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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Weihnachten und Silvester 2013

von Krabbentaucher

„Du hättest ruhig deine Freundin mitbringen können.“
„Habe ich ihm auch gesagt, aber es ist ihm wohl irgendwie peinlich.“
„Muß es dir doch nicht. Ich hatte sogar im Verlauf meiner Schulzeit zwei Freundinnen, nämlich Cho Chang und – naja, Ginny eben.“
„Ähm -“
„Naja, kommt erstmal richtig rein, unsere beiden übereifrigen Hauselfen haben eure Sachen ja schon hochgetragen.“
Harry hatte sein Patenkind und Andromeda Tonks begrüßt. Es war Heiligabend. Beide würden über die Weihnachtsfeiertage bleiben. Dann würde Andromeda wieder nach Hause zurückkehren, während Ted wie schon in den Jahren zuvor bis zum neuen Jahr in London bleiben würde.
„Meine Freundin ist ein wenig schüchtern – immerhin bist du Harry Potter, ich glaube, das würde sie völlig fertigmachen“, versuchte sich Ted in einer Erklärung.
„Na denn“, sagte Harry und schmunzelte, da er vermutete, daß es Ted eher peinlich gefunden hätte, vor seinem Paten und dessen Familie mit seiner Freundin herumzuknutschen. „Nach den ganzen Monaten in Hogwarts will sie ja sicher auch mal ein paar Tage mit ihrer Familie verbringen.“
Am Abend erschienen dann noch Mr und Mrs Weasley, die sich vor dem Weihnachtstag sozusagen auf der Durchreise befanden. Sie wollten das Weihnachtsfest zur Abwechslung mal mit Percy und seiner Familie in der Winkelgasse feiern, und George würde mit seiner Familie dazustoßen. Harry fand das ein wenig amüsant, denn für erwachsene Zauberer ohne Anhang waren die Distanzen in Südengland keine nennenswerten Entfernungen.
„Aber ihr denkt dran, daß nachher im Radio das schöne Weihnachtskonzert kommt?“ fragte Mrs Weasley.
„Sicher, Mum“, seufzte Ginny. „Habt ihr das eigentlich auch immer hören können, wenn ihr in Shell Cottage bei Bill und Fleur wart?“
Mrs Weasleys Gesicht verfinsterte sich etwas.
„Nein, deshalb will ich es dieses Mal nicht verpassen. Fleur hat ja keinen Sinn für so etwas.“
Tinky erschien, verbeugte sich und verkündete: „Das Abendessen ist angerichtet. Wenn die Herrschaften bitte in die Küche kommen würden...“ An Harry gewandt ergänzte die Hauselfe mit deutlicher Mißbilligung in der Stimme: „Die Hauselfen haben dem Befehl des Meisters entsprechend das Abendessen in die Küche verlegt und nicht in den Speisesaal und das, obwohl Heiligabend ist.“
„Sehr gut“, erwiderte Harry und tat, als habe er den Vorwurf nicht bemerkt. „Und nur etwas ganz einfaches, ja? Ich habe ja gesagt: Einfaches Abendessen, macht ein paar Sandwiches.“
„Sehr wohl, Meister, so ist es geschehen. Zur Feier des Abends haben sich Toby und Tinky allerdings erlaubt, belegte Baguettescheiben zu servieren.“
In langer Prozession begaben sich alle hinunter in die Küche, wobei Ted Harrys Kinder mitschleppen mußte, die sich begeistert auf ihn gestürzt hatten, nachdem sie ihn zuletzt in den Sommerferien gesehen hatten. James berichtete ihm von seinem Wunschzettel und gab seiner Besorgnis Ausdruck: „Wenn Mum und Dad mir den Laptop wirklich schenken, dann versauen sie es hoffentlich nicht. Die haben doch eigentlich keine Ahnung. Guck dir nur das Ding an, das Dad immer noch benutzt.“
Harry hatte das zwar gehört, entschied sich aber, nichts dazu zu sagen. Er war sich in solchen Momenten nicht schlüssig, ob es vom englischen Schulsystem wirklich eine so gute Idee war, Grundschüler in der Schule mit Computern arbeiten zu lassen. So etwas führte schnell dazu, daß die Kinder die Überlegenheit ihrer Eltern in technischen Fragen anzweifelten. Jedenfalls hatte Harry beschlossen, sich mit seinem neunjährigen Stammhalter nicht allzu intensiv über Computerdinge zu unterhalten, seit dieser einmal das Wort „Quelltext“ in den Mund genommen hatte.
„Ich hätte es wissen müssen – das ist also das, was ihr euch unter einem einfachen Abendessen vorstellt, wenn Gäste da sind“, riß ihn Ginny aus seinen Gedanken.
Auf dem langen Tisch standen große Silberteller, auf denen Baguettescheiben kunstvoll drapiert waren. Die Weißbrote erfüllten ihrerseits gehobene Ansprüche. Da gab es welche mit Räucherlachs, Salatblatt, Dip, Fischeiern und Zitronenstückchen, andere waren mit Camembert, Salatblatt und Preißelbeeren oder mit Räucherschinken, Salatblatt und passendem Dip belegt. Es gab auch relativ einfache, die einen Wechsel von Mozzarellascheiben mit Tomatenscheiben aufwiesen. Außerdem stand ein Suppentopf bereit mit einer Schale Croutons und einer Schale saurer Sahne daneben.
„Oh, das sieht ja gut aus!“ begeisterte sich Mrs Weasley und wies auf den Suppentopf. „Was ist denn das?“
Toby antwortete stolz: „Tomatensuppe, leicht pikant gewürzt. Und da drüben haben wir noch ewas Siruptorte. Im Hause Potter darf Siruptorte nicht fehlen, weil der Meister eine Schwäche dafür hat.“
Tinky ergänzte eifrig: „Und gleich morgen nach dem Frühstück werden wir mit den Vorbereitungen für das große Abendessen beginnen.“
Harry wußte, wie sehr seine Hauselfen dieser alljährlichen Gelegenheit, es völlig zu übertreiben, entgegenfieberten. Mit einer Geste lud er alle ein, sich zu setzen und mit dem Essen zu beginnen.
„Der Fall Delphic war in Hogwarts natürlich über Wochen das Thema schlechthin“, bemerkte Ted zwischendurch. „Und mich haben sie gelöchert, wie viel ich von dir schon vorher gewußt hätte.“
„Ach ja, daß Harry immer in so schreckliche Sachen reingeraten muß“, ließ sich Mrs Weasley vernehmen.
Mr Weasley belehrte sie: „Das gehört zum Job. Harry arbeitet nunmal nicht im Büro für lächerliche Patente.“
„Immerhin zeigt das mal wieder, wie sehr sich Harry mit schwarzer Magie auskennt und wie entschlossen er sie bekämpft“, meinte Andromeda.
Dank der vorzüglichen Arbeit der Hauselfen, ein einfaches Abendessen zu bereiten, war es schon ziemlich spät, als Harry die Tafel endlich aufhob. Zu seinen Kindern sagte er: „Und jetzt marsch ins Bett. Ihr seid morgen sonst müde, und morgen ist ja Weihnachten.“
Er wußte, daß das nicht stimmte. Es gab kaum einen anderen Tag, an dem Kinder so früh so munter waren wie am Weihnachtstag, und James, Albus und Lily machten keine Ausnahme.
„Wir sind aber noch nicht müde!“ protestierte Lily, die ihren Widerspruchsgeist entweder von Ginny geerbt oder von ihren Brüdern abgeguckt hatte und die schon am Tisch zuletzt Mühe gehabt hatte, sich aufrecht zu halten.
Ginny versuchte es anders: „Wir hören gleich noch das Weihnachtskonzert im Radio.“
„Das wollen wir auch hören!“ rief Lily, die mit ihren fünf Jahren kaum richtig wußte, was ein Konzert überhaupt war.
James wollte seine Schwester unterstützen und sagte: „Ja, wir wollen das auch hören.“
„Das wollt ihr nicht“, sagte Harry bestimmt.
„Doch.“
„Das werden wir ja sehen. Na schön, ihr dürft dabeibleiben, wenn ihr euch jetzt sofort die Zähne putzt.“
Schließlich hatten sich alle im Salon versammelt. Ginny schaltete das Radio ein und wechselte die Frequenz vom MOW, dem Magischen Ohrwurm von Lee Jordan, zum MRF, dem Magischen Rundfunk. Dort lief noch ein Jahresrückblick, in dem der Verlauf der britischen Quidditchliga, aber auch Harrys Horkruxfall eine Rolle spielten. Lily sackte derweil auf dem Sofa seitlich weg und blieb schlafend liegen. Harry nahm sie auf den Arm und brachte sie ins Bett.
Er kam gerade rechtzeitig zum Beginn des Konzert zurück. Im Radio rief ein Moderator in den aufbrandenden Applaus: „Und jetzt, verehrte Hexen und Zauberer, verehrte Damen und Herren, begrüße ich zum Auftakt eine seit Jahrzehnten beliebte Sängerin – Ceeelestina Waaarbeck!“
Eine schon ältere, aber volle Frauenstimme meldete sich: „Ja, danke, liebes Publikum, danke! Ich freue mich wieder hier vor Ihnen singen zu dürfen! Ich werde meine Evergreens singen wie 'Ein Kessel voll Liebe' und 'Du hast mein Herz verhext'. Und ich danke dem MRF, daß er noch die wahre Sangeskunst der Hexen und Zauberer fördert und verbreitet.“
Harry wußte, worauf sie anspielte: Lee Jordan wollte zeitgleich auf seinem Sender das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach bringen, „in einer Übernahme von der BBC“, wie er sich ausgedrückt hatte und ohne deren Kenntnis und Genehmigung, wie Harry vermutete. Nach einem weiteren Applaus fing Celestina Warbeck an zu trällern: „Oh, komm und rühr meinen Kessel,...“
Als sie mit dem nächsten Lied angefangen hatte, stand James auf und verkündete entschlossen: „Ich gehe jetzt ins Bett.“
Albus stand ebenfalls auf und sagte: „Ich auch.“
Sie verabschiedeten sich flüchtig von den Erwachsenen und gingen hinaus. Ted folgte ihnen ebenso schnell mit den Worten: „Ich bringe sie zu Bett und dann gehe ich auch schlafen. Gute Nacht!“

Beim Frühstück war speziell bei James die Freude groß: „Endlich! Ich bin schon einer der letzten in der Schule, aber jetzt habe ich eins!“
„Ja, aber das ist kein Grund, das Ding zum Frühstück mitzubringen und auf den Tisch zu legen“, belehrte ihn Ginny.
Albus war etwas neidisch und schloß sich deshalb seiner Mutter an: „Genau. Pack's weg.“
James schnappte sich sein Hauptgeschenk, einen Laptop, und trug ihn wieder hoch. Mrs Weasley schaute ihm etwas irritiert nach, Mr Weasley dagegen neugierig.
„In der Schule machen sie schon ziemlich viel mit Computern“, erläuterte Harry. „Das ist anders als bei mir damals in der Grundschule. In den Achtzigern gab es zwar auch schon Computer, aber die waren extrem teuer und nur was für die Großen.“
„Das, was James dabei hatte, sieht aber anders aus als das Ding in deinem Arbeitszimmer, Harry“, stellte Mr Weasley fachmännisch fest.
„Ja, aber das von James ist ein tragbarer Computer mit allem dabei. Der ist kleiner als meiner.“
„Und besser“, mischte sich Albus ein. „Dads Computer ist ja schon steinalt – älter als ich!“
„Ja, stell dir vor – und das, obwohl du schon acht Jahre alt bist“, bemerkte Harry leicht säuerlich. An Mr Weasley gewandt, sagte er: „Albus hat allerdings Recht. Mein Computer ist hoffnungslos veraltet, so etwas langsames und wenig leistungsfähiges bekommt man heute gar nicht mehr. Mein Computer reicht aus, um damit ein bißchen was zu schreiben, Post zu erledigen und im Internet zu surfen. Aber mit James' Ding könnte man den Dritten Weltkrieg steuern.“
Mrs Weasley sagte: „So etwas gefährliches in Kinderhand! Ich war ja immer dagegen, Muggelsachen den Kindern zu geben, nicht wahr, Arthur? Jetzt stellt euch doch mal vor, daß James wirklich einen Krieg -“
„Dad macht doch nur Witze“, meldete sich Lily, die extra für diese Bemerkung aufgehört hatte, Rührei in sich hineinzuschaufeln, sofort danach aber damit fortfuhr.
„Warum habe ich keinen Laptop bekommen, Mum?“ beklagte sich Albus. „In der Schule machen wir doch auch schon was damit. Ich will nicht dauernd an Dads ollem Ding -“
„Weil der Weihnachtsmann so kleinen Jungen wie dir noch keinen Computer schenkt, deshalb“, belehrte ihn Ginny.
„Und Mobiltelefone auch nicht?“
„Nein, die auch nicht.“
„Blöder Weihnachtsmann.“
„Du – ähm – der Weihnachtsmann hat James auch ein Telefon geschenkt?“ fragte Mr Weasley Ginny begeistert.
„Ja, aber hauptsächlich, weil man anhand des Mobiltelefons über das Internet gucken kann, wo sich derjenige gerade aufhält“, antwortete Ginny.
Mrs Weasley hatte wie ihr Mann kaum etwas davon verstanden, aber zumindest reichte es für eine giftige Bemerkung: „So ist das mit den modernen Muggelsachen: Krieg führen und überwachen.“
„Das wohl nicht“, widersprach Harry. „Aber wenn ich es richtig verstanden habe, müssen heutige Kinder einfach einen Internetzugang haben, und heutige Eltern müssen alles tun, damit sie damit keinen Unsinn machen oder sich ansehen. Ich werde das Ding mal zu Dudley mitnehmen. Hoffentlich kann er ein paar Einstellungen dran vornehmen. Ich bin zu blöd dazu.“
„Dad, und wenn James den Laptop nicht rausrückt, werde ich ihn mopsen und dir geben“, versprach Albus, der noch immer leicht eifersüchtig war und es daher ein wenig an brüderlicher Solidarität missen ließ.

Mr und Mrs Weasley verabschiedeten sich bald und begaben sich in die Winkelgasse. Ron und Hermione kamen am Nachmittag mit ihren Kindern an, und zusammen wurde Weihnachten gefeiert. Danach verbrachten Harry und seine Familie mit Ted einige ruhige Tage, bis es soweit war, daß Harry seinem Cousin den alljährlichen Besuch abstattete. Er hatte schon angekündigt, daß er eine computerspezifische Bitte habe, und kurz vor der Abfahrt überfiel er James in seinem Zimmer und nahm, sämtliche Proteste und Vergleiche mit allen Tyrannen der Geschichte überhörend, den Laptop an sich.
„So, Ginny, ich mache mich dann auf den Weg nach Little Whinging“, verkündete er.
„Dann viel Spaß. Ich glaube, die Kinder haben nichts dagegen, daß du dieses Mal allein hinfährst. Fahr aber vorsichtig, es sieht nach Schnee aus“, sagte Ginny.
Harry seufzte: „Ihr kommt nur deshalb nicht alle mit, weil Dudley weiteren Besuch haben wird...“
„Ich weiß“, grinste Ginny. „Du hast es ein paar Mal erwähnt.“
„Und ich verstehe es nicht: Sie wohnen doch praktisch um die Ecke, die können sich täglich besuchen“, beklagte sich Harry. „Aber müssen Onkel Vernon und Tante Petunia denn unbedingt heute zu ihm zum Tee kommen?“
„Sei stark, mein Gemahl“, tröstete ihn Ginny in einer Art, aus der eindeutig hervorging, daß sie ihn nur aufziehen wollte. „Immerhin bist du wiederholt Voldemort gegenübergetreten und hast ihn besiegt.“
„Tja, aber der war auch nie mein widerwilliger Erziehungsberechtigter“, brummte Harry. „Also, paß schön auf die Kinder auf. Teddy wollte wohl mit der U-Bahn in die Stadt fahren, um mit seiner Freundin im Tropfenden Kessel ein wenig Händchen zu halten?“
„Du brauchst dich nicht darüber lustig zu machen, schließlich hast du das seinerzeit mit Cho und mit mir auch gemacht. Mit mir sogar genaugenommen gelegentlich bis heute.“
Harry nahm Ginnys Hand in die seine und säuselte: „Begleite mich, teure Gattin und Angebetete. Die Kinder können wir ja zu Teddy und seiner Freundin in den Tropfenden Kessel setzen.“
Ginny lachte und machte sich los: „Hau ab, du Spinner. Du glaubst doch nicht, daß ich mich darum reiße. Also, gute Fahrt.“

Harry war gut nach Little Whinging gekommen. Auf dem Beifahrersitz lag James' neues Lieblingsspielzeug. Es gab zwei triftige Gründe, nicht zu apparieren, sondern trotz drohenden Schneefalls mit dem Auto nach Little Whinging zu fahren: Da war zunächst der alte Grund, daß Dudleys Ehefrau Emma nichts von der magischen Welt wußte, so daß sie hellhörig werden könnte, wenn Harry nicht mit Auto anreiste. Hinzugekommen war als neuer Grund aber das, was jetzt auf dem Beifahrersitz neben Harry lag. Er vermutete nämlich, daß ein so kompliziertes Gerät wie ein Laptop soviel Magie, wie beim Apparieren freigesetzt wird, nicht überleben würde.
Als Harry um die Ecke bog und Dudleys Haus in Sicht kam, sank seine Laune aber sofort. Vor dem Haus seines Cousins stand das neueste Modell des größten BMW, und Harry mußte nicht lange überlegen, wer das sein könnte.
„Das gibt es doch nicht – die wohnen nur fünf Minuten zu Fuß von ihrem Duddymatz entfernt, und trotzdem sind sie mit dem Auto gekommen“, sagte er fassungslos zu sich selbst.
Direkt hinter dem Luxusklasseauto stellte Harry den weißen und schon längst nicht mehr neuwertigen Familienpassat ab, nahm den Laptop an sich und schritt zur Haustür. Nach dem Klingeln dauerte es nicht lange, daß die Haustür geöffnet wurde. Dudley stand in der Tür und schaute zunächst auf Harry und dann auf den Laptop.
„Hallo, Harry. Das ist er?“
„Hallo, Dudley. Genau.“
„Ähm – komm rein“, sagte Dudley und fügte leiser an: „Mum und Dad sind schon da. Weil Emma da ist, haben sie nichts weiter über dich gesagt. Sie wissen aber, daß du kommst.“
„Gut“, antwortete Harry leise. „Ich verstehe aber nicht, wieso sie ausgerechnet heute -“
„Sie haben sich nunmal angekündigt, und davon gehen sie nicht ab“, sagte Dudley schulterzuckend. „Du kennst sie ja. Übrigens meinen sie, daß du deinen Besuch hättest verschieben können.“
Harry war verwundert: „Davon hast du gar nichts gesagt. Ich hätte das gerne getan.“
„Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich mir meine Planung nicht vorschreiben lasse. Das passiert im Beruf schon häufig genug. Komm jetzt. Leg den Laptop am besten hier in die Schublade der Kommode, bevor Michael ihn findet.“
Harry tat, wie ihm empfohlen, und fragte: „Wie alt ist er denn?“
Dudleys Gesichtsausdruck schwankte zwischen Erstaunen und Mißbilligung: „Drei. Das weißt du doch, ich habe es dir seinerzeit geschrieben.“
„Jaah, entschuldige, ist schon etwas her, und ich hatte ziemlich viel um die Ohren.“
Aus dem Wohnzimmer hörte er eine allzu vertraute Stimme.
„Dudley, wo bleibst du? Wir wollen doch anfangen. Ist dein Cousin denn da?“ fragte Tante Petunia.
Der Wendung „dein Cousin“ statt „Harry“ entnahm Harry, daß es ein frostiger Nachmittag werden würde. Aber er hatte auch nichts anderes erwartet. Schweren Herzens betrat er das Wohnzimmer. Das erste, was seine Aufmerksamkeit völlig fesselte, war das Fernsehgerät. Es handelte sich zwar um das schon bekannte Großbildgerät oder vielleicht einen moderneren und noch teureren Nachfolger, aber es war an einem kleinen und etwas verquollen wirkenden Fahrradergometer angeschlossen, auf dem ein etwa dreieinhalbjähriger blonder Junge saß und durch eine virtuelle Straße strampelte. Harry war darüber so verdutzt, daß ihn erst ein vorwurfsvolles Räuspern wieder darauf brachte, daß noch andere im Zimmer waren.
„Hallo, Harry – ist das nicht phantastisch? So kann Michael immer Fahrrad fahren. Das ist doch viel wertvoller als so ein normales Computerspiel, findest du nicht?“
„Ähm – hallo, Emma. Ähm -“, antwortete Harry und ersparte sich eine Antwort, indem er sich den letzten beiden Anwesenden zuwandte.
Er hatte seinen Onkel zuletzt vor etwas mehr als fünf Jahren bei dem Kauf eines Rover 75 für das Ministerium und Tante Petunia vor fünfeinhalb Jahren bei der Hochzeit von Dudley und Emma gesehen. Onkel Vernons Haar und Schnurrbart waren trotz seiner mittlerweile knapp über sechzig Jahre immer noch erstaunlich dicht, aber die schwarze Farbe wich bereits deutlich vor dem Grau zurück. Auch Tante Petunia, obwohl etwa fünf Jahre jünger als Onkel Vernon, fing bereits an, etwas grau zu werden. An der Ablehnung in ihren Blicken hatte sich jedoch nichts verändert.
„Guten Tag, Onkel Vernon und Tante Petunia“, sagte Harry mit aufgesetzter Fröhlichkeit, weil er einfach mal sehen wollte, wie sie vor Emma reagierten.
„Weihnachten gehabt zu haben“, brachte Onkel Vernon hervor, während seine Ehefrau zustimmend, wenn auch keineswegs enthusiastisch nickte.

Die Sache wurde so zäh wie Harry erwartet hatte. Onkel und Tante versuchten vor Emma, ihre Abneigung gegen Harry nicht deutlich werden zu lassen. Onkel Vernon griff dafür auf sein probates Mittel zurück, die Tischrunde mit Ausführungen zur wirtschaftlichen Situation und Entwicklung von Grunnings zu langweilen, und Dudley beschränkte sich darauf, einiges zu technischen Problemen der Rückschlagsicherung bei Hohlbohrern für Betonwände zu sagen und im übrigen darauf hinzuweisen, daß er aus Geheimhaltungsgründen nicht ins Detail gehen könne. Als Emma Harry aufforderte, etwas von seinem doch sicher spannenden Job zu erzählen, merkte er, wie seine Onkel und seine Tante versteinerten.
„Nun – es ist alles bei weitem nicht so spannend, wie die Leute immer denken“, begann er ausweichend. „Wir kommen nur wenig raus, und ich als Abteilungsleiter erst recht nicht. Vor kurzem haben wir einen alten Fall abgeschlossen wegen einer lang zurückliegenden Sache. Das hatte vor allem mit viel Aktenstudium zu tun gehabt. Übrigens nicht nur hier, sondern vor allem auch in Deutschland.“
„Oh – das klingt aber doch recht interessant“, sagte Emma, die offenbar froh darüber war, etwas anderes erzählt zu bekommen als Dinge von Grunnings. „Worum ging es denn?“
Dudley lächelte gequält, und seine Eltern blieben in ihrer Starre.
„Ähm – um Antiquitäten. Also solche, die in der DDR so mehr oder weniger enteignet wurden und dann ihren Weg über Dänemark nach England gefunden haben“, antwortete Harry.
„Also warst du auch in Dänemark? Wie ist es da? Wir fahren ja immer zum Ferienhaus von Vernon und Petunia auf Mallorca, aber vielleicht -“
„Ich war in Kopenhagen. Und auch nicht im Sommer, sondern außerhalb der Saison. Außerdem hatte ich da einiges zu ermitteln. Die einzige Sehenswürdigkeit, die ich da gesehen habe, war in der Mittagspause mal die Kleine Meerjungfrau.“
„Und Deutschland?“
„Da war ich in der Stasi-Zentrale, haufenweise Akten durchlesen. Naja, nicht wirklich ich, sondern deutsche Kollegen.“
„Und mit Erfolg?“
„Ja, wir konnten den Weg nachvollziehen. Aber der Hauptverdächtige ist dann gestorben.“
„Oh – wie schade.“
Harry erinnerte sich vage an vergangene Treffen und sagte: „Sag mal, ich müßte doch schon einiges davon erzählt haben. Von meinem Berlinaufenthalt habe ich doch erzählt, oder? Das ist nämlich schon ein etwas her.“
Emma fiel es wieder ein: „Ja, richtig, du hast etwas von einer Rundfahrt mit diesen alten Ostautos erzählt.“
Onkel Vernon und Tante Petunia entspannten sich, und auch Dudley machte ein weniger gequältes Gesicht. Harry wandte sich seinem Cousin zu und bat ihn: „Ich habe ja diesen Laptop mitgebracht, den James jetzt zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. Weil ich mich mit solchen Dingen nicht so auskenne, wollte ich dich bitten, da mal ein paar Einstellungen vorzunehmen, damit er damit keinen Unsinn machen kann, wenn er ins Internet geht. Ich kenne mich damit ja nicht so aus.“
„Kennt sich denn so einer wie dein Sohn mit sowas aus, wo er doch – ähm – naja...“, meldete sich Onkel Vernon zu Wort.
„Besser als ich, fürchte ich“, erwiderte Harry. „Die haben diese Computerei inzwischen sogar in der Grundschule.“
Emma fragte: „Aber wenn – wie hieß er nochmal? – artig ist, dann braucht man das doch nicht zu machen, oder?“
Harry lachte kurz auf und sagte: „Also, 'James' und 'artig' habe ich bislang noch nicht in einen syntaktisch sinnvollen Zusammenhang bringen können. Also, Dudley, könntest du dich mal drum kümmern?“
„Also, du meinst, daß so bestimmte Seiten abgeblockt werden, also keine Gewalt, kein Porno, also dieser Kram mit, wie sagt man noch? NC 17?“
„Ja. Und daß er selbst keinen Blödsinn macht.“
„Ach so, Urheberrechtskram, also keine Musik hoch- oder runterladen. Oder Spiele oder so. Ja, kann man inzwischen auch so einstellen.“
Die Tafel wurde aufgehoben und Dudley holte den Laptop aus der Kommode im Wohnzimmer. Während er sich über die entsprechenden Funktionen hermachte, saß Harry neben ihm und schaute ihm intensiv zu. Er hoffte weniger, etwas zu lernen. Vielmehr wollte er auf diese Weise der Notwendigkeit entgehen, sich mit seinem Onkel und seiner Tante unterhalten zu müssen. Diese waren offenbar dankbar dafür und hielten sich deshalb an Emma und Michael.

Es war ziemlich spät am Abend, als Harry zurückkam, denn während seiner Zeit bei Dudley hatte es angefangen zu schneien. Entsprechend vorsichtig war er gefahren, aber immerhin hatte sich das Treffen trotz der Anwesenheit von Onkel Vernon und Tante Petunia gelohnt. Der Laptop war nach menschlichem Ermessen kindersicher. Irgendeine großartige Auseinandersetzung war ausgeblieben, da sowohl Harry als auch sein Onkel und seine Tante als echte Engländer eine Scheu davor hatten, eine Szene zu machen.
James nahm am anderen Tag seinen Laptop gnädig entgegen und stellte in einem ersten Check fest, daß alles noch funktionsfähig war, worauf es ihm ankam. Harry beschäftigte sich noch ein wenig damit, seinen Computer so einzurichten, daß er James' Mobiltelefon orten konnte.

Am 31. Dezember verkündeten James und Albus ihre Entschlossenheit, dieses Mal wach zu bleiben, um zum Feuerwerk am London Eye mitgenommen zu werden.
„Und wenn wir einschlafen, dann weckt uns auf“, verlangte Albus.
„Genau!“ rief Lily, die nicht wirklich wußte, worum es ging.
„Und wenn nicht, dann – dann – dann...“, drohte James.
Ginny sagte: „Gut, dann ernennen wir Teddy zum Aufweckbeauftragten, oder Teddy?“
Ted hatte gerade an einem Krapfen herumgeknabbert und war von Ginnys Anrede überrascht: „Ähm – was? Neinnein, laß mich da mal raus.“
„Falls wir verschlafen, erzählt uns Teddy nachher, ob du und Dad es auch wirklich versucht habt“, sagte James und erntete von Ted einen finsteren Blick.
Harry nahm Ginny beiseite.
„James wird ja nächsten März schon zehn Jahre alt, und letztes Jahr hatte er sich ganz gut gehalten. Ich glaube, der hält dieses Mal durch. Was meinst du – sollen wir trotzdem apparieren?“
Ginny spitzte nachdenklich die Lippen und meinte: „Mit dem Auto dauert das zu lange, da werden wir keinen Parkplatz finden, und vermutlich wird alles verstopft sein. Die U-Bahn wird auch voll sein, und ich weiß nicht einmal, ob dann noch eine fährt. Und beim Fahrenden Ritter weiß man nie so richtig, wann er ankommt.“
„Okay, dann wird appariert. Teddy hat in dem Alter längst schon Seit-an-Seit-Apparieren mitgemacht, und es hat ihm nicht geschadet“, entschied Harry.
Den Silvesterabend verbrachten alle relativ ruhig im Salon, wo James seinen Laptop auf dem Tisch aufgebaut hatte und an einer Animation arbeitete. Lily schaute neugierig-verständnislos, Albus neugierig-fachmännisch und Harry neugierig-fassungslos zu, denn er selbst hatte sich an so etwas noch nie probiert und wäre nicht in der Lage gewesen, derartiges zustande zu bringen. Ted wußte nicht, was daran so spannend sein sollte, denn er konnte den Sinn des ganzen ebenso wenig erfassen wie Ginny. Dann gab es ein kleines Nachtmahl, in dessen Anschluß Lily so müde wurde, daß Harry sie sofort zum Zähneputzen ins Badezimmer und direkt danach ins Bett brachte.
„Ihr anderen dann auch Zähne putzen“, kommandierte Ginny. „Auch wenn ihr aufbleibt.“
Albus versuchte sich danach mit dem Silvesterprogramm der BBC wach zu halten, aber entweder war er zu müde oder das Programm zu wenig inspirierend, jedenfalls trug Harry seinen Zweitgeborenen gegen elf Uhr ins Bett.
„Achtjährige sind schwieriger zu schleppen als Fünfjährige“, stellte er bei seiner Rückkehr fest.
Um zwanzig Minuten vor Mitternacht war James noch immer wach. Harry sagte zu ihm: „Bravo, du hast es geschafft. Jetzt wecken wir noch deinen Bruder und deine Schwester auf, und dann können wir losziehen. Heute wirst du das erste Mal apparieren.“
„Klasse!“ freute sich James und folgte seinem Vater um zu überwachen, ob er sich mit dem Aufwecken auch genug Mühe gab.
Albus und Lily schliefen aber tief und fest. James bot an: „Soll ich treten? Dann wachen sie vielleicht auf.“
„Nein, James, nicht treten“, widersprach Harry. „Sowas macht man nicht. Aber du hast gesehen, daß ich es richtig versucht habe, ja?“
„Ja.“
„Gut, dann können wir jetzt aufbrechen. Wir müssen uns noch warm einpacken.“
Draußen vor dem Haus ergriff Ted Ginnys Arm und verschwand mit ihr. Harry bat seinen Sohn, seinen Arm festzuhalten. James klammerte sich mit beiden Armen und mit aller Kraft an Harry fest. Der konzentrierte sich auf das verabredete Ziel und drehte sich. Für ein paar Sekunden herrschte Dunkelheit und das bedrückende Gefühl, durch einen engen Schlauch gequetscht zu werden. Als sie angekommen waren, hielt sich James immer noch an Harry fest und keuchte.
„Schön, James, du kannst Dad jetzt loslassen“, sagte Ginny. „Jetzt bist du das erste Mal in deinem Leben appariert. Hat es dir gefallen?“
James ließ benommen los und antwortete: „Nächstes Mal fliegen wir aber mit dem Besen, ja?“
Die Vierergruppe bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmenge bis zum Themseufer gegenüber dem Riesenrad. Inmitten der schnatternden Menge warteten sie geduldig, bis endlich Big Ben zwölf schlug und rings um das Riesenrad blaue Feuerwerkskörper explodierten. Es schloß sich eine Feuerwerksshow wie üblich an, keine neuen Einfälle, aber durchaus so üppig, daß James sein erstes Feuerwerk so richtig genießen konnte. Als zehn Minuten später der letzte Feuerwerkskörper hochgegangen war, umarmte Harry seinen Sohn und sagte: „Frohes neues Jahr, James!“
Dieser erwiderte: „Frohes neues Jahr, Dad!“
Es dauerte etwas, bis jeder jeden umarmt und ein gutes Jahr 2014 gewünscht hatte. Die Menge zerstreute sich, und die Vierergruppe ging zurück an die verschwiegene Stelle, von der aus sie zurückapparieren wollte. Unterwegs einigte man sich darauf, daß das Feuerwerk wunderbar gewesen war und das Warten in der Kälte sich gelohnt hatte.
„So, und jetzt müssen wir wieder zurückapparieren“, sagte Harry zu James, während Ginny und Ted bereits verschwanden. „Bereit?“
James sah ganz danach aus, als wolle er nie wieder im Leben apparieren und lieber den ganzen weiten Weg zu Fuß zurückgehen. Dann aber nickte er tapfer und umklammerte Harrys Arm.

Am nächsten Morgen war Albus unzufrieden: „Ihr hättet mich wecken können.“
„Wir haben es versucht“, sagte Harry. „James hat sogar vorgeschlagen, dich zu treten.“
„Genau, du bist eine Schlafmütze“, bekräftigte James.
„Bin ich nicht“, erwiderte Albus. „Und wehe, du trittst mich. Dann trete ich dich.“
Damit war geklärt, daß Harry aufrichtig versucht hatte, Albus zu wecken. Während des übrigen Frühstücks schilderte James in den schönsten Farben und zu Albus' großem Verdruß, wie schön das stundenlange Feuerwerk war.


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