Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Fjorde und Störungszonen

von Krabbentaucher

Arne Jensen drosselte den Motor, als die Grid North in den Magdelenfjord einlief. Die Wolken waren wie durch Geisterhand verschwunden. Nur einige wenige Nebelstreifen waren zwischen den Bergen zurückgeblieben. Harry schaute erstarrt auf die Szenerie. Auch jeder andere an Bord war ergriffen. Der Gedanke an den Mißerfolg auf Dansköya und die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten war wie weggeblasen. Selbst Tony machte keine geologische Bemerkung.
War die Landschaft der Nordwestküste Spitzbergens spektakulär, wurde sie im Magdelenfjord dramatisch. Sie war eine Komposition aus den Farben schwarz, blau und weiß. Harry kam der Gedanke, daß der Magdelenfjord so aussah, als sei er von einem Set-Designer gestaltet worden, der für ein Fantasy-Abenteuer eine möglichst irreale Landschaft gestalten wollte und es ein wenig übertrieben hatte.
Tausend Meter hoch ragten die schroffen Berge steil in den Himmel, wo sie in Spitzen und Zacken endeten. Von ihrem schwarzen Fels setzten sich die weißen Schneefelder und Gletscher ab, die durch die engen Täler steil in den Fjord hinabreichten. Im stillen Wasser spiegelte sich der stahlblaue Himmel. Die schmalen weißen Nebelbänder, die zwischen den Bergen schwebten, leuchteten ebenso in der Sonne wie Schnee und Eis.
Arne Jensen steuerte mit ganz kleiner Kraft auf das Ende des Fjordes zu, wo besonders bizarre Berge standen, zwischen denen ein Gletsche steil mit zahlreichen Brüchen an das Meer führte und dort in einer wilden Abbruchkante endete. Neben ihm ragte im extrem steilen Winkel eine zackige Felswand empor, die in einer beinahe nadelförmigen Spitze auslief. Auf dem Wasser trieben Eisbrocken unterschiedlicher Größe.
Der Skipper ließ das Boot langsam drehen und hielt auf eine flache Landzunge zu, die Harry bei der Einfahrt aufgrund der grandiosen Landschaft einfach übersehen hatte. In gebührendem Abstand zum Strand lief Arne Jensen schnell zum Bug und warf den Anker. Er fuhr danach mit kleiner Kraft weiter, bis der Anker Grund gefaßt hatte und stellte die Maschine dann aus. Danach ließ er den Zodiac zu Wasser. Er wies zur Küste, die links von der Landzunge lag und wo erst beim dritten Hinsehen eine kleine Hütte auszumachen war: „Die Leute vom Sysselmann. Die haben uns gestern auf der Dansköya überprüft. Ich habe ihnen auch die Genehmigung für Gravneset gezeigt. Sie werden uns wohl in Ruhe lassen.“
Harry hatte inzwischen so viel gelesen, daß er wußte, daß die Landzunge Gravneset ihren Namen von einem ziemlich großen Walfängerfriedhof hatte. In dem Fjord mußte früher einiges losgewesen sein.
„Ich glaube, ich muß bald die Speicherkarte wechseln, so viele Fotos habe ich gemacht“, merkte Tony an, als sie in den Zodiac stiegen.
Sie fuhren zur Landzunge hinüber und setzten das Boot auf den Strand. Zu Harrys Überraschung handelte es sich um einen feinen Sandstrand in einer Qualität, daß er in einem Reiseprospekt abgebildet worden wäre, würde er nur in einer wärmeren Gegend liegen.
„Bitte immer außerhalb der Absperrungen und immer auf dem Weg bleiben“, sagte Arne Jensen.
Er und Tony trugen wieder die Gewehre über der Schulter. Gravneset bestand nicht aus Sandstrand, sondern im wesentlichen aus einer Ansammlung dunkelgrau-schwarzen Gerölls. Innerhalb einer Absperrung mit Ketten konnte Harry Reste von Gräbern ausmachen, denn hier und da schauten vom Frost hochgedrückte Särge heraus.
„Willst du es nicht einfach mal probieren?“ fragte Ron flüsternd. „Nur für den Fall, daß sich Poole vertan oder eine falsche Spur gelegt hat?“
Harry ahnte, daß Ron auf diese Weise versuchte, mit dem Mißerfolg umzugehen. Er sah zu Tony hinüber, der weiter entfernt an irgendwelchen Steinen herumkratzte und sie fotografierte. Dicht bei Tony stand Miss Williamson.
„Okay, versuch macht kluch“, sagte Harry und zog seinen Zauberstab.
Das Ergebnis der verschiedenen Revelatio-Zauber war so, wie Harry es erwartet hatte. Es war negativ.
„Aber trotzdem nette Gegend...“, murmelte Ron.
Harry nickte. Noch immer war der Fjord eine bizarre Märchenwelt aus blau, schwarz und weiß.
„Genießen wir es einfach“, schlug Harry vor.
„Und wenn Tony nachher die Sprache wiedergefunden hat, wird er uns bestimmt auch sagen, was für eine Formation das hier ist“, bemerkte Ron.
Harry sagte: „Vermutlich irgendeine Hekla-Dinsgbums-Formation.“
„Ja, mehrfach gefaltet und mit Grundwasweißichwas-Gestein“,ergänzte Ron. „Was haben wir denn heute noch vor?“
„Zurückfahren, denke ich“, überlegte Harry. „Wir haben ja nur noch diese eine Nacht, und ich glaube nicht, daß wir hier an der Küste oder vor dem Prins Karls Forland ankern können oder sollten. Und bis zum Isfjord ist es noch weit.“

Lange konnten sie die Stille nicht mehr genießen. Von See her schob sich ein großes weißes Kreuzfahrtschiff in den Fjord. Dieses Schiff gab sich gar nicht erst die Mühe, elegant aussehen zu wollen. Es wirkte wie ein großes Hotelgebäude, wie man sie an der spanischen Mittelmeerküste häufiger sieht. Das Schiff zog langsam an Gravneset vorbei, um dann auf das Ende des Fjords zuzuhalten. Als es vor den Gletschern und Bergen lag, wirkte es erschütternd klein. Harry sah, wie ein Boot und irgendein Gerüst mit Auftriebskörpern zu Wasser gelassen wurden. Das Boot zog das Gerüst hinter sich her zum Strand, wo auch der Zodiac der Grid North lag. Arne Jensen winkte und ging zum Zodiac. Harry und Ron folgten, mit einiger Verzögerung auch Tony und die Aurorin. Am Zodiac angekommen, sagte Arne Jensen: „Wie ihr seht, wird hier alles für eine Landung der ganzen Passagiere vorbereitet. Gleich wimmelt es nur so von Leuten. Wir sollten zurück zum Boot.“
In der Tat entpuppte sich das rätselhafte Gerüst mit den Auftriebskörpern als eine Art Fertigsteg, wo die Boote festmachen und die Passagiere trockenen Fußes an Land kommen konnten. Ein zweites Boot war inzwischen angekommen. Von dort wurde ein Zelt und Bedarf für einen warmen Trunk ausgeladen und am Strand aufgebaut.
„Hauen wir ab“, bestätigte Harry. „Tony, hast Du alles?“
„Jaah, habe ich“, sagte Tony.
Sie stiegen in das Zodiac und fuhren zurück zur Grid North. Als Arne Jensen den Fjord verließ, mußte er vorsichtig sein, weil er die Route der zahlreichen Rettungsboote kreuzte, die anfingen, die gewaltige Füllung des Schiffsbauches zur Landnase zu bringen. Dann war das offene Wasser erreicht, die Wellen waren wieder da. Der Skipper drehte nach Süden ab und gab Gas.

Während links von der Grid North die Westküste von Spitzbergen vorbeizog, hatten sich Harry, Ron, Tony und Miss Williamson auf dem Deck hinter dem Kabinenaufbau versammelt. Harry faßte die Lage zusammen: „Der Becher liegt nicht mehr in dem Gräberfeld auf Dansköya. Da nur ein Sarg vom Frost so hochgedrückt worden ist, daß er offenliegt, dürfte der Becher dort gelegen haben, bis ihn jemand mitgenommen hat. Und dieser Jemand dürfte jemand gewesen sein, der in späterer Zeit auf Dansköya gewesen ist. Denn es mußte zuerst einige Zeit vergehen, bis der Sarg hochgedrückt worden war.“
„Es ist aber nicht gesagt, daß alle Annahmen zutreffen“, gab Miss Williamson zu bedenken.
„Das ist ja auch nur eine Theorie, eine bessere haben wir im Moment nicht“, erwiderte Harry.
„Gut, wer war also dort?“ fragte Ron. „Eine ganze Menge Leute. Dieser Ballontyp wird seinen Ballon ja nicht allein aufgeblasen haben, der wird auch ein paar Typen dabeigehabt haben, die mitgeholfen haben. Erinnern wir uns nur an die Virgo, die muß doch von irgendwem zurückgefahren worden sein. Und wenn der den Becher heimlich mitgenommen hat...“
„Dann verliert sich seine Spur“, sagte Tony.
„Beziehungsweise wir müssen nach jedem suchen, der hier war. Oder genauer: Den Lebenslauf von jedem untersuchen. Der oder die müßte schon längst tot sein“, sagte Harry.
„Du meinst, daß der Becher eher vor längerer Zeit weggenommen worden ist?“ fragte Miss Williamson und gab sich selbst die Antwort: „Das kann schon sein. Diese Gräber tauchen ja nicht plötzlich aus dem Boden auf. Also müßte es schon im vorigen Jahrhundert offen gewesen sein. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen ein.“
Tony schlug eines der Bücher auf, die im Boot lagen, und ging den Kreis der Verdächtigen durch: „Dieser Arnold Pike, unser Landsmann, der dort überwintern wollte und ein Haus gebaut hat, war im Jahr 1888 dort. Diesem Buch nach hat er auch tatsächlich dort überwintert, zusammen mit einem Sören Kraemer. Das Haus ist dann von späteren Expeditionen benutzt worden.“
„Unter anderem von diesem Ballonfahrer“, warf Ron ein.
„Ja, und leider steht in dem Buch nicht, wer bis dahin noch dort war. 1896 kam jedenfalls Salomon August Andrée aus Schweden, um seinen Ballon vorzubereiten. Mit dabei waren Nils Gustaf Ekholm und Nils Strindberg.“
„Und noch ein paar andere“, brachte Ron seinen früheren Einwurf in Erinnerung.
„Ja, und ein paar andere“, fuhr Tony fort. „Aber bei denen ist nichts draus geworden, weil der Wind aus der falschen Richtung geweht hat. Im nächsten Jahr ist Andrée dann mit Nils Strindberg und Knut Fraenkel zurückgekehrt...“
„... und noch ein paar anderen...“, murmelte Ron.
„Ja, von mir aus. Die drei sind dann gestartet und nach knapp drei Tagen auf dem Eis niedergegangen“, fuhr Tony fort. „Sie haben sich dann auf dem Eis nach Süden durchgeschlagen und sind schließlich auf Kvitöya angekommen, wo sie gestorben sind.“
„Wo ist Kvitöya?“ fragte Miss Williamson und nahm sich die Karte vor. „Ah – hier: Immerhin noch Spitzbergen. Aber ganz weit östlich und knapp nördlich des achtzigsten Breitengrades.“
„Und die sind dort beerdigt?“ wollte Harry wissen.
„Nein, als ihre Leichen gefunden wurden, hat man sie nach Schweden überführt und dort verbrannt und beerdigt.“
„Also weiter“, drängte Harry. „Wer war noch in Virgohamna?“
„Walter Wellman, der Amerikaner. Das war der Typ mit dem Luftschiff. Der war in den Sommern 1906, 1907 und 1909 dort. Dann kam im Jahr 1909 noch Kapitän Gunnar Isachsen mit dem Marineschiff 'Farm', der Wellman gerettet hatte, nachdem er mit seinem Luftschiff auf dem Eis bruchgelandet war.“
„Der war bestimmt auch nicht alleine“, unkte Ron.
„1912 kam noch Fridtjof Nansen nach Virgohamna, aber blieb wohl nicht dort“, schloß Tony. „Aber er war nicht der einzige, denn er hat beschrieben, daß Trapper vom Platz mitgenommen haben, was sie als nützlich angesehen haben.“
„Mit anderen Worten: So abgelegen die Insel auch ist, im Laufe der Zeit haben sich die Leute dort die Klinke in die Hand gegeben“, sagte Ron. „Und mit etwas Pech war es ein unbekannter Trapper.“
„Das wäre nicht so schlimm“, stellte Harry fest. „Ein goldener Becher würde sicher mehr Gewinn gebracht haben als eine ganze Fangsaison in einer unwirtlichen Gegend. Wir müßten also Berichte sichten, ob ein Trapper sein Vorhaben aufgegeben hat.“
„Trotzdem nicht tröstlich“, wandte Miss Williamson ein.
Harry sah einen Lichtstreif am Horizont: „Wenn so viele Leute dort waren, müßte der Becher schon relativ früh gefunden worden sein, entweder von Pike oder von einem der Andrée-Männer. Auf die sollten wir uns konzentrieren.“
„Muß das überhaupt sein?“ fragte Tony. „Immerhin würde ein böser Bube doch auch genauso vor unserem Problem stehen.“
„Eben. Und gerade deshalb müssen wir die Spuren zuende verfolgen, die wir ausmachen können. Stell dir mal vor, was passiert, daß Pike tatsächlich den Becher gefunden und mitgenommen hat nach England. Dann braucht ein Schwarzmagier nur mal dem Haus einer seiner Nachfahren einen Besuch abzustatten, dann hätte er das Ding.“
Ron faßte zusammen: „Wir müssen also gar nichts finden, wir müssen nur sicherstellen, daß keine der Spuren zum Becher führt.“
„Genau“, sagte Harry. „Tony, wohin fahren wir eigentlich jetzt?“
„Isfjord. Zur Skansbukta, um genau zu sein. Die gehört zum Billefjord, der eines der östlichen Ausläufer des Isfjord ist. Heute Abend müßten wir dort sein.“
Miss Williamson war entsetzt und bekam nur ein „Boah!“ heraus.
„Und kochen? Wann und wo halten wir an, um zu kochen?“ fragte Ron-
„Kochen müssen wir während der Fahrt oder in Trygghamna am Nachmittag“, gab Tony ungerührt zurück.

Stunden später hatte das Boot den Eingang zum Kongsfjord und anschließend das Prins Karls Forland passiert und war am Protektorfjellet vorbei in den Isfjord eingelaufen. Der Skipper hatte Trygghamna, den Liegeplatz der ersten Nacht, angelaufen und Anker geworfen. Nun konnte man sich daran machen, das arg verspätete Mittagessen zuzubereiten.
Da Arne Jensen stundenlang am Steuer gesessen und die Grid North durch die etwas unruhige See gesteuert hatte, war er vom Kochen entlastet. Ron hatte sich erfolgreich dem Kochen entzogen, indem er zwar angeboten hatte, es zu erledigen, zugleich aber darum gebeten hatte, daß sich nachher niemand beschweren möge. So ist die Sache an Harry hängengeblieben, da er sich nicht dem Verdacht aussetzen wollte, dem alten Rollenverständnis zu folgen, wenn er Miss Williamson mit der Sache betraute. Entsprechend anspruchslos war das, was er zusammengerührt hatte.
„Bißchen fad – kann ich mal Salz?“ mümmelte Ron.
„Ist aber gesund“, urteilte Harry über seine eigene Kochleistung. „Ich habe ziemlich viel Gemüse reingeschnippelt, und dann ist da noch der Reis...“
„Zu Risotto gehört aber auch Hackfleisch oder sowas“, bemerkte Tony.
„Wie weit müssen wir noch?“ fragte Miss Williamson.
„Die Skansbukta ist ungefähr vierzig Seemeilen von hier entfernt, also etwas über achtzig Kilometer. Dafür brauchen wir noch mindestens zwei Stunden“, schätzte Arne Jensen.
„Warum haben wir eigentlich nicht drüben in Barentsburg festgemacht?“ fragte Harry und zeigte über den Isfjord in den gegenüberliegenden Fjord.
„Dann wären wir umlagert von Leuten, die uns Zeug verkaufen wollen, außerdem wären dann Hafengebühren angefallen“, erwiderte Arne Jensen.
Die kurze Pause zwischen Essen und Fortsetzung der Fahrt wollte Harry nutzen, um zu Hause anzurufen. Auch Ron und Tony zückten ihre Mobiltelefone. Nur Miss Williamson mußte sich damit abfinden, daß es auf Spitzbergen keine Posteulen gab. Harry wählte seine Nummer und wartete.
„Hier bei Potter“, hörte er Ginnys Stimme.
„Ah – Ginny, du bist's. Ich bin's, Harry.“
„Hallo, Harry! Endlich meldest du dich mal! Wie geht es?“
„Ganz gut soweit. Wir sind jetzt wieder in der Nähe der Zivilisation, vorher konnte ich nicht anfrufen. Wir waren auf dieser Insel, auf Dansköya, aber leider war das Ding von Jonas Poole nicht da.“
„Oh – ist euch jemand zuvorgekommen?“
„Offenbar. Wir müssen aber erstmal gucken, wer in Betracht kommt. Das müßte schon vor mehr als hundert Jahren passiert sein.“
„Na, diese Situation kennst du doch schon von dieser Uhrengeschichte. Wie ist es da oben?“
„Kalt. Im Augenblick leicht bewölkt, aber hier und da schaut etwas blauer Himmel hervor. Die Landschaft hier ist natürlich traumhaft, Berge, Gletscher und so Zeug. Wie geht's zu Hause?“
„Deine Leute haben berichtet -“
„Ich meine: Die Rasselbande und du.“
„Albus wollte demonstrieren, daß er sich mit der U-Bahn so gut auskennt wie James und daß er mit Lily allein zur Schule fahren kann. Dann hat er sich mit ihr verfranst und hat etwas aufgelöst vom Eastend angerufen.“
„Ist ja keine sehr geeignete Gegend für Kinder.“
„Eben. Er ist aber in der Nähe einer U-Bahn-Station geblieben. Darum konnte ich die beiden dann per Seit-an-Seit-Apparieren abholen. James ist sauer, weil er die Sicherheitseinstellungen in seinem Computer nicht umgehen konnte, die Dudley da eingebaut hat.“
„Was wollte er denn gucken?“
„Soweit ich verstanden habe, hat er auf der Straße aufgeschnappt, daß es im Internet Pornos gibt und daß Kinder das nicht ansehen sollen. Ich blaube nicht, daß er einen echten Bedarf nach so etwas hat, aber du weißt ja, wie ihn Verbotenes reizt.“
„Dann ist also alles in Ordnung zu Hause“, stellte Harry fest. „Was war mit meinen Leuten?“
„Die haben gesagt, daß dieser Todesser vom dänischen Zaubereiministerium zu drei Monaten Haft verurteilt worden ist. Wegen Friedhofsschändung.“
„Ah ja, die hatten ihm eine Falle gestellt. Sehr schön. Also, ich melde mich dann wieder. Alles Gute!“ verabschiedete sich Harry.

Am späten Nachmittag wurde die Fahrt fortgesetzt. Das Boot pflügte ostwärts durch den breiten Isfjord. Links lagen die großen Gletscher mit den daraus herausragenden Bergen, rechts die eher sanften und runden Berge, die dann durch Tafelberge mit ihren langen, steil zum Fjord abfallenden Wänden abgelöst wurden. Sie passierten die Einfahrt zum Adventfjord, konnten aber Longyearbyen nicht sehen, weil es zu weit hinten im Fjord lag. Gut zu erkennen war lediglich der Flughafen.
„Die Zivilisation“, stellte Ron fest.
Harry wußte, was sein Freund meinte. Nach gut zwei Tagen in der unbewohnten Wildnis kam es ihm schon unwirklich vor, daß irgendjemand hier in der Gegend lebte und sogar einen Flughafen betrieb.
Das Boot bog nach Nordosten ab. Links erhob sich flach aufsteigend ein Bergrücken, rechts verzweigte sich der Fjord in einen weiteren Fjord. Beherrscht wurde diese Abzweigung von einem imposanten Plateauberg, der mit seinen vorstehenden Zacken auf etwa halber Höhe und ganz oben an eine gotische Kathedrale erinnerte. Tony war gleich zur Stelle, um zu erklären, was damit auf sich hat: „Das ist Tempelfjellet. Diese eigenartige Form kommt dadurch zustande, daß zuunterst roter Sandstein, das sogenannte Old Red liegt, dann kommen Lagen von harten Karbonaten der Kap Starostin Formation, darauf hat sich feinkörniges Sediment abgelagert und zum Schluß kommen oben drauf härtere Schichten aus Jura und Kreide, darauf dann wieder relativ weiche Sedimente.“
„Sieht hübsch aus“, murmelte Ron etwas abwesend.
„Und weil Old Red und die Sedimente schneller verwittern als die anderen Schichten, blieben die anderen Schichten länger erhalten und hängen dann teilweise über, so daß sie diese turmartigen Zacken bilden, die aus den Abhängen hervorschauen“, fuhr Tony unbeirrt fort.
Arne Jensen steuerte die Grid North in eine Linkskurve und fuhr in eine kleine Bucht ein, die von hohen Plateaubergen umgeben war. Ron eilte zum Bug und warf auf das entsprechende Kommando den Anker in das Wasser. Nachdem der Anker Grund gefaßt hatte, stellte Arne Jensen die Maschine ab.
„Das ist jetzt Skansbukta“, sagte er. „Hier wurde mal vor dem ersten und dann noch einmal vor dem zweiten Weltkrieg Gips abgebaut. Aber das war nicht wirtschaftlich, also hat man es gelassen. Ihr kennt ja die Spielregeln: Nichts mitnehmen. Und falls jemand in der Hütte dort ist: Nicht stören. Die Hütte auch nicht betreten, sie ist für Wanderer bestimmt, die sich dafür angemeldet haben.“
Er ließ den Zodiac zu Wasser. Als die Reisenden das Ufer erreichten, war Harry froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Gelandet waren sie auf einem breiten Streifen flachen Landes, das vor den Schuttkegeln eines Berges lag, über denen hohe Klippen aufragten. Arne Jensen marschierte mit seinem Gewehr über der Schulter zur talseitigen Seite des Landstreifens, um den Ort dort gegen Eisbären abzusichern. Harry fand es beinahe ein wenig schade, daß sie keinen einzigen Eisbären gesehen hatten. Tony trug den gemieteten Wehrmachtskarabiner und lief auf dem Landstreifen herum, um zu treiben, was auch immer Geologen zu treiben pflegen. Hierbei wurde er fürsorglich von Miss Williamson begleitet, die ihm nicht von der Seite wich und die augenscheinlich eine dankbare Zuhörerin für seine Erläuterungen war. Harry und Ron zuckten mit den Schultern und gingen zu dem Stolleneingang, der ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
„Dahinten liegt auch ein Boot“, sagte Ron und zeigte zum Strand, wo ein zur Seite gekipptes Boot lag.
„Das sehen wir uns gleich an“, murmelte Harry.
Sie erreichten den Stolleneingang. Er war so groß wie eine große Tür und lag etwa zwei Meter hoch. Von dem Stolleneingang führte ein Damm in Richtung Strand, hörte aber auf halber Strecke auf. Auf dem dem Damm lag ein Gleis, das kurz vor Ende des Dammes mitsamt der Schwellen seitlich vom Damm heruntergerollt war.
„Ganz schön hier“, meinte Ron.
Harry nickte. Die Sonne war zurückgekehrt, am Himmel zeigten sich einige Wolkenschlieren. Im Sonnenlicht strahlten die Schichten der Berge in allen möglichen Braun-, Ocker- und Grautönen.
„Sehen wir uns jetzt mal das Boot an“, schlug Harry vor.
Die beiden gingen zum Strand. Das Boot bestand aus Holz, das weiß-grau verwittert war. Es handelte sich um einen kleinen Frachtkahn, kaum größer als die Grid North. Vor dem offenen Laderaum befand sich ein halb eingefallenes Steuerhäuschen. Am Bug waren auf Höhe der Wasserlinie zwei breite Metallplatten je Seite angebracht.
„Sollte wohl winterfest sein“, vermutete Ron.
„Wie das Ding wohl hieß?“ fragte Harry und nahm das Boot noch einmal in Augenschein.
Er fand aber keinen Namen. Inzwischen schien Tony seine Studien beendet zu haben und befaßte sich mit Miss Williamson. Beide hatten einander umarmt.
„Wer hätte gedacht, daß die Arktis so romantisch sein könnte“, sagte Ron.
„Oder auch nicht“, widersprach Harry, der gesehen hatte, daß Arne Jensen auf sie zukam.
Dieser hatte sein Gewehr von der Schulter genommen und hielt es in beiden Händen. Er sicherte immer wieder nach hinten und rief, als er nahe genug war: „Eisbär! Dort hinten! Tony, komm her!“
Tony und Miss Williamson schauten überrascht herüber, dann lösten sie sich voneinander. Tony nahm den Karabiner von der Schulter und fummelte irgendetwas am Lauf herum. Harry suchte die Gegend ab, aus der Arne Jensen gekommen war. Er sah aber nur ein kleines Schneefeld am Abhang. Plötzlich bewegte sich das Schneefeld. Harry zeigte dorthin und sagte zu Ron: „Jetzt bekommen wir doch noch unseren Eisbären.“
Ron nickte und tastete nach seinem Zauberstab. Arne Jensen hatte Harry und Ron inzwischen erreicht. Auch Tony und Miss Williamson waren zur Stelle.
„Okay, Ruhe bewahren und hinter uns bleiben“, sagte Arne Jensen zu Harry, Ron und Miss Williamson, die vermeintlich unbewaffnet waren, während Tony sich mit dem Karabiner in den Händen neben Arne Jensen aufstellte.
„Sollen wir zum Gummiboot?“ fragte Harry.
„Erstmal abwarten“, sagte Arne Jensen. „Das hier sollte nicht nach Flucht aussehen.“
Der Bär trottete langsam den Hang herunter und erreichte das Flachland, war aber immer noch mindestens fünfzig Meter entfernt. Er blieb stehen, schaute zur Gruppe herüber, hob den Kopf und schnupperte. Tony hatte den Nerv, seinen Karabiner auf dem Boden abzustellen, am Bein anzulehnen und einige Fotos zu schießen. Der Bär schien unschlüssig und witterte weiter. Dann wandte er sich ab und trottete in Richtung auf das Tal davon, wobei er zwischendurch noch einmal stehenblieb und sich noch einmal umdrehte. Schließlich war er verschwunden.
„Wir gehen jetzt besser zum Zodiac, man weiß bei diesen Burschen nie, ob sie wirklich weg sind. Die sind nicht doof“, sagte Arne Jensen.
Mehr oder weniger im Rückwärtsgang bewegten sie sich zum Zodiac. Als sie eingestiegen waren und zur Grid North zurückkehrten, fiel die Spannung ab.
„Wahrscheinlich schält sich dahinten jetzt ein Mitarbeiter von der Tourismusbehörde aus dem Pelz“, witzelte Ron.
Arne Jensen war etwas ernster und sagte: „Das ist übrigens eine typische Eisbärenbegegnung. In der Regel kommt es nicht zum Angriff. Aber man sollte nicht darauf bauen. Kann auch sein, daß wir zu viele waren oder insgesamt den Eindruck auf ihn gemacht haben, zu groß zu sein.“
Sie erreichten die Grid North und stiegen um. Das Zodiac wurde an Bord geholt und besonders sorgfältig gesichert.
„Die Bordwand der Grid North ist hoch genug, daß kein Eisbär aus dem Wasser hier hochkommt“, erläuterte Arne Jensen. „Wir müssen aber darauf achten, daß nicht versehentlich etwas ins Wasser fällt, was dem Bär helfen könnte. Eisbären sind nämlich clever. Sie können in die Wochenendhütten bei Longyearbyen eindringen und die Marmelade aus dem Kühlschrank klauen.“

Für Harry wurde es eine unruhige Nacht. Ständig wachte er auf und horchte, ob irgendwelche Tatzen an der Bordwand schabten. Doch es war nichts zu hören als das Plätschern des Wassers. Entsprechend unausgeschlafen nahm er am nächsten Morgen sein Frühstück ein. Seinen Reisegefährten war es in der Nacht offenbar ähnlich ergangen, denn auch ihre Augen waren einigermaßen klein.
Nach dem Frühstück holte Harry den 25 Kilogramm schweren Anker an seiner Ankerkette ein. Arne Jensen gab Gas. Die Grid North verließ bei bedecktem Himmel Skansbukta, nahm aber nicht Kurs auf den Adventfjord, sondern fuhr nach links weiter in den Billefjord hinein.
„Das wird mein letzter Punkt: Die Billefjord-Störungszone“, kündigte Tony an.
Je weiter das Boot in den Fjord hineinfuhr, umso deutlicher zeichntete sich an dessen Ende ein großer Gletscher ab, aus dem ein flacher Berg herausragte. Harry schaute auf die Karte und entnahm ihr, daß es sich um den Nordenskiöldbreen handeln mußte. Dann stutzte er. Eine der drei Buchten, in denen der Billefjord endete, hieß Petuniabukta.
Vermutlich ist diese Bucht interessanter als es meine Tante je gewesen ist, dachte Harry.
Der Fjord wurde beherrscht von Plateaubergen, deren härtere Gesteinsschichten Türme inmitten von steilen Hängen und Schuttkegeln bildeten. Dann kam ein pyramidenförmiger Berg in Sicht.
„Das ist Pyramiden mit der ehemaligen russischen Grubensiedlung gleichen Namens darunter“, erläuterte Arne Jensen.
Tony fotografierte und sagte: „Man kann wunderbar die Störungszone erkennen. Seht ihr den Wechsel von rotbraunem Stein und schwarzem Stein? Das Schwarze ist Grundgebirge, munter zusammengefaltet mit Deckgebirge.“
In der Tat wirken die Berge aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt. So verfügte ein an sich rotbrauner Berg über eine schwarze Flanke.
Zum Abschluß fuhr Arne Jensen noch zum Gletscher mit seiner imposanten Abbruchkante. Nun hatten Harry und seine Gefährten im Kongsfjord schon Beeindruckenderes gesehen, aber als Ausklang der Fahrt war das nicht schlecht. Schließlich wendete Arne Jensen das Boot und fuhr Richtung Longyearbyen. Auf der Fahrt kam ihnen ein kleines Schiff entgegen, das mit Touristen eine Tagestour unternahm. Harry hatte derweil andere Sorgen und besprach sich kurz mit seinen Leuten: „Je mehr ich darüber nachdenke, umso klarer wird es, daß wir zu dieser Kvitöya müssen. Dort endete die Ballonexpedition von Andrée.“
„Aber wir wissen nicht -“, setzte Ron an.
„Nein, wissen wir nicht“, bestätigte Harry. „Aber solange wir hier sind, müssen wir uns Klarheit verschaffen, ob der Becher dort ist oder nicht. Dann können wir uns den anderen Spuren zuwenden. Aber die Andrée-Spur muß erst ausermittelt werden.“
„Und wenn sie das Ding zurückgelassen haben?“ fragte Miss Williamson.
„Auf dem Eis? Dann liegt es jetzt auf dem Grund des Nordpolarmeeres. Das wäre auch nicht schlecht“, sagte Harry. „Mein Problem ist: Wie kommen wir zur Kvitöya?“
„Apparieren“, schlug Ron vor.
Tony wandte ein: „Für Kvitöya braucht man eine Genehmigung.“
„Na und?“ begehrte Ron auf.
Harry überlegte: „Für Dansköya haben wir alles ordnungsgemäß gemacht, weil wir damit rechnen mußten, daß einer von den Leuten des Sysselmann kommt. Sonst hätten wir haufenweise Gedächtnisse manipulieren müssen. Aber Kvitöya... das ist so abgelegen, daß wir nicht unbedingt damit rechnen müssen, daß ein Aufpasser um die Ecke kommt.“
„Und wenn es ein Forscher ist? Und wir ohne Schiff oder so da sind?“ fragte Miss Williamson.
Harry wandte sich an Tony: „Wie häufig wird Kvitöya denn besucht?“
Tony hob die Schultern und antwortete: „So ungefähr dreimal pro Jahr, denke ich.“
„Wir müssen uns die Option offenhalten, dorthin zu apparieren und die Sache komplett illegal durchzuführen“, beschloß Harry.
„Aber Moment“, widersprach Tony, „dann könnte ich gar nicht das verwenden, was ich dort sehe, wenn es illegal ist.“
Ziemlich ärgerlich fuhr Harry Tony an: „Diese ganze Reise dient nur dem Zweck, das Objekt von Jonas Poole unschädlich zu machen. Deine Hausarbeit dient der Verschleierung, nichts weiter. Wenn wir nicht hinter dem Becher her wären, hättest du es nicht einmal nach Norwegen geschafft. Du hast schon jetzt genug Material für deine Arbeit.“ Er holte Luft und fuhr fort: „Ich frage mal den Skipper, wie das mit der Erreichbarkeit von Kvitöya aussieht.“
Harry ging hinein und fragte Arne Jensen beiläufig, wie gut zugänglich die abgelegeneren Gebiete Svalbards wie etwa Kvitöya seien. Die Antwort war entmutigend. Arne Jensen erklärte Harry, daß Kvitöya fast immer von Treibeis umgeben und daher nur von zumindest leichten Eisbrechern erreicht werden konnte. Mißmutig kehrte Harry an Deck zurück und berichtete, was er erfahren hatte.
„Tja, nur wird bei unserem Glück gerade jemand auf Kvitöya herumkriechen und sich wundern, was wir da machen und womit wir gekommen sind“, überlegte Ron.
„Und dreimal im Jahr dürfte heißen: Dreimal im Sommer“, sagte Miss Williamson. „Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dort auf jemanden zu treffen.“
Harry murrte leise vor sich hin. Er mußte eine Lösung finden.

Es war nach dem Ausflug in die Wildnis fast so, als würden sie nach Hause kommen, als die Grid North in den Adventfjord einlief und schließlich am Anleger festmachte. Auf dem Kai stand schon der japanische Kleinbus der Jensens. Davor stand Frau Jensen und winkte ihnen zu. Sie half auch, das Boot festzumachen. Nachdem Harry mit Arne Jensen den Sprit abgerechnet hatte, fuhren die Eheleute Jensen ihn und seine Begleiter als Serviceleistung noch zum Campingplatz. Die Verabschiedung war herzlich, dann nutzten Harry und Miss Williamson die Gelegenheit, daß gerade niemand auf dem Platz war und herschaute: Sie bauten die Zelte mit einem Schlenker ihrer Zauberstäbe auf.
„So, Leute, wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Rückflug“, stellte Harry fest. „Wenn wir keine anderweitige Idee haben, werden wir die illegale Variante durchführen.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Aber ich habe gelernt, auf allen möglichen Arten von Papieren zu schreiben. Die Namen der Hogwarts-Häuser sind auf einer Flugzeug-Kotztüte entstanden - ja, sie war leer.
Joanne K. Rowling