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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Spritztour

von Krabbentaucher

„Du hättest mir ruhig Bescheid geben können, dann hätte ich die Story gleich miterleben können“, beschwerte sich Ginny, als Harry wieder zu Hause war und davon berichtete,wie er die Weltmeisterschaft erlebte. „Ich bin immerhin Reporterin beim Tagespropheten, falls Du das vergessen hast.“
„Habe ich nicht vergessen. Aber ich habe auch nicht vergessen, daß du direkt nach dem Spiel nach London zurückkehren wolltest, um die Kinder noch zur Schule zu bringen“, verteidigte sich Harry.
„Hätte ich doch bestimmt auch noch geschafft.“
„Hättest du nicht, wir haben immerhin anderthalb Stunden da dumm rumgestanden.“
Beide rührten mißmutig in ihren Teetassen herum. Ginny brach schließlich das Schweigen: „Vielleicht kann ich es noch für morgen bringen. Also – Scabior war das, sagst du?“
Harry legte den Löffel beiseite und lehnte sich zurück.
„Vielleicht solltest du keine Namen nennen. Sieh mal, er ist brav nach England zurückkehrt, und es ist nichts passiert. Wir hätten ihm sowieso nichts beweisen können. Dafür hätten wir länger warten müssen“, meinte Harry.
„Naja, aber wenn er doch als Haftentlassener gleich Todesser spielt...“
Harry beugte sich vor und sagte: „Wir müssen da auch an England denken. Die amerikanischen Auroren wissen nämlich nichts von der Aktion, und es könnte vielleicht Ärger geben, daß wir so eigenmächtig gehandelt haben. Wenn du es vielleicht etwas tiefer aufhängen könntest – und anonymisiert? Gerade so ausreichend, daß diejenigen, die Rabatz machen könnten, sehen, daß wir da sind und solche Sachen verhindern?“
„Zugegeben, besonders actiongeladen war das nicht“, räumte Ginny ein. „Kampf, Verletzte, Flurschaden – das ist es ja, was der Leser lesen will. Wenn Auroren still und effektiv etwas verhindern, dann ist das irgendwie -“
„Unspannend“, beendete Harry für sie den Satz. „Wäre jedenfalls nett, wenn du ein wenig Rücksicht darauf nehmen könntest, also auf die Beziehungen zu den USA.“
Nach dem Zusammensein kümmerte sich jeder um seine Besorgungen: Ginny schrieb den Artikel, Harry machte seine Wäsche fertig beziehungsweise leitete die Hauselfen an. Danach erschien Ginny in Harrys Arbeitszimmer, wo er ein paar Sachen durchging, und legte ihm mit den Worten „in Ordnung so?“ den Artikel hin, der eher eine kleine Meldung war.

AM RANDE...

... war da noch ein Aushilfstodesser, der nach dem Spiel England gegen Honduras in entsprechender Aufmachung vermutlich auf einen Maskenball wollte. Jedenfalls kam er mitten in der Nacht mit schwarzem Umhang und Todessermaske aus seinem Zelt gekrochen. Englische Auroren bewahrten ihn vor einer Enttäuschung und schickten ihn ins Bett: Es gab keinen Maskenball, und es waren auch kaum noch Partys im Gange.

„Ich habe mir gedacht, daß ich das in unsere WM-Rubrik 'Am Rande' setze“, sagte Ginny. „Ist es in Ordnung so?“
„Ja, das geht in Ordnung“, bestätigte Harry. „Ironisch und als sei eigentlich nichts vorgefallen. Und wer wirklcih angesprochen ist, der wird die Botschaft schon verstehen, daß wir ein wachsames Auge auf alles haben.“

Allmählich wurden die Dienstreisen in die USA zur Routine. Was allerdings nicht zur Routine wurde, war die Betreuung der Kinder. Nicht nur, daß Harry sie nicht gerne allein zurückließ. Das hatte er auch schon machen müssen, als er in Dänemark und Deutschland wegen des Taschenuhr-Horkrux' recherchiert hatte, und damals war er auch nicht kürzer abwesend. Der Unterschied bestand dieses Mal darin, daß auch Ginny zu den selben Zeiten in den USA im Einsatz war, weswegen die Betreuung an Mr und Mrs Weasley hängenblieb. Das war bisher kein Problem gewesen, da es sich um Wochenenden gehandelt hatte. Aber jetzt lagen die Dinge anders.
„Ähm – ich weiß nicht, ob du mit dem Stadtverkehr so eine großartige Erfahrung hast, Dad“, sagte Ginny zu ihrem Vater, als sie und Harry sich verabschiedeten, weil sie für das Spiel Irland gegen Australien am 21. Mai wieder über den Atlantik reisen mußten. „Der ist in London ja etwas dichter als in Ottery St Catchpole und Umgebung... Und außerdem ist unser Auto ja doch etwas moderner als dein Morris Minor...“
Offenbar teilte Ginny Harrys heimliche Bedenken, was den Schulweg der Kinder anging. Vor Harrys geistigem Auge erschien ein reichlich verbeulter Passat. Er meinte daher diplomatisch: „Ihr seid ja nicht mit dem Minor gekommen, dann wäre wenigstens nicht das Auto so ungewohnt...“
„Das wäre ja noch schöner!“ meldete sich Mrs Weasley zu Wort. „Es reicht schon, ab und zu mit der Muggelkiste zu fahren! Wenigstens kann sie nicht fliegen, wer weiß, was Arthur...“
„Molly, Liebes, ich weiß ja, wie wenig du von der Muggelart zu reisen hältst“, beschwichtigte Mr Weasley seine Frau. „Aber zumindest Lily und wohl auch Albus sind noch ein wenig zu jung zum Seit-an-Seit-Apparieren, denke ich.“
„Ja, jedenfalls sehen wir das so“, sagte Ginny.
„Naja, dann kann ich sie ja mit der U-Bahn zur Schule bringen und wieder abholen“, schlug Mr Weasley vor. „Ich denke schon, daß ich das hinkriege.“ Und etwas enthusiastischer fügte er hinzu: „Eine Muggelschule! So etwas habe ich noch nie von innen gesehen. Dann kann ich mich ja mal darin umgucken!“
„Du lieferst die Kinder ab und apparierst zurück, Arthur“, bestimmte Mrs Weasley. „Es kommt gar nicht in Frage, daß du dich bei den Muggeln zum Affen machst, indem du auf Steckdosen zeigst und über deine Sammlung an Muggelschrott berichtest.“
„Ja, Molly...“, seufzte Mr Weasley sehnsuchtsvoll.

Alles andere war gewohnt: Äußerst unangenehme fünf Minuten per Portschlüssel in die Waldlichtung nordöstlich von Utica, das allfällige „wow! Harry Potter! Großartig!“ über sich ergehen lassen und dann Versammlung vor dem Aurorenblockhäuschen der amerikanischen Aurorenzentrale. Hier allerdings gab es doch etwas neues, eine kleine Meuterei nämlich.
„So, Chef, jetzt sind Sie mal dran mit Wacheschieben während des Spiels – und zwar draußen auf den Zeltplätzen!“ verlangte eine Aurorin und die zustimmenden Äußerungen der anderen unterstützten dieses Verlangen.
„Bei den letzten Spielen waren immer wir draußen und haben nichts mitbekommen“, sagte der eine.
„Ich will auch mal im Stadion aufpassen, daß da niemand Unsinn macht“, sagte ein anderer.
Harry beruhigte sie: „Leute, ich habe sowieso für dieses Spiel keine Einladung in der Ehrenloge. Kingsley meint, das würde komisch aussehen, wenn ich da viermal während der Weltmeisterschaft sitze.“ Er hatte natürlich darauf spekuliert, selbst im Stadion Aufsichtsdienst zu schieben, denn allgemein neigten Zauberer nicht zu irgendwelchen Ausfällen während des Spiels, so daß er es ungestört hätte verfolgen können. Aber er sah ein, daß er sich nach den beiden ohne jede Verpflichtung angeschauten Spielen nicht davor drücken konnte, auch einmal den unbeliebtesten Dienst während der Weltmeisterschaft zu schieben. Deshalb fuhr er fort: „Ich bin gar nicht davon ausgegangen, daß ich im Stadion würde sein können. Also werde ich auch draußen auf den Zeltplätzen aufpassen. Und ein Vorteil hat das alles: Ich habe vor dem Spiel frei. Also müssen sich die tummeln, die während des Spiels frei haben oder zum Stadiondienst eingeteilt sind.“
Nachdem das geregelt war, brachte er sein Gepäck zum Haus der Eheleute Wester. Mrs Wester begrüßte ihn wie immer begeistert und sagte, ihr Ehemann könne es sicher kaum erwarten, endlich Feierabend zu haben und Harry ein guter Gastgeber zu sein. Harry äußerte, daß er jetzt ohnedies wie immer noch über die Zeltplätze patroullieren müsse und verabschiedete sich fürs erste.

Als er am nächsten Morgen früh genug am Tisch erschien, um auch in der Gesellschaft von Mr Wester frühstücken zu können, seufzte Harry: „Jetzt bin ich innerhalb eines Monats das dritte Mal in den USA und ich habe noch gar nicht Land und Leute kennengelernt.“
„Ja, aber Sie sind doch dauernd unterwegs, Harry“, wunderte sich Mrs Wester.
„Schon, aber immer nur auf diesen Zeltplätzen rund um das Quidditch-Stadion und nur mit Zauberern zusammen. Ehrlich gesagt, unterscheidet sich das kaum von anderen Weltmeisterschaften, bei denen ich für die Ordnung mitverantwortlich war. Nur die Gegend unterscheidet sich: In Spanien war es eine Halbwüste, in Italien der Nordhang des Apennin und bei der letzten WM in Bulgarien bin ich in London geblieben. Ich meine – Amerika, das ist doch ein riesiges Land, ein Kontinent, führend in der westlichen Welt, von den europäischen Muggeln manchmal belächelt -“, sagte Harry und wurde von Mr Weaster verwundert unterbrochen.
„Belächelt? Aber warum?“
„Naja, die europäischen Muggel meinen, die Amerikaner würden nur Hamburger essen und keine Kultur haben.“
„So?“
„Dabei essen die Europäer selbst Hamburger in großen Mengen.“
Mrs Wester meinte: „Verstehe ich Sie also richtig, Harry, daß Sie sich gerne mal umgucken möchten?“
So direkt angesprochen, antwortete Harry verlegen: „Ähm, ja. Ich habe ja den Tag bis zum Anpfiff des Spiels sozusagen frei und da habe ich gedacht, appariere ich doch mal nach Utica, wenn das schon hier in der Nähe liegt. Kennen Sie sich dort aus? Können Sie mir dort etwas empfehlen?“
„Leider nein“, sagte Mr Wester freundlich. „Wir gehen eigentlich nie unter Muggel. Nicht daß wir etwas gegen sie hätten“, fügte er schnell hinzu. „Es ist nur so: Sie verwirren uns nur. Und dieses Auto -“
Mr Wester machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Ja?“ hakte Harry nach, „was ist mit dem Auto?“
„Mir ist gerade eingefallen, daß Sie es heute Vormittag nehmen könnten. Dann wären Sie unterwegs wie die amerikanischen Muggel.“
Mr Wester erwartete offensichtlich eine begeisterte Reaktion, doch Harry war skeptisch: „Wie lange hat das Ding denn gestanden? Sind die Bremsen noch in Ordnung, ist noch Öl drin, wenn ja, ist es schon eingedickt? Nicht, daß ich den Zündschlüssel umdrehe, und der Motor platzt.“
„Ach, mit diesem komischen Schlüssel setzt man das Auto in Bewegung?“ wunderte sich Mr Wester. „Ich dachte immer, daß man damit nur die Türen und hinten die Kofferraumklappe aufmacht.“ Er beruhigte Harry aber: „Wir achten ja sehr auf Tarnung. Und damit nichts auffällt an dem Auto, lasse ich regelmäßig einen Wartungszauberer kommen, der es in Schuß hält. Das Auto ist also immer fahrbereit. Sie müßten nur den Treibstoff vermehren.“
Harry fand plötzlich Gefallen an dem Gedanken, mit einem amerikanischem Straßenkreuzer der Art herumzukurven, wie er sie nur in den Polizeiserien gesehen hatte, bei denen ihn Dudley mal hatte mitgucken lassen. Er nahm das Angebot an. Wenn etwas sei, so Mr Wester, könne ja zurückapparieren, den Rest würde dann der Wartungszauberer übernehmen.

Harry hatte schon mit einigen interessanten Autos zu tun gehabt, aber der Monaco war schon sehr speziell. Der Innenraum war im Verhältnis zu den Außenabmessungen erstaunlich klein, die Motorhaube übertraf sogar die des Jaguar, mit dem er seinerzeit zum Horkruxkauf gefahren war. Ein Dreh mit dem Zündschlüssel, und ein gutturales Grollen zeigte, daß ein sehr großer Hubraum zum Leben erwachte, der von sehr wenig Technik gemanagt wurde. Harry drückte den Wählhebel, der dort angebracht war, wo die Europäer den Scheibenwischerhebel zu platzieren pflegen, auf R und ließ den automobilen Dinosaurier rückwärts die Einfahrt auf die Straße rollen. Harry winkte Mrs Wester zu und drückte auf das Gaspedal. Der Monaco bäumte sich theatralisch auf und warf sich nach vorn.
Ein Problem war, daß Mr Wester Harry zur Orientierung nur einen Kompaß hatte mitgeben können und nicht die Vorteile eine Straßenkarte hatte begreifen wollen. Auf dem Besen habe ihm der Kompaß immer gute Dienste geleistet, hatte Harrys Gastgeber und Autoverleiher gesagt. Bei ihm traf Harrys Einwand auf Unverständnis, daß Straßen nicht immer genau in die gewünschte Himmelsrichtung führen und er zum Beispiel erst einmal nach Norden fahren müsse, um seine besten Freunde zu besuchen, die östlich von London lebten.
Bis Harry auch tatsächlich ein Hinweisschild für Utica sah, war er damit beschäftigt, sich an das Auto zu gewöhnen, ganz abgesehen vom Rechtsverkehr. Als sich der Monaco beim Losfahren mit Verve nach vorn geworfen hatte, hatte Harry noch gedacht, er würde ein leistungsstarkes Auto fahren. Tatsächlich war es eher träge, und zwar in jeder Hinsicht. Ein spezielles Problem war dabei die Lenkung, die ein Gefühl vermittelte, als sei das Lenkrad nur mit dem Armaturenbrett und mit sonst gar nichts verbunden. Es war schon nicht einfach, das Auto auf Kurs zu halten, zumal die Servounterstützung so kräftig war, daß immer die Gefahr bestand, es durch eine unbewußte Bewegung in den Totalschaden zu steuern. In den Kurven legte sich das Schlachtschiff dramatisch auf die Seite, so daß es Harry lieber gemächlich angehen ließ und er dankbar war, daß die Amerikaner beim Straßenbau die Zahl der Kurven auf das Nötigste beschränkten, was allerdings aus topographischen Gründen nicht sehr häufig gelungen war, denn die Umgebung von Utica war leicht bergig.

Harry wurde bald klar, daß das Zaubereiministerium der Vereinigten Staaten von Amerika die Wälder nordöstlich von Utica nicht aus besonderen touristischen Gründen als Austragungsort der Quidditch-Weltmeisterschaft ausgesucht hatte. Beim Hereinfahren in die Stadt vermittelte sich ihm das Bild, das er von Fotos von amerikanischen Stadtrandgebieten hatte. Eine breite, schnurgerade und mehrspurige Straße führte durch eine Asphalt- und Blechwüste aus riesigen Parkplätzen, hinter denen flache und weitläufige Gewerbegebäude sich nur ein wenig erhoben. Über der Straße und daneben hingen Strom- oder Telefonleitungen von Lichtmast zu Lichtmast, was dem ganzen einen leicht provisorischen Eindruck verlieh. Irritierend waren für einen Briten die Kreuzungen, die größer waren als die meisten Londoner Kreuzungen, dafür aber weniger gut geregelt, denn an einigen von ihnen gab weder Ampeln noch Schilder. Nicht einmal eine Links-vor-Rechts-Regelung oder eine Entsprechung für den Rechtsverkehr gab es. Vielmehr mußten die Autofahrer sich langsam annähern und dann verständigen, wer als erster fährt.
In der Innenstadt stellte Harry fest, daß es eine solche eigentlich gar nicht gab. Die Stadt war weitgehend gesichtslos, nur im Zentrum gab es eine nicht besonders alte Backsteinkirche mit zwei Türmen, von der es auf einem Hinweisschild hieß, es handele sich um die historische Kirche. Harry dachte an das im Kern mehr als tausendjährige Hogwarts und konnte ein selbstgefälliges Lächeln nicht unterdrücken. Ansonsten gab es hier und da das eine oder andere mehrgeschossige Backsteinhaus, das so aussah wie die Häuser aus den älteren amerikanischen Filmen. Man sah aber auch häufig die billig hingeklotzten Bausünden der Nachkriegszeit.
Harry stellte den alten Dodge am Straßenrand ab und ging eine kleine Strecke zu Fuß. Es gab natürlich Brügersteige, und nicht einmal schmale, aber belebt waren sie nicht. Das Zufußgehen war offenbar vom Autofahren weitgehend zurückgedrängt worden. An Autos fuhren überwiegend ausladende Vans, Pickup-Trucks und Geländewagen vorbei, dann auch mal die eine oder andere, zum Teil arg angegammelte, zum Teil recht ansehnliche Fünfmeterlimousine. Modernere amerikanische Autos sahen europäisch-kompakt aus. Zumindest glaubte Harry, daß es amerikanische Autos waren, denn er hatte sie in England nicht gesehen. Einige europäische Autos gab es auch, und zwar entweder von Mercedes oder BMW.
Soweit Harry Leute sah, schienen viele so auszusehen, wie Dudley ausgesehen hätte, wenn er nicht mit 14 Jahren die Kurve gekriegt hätte. Natürlich gab es nicht nur dicke Menschen. Diese schienen aber eher aus den BMWs auszusteigen als aus alten Chevys oder den lastwagenartigen Großautos.
Immerhin gab es viele kleinere Geschäfte. Offenbar hatten die Supermärkte mit ihren Riesenparkplätzen es noch nicht geschafft, ihnen das Wasser abzugraben, und Malls gab es womöglich nicht. Beurteilen konnte Harry das nicht, denn er wußte nicht, woran man eine amerikanische Mall von außen erkennt. Außerdem schien Utica ein Skigebiet zu sein, jedenfalls hatte auch noch jetzt im Mai ein Sportgeschäft die Skier noch nicht aus der Auslage genommen.
In einem der Geschäfte kaufte Harry eine Straßenkarte, weil er Bedenken hatte, allein mit der Hilfe des Kompaß' und seiner Erinnerung zurück zu finden.
Als Harry zum Auto zurückkehrte, fand er dort einen nur leicht aus dem Leim gegangenen älteren Mann vor, der ganz versonnen guckte. Harry beschloß, das zu tun, was er als Engländer mühelos konnte, nämlich die Situation zu ignorieren. Als den Zündschlüssel hervorholte und sich anschickte, vor dem Kühlergrill auf die Fahrerseite zu gehen, wurde er aber von dem Mann angesprochen: „Schönes Auto. Richtig gut erhalten, sieht man selten. Hatte so einen mal als Dienstwagen. Bin Polizist, jetzt natürlich pensioniert. Dodge Monaco. Meiner war von 1977. Und der?“
„Ähm – weiß ich nicht“, sagte Harry. „Ich habe ihn ausgeliehen.“
Der Mann guckte Harry neugierig an: „Sie sind nicht von hier, richtig?“
„Nein, ich komme aus England.“
„Dachte ich es mir doch. Sie haben so einen komischen Akzent.“
Harry fand das schon etwas frech, denn immerhin kam er aus dem Mutterland der englischen Sprache. Er sagte nur knapp: „Ich bin nur vorübergehend hier. Tourist. Viel los ist hier nicht, was? Gibt es hier nichts besonderes?“
„Doch!“ widersprach der Mann. „Wir haben hier den Erie-Kanal... und eine richtige Straßenbahn.“
„Aha“, reagierte Harry wenig beeindruckt.
„Nein, wirklich. Hier gibt es ein Stück Eisenbahnstrecke, das auf der Straße verläuft. Da kann es vorkommen, daß Ihnen auf der Straße 'ne große Diesellok entgegenkommt.“
„Okay, das ist ungewöhnlich“, räumte Harry ein. „Andererseits muß ich sagen, daß ich Londoner bin, da bin ich schon einiges gewohnt.“
Er schritt zur Fahrertür und schloß sie auf. Der Mann wollte sich aber noch nicht abschütteln lassen: „Also, wissen Sie, was der für einen Motor hat? Nur den Slant Six oder einen V8?“
Harry war ratlos.
„Ähm, dem Gebrabbel nach dürfte es ein Achtzylinder sein. Der einzige Achtzylinder, mit dem ich bislang zu tun hatte, war ein alter Rover aus den siebziger Jahren. Klingt nach Achtzylinder.“
Auf die Bitte, zu gucken, ob Fahrzeugpapiere an Bord waren, machte sich Harry mißmutig auf die Suche. Im Handschuhfach wurde er fündig. Er reichte dem Mann das Papier. Der war begeistert: „Wow! Das ist der stärkste Monaco – 177 PS aus 6,6 l! Der geht ab, was?“
Harry erwiderte: „Ich weiß jetzt nicht, wie viele PS der Rover hatte, aber es waren wohl auch so viel, und der hatte nur 3,5 l Hubraum. Wenn Sie erlauben, ich muß noch ein ganzes Stück nach Norden fahren, der Besitzer des Autos erwartet mich.“
Er nahm das Papier wieder an sich, setzte sich in den Dodge und startete den Motor.

Nachdem Harry – etwas zu seiner eigenen Überraschung – das Haus der Westers wiedergefunden hatte, wobei die Straßenkarte nur wenig hilfreich war, da ihm die Eheleute ihr Haus nicht auf einer Karte hatten zeigen können, apparierte er zu seinem Einsatz auf den Zeltplätzen rund um das Stadion. Zum vereinbarten Zeitpunkt kam er am Treffpunkt an und fragte sogleich nach der Lage: „Irgendwelche fragwürdigen Leute hier? Was steht in den Listen, was sagt unser Portschlüsselbüro?“
„Nichts, Harry“, sagte Dennis. „Auch Scabior nicht. Wenn niemand unter falschem Namen gereist oder mit dem Muggelflugzeug geflogen ist, haben wir keine Kriminellen oder Exkriminellen hier. Wie hast du den Vormittag verbracht?“
„Ich habe mir Utica angeguckt.“
„Oh! Ist es schön dort?“ fragte eine Aurorin.
„Was gibt es dort zu sehen?“ schloß sich ein Auror an.
„Nichts“, sagte Harry. „Nichts wesentliches jedenfalls. Das einzig bemerkenswerte war der Weg dorthin. Ich habe mir den alten Straßenkreuzer meiner Gastgeber ausgeliehen.“
Er berichtete kurz, was er erlebt und gesehen hatte. „Also nichts besonderes. Der Freizeit- und Pausenwert der Gegend hier ist nicht größer als in Hogwarts an einem Wochenende, an dem man nicht nach Hogsmeade darf.“

Es wurde ein langweiliger Dienst. Anspannung herrschte nur vor dem Spiel, als die lärmenden Iren und die noch lauteren Australier zum Stadion strömten, von den übrigen Zauberern aus aller Herren Länder ganz zu schweigen. Als diese Welle vorüber war, wurde es ruhig. Die Zeltplätze lagen ausgestorben da. Harry hatte sich einen Besen von den amerikanischen Auroren zur Verfügung stellen lassen und flog damit tief über die Zelte auf den verschiedenen Zeltplätzen hinweg. Bei dem Besen handelte es sich um einen Twigger 90 älteren Baujahres, von dem Harry wußte, daß er mit allerhand Gimmicks ausgestattet war, bei höheren Geschwindigkeiten jedoch dazu neigte, zu verbiegen. Aber das war ihm egal, da er mit dem Besen kein Quidditch-Spiel bestreiten wollte und es ihm nur darauf ankam, einfach einen zum Fliegen verhexten Besen zwischen den Beinen zu halten.
Ab und zu, wenn Harry in die Nähe des Stadions kam, hörte er Jubel und Stöhnen, was ihm zeigte, daß es hart zur Sache ging. Vermutlich verpaßte er gerade das beste Spiel mit britischer Beteiligung, denn er hatte die Iren schon spielen gesehen und er wußte, daß die Australier sich nicht die Butter vom Brot nehmen ließen.

„Harry, du hast ein phantastisches Spiel verpaßt!“ rief Dean begeistert, als die Massen aus dem Stadion quollen und die im Stadion eingesetzten Auroren wieder zu ihren unglücklichen Kollegen draußen stießen.
Harry brachte nur ein mißmutigen „Hmpf“ zustande. An den jubelnden und singenden Irlandfans und den geknickt davonschleichenden Australienfans konnte er erkennen, welche Mannschaft gewonnen hatte.
„Haben die Iren eine Chance auf eine Teilnahme am Halbfinale?“ fragte er.
„Wohl nicht“, antwortete Dean. „Es war eine erstklassige Partie, aber sie ist relativ knapp ausgegangen. Dreihundertzwanzig zu hundertneunzig.“
Harry schlußfolgerte: „Also haben die Australier hundertneunzig zu hundertsiebzig geführt, als der irische Sucher den Schnatz gefangen hat? Das war ja fast aus einem Gleichstand heraus.“
„Ja, und du glaubst gar nicht, was das für ein Wettrennen war. Die beiden Sucher waren direkt nebeneinander am einen Ende des Feldes, als sie auf dem andern Ende den Schnatz gesehen haben.“
„Hm. Gut. Also nur ein Vorsprung von hundertdreißig Punkten. Das reicht nicht, da haben schon Rußland gegen Wales und England gegen Honduras mit größerem Vorsprung gewonnen“, sagte Harry. „Nun gut – jetzt beginnt der Arbeit zweiter Teil. Überwachung bis in die Nacht. Also los.“

Als Harry nach einem aus Aurorensicht völlig ereignislosen Einsatz wieder nach Hause zurückgekehrt war und die Begrüßung seiner Kinder überstanden hatte, streute ihm Ginny noch Salz in die Wunden: „Das war wirklich eine hochklassige Partie! Ich bekomme für meinen Bericht die ganze Seite. Die Hälfte soll allerdings für Fotos draufgehen, also muß ich aufpassen, daß mein Text nicht zu lang wird. Hatte die eine Mannschaft ein Tor geworfen, hat die andere sofort nachgezogen. Kopf an Kopf, ich habe wie wild Notizpergament verbraucht und ich glaube, daß eine neue Feder fällig ist. Wie hast du es gefunden?“
Harry knurrte: „Ich war nicht dabei. Habe auf leere Zelte aufgepaßt. Und jetzt kein Wort mehr darüber.“
Ginny grinste, sagte aber nichts. Später in der Küche berichtete Harry von seinem Ausflug nach Utica.
„Also, das fällt wohl weg, wenn wir mit den Kindern drüben sind. Ich schätze mal, wir ziehen das ganze als Ferien im Wald durch“, schloß er.
„Ich habe mich auch schon umgesehen“, sagte Ginny. „Die haben da an einem See so eine Art Familienbereich eingerichtet. Vielleicht zelten wir dort. Dann könnten wir Bill fragen, ob er uns sein Zelt leiht.“
„Gute Idee“, stimmte Harry zu. „Allerdings müssen wir so oder so ein Zelt kaufen. Schließlich sind wir zehn Leute, und so groß ist Bills Zelt nicht, das weiß ich noch. Hermione hatte ihn damals nach der Größe gefragt, bevor wir von Shell Cottage aufgebrochen waren, um bei Gringotts einzubrechen.“
„Wir sind zu zwölft“, korrigierte Ginny. „Du vergißt Mum und Dad. Die kommen ja auch mit.“
„Ob ein Zelt das Wahre für die beiden ist? So jung sind sie auch nicht mehr“, gab Harry zu bedenken.

Eine Woche später war er Strohwitwer. Ginny mußte für den Tagespropheten von der Partie Argentinien – Georgien berichten. Harry nahm am Morgen den Kampf mit seinem Nachwuchs allein auf: Er warf James aus dem Bett, guckte, ob Lily auch zurechtkam und achtete darauf, daß Albus keine Turnschuhe statt der von der Schule verlangten schwarzen Schuhe anzog.
„Lily und Albus, geht schon mal in die Küche, frühstücken. James, bist du bald mal fertig?“ rief Harry schon leicht entnervt.
„Ja, ich muß nur noch -“
„Beeil dich! Sonst bringe ich Lily und Albus mit dem Auto zur Schule, und mit dir appariere ich dorthin!“
„Gleich fertig!“
In der Küche wuselten die beiden Hauselfen herum, strichen Toastbrote und überprüften in der Eingangshalle, ob schon die Schultaschen bereitstanden. Das war einer der wenigen Augenblicke, in denen Harry froh war, zwei so eifrige Hauselfen zu haben. James kam dazu und machte sich sofort über seinen Teller her. Harry sah auf die Uhr: „Los, es wird Zeit. Alle jetzt rauf, Zähne putzen. Und dann müssen wir los.“
„Moment, ich will noch -“, sagte James.
„Ich sagte: Zähne putzen!“ schnauzte Harry ihn an.
Endlich hatte er seine drei Kinder in ihren Sitzen beziehungsweise auf dem Sitzkissen im Auto festgezurrt und stellte den Fahrersitz auf sich ein. Dann steuerte er das Auto durch den Londoner Berufsverkehr und kam gerade noch rechtzeitig an der Schule an.
„So, bis heute Nachmittag dann“, verabschiedete er seine Kinder.
Da er schon mal im Auto saß, fuhr er damit weiter zum Besuchereingang des Ministeriums. In der Aurorenzentrale bereitete er den nächsten Einsatz seiner Leute vor und rekapitulierte, was er in den ZAG- und UTZ-Prüfungen drannehmen wollte. Am Nachmittag unterbrach er seine Arbeit, holte seine Kinder von der Schule ab – sie waren glücklicherweise durch den langen Tag einigermaßen erschlagen – und brachte sie nach Hause. Von dort aus apparierte er wieder zum Ministerium, um noch einige Akten zu bearbeiten.
Als endlich Ginny nach drei Tagen zurückkehrte, war noch längst keine Entwarnung angesagt.
„Ich bin hundemüde, aber vorher muß ich noch den Artikel schreiben“, verkündete sie am Morgen ihrer Rückkehr. „War übrigens ein lahmes Spiel. Jeder fünf Tore in zwei Stunden, und dann ist der georgische Sucher zufällig mit dem Schnatz zusammengestoßen.“

Als am vierten Juni das letzte Vorrundenspiel mit britischer Beteiligung anstand, war alles schon gewohnt, mit Ausnahme der Portschlüsselreise vielleicht, die Harry als so unangenehm empfand, daß er überlegte, ob nicht für den erwachsenen Zauberer eine Flugreise empfehlenswerter war. Es dauerte zwar acht Stunden länger, aber dafür bekam man etwas zu essen und saß halbwegs bequem.
Die Auroren bezogen wieder ihre Blockhütte, Harry sein Zimmer bei Mr und Mrs Wester, die ihn genauso begeistert aufnahmen wie die Male zuvor. Danach gab es eine Besprechung, ob problematische Figuren aufgetaucht waren – sie waren es nicht – und schließlich folgte die Patroullie über die Zeltplätze.
Am Tag des Spiels steckte Harry wieder zurück und gehörte zu denen, die das Spiel nur von außen mitanhören konnten. Am Vormittag hatte er darauf verzichtet, noch einmal mit dem Monaco der Eheleute Wester nach Utica zu fahren, da er ohnedies keine neuen Eindrücke erwartete. Am Nachmittag sah er dann zu, wie die Schlachtenbummler mit schottischen und mazedonischen Fahnen – jedenfalls ging Harry davon aus, daß es sich bei der Fahne mit dem gelben Kreis in der Mitte und den von dort ausgehenden gelb-roten Strahlen um die Fahne Mazedoniens handelte – zum Stadion strömten.
„Na, dann viel Spaß“, verabschiedete er sich von Dean und flog mit dem Twigger 90 der amerikanischen Aurorenzentrale zu den Zeltplätzen.
Es war dasselbe frustrierende Erlebnis wie beim letzten Mal: Harry flog über ausgestorbene Zeltplätze hinweg, während er aus dem Stadion die übliche Geräuschkulisse aus Stöhnen und Jubeln hörte. Doch plötzlich explodierte das Stadion in einem Jubel, wie er nur durch das Ende des Spiels hervorgerufen wurde. Dabei schien das Spiel nur eine Viertelstunde gedauert zu haben. Neugierig flog Harry zum Stadion und wartete vor einem der Ausgänge. Nach einiger Zeit erschienen die ersten Zuschauer – zuerst die Neutralen, dann die Parteigänger der beteiligten Mannschaften. Es sah ganz so aus, als habe Mazedonien gewonnen, denn geschwenkt wurden nur die gelb-roten Strahlenflaggen, während die blauen Fahnen mit dem weißen Andreaskreuz schlaff herunterhingen. Als der Zuschauerstrom schon abnahm, erschien auch Dean.
„Das war ja schnell vorbei“, berichtete er. „Zuerst haben die Schotten ein Tor nach dem anderen gemacht, und die Mazedonier bekamen kaum ein Bein auf den Boden. Aber dann hat die mazedonische Sucherin plötzlich den Schnatz gefangen. Tja, jetzt sind die Schotten draußen. Aber immerhin haben die Mazedonier auch keine Chance, am Halbfinale teilzunehmen – bei hundertneunzig zu achtzig.“

Mr und Mrs Wester waren betrübt, daß ihre ehrenvolle Aufgabe, Harry Potter zu beherbergen, zuende ging: „Wenn Sie auch zu den Halbfinalspielen und zum Endspiel kommen, dann könnten Sie doch auch hier wohnen. Dann könnten auch unsere Kinder Sie mal kennenlernen.“
„Tut mir leid“, erwiderte Harry. „Ich komme mit meiner Familie und mit noch anderen – insgesamt zwölf Leute. Dafür reicht das Zimmer nicht.“

Ginny war unzufrieden, wie Harry erfuhr, als er wieder zum Grimmauldplatz zurückgekehrt war: „Schade, das hätte so eine hochklassige Partie werden können. Richtig gekämpft haben die, da hätte ich ordentlich was schreiben können. Aber so – eine Viertelstunde und alles vorbei.“
Harry hatte inzwischen andere Sorgen. Er packte seine Sachen für seine Prüfungswoche in Hogwarts. Am Sonntagabend hielt vor dem Haus der große alte Jaguar Mark IX des Ministeriums, der ihn zur Schule für Hexerei und Zauberei bringen sollte. Er verabschiedete sich – wie so oft in letzter Zeit – von Frau und Kinder und stieg ein.


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