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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Noch einmal Hagrids Hütte

von Krabbentaucher

Häppchen wurden dieses Mal natürlich nicht gereicht. Und obwohl nur die Wahl des neuen Vorsitzenden angesetzt war, hatte sich Harry für einen schlichten, schwarzen Umhang entschieden, in dem er besonders ernst und feierlich ausgesehen hätte, wenn nicht sein Haar wie üblich nicht zu bändigen war. Daß seine Wahl richtig war, zeigte sich, als er den Konferenzraum im Ministerium betrat. Auch die anderen Kommissionmitglieder trugen Schwarz. Mit einem knappen Nicken begrüßte Harry seine Kollegen, die den Gruß ebenso knapp und schweigsam erwiderten. Er setzte sich an den Tisch. Der Stuhl von Professor Tofty war leer.
Wenige Minuten später betrat Kingsley den Raum. Er schritt schweigend zum Platz des Vorsitzenden und stellte sich zwischen Stuhl und Tisch auf.
„Guten Morgen, verehrte Mitglieder der Prüfungskommission“, sagte er mit ernster, ruhiger Stimme. „Wie Sie wissen, ist Professor Tofty, der bisherige Vorsitzende dieser Kommission, verstorben. Das Amt des Kommissionsvorsitzenden ist somit vakant. Gemäß Abschnitt 42 der Prüfungsverordnung ist es in diesem Fall Aufgabe des jeweils amtierenden Zaubereiministers, den Vorsitz kommissarisch wahrzunehmen.“
Kingsley setzte sich.
„In dieser Eigenschaft habe ich diese Versammlung einberufen. Ich gehe recht in der Annahme, daß die Kommission noch nicht zusammengetreten ist, um über die Prüfungen des Jahres 2017 zu entscheiden?“
Murmeln und leichtes Kopfschütteln beantworteten die Frage.
„Gut. In diesem Fall bestimmt Abschnitt 43 der Prüfungsverordnung, daß der Zaubereiminister nur eine einzige Aufgabe hat, nämlich die Leitung der Sitzung, in der der neue Vorsitzende gewählt wird. Die Wahl ist in...“, er zog ein schmales Heftchen zu Rate, „...Abschnitt 33 geregelt. Danach ist für die Wahl des Vorsitzenden im ersten Wahlgang die Mehrheit der abgegebenen Stimmen notwendig, im zweiten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. Zunächst habe ich zu fragen, ob sich jemand zur Wahl stellt.“
Nicht nur Kingsley, sondern alle am Tisch blickten in die Runde. Niemand meldete sich. Kingsley fragte: „Möchte jemand einen Kandidaten vorschlagen oder gibt es sonstige Wortmeldungen dazu? Ja?“
Eine auch schon sehr alte Hexe hatte sich gemeldet. Sie krächzte: „Wenn ich nicht schon so alt wäre, würde ich mich zur Verfügung stellen, aber ich fühle mich dem nicht mehr gewachsen. Außerdem bin ich der Meinung, daß wir jemanden wählen sollten, der jung genug ist, sozusagen noch eine Weile durchzuhalten. Und jemanden, der über Reputation und so etwas wie Autorität verfügt. Und da wir hier den jungen Mann unter uns haben, der immerhin Du-weißt-schon-wen besiegt hat, würde ich Mr Harry Potter vorschlagen.“
Es gab zustimmendes Gemurmel am Tisch. Kingsley wandte sich Harry zu: „Harry, was sagst du dazu?“
Harry antwortete: „Ich fühle mich zwar geehrt, aber das Amt des Vorsitzenden kann ich beim besten Willen nicht ausüben. Erstens bin ich Leiter der Aurorenzentrale und damit vollauf beschäftigt. Ich habe schon Mühe, Zeit für Tätigkeit in der Prüfungskommission abzuzweigen, da würde mich das Vorsitzendenamt wirklich überfordern. Zweitens wird mein ältester Sohn in gut drei Jahren seine ZAGs ablegen, zwei Jahre später seine UTZe, und dann sind noch nach und nach jeweils im Zweijahresabstand meine beiden anderen Kinder dran. Das heißt, daß ich von...“, er rechnete nach, „... 2020 bis 2026 als Prüfer komplett ausfallen werde. Also, wie gesagt: Tut mir leid. Ich kann nicht kandidieren.“
Kingsley zeigte Verständnis: „Ich war selbst in einer Doppelrolle neben dem Ministeramt Leiter der Aurorenzentrale und weiß, wie aufreibend das ist. Ich denke, dann auch noch den Prüfungsvorsitzenden zu machen, wäre nicht gut. Irgendwelche anderen Vorschläge?“
Ein sehr alter Zauberer meldete sich: „Es ist ja nun leider so, daß die meisten von uns inzwischen schon sehr alt sind. Jeder von uns hat also das Problem, daß er nur eine Übergangslösung sein kann. Hier gibt es nur zwei jüngere Mitglieder: Mr Potter, dessen Gründe für die Ablehnung ich gut verstehen kann, und Professor McGonagall.“
Harry fand, daß der Begriff „jünger“ im Zusammenhang mit Professor McGonagall schon sehr befremdlich war, aber im Vergleich zu den anderen Kommissionsmitgliedern war er dennoch berechtigt.
„Minerva, was sagst du?“ fragte Kingsley die ehemalige Schulleiterin.
Professor McGonagall sagte skeptisch: „Ich bin erst seit wenigen Monaten in der Kommission und habe noch an keiner einzigen Konferenz zum Thema Prüfungen teilgenommen, geschweige denn Prüfungen durchgeführt.“
„Wenn ich was dazu sagen dürfte“, meldete sich Harry zu Wort.
„Ja, Harry?“ sagte Kingsley.
„Das ist zwar richtig, was Professor McGonagall da sagt. Aber sie weiß genau, was in den Prüfungen verlangt wird, da sie jahrzehntelang Lehrerin in Hogwarts war. Sie ist auch in einem Alter, in dem sie noch längere Zeit den Vorsitz ausüben kann. Als langjährige Lehrerin genießt sie sowohl Autorität als auch fachliche Reputation. Abgesehen davon sind die anderen Kommissionmitglieder nicht ganz ungeübt, außerdem arbeiten wir sehr kollegial. Meiner Meinung nach steht einer Kandidatur von Professor McGonagall nichts entgegen.“
Harry hörte zustimmendes Gemurmel. Professor McGonagall sah ihn erst scharf an, lächelte dann sehr kurz und sagte schließlich: „Gut, ich kandidiere für den Vorsitz.“
Kingsley nickte und fragte: „Noch irgendwelche Kandidaten oder Vorschläge?“
Schweigen beantwortete die Frage.
„Gut. Zur Wahl steht also Professor Minerva McGonagall. Abschnitt 33 sieht eine geheime Wahl vor. Ich darf Sie also bitten, auf einem Zettel 'ja', 'nein' oder 'Enthaltung' zu notieren, ihn zu falten und mir zu geben.“
Alle Kommissionsmitglieder am Tisch zückten ihre Zauberstäbe und beschworen Pergamentzettel, Federn und Tintenfäßchen herauf. Harry schrieb auf seinen Zettel „ja“, faltete ihn und reichte ihn Kingsley. Auch die anderen Mitglieder legten ihre gefalteten Zettel Kingsley vor. Der faltete die Zettel nun auseinander und bildete Häufchen. Genaugenommen blieb nur ein Haufen und ein einzelner Zettel.
„Das Ergebnis steht fest: Abgesehen von einer Enthaltung ist Professor Minerva McGonagall einstimmig zur Vorsitzenden der Prüfungskommission gewählt. Minerva, nimmst du die Wahl an?“
Professor McGonagall erhob sich und sagte: „Ja.“
Kingsley erhob sich ebenfalls und sagte: „Damit bist du die neue Vorsitzende. Herzlichen Glückwunsch und viel Glück in deinem neuen Amt. Wenn du dann bitte auf dem Stuhl des Vorsitzenden Platz nimmst?“
Er und Professor McGongall schüttelten die Hände, während die anderen Kommissionmitglieder mit den Knöcheln auf den Tisch Beifall klopften. Professor McGonagall setzte sich auf den Stuhl, den zuvor Kingsley besetzt gehalten hatte. Kingsley dagegen schritt zur Tür und sagte: „Damit ist meine Aufgabe hier erfüllt. Ich wünsche gutes Gelingen und einen guten Tag.“
Nachdem er den Raum verlassen hatte, erklärte Professor McGonagall: „Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Die Stimmenthaltung stammt selbstverständlich von mir. Nun, als nächstes wird die Konferenz zur Vorbereitung der Prüfungen abgehalten. Ich vertraue hier auf die kollegiale Hilfe, die Mr Potter soeben angedeutet hat. Ihnen wird eine entsprechende Terminsnachricht zugehen. Doch zum Abschluß dieser Sitzung darf ich Sie bitten, sich zu erheben für ein Gedenken an meinen verstorbenen Vorgänger.“
Sie und auch alle anderen am Tisch erhoben sich und senkten die Köpfe. Nach einer halben Minute bedankte sich Professor McGonagall und hob die Sitzung auf.

Zu James' 13. Geburtstag am siebten März schickten Harry und Ginny Geschenke nach Hogwarts, wobei die Familieneule, der inzwischen sehr alte Waldkauz Nicolas, dreimal fliegen mußte. Am Abend von James' Geburtstag sinnierte Harry: „Kaum zu glauben! Schon 13 Jahre ist es her, daß ich, ähm, wir Kinder haben und sich unser Leben grundlegend geändert hat.“
Ginny sah die ganze Sache praktischer: „13 Jahre – das heißt, daß wir uns darauf einrichten müssen, daß uns James im nächsten Jahr im Sommer seine erste Freundin vorstellen wird.“
Harry machte nur „hm“, denn aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht benennen konnte, gefiel ihm diese Vorstellung nicht besonders. Er hatte immer noch das kleine, rosige Bündel vor Augen, dem er einst die Windeln angelegt hatte. Irgendwie ging Harry das alles viel zu schnell.
„Vielleicht verheimlicht er sie uns auch, wenn er dann mal eine hat“, sagte er hoffnungsvoll.
„James?“ fragte Ginny ungläubig. „Harry, du müßtest deine Kinder doch kennen. James doch nicht. Der stellt sie uns nicht nur vor, sondern knutscht mit ihr auch vor unseren Augen, einfach weil er weiß, daß es uns ärgert.“
Harry lächelte vor sich hin. Ginnys letztem Satz entnahm er, daß auch sie sich mit dem Gedanken noch nicht anfreunden konnte, James mit jemandem zu teilen.

Ostern würde Mitte April sein. Harry hatte sich deshalb entschlossen, seinen alljährlichen Vortrag in Hogwarts auf Ende März, also vor die Osterferien zu legen. Zuvor waltete allerdings Professor McGonagall ihres Amtes: Sie berief die Prüfungskommission für Mitte März ein. Harry hatte vorsorglich seine Prüfungsunterlagen besonders sorgfältig vorbereitet, denn er wußte nicht, wie genau es seine alte Hauslehrerin nehmen würde.
Als er mit seinen Unterlagen in der Hand den Konferenzraum betrat, waren noch nicht alle da. Professor McGonagall ging ihm deshalb entgegen und begrüßte ihn persönlich. Der Grund für diese Ehre wurde sofort klar, denn sie sprach Harry leise an: „Es ist ja nun meine erste Saison – Sie sind immer mit einem Ministeriumsauto nach Hogwarts gekommen, richtig?“
„Ja“, erwiderte Harry leise. „Wir haben uns jeweils im Atrium getroffen und sind dann hoch an die Oberfläche, wo das Auto bereits am Besuchereingang gewartet hat.“
„Und Sie wissen nicht, wie Professor Tofty das Auto angefordert hatte?“
„Nein, aber wenn ich einen Ministeriumswagen brauche, schreibe ich eine Notiz an den Fuhrpark. Darin fordere ich ein Auto an, gebe meinen Wunsch an und natürlich die Zeit und den Zweck, für den ich das Auto brauche.“
„Und wann treffen Sie sich immer im Atrium? Ich weiß, daß Sie immer im Sonntag vor Beginn der Prüfungen in Hogwarts eintreffen, aber um welche Uhrzeit reisen Sie hier ab? Für wann soll ich den Wagen bestellen?“
Harry war es etwas peinlich, das zuzugeben: „Ich habe das zwar schon ein paar Jahre lang mitgemacht, aber ich merke mir nie die Uhrzeit. Die habe ich dann immer der Nachricht entnommen.“
„Tja, dann muß ich doch noch die anderen fragen...“, murmelte Professor McGonagall.
Doch Harry schlug vor: „Schreiben Sie doch dem Fuhrpark, daß Sie das übliche Auto wie üblich bereitgestellt haben wollen. Mit Fahrer. Und daß sie es Ihnen bestätigen sollen, also mit der Uhrzeit. Und sobald Sie diese Rückmeldung haben, verschicken sie die Nachrichten an die Kommissionsmitglieder.“
„Ah ja, danke, Mr Potter.“
Zwei weitere Kommissionsmitglieder betraten den Raum und wurden von Professor McGonagall begrüßt. Harry setzte sich an seinen Platz und legte seine Blätter mit den Prüfungsaufgaben vor sich hin. Dann nahmen auch die Neuankömmlinge und Professor McGonagall Platz.
Die Arbeit wurde wesentlich konzentrierter als vorher. Während Harry sich früher darauf beschränken konnte, die Prüfungsaufgaben in seinem Fach zu präsentieren und ansonsten vor sich hinzudämmern, erwartete die neue Vorsitzende, daß sich alle Mitglieder bei den Prüfungsaufgaben für alle Fächer äußern.
„Und was haben Sie vor, Mr Potter?“ fragte Professor McGonagall forsch.
„Ich werde die praktische Prüfung so veranstalten wie immer, also bei den UTZ-Prüfungen mit einem Hindernisparcours. Dafür werde ich zwei meiner Leute abstellen, die dafür sorgen, daß die Prüflinge auch auf ein paar Gegner stoßen“, sagte Harry. „Die schriftlichen Aufgaben habe ich Ihnen ja schon zukommen lassen, Professor.“
„Ja. Gibt es bei den anderen Fragen hierzu?“
Tatsächlich meldete sich ein Prüfer: „Einige Fragen speziell bei den UTZ-Aufgaben kommen mir etwas schwer vor. Sind Sie sich sicher, daß Sie nicht die Prüfungsaufgaben für Auroren vor Augen hatten, Mr Potter?“
„Ich war auch mal Schüler und weiß deshalb, was man verlangen kann“, erwiderte Harry. „Das sind alles Dinge, die einem in Hogwarts unterkommen können.“
„Aber trotzdem: 'Beschreiben Sie die Erzeugung, den Effekt und die Einsatzmöglichkeiten des Patronuszaubers' – kann das wirklich jeder vollständig beantworten?“
„Ich habe einen gestaltlichen Patronus -“
„Ja, Sie! Aber er gehört nicht zum zwingenden Unterrichtsstoff. Sie waren ja wohl die Ausnahme.“
„Nein, als wir die Schlacht von Hogwarts geschlagen haben, haben mehrere Schüler der damals sechsten und siebten Klasse sowas zuwege gebracht.“
„Das war auch eine Ausnahme, denn Ihrer Biografie ist doch zu entnehmen, daß Sie selbst die Schüler unterrichtet hatten.“
„Einige Prüflinge haben auch in der UTZ-Prüfung einen Patronus zustandegebracht“, sagte Harry. „Außerdem weiß ich, daß die wenigsten alle Fragen in der schriftlichen Prüfung richtig beantworten können. Das erwarte ich auch nicht. Genaugenommen bin ich besonders fair, weil ich mit den schweren Fragen den Prüflingen die Gelegenheit gebe, Zusatzpunkte einzufahren und andere Sachen auszubügeln.“
Professor McGonagall schaltete sich ein: „Wenn ich mich richtig erinnere, wurden die Prüflinge zu meiner Zeit als Schulleiterin im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht schlechter oder besser bewertet, seit Mr Potter als Prüfer tätig ist. Sie sind wahrscheinlich nicht der Co-Korrektor?“
„Nein“, mußte der Prüfer einräumen.
„Gut“, sagte Professor McGonagall. „Kommen wir zum nächsten Fach – Geschichte der Zauberei.“
Die Beteiligung der Prüfer an der Diskussion zu jedem Fach führte dazu, daß sich die Sitzung wesentlich länger hinzog und wesentlich anstrengender war als unter Professor Tofty. Harry sah als Vorteil, daß er schon jetzt deutlich besser über die anderen Fächer informiert war als zuvor. Das würde ihm die Arbeit erleichtern, wenn er bei den anderen Fächern aushelfen würde. Trotzdem war auch er froh, als Professor McGonagall endlich die Sitzung schloß: „Meine Damen und Herren Kollegen, ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Wir werden uns dann zu den Prüfungen wiedersehen. Die Nachricht lasse ich Ihnen noch zukommen.“

Harry machte sich schon knapp zwei Wochen später bereit, nach Hogwarts zu reisen. Er hatte die Gläser mit den Trümmern des goldenen Bechers von Jonas Poole und des Campingtopfes mit nach Hause genommen. Mit der Tasche mit den Gläsern in der Hand stand er nun am Samstagmorgen in der Eingangshalle.
„So, Kinder, ich bin heute Nachmittag wieder zurück. Oder am Abend. Ich bin ja noch bei Hagrid zum Tee eingeladen. James wird wohl auch dabeisein. Ich hoffe, Fred, Victoire und Dominique auch.“
Harry wollte gerade die Haustür öffnen, da meldete sich Albus zu Wort: „Dad?“
„Ja, Albus?“
„Es ist doch Frühling.“
„Jaah?“
„Da können wir doch wieder mal mit dem Motorrad fliegen.“
„Ja, das können wir mal machen. Vielleicht morgen, wenn es dann endlich aufgehört hat zu regnen. Sonst vielleicht in einer Woche.“
„Okay“, sagte Albus zufrieden. „Könntest du das James erzählen? Der hat wieder so genervt damit, daß er richtig Quidditch spielen kann.“
„Ich werde mal sehen, ob sich was ergibt“, sagte Harry ausweichend.
Er öffnete die Tür, ging die Stufen zum regennassen Grimmauldplatz hinunter und apparierte vor das Tor mit den geflügelten Ebern, durch das der Zutritt zum Schloßgelände möglich war.
In Schottland war es bewölkt, aber trocken. Harry ging zum Schloß und betrat die Eingangshalle. Nichts unterschied sich von seinen vorherigen Besuchen zu seinen Vorträgen: Nur wenige Schüler waren unterwegs, die bereits zum Frühstück gingen. So begegnete er kaum jemandem, auch nicht seinem Sohn und auch keiner Nichte und keinem Neffen, als er zum Büro der Schulleiterin ging. Am Wasserspeier angekommen, schaute Harry auf den Zettel, den ihm Professor Sprout geschickt hatte.
„Bubotubler“, sagte er, und der Wasserspeier gab den Weg zur Treppe frei.
Oben angelangt, klopfte Harry an und öffnete auf ein „Herein“ die Tür. Professor Sprout kam ihm entgegengewuselt. Ihr gebrach es noch immer an der ehrfurchtgebietenden Ausstrahlung, die man von Schulleitern der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei erwartet.
„Willkommen, Mr Potter, nehmen Sie doch Platz“, begrüßte sie ihn mit Handschlag.
„Guten Tag und danke, Professor“, erwiderte Harry den Gruß und setzte sich an den Schreibtisch.
Die Portraits der Schulleiter schauten neugierig auf ihn herab, während er wartete, daß Professor Sprout ihm und sich Elfenwein einschenkte.
„Nun denn, Mr Potter“, sagte sie und setzte sich ebenfalls, „was ist denn in diesem Jahr das Thema Ihres Vortrags? Ich habe mich eben mit meinen Vorgängern darüber unterhalten, und einige sind der Ansicht, daß die Schüler etwas über ihre letzte Expedition erfahren wollen.“
„Das Wesentliche stand ja schon im Tagespropheten“, sagte Harry, „aber ich werde trotzdem darüber berichten. Immerhin gibt es einen guten Einblick in die Arbeit der Aurorenzentrale. Und man sieht, daß ein großer Aufwand nicht unbedingt in einen dramatischen Endkampf münden muß.“
„Sie haben eine Tasche dabei...“, setzte Professor Sprout mit kaum verhohlener Neugier an.
Harry unterdrückte ein Grinsen und hob die Tasche auf seinen Schoß.
„Ich habe das fragliche Objekt mitgebracht. Wollen Sie einen Blick darauf werfen?“
„Oh ja!“ platzte Professor Sprout heraus.
Harry stellte nacheinander das Glas mit den Topfsplittern und das Glas mit den Bechersplittern vor sich auf den Schreibtisch und erläuterte: „Das Glas hier enthält die Reste des Campingtopfes, in dem wir den verzauberten Becher unschädlich gemacht haben und der dabei selbst draufgegangen ist. Und dieses Glas hier enthält die Splitter des Bechers, wie Sie am Goldglanz sehen können.“
Professor Sprout beugte sich über den Schreibtisch und beäugte die Gläser genau.
„Aah – jaah...“
Harry sah hoch zum Bild von Dumbledore. Dieser zwinkerte ihm kurz zu. Professor Sprout riß sich von den Gläsern los und sagte: „Ja, sehr interessant. Das wird sicher sehr aufschlußreich für die Schüler. Ihre älteste Nichte, Miss Victoire Weasley, wird wohl auch dabei sein?“
Professor Sprout meisterte die französische Aussprache nicht richtig, denn sie hatte „Viktoär“ gesagt.
„Ja, weiß nicht, vielleicht will sie lieber ausschlafen und den Samstag langsam angehen lassen“, antwortete Harry.
Doch Professor Sprout ließ nicht locker: „Ihre Nichte ist doch jetzt in der sechsten Klasse, da legt sie im nächsten Jahr ihre UTZe ab.“
Harry nickte.
„Und... haben Sie eigentlich schon über die Prüfungsaufgaben für dieses Jahr gesprochen?“ hakte die Schulleiterin nach.
„Ja“, erwiderte Harry und fügte, als ihn die Schulleiterin auffordernd anschaute, hinzu: „Von mir aus nichts neues. Ich halte nichts davon, die Prüflinge zu überraschen. Die jüngeren werden von den älteren Schülern wissen, wie das bei mir läuft, und darauf sollten sie sich einstellen können.“
„Ah ja, sehr fair von Ihnen. Und die anderen Fächer?“
„Das weiß ich nicht mehr so genau“, antwortete Harry ausweichend und sah auf die Uhr. „Es wird langsam Zeit, daß ich zum Raum der Wünsche gehe.“
„Sicher“, sagte Professor Sprout. „Sie geben uns doch zum Mittagessen die Ehre?“
„Gerne“, erwiderte Harry, nahm seine Tasche, steckte die Gläser hinein und stand auf.
Er wollte gerade zur Tür hinausgehen, da hörte er eine ölige Stimme, die er wirklich nicht mehr als einmal im Jahr hören mußte: „Liebe Pomona, Sie sollten darauf achten, ob Mr Potter auch wirklich nach dem Vortrag zum Mittagessen kommt oder sich Zeit läßt. Vielleicht benutzt er auch dieses Jahr wieder den Vortrag, um irgendetwas... nun ja... anzustellen.“
Harry wandte sich Snapes Gemälde zu: „Etwas anzustellen? Ich habe letztes Jahr nichts angestellt.“
Snapes Lippen kräuselten sich höhnisch.
„Ah – Sie wissen, worauf ich anspiele. Vielleicht ist 'anstellen' der falsche Begriff, aber bei einem Potter kommt mir spontan nichts anderes in den Sinn, wenn ich bedenke, was die Frucht Ihrer Lenden zum Schulleben beizutragen hat.“
„Sicher ein paar gute Falkenkopfangriffsformationen in der Hausmeisterschaft“, erwiderte Harry und verließ das Schulleiterbüro.

Es war unübersehbar, daß auch Victoire unter den Schülern war, die vor dem Raum der Wünsche auf Harry warteten. Obwohl sie eine Generation weiter von ihrer Veela-Vorfahrin entfernt war als ihre Mutter, war noch genug übrig, um diese undefinierbare, unsichtbare, aber dennoch strahlende Ausstrahlung zu erzeugen – und das, obwohl sie von Jungen umlagert war. Als Harry auftauchte, wurde es still, wobei die Neugier nicht ganz so groß war wie bei Leuten, die vorher noch nie mit ihm zu tun hatten. Schließlich hatte Harry jeden von ihnen bereits in den ZAG-Prüfungen zumindest im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste geprüft.
„Hallo, Victoire!“ begrüßte er seine Nichte.
„'allo, Onkel 'arry!“ erwiderte sie seinen Gruß.
„Hältst Du das echt das ganze Jahr durch?“ fragte er grinsend.
Sie warf ihm einen sehr bösen Blick zu. Harry ging dreimal vor der Mauer auf und ab, wünschte sich seinen Vortragsraum, dann erschien die Tür. Harry ließ die Schüler ein, trat selbst ein, schloß die Tür und ging nach vorn. Er legte die Tasche auf den Tisch und bat mit Armbewegungen um Ruhe. Als diese eingekehrt war, räusperte er sich und sagte: „Guten Tag, liebe Schüler. Sie werden mich noch kennen, ich bin Harry Potter, ich habe Sie alle für die ZAGs im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste geprüft.“
Heiterkeit machte sich breit. Immerhin gab es Schokofroschkarten mit ihm. Er fuhr fort: „Gut, heute will ich mal etwas halbwegs Aktuelles berichten. Das heißt, so aktuell ist es auch nicht, es liegt schon mehr als ein halbes Jahr zurück und von seinen Anfängen her sogar mehr als ein Jahr. Es geht um einen schwarzmagischen Gegenstand, den wir ausfindig und unschädlich gemacht haben.“
Er nahm die Tasche und stellte nacheinander das Glas mit den Resten des Campingtopfes und das Glas mit den Resten des Bechers auf den Tisch. Zuerst hob er das Glas mit den Topfresten an.
„Diese Splitter gehören zu einem Topf, den ich verwendet habe, um das schwarzmagische Artefakt zu zerstören, und der bei der Aktion selbst zerstört wurde. Aber um den geht es heute nicht. Vielmehr geht es hierum.“
Harry setzte das Glas ab und hob das andere Glas an.
„Was hier wie Gold glänzt, ist auch Gold. Und zwar pures Gold. Heute sind es nur noch Splitter, aber es war einmal ein Becher, der mit einem äußerst gefährlichen Zauber belegt worden war. Durch diesen Zauber hätten Ernten vernichtet und Wasserquellen sozusagen vergiftet werden können.“
Er setzte das Glas wieder ab.
„Heute will ich Ihnen nicht nur schildern, wie dieser Becher zerstört wurde, sondern vor allem, wie er aufgespürt wurde. Sie werden sehen, daß der Kampf gegen die dunklen Künste wie das Bohren sehr dicker Bretter ist, ohne daß am Ende ein dramatischer Kampf auf Leben und Tod oder irgendein episches Ereignis stehen muß.“

Sehr viel später verließ Harry als letzter den Raum der Wünsche und schloß die Tür, die sich wieder in ein Stück Mauer verwandelte. Er ging langsam hinunter in die Eingangshalle und von dort aus in die Große Halle. Während er zum Hohen Tisch lief, schweifte sein Blick über die Tische der Gryffindors, Ravenclaws und Hufflepuffs. Letzteres ließ er schnell sein, denn seit letztem Sommer gab es keinen Hufflepuff mehr, den er kannte, denn der war jetzt irgendwo auf dem amerikanischen Doppelkontinent unterwegs. Am Gryffindor-Tisch entdeckte er Fred und James und winkte ihnen kurz zu. Sie erwiderten sein Winken. Am Ravenclaw-Tisch saß Dominique und winkte ebenfalls. Victoire hatte den Raum der Wünsche zwar wie alle Schüler vor Harry verlassen, hatte es aber offenbar noch nicht bis in die Große Halle geschafft. Harry vermutete hormonelle Probleme in ihrer Umgebung als Ursache. Am Hohen Tisch saßen bereits Professor Sprout, Hagrid und andere Lehrer, nicht aber Neville.
„Harry, toll, daß du da bist!“ begrüßte ihn Hagrid und bot ihm einen Stuhl zwischen sich und Professor Sprout an.
„Ich finde es auch immer wieder schön, hier zu sein“, sagte Harry. „Zu meinem Vortrag lieber als zu den Prüfungen, denn da bin ich ja von allem isoliert, außerdem ist die Stimmung dann so angespannt. Wo ist eigentlich Neville?“
„Professor Longbottom verbringt die Wochenenden bei sich zu Hause“, sagte Professor Sprout. „Nachts kehrt er natürlich ins Schloß zurück, schließlich ist er Hauslehrer.“
„Hau rein, Harry, aber nicht zu viel, sonst bekommst du nachher keinen von meinen Felsenkeksen mehr runter“, ermunterte ihn Hagrid.

Nicht nur Harry, auch sein Sohn, sein Neffen und seine Nichten wußten, wie Hagrids Felsenkekse verdaulich gemacht werden konnten. Hagrid schaute ziemlich verdrießlich zu, wie sie alle – Harry, James, Fred, Victoire und Dominique – ihre Felsenkekse in den Tee hielten und aufweichen ließen. Doch auch Victoire schaute etwas verdrießlich drein.
„Das hättest du nicht sagen müssen, Onkel Harry“, murrte sie.
„Was denn?“ fragten James und Fred.
Harry antwortete: „Ach, sie hat mich mit französischem Akzent begrüßt und ich habe sie gefragt, ob sie den das ganze Jahr über durchhält.“
„Vohr die 'übsche Jüngen?“ grinste Fred.
Victoire zückte ihren Zauberstab, Fred verstummte. James holte seinen Zauberstab hervor und sagte: „Dauernd macht sie mit Jungs rum. Mit mehreren auf einmal! Und als ob ihr Veela-Blut nicht ausreichen würde, tut sie so, als ob sie nicht richtig Englisch sprechen kann. Und die Idioten fliegen auf sie.“
„James, laß es“, warnte Victoire.
„Mum nervt das auch echt total“, fiel ihr ihre Schwester in den Rücken.
„Oh, Mann!“ stöhnte Victoire. „Aber das sage ich dir: In spätestens zwei Jahren sprechen wir noch mal darüber, wie du das machst.“
„Sach mal, Victoire, wird's nicht langsam Zeit für 'nen festen Freund?“ schaltete sich Hagrid ein. „Guck mal, Teddy hatte auch 'ne feste Freundin.“
„Freundinnen“, korrigierte Fred.
„Aber wenigstens nacheinander“, setzte James nach.
„Hätte denn einer ernstes Interesse?“ fragte Harry.
Nicht Victoire, sondern James antwortete mit sehr vorwurfsvollem Unterton: „Foster macht ihr den Hof – der ist ein Slytherin!“
„Na und?“ fragte Harry, was ihm einen fassungslosen Blick von James und Fred einbrachte.
Letzterer ergänzte: „Beim letzten Hogsmeade-Wochenende ist sie mit ihm sogar in Madam Puddifoot's verschwunden.“
„Hast du bei deinen Hogsmeade-Wochenenden nichts anderes zu tun, als mir hinterherzuschnüffeln?“ giftete Victoire.
„Ich will auch endlich nach Hogsmeade, aber das geht erst ab nächstem Jahr“, seufzte James.
„Dazu brauchst du unsere Genehmigung, also die von mir und von Mum“, sagte Harry.
„Die bekomme ich doch?“ fragte James herausfordernd.
„Mal sehen“, antwortete Harry ausweichend, denn er meinte, es schade nicht, wenn sein Sohn nicht alles als selbstverständlich nehmen würde. „Überhaupt gibt es im nächsten Jahr Änderungen. Da mußt du dir neue Fächer aussuchen, aber du mußt auch die alten behalten.“
„Ich hätte da schon mal 'nen Tip“, ließ sich Hagrid vernehmen.
„Magische Geschöpfe“, vermutete Harry.
„Is 'n interessantes Fach und bei mir niemals langweilig.“
„Das stimmt. Wenn man davon absieht, daß du uns nach dem Unfall mit Malfoy monatelang nur Flubberwürmer hast füttern lassen, bis sie tot waren, weil sie sich an Salat überfressen haben“, erinnerte sich Harry. „Dafür war deine Eigenzüchtung umso... ähm... interessanter.“
„Aber du kannst nich' sagen, daß es dir nicht geholfen hat, Harry“, wandte Hagrid ein. „Das Fach, meine ich. Mein Unterricht. Mit Seidenschnabel hattest du damals Sirius Black zum Ausbruch verholfen und mit den Thestralen bist du mit Ginny und den anderen nach London geflogen.“
„Das war nützlich, ja“, räumte Harry ein.
„Was sind denn Thestrale?“ wollte James wissen.
„Unsichtbare Tiere“, erklärte Harry. „Können fliegen, aber auch wie normale Pferde laufen und Wagen ziehen. Die Kutsche, mit der du vom Bahnhof abgeholt und dorthin zurückgebracht wirst, werden von Thestralen gezogen.“
James und Fred sahen Harry mit großen Augen an. James brachte nur ein „echt?“ heraus, während Fred sagte: „Ich dachte, die Kutschen fahren von allein.“
„Das sind Thestrale“, sagte Victoire, die sie in der fünften Klasse bei Hagrid näher kennengelernt hatte. „Phantastischer Orientierungssinn. Für die, die sie sehen können, sollen sie so aussehen wie total abgemagerte Pferde mit drachenähnlichen Köpfen und riesigen Fledermausflügeln.“
Dominique schüttelte sich und meinte: „Unheimlich.“
James und Fred sahen das anders: „Cool!“
„Sin' Fleischfresser“, ergänzte Hagrid. „Ansonsten ein Punkt für Ravenclaw.“
„Und für Gryffindor?“ begehrte Fred auf.
„Ein andermal vielleicht“, wehrte Hagrid ab.
Sie unterhielten sich noch über dies und das, bis es später Nachmittag war. Harry stand endlich auf und sagte: „So, ich muß jetzt nach Hause, Ginny, Albus und Lily warten auf mich. Macht's gut. Ich denke, wir sehen uns in einer Woche in King's Cross.“
„Und dann fahren wir zum Fuchsbau“, freute sich James. „Oder apparieren wir? Lily hat es doch gut überstanden.“
„Jaah, das schon“, überlegte Harry. „Aber wir haben auch eine Menge Zeug dabei... Na, mal sehen.“ Er nahm die Tasche mit den Resten seiner Poole-Expedition an sich und öffnete die Tür. „Schönes Wochenende noch!“


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