Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Monsieur et Madame Delacour

von Krabbentaucher

Auf dem Hof hinter dem Hotel – in diesem Fall hieß das, daß sich der Hof an der Landseite befand – war nichts los. Offenbar waren alle Gäste mit Besen, Portschlüsseln oder Flohpulver angereist, wenn sie nicht appariert waren. Der Potter-Passat und der Weasley-Audi waren daher die einzigen Automobile, die dort standen. Und Harry und Hermione waren die einzigen Zauberer, die vom Hof zum Haupteingang des Hotels zurückgingen.
„Ist ja traumhaft gelegen“, sagte Hermione.
„Ja, aber die Ausstattung ist natürlich nicht mit den Muggelstandards zu vergleichen“, bemerkte Harry. „Dafür hoffe ich auf französische Küche. Bretonische, vor allem. Wir sind ja in der Bretagne.“
Er merkte, daß er das nicht hätte sagen dürfen, denn Hermiones Gesichtsausdruck wurde sofort sehr hermionehaft. Noch bevor er irgendetwas tun konnte, um das von ihm Gesagte rückgängig zu machen oder sonstwie zu entkräften, legte sie auch schon los: „Harry, wir sind hier nicht mehr in Bretagne. Das hier ist das Département Loire-Atlantique. Das Département Bretagne schließt sich unmittelbar nördlich an, nicht weit von hier.“
„Also immerhin fast Bretagne. Die Übergänge sind doch fließend“, wandte Harry ein.
„Dieser Teil gehörte früher mal zur Bretagne, aber mit der Verwaltungsneuordnung ist das eben abgespalten worden. Und die ist schon eine ziemliche Zeit her.“
„Na also“, sagte Harry, „dann ist es ja doch die Bretagne. Glaubst du, das hört auf, die Bretagne zu sein, wenn die Muggel es abspalten und anders nennen?“
„Harry, auch Zauberer müssen respektieren, was -“
„Das hört doch nicht auf, die Bretagne zu sein! Die Menschen hier, die Landschaft, das Klima und überhaupt alles! Laß die Muggel doch verwalten, wie sie wollen, aber vom Lebensgefühl und allem her ist das doch die Bretagne. Benannt nach dem alten Gallierstamm der Bretonen!“
Sie waren längst vor dem Eingang angekommen. Hermione sah Harry mit einer Mischung aus Verdutztheit und Unglauben an, die ihn sich blöd vorkommen ließ. Sie hob eine Augenbraue und fragte sehr gedehnt: „Alter Gallierstamm der Bretonen?“
„Ja!“ behauptete Harry mutig. „Warum sonst heißt die Gegend Bretagne? Und komm mir jetzt nicht damit, daß sie heute Loire-Dingsbums heißt.“
Hermiones hermionehafter Gesichtausdruck blieb. Sie holte Luft.
„Einen Gallierstamm der Bretonen gab es nicht. Die Bretonen waren überhaupt keine Gallier.“
„Nicht?“
„Nein. Die Gallier in dieser Gegend hier waren zwar ursprünglich Kelten, sie waren aber von den Römern vollständig romanisiert worden. Der Begriff 'Bretone' geht auf 'Brite' zurück, wobei die Bretagne auf Bretonisch übrigens 'Breizh' genannt wird. Bretonen waren die Kelten, die hier im fünften Jahrhundert hergekommen sind.“
„Also sozusagen unsere Verwandten?“ hakte Harry nach.
„Kann man so nicht sagen“, erwiderte Hermione. „Die Römer haben kurz nach vierhundert Britannien geräumt. Einzelne sind zurückgeblieben. Aber dann sind Germanen aus dem heutigen Dänemark – vor allem Jütland – und Norddeutschland gekommen, nämlich die Angeln und die Sachsen. Zuerst hat man sie zur Hilfe gerufen, um sich gegen die Völker aus dem Norden Britanniens zu verteidigen, also gegen die Pikten und so. Aber dann sind immer mehr Angeln und Sachsen gekommen. Daher spricht man noch heute von den Angelsachsen.“
„Und die Bretonen sind vor ihnen abgehauen?“ fragte Harry.
„Sozusagen“, bestätigte Hermione. „Es handelt sich um Waliser, die dem Bevölkerungsdruck nachgegeben haben und hierher übergesiedelt sind. Deshalb gehört die Bretagne und der Landstrich hier neben Cornwall, Wales und Irland zu den Gegenden, in denen noch eine Sprache keltischen Ursprungs gesprochen wird.“
„Aber die sind doch hier alle Franzosen und keine Waliser mehr.“
„Sicher. Und es sind Leute hierher gezogen, andere sind weggezogen... Jedenfalls ist das der Hintergrund“, schloß Hermione.
„Na schön, wie auch immer“, sagte Harry. „Bald gibt es jedenfalls Essen, die Kinder dürften inzwischen ihr Gepäck ausgepackt und eingeräumt haben... oder auf dem Boden verteilt haben, wie ich meine Kinder kenne... Da sollten wir uns schon mal feinmachen.“
„Genau. Denk dran, das hier ist ein Hotel der magischen Gemeinschaft. Wir, also zumindest die Erwachsenen, werden daher Umhang tragen müssen.“

Zum Essen gerufen wurde durch eine helltönende Glocke, die außen am Gebäude angebracht war und über eine Schnur bedient wurde, die an der Wand herunterhing. Der livrierte Zauberer läutete die Glocke etwa eine Viertelminute lang, und schon sah Harry, wie die wenigen Zauberer, die sich draußen am Strand aufgehalten hatten, dem Hotel zustrebten.
Harry und Ginny legten ihre Umhänge an.
„Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sich anständig anziehen“, berichtete Harry. „So junge Zauberer haben ja in der Regel keine Umhänge und James haben wir einen verpaßt, als wir die Hogwartssachen gekauft haben.“
Sie verließen ihr Zimmer. Auf dem Flur trafen sie Ron und Hermione sowie James und Ted. Auch Ron und Hermione hatten ihre Umhänge angezogen, desgleichen Ted und James.
„Laßt uns zur Treppe gehen. Dort müßten eigentlich die anderen sein“, schlug Ron vor.
Tatsächlich kamen Albus, Lily, Rose und Hugo gerade die Treppe herunter, als Harry ins Treppenhaus trat. Auch sie sahen zu seiner Erleichterung ordentlich aus. Gemeinsam gingen sie hinunter.
„Wo gibt es überhaupt das Essen?“ fragte Ted.
„Weiß nicht, wir fragen einfach“, antwortete Harry.
Wie sich herausstellte, mußten sie in den Aufenthaltsraum hinuntergehen und von dort aus eine kleine hölzerne Treppe wieder ein Stockwerk hoch. Hinter einer Fensterfront mit verglaster Tür und zugezogenen Vorhängen befand sich der Spieseraum. Hier standen kleine Tische zu je vier Personen. Vom Speiseraum aus hatte man einen lediglich durch eine davorliegende Terrasse beeinträchtigten Blick auf die Bucht.
„Ob wir einfach zwei Tische zusammenschieben?“ fragte Ron.
„Würde ich nicht machen. Die Hotelzauberer scheinen auf Änderungen im Ablauf nicht gut zu reagieren, habe ich den Eindruck“, sagte Hermione.
„Dann müssen wir uns auf mehrere Tische aufteilen“, sagte Ginny.
Ron und Hermione setzten sich mit ihren Kindern an einen Tisch, Harry und Ginny mit Albus und Lily an einen benachbarten. Übrig blieben James und Ted, die sich an einen weiteren Tisch in der Nähe setzen.

Das Frühstück am nächsten Morgen fiel für britische Verhältnisse kärglich aus: Croissants ohne Beigabe nur zum Eintunken und dazu für die Erwachsenen Milchkaffee, für die Kinder heiße Schokolade.
„Heute gehen wir endlich baden“, freute sich Lily.
Ginny schaute raus und sagte zweifelnd: „Wenn ich mir die Schaumkronen auf dem Meer so ansehe, könnte es besser sein, heute darauf zu verzichten. Es scheint ziemlich starken Wind zu geben.“
Lily zog eine Schnute. Harry überlegte: „Kommen heute nicht Fleurs Eltern? Mir war so, daß sie am Vormittag kommen wollten. Dann würden wir ohnedies etwas anderes machen. Vielleicht mal den Ort ansehen.“
Ginny nickte.
„Ja, sie wollten am Vormittag kommen. Aber erst deutlich nach dem Frühstück.“
„Wahrscheinlich sehr deutlich danach“, brummte Harry und schaute auf das wenige, was Franzosen morgens ausreichte. „Hiermit ist man im Bruchteil der Zeit fertig, die wir zu Hause dafür brauchen.“
„Du brauchst doch bloß Toby und Tinky rufen“, schlug Albus vor.
„Nein, die brauchen auch mal ihre Zeit für sich. Und ich werde schon nicht verhungern“, erwiderte Harry.
„Bin mal gespannt, wie das Haus aussieht, wenn wir zurück sind. Ich bin sicher, sie werden dann sogar die Unordnung beseitigt haben, die unsere Kinder veranstaltet haben, auch wenn das eine Herkulesaufgabe ist“, sagte Ginny.
„Ha-ha“, machte James am Nachbartisch.

M und Mme Delacour kamen gegen elf Uhr an. Harry hatte sich im Aufenthaltsraum platziert, wohin die meisten Hotelgäste vor dem starken Wind draußen geflüchtet waren und ihn nun neugierig anstarrten, wie er den Tagespropheten vom Vortag las. Harry hatte dem Verlag wie immer nicht mitgeteilt, wohin er verreist war, um nicht unnötig Rita Skeeter auf sich aufmerksam zu machen. Stattdessen hatte er die Zeitung für die Zeit der Reise abbestellt. Das hieß, daß er auf die Ausgabe angewiesen war, die das Hotel vorhielt – und das war leider nur jeweils die Ausgabe vom Vortag.
Die Tür öffnete sich, ein Windstoß wehte herein. Sehr schnell traten eine wunderschöne blonde Hexe und ein korpulenter Zauberer mit schwarzem Spitzbart ein, die ihre Koffer jeweils mit dem Zauberstab vor sich herschweben ließen. Harry stand auf, während sie zur Rezeption schritten und einer der Hotelzauberer die Tür schloß.
„Guten Morgen, M und Mme Delacour“, begrüßte Harry sie.
„Ah, bonjour, M Potter!“, sagte M Delacour, ließ seinen Koffer zu Boden knallen und schüttelte Harrys Hand.
Seine Frau schloß sich ihm an, allerdings nachdem sie ihren Koffer wesentlich eleganter zu Boden hatte schweben lassen: „M Potter, es ist schon so lange 'er, daß wir Sie gesehen 'aben. Wie lange ist das her?“
„Ich glaube, das war zu Fleurs und Bills Hochzeit“, sagte Harry. „So etwa zwanzig Jahre her.“
„Genau swansisch Jahre, sie 'aben am ersten Augüst 1997 ge'eiratet“, sagte Mme Delacour.
„Ja, einen Tag, nachdem ich volljährig geworden war“, erinnerte sich Harry.
„Da war doch auch der Ministre zu Besuch, n'est-ce pas? Mit Sachen von Dumblidorr. War wohl nischt so schön“, ergänzte M Delacour.
„Ja, er hat versucht, aus uns herauszubekommen, was wir vorhatten. Aber er ist ja dann später umgebracht worden.“
„Und dann 'aben die Todesser die 'ochzeit gesprengt“, sagte Mme Delacour. „Aber so ist das wohl, wenn die Tochter in die Orden ist.“
Von der Rezeptionstheke her war ein deutliches Räuspern zu vernehmen. M Delacour wandte sich dem Rezeptionisten zu: „Oh, excusez-moi. Delacour.“
Der Rezeptionszauberer griff zur Feder und kritzelte etwas in sein Dickes Buch. Dann gab es einen kleinen französischen Wortwechsel, an dessen Ende der Zauberer, die die Tür hinter den Delacours geschlossen hatte, die beiden neuen Gäste die große Treppe hinaufführte in ihr Zimmer.
„Wir sehen uns gleisch“, sagte Mme Delacour über ihre Schulter zu Harry.

Etwas später flanierten die Potters, Weasleys, Delacours und der einzige Lupin über die Uferpromenade.
„Für die Appetit“, hatte Mme Delacour ihren Vorschlag begründet.
„Und damit wir die Essensglocke nicht überhören“, hatte Ron ergänzt.
Nun zeigten sich die beiden Delacours von den Kindern fasziniert. Harry und Ron hatten diesen erkärt, daß es sich um die französische Großtante und den französischen Großonkel handelte.
„Als wir eure Eltern kennengelernt 'aben, waren sie so alt wir ihr, also schon etwas älter, da gab es eusch noch gar nischt“, flötete Mme Delacour.
„Ja, das waren gefährlische Seiten, und eure Eltern drin. Sie waren im Orden des Phönix, wie unsere Tochter. Alle im Kampf gegen Du-weißt-schon-wen. Wir 'ätten nie gedacht, daß sie mal Kindern 'aben würden“, sagte M Delacour.
„Und Sie, Sie gab es damals auch noch nischt“, wandte sich Mme Delacour an Ted.
Der machte nur „hm-hm.“
„Das ist der Sohn von Remus und Tonks... ähm, Nymphadora Lupin“, erläuterte Harry. „Werden Sie jetzt nicht kennen.“
„Nein, sagt mir nischts“, gab Mme Delacour zu.
„Die waren bei Harrys Geburtstag dabei, als Mum diesen Schnatzkuchen serviert hat. Aber die sind dann weggegangen, als Dad mit dem Zaubereiminister kam“, sagte Ron.
„Ah – oui – sie mit diesem bonbonfarbenen 'aar?“ sagte M Delacour.
Mme Delacour wandte sich an Ted: „Wir 'aben Ihre Eltern nur kürs gese'en, so sehr viel 'aben wir nischt mit ihnen gesprochen. Sie waren da und kurße Seit später auch schon wieder weg.“
„Tja, da war Teddy sozusagen noch nicht mal flüssig“, sagte Ron fröhlich, wurde dann aber nachdenklicher: „Das heißt... Moment. April, Mai, Februar...“
„Ron!“ unterbrach ihn Hermione aufgebracht.
„Was denn?“
„So genau müssen wir das nicht wissen!“
„Aber es gibt nunmal biologische Tatsachen, die...“
„Die müssen nicht Gegenstand eines Gesprächs auf der Uferpromenade sein.“
„Dad ist immer so ungezogen“, sagte Hugo altklug.
„Und unser Dad ist immer so streng“, beklagte sich Lily.
„Ja, weil ich es nicht erlaube, daß ihr das Haus in die Luft sprengt“, sagte Harry.
Vom Hotel her konnte man ein Bimmeln hören.
„Mittagessen!“ sagte Ron und machte auf dem Absatz kehrt.

Die Delacours besetzten die beiden freien Plätze an James' und Teds Tisch. Das Mittagessen hatte zwar drei Gänge, war aber leicht. Danach erklärten die Delacours, daß sie sich kurz hinlegen wollten. Nachdem sie auf ihr Zimmer gegangen waren, gingen Harry und Ginny hinaus auf die Terrasse vor dem Speiseraum. Dabei stellten sie fest, daß die Terrasse vom Grundriß her einem langgezogenen Dreieck entsprach, das sich vor dem Speiseraum hinstreckte.
„Hier werden wir gut durchgelüftet“, sagte Ginny, während der Wind ihr Haar so durcheinanderbrachte, wie es bei Harry schon immer war.
„Wo sind denn unsere Kinder?“ fragte dieser. „Ah – da!“
Er sah James, Albus, Lily, Rose und Hugo vom Hotel her den Strand betreten und zum Wasser gehen, das sich noch immer mit großen Schaumkronen brach. Sie betrachteten ein aufgebocktes größeres Segelboot, das auf dem Strand stand und über ein Seil an einer Winde festgemacht war. Dann schauten sie sich ein kleines Ruderboot an, das auf dem Strand lag und dessen Anker danebenlag.
„Die kommen auch allein zurecht“, sagte Harry. „Wollen wir uns hier noch durchwehen lassen, oder gehen wir mal durch den Ort?“
„Von mir aus. Aber vorher müssen wir unsere Umhänge loswerden, sonst gucken die Muggel“, sagte Ginny.

Der Ort war zwar nett, aber weder besonders groß noch besonders aufregend. Der starke Wind verhinderte weitere Aktivitäten, so daß sich am Abend alle im Aufenthaltsraum einfanden, als hätten sie sich verabredet.
„Morgen wird das Wetter hoffentlich besser“, sagte Hermione.
„Dann könnt ihr endlich schwimmen“, sagte Ron zu den Kindern.
Die anderen Hotelgäste hatten sich inzwischen an Harrys Anwesenheit gewöhnt und taten das, was sie schon bei seiner Ankunft am Tag zuvor getan hatten: Zeitung lesen, Kaffee trinken, Radio hören und Karten spielen.
„Wir gehen nochmal raus“, sagte Ted.
„Aber macht die Tür schnell wieder zu, der Wind weht ziemlich kräftig“, ermahnte ihn Harry.
„Und geht nicht zu weit weg, es gibt bald Abendessen“, sagte Ron.
Ted ging mit den Kindern hinaus. Der Wind ließ die Zeitungen flattern, denn es dauerte seine Zeit, bis sechs Personen zur Tür hinaus waren.
Die Erwachsenen hatten sich über dieses und jenes unterhalten, da wehte wieder ein scharfer Wind durch den Aufenthaltsraum. Harry wandte sich um. Jemand hatte die Tür geöffnet und offen stehen gelassen. Die Zeitungen in den Händen der Gäste flatterten ziemlich stark, ein Zauberer mußte seinen Hut festhalten, die Kartenspieler schauten verärgert auf, denn sie konnten nicht weiterspielen. Eine Hexe goß der anderen Kaffee ein, der jedoch so verweht wurde, daß er nicht in der Tasse, sondern auf dem Tischtuch landete.
Der livrierte Hotelzauberer zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die offene Tür. In dem Moment, in dem er seinen Zauber losschickte, trat recht schnell ein relativ großgewachsener, schlanker Zauberer mit malvenfarbenen Hemd, sandfarbener Hose und sandfarbenem Sakko ein und schloß die Tür. Der Zauber, die gegen eine geöffnete Tür gerichtet war, prallte ab und schlug eine kleine Blumenvase von ihrem Platz, so daß sie herunterfiel und zerbrach.
Der Neuankömmling nahm keine Notiz davon, sondern verbeugte sich merkwürdig steif mehrfach in Richtung der Anwesenden, indem er in der Hüfte einknickte. In seinem Mund steckte eine Pfeife, auf dem Kopf trug er – im Kontrast zu seiner Muggelkleidung – einen Zaubererhut. Der ragte nicht hoch auf, aber es war unmißverständlich nichts, was Muggel trugen. Nach seiner Begrüßung, die von keinem der übrigen Gäste erwidert worden war, schnappte er sich einen Koffer und einen Besen und stakste steifbeinig zum Rezeptionsthresen. Harry spitzte die Ohren, konnte den Namen aber nicht verstehen.
Offenbar hatte der Zauberer seine Anmeldung hinter sich gebracht, denn er stakste wieder zum Eingang, öffnete die Tür, trat hinaus – und ließ sie erneut offen. Wieder wehte der Wind herein. Harry amüsierte die Szene eher, aber die Mehrzahl der Gäste schien inzwischen verärgert zu sein. Der Zauberer trat wieder ein und trug zwei Koffern in den Händen. Im Aufenthaltsraum drehte er sich noch einmal zur immer noch offen stehenden Tür um und schien hilflos zu sein. Der Hotelzauberer schwang seinen Zauberstab und schloß die Tür. Der neue Gast stakste mit den beiden Koffern zur großen Treppe und ließ sich von dem Hotelzauberer zu seinem Zimmer führen.
„Haben Sie gehört, wie der hieß?“ fragte Harry M Delacour. „Oder kennen Sie ihn vielleicht?“
„Non, isch kenne ihn nischt. Ist nischt mein Jahrgang. Aber er 'at seine Name mit 'Talot' angegeben.“
„Hoffentlich kommt er nicht auf die Idee, seinen Besen und den anderen Koffer mit einem Aufrufezauber oder sonstwas zu sich zu zaubern“, sagte Ron.
Der neue Gast kam zurück. Er lupfte seinen Hut und machte eine angedeutete Verbeugung vor einer Hexe, die ihn besonders böse anschaute. Dann schnappte er sich sein verbliebenes Gepäck und stieg wieder die Treppe hinauf. Harry kam ein Gedanke. Er stand auf und ging zur Fensterfront. Draußen stand vor dem Eingang ein himmelblauer Citroen 2CV, eine Ente.
„Der ist nicht appariert, der ist mit dem Auto da“, berichtete Harry, als er zu den anderen zurückgegangen war. „Wenn der das Ding auf dem Hof abstellt, will ich lieber dabei sein. Schließlich stehen da auch unsere Autos.“
Er mußte einige Zeit warten, bis M Talot zurückkehrte. M Talot stellte sich im Vorbeigehen als wirklich gut erhaltener Mittvierziger heraus. Harry wunderte sich daher nicht, daß die Delacours ihn nicht kannten. Er wartete, bis M Talot das Hotel verlassen hatte und ging dann selbst zur Tür hinaus. M Talot hatte inzwischen seine Ente in Gang gesetzt und wendete. Harry nutzte die Zeit, um schnell zum Hof zu eilen. Dort traf er kurz vor M Talot ein. Unauffällig machte sich Harry an seinem Passat zu schaffen, während er den eigenartigen Mann im Auge behielt. Dieser parkte sein Vehikel bemerkenswert geschickt ein und ging zurück zum Hotel. Harry umkreiste das himmelblaue Auto. Harry kannte sich nicht besonders gut mit Autos aus, aber er wußte, daß nahezu alle Enten vom Rost dahingerafft worden waren. So unbeholfen M Talot auch wirkte, er schien zumindest einen guten Antirostzauber zu beherrschen.

Am Abend waren die Kinder neugierig.
„Wo ist denn der komische Typ?“ fragte James von seinem Tisch aus.
„Welcher komische Typ?“ fragte Ginny verständnislos.
„Na, der, von dem Onkel Ron erzählt hat. Der heute Nachmittag gekommen ist.“
„Der ist noch nicht da.“
Doch in diesem Moment betrat er den Speiseraum. Ohne Hut, ohne Pfeife, dafür in einem lachsfarbenen Zaubererumhang. Er sah sich suchend um, machte wieder seine unsicheren, steifen Verbeugungen, setzte sich sodann an einen freien Platz direkt an der Tür und fing an, mit einem Messer herumzuspielen. Die Tür schwang auf, und der Hotelzauberer kam herein. Er trug einen kompakten Zaubererhut auf dem Kopf, in seinem Mund steckte eine Pfeife, mit den Händen trug er ein Tablett. Er schaute ziemlich verdrießlich auf M Talot, als er an ihm vorbeiging. Harry fragte sich, was sich vor der Tür abgespielt haben könnte. Der Hotelzauberer setzte das Tablett ab, ging hinüber zum Kleiderständer und hängte dort den Hut auf. Die Pfeife legte er auf ein Bord. Nach einem weiteren verärgerten Blick auf M Talot ging er hinaus.
„Schade, daß ich meinen Hogwartshut nicht dabei habe“, murmelte James.
Harry mußte an sich halten, um nicht laut zu lachen. Auch Ginny giggelte nur.

Am nächsten Morgen erstattete Albus während des Frühstücks Bericht: „Der Typ hat ein Zimmer bei uns oben auf dem Flur. Auf der Seite gegenüber.“
Der Typ – M Talot – saß friedlich an seinem Tisch und brachte das Frühstück unfallfrei hinter sich. Rose konzentrierte sich auf etwas anderes: „Heute ist kein Wind. Da können wir doch endlich baden.“
„Ja, das können wir machen“, sagte Harry. „Zieht euch nachher Badesachen an. Und darüber dann Bademäntel, ich möchte nicht, daß ihr halbnackt durchs Hotel lauft.“
„Oh ja, ein Tag an die Strand, das ist sischer gut“, stimmte Mme Delacour zu.

Nach dem Frühstück zogen sich Harry und Ginny in ihrem Zimmer um. Beide entkleideten sich vollständig, dann zog Harry seine Badehose, Ginny ihren Bikini an, schließlich streiften sich beide ihre Bademäntel über und schlüpften in ihre Badelatschen. Harry schnappte sich zwei große Handtücher, Ginny die Flasche mit magischem Sonnenschutz.
„Schätze, wir werden wie Exoten aussehen unter den ganzen Badesachen aus dem 19. Jahrhundert“, vermutete Ginny.
„Was mich angeht, scheinen die mich hier sowieso für einen Exoten zu halten“, sagte Harry. „Komm, gehen wir runter.“
Die Kinder waren schon am Strand. Harry und Ginny legten die Handtücher in Beobachtungsreichweite zum Meer in den Sand und zogen ihre Bademäntel aus. Die Kinder legten ihre Handtücher daneben und wurden auch ihre Bademäntel los. Auch Ron und Hermione kamen herbei und vergrößerten die Badetuchfläche. Ted kam ebenfalls.
„Hier, Sonnenschutz“, sagte Ginny und reichte die Flasche herum.
„Ah – wir legen uns dazu“, verkündete Mme Delacour, die nun mit ihrem Mann erschienen war.
So dicht nebeneinander hätte der Kontrast zwischen aktueller Muggelbademode und Zaubererbademode nicht größer ausfallen können. Sämtliche Potters und Weasleys, aber auch Ted, trugen normale Badehosen beziehungsweise Bikinis. Die Badekleidung der Delacours entsprach dagegen dem, was auch die anderen Zauberer am Strand trugen: Die Hexen liefen in einer Art kurzem Kleid zum Teil mit Rüschenbesatz herum, die Zauberer in gestreiften, engen, knielangen Hosen und mitunter mit ebensolchen Leibchen. Einige trugen auch eine Art von Badeanzügen, wie sie entfernt an solche für Frauen erinnerten.
Harry cremte sich ein und legte sich auf sein Handtuch. Langsam kehrte Ruhe ein. Da stupste ihn Ginny an.
„Harry, sieh mal.“
„Was?“
Harry richtete sich auf. Einige Meter entfernt, schon Richtung Meer, stand James. Gerade ging ein Mädchen in einem nicht ganz altmodischen Badeanzug zum Wasser. Harry hatte das Mädchen im Hotel gesehen und ihm keine weitere Beachtung geschenkt. Es war nur wenig älter als James. Dieser reckte sich ein wenig und schaute dem Mädchen nach. Plötzlich rief Rose: „James!“
James reagierte nicht und guckte weiter.
„James!“
James riß ruckartig den Kopf herum und fragte etwas verdattert: „Was ist?“
Rose kicherte und sagte: „Ach, nichts.“
„Blöde Hühner“, brummte James. „Ich gehe jetzt schwimmen.“
„Ich komme mit!“ rief Albus.
Beide Jungen liefen zum Wasser. Harry sah Ginny an. Sie grinste.
„Tjaja, das ist der Lauf der Zeit“, sagte sie.
„Ja, James kommt jetzt in ein problematisches Alter“, sagte Harry.
„Ach, sei doch nicht so streng. Laß ihm seinen Spaß.“
„Sicher, aber wenn er anfängt, mit Urlaubsbekanntschaften rumzuknutschen, gehe ich dazwischen.“
Harry legte sich wieder auf sein Handtuch. Ginny stöhnte: „Du hörst dich an wie jemand vor hundert Jahren. Mit 13 Jahren interessieren sich Jungs nunmal für Mädchen und Mädchen für Jungs. Jungs gucken wippenden Röcken nach, Strandschönheiten, was weiß ich. Und Mädchen eben knackigen Hintern... und auch Strandschönheiten. Das nennt man Pubertät.“
Harry machte nur „hm“. Zugegebenermaßen war auch ihm schon aufgefallen, daß sich James' Statur gegenüber letztem Sommer in Spanien verändert hatte. Er war nicht nur gewachsen, seine Schultern waren auch etwas breiter geworden und die Muskeln etwas deutlicher hervorgetreten. Nicht viel, denn er war erst 13 Jahre alt, aber doch schon erkennbar.

Der Strandtag verlief ruhig. Die schmalen und steilen Zelte, die Harry schon bei der Ankunft aufgefallen waren, dienten einigen Zauberern als Wind- oder Sonnenschutz, vor oder in dem sie ihre Liegestühle aufgestellt hatten. Andere hatten einfach einen Sonnenschirm aufgespannt auf den Strand gelegt und einige wenige sich einfach wie Harry und seine Familie so in die Sonne gelegt.
Unterbrochen wurde Harrys Ruhe nur durch die Rufe eines Zauberers, der Eis verkaufte, und durch die Bitten seiner Kinder, ihnen Geld für ein Eis zu geben. Gegen Mittag läutete es zum Essen, aber schon danach ging das Strandleben weiter.
„Als wir das Haus in Spanien gemietet hatten und von Toby und Tinky bekocht wurden, mußten wir uns nicht extra Umhänge und das ganze Zeug anziehen, wenn wir zum Essen gingen, das war viel einfacher“, seufzte Ron.
„Ron! Toby und Tinky können nicht immer schuften. Sie sind doch froh, auch mal ausspannen zu können“, wies ihn Hermione zurecht.
Harry bezweifelte, daß das so war, mischte sich aber nicht ein. Stattdessen sagte Ron: „Darum geht es doch nicht. Mir geht es darum, daß wir in Spanien in den Muggelferien in Shorts zum Essen gehen konnten.“
„Es tut den Kindern mal ganz gut, wenn sie sehen, daß es auch Situationen gibt, in denen man sich zum Essen ordentlich anzieht und nicht einfach halbnackt aufkreuzt“, sagte Hermione.
„Aber der Aufwand ist doch ziemlich...“
Harry konzentrierte sich lieber darauf, sich zu entspannen, anstatt das übliche Hin und Her zwischen Ron und Hermione weiter zu verfolgen.

Am folgenden Tag war es wieder windig und kühl. M Delacour schlug beim Frühstück vor, nach Carnac zu apparieren und sich die Megalith-Reihen aus der Vorzeit anzusehen. Vor allem Hermione, Rose und Hugo waren sofort dafür, während die anderen vor allem deshalb nichts dagegen einzuwenden hatten, weil die Alternativen fehlten. So verließen sie das Hotel, um zu disapparieren.
Vor der Hoteltür befand sich eine Gruppe Hotelgäste. Ein rundlicher Zauberer mit Brille, der mit seiner Ehefrau und einem etwa zehnjährigen blonden Jungen da war, hatte einen altertümlichen Fotoapparat, einen richtigen Holzkasten, auf einem Stativ aufgebaut und scheuchte die anderen Gäste zusammen.
„Er sagt, daß er sie mit drauf'aben will, damit er eine Souvenir 'at“, übersetzte M Delacour, was der Zauberer mit dem Fotoapparat sagte. „So rischtisch verstehe ich ihn aber nischt, er 'at eine starke Accent. Deutsch, würde isch sagen.“
Endlich hatte der Zauberer alle so arrangiert, daß er zufrieden war und schaute durch den Sucher des Apparats. Da trat ein Hotelzauberer aus der Tür und rief den Zauberer mit dem Fotoapparat zu sich.
„Er sagt, daß eine Eule gekommen ist“, sagte M Delacour.
Der Zauberer ging zu dem Hotelangestellten und verschwand schließlich im Hotel. Währenddessen standen die anderen Zauberer wie eingefroren vor dem nun herrenlosen Fotoapparat und versuchten, ein Lächeln zu bewahren.
„Apparieren wir“, sagte Harry bestimmt.

M Delacour hatte den Ort gut gewählt, an dem sie auftauchten. Sie standen mitten in den Reihen von meterhohen senkrecht in die Erde gestellten Steinen. Doch Harry fiel im selben Moment ein Versäumnis auf: „Wir haben vergessen, uns nach dem Frühstück umzuziehen! Wir tragen immer noch unsere Zaubererumhänge!“
Betreten sahen sich die Erwachsenen und James an. Die jüngeren Kinder liefen sowieso immer in Muggelsachen herum, auch im Hotel, so daß sie von dem Fauxpas nicht betroffen waren.
„Ach was, das Gelände ist doch groß, und die Leute schauen sowieso die Steine an“, sagte Ron schließlich. „Und außerdem gibt es immer noch den Gedächtniszauber.“
Solchermaßen einigermaßen beruhigt, machte sich die Gruppe auf den Weg, die vorgeschichtlichen Hinterlassenschaften zu erkunden. Harry war ebenso fasziniert wie alle anderen, unter anderem auch von der schieren Größe der Anlage. Als sie vor einem alten Grab standen, sagte Ron: „Toll, sieht aus wie eine Steinzeitgarage.“
Hermione war halb entsetzt, halb belustigt: „Ron!“
Die Gesamtanlage war nicht besonders breit, aber sie zog sich vier Kilometer hin. Sie waren zu beschäftigt, um eine Muggelfamilie in der Nähe zu bemerken. Doch dann fragte plötzlich eine Frau auf Englisch: „Entschuldigen Sie, sprechen Sie Englisch? Veranstalten Sie hier auch Führungen?“
Harry sah sie verwundert an und erwiderte: „Wir kommen aus England. Aber wieso sollten wir Führungen veranstalten?“
Die Muggelfrau zeigte auf die Zaubererumhänge: „Na, weil Sie das hier tragen.“
„Oh – ähm“, stammelte Harry und fingerte nach seinem Zauberstab, „das... wir, ähm, sind mit unseren Kindern da und...“
Die Muggelfrau war völlig begeistert: „Nein, das finde ich ja phantastisch! Wie Sie sich so viel Mühe für ihre Kinder machen, um es für sie interessanter machen! Verkleiden sich sogar passend! Da muß ich unbedingt ein Foto von Ihnen machen. Sie erlauben?“ Harry konnte gar nicht antworten, so schnell hatte sie ihren Fotoapparat herausgeholt und mehrere Fotos von der Gruppe geschossen. „Vielen Dank. Wir müssen weiter. Da hatten Sie eine sehr gute Idee!“
Die Muggelfamilie ging davon. Harry murmelte verdutzt: „Gern geschehen...“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 3. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Es gibt wunderbare Sequenzen – von der Spannung beim Trimagischen Turnier bis zum Humor und Herzschmerz beim Weihnachtsball, aber das treibende Element ist der traumhafte Thriller, in dem es ein echter Bösewicht auf Harry abgesehen hat – und nur Harry allein in der Lage ist, ihm die Stirn zu bieten.
Mike Newell über den vierten Harry-Potter-Film