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Die Aurorenzentrale - Die Weiße Insel

von Krabbentaucher

Die erste und vorerst beste Idee hatte Miss Williamson: „Ich gehe erst einmal duschen. Das ist in einem Gebäude doch viel besser als auf diesem engen Boot.“
„Und dann einen Kaffee“, stimmte Ron zu.
Harrys drei Begleiter hatten sich so schnell ihr Duschzeug geschnappt und waren zum Servicegebäude gegangen, daß Harry nur noch warten konnte, da es pro Geschlecht nur zwei Duschen gab. Nachdenklich schaute er auf den Isfjord hinaus, auf dessen anderer Seite in vierzig Kilometern Entfernung die Berge aus den weiten Gletscherflächen ragten. Harry genoß die klare arktische Luft und die Ruhe, die nur durch die nahe Küstenseeschwalbenkolonie gestört wurde. Dann entschloß er sich, die große Karte im Aufenthaltsraum des Servicegebäudes zu betrachten. Er holte sein Duschzeug, ging zum Gebäude, stieg die Stufen hoch, betrat den Vorraum und zog seine Schuhe aus. Auf Socken ging er in den Aufenthaltsraum, der verlassen dalag.
Juliette hat Recht, dachte Harry, das Boot war wirklich sehr eng. Hier ist es viel angenehmer nach diesen drei Tagen.
Er studierte die zwei Meter hohe Karte. Erst bei diesem großen Maßstab wurde ihm voll und ganz bewußt, wie weit abseits Kvitöya lag. Er legte sein Duschzeug auf dem nahen Tisch ab und steckte mit den Fingern die Entfernung ab.
„Und? Wie weit ist es?“
Harry fuhr herum. Ron stand da, sein Duschzeug in der Hand.
„Fertig?“ fragte Harry.
„Ja, Tony kommt auch gleich. Ich habe mir erlaubt, ihm mit meinem Zauberstab die Haare zu trocknen, sonst holt er sich draußen eine Erkältung“, sagte Ron. „Also: Wie weit?“
„Auf dem Seeweg ungefähr neunhundert Kilometer, wenn man um die Südspitze herumfährt. Luftlinie natürlich weniger“, antwortete Harry.
„Wenn wir nur Besen dabei hätten...“, murmelte Ron.
„Haben wir aber nicht“, versetzte Harry. „Außerdem sitzen wir da im Freien – stell dir mal vor: Hier unten auf Meereshöhe sind es nur fünf Grad. Auf Flughöhe haben wir wahrscheinlich null Grad. Dann müßten wir uns entscheiden: Entweder langsam fliegen und entsprechend lange der Kälte ausgesetzt sein oder schnell fliegen und den Fahrtwind aushalten.“
„Wie lange braucht so ein Boot?“ fragte Ron und starrte auf die Karte.
„Ein Boot hilft uns nicht, wir bräuchten einen Eisbrecher.“
Das war die Stimme von Tony, der auch frisch geduscht aufgetaucht war.
„Richtig, Arne hat was davon gesagt, daß Kvitöya fast immer von Treibeis eingeschlossen ist“, bestätigte Harry. „Wie schnell ist ein Eisbrecher?“
Tony hob die Schultern und vermutete: „Höchstens zwanzig Knoten, denke ich mal. Also so etwa vierzig Kilometer in der Stunde. Oder weniger. Und im Eis vielleicht nur zehn.“
„Knoten oder Stundenkilometer?“ fragte Ron.
„Stundenkilometer“, sagte Tony.
Harry überlegte: „Neunhundert Kilometer... und je nachdem, wo das Eis anfängt...“
„Ein Tag, wenn überhaupt kein Eis da ist“, schloß Tony. „Wahrscheinlich aber mit Eis anderthalb Tage.“
„Und dann anderthalb Tage zurück – das wird zu knapp“, murmelte Harry.
„Willst du etwa einen Eisbrecher mieten?“ fragte Ron.
„Nein, natürlich nicht. Woher auch? Die liegen ja nicht auf Abruf im Hafen“, erwiderte Harry. „Man könnte höchstens versuchen, auf einem Eisbrecher mitzufahren, der sowieso dorthin fährt. Aber mit den Touristen an Bord werden die unterwegs auch halten. Also, das wird nichts.“
„Ich mache erstmal Tee“, verkündete Tony und ging zur Küchenzeile.
„Und ich gehe duschen“, sagte Harry, schnappte sich sein Duschzeug und ging hinüber in den Waschraum mit den orangefarbenen Trennwänden.

Als er etwas später frisch geduscht in den Aufenthaltsraum zurückkam, saßen Ron, Tony und Juliette schon um den Tisch am Panoramafenster neben der Karte herum und tranken Tee. Harry setzte sich dazu und goß sich auch eine Tasse ein.
„Und? Noch irgendwelche Ideen?“ fragte er.
„Hubschrauber“, antwortete Ron. „Tony meint, man könnte hier Hubschrauber mieten. Mit Pilot. Aber nicht für rein touristische Zwecke. Nur Rettung oder Wissenschaft.“
„Kostenpunkt?“ fragte Harry.
„Weiß nicht – fünfzehntausend Pfund vielleicht“, vermutete Tony.
„Vergiß es“, sagte Harry und trank Tee.
„Also apparieren“, stellte Miss Williamson fest. „Vielleicht brechen wir vordergründig zu einer Wanderung in die Umgebung von Longyearbyen auf und apparieren dann zur Kvitöya. Die Wahrscheinlichkeit, dort auf jemanden zu stoßen, ist gering. Und wenn – bevor der was sagen kann, haben wir ihm doch einen Gedächtnis- oder Verwirrungszauber aufgehalst.“
„Im Grunde müßten wir hier unsere Zelte gar nicht abbrechen“, meinte Ron. „Wir könnten doch auf dem Weg in den Ort apparieren.“
Tony fiel etwas ein: „A propos Ort: Ich muß noch das Gewehr zurückbringen. Und ich wollte noch zu UNIS.“
„Wohin?“ fragte Harry verständnislos.
„UNIS – das ist diese Universität dort in Longyearbyen. Dieses große moderne Holzgebäude.“
„Okay, morgen“, sagte Harry. „Und frag mal nach, welche Aktivitäten es auf Kvitöya gibt. Das wäre gut zu wissen.“

Am Abend belebte sich der Campingplatz und insbesondere der Aufenthaltsraum des Servicegebäudes. Harry hatte zwei Zelte mit vier Personen für die restliche Zeit ihres Aufenthalts angemeldet und bezahlt, Ron hatte einige der übriggebliebenen Vorräte von der Bootsfahrt in das Gebäude gebracht und Tony und Miss Williamson machten sich daran, ein Abendessen daraus vorzubereiten, wobei sie sich beeilen mußten, weil auch andere Camper die vier Kochplatten in Anspruch nehmen wollten.
„Schon was gemacht?“ wurde Harry von einem älteren, aber ziemlich drahtigen Herrn angesprochen.
„Ja, wir hatten ein Boot gechartert und sind hier entlanggefahren“, antwortete Harry und zeigte auf der Karte die Route.
Er hatte einiges zu erzählen und kam so mit dem Herrn ins Gespräch. Harry hatte die Hoffnung, von ihm etwas über Kvitöya zu erfahren, aber der Herr war begeisterter Kajakfahrer und kannte sich nur im Isfjordgebiet gut aus.
„Essen ist fertig“, beendete Miss Williamson das Gespräch.
Harry setzte sich an den Tisch und begann zu essen. Am Nachbartisch hatten zwei Wanderer begonnen, ihre Gewehre – Pumpguns – auseinander zu nehmen und zu reinigen. Mit der größten Selbstverständlichkeit, gerade so, als sei es das normalste auf der Welt, vor dem Abendessen noch eben mit Waffen zu hantieren, hatten sie die Einzelteile auf ihrem Tisch verteilt und hielten jeder das Rohr, das der Lauf ihrer jeweiligen Waffe war, in der Hand und reinigten es mit einem Putzstock. Danach ölten sie einige Teile und bauten die Waffen wieder zusammen.
Nach dem Essen räumte Ron ab und spülte das Geschirr. Tony hatte Kaffee gemacht, den sie tranken, als Ron fertig war. Harry sah versonnen durch das Panoramafenster hinaus auf den Adventfjord. Er fühlte sich wohl. Er und seine Leute hatten nun einiges an Erfahrung aufzuweisen und saßen unter den ganzen Wandern, Kajakfahrern und Arktisfahrern nicht mehr als ahnungslose Neulinge im Aufenthaltsraum, sondern gehörten sozusagen dazu. Der Vorteil war, daß sie etwas erzählen und sich austauschen konnten. Ganz nebenbei ließ Harry bei einer Unterhaltung das Thema „abgelegene Punkte auf Svalbard“ einfließen.
„Ich war mal dort, auf Andréeneset auf Kvitöya“, verkündete ein etwa Dreißigjähriger.
„Ach ja? Und wie bist du dorthin gekommen?“ fragte Harry neugierig.
„Das war so eine Tour rund um Spitzbergen. Also rund um die Hauptinsel“, sagte der Dreißigjährige. „Mit einem Eisbrecher. Das Thema war Flugzeuge und Luftschiffe über der Arktis. Wir waren wie ihr auf Dansköya, wo Andrée mit dem Ballon gestartet ist. Und dann sind wir oben rum, durch die Hinlopenstraße und südlich um Nordaustlandet herum zur Kvitöya gefahren.“
„Wie lange hat das gedauert?“
„Ähm, mal überlegen... Das war letztes Jahr... Wir hatten da oben schon Eis und vor Kvitöya auch noch einmal... Drei Tage, bis wir dort waren. Und dann sind wir unten rum zurück, haben noch an Inseln Halt gemacht, um ein paar verlassene Trapperhütten anzugucken. Dann noch Hornsund, so ein besonders wilder Gletscher, Trygghamna und dann diese Bucht, wo ihr auch wart.“
Harry fand das aufschlußreich, weil ihm das eine Vorstellung davon gab, wie lange derartige Eisbrechertouren normalerweise dauerten. Aber etwas anderes interessierte ihn auch noch: „Und was gibt es dort zu sehen, wo Andrée und seine Leute gestorben sind? Liegen dort noch Gegenstände?“
„Alles weg, jedenfalls nichts mehr zu sehen“, sagte der Mann. „Allerdings wird angeblich bis heute die eine oder andere Kleinigkeit dort gefunden. Aber nur selten.“
Demnach könnte der Becher noch dort liegen, überlegte Harry, denn sonst wäre er aufgefallen – vorausgesetzt, einer von der Ballonexpedition hatte den Becher mitgenommen.

Am nächsten Tag gegen Mittag brachen Harry, Ron, Tony und Miss Williamson auf. Harry hatte sich für die Abkürzung entschieden, nämlich den Abhang zum Flughafen hochzugehen und dann der Flughafenstraße zu folgen.
„Wir sind außer Sicht, wir können apparieren“, stellte Ron fest.
„Laß uns mal den ganzen Weg zu Fuß gehen, sind laut Angabe im Plan nur vier Kilometer“, sagte Harry. „Das Wetter ist doch ganz okay, außerdem waren wir drei Tage auf einem engen Boot eingepfercht.“
Ron brummte etwas vor sich hin. An der Wegkreuzung bogen sie ab auf die alte, unbefestigte Straße, die deutlich oberhalb der neueren Uferstraße verlief und die für den Autoverkehr gesperrt war. Von hier aus hatten sie während des Weges einen schönen Blick auf den Fjord.
„Vielleicht sollte ich das mit dem Gewehr verlängern“, schlug Tony vor. „Wenn wir doch noch mal aufbrechen...“
„Wir werden allein sein und außerdem unsere Zauberstäbe dabeihaben“, gab Miss Williamson zu bedenken. „Ich beschütze dich schon.“
Bei diesen Worten verstrubbelte sie Tonys Haare.
„Falls ihr nicht... ähm... abgelenkt seid“, bemerkte Ron.
„Dann nützt das Gewehr auch nichts“, stellte Harry fest. „Allerdings sollten wir das Gewehr schon deshalb dabeihaben, damit wir uns vom Campingplatz aus glaubwürdig auf Wanderschaft begeben können.“
Die Schotter- und Dreckstraße führte an alten Stützen der ehemaligen Materialseilbahn vorbei, an denen noch die Seile und einige Loren hingen. Diese Seile führten zu dem großen, verschachtelten grauen Stelzengebäude, das Harry schon bei ihrem Besuch beim Sysselmann aufgefallen war. Es handelte sich offenbar um die Zentralstation der Seilbahn.
„Das sollen echt nur vier Kilometer sein?“ beschwerte sich Ron. „Wir sind noch nicht einmal richtig im Ort!“
„Wahrscheinlich sind das nur vier Kilometer bis zum Ortseingang, der Ort selbst zieht sich noch ziemlich“, vermutete Harry.
Gemeinsam gingen sie in den Ort hinunter zu dem Geschäft, wo sie das Gewehr gemietet hatten. Die Verlängerung der Mietzeit geschah unproblematisch. Harry sagte zu Tony: „So, du wolltest zu diesem UNIS – wir gehen dann mal in dieses Café, wo wir das letzte Mal gesessen haben. Du weißt, das bei diesem großen Supermarkt. Dort erwarten wir dich.“
„Okay“, sagte Tony.
Tony bog nach rechts ab, Miss Williamson folgte ihm: „Ich komme mit!“
Ron grinste, als er mit Harry den Weg zum Ortskern fortsetzte.
„Ob sie heute Nacht den Muffliatozauber über das Zelt gelegt hat? Oder etwas in der Art?“ fragte er.
Harry bemühte sich um Strenge in der Stimme: „Ron, die beiden kennen sich erst seit ein paar Tagen. So schnell steigen die nicht miteinander in die Kiste. Oder hast du das damals gemacht?“
„Mit Hermione? Hör mal, wir hatten da diese Schlacht und dann die Reise nach Australien, wo du und Dingsbums dabei-“
„Ich meine Lavender.“
„Ähm – nein.“

Harry stellte fest, daß sich die Arktis am besten aushalten läßt, wenn man in einem gut geheizten Café sitzt, eine heiße Schokolade trinkt und ein großes Stück Kuchen vor sich auf dem Tisch stehen hat.
„Ah – sie sind da“, sagte Ron und hob die Hand.
Tony und Miss Williamson winkten zurück und holten sich auch erst etwas von der Theke, bevor sie sich an den Tisch setzten.
„Und?“ fragte Harry.
„Sehr gut“, sagte Tony in aufgeräumter Stimmung. „Zur Zeit fährt ein Eisbrecher dort in der Gegend herum, der von UNIS gechartet worden ist für eine Expedition. Sie meinten, dem Plan nach wäre er jetzt gerade vor Kvitöya. Sie haben dann mal nachgesehen oder nachgefragt oder was: Da sind tatsächlich Studenten an Land.“
„Aha – und das freut dich? Wo du doch nicht dabei bist?“ fragte Ron.
Tony erwiderte: „Natürlich. Wenn wir zum Beispiel morgen dorthin appadingsen, kann ich trotzdem etwas in meiner Arbeit über Kvitöya schreiben mit Fotos und allem. Ich bräuchte nur darauf hinzuweisen, daß man eine besondere Genehmigung braucht, die meistens an spezielle Touren wie die von UNIS vergeben werden. Und daß man mit dem Eisbrecher dorthin fahren sollte.“
„Ah – und dann schreibst du noch, wie der Eisbrecher geheißen hat und nennst ungefähr das Datum“, vermutete Harry, der sich seit seiner Kindheit in Ausreden geübt hatte.
„Richtig. Ob ich wirklich dabei war, wird keiner überprüfen“, bestätigte Tony.
„Und wie sieht es mit dem Sysselmann aus?“ fragte Ron. „Hat man dir auch gesagt, wann der dort auftaucht?“
„Leider nein“, antwortete Tony und nippte an seiner heißen Schokolade. „Es ist wohl so, daß der Sysselmann ab und zu Überwachungsflüge mit einer kleinen Dornier fliegen läßt, aber wann und wo, da gibt es keinen Plan.“
Harry überlegte: „Hm, aus der Luft kann man auf diesem Gelände Personen erst sehr spät sehen... Außerdem hört man ein Flugzeug relativ gut... Das Risiko können wir eingehen: Wenn wir etwas hören, desillusionieren wir uns. Weißt du von sonst noch irgendwelchen Schiffen in der Nähe?“
„Nein, aber der Sysselmann weiß es“, antwortete Tony.
„Und wenn wir den fragen, sieht das komisch aus“, meinte Miss Williamson. „Irgendwie verdächtig – warum sollten wir wissen wollen, welche Schiffe sich für welche Gegend angemeldet haben?“
„Okay, Schiffe sind ja nicht ganz klein“, sagte Harry. „Morgen geht's dann also auf Kvitöya: Die Exkursion von UNIS ist dann weg, Tony hat sein, wie soll ich sagen, Alibi, und was den Syssemann angeht, da müssen wir einfach wachsam sein. Wie auch mit den Eisbären.“

Auf dem Rückweg hatte Harry noch entschieden, erst am späten Nachmittag nach Kvitöya zu apparieren, weil er die Wahrscheinlichkeit dann für am geringsten hielt, daß die Leute des Sysselmannes noch eine Überwachungsrunde drehten. Im Aufenthaltsraum des Servicegebäudes hatten er und seine Begleiter sich während des Abendessens und danach an Gesprächen mit anderen Gästen des Campingplatzes beteiligt.
Als es zu einer Zeit, in der in England allmählich die Nacht hereinbrechen würde, aufklarte und die Sonne von Nordwesten her ihr goldenes Licht entsandte, besetzten sie draußen den Tisch, der vor der schmalen, dem Isfjord zugewandten Seite des Servicegebäudes stand. Harry saß mit dem Rücken an das Gebäude gelehnt und blinzelte in die Sonne, neben ihm saß Ron, ihnen gegenüber hatten Tony und Miss Williamson Platz genommen.
„Der Typ, mit dem ich gesprochen habe, meinte, daß die Wanderung durch das Björndal nach Grumantbyen eine beliebte Tageswanderung sei“, begann Harry.
„Habe ich auch gehört“, stimmte Ron zu. „Dazu müßten wir der Straße zum Isfjord um die Landebahn des Flughafens herum folgen. Wenn die Straße zuende ist, müssen wir steil bergauf durch das Tal und dann noch steiler bergab zu dieser ehemaligen Grubensiedlung.“
„Eine andere beliebte Tour führt wohl über den Gletscher hoch, der am Ende des Tales von Longyearbyen liegt. Und dann über den anderen Gletscher wieder runter. Zwischendurch kann man dann noch auf diesen markanten Berg drauf, den Sarkofagen, hat mir eine Frau gesagt“, berichtete Miss Williamson.
„Und dann gibt es da noch zwei Varianten“, schloß Tony, „nämlich über den Longyearbreen zum Nordenskiöldtoppen oder über den Larsbreen zum Trollsteinen. Natürlich kann man auch an weitere Touren denken, was auch immer die Karte und die Füße hergeben.“
„Trollsteinen...“, murmelte Ron und sah Harry vielsagend an.
Harry wußte, woran Ron dachte. Auch vor seinem geistigen Auge war ein Troll in einer Mädchentoilette erschienen. Aber er mußte eine Entscheidung herbeiführen: „Wir sollten eine Route nehmen, wo nicht damit zu rechnen ist, daß wir Leuten vom Campingplatz über den Weg laufen.“
„Warum? Wir sind doch sowieso ganz woanders“, fragte Miss Williamson.
„Weil wir auch etwas erzählen müssen. Und wenn andere in dem fraglichen Gebiet waren, könnte es sein, daß sie sich wundern, uns nicht gesehen zu haben“, erläuterte Harry.
„Im engen Björndalen könnte das etwas schwieriger sein als auf dem Gletscher, von wo es verschiedene Möglichkeiten gibt“, sagte Tony.
„Okay, dann gehen wir also zum... sagen wir mal... Nordenskiöldtoppen“, beschloß Harry, schloß die Augen und hielt das Gesicht in die Sonne.

Am nächsten Morgen frühstückten die Vier ausgiebig, denn sie hatten bei ihrem Besuch in Longyearbyen noch einmal eingekauft. Auf diese Weise hatten sie alles da, was für ein englisches Frühstück erforderlich war. Auf die Anfrage eines Campinggastes teilte Harry nebulös mit, daß sie den Longyearbreen hinaufwandern und dann sehen wollten, was sich dort anbieten würde.
Nach dem Frühstück packten sie in ihren Zelten ihr Tagesgepäck in kleine Rucksäcke. Das hieß, daß Ron die große Flasche mit Schlangenblut, eine kleinere Flasche mit Erde, die er vor dem Zelt zusammengescharrt hatte und eine leere Flasche einpackte. Die leere Flasche wollte er unterwegs mit natürlich fließendem Wasser auffüllen. Die anderen packten Butterbrote und sonstigen Proviant ein, denn obwohl sie in Wirklichkeit nicht weit gehen wollten, konnten sie nicht vor dem Abend zum Zeltplatz zurückkehren. Außerdem nahm jeder sein Paar Gummistiefel mit, so daß die Rucksäcke prall gefüllt waren.
„Alle bereit?“ fragte Harry und sah seine Reisegefährten an.
Sie nickten. Jeder trug einen kleinen Rucksack, Tony zusätzlich den Wehrmachtskarabiner über der Schulter.
„Dann los“, kommandierte Harry.
Sie setzten sich in Bewegung. Wieder nahmen sie den kürzeren Weg über die Flughafenstraße und dann die landschaftlich schönere alte Straße oberhalb des Adventfjords, die ihrerseits eine Abkürzung darstellte, wenn man zum Gletscher gelangen wollte.
„Haben wir eigentlich ein Seil dabei? Ich meine: Wegen der Spalten“, fragte Miss Williamson besorgt.
Doch Tony beruhigte sie: „Der Longyearbreen ist ein harmloser Gletscher ohne Spalten.“
Sie passierten die Zentralstation der Materialseilbahn und bogen nach rechts in das Tal ab, wo sie an den älteren Gebäuden vorbeikamen, unter anderem der kleinen Holzkirche und einigen verkohlten Holzstümpfen der Häuser, die im Zweiten Weltkrieg von der Tirpitz und der Scharnhorst zerschossen worden waren. Der Weg führte dann parallel zum Fluß, der Longyearbyen durchfloß, das Tal hoch. Bebauung war nun nicht mehr vorhanden bis auf ein großes weißes Haus, das oben im Tal stand. Dann folgten sie der Straße, die am Haus vorbei zur Gletschermoräne hochführte und hier endete.
„Ich lade jetzt am besten das Gewehr“, verkündete Tony, nahm es von der Schulter und fummelte daran herum.
Als er damit fertig war, setzten sie ihren Weg fort. Dieser war jetzt sehr beschwerlich. Die Endmoräne war steil und bestand aus lockeren Steinen. Dazwischen rauschten Schmelzwasserbäche ins Tal. An einer Stelle mußten sie den Bach überqueren und hierfür die Gummistiefel anziehen.
„Moment!“ rief Ron, hielt an und setzte seinen Rucksack ab.
Er holte die leere Flasche hervor, öffnete sie und hielt sie in den Bach. Dann nahm er die nun volle Flasche hoch und schraubte sie sorgfältig zu.
„Brrr, ich habe echt das Gefühl, daß meine Finger zu Eis erstarrt sind“, sagte er.
Sie setzten ihren Weg fort. Über dem Gletscher lag eine Wolkendecke. Harry fand das gut: „Dann sieht keiner, daß wir disapparieren. Wenn uns also keiner gesehen hat, dürfte das niemanden verwundern.“
Der Gletscher lag als große weiße Fläche vor ihnen. Zu beiden Seiten ragten steil die Hänge der umgebenden Berge auf. Tony machte immer wieder Fotos. Harry hatte nichts dagegen, denn es ging gerade mal auf Mittag zu, so daß sie noch sehr viel Zeit hatten.

Am späten Nachmittag waren sie gut ausgeruht. Tony hatte die Zeit genutzt und im Bereich der beiden Gletscher eifrig fotografiert und mit einem Hämmerchen hier und da geklopft. Harry und Ron hatten seinem Treiben ziemlich verständnislos zugesehen, während Miss Williamson die Pausen zwischendurch dazu nutzte, sich von Tony aufwärmen zu lassen, wie es Ron ausdrückte.
„Es ist soweit“, verkündete Harry und konnte seine Aufregung kaum unterdrücken. „Wir apparieren jetzt zur Kvitöya.“
„Zur Weißen Insel“, sagte Tony.
„Tony appariert mit mir“, machte Miss Williamson geltend, was niemanden überraschte.
Harry sah Ron, Tony und Miss Williamson an. Diese packte Tony am Arm. Ron nickte Harry zu. Harry sagte: „Gut – dann los. Zum Andréeneset auf Kvitöya. Ihr habt alle das Bild gesehen: Da ist eine kleine Säule oder so etwas. Dort treffen wir uns.“
Harry führte sich das Denkmal für Andrée, Fraenkel und Strindberg vor Augen, faßte den Willen, den Platz in der Nähe einzunehmen und drehte sich. Das vertraute, aber dennoch unangenehme Gefühl von Enge und Dunkelheit stellte sich ein.

Als Harry die Augen öffnete, stand er auf einer Geröllhalde, in deren Nähe sich niedrige Felsen erhoben, auf denen eine weniger als zwei Meter hohe rechteckige Betonsäule stand. Es war deutlich kälter als bei Longyearbyen, Harry schätzte die Temperatur auf vielleicht zwei Grad. Auf der Landseite erhob sich flach ansteigend eine riesige Eiskappe, die in Nebel überging, das Meer war mit großen Eisschollen bedeckt. Der Himmel war bewölkt. In unmittelbarer Nähe machte es „plopp“ und Ron erschien.
„Nette Gegend“, sagte er ironisch, nachdem er sich umgesehen hatte.
Noch einmal machte es „plopp“ und Miss Williamson erschien mit Tony. Auch sie sahen sich um. Im Gegensatz zu Ron hatte sie keinen ironischen Unterton, als sie sagte: „Seht nur, wie schön das hier ist!“
Dabei zeigte sie auf das Meer hinaus. Harry bemerkte erst jetzt den Reiz der Szenerie: Dort, wo die graue Wolkendecke etwas dünner war, wurde der Himmel von einem sanften, diffusen und goldenem Licht erhellt. Die Eisschollen hoben sich weiß gegen das dunkelgraue Wasser ab, in dem sich weiter hinten das goldene Licht des Himmels in Streifen spiegelte, so daß dort die Schollen dunkler wirkten. Kein Wind regte sich, alles lag in unendlicher Stille friedlich da. Harry riß sich los: „Los jetzt, wir müssen was tun. Ron, bereit? Tony und Juliette, ihr haltet nach Eisbären, Schiffen und Flugzeugen Ausschau.“
Er sah sich um. Neben den gelblichen Felsen befand sich eine flache Vertiefung, an deren hinterem Ende Baumstämme und anderes Holz lagen.
„Hier haben sie damit begonnen, eine Hütte für die Überwinterung zu bauen, sind dann aber gestorben“, berichtete Harry, was er gelesen hatte. „Andrée und Fraenkel. Strindberg haben sie hier in irgendeiner Felsspalte begraben. Die beiden haben wohl dort in der Kuhle gelegen, als sie gefunden wurden.“
„Mehr als dreißig Jahre lang oder so“, ergänzte Ron leicht schaudernd.
Harry zog seinen Zauberstab und sprach den Revelatiozauber mehrmals. Dabei lief er in der Gegend umher. Im Bereich eines kleinen Bachlaufs stieß er auf bunte Moose und Flechten, erhielt aber auf seinen Zauber keine Reaktion. Er kehrte zur Kuhle zurück. Dann erstarrte er. Irgendetwas hatte reagiert.
„Hier ist etwas“, flüsterte er aufgeregt Ron zu und zielte mit dem Zauberstab auf den Holzhaufen. „Revelio specialis crater malus!“
Er konnte es nicht richtig sehen, aber zwischen den Felsen hinter dem Holzhaufen schien etwas geglüht zu haben. Er fühlte mehr etwas, als daß er es sah. Etwas, das etwa die Größe eines Trinkgefäßes hatte. Harry schlich näher. Ohne magische Unterstützung war gar nichts zu sehen außer Geröll, das sich vor dem Felsen abgelagert hatte. Er sprach den Zauber noch einmal und richtete seinen Zauberstab direkt auf die entsprechende Stelle. Sofort spürte er es: Etwas im Geröll, nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche antwortete.
„Da ist was“, sagte er zu Ron und kniete sich hin.
Behutsam nahm er Steine zur Seite und schob feineren Split fort. Dann stieß er auf etwas Metallisches. Etwas Goldenes schimmerte. Harry legte es frei. Es handelte sich um einen Becher, leicht konisch, mit Standring und Münzprägungen als Verzierung. Ganz in der Nähe steckte ein passender Deckel im Split.
„Das ist er“, war Harry überzeugt.
Ron brachte nur atemlos ein „Wahnsinn“ hervor. Er richtete sich auf und rief plötzlich: „He! Ihr sollt doch auf Eisbären und so aufpassen!“
Harry sah auf. Tony und Miss Williamson hatten sich wohl gerade geküßt und gingen schnell auseinander. Tony erwiderte nur: „Jaja, machen wir doch auch.“
„Okay, Ron, jetzt bist du dran“, sagte Harry und legte Becher und Deckel auf den Boden.
Ron zog seinen Zauberstab und klopfte mehrfach gegen den Becher, wobei er Formeln vor sich hinmurmelte. Dann stellte er fest: „Deutlich schwarzmagisch. Auf Vergiftung ausgerichtet, würde ich sagen. Aber kein schützender Fluch oder so. Und auch sonst nichts. Auslöser Schlangenblut, wie vermutet.“
„Und worauf ausgerichtet?“ hakte Harry nach.
Ron bewegte den Zauberstab mehrmals sachte über dem Becher, murmelte vor sich und sagte dann: „Nur Erde und Wasser.“
„Okay, dann leg los“, verlangte Harry, der erleichtert war, daß Poole keine Besonderheiten eingebaut hatte. „Mach das Schlangenblut klar.“
Ron öffnete seinen Rucksack und holte die drei Flaschen sowie einen Topf vom Campinggeschirr heraus. Er wollte gerade die Flasche mit dem Schlangenblut öffnen, als Miss Williamson rief: „Eisbär!“
Harry und Ron richteten sich auf und schauten in die Richtung, in die Miss Williamson zeigte. Da sie von dort unten nichts sehen konnten, hechteten sie auf den niedrigen Felsen. Tatsächlich kam von Norden her ein Eisbär herangetrottet und blieb stehen. Er witterte in Richtung der Vier. Tony nahm das Gewehr von den Schultern. Harry sagte: „Jetzt zeige ich euch mal etwas – Unverzeihliche Flüche sind schließlich nur bei Menschen verboten. Lähmzauber verflüchtigen sich, und um einen Schockzauber aufzuheben, müssen wir zu nah heran. Außerdem will ich keinen Eisbären hier rumliegen haben, wenn doch noch der Sysselmann kommt.“
Er richtete seinen Zauberstab auf den Bären und sagte: „Imperio!“
Er spürte, wie das warme und angenehme Gefühl durch seinen Arm strömte. Mit einem Schlenker seines Zauberstabes brachte er den Bären dazu, umzudrehen und davonzutrotten. Er gebot ihm, hinausgehen auf das Meer und von Scholle zu Scholle zu wandern, immer nach Norden.
„Wenn er eine Robbe trifft, hat er auch gleich was zum Abendessen“, sagte Harry, gab Ron ein Zeichen und kehrte zum Becher zurück.
„Ich habe gerade echt geglaubt, du wolltest ihm den Avada Kedavra aufhalsen“, sagte Ron.
„Ich habe doch gesagt: Ich will ihn hier nicht rumliegen haben“, erwiderte Harry. „Los jetzt, keine Zeit mehr verlieren.“
Ron schraubte die Flasche auf und goß das Schlangenblut in den Topf. Harry hatte sich die anderen beiden Flaschen geschnappt und goß das Wasser und schüttete die Erde in den Becher, so daß eine dunkle Brühe darin schwamm. Er stülpte den Deckel darüber, richtete seinen Zauberstab auf den Becher und flüsterte: „Incarcerus!“
Aus der Spitze des Zauberstabes schlängelte ein feines Seil, eher ein Bindfaden, heraus und legte sich um den Becher, so daß er mit seinem Deckel gut verschlossen war. Harry legte den Becher in den Campingtopf mit dem Schlangenblut und richtete sich auf. Ron war auch aufgestanden und machte einige Schritte zurück. Harry tat es ihm nach. Beide sahen aneinander an. Ron nickte, Harry holte Luft. Er richtete seinen Zauberstab auf den Becher.
„Confringo!“
Ein unsichtbarer, aber fühlbar heißer Strahl schoß vom Zauberstab zum Topf. Der Topf mit dem Becher darin zerbarst in einem lautem Knall. An der Stelle, wo der Topf gestanden hatte, stieg eine schmale Rauchsäule nach oben. Im Boden war ein Krater entstanden, darum herum lagen wie weggespritzt Metallsplitter vermischt mit Schlangenblut, das seltsam verklumpt war. Harry und Ron sahen einander noch einmal an. Harry grinste plötzlich und sagte: „Geschafft.“
Ron grinste auch und sagte: „Wenn das hier ein Naturschutzgebiet ist, müssen wir die Sauerei wohl wegmachen.“
Auch Tony und Miss Williamson hatten den Knall gehört und kamen herbei. Harry verkündete noch einmal: „Geschafft!“
Während Miss Williamson unterdrückt quiekte, sagte Tony: „Klasse! Hätte ich ja gerne gesehen.“
Die beiden gingen wieder auf ihren Posten, während Harry und Ron sich hinknieten, um die Metallsplitter aufzusammeln. Sie trennten nach Goldsplittern und Stahlsplittern, denn Harry wollte den Erfolg seiner Mission mitnehmen. Das Schlangeblut sog Ron mit seinem Zauberstab auf. Harry füllte den Krater im Boden auf, so daß niemand mehr sehen konnte, daß sich hier Ungewöhnliches ereignet hatte.
„So, und jetzt kann noch Tony zu seinem geologischen Recht kommen, dann apparieren wir wieder zurück auf den Longyearbreen“, sagte Harry, richtete sich auf, klopfte sich die Hände ab und schaute hinaus auf das graue Meer mit dem goldenen Schimmer vom Himmel und den Eisschollen und lauschte in die Stille.
In diesem Moment schien es ihm, als befinde er sich am schönsten Fleck der Erde.


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