstrauisch wechselte Janes Blick zwischen der Box und der Person neben sich hin und her, als sie schließlich nickte. „Wie genau bin ich hierhin gekommen?“

Rachel seufzte leise. „Sie wurden gebracht“, begann sie schließlich zu erzählen. „Es war Halloween und die Notaufnahme war voll mit verkleideten Menschen, so dass Sie beide wirklich nicht aufgefallen sind. Er hat sie abgeliefert und meiner Kollegin einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Ihre Mundwinkel zuckten leicht, als sie Janes fragenden Blick sah. „Sein Kostüm hatte ich zuvor noch nirgends gesehen. Es war nichts besonderes, aber es hatte etwas Unheimliches an sich“, erklärte sie. „Nun ja, jedenfalls hatte er erst dann Ruhe gegeben, als Sie sicher versorgt wurden. Als meine Kollegin gerade dabei gewesen war die Formulare vorzubereiten, die er noch auszufüllen hatte, und schließlich aufschaute, war er bereits verschwunden. Diese Box“, sie deutete auf das Objekt auf dem Tisch, „hatte er auf der Anmeldung zurückgelassen. Wir hatten gehofft, dass er noch einmal wieder kommen würde, immerhin war er es gewesen, der Sie hier abgeliefert hatte, aber er ist nie wieder zurückgekommen.“

„Wer war er?“

„Keine Ahnung“, sagte Rachel mit einem Kopfschütteln. „Wir konnten nicht einmal sein Gesicht erkennen. Er hat eine Kapuze darüber gezogen.“

„Hat er sonst noch irgendwas gesagt?“

„Nur, dass wir uns um Sie kümmern sollen.“ Sie hielt kurz inne, als ob sie sich an den Moment zurückerinnern würde. „Ich glaube, dass er verletzt gewesen war, aber als ich ihn darauf angesprochen habe, hatte er immer wieder nur darauf bestanden, dass Sie hier sicher aufgeboben sind.“

„Mehr nicht?“

„Tut mir leid, das war alles.“

Jane nickte, während sie ihre Lippe zwischen ihre Zähne einfing. Wieder glitt ihr Blick hinüber zu der Box.

Rachel räusperte sich leise. „Ich denke, ich werde Sie dann mal in Ruhe lassen.“

Als sie verschwand, antwortete ihr Jane nicht, ihr Blick wirkte abwesend, als sie auf das Stück Holz vor sich schaute.

Darin lag also ein Teil ihrer Vergangenheit, darin würde sie vielleicht die Antwort darauf finden, wer sie war. Vielleicht einen Pass oder Bilder oder sonst etwas, was ihr einen Hinweis geben konnte. Schon fast ehrfürchtig nahm sie sie an sich, suchte nach einem Schloss, irgendeiner Öffnung, konnte aber keine finden. Sie drehte die Box in ihrer Hand und suchte nach der Stelle, wo Kasten und Deckel aufeinandertrafen, aber selbst diese schmale Spur konnte sie nicht erkennen.

Mit einem Seufzen senkte sie ihre Hände.



Es war also vollkommen logisch gewesen, warum sie bisher die Box noch nicht geöffnet hatte. Sie konnte es einfach nicht. Und bisher hatte sie den Schlüssel - wie auch immer dieser aussehen mochte - noch nicht gefunden.

Ihr Blick fiel auf ihre Armbanduhr. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Innerlich hielt sie kurz die Luft an, sich selbst drangsalierend, als sie erkannte, was sie tun würde.

Er würde in Sicherheit sein.

Sie konnte jetzt einfach nicht mehr zurück.

Entschlossen, tief durchatmend, öffnete sie ihre Augen, richtete sich auf und steckte die kleine Box – ihr Leben – genauso wie ein paar Unterlagen, die sie schnell zusammengesucht hatte, in eine Tasche, bevor sie sich aufrichtete und das Zimmer verließ.


++++++++++++

Jonas‘ Blick glitt durch die gefüllte Halle, über die zahlreichen Kleider und Anzüge, die die Menschen schmückten, wie sie dastanden mit ihrem Empfangschampagner. Es war alles so, wie er und vor allem sich das Museum die Ausstellung der neuen Abteilung der keltischen Geschichte es sich vorgestellt hatten. Sie waren alle da, der Vorstand, die wichtigen Sponsoren und es schien ihnen zu gefallen. Jonas schnaubte leicht, als er einen Schluck von seinem eigenen Glas nahm. Ihnen musste es gefallen, es war alles nur eine Farce bis man dann hinter verschlossenen Türen ehrliche Worte sprach, aber das war nicht der Grund, weshalb er leicht seine Stirn runzelte.

Etwas fühlte sich falsch an, er konnte es nicht richtig beschreiben… das mulmige Gefühl lag schwer in seinem Magen, wie eine böse Ahnung und bei Gott, er konnte es nicht abschütteln. Er schloss kurz seine Augen, trotz allem hatte er hier immer noch seine Arbeit zu tun.

„Ich habe ja gesagt, dass wir noch alles schaffen werden“, unterbrach eine weibliche Stimme seine Gedanken. Als er seine Augen öffnete, stand niemand anders als seine Kollegin Allison Harper vor ihm. „Nun, gut, ich denke, wir hätten durchaus noch etwas an der Darstellung ändern können, aber das lag nicht in meinem Aufgabenbereich und ehrlich, noch mehr hätte ich nun wirklich nicht übernehmen können“, legte sie in ihrer besonders affektierten Art los.

„Ja“, antwortete Jonas trocken mit einem inneren Augenrollen. „Den Sponsoren scheint es jedenfalls zu gefallen, und korrigiere mich, wenn ich mich irren sollte, aber darauf kommt es doch an, nicht wahr?“

„Natürlich“, lächelte Allison gespielt. Sie blickte sich in der Halle um, als ob sie nach jemanden Ausschau halten würde und warf bei dieser Bewegung ihre langen, blonden Haare über ihre Schultern. „Wo ist denn eigentlich deine reizende Frau?“ Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe ihr falsches Interesse zu verbergen.

„Sie ist zuhause und ruht sich aus.“ Gerade als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass es ein Fehler gewesen war.

„Wirklich? Tut sie das? Man sollte annehmen, dass die erste, große Ausstellung deines Ehemannes wichtig sei.“

Er zählte langsam, stumm bis zehn, bevor er ihr antwortete. „Das weiß sie. Ich habe Sie darum gebeten.“

„Oh, verstehe“, nickte Allison.

Er bezweifelte, dass sie irgendetwas anderes als ihr eigenes aufgeblasenes Ego verstand, tat aber nicht so viel daran, sie an diesem Wissen teil haben zu lassen.

„Jedenfalls, habe ich ja noch zu Timothy gesagt, dass er unmöglich-“, begann Allison erneut sich ins rechte Licht zu rücken, aber Jonas blendete ihre Worte einfach aus. Verzweifelt hielt er Ausschau nach irgendeiner Abwechslung, einer Erlösung. Es war schon erstaunlich wie egozentrisch manche Menschen waren, und gerade als er bereits seine Hoffnungen aufgegeben hatte in einen Raum voller Menschen nur einen einzigen zu finden, zu den man flüchten könnte – er hätte selbst seinen Boss ausgewählt, wenn er ihn denn gefunden hätte – da sah er sie.

Zuerst dachte er, dass er sich verguckt hatte, aber als sie nach erneuten blinzeln noch immer abseits der Menge, nahe der Säulen, stehen sah, gab es gar keinen Zweifel mehr.

„… und ich sagte noch, dass uns das in den Ruin treiben würde, wenn wir wirklich sein Konzept umsetzen sollten, aber-“

„Ja, wirklich interessant“, unterbrach Jonas sie, ohne auch nur ein Wort von dem verstanden zu haben, was sie erzählt hatte, als sein Blick weiterhin wie gebannt auf die Ferne gerichtet war. „Entschuldigst du mich mal kurz?“

Und damit war er verschwunden.


++++++


Unschlüssig stand sie vor dem großen, beleuchteten Gebäude. Wenn die Welt um sie herum still stehen würde, könnte sie vielleicht die Stimmen im Inneren hören. Jane wusste nicht genau, warum sie noch einmal hierher gekommen war. Es würde alles nur noch verschlimmern. Sie hatte gedacht, dass sie sich bereits von ihm verabschiedet hatte, aber wie von einer unsichtbaren Macht geführt, fand sie sich schließlich hier stehen und da erkannte sie selbst, dass sie ihn noch einmal sehen musste. Sie hatte nicht weiter als bis zu diesem Moment geplant und erkannte, dass sie absolut keine Ahnung hatte, wie es jetzt weitergehen sollte.

Zumindest würde sie so doch noch auf seiner Ausstellung erscheinen.

Skeptisch warf sie einen Blick an sich herunter. Sie fragte sich, ob ihre Jeans und weiße Bluse und die Lederjacke dem speziellen Dresscode entsprechen würden, aber als sie die Träger ihrer Tasche höher zog, in der sie ihr Leben aufbewahrt hielt, scherte es sie nicht im geringsten.


++++++++++


Schnell versuchte er sich durch die Menge zu weben, wobei er sich teilweise weniger elegant anstellte. „Entschuldigung“, murmelte er abwesend, als er gegen eine Schulter stieß. Es hätte sein Sponsor sein können, er hätte es in diesem Moment nicht registriert.

Er hatte das Gefühl durch Wasser zu waten, wie in einen dieser Träume, in denen man sein Ziel vor Augen sieht, und je mehr man sich diesem Ziel nähert, desto weiter rückt es in die Ferne. „Entschuldigen Sie, bitte. Darf ich kurz mal…?“

Er schob eine etwas ältere Dame zur Seite eifrig und dennoch behutsam zur Seite, bis sein Weg schließlich frei war. Wieso war sie hier? Was tat sie hier? Sie sollte doch Zuhause im Bett liegen und sich nach ärztlicher Anweisung ausruhen! Er hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, als sie zu leicht nachgegeben hatte. Sie mochte vielleicht ihr Gedächtnis verloren haben, aber wer auch immer sie gewesen sein mochte, da musste sie bereits ihren ganz eigenen Kopf besessen haben. Manchmal hatte er sich schon gefragt, welche Persönlichkeit sich hinter dieser Fassade versteckte.

Und gerade in diesem Moment, als er sich ihr näherte, verstärkte sich wieder das ungemütliche Gefühl in seinen Bauch, er merkte förmlich, wie sich der Knoten noch fester zusammenzog. Etwas würde geschehen und ohne jegliche Zweifel wusste er, dass es etwas mit seiner Frau zu tun hatte.

Ihn trennten vielleicht noch wenige Meter von Jane, doch wie hätte er in diesem Moment erahnen sollen, dass er diese letzten Schritte nicht mehr würde überwinden können?


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