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Fanfiction

Future Imperfect - Aufbruch

von Xaveria

Grob wurde sie gerüttelt, ihr Körper regungslos am Boden liegend, spürte sie nur ein schauerliches Kribbeln ihre Gliedmaßen durchfließen, fühlte, wie es sich über ihre Blutbahn in ihrem ganzen Organismus ausbreitete. Ihre Hand begann leicht zu zucken, als sie ein Murmeln aus weiter Ferne vernahm.

„Jane.“ Ein Schütteln, mindestens genauso verzweifelt, wie das erste. „Bitte, wach auf.“

Aufwachen? Aber sie war doch wach! Schrie die Stimme in ihrem Kopf verzweifelt, rasend, doch ihre Gedanken erreichten ihren Körper nicht. Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen begannen, bemerkte, wie jemand zaghaft über ihr Gesicht strich.

Was war nur geschehen? Sie hatte alles gesehen, hatte die Worte gehört, hatte das Kribbeln gespürt, welches langsam in ihr abebbte. Sie wurde ruhiger, das Heben und Senken ihrer Brust regelmäßiger. Was auch immer sie erfasst hatte, es hatte seinen Griff von ihr gelöst. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte. Es war berauschend gewesen, wie eine Droge, sie wollte mehr davon, es hatte sich richtig angefühlt. Es hatte sie zutiefst erschrocken und sie wollte es noch einmal erleben.

Erst als das Kribbeln ganz verschwunden war, glaubte sie, dass ihr Herz wieder vernünftig zu schlagen begann. Wie, als wenn sie die Oberfläche des Meeres durchbrechen würde, schnappte sie nach Luft, kniff reflexartig ihre Augen zusammen, nur um sie im nächsten Augenblick wieder aufzureißen.

„Jane!“ Da war sie wieder. Diese Stimme. Langsam drehte sie ihren Kopf in die entsprechende Richtung, aber verharrte mitten in der Bewegung. Nein, das war nicht die Stimme, um die ihre Gedanken kreisten. Nein, sie vernahm noch immer die Worte, die noch vor wenigen Minuten von der Person gesprochen worden waren, die über ihr gebeugt gestanden hatte. Was auch immer es gewesen war, was sie gehalten, gefesselt hatte, war längst verschwunden und dennoch rührte sich kein Muskel in ihr.

Ein leises Pfeifen war zu hören. „Mensch, das ist ja mal ein Ding“, ertönte eine überraschte Frauenstimme. Selbst wenn sie gewollt hätte, wenn ihr Leben davon abhängen hätte – was es vielleicht sogar tat - Jane konnte sich nicht bewegen. Sie hörte schwere Schritte, das Knirschen von zersplittertem Glas, welches sich unter die Fußsohlen bohrte, bis sie schließlich stoppten.

Ein Rascheln von Kleidung, als sich die Person hinkniete und leicht auf ihren Fersen wippte. „Hätte nicht gedacht dich hier zu finden. Hätte ich wirklich nicht.“ Sie schüttelte leicht ihren Kopf, ihre grünen Haare wippten bei der Bewegung von links nach rechts. Gleichzeitig hielt sie in einer Hand locker einen Holzstab, den sie hin und wieder zwischen ihren Fingern drehte. Ihr Blick wanderte kurz, wie Jane nur erahnen konnte, zu Ihrin, und konnte sehen, wie die Person über ihr leicht die Nase rümpfte. „Er hatte uns nie gesagt, was eigentlich wirklich passiert war, weißt du. Hatte von irgendeinem Unfall geredet. Hatte uns alle in dem Glauben gelassen-“ Sie verstummte kurz, biss sich selbst auf die Zunge. Ein leises bitteres Lachen entfloh ihren Lippen. „Er hatte es ziemlich überzeugend dargestellt, war schon immer seine Spezialität gewesen, aber das weißt du ja…“ Sie blickte hinab in die panischen, regungslosen Augen von Jane. Verstehend schüttelte sie traurig den Kopf. „Nein“, flüsterte sie, „nein, weißt du nicht, oder?“

Eine schlanke Hand fuhr zaghaft über ihr Gesicht, strich über ihre Wangen, entfernte eine Träne, die stumm am Auge entlang lief. „Was hat er nur getan? Beim Barte des Merlins, was hat er dir nur angetan?“

Selbst wenn Jane eine Antwort darauf gehabt hätte, selbst wenn sie nicht wie von unsichtbaren Fesseln gehalten, erstarrt auf dem Boden liegen würde, selbst, als sie das Mitleid in den Augen der Fremden erblickte und weitere Tränen um ihre Freiheit kämpften, wäre keine Zeit mehr gewesen auch nur ein Wort auszusprechen.

Ein Scheppern.

Ein Schrei.

„Jane!“

Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihren Kopf in die besagte Richtung gedreht, hätte der vertrauten Stimme eine Antwort gegeben, aber ihr Blick war starr gegen die Decke gerichtet, die schlanke Hand der Fremden war verschwunden. Sie sah, wie die Person über sie schritt, den merkwürdigen Holzstab wie eine Waffe vor sich haltend.

„Keine Angst, ich kümmere mich darum“, warf sie Jane mit einem kleinen Zwinkern über ihre Schulter zu und zu Janes restlosem Erstaunen, hob die Fremde mit den grünen Haaren das Stück Holz, Funken sprühten und sie war verschwunden.


„Jane!“ Ein Schütteln und ihr Kopf schnappte in die besagte Richtung, weg von den Gedanken, die ihr nur wie eine schleierhafte Einbildung vorkamen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr versuchte sie sich selbst davon zu überzeugen, dass alles nur eine Halluzination gewesen war. „Jane, was ist passiert?“

„Jonas?“ In ihrer Stimme lag Verwunderung, als ob Jonas, sie und die letzten Minuten nicht in Einklang passen würden. Wieso war er hier? Es ergab überhaupt keinen Sinn.

„Ja, ich bin’s. Ich hatte Ihrins Nummer auf meinem Telefon“, dabei schaute er zu der anderen regungslosen Gestalt hinüber, „aber als ich abgenommen habe, hat mir niemand geantwortet und ich habe euch streiten gehört und dann war da dieser Knall und die Verbindung war unterbrochen…“

Unweigerlich flog Janes Blick zu den Überresten eines ehemaligen Handys. „Ich…“, begann Jane kratzig, aber ihre Stimme brach bei dem nächsten Wort zusammen.

„Um Gottes Willen, Jane, was ist da gerade passiert? Ich bin so schnell wie möglich gekommen und… Ihrin, ich meine, ich verstehe es nicht.“

„Wir… wir hatten eine Auseinandersetzung“, flüsterte Jane heiser.

„Das sehe ich.“ Sein Blick nahm den zertrümmerten Stuhl und den umgeworfenen Tisch auf, die Blätter lagen wild verstreut herum.

„Ihrin“, murmelte Jane, ihren Kopf in die entsprechende Richtung drehend. „ich wollte nicht… ich habe…“

Aber sie musste den Satz nicht zu Ende führen, denn ein leises Stöhnen unterbrach sie. Zaghaft rührte sich eine Hand, die sich über die geschlossenen Augen legte, nur um von einem weiteren Stöhnen begleitet zu werden. Jane spürte, als sie sich langsam aufrichtete, noch immer ein leichtes Kitzeln durch ihren Körper fuhr, wie sich ihr Mann von ihr entfernte und aus irgendeinem Grund verspürte sie Erleichterung. Nur für ein paar Sekunden, nicht mehr, schloss sie ihre Augen, versuchte sich zu sammeln, um einen Weg zu finden, der all dies erklären würde.

„Dumnezeu“, murmelte Ihrin von ihrem Platz aus. Sie wollte sich aufstützen, aber Jonas war bereits an ihrer Seite, hatte einen Arm um sie gelegt, um ihren Rücken zu stützen. Vorsichtig strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, aber bei der leichten Berührung zuckte sie zischend zusammen. Erst als sie reflexartig ihre Finger zurückzog und sie rot gefärbt sah, ließ sie ihren Kopf gegen Jonas Schulter senken.

„Du bist verletzt“, stellte Jonas das Offensichtliche fest. „Ich bringe dich ins Krankenhaus.“

„Nein“, war die gemurmelte Antwort mit einem leichten Kopfschütteln, welches sie gleich wieder zu bereuen schien. „Mir geht’s gut“, sagte sie mit geschlossenen Augen.

„Du blutest, Ihrin. Bitte, sei vernünftig.“

Jane beobachtete die Interaktion zwischen ihrem Mann und ihrer Freundin. Sie hatte Ihrin verletzt. Sie hatte ihre Freundin angegriffen, auch wenn sie selbst noch nicht einmal verstand, was gerade passiert war. Aber es war ihre Schuld und nur wegen ihr… was wäre wohl passiert, wenn diese fremde Frau nicht aufgetaucht wäre, wenn sie Jane nicht irgendwie an den Boden gefesselt hätte?

Sie schüttelte den Kopf, versuchte den Gedanken zu verdrängen, aber das nagende, schuldige Gefühl hatte sich tief in ihren Bauch eingenistet. Selbst, wenn sie aufgehalten worden wäre, war sie es gewesen von der die Tat ausgegangen war. Sie kniff ihre Augen zusammen, rollte sich auf die Seite und vergrub ihr Gesicht in ihrer Armbeuge, als die Luft in ihrem Halse drohte stecken zu bleiben.

„Jonas, mach dich nicht lächerlich. Es ist nur ein kleiner Kratzer“, hörte Jane ihre Freundin protestieren und blickte bei den Worten auf, gerade als Jonas ihr half aufzustehen, nur um sie vor einen weiteren Sturz zu schützen.

„Es könnte eine Gehirnerschütterung sein“, widersprach er ohne sie loszulassen. „Wenn ich heute Abend schon auf dieser Veranstaltung sein muss, dann will ich mir wenigstens sicher sein, dass mit euch beiden alles in Ordnung ist.“

Und das war der Moment, der Moment, an dem sich zum ersten Mal Janes und Ihrins Blicke trafen. Janes flehend, schuldig, verwirrt, Ihrins nicht weniger verwirrt und verletzt. Ein anfänglicher flüchtiger Blick wurde zu einer Herausforderung. Man konnte Ihrin den inneren Kampf ansehen, es war nur zu offensichtlich, dass etwas geschehen war, dass sich etwas endgültig verändert hatte, etwas hatte sich verschoben und aus irgendeinen Grund wusste Jane, dass es seinen Platz nicht mehr finden würde. Und es hätte nicht deutlicher und lauter wie eine zersplitternde Glasscheibe sein können.

Ihrin war es letzten Endes, die den Kontakt brach und wandte ihren Kopf Jonas zu. Mit einem flüchtigen Lächeln sagte sie: „Du hast vermutlich recht. Ist wohl am besten.“

Er nickte nur knapp, hob einen der umgekippten Stühle auf und setzte Ihrin vorsichtig ab, bevor er wieder hinüber zu Jane ging, die sich ohne Gegenwehr, ohne ein Wort zu sagen, stumm aufhelfen und führen ließ.

Mit einem leeren Blick, ließ sie sich dirigieren, sie war sich noch nicht einmal sicher, ob ihr Bewusstsein das Geschehene wirklich registriert hatte.

Etwas war zerbrochen.

Und es war ihre Schuld.


++++++++

Das laute Knarren der alten Scharniere und das plötzliche donnernde Knallen einer zufliegenden Holztür, ließ den Mann am Schreibtisch überrascht aufschauen. Verwundert zog er seine Augenbraue hoch, als er die vermummte Gestalt vor sich sah, die wild ihren Umhang von ihrem Körper zog und ihn achtlos auf den Boden fallen ließ. Er wollte gerade zum Protest ansetzen, als er ihre weißen Haare sah und jegliche Worte in seinem Halse stecken blieben, so dass er wieder seinen Mund schloss.

„Du glaubst nicht…“, keuchte die Person vor ihm nach Worte ringend, während sie kurz vor ihm stehen blieb, sich kurz in den kleinen Raum umsah, um auch sicher zu gehen, dass sie alleine waren, nur um sich wieder umzudrehen und in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. „Du wirst nicht glauben, wo ich gerade gewesen bin!“

„Was ist passiert? Deine Haare…“

Sie nahm eine Strähne in die Hand und hielt sie vor ihre Augen. „Da siehst du’s…!“ Sie ließ die Strähne fallen und schüttelte mit dem Kopf. Genau wie ihr Haar, war ihr Gesicht aschfahl. Muggel würden es mit den Worten „Einen Geist gesehen haben“ beschreiben, da dies jedoch hier kaum ins Gewicht fiel, war der Vergleich dennoch nicht ganz unangebracht.

„Du siehst aus, als hättest du Voldemort gesehen.“

„Ha!“, lachte sie schrill auf. „Wirklich, da wäre diese Entschuldigung eines ehemals lebenden, atmenden Wesen noch eine Erleichterung gewesen.“ Sie starrte ihn wild an.

„Dora…“, begann er vorsichtig. Er hatte sie nur selten dermaßen außer Fassung gesehen und er konnte die Sorge nicht länger aus seiner Stimme halten. „Bitte beruhige dich. Setz dich.“

Aber sie schien ihn gar nicht zu hören. Als ob seine Worte nur eine Illusion gewesen waren, schritt sie weiterhin unruhig auf und ab. „Kannst du dich noch daran erinnern, wie unser Spion meinte, dass das Ministerium langsam unruhig würde? Dass da etwas nicht stimmen würde mit den wieder zunehmenden Sichtungen in Muggel-Orten?“

Er nickte langsam mit dem Kopf, erleichtert, dass sie anfing zu reden. Nur so würde sie sich zwangsläufig wieder beruhigen. Er hatte es mal in einem Muggel-Buch gelesen, dass, wenn man über das, was einem beschäftigte, redete, man sich über kurz oder lang wieder beruhigte. „Na ja, ich bin den Aktivitäten nachgegangen.“ Sie vollführte eine ungeduldige Handgeste. „Du weißt schon, das Übliche eben. Aber heute… du wirst mir nicht glauben, wo mich heute die Spur hingeführt hat.“

„Dora, ich verstehe nicht…“

„Okay, vor ungefähr fünf Jahren. Weißt du noch, was da passiert ist?“

„Natürlich. Als ob ich das je vergessen könnte“, war seine prompte Antwort. Jeder wusste davon. Jedes kleines Kind kannte die Geschichte, wer sie nicht miterlebt hatte, dem wurde sie erzählt.

„Genau“, nickte sie. „Die Muggel standen kurz davor uns endgültig zu entlarven, eine weitere Hexenverfolgung zu starten, wenn da nicht-“

„Hermines Eingreifen gewesen wäre, um sie aufzuhalten.“ Seine Stimme war nur ein Flüstern.

Ein weiteres Nicken.

„Es hatte funktioniert, die Muggel konnten aufgehalten werden, aber der Preis…“ Er schüttelte leicht den Kopf, als seine Gedanken zurück in die Vergangenheit schlugen, die Erinnerungen hervorzogen, die er all die Jahre versucht hatte zu vergessen. Der Schmerz, so erkannte er, saß noch viel zu tief, viel zu frisch und Doras Worte schürte die kaum verheilte Wunde erneut.

„Hermines Opfer“, wisperte Dora, in ihrer Stimme lag derselbe Schmerz, den sie in den Augen ihres Gegenübers erkannte.

„Ja.“

„Ich wünschte, ich hätte etwas tun können, dass ich für sie da gewesen wäre. Aber wenn selbst Sev-“

„Genau, Severus!“, zischte sie. Überrascht über die plötzliche Wut in Doras Augen, zuckte er leicht zurück. „Was genau hat Severus dir erzählt, was passiert ist?“

„Es war ein Unfall gewesen. Der Zauber, die Magie ist ausgebrochen. Es hat nicht so funktioniert, wie es geplant war. Das Ergebnis war erfolgreich, unsere Welt war wieder sicher, aber Hermine war zu nahe dran gewesen, als dass sie hätte keinen Schaden davontragen können.“

„Das hat er dir erzählt, ja?“ Unglaube lag in ihrer Stimme.

Er nickte. „Dass er alles versucht hätte, um ihr zu helfen, aber der Schaden war bereits zu groß. Er konnte nichts mehr für sie tun.“

„Hast du sie gesehen? Ich meine, hat jemals irgendwer ihren Körper, ihren Leichnam gesehen?“

„Dora“, begann er mahnend, als er aufstand. „Was sollen all diese Fragen? Du weißt doch selbst was passiert ist. Severus hat sie sterben sehen.“

„Hat er das wirklich, oder hat er uns nur glauben lassen, dass er es getan hat?“

Er schüttelte leicht den Kopf, verwirrt über ihr plötzliches Misstrauen. „Du kennst Severus, er würde was das angeht nicht lügen. Nicht darüber. Niemals“

„Wirklich? Wie gut, Remus, frage ich dich, kennst du Severus wirklich? Sage mir, mit all deinen Erinnerungen, mit all deinen Erfahrungen, die du mit Severus Snape gemacht hast, kannst du dir da hundertprozentig sicher sein, dass er nicht lügen würde, dass er nicht die Wahrheit verdrehen würde?“

Remus hielt kurz inne, sein Blick in sich gekehrt, doch dann schwand dieser Ausdruck durch pure Entschlossenheit und Überzeugung, die er mit einem bestimmten Kopfschütteln untermauerte. „Aber warum? Was hätte ihn dazu leiten sollen? Warum hätte gerade er – Severus, Dora, wir reden hier von Severus Snape – in der Angelegenheit von Hermines Tod lügen sollen?“

„Weil, Remus“, sagte sie mit einem ernsten Blick und hartem Ton in ihrer Stimme, der nur leicht am zittern war, als sie auf ihn zuging, und sich mit beiden Händen auf der Schreibtischoberfläche abstützte, „mich die Spur heute, die ich verfolgt habe, zu niemanden anderen als Hermine Granger geführt hat.“


+++++++++

Die Geräuschkulisse des Krankenhauses war ohrenbetäubend, geradezu ungesund, um sich zu erholen. Die Schwestern und Ärzte eilten gestresst von Patient zu Patient, ohne sich wirklich ihrer anzunehmen. Jane schüttelte leicht den Kopf. Nein, das war so nicht wahr. Immerhin hatte sie ein Bett bekommen. Aber auch nur, weil Jonas ein Talent dafür besaß die Schwestern so lange zu löchern, bis er das bekam, was er wollte. Am Ende war es immer einfacher ihm einfach das zu geben, was er verlangte.

Ihre Finger spielten leicht mit dem intravenösen Zugang, der ihr gelegt wurde. Bei ihrer Routineuntersuchung konnte der Arzt nur mit dem Kopf schütteln, als er ihre Körpertemperatur gesehen hatte. Sicherlich, sie hatte bisher noch keine Probleme gehabt, nicht wie andere Frauen begann sie schnell zu frieren, wenn denn überhaupt, aber als ihr dann gesagt wurde, dass ihre momentane Körpertemperatur 42°C betragen würde, verstand sie plötzlich die Sorge, die dem Arzt sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben stand. Ihr Körper verbrannte innerlich und sie merkte es noch nicht einmal. Die Tatsache, dass sie nicht auf die übliche Dosis an Schmerzmittel ansprach, dass selbst die doppelte Dosis noch nicht einmal Wirkung zeigte, ließ den Arzt dazu veranlassen sie einzuweisen.

In deren Augen war sie ein medizinisches Rätsel, in ihren Augen lief in ihren Inneren etwas gewaltig schief und sie bezweifelte, dass die Ärzte eine Antwort auf dieses paradoxe Mysterium finden würden. Niemand würde ihr, so erkannte sie, eine zufriedenstellende Antwort liefern können, niemand außer sie selbst. Und wie sollte man auch all das, was in ihr vorging, rational erklären?

Der Gedächtnisverlust, die Mondsucht, oder was auch immer es sein mochte, sicherlich, die waren noch erklärbar, aber wie, wie würde man wohl das erklären, was sie erst vor kurzem erlebt hatte? Tief einatmend schloss sie ihre Augen, rief noch einmal das Gefühl in Erinnerung, welches sie verspürt hatte, als sie im wahrsten Sinne des Wortes die Beherrschung verloren hatte. Es war berauschend gewesen, wie Adrenalin, nur musste es noch zehntausend Mal stärker gewesen sein. Sie fragte sich, ob das ein Junkie verspürte, wenn er sich den letzten goldenen Schuss setzte. Es war mächtig, einnehmend und vollkommen beherrschend gewesen, sie hatte die Macht durch jede ihrer Blutadern strömen gespürt, hatte gemerkt, wie es Besitz von ihr ergriffen hatte und bei Gott, es hatte sich so richtig angefühlt.

Etwas schien in diesem Moment wieder seinen Platz eingenommen zu haben, wie das letzte fehlende Puzzlestück, welches der Schlüssel zum Gesamtbild war, und für diesen kurzen Augenblick hatte sie geglaubt zu wissen, wer sie wirklich war.

Und sie wollte es zurück, ihr Geist und ihr Körper sehnten sich danach, lechzten nach der nächsten Dröhnung. Sie hatte es gefunden und sie würde es nicht mehr loslassen. Ein vertrautes Kribbeln floss durch ihre Arme und ihre Finger begannen zu zucken, verkrampften sich wild zu Fäusten um das Laken. Nicht hier, nicht jetzt. Nicht, wenn sie wusste, was passieren konnte, aber sie war sich nicht sicher, ob sie bereits die Kraft besaß es zu zügeln, der Macht zu widerstehen. Wenn sie es einmal annahm, so wusste sie, würde sich ihr Leben verändern.

Aber zu welchem Preis, flüsterte eine leise Stimme in ihrem Inneren. Was würdest du tun?

Alles.

Wirklich alles? Deine Freunde verletzten, ihnen Schaden zufügen?


Und sie kniff noch weiter ihre Augen zusammen, die Wahrheit nicht wissen wollend. Es war ihre Schuld, dass Ihrin im Krankenhaus lag. Sie hatte sie verletzt. Sie hatte es nicht aufhalten können, sie hatte vollkommen die Kontrolle verloren.

Die Frage, die sie sich selber stellte, war in der Tat, zu welchem Preis?

Was würde sie auf dem Wege bis zu ihrem Ziel bezahlen? Inwieweit war sie bereit die Konsequenzen zu tragen?

Mit einer erschreckenden Kälte in ihrem Herzen, hallte die Antwort auf diese Frage laut in ihrem Kopf.

Die Tür war geöffnet und sie fand nicht die Kraft in ihr sie wieder zu schließen.


+++++++++


„Was?“ Das Wort war nur ein gehauchtes Flüstern. „Unmöglich. Du musst dich irren.“

Ihre Antwort war ein promptes Kopfschütteln. „Nein, Remus. Ich irre mich nicht. Sie war es. Vielleicht etwas dünner, das gebe ich zu, eine vollkommen andere Person, ja, ich gestehe ein das könnte durchaus gegen sie sprechen, aber beim Barte des Merlins, sie war es.“

Mit einem energischen Ruck stemmte sie sich von dem Tisch ab und begann erneut auf und ab zu laufen. Eine Hand fuhr frustriert durch ihre immer noch schneeweißen Haare, so dass die Strähnen nach allen Seiten abstanden.

„Aber sie ist… tot“. Seine Stimme brach ungläubig bei dem letzten Wort. Sie klang in dem stillen Raum absolut hilflos und Nymphodora Tonks drehte sich zu ihm um. Sie fühlte sich nicht anders. Sie war noch immer gefangen in den Klauen des Schocks.

„Nein, ist sie nicht“, flüsterte sie. „Sie lebt. Ich habe sie gesehen.“

Langsam begann Remus mit dem Kopf zu schütteln, als ob er versuchen wollte diese Neuigkeiten abzuwerfen. „Unmöglich. All die Jahre… aber Severus-“

„-hat gelogen.“

„Ich kann es nicht glauben“, flüsterte Remus erneut.

„Willst du es dir in einem Denkarium ansehen?“ Verzweiflung lag in ihrer Stimme und als sie erkannte, dass er diese Option ernsthaft in Erwägung zog, riss sie leicht ihre Augen auf.

„Aber wieso, wieso ist sie nicht zurückgekommen? Sie muss doch wissen, dass wir alle dachten… dass wir…“ Er blickte hilflos zu seiner Frau auf, seine Handflächen waren noch oben gerichtet, als ob er auf etwas warten würde, flehte sie an, dass dies alles nur ein schlechter Scherz sei.

Aber in den sonst so lebenslustigen Gesichtszügen der jungen Aurorin, zeichnete sich nur ein trauriges Lächeln ab. „Sie weiß es nicht, Remus. Sie hat keine Ahnung, wer sie eigentlich ist.“

„Du meinst-?“

„Sie hat alles vergessen. Wer sie ist, wo sie herkommt und was sie ist.“

„Oh mein Gott… aber, das bedeutet, dass ihre Kräfte…“

„Außer Kontrolle geraten können? Ja. Was glaubst du, was ich heute Morgen getan habe? Ich konnte sie gerade noch davon abhalten das gesamte Haus in die Luft zu jagen. Obwohl ich sie aufhalten konnte, konnte man die Aura noch Meilenweit spüren.“

Remus nickte langsam nachdenklich den Kopf, seine Handflächen hatte er vor seinen Mund zusammengefaltet, so dass seine Fingerspitzen gegen seine Lippen klopften. „Sie ist eine ausgewachsene Hexe mit Kräften, die sie in ihrem Zustand nicht kontrollieren kann.“

„Wir müssen etwas unternehmen, Remus. Wir müssen herausfinden, warum die anderen hinter Hermine her sind und wir müssen sie beschützen.“

„Wir sollten eine Versammlung einberufen.“


++++++++


Jane atmete tief durch. Ihr Blick schweifte erneut durch den Raum. Niemand würde ihr hier Antworten geben können, erkannte sie. Als sie das erste Mal vor fünf Jahren in diesem Krankenhaus aufgewacht war, hatte man ihr gut zu gesprochen, ihr Antworten versprochen, aber jetzt, Jahre später, konnte sie darüber nur lachen. Bisher lag vor ihr lediglich ein Haufen voller neuer Fragen und sie wusste mit einer inneren Überzeugung, die sie noch nie verspürt hatte, dass sie sich ihre Antworten selber suchen und dass sie dafür von hier verschwinden musste.

Während sie begann an die Fixierung der Infusionsnadeln zu lösen, blickte sie auf, als sie eine Stimme hörte.

„Was denkst du tust du da?“

Ihrin.

Sie hatte ihre Haare zu einem ungeordneten Pferdeschwanz zurückgebunden, auf ihrer Stirn klebte ein großes Pflasters, welches eine grobe Platzwunde bedeckte. Es wirkte in dem schmalen Gesicht einfach viel zu groß. Sie hatte ihre Arme vor ihrer Brust verschränkt und so wie sie dastand, wusste Jane, dass sie niemals den Raum verlassen würde können, wenn sie sie nicht überzeugen konnte.

Mit einem Seufzen ließ Jane ihre Hand sinken. „Ich werde das Krankenhaus verlassen.“

„Wirklich? Dann wurdest du also entlassen?“

Jane warf ihr einen kalkulierten Blick zu. „Nein. Aber hier kann ich nicht bleiben.“

„Warum? Man versucht dir hier zu helfen.“

„Nein“, schüttelte Jane mit dem Kopf. „Hier kann man mir nicht helfen. Ich muss endlich wissen, was mit mir los ist, was mit mir passiert und warum all diese Dinge geschehen.“

„Und wohin willst du gehen?“

„Ich… ich weiß es noch nicht, aber hier…“ ihr Blick schweifte erneut durch das Zimmer. „Hier werde ich sie nicht finden.“

„Und jetzt willst du verschwinden. Einfach so.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

„Es ist meine einzige Chance.“

Ihrin schüttelte halb lachend, halb schnaubend den Kopf, welchen sie gesenkt hielt. „Verstehe. Du denkst also, dass du alleine bist, dass weder Jonas, noch ich dir helfen würden?“

Bevor Ihrin die Worte gesprochen hatte, schüttelte Jane bereits den Kopf. „Nein. Nein, du verstehst das nicht.“

„Oh doch, Jane, ich verstehe. Ich verstehe sogar sehr gut.“ Sie löste Verschränkung ihrer Arme und fuhr sich frustriert durch ihre Haare, wobei sie unbewusst gegen ihre Wunde stieß. Augenblicklich kniff sie ihre Augen zusammen und schnappte zischend nach Luft. „Verdammt noch mal“, murmelte sie. Dann blickte sie zu Jane auf. „Wieso vertraust du uns nicht?“ Jane hatte ihren Mund bereits zum Protest geöffnet. „Ich weiß, dass du mehr weißt, als du zugeben willst. Und ich weiß auch, dass du dich an mehr erinnern kannst, als du erzählen willst. Wir sind deine Freunde. Nun, okay, Jonas ist dein Mann, aber zumindest dachte ich, dass ich deine Freundin sei.“

„Das bist du auch, das bist du“, versicherte sie mit einem Nicken.

„Wieso dann?“

„Siehst du denn nicht wo wir sind?“

Ihrin zog lediglich eine fragende Augenbaue hoch. Es war offensichtlich. Sie waren in einem Krankenhaus.

„Ich habe uns hier hin gebracht. Es ist meine Schuld, dass wir jetzt hier sind, dass du… dass du diese Verletzung hast und ich…“ Sie gestikulierte mit ihrer Hand und schüttelte dann mit dem Kopf. „Solange ich nicht weiß, was hier los ist, seid ihr nicht sicher.“

„Oh, bitte!“ Ihrins Stimme triefte vor Sarkasmus. „Jetzt hör aber mal auf. Wir sind immerhin nicht in irgendeinem schlechten Hollywood-Film. Jane, als Psychologin mit bereits mehr als zehn Jahren Berufserfahrung, kann ich dir versichern, dass das Einzige, was hier nicht sicher ist, deine Erinnerungen sind. Du bist verwirrt und hast Schwierigkeiten damit alles in eine präzise Ordnung zu bringen.“

„Meinen Gedanken geht es gut“, antwortete Jane prompt, dennoch erkannten beide die Lüge hinter den Worten.

„Davon zu laufen wird dir nicht helfen.“

Jane begann erneut die Fixierung zu lösen und sich die erste Nadel aus dem Handrücken zu ziehen. Sie zischte leise bei der Entfernung des Fremdkörpers. „Ich laufe vor gar nichts davon. Ich bin auf der Suche nach Antworten.“ Sie ließ die Nadel achtlos auf das Bettlaken fallen, während durch den Tropf weiterhin Flüssigkeit floss und ihr Bett einnässte, als sie schließlich aufschaute. „Ich bin nicht verrückt, Ihrin.“

„Das habe ich auch nie behauptet. Aber ich glaube, dass du im Moment Realität und das, was sich in deinem Kopf abspielt leicht verwechselt.“ Ein langes, gedehntes Schweigen breitete sich aus, bis Ihrin schließlich wieder die Stille brach. „Du hast mir gerade gesagt, dass du mich nicht verletzen wolltest und dennoch hast du es getan.“

„Ja. Deshalb muss ich von hier verschwinden.“

Jane wurde von ihrer Freundin prüfend beobachtet, ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie verzogen. „Ich, ich kann mich ehrlich gesagt kaum an das erinnern, was wirklich passiert ist. Ich meine, wir hatten einen Streit und dann war da dieses… dieses… was war es?“ Jane wagte nicht ihr zu antworten. Sie selbst wusste es nicht. „War noch jemand da? Ich meine, bevor Jonas gekommen ist?“

Jane riss kurz ihre Augen auf, versuchte dann aber es schnell wieder zu verbergen. „Wieso?“

Ihrin schüttelte leicht den Kopf. „Ich hätte schwören können, dass da noch jemand gewesen war.“

„Ich erinnere mich nicht.“

„Wirklich nicht?“

„Nein.“

Sie wagte es nicht ihrer Freundin direkt in die Augen zu sehen, aus Angst, dass sie dort die offenkundige Lüge würde erkennen können. Je weniger Ihrin wusste, desto besser. So war es einfacher, für beide.

„Wirst du Jonas davon erzählen? Ich meine, was wirklich passiert ist?“, fragte Jane schon fast ängstlich. Sie erkannte, dass alles von Ihrins Antwort abhing. Sie wollte Jonas nicht anlügen, wollte ihn nicht weh tun und wenn Ihrin ihm nichts sagen würde, redete sie sich ein, war es nicht falsch.

„Nein“, sagte Irhin schließlich und Jane atmete erleichtert durch. „Noch nicht“, fügte sie hinzu. „Ich habe nicht vor, ihm umsonst schlaflose Nächte zu bereiten, aber sobald ich Antworten habe, werde ich es tun, wenn du es nicht tust.“

Bedrückt erkannte Jane, dass dies das einzige Entgegenkommen von seitens ihrer Freundin sein würde. Sie hatte ein kleines Fenster und hoffte, dass es reichen würde. Mehr konnte sie nicht erwarten, mehr durfte sie nicht verlangen.

Jonas würde sicher sein, fürs erste und das war das wichtigste. Als Jane ihre Freundin betrachtete erkannte sie die Entschlossenheit in ihren Augen und wusste, dass sie sich um Jonas kümmern würde. Etwas begann sich bei diesen Gedanken in ihrer Magengrube zusammenzuziehen.

Er ist dein Mann. Sollte das nicht eigentlich deine Aufgabe sein? Wirst du ihn ebenfalls als eine Konsequenz betrachten?

Habe ich denn eine Wahl?


Die Stimme, die sie als ihr Gewissen entlarvt hatte, schwieg.


++++++++++


Verschmolzen mit dem Schatten, ungesehen, unbemerkt von den Menschen, wurde das Geschehen, welches sich in dem kleinen Reihenhaus abspielte, beobachtet.

Erst als drei Personen das Gebäude verließen, trat eine Gestalt aus dem Schatten. Der Blick war ernst, die Augen zusammengekniffen, während die drei Beobachteten in ein Auto stiegen und davonfuhren.

Flink hob er eine Hand, aus seinem Ärmel zog er einen Holzstab. Einstudierte, komplexe Bewegungen wurden schwungvoll und stumm – die Stimmen lediglich in seinem Kopf - ausgeführt und erst als die letzte Schicht kurz aufflackerte, er die Welle seiner Magie spürte und merkte, dass es richtig war, trat er einen Schritt zurück.

Sein Blick glitt über die Straße, vorbei an den friedlichen Häusern und wieder zurück. Ein Windhauch fing sein Gewand ein, riss leicht an seiner Kapuze, die sein Gesicht verdeckte. Seine andere Hand zog einen kleinen Gegenstand aus der Tasche. Nur kurz betrachtete er es, wie es im Sonnenlicht funkelte, bevor er es wieder zurücksteckte.

Dann hatte es also begonnen.


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch