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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Die Erinnerungen des Jonas Poole

von Krabbentaucher

Es klopfte, dann wurde auch schon die Tür geöffnet. Ein ziemlich fetter, schwitzender Mann mit Glatze oben auf dem Kopf und ziemlich langen graublonden Haaren rundherum trat keuchend ein. Sein Umhang wirkte schäbig. Insgesamt erweckte er bei Harry den Eindruck, sich in der Tür vertan zu haben, da er eher so wirkte wie das typische Klientel des Eberkopfs.
„Ja, bitte?“ fragte Harry ziemlich indigniert, als der Mann ohne viel Federlesens an den Schreibtisch vortrat.
Der Mann zog zwei angestoßene Bücher aus seinem Umhang und legte sie auf den Schreibtisch.
„So, Harry, ich habe sie. Hier sind sie“, sagte der Mann.
Harry ging ein Licht auf: „Ah! Dean! Sehr gut. Du hast dir mit deiner Verkleidung richtig Mühe gegeben, Respekt.“
„Ja, ich habe mir gedacht, ich nehme mal so einen fetten Häßlichen, aber ich bin jetzt so unbeweglich – kann ich mich mal setzen?“
„Bitte.“
„Wenn ich längere Strecken gehe oder mich beeile, bin ich sofort aus der Puste“, berichtete der Mann, der Dean war. „Und das Apparieren ist auch keine Freude. Ist es sowieso nicht, aber als fetter unbeweglicher Kerl erst recht nicht. Ich habe natürlich überlegt, wer sich für solche Bücher interessieren könnte, ohne daß es allzu komisch wirken würde, und da bin ich auf die Schiebertypen gestoßen, die bei Aberforth rumlungern.“
„An den und seinen Laden habe ich auch denken müssen, als du reingekommen bist“, bestätigte Harry.
„Ha, siehst du? Dann habe ich es ja richig gemacht!“ freute sich Daen. „Da hast du jedenfalls die beiden Bücher. Bin ja mal gespannt. Aber wenn du erlaubst, gehe ich jetzt erstmal in eines der Verhörzimmer, nehme den Rückverwandlungstrank und ziehe mich um. Aber erst nachdem ich mich mit Duftwässerchen frischgemacht habe.“
„Nur zu“, sagte Harry.
„Eine Schande, daß es im ganzen Ministerium keine einzige Dusche gibt“, sagte Dennis und stand auf.
Harry hob die Hand.
„Dean – dusche doch eben gerade zu Hause. Du kannst meinen Kamin benutzen. Auch für den Rückweg. Hast du den Rückverwandlungstrank dabei oder mußt du ihn erst holen?“
„Alles dabei“, sagte Dennis und holte ein Fläschchen aus der Umhangtasche.
Er trat an den Kamin, entzündete das Feuer, warf etwas Flohpulver hinein, trat in die grünen Flammen und nannte seine Adresse. Dann war er weg. Harry sah in die nun munter züngelnden wieder normalen Flammen. Er würde sie brennen lassen, da Dean bald wieder zurückkommen würde. Er griff nach den beiden Büchern. Das eine war das dünne Buch, das er auch bei den Malfoys in der Hand gehalten hatte. Es enthielt die Erinnerungen des Jonas Poole. Das andere war das Buch „Verschollene Gegenstände“. In dem Buch von Jonas Poole steckte der Kassenzettel von Borgin und Burkes. Harry lachte still in sich hinein.
„Auch wenn es konspirativ ist – so kann man dann abrechnen“, murmelte Harry zu sich selbst.
Dem Kassenzettel nach hatte Dennis für die beiden Bücher fünfzig Galleonen bezahlt. Ganz schön happig, fand Harry. Aber der Betreiber von Borgin und Burkes schien die Bücher nicht als kritisch einstuft zu haben, denn er hatte die Titel auf dem Kassenzettel aufgeführt. Harry legte „Verschollene Gegenstände“ wieder auf den Schreibtisch und begann, in dem Buch von Jonas Poole zu lesen. Das erwies sich als nicht ganz einfach, denn Poole hatte es selbst geschrieben, was hieß, daß es in der Sprache des 17. Jahrhunderts verfaßt war. Poole beschrieb darin, wie er aufgewachsen und nach Hogwarts gekommen war. Der Sprechende Hut hatte ihn Ravenclaw zugeteilt. Schon in der Schule hatte er begonnen, sich für verzauberte, verfluchte und verhexte Gegenstände zu interessieren.
Die Flammen im Kamin von Harrys Büro färbten sich grün. Einen Moment später erschien Dean in seiner ursprünglichen Gestalt und trat heraus.
„Aah, so ist es schon viel besser“, freute er sich. „Liest du schon?“
„Ja, aber ich bin erst in Pooles Schulzeit. Damals hatte er schon Interesse an magischen Gegenständen gezeigt“, sagte Harry. „Nimm du mal 'Verschollene Gegenstände' und fang an, es durchzulesen. Oder gib es an jemanden weiter, wenn dir etwas dazwischenkommt.“
Er hielt Dean das Buch hin. Dean nahm es und fragte: „Und soll ich dann ein Lesezeichen in die Seite legen, wo etwas interessantes steht?“
Harry überlegte.
„Das auch. Aber schreibe bitte auch ein Exzerpt von den interessanten Stellen. Vielleicht sind ja mehrere Stellen interessant. Wenn jemand anderes weiterliest, soll er das auch tun.“
„Exzerpt?“ fragte Dean.
„Das ist ein Auszug oder eine Zusammenfassung dessen, was da steht.“
„Ach so. Okay.“
Dean verließ Harrys Büro, Harry wandte sich wieder seiner Lektüre zu. Poole berichtete von seinem Abschluß bei Hogwarts und von seinem weiteren Werdegang, wonach er zunächst einer Tätigkeit bei einem Erbauer magischer Geräte erlernt und ausgeübt,danach aber auch in einem Laden in der Nokturngasse gearbeitet habe. Harry erkannte sofort, daß der entsprechende Laden nicht mehr existierte, denn als Auror wußte er auswendig, welche Läden es dort gab. Immerhin schien Poole sich für die dunklen Künste interessiert zu haben:

Und lag auch ein Axt auff lager, die da zu verwenden sey zum behufe des Axtmelkens, was ein alt Ding ist und aus teutschen Landen kömmt. Ist dorten schon seit langen Zeit bekannt und wurd von Muggelleut beobacht, und vom teutsch Ministerium verboten ist. Die kunst des Axtmelkens ist, das der Zauberer oder die Hexe ein verhexte Axt in das holz des Hauses schlaget, wodurch Milch aus dem stiehle fliessed und in ein eimer auffgefangen werd. Die muggelige Person aber wird an jenem Tag kein Milch vom Vieh erhallten. Ist aber ein Zauber auf dem Axt vonnöthen und ist nichten mehr bekannt, hab ich dennoch untersucht und den Zauber gefundt.
Ein ander Zauber aus teutschen Landen ist der Hexenschus, der ein schad an ein Person machet. Werd über ein pfeil und ein bogen geschosen, aber ist der pfeil nach vorn nicht ein Spitz, sondern ein oder zwey oder dreye Reisig und wird geschoßen auf Bein oder Rucken oder was belieben und hat dort zipperleyn. Auch das hab ich untersucht und Zauber gefundt, aber nicht für nützelig gefundt, da nur schad und kein Gewinn. Ist auch kein Gewinn zu machen, kann mit dem Geheimhaltungskontrakte nichten der muggeligen Person anerbietig machen, das zipperleyn wegzunehmen für bezahlung.

Poole ließ sich über weitere Objekte aus, die sich in dem Laden fanden, deutete aber nichts an, wonach er selbst ein gefährliches Gerät geschaffen habe könnte. Außerdem beschrieb er die Verfolgung, der die Hexen und Zauberer in seiner Zeit ausgesetzt waren, wobei in England nur eine eingeschränkte Verfolgung stattfand und auch nicht der Scheiterhaufen zur Anwendung kam, sondern der Galgen. Hoffnungsvoll äußerte sich Poole darüber, daß einige Muggel in neueren Schriften den Sinn der Hexenverfolgung in Frage stellten. Aber bei den Dingen, die Poole aus dem Bereich des Schadzaubers berichtete, konnte Harry den Muggeln ihren Zorn auf die Zauberer nicht vollständig verdenken.
Das führt aber alles nicht weiter, dachte Harry, außer, daß Jonas Poole sich Gedanken darüber gemacht zu haben schien, wie er mit Schadzaubern seinen Gewinn bei den Muggeln machen konnte. Allerdings gab es keinen Hinweis darauf, daß Poole hier irgendetwas in die Tat umgesetzt hätte.
Eine lauwarme Spur fand sich in Pooles Buch dann aber doch:

Hab ich auch geforscht zum Wettermachen und habe ich nichts gefundt. Ist aber möglich ohn brunnvergiften Wasser und Ernte zu verderb zu bringen und ist ein Zauber auf ein Ding. Ich gebe aber kund und zu wissen, das ich nichten Ding zum verderb an böse Zauberer oder Hexen gegeben oder liegen hab.

Harry las sich den letzten Satz noch einmal durch.
„'Ich gebe aber kund und zu wissen, das ich nichten Ding zum verderb an böse Zauberer oder Hexen gegeben oder liegen hab'... Warum schreibt er das? Warum betont er das?“ fragte Harry sich selbst und blätterte zurück.
Doch da stand nichts, woraus sich ein Anlaß dafür ergeben könnte, sich von einem üblen Verdacht zu reinigen. Harry kam zu dem Schluß, daß Jonas Poole zu seiner Zeit – jedenfalls zu der Zeit, als er das Buch verfaßt hatte – in einem entsprechend schlechten Ruf gestanden haben mußte. Und, so dachte Harry weiter, das könnte bedeuten, daß Poole in seinem Buch nicht die ganze Wahrheit über sein Wirken geschrieben hatte, sondern sein Angedenken säubern wollte. Harry sah auf die Uhr und stellte fest, daß die Mittagspause längst vorbei war. Er zuckte mit den Schultern und las weiter.
Poole berichtete von einer Forschungsreise nach Irland und kam dann zu seiner Seereise.

In Märzen anno Domini 1642 bin ich gereist nach Amsterdam in die Niederen Lande, woselbsten ich freundlich auffgenommen und bewirdt ward, wohl weil ich Poole genannt, was namentlich ein groß seefahrer dero Majestatis der englischen Krone gewesen und Jonas Poole geheißen. Hab ich mich wohl Jonas Poole der Sohn genannt und kunnt als arzt auf der dreimastigen Fluyt Margarete einschiffen. Die Fluyt hat ein kanondeck und ist gesegelt schon viele Jahr, auf das die Leut gut ding sind. Ich aber wollt auf zeit wohl von zaubrischen Leut weg und wollt auch kein ding verhexen und verzaubern und ein ding weit weg expediehren.
Am 8. April ging die Fluyt Margarete in See und ward accompagnieret bey zwey annere dreimastige Fluyten und zwey Galiots, davon ein mit zwei und ein mit drei masten mit Hoffnung auf ein gute Walfischcampagne. Die Noordsche Cammer wollt zurückkehren auf die Danische Insel, woselbsten sie ein ort unterhiehlt und tran kocht in ein bucht, die heißet Mauritius bucht.

Harry hätte beinahe darüber hinweggelesen, aber dann war doch stutzig geworden.
„'Ich aber wollt weg und wollt auch kein ding verhexen und verzaubern und ein ding weit weg expediehren'...“, las Harry die Stelle noch einmal laut.
Aber wenn Poole doch angeblich nichts mit verhexten Gegenständen zu tun hatte, dachte Harry, wieso wollte er für eine gewisse Zeit keinen Kontakt mit Zauberern haben und was war das für ein Ding, das er weit weg expedieren wollte?
Das Buch gab darauf keine Antwort. Poole befaßte sich viel mehr mit der Seereise, jedoch ohne die Route genau zu bezeichnen. Allerdings berichtete er von einem Sturm in einem Gebiet namens Stadhavet und einen weiteren Sturm, dem die kleine Flotte trotzen mußte. Auch ließ er sich aus zu den Vorräten, die die Schiffe gebunktert hatten und die auf der Reise ergänzt werden mußten, sowie zu den leeren Fässern, die man am Ende der Walfangsaison gefüllt mit Walöl zurück nach Amsterdam zu bringen hoffte. Harry wurde den Eindruck nicht los, daß Poole zwar hier und da Ortsbezeichnungen fallen ließ, um den Anforderungen an einen Reisebericht zu genügen, daß er es aber vermied, den Weg so zu beschreiben, daß man ihn ohne weiteres nachvollziehen konnte. Harry legte das Buch zur Seite. Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren.

Der Trubel, der im Hause Potter immer herrschte, lenkte Harry eine Zeit lang ab. Albus und Lily brauchten nach der langen Schule und obwohl sie schon drei Stunden vor Harry zu Hause angekommen waren noch etwas Bewegung, so daß Harry ein wenig mit ihnen raufte. Dann wurde zu Abend gegessen und anschließend der Kampf um das Zubettgehen ausgetragen.
„Lily, okay, die ist kleiner als ich – aber wieso soll ich jetzt auch schon ins Bett gehen?“ jammerte Albus.
„Ich bin auch nicht müde“, sagte Lily hoffnungsvoll.
„Ihr seid beide überdreht“, stellte Harry fest. „Ihr müßt beide ins Bett.“
Als sie endlich in ihren Betten lagen, holte Harry im Salon den großen Atlas aus dem Schrank. Ginny sah ihn fragend an.
„Heute haben wir dieses Buch von Jonas Poole bekommen. Jetzt will ich mal sehen, ob ich seine Reise irgendwie nachvollziehen kann“, erläuterte Harry.
Er berichtete davon, was Poole geschrieben hatte.
„Und du glaubst, daß er ein schwarzmagisches Objekt mitgenommen hat nach wohin auch immer?“ fragte Ginny.
Harry zuckte erst mit den Schultern, sagte dann aber überzeugt: „Ja – sieh mal, wenn er wirklich ein Objekt weit weg bringen wollte und es vielleicht auch loswerden oder zumindest verstecken wollte, dürfte es doch wohl ein schwarzmagisches Objekt sein, oder?“
„Kann schon sein, aber...“
„Aber sicher. Oder glaubst du, er würde sich die Mühe machen, mit dem Segelschiff irgendwo hinzufahren, um eine selbstschreibende Feder loszuwerden?“
Ginny war nur halb überzeugt: „Kann schon sein, aber wenn er etwas Schwarzmagisches loswerden wollte, wieso hat er es nicht einfach zerstört? Vielleicht wollte er wegen irgendetwas Abstand gewinnen und hat deshalb die Seereise gemacht. Du bist doch der Meinung, daß Poole nicht aus Abenteuerlust auf diese Walfangreise gegangen ist, sondern um dieses Ding zu... naja, zu verstecken vielleicht – oder?“
„Jaah, schon“, sagte Harry. „Wenn ich das mit dem 17. Jahrhundert richtig verstehe, hat man damals keine Vergnügungsreisen zur See unternommen. Wenn ein Nichtseemann auf einem Schiff mitgefahren ist, dann war er entweder Schiffsarzt oder irgendein Wissenschaftler, der dann mit dem Schmetterlingsnetz irgendwo über eine Insel gelatscht ist.“
„Und so einer ist sicher nicht mit einem Walfangschiff mitgefahren...“, überlegte Ginny.
„Eben!“ triumphierte Harry. „Und jetzt will ich mal sehen, ob ich im Atlas etwas finde. Ich bin überzeugt, daß diese Reise dazu diente, ein ziemlich fragwürdiges Objekt zu beseitigen. Und daß es dieses Objekt ist, hinter dem Monroe her ist.“
„Das ist aber nicht sicher“, bremste ihn Ginny.
„Ist es nicht, das stimmt“, räumte Harry ein und schlug den Atlas auf. „Also..., 'Danische Insel' hat er geschrieben... Dänische Insel also... und Stadhavet, das war einer der Stürme unterwegs...“
„Okay, such mal“, sagte Ginny. „Ich muß jetzt noch meinen Artikel für den Tagespropheten schreiben. Am besten gehe ich dazu in das Arbeitszimmer, dort bin ich ungestört.“
„Mach das“, murmelte Harry etwas abwesend.
Ginny verließ den Salon. Harry suchte im Register nach einer Dänischen Insel, fand aber nichts. Wohl fand er Dänemark, das aus einer großen Anzahl Inseln bestand, aber er konnte sich nicht vorstellen, daß Niederländer dorthin gefahren wären, um dem Walfang mit einer kleinen Flotte nachzugehen. Auch Stadhavet fand er nicht, wohl aber ein Stadland. Probehalber schlug er die angegebene Seite auf und fand es. Es handelte sich um eine Halbinsel an der norwegischen Westküste, und zwar dort, wo die Küste nach Nordosten hin abknickt. Immerhin – Norwegen konnte Harry schon eher mit dem Walfang in Verbindung bringen. Was aber das Stadhavet war und ob er mit dem Stadland richtig lag, konnte er aus dem Atlas nicht ersehen. Ihm kam aber die Idee, daß die Dänische Insel nicht notwendig eine Insel Dänemarks sein mußte. So verbrachte er viel Zeit damit, die norwegische Küste erfolglos nach einer Dänischen Insel abzusuchen.
„Na, fündig geworden?“ fragte Ginny, als sie in den Salon zurückkehrte.
Harry richtete sich auf und erwiderte: „So halbwegs. Eigentlich kaum, um ehrlich zu sein. Ist dein Artikel fertig?“
„Ja. Also?“
Harry zeigte Ginny das Stadland. Dann kam ihm eine Idee: „Die Muggel googeln doch bei jeder Gelegenheit. Das mache ich jetzt auch einmal.“
Er ging in sein Arbeitszimmer, fuhr den Computer hoch und gab „Stadhavet“ ein. Und er hatte sofort Erfolg. Den Einträgen nach handelte es sich um das Meer vor dem Stadland, das gekennzeichnet war durch schwieriges Wetter und sich kreuzende Wellen, die die Seefahrt so sehr erschweren, daß die Muggel sogar einen Schiffstunnel zur Umgehung dieses Seegebiets planten. Ginny war auch in das Arbeitszimmer gekommen und schaute ihrem Ehemann über die Schulter.
„Das paßt“, sagte er. „Poole berichtet von einem Sturm im Stadhavet, und diese Gegend ist auch ziemlich schwierig. Und wenn ich mir angucke, wie weit nördlich das schon ist und sie hier auf ihren ersten Sturm gestoßen sind, dann dürfte die Dänische Insel deutlich weit nördlicher sein.“
„Gib mal ein“, schlug Ginny vor.
Zur Enttäuschung der beiden ergab die Suche „Dänische Insel“ nur Verweise auf Dänemark. Auch die Suche nach einer Tranbucht führte nicht weiter. Harry fuhr den Computer herunter.
„Na, immerhin“, sagte er. „Wir haben die grobe Richtung. Vielleicht weiß die Abteilung für Internationale magische Zusammenarbeit, wo sich diese Insel befindet.“
„Aber das sollte dann Hermione fragen“, gab Ginny zu bedenken. „Wenn der Chef der Aurorenzentrale das macht, sorgt das für Aufregung.“

Am nächsten Tag wollte Harry seine Lektüre fortsetzen. Zunächst setzte er allerdings ein Memo an Hermione auf, in dem er sie bat, ihm einen Atlas zu organisieren. Dann schlug er Jonas Pooles Buch auf.

Nach viel pein und müh ward 14. May Muscovy Compagnie berg gesicht, furen wir aber nordwerts und sahen im westen Glocken berg. Passiehrten schwarzen punkt estlich und fuhren im sund estlich Kijn insel, wie es die Hollander heißen, woselbsten im norden die Englisch compagnie ein ort hat, genannt Fair Vorland. Erreichten 17. May den ort, den die Hollander Transtadt heißen, was ist ein klein Dorf auf ein Insel mit viel Oefen zum behufe des Trankochens. Hat auch ein klein Kastell mit zwey Kanonen und lagen zwei Walfisch am strand und ankerten an die zehn Schiff, vornemlich Fluyts und Galiots, auf reede.
Wir aber segelten anderntags fort und landeten nach ein vertel stund an Danischer Insel in der Houcker bucht, worauf fünfe Häuser und drey Tranoefen warn. Dies Ort ist genannt Harlinger kokerij, was verdolmetscht heißet Harlingen Kocherei, was so genannt ist wegen der Tranoefen, und wurd erbauet von der Noordsche Compagnie.

Poole verlor sich sodann in der Beschreibung der Jagd auf die Wale. Zwar war es nicht uninteressant, wie er den gefährlichen Fang mit kleinen Ruderbooten beschrieb, und wie die erlegten Wale an den Strand gezogen wurden, um dort zerlegt zu werden. In den großen Tranöfen wurde der Walspeck zu Öl verkocht, das in Fässer abgefüllt wurde. Hin und wieder mußte man sich Eisbären erwehren, wofür jedermann einen mit Pulver gestopften und mit einer Kugel versehenen Vorderlader bereithielt, dessen Schloß gespannt war.
Es klopfte an Harrys Bürotür. Hermione trat ein, einen dicken Wälzer im Arm.
„Hallo, Harry – ich habe hier den Atlas von der internationalen Abteilung ausgeliehen.“
Sie legte ihn auf den Schreibtisch.
„Danke, Hermione“, sagte Harry.
Hermione strich sich durch ihr buschiges Haar und stöhnte: „Das war vielleicht ein Akt! Die haben sich so aufgeführt, als hätte ich sie um ihre Unterhosen gebeten. Was denn die Abteilung für magisches Recht mit einem Atlas wolle und ob wir im Zuständigkeitsbereich der internationalen Abteilung arbeiten wollten. Naja, ich konnte ihnen ja nicht sagen, daß die Aurorenabteilung den Atlas braucht. Nach dieser Sache mit der Taschenuhr wissen es ja alle, daß etwas im Busch ist, wenn die Aurorenzentrale über die Grenzen guckt.“
„Damals hat die Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit wenigstens nicht gemeckert“, bemerkte Harry.
„Ja, aber nur, weil sie sich das bei dir nicht getraut haben. In Wahrheit waren die mächtig sauer auf die Aurorenabteilung. Wie weit bist du?“
„Mit Walfang beschäftigt“, sagte Harry und legte ein Notizpergament neben den Atlas. „Ich habe hier alle Ortsbezeichnungen aufgeschrieben, die von Poole genannt werden. Wenn die Wale fangen, wird das wohl im Norden sein, oder? Ich meine, Wale gibt es eher nördlich. Und gestern schon habe ich eine Zwischenstation auf Pooles Reise identifizieren können: Stadhavet. Das liegt an der Westküste Norwegens.“
„Norwegen besteht praktisch nur aus Westküste“, erwiderte Hermione und beugte sich vor, während Harry den Atlas aufschlug.
Er zeigte ihr die Stelle, wo Stadhavet liegt. Dann suchte er die norwegische Küste nach den anderen Ortsnamen ab. Hermione guckte auch und vermutete: „Wenn es im Norden ist und es sich um mehrere Inseln handelt, dann könnte es hier auf den Vesteraalen sein. Nördlich der Lofoten. Was meinst du?“
„Weiß nicht. Der Maßstab ist nicht groß genug, daß jede Insel namentlich verzeichnet ist“, brummte Harry. „Poole war mit den Segelschiffen etwas weniger als anderthalb Monate unterwegs. Mit Fleuten und Galioten. Er nennt die Fleute 'Fluyt', aber das ist ein veralteter Name, das habe ich schon nachgeguckt.“
„Und was ist eine Fleute und eine Galiot?“ fragte Hermione.
„Dem Internet nach Handelsschifftypen aus Pooles Zeit“, sagte Harry. „Die Galiot ist der Nachfolger der Fleute. Fleuten haben wohl nach oben hin stark eingezogene Bordwände und entsprechend schmale Decks, was damit zusammenhing, daß die Hafengebühren früher nach der Decksgröße berechnet wurden.“
Sie suchten weiter, fanden aber nichts.
„Harry, vielleicht war es ein Fehler, einen modernen Atlas zu nehmen“, sagte Hermione vorsichtig.
„Warum?“
„Weil es durchaus sein kann, daß sich die Ortsnamen inzwischen geändert haben.“
Harry nickte, starrte auf die aufgeschlagene Seite des Atlas für Nordnorwegen und sagte: „Hm.“
Er schlug das Register auf, wurde aber nicht fündig. Hermione starrte vor sich hin. Dann sagte sie: „Ich glaube nicht, daß wir einen so alten Atlas hier haben. Außerdem scheinen einige Ortsnamen niederländisch zu sein. Die dürften in einem englischen Atlas sowieso nicht verzeichnet sein.“
Harry richtete sich auf und sagte: „Es kann auch sein, daß Methode dahintersteckt. Ich glaube, Poole gaukelt seinen Lesern eine genaue Ortsbezeichnung nur vor, drückt sich aber um eine nachvollziehbare Ortsbeschreibung. Und glaube, er hat einen Grund dafür, aber dafür habe ich noch nicht weit genug gelesen.“
Er legte Hermione die Theorie dar, die er schon am Abend zuvor bei sich zu Hause entwickelt hatte. Hermione widersprach nicht, sagte aber: „Das wissen wir noch nicht.“
Harry blieb hartnäckig: „Hier, sieh mal: Poole erwähnt einen Berg, der nach langer Seefahrt gesichtet wird. Offenbar ist die Gegend irgendwie bergig. Und er brauchte einige Tage, um den endgültigen Bestimmungsort zu erreichen. Aber er beschreibt nicht, wie die Gegend dort aussieht – flach, hügelig, bergig... wir erfahren es nicht. Er verschweigt etwas, das habe ich im Urin.“
„Im Urin?“ frage Hermione und zog die Augenbrauen hoch.
Harry sah sie trotzig an und wiederholte: „Ja, im Urin.“
Hermione las die Stelle in Pooles Buch noch einmal durch.
„Harry,... vielleicht sind wir mit Norwegen auf dem falschen Dampfer.“
„Warum? Er ist doch um Stad herumgesegelt und -“
„Na und? Das war unterwegs“, beharrte Hermione. „Sieh mal, Poole sagt etwas von einer englischen... Station oder was, von mindestens zwei Orten der Niederländer – aber Norweger kommen bei ihm dort gar nicht vor! Ist das nicht merkwürdig dafür, daß er sich in Norwegen aufgehalten haben soll?“
Harry ließ sich wie vom Schlag getroffen in den Schreibtischstuhl plumpsen und sagte: „Du meinst... das dort könnte praktisch überall sein? Überall, wo Wale vorkommen?“
„Naja, die Beringstraße zwischen Rußland und Alaska können wir wohl ausschließen“, erwiderte Hermione matt lächelnd. „Aber ich muß zugeben, daß das ein schwacher Trost ist.“
„Laß mich raten“, knurrte Harry. „Im Ministerium gibt es vermutlich keine Karte von diesem ganzen Gebiet“, er kreiste mit dem Finger nördlich und westlich des Nordkaps neben dem Atlas über der Schreibunterlage, „die auch nur einigermaßen detailliert wäre?“
„Die Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit interessiert sich für die Gegenden, wo eine internationale magische Zusammenarbeit möglich ist“, sagte Hermione, „ich glaube nicht, daß das dort der Fall ist.“
Harry schaute den Atlas an, als habe er ihm persönlich etwas getan.
„Na schön“, schnaubte er. „Dann muß ich mich mit den ausländischen Verbindungszauberern unterhalten. Was meinst du – den aus den Niederlanden und den aus Norwegen?“
„Andere Anhaltspunkte haben wir nicht“, seufzte Hermione.
„Na schön, dann lese ich noch ein wenig weiter, vielleicht ergibt sich etwas“, sagte Harry.
Hermione klappte den Atlas zusammen und nahm ihn in den Arm.
„Ich gehe dann wieder in meine Abteilung. Aber vorher bringe ich den Atlas zurück. Die steigen sonst die Wände hoch. Laß mich wissen, wenn du etwas neues hast.“
„Okay. Danke für deine Hilfe, Hermione.“
Hermione verließ das Büro, Harry schlug Pooles Buch wieder auf und las weiter. Poole berichtete davon, wie er als Heiler und Schiffsarzt hin und wieder verletzten und kranken Walfängern helfen konnte. Außerdem berichtete er davon, daß er begann, unter Zahnfleischbluten zu leiden wie auch einige der Muggel. Er beklagte sich darüber, daß er den Skorbut zwar diagnostizieren, aber nicht heilen konnte. Dann wurde es im Zusammenhang mit einem mißglückten Walfangversuch interessant:

21 Augusti anno Domini 1642 ward ein unglück im walfischfang, wo ein walfisch hat zerstört ein Schalupp mit fünf mannen darinnen, wobei Mathijs de Dobbeleer zu todte kam. Wurd ihm letzt Oelung zuteil und anderntags zu begräbniß gebracht. Hab ich ihm auch ein gülden teil nambtlich ein behältniß in den Sarg gegeben und ist nun ewiglich Ruh und begraben.

Harry lehnte sich zurück und schloß die Augen.
War das üblich? fragte er sich. Gaben im 17. Jahrhundert Walfänger ihren toten Kameraden etwas mit ins Grab, wenn sie sie fern der Heimat begruben?
Er wendete den Gedanken hin und her. Dabei kam Harry zu dem Schluß, daß allenfalls irgendein persönliches Ding des Verstorbenen mit ins Grab gegeben wurde, nicht aber wertvolle Gegenstände aus dem Besitz der anderen, schon gar keine aus Gold. Immerhin handelte es sich um eine rauhe Umgebung fernab der Zivilisation, wo man zusehen mußte, mit dem auszukommen, was man mitgebracht hatte. Er atmete durch. Er glaubte nun zu wissen, wo sich der schwarzmagische Gegenstand des Jonas Poole befand: Entsorgt fernab in einem Walfängergrab auf irgendeiner nordischen Insel.
Immerhin, dachte Harry, das muß man Poole lassen – er hat sich einen abgelegenen Ort ausgesucht, um einen fragwürdigen Gegenstand zu deponieren.
Harry las weiter. Poole berichtete davon, daß sich das Zahnfleischbluten ausweitete und sich bei ihm einige Zähne lockerten. Als er nach der Walfangsaison zuerst wieder in Amsterdam und später in England angekommen war, waren ihm schon mehrere Zähne ausgefallen. Irgendwelche Andeutungen schwarzmagischer Art kamen nicht mehr, allenfalls berichtete Poole davon, wie er nach zahlreichen Versuchen ein Amulett gegen Schnupfen entwickelt hatte.
Harry schlug Hermione durch ein Memo vor, die Mittagspause bei sich zu Hause zu verbringen. Als sie sich dort trafen, kam auch Ron dazu.
„Wo sind Rose und Hugo?“ fragte Hermione.
„Bei George im Laden. George findet, Roxanne könnte sie ruhig ein wenig verderben. Also, Harry, was ist?“ sagte Ron.
Harry berichtete von Pooles Bericht und was er bemerkenswert daran fand. Ginny, die zugehört hatte, wandte ein: „Aber wenn Poole das Ding loswerden wollte, wieso hat er sich diese Mühe gemacht? Das war doch kein Zuckerschlecken – monatelang auf einem Segelschiff in die Kälte fahren, dieser ganze Walfang mit Speckkochen oder was die da gemacht haben... Und alles nur für eine Gelegenheit, einen fragwürdigen Gegenstand loszuwerden?“
„Genau, er hätte ihn doch zu Hause zerstören können“, pflichtete Ron bei.
„Habe ich zuerst auch gedacht. Aber vielleicht war der Gegenstand so mächtig, daß er nicht zerstörbar war oder ist?“ überlegte Hermione.
Harry hatte seine eigene Vermutung: „Poole ist mit seinem Bericht nicht ganz aufrichtig. Er betont mir etwas zu stark, daß er mit Schwarzmagischem nichts zu tun haben wollte, und das tut er häufig im Zusammenhang damit, daß er einen alten Schadenszauber wiederentdeckt hatte. Außerdem bleibt er mit seinen geographischen Angaben vage. Ich glaube, er wollte sich eine Hintertür offenlassen.“
Hermione sah Harry erst überrascht, dann zustimmend an.
„Du meinst also... Er hätte auf den Gegenstand zurückgreifen wollen, wenn es sich ergeben hätte? Dann wäre er nach..., ähm...“
„Harlingen Kokerij auf der Dänischen Insel“, half Harry nach.
„... zur Dänischen Insel zurückgekehrt, um es zu holen?“
„Genau“, sagte Harry. „Dem Buch nach zu urteilen, ist er aber nicht zurückgekehrt. Und ich denke, wenn wir seinen Bericht richtig lesen, wissen wir auch, um was für einen Gegenstand es sich handelt.“
„Um ein goldenes Gefäß, das man unauffällig in einem Sarg mit einer Leiche drin verschwinden lassen kann“, folgerte Ron.
„Und zwar irgendwo im Norden“, ergänzte Ginny. „Tja, Harry, das wird wohl nichts mit deinem mediterranen Fischrestaurant.“
Ron und Hermione schauten sie verständnislos an. Ginny sagte: „Hat Harry vor ein paar Tagen zu mir gesagt: Warum müssen Schwarzmagier ihren schwarzmagischen Kram immer in unwirtlichen Gegenden verstecken und nicht in der Nähe eines netten Fischrestaurants am Mittelmeer.“
„Ja, stimmt, wäre eigentlich ein netter Zug von ihnen“, stimmte Ron zu.
„Ich bin jedenfalls gespannt, auf was für verlorene Gegenstände meine Leute in dem anderen Buch gestoßen sind“, sagte Harry. „Vielleicht ist ja unser goldenes Gefäß dabei. Aber wir müssen noch in die anderen drei Bücher gucken. Und das heißt, wir müssen sie bekommen.“
„Ich denke, ich werde mal nach Hogwarts reisen und dort ein wenig in der Bibliothek wühlen“, schlug Hermione vor.
Ron war einverstanden: „Ja, bei dir fällt es nicht auf. Du bist schließlich ein Bücherwurm. Und wenn eine Hexe aus der Abteilung für magisches Recht mal etwas nachliest, erweckt das keinen Verdacht.“
„Hogwarts ist gut bestückt“, sagte Hermione. „Ich bin mal gespannt, was ich finde. Allerdings darf ich nicht allzu lange wegbleiben, sonst stellen die anderen in der Abteilung Fragen. Vielleicht sollte mich Kingsley dorthin schicken. Mit irgendeinem Auftrag.“


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