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Die Aurorenzentrale - Prozeßauftakt

von Krabbentaucher

Harry hatte die neuen Anwärter begrüßt und ihnen Mut gemacht, den ersten theoretischen Teil der Ausbildung durchzustehen, indem er darauf hingewiesen hatte, daß im Dezember die praktische Ausbildung beginnen würde. Erfreulicherweise hatten es alle geschafft, bis zum Beginn der Ausbildung den Muggelführerschein zu machen, soweit sie ihn noch nicht hatten.
Einigermaßen zufrieden war Harry danach zu Hermione in deren Büro gegangen. Sie teilte sich den Raum mit einer anderen Hexe, aber die war im Urlaub, so daß sie sich ungestört miteinander unterhalten konnten.
„Ich verstehe nicht, daß er so verstockt ist“, beklagte sich Harry. „Immer wieder glaubte ich, ich hätte ihn, und dann scheint er sich soweit gesammelt zu haben, daß er wieder Probleme machen kann. Glaubt er wirklich, daß er davonkommt?“
Hermione seufzte und erwiderte: „Vielleicht hat er wie viele andere einfach keine Lust, für längere Zeit in Askaban zu bleiben. Das ist doch menschlich verständlich.“
„Ja, aber diese Grabpflegegeschichte zeigt doch, daß er in irgendeiner Weise reuig ist“, beharrte Harry. „Warum macht er dann nicht reinen Tisch?“
„Reue ist das eine, jahre- oder jahrzehntelang in Askaban sitzen das andere. Und er muß ja damit rechnen, sogar jahrhundertelang in Askaban zu sitzen“, sagte Hermione.
Harry meinte: „Das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn er die Hosen runterlassen sollte. Der Mord ist schon ewig her und Reue und Geständigkeit machen doch auch Eindruck. Da ist doch schon einiges an Schuld verwischt, auch wenn Mord nicht verjährt. Er hätte doch Gelegenheit, dann irgendwann als freier Mann wieder rauszukommen und sich an seiner Unsterblichkeit zu erfreuen.“
„Ich schätze, er versucht einfach, eine ganze Reihe von Askabanjahren zu umgehen“, gab Hermione zu bedenken.
„Wie auch immer“, schloß Harry dieses Thema ab. „Weswegen ich gekommen bin, habe ich ja gesagt, als ich reingekommen bin: Diese Geschichte, daß deine Abteilung mich als beizuladenden Vertreter der Aurorenabteilung benannt hat. Es ist ja nicht so, daß ich mit meinen Aufgaben an Langeweile sterbe. Wer ist denn auf diese lustige Idee gekommen? Und was hat Arthur dazu gesagt?“
Hermione zögerte und antwortete dann: „Es war Arthurs Idee.“
„Was?“
„Ja. Und ich muß sagen, so unrecht hat er nicht.“
„Wieso?“
Hermione setzte ihren pädagogisch-verständnisvollen Blick auf, der Harry schon in der Schulzeit gelegentlich so fürchterlich auf die Nerven gegangen war.
„Harry, ist das nicht klar? Keiner steckt so tief in der Materie drin wie du. Und nur wenige haben so früh angefangen, Ausreden und das alles zu trainieren -“
„Was habe ich angefangen zu trainieren?“ fragte Harry halb verärgert, halb verwundert.
„Ausreden“, bekräftigte Hermione. „Wie oft hast du dich in Hogwarts aus einer Klemme argumentieren müssen, hm?“
„Ähm -“
„Siehst du. Und außerdem hast du schon immer ein gewisses Talent gehabt, Antworten aus Leuten rauszukitzeln, die sie gar nicht geben wollten. Ich war vielleicht besser in der Schule, aber wenn es darum geht, andere Leute in die Ecke zu manövrieren, da warst du immer besser.“
„Hm.“
Mehr fiel Harry dazu nicht ein. Hermione schwieg auch, nahm aber dann den Faden wieder auf: „Ich werde in den Prozeß geschickt, weil ich durch dich ziemlich viel über die Sache weiß. Daher mußte ich mich nicht in eine komplett fremde Materie einarbeiten.“
„Und wie macht ihr das mit den Kindern?“ fragte Harry.
„Die gehen ja jetzt alle in die Schule, also Hugo seit diesem Sommer. Ich bringe sie dann hin, und Ron holt sie ab. Ist alles abgesprochen, auch mit George“, sagte Hermione. „Außerdem wird ein weiterer Zauberer aus meiner Abteilung dabeisein. Aber ich glaube, das wird vor allem ein Duell zwischen dir und Delphic.“
„Tja, das wird es wohl“, bestätigte Harry. „Aber ich weiß immer noch nicht, wie ich mit dem Horkrux verfahren soll. Wir dürfen ihn keinesfalls in den Gerichtssaal bringen. Ich habe nämlich nachgelesen -“
„Oh! Du liest – ganz was neues“, fiel ihm Hermione ins Wort.
Harry brummte verärgert: „Hin und wieder schon, stell dir vor. Ich meine dieses Buch, wo etwas über Horkruxe drinsteht. Danach kann bei tief empfundener Reue schon die bloße Nähe zu dem Horkrux dazu führen, daß es zu einer heftigen Reaktion kommt. Und es geht ja im Gerichtssaal nicht darum, Delphic zu überführen, indem man seinen Tod in Kauf nimmt. Wenn er wirklich tief genug bereut jedenfalls, wonach es für mich aber irgendwie im Moment nicht so aussieht.“
„Du müßtest ein Foto vorlegen – und einem entsprechenden Antrag von wem auch immer entgegentreten“, riet ihm Hermione.
„Tja, alles sehr verworren“, murmelte Harry etwas ratlos und stand auf. „Ich mache mich jetzt wieder an meine Arbeit. Wir sehen uns spätestens in zwei Wochen.“
Er verabschiedete sich und wollte in seine Abteilung zurückkehren, als er, einer Eingebung folgend, dann doch zu den Aufzügen ging und in den ersten Stock hochfuhr. Dort suchte er Percys Büro auf. Sein Schwager war glücklicherweise da, wie dieser nicht versäumte zu sagen: „Da hast du aber Glück gehabt, Harry, schließlich bin ich wegen meiner vielfältigen Aufgaben häufig unterwegs und gar nicht am Platz. Womit kann ich helfen?“
„Mit einer Bitte“, sagte Harry.
„Gern. Und um was handelt es sich?“
„Ich weiß nicht, ob es sich schon hierher herumgesprochen hat, wer alles Vertrauensschüler in Hogwarts geworden ist.“
Percy warf sich in die Brust und sagte: „Selbstverständlich ist das hier bekannt. Ted Lupin ist Vertrauensschüler von Hufflepuff. Ich wollte das gelegentlich mal George unter die Nase reiben, diesem pflichtvergessenen -“
Harry fiel ihm ins Wort: „Bitte nicht. Genau darum wollte ich dich bitten: Daß du nichts sagst. Teddy ist besorgt, daß er sich ein paar unpassende Bemerkungen von George einfängt. Ich habe ihm versprochen, dichtzuhalten und will dich bitten, das auch zu tun.“
„Hm“, gab sich Percy unschlüssig.
„Was hast du denn davon? Laß es einfach“, beharrte Harry.
Percy lenkte ein: „Na schön. Vielleicht hast du Recht: Unpassende Bemerkungen sind ja eine Spezialität von George. Was habe ich unter seinen Witzeleien damals leiden müssen! Und Ted Lupin kenne ich ja nicht näher. Aber wenn du als sein Pate mich darum bittest – dann sage ich nichts.“
Harry bedankte sich und kehrte nun endgültig in sein Büro zurück, um seine Arbeit fortzusetzen.

Am Morgen des 16. September stand Harry im Schlafzimmer vor dem großen Spiegel und überprüfte noch einmal seine Garderobe. Am Abend zuvor hatte er mit Ginny zusammen geguckt, was er anziehen würde zur Prozeßeröffnung. Er hätte nur einen schwarzen Umhang zu einem dunklen Rollkragenpullover und einer dunklen Hose getragen, aber Ginny hatte durchgesetzt, daß er unter dem schwarzen Umhang eine dunkelgrüne Robe tragen sollte. Allerdings war ihr selbst diese Farbzusammenstellung zu trist und farblich zu wenig akzentuiert gewesen. Harry dagegen fand eine zurückhaltende Farbgestaltung genau angemessen für einen Mordprozeß.
„Ist der Meister zufrieden? Toby und Tinky haben am gestrigen Abend noch einmal alles gewaschen“, sagte Tinky.
„Ja, danke, sehr gut“, antwortete Harry.
Aus dem Spiegel blickte ihm ein schlanker junger Mann, von dessen Schultern vorne langer, leicht glänzender, dunkelgrüner und hinten langer schwarzer, matter Stoff bis zum Boden hinunterfloß. Das ganze hätte einen sehr respektgebietenden Eindruck gemacht, wenn dieser junge Mann nicht eher dünn, seine Haare nicht so zerzaust und die Brille nicht so harmlos-rund gewesen wäre.
„Ich weiß nicht, wann ich zurückkomme“, informierte Harry seine Elfen. „Aber ich gehe davon aus, daß der erste Sitzungstag nicht länger als bis zum Abend dauert. Vielleicht wird auch nur die Anklage verlesen.“
Er schnappte seine Unterlagen, ging hinunter in die Küche, entzündete mit dem Zauberstab im Kamin ein Feuer, warf eine Prise Flohpulver hinein, stellte sich hinein und sagte: „Zaubereiministerium!“
Er wirbelte herum, erhaschte hin und wieder einen Blick auf Zimmer anderer Zauberer und hielt sich schließlich am Kaminsims eines der Kamine im Atrium des Zaubereiministeriums fest. Leicht schwindelig stieg er aus, sah auf die Uhr – es war zwanzig Minuten vor neun – und ging hinüber zu den Fahrstühlen. Das Atrium war geschäftig wie immer um diese Zeit, aber dieses Mal stupsten mehr Zauberer einander an als gewöhnlich. Jeder wußte aus dem Tagespropheten, daß an diesem Tag ein Sensationsprozeß begann, wie es ihn seit den Todesserprozessen nicht mehr gegeben hatte. Den abwärtsfahrenden Fahrstuhl hatte Harry aber für sich allein. Eine Etage tiefer war die Fahrt zuende.
„Neunter Stock. Mysteriumsabteilung“, informierte die kühle Frauenstimme, die die Stockwerke in den Fahrstühlen ausrief.
Harry stieg aus, schaute kurz den Korridor entlang, der unangenehme Erinnerungen an sein fünftes Schuljahr wachrief und wandte sich dann zu der Treppe, die hinunter zum zehnten Stock führte. Harry kam unten an und lief durch den steinernen und schmucklosen Gang zum Gerichtssaal Nummer zehn, dem großen Sitzungssaal. Der Gang war hier einigermaßen belebt. Hexen und Zauberer, die zum Teil als Beobachter, zum Teil als Gamots, zum Teil aber auch als zugelassene Zuschauer der Verhandlung folgen würden, standen angeregt miteinander redend vor der Tür. Harry schlängelte sich durch sie durch, nickte nur hin und wieder kurz den Leuten zu, drückte die schwere Eisenklinke runter und öffnete die schwere Eichentüre. Der Sitzungssaal sah so wenig einladend wie immer aus: Dunkle Steinwände, an drei Seiten steinerne Sitzstufen, in der Mitte der Kettenstuhl, alles nur spärlich beleuchtet von Fackeln. Die Sitzreihen waren nur schwach besetzt. Harrys Augen gewöhnten sich an das wenige Licht und er sah rechts auf der unteren Stufe Hermione neben einer Hexe sitzen. Er trat hinzu und begrüßte sie: „Hallo, Hermione. Guten Tag, Mrs – ähm -“
„Brenda Hale“, sagte die etwa fünfzigjährige Hexe, stand auf und reichte ihm die Hand. „Guten Tag, Mr Potter.“
Harry schlug ein und sagte: „Sehr erfreut.“
Hermione patschte mit der linken Hand auf die Steinbank und sagte: „Hallo, Harry, setz dich.“
Harry tat es und legte seine Akte links neben sich ab.
„Mrs Hale wird die Anklage verlesen“, erläuterte Hermione. „Und dann werden wir sehen, wie der Zaubergamot das Verfahren gestalten wird.“
„Okay“, sagte Harry tonlos und merkte, daß er doch ziemlich nervös war.
In der Position eines Anklagevertreters hatte er sich noch nie befunden.
„Die Muggel würden sich totlachen, wenn sie von der Sache hier wüßten“, raunte Harry Hermione etwas später zu. „Keiner hier hat Jura studiert, die Polizei vertritt die Anklage...“
Sie kicherte und raunte zurück: „Nicht zu vergessen: Der Zeuge soll die Anklage vertreten, ist also Ankläger und Beweismittel in einem. Aber wenigstens hat Kingsley schon damals mit dem Unsinn Schluß gemacht, daß der Zaubereiminister selbst die Anklage vorbereiten, vertreten und als Teil des Zaubergamots auch noch darüber urteilen kann.“
„Trotzdem findet alles unter dem Dach des Zaubereiministeriums statt. Haben wir damals in der sechsten Klasse oder so nicht etwas über Gewaltenteilung gelernt?“ ergänzte Harry.
Hermione schaute ihn verwirrt an.
„In der sechsten Klasse? Wo denn – da hattest du Geschichte der Zauberei doch gar nicht mehr, und ich kann mich erinnern, daß da -“
„Ich meine die Muggelgrundschule.“
„Ach ja, richtig. Genau. Und regelmäßig gewählt wird ja hier auch nicht. Seit Kingsley 1999 gewählt wurde, hat es keine Wahl mehr gegeben.“

Der Gerichtssaal füllte sich. Auch Percy kam herein. Harry und Hermione begrüßten Percy mit einem Kopfnicken, das dieser erwiderte. Percy schritt hinüber zu den Sitzstufen an der Stirnseite des Saales und breitete neben sich Schreibzeug aus. Harrys Augen hatten sich inzwischen vollständig der sparsamen Fackelbeleuchtung angepaßt, und er sah, daß gegenüber etwa in der Mitte der Sitzbänke eine Frau mit blonder und ziemlich festbetonierter Lockenfrisur Platz nahm. Die Straßsteine an ihrer Brille glitzerten im Fackellicht. Sie brachte ihre Flotte-Schreibe-Feder in Stellung.
„Skeeter auf zwölf Uhr“, zischte er Hermione zu.
Hermione sah hinüber und nickte. Einige der Zaubergamots schauten auf ihre Uhren, wobei die meisten Taschenuhren zu Rate zogen. Harry fand das passend, ging es doch letztlich um einen Taschenuhrenhorkrux. Er blickte auf sein linkes Handgelenk, wo er die Uhr trug, die einmal Fabian Prewett gehört hatte. Es war genau neun Uhr. Im selben Moment betraten vier Auroren den Gerichtssaal. In ihrer Mitte ging, von Ketten etwas behindert, Eldrich Delphic. Man hatte ihm gestattet, einen guten Umhang anzuziehen, so daß er nicht so sehr von Askaban mitgenommen aussah. Einer der Auroren nahm ihm die Ketten ab und wies ihn durch eine Geste an, auf dem Kettenstuhl Platz zu nehmen. Der Gefangene tat es. Die Ketten erglühten und schlangen sich um seine Arme. Die Auroren setzten sich zu beiden Seiten des Stuhls jeweils auf die unterste Sitzbank. Harry war mit der Vorstellung zufrieden, denn genauso war es besprochen und wohl auch – in seiner Abwesenheit – geprobt worden. Harry schaute zu den Sitzbänken an der Stirnseite des Saales hinüber, die vom Zaubergamot besetzt war. Der Vorsitzende hatte sich erhoben. Das allgemeine Gemurmel verstummte.
„Erster Termin am 16. September 2013 im Prozeß gegen Eldrich Delphic wegen Mordes vor dem Zaubergamot unter dem Vorsitz von Brian Hutton, Gerichtsschreiber ist Percy Weasley. Die Anklage wird vertreten von Brenda Hale und Hermione Weasley. Auf Verlangen der Anklagebehörde beigeladen und erschienen -“, der Vorsitzende blinzelte zu Harry herüber und schloß: „- Harry Potter. Haben Sie das, Mr Weasley?“
„Ja, Sir.“
„Weasleys allerorten“, spottete Delphic vernehmlich, doch niemand lachte.
„Sind Sie Eldrich Delphic, wohnhaft in Hassop, Derbyshire?“ fragte der Vorsitzende.
Delphic schien zu überlegen, ob es unter seiner Würde war, zu antworten. Er entschied sich dann aber doch dafür: „Ja.“
Mr Hutton, der Vorsitzende des Zaubergamots, schien zufrieden zu sein und wandte sich der untersten Bank zu seiner Rechten, also der Bank, auf der Harry und Hermione saßen, zu und sagte: „Würden Sie bitte die Anklage verlesen?“
Er setzte sich, und Mrs Hale erhob sich. Sie entrollte ein Pergament und verlas den Inhalt: „Die Anklagepunkte gegen den Beschuldigten lauten wie folgt: Daß er am dritten Mai 1831 den weiblichen Muggel Florence Barbara Smith vorsätzlich getötet und vermittels dieses Mordes einen Horkrux in Gestalt einer Taschenuhr geschaffen hat, was ein Verbrechen nach den Abschnitten zehn und 24 des Kriminalcodex der magischen Gemeinschaft darstellt.“
Sie setzte sich wieder. Der Vorsitzende stand auf und sprach Delphic direkt an: „Nun, Mr Delphic, haben Sie Florence Barbara Smith getötet? Und haben Sie einen Horkrux mit deren Tod geschaffen?“
Delphic schwieg.
„Mr Delphic?“
„Ja?“
„Wir warten auf Ihre Antwort.“
Delphic schwieg weiter.
„Mr Delphic, Ihre Antwort bitte. Haben Sie die Muggelfrau getötet?“
Doch Delphic antwortete nicht. Mr Hutton wurde ungeduldig: „Mr Delphic, wir haben nun wirklich keine Zeit für Spielchen. Wenn Sie nicht antworten -“
„- heißt das wohl, daß Sie ewig warten können, wenn Sie die Sache in dieser Weise weiterbetreiben wollen“, unterbrach ihn Delphic.
„Wir haben Zeit“, schnappte der Vorsitzende.
Delphic grinste unverschämt und erwiderte: „Nun, wenn sich die Dinge tatsächlich so verhalten sollten, wie die Anklage sagt, daß ich also einen Horkrux geschaffen hätte – dann haben Sie weniger Zeit als ich.“
„Ich – Sie -“, brachte Mr Hutton heraus.
„Aber vielleicht ist das Ihre Absicht: Sie wollen auf diese Weise austesten, ob ich nun wirklich einen Horkrux geschaffen habe. Wenn am Ende ich der einzige in diesem Gerichtssaal bin, der noch am Leben ist, dann...“
Leichte Heiterkeit machte sich im Saal breit.
„Geben Sie uns eine überzeugende Erklärung, wie Sie so alt geworden sind“, schnaubte der Vorsitzende des Zaubergamots.
„Ich habe immer meinen Yoghurt gegessen“, erwiderte Delphic gelassen, und es war noch mehr Gekicher zu hören als gerade eben.
Harry rutschte unbehaglich auf seinem Platz hin und her, denn diese Bemerkung stammte von ihm selbst.
Der Vorsitzende war deutlich gereizt: „Sie glauben wohl, daß das alles hier ein Witz ist. Die Aurorenzentrale bringt erhebliche Beschuldigungen gegen Sie vor! Und es ist bekannt, daß der Leiter dieser Abteilung, Mr Potter, eine Kapazität auf dem Gebiet der Horkrux-Zauberei ist.“
Delphic lehnte sich in dem Stuhl so bequem zurück, wie es die Ketten zuließen und sagte: „Ah – Mr Potter. Mr Harry Potter, Sieger über den Dunklen Lord. Tja, Mr – ähm – jetzt habe ich doch glatt wieder Ihren Namen vergessen -“
„Hutton!“
„- Mr Hutton. Ich muß sagen, daß Mr Potter mit seiner Fragetechnik wesentlich intelligenter war als Sie.“
Der Vorsitzende hatte die Spitze sehr wohl bemerkt und war verärgert: „Mr Potter hat kein Geständnis aus Ihnen rausbekommen, obwohl er überzeugt ist, daß Sie der Täter sind. Und obwohl er Ihnen – ohne Rücksprache mit dem Gamot! – Vergünstigungen in Aussicht gestellt hat!“
Harry gefiel nicht, wie sich die Vernehmung entwickelte. Seinem Gefühl nach drohte diese Runde an Delphic zu gehen. Delphic schien das genauso zu sehen und mehr und mehr Oberwasser zu bekommen: „Versprochen hat mir Mr Potter nichts. Aber er hat sich immerhin die Mühe gemacht, mir die Sache schmackhaft zu machen – was übrigens die Möglichkeit einschloß, meinen Tod herbeizuführen.“
Der Vorsitzende schwieg verdutzt. Die Zuschauer dagegen fingen plötzlich an, miteinander zu tuscheln. Dabei schielten sie zu Harry. Dieser fühlte sich veranlaßt, klarzustellen: „Ich habe Sie darauf hingewiesen, daß Sie mit einem Geständnis die Voraussetzungen dafür schaffen können, Ihre Seele wieder in Ordnung zu bringen. Das würde allerdings auch Ihren Tod herbeiführen.“
„Ja, in der Tat, Sie waren mir gegenüber immer sehr offen und fürsorglich“, entgegnete Delphic und erntete damit einige Lacher. „Sogar auf die möglicherweise tödlichen Konsequenzen haben Sie hingewiesen. Und darauf, daß der Zaubergamot möglicherweise veranlaßt sein könnte, von einer lebenslangen Strafe abzusehen, und das dann sogar freundlicherweise ohne die Gefahr des Todes, wenn ich auf mein Seelenheil verzichten würde, wenn ich Sie richtig verstanden habe.“
„Der Zaubergamot könnte bei einem Geständnis tatsächlich Milde walten lassen, zumal das, worum es geht, schon sehr lang zurückliegt“, schaltete sich Mr Hutton wieder ein.
Delphic lächelte maliziös.
„Insgesamt hatte ich bei Mr Potter den Eindruck, daß ich mit dem zukünftigen Zaubereiminister spreche. Das Zeug dazu dürfte er jedenfalls haben. Diesen Eindruck habe ich bei meinen Befragungen nicht immer gehabt.“
„Sie wurden bislang nur von Mr Potter befragt, das sagen jedenfalls die Akten. Jedenfalls haben Sie sich nur von ihm vernehmen lassen. Heute leitet erstmals jemand anderer als Mr Potter Ihre Vernehmung“, knurrte der Vorsitzende des Zaubergamots.
„Eben drum“, gab Delphic gut gelaunt zurück.
Das Gekicher im Saal war kurz davor, in Gelächter umzuschlagen. Mr Hutton machte vor Empörung über diese Frechheiten den Eindruck eines auf dem Trockenen liegenden Fisches. Als er sich wieder gefaßt hatte, setzte er sich und schnaubte: „Ihr Zeuge, Mr Potter!“
Harry war einigermaßen überrumpelt. Er war davon ausgegangen, daß der Anklage allgemein das Wort erteilt werden würde, nicht aber ein einzelner Anklagevertreter herausgesucht werden könnte. Mit einem Seitenblick sah er, daß er nicht ganz falsch lag, denn auch Hermione und Mrs Hale sahen überrascht aus. Harry vermutete, daß Mr Hutton eingesehen hatte, daß er diese Runde verloren hatte und nun gucken wollte, wie sich Harry schlug. Harry stand auf.
„Vorsitzender, ich habe der bisherigen Vernehmung den Eindruck entnommen, daß der Angeklagte sich nicht zur Sache äußern will.“ Er wartete den allgemeinen Heiterkeitsausbruch ab, der nicht geeignet war, die Laune des Vorsitzenden zu heben. „Ich schlage daher vor, die weitere Vernehmung des Angeklagten zurückzustellen und stattdessen in die Beweisaufnahme einzutreten. Vielleicht bringt ihn die Fülle der Beweise dazu, seine Strategie zu überdenken.“
„Hm – jaah...“, brummte Mr Hutton unwillig. „Ich dachte nur, wenn Mr Delphic möglicherweise ein Geständnis abgelegt hätte, dann hätten wir die Sache abkürzen können. Aber gut. Es ist sein gutes Recht, nichts zur Sache auszusagen. Treten wir also in die Beweisaufnahme ein.“
Harry setzte sich. Hermione nickte ihm anerkennend zu. Während Mr Hutton seine Unterlagen sortierte, meldete sich eine Hexe des Zaubergamots zu Wort: „Mr Potter, vielleicht sollten wir einmal den Horkrux in Augenschein nehmen. Wenn der Angeklagte den Horkrux geschaffen haben sollte, kann er vielleicht damit überführt werden. Aber der Horkrux scheint sich gar nicht in dem Gerichtssaal zu befinden.“
„Ja, Sie haben den Gegenstand gar nicht vorgelegt. Gibt es dafür eine Erklärung, Mr Potter?“ pflichtete Mr Hutton bei.
Harry stand auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und machte ein paar Schritte in das Geviert zwischen den Sitzbänken hinein, wobei er auf den Boden sah.
„Das haben Sie sehr richtig beobachtet, der Horkrux ist nicht hier.“ Harry blieb stehen, drehte sich um und ging zurück zu seiner Sitzbank. „Ich habe zwei gute Gründe, den Horkrux nicht hierher mitzunehmen.“ Er blieb vor seinem Platz stehen, drehte sich erneut um und schaute nun den versammelten Zaubergamot an. „Erstens reagiert ein Horkrux normalerweise nicht, wenn er mit seinem Erschaffer in Berührung kommt oder sich in dessen Nähe befindet. Das enge Beisammensein von Voldemort -“, die versammelten Hexen und Zauberer zischten und quiekten gequält, „und seiner Schlange Nagini ist ein Beispiel dafür. Das gilt dann, wenn der Zauberer die Tat nicht oder nicht richtig bereut. Also würde es nichts bringen. Zweitens besteht die Möglichkeit, daß Mr Delphic die Tat wirklich und voll und ganz bereut. Dann kann es sein, daß es hier im Gerichtssaal zu dem magischen Vorgang kommt, daß sich das Seelenbruchstück mit der Seele des Angeklagten vereinigt, und das würde fürchterliche Qualen und Schmerzen hervorrufen, die ihn letztlich töten könnten.“ Im Saal entstand Unruhe. „Und sogar sicher töten würde, denn die Uhr von Mr Delphic ist nach allen natürlichen Maßstäben abgelaufen.“
Harry setzte sich wieder hin. Die Hexe, die das Thema angeschnitten hatte, fragte nach: „Aber geht es denn hier nicht darum, Reue zu zeigen? Müßte dem Angeklagten nicht Gelegenheit gegeben werden, seine Reue unter Beweis zu stellen?“
Mrs Hale stand auf und erwiderte: „Es geht in diesem Prozeß nicht einfach um Reue, es geht um Aufklärung. Daneben mag es auch um Reue gehen. Aber in erster Linie geht es um Aufklärung, und es ist der magischen Gemeinschaft nicht damit gedient, wenn der Angeklagte stirbt.“
Hermione sprang bei: „Zumindest müßte der Angeklagte damit einverstanden sein, wenn wir mit seinem Leben spielen wollen. Immerhin hat er im Moment noch als unschuldig zu gelten.“
Die Hexen und Zauberer des Zaubergamots steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Schließlich stand Mr Hutton auf und verkündete: „Der Zaubergamot hat beschlossen, als erstes und unter Außerachtlassung der Ladungsfrist den hier anwesenden Harry Potter als Zeugen zu vernehmen.“

„Und wie war's?“ fragte Ginny am Abend im Salon, als die Kinder schon im Bett lagen.
„Mühsam“, erwiderte Harry. „Und jetzt muß ich erstmal gucken, weshalb Cabrios bei den Muggeln als etwas Besseres gelten und warum sich dieser Autohersteller 'Jaguar' genannt hat.“
„Was?“ fragte Ginny verwirrt. „Was um Himmels willen hat das denn mit dem Mord und dem Horkrux zu tun?“
„Nix“, seufzte Harry. „Aber der Zaubergamot will es trotzdem wissen. Ich habe nämlich heute schon meine Aussage gemacht, und da habe ich auch davon berichtet, wie wir an den Horkrux gekommen sind. Einschließlich Autofahrt. Und da haben die gedacht, daß es ein ganz besonders billiges Auto gewesen wäre, weil es kein Dach hatte, also kein richtiges. Und warum ich dann kein Ministeriumsauto genommen hätte. Die haben nicht einsehen wollen, daß Cabrios als luxuriös oder jedenfalls als etwas teurer gelten – wo die doch nur Stoffdächer haben. Und sie haben nicht verstanden, wieso sich ein Hersteller nach einer Raubkatze nennt. 'Das ist wie bei Nimbus', habe ich denen gesagt, aber irgendwie... Naja, jedenfalls war das alles sehr mühsam, vor allem an den falschen Stellen.“
„Und die wären?“
„Ich mußte ihnen auch noch das Internet erklären.“
„Das habe ich doch schon in meiner Artikelserie getan.“
„Schon, aber das haben die wohl entweder nicht richtig gelesen oder nicht richtig verstanden. Und ich habe ja die Tickets und die Hotels über Internet gebucht, das konnten die sich gar nicht richtig vorstellen.“
Harry nippte von seinem Elfenwein.
Ginny überlegte und fragte dann: „Aber Flugzeuge mußtest du nicht erklären?“
„Zum Glück nicht. Nur haarklein, wie man da eincheckt und einsteigt und sowas. Ich habe natürlich auch auf die Ermittlungen und die Ergebnisse hingewiesen, auf die es ankommt, aber ich glaube, wenn Hermione nicht am Ende so schön noch einmal alles nachgefragt hätte, dann wäre das vor lauter Muggelweltzeug komplett untergegangen.“ Harry schüttelte den Kopf. „Ich glaube, die meisten Gamots werden allmählich alt und verlieren ihre Spannkraft. Du sollst übrigens auch noch vernommen werden. Nächste Woche. Die Eule müßte morgen kommen.“
„Ich?“ wunderte sich Ginny.
„Ja, du. Du warst schließlich dabei, als wir den Horkrux organisiert haben. Aber ich erzähle dir am besten mal nacheinander, was heute gewesen ist.“

Auch der Tagespropheet hatte nach dem Prozeßauftakt einiges zu berichten, wie sich am nächsten Morgen zeigte:

SENSATIONSPROZESS – ZAUBERGAMOT ABGEHÄNGT?
REISST ES POTTER RAUS?

Von Rita Skeeter

Am gestrigen Montag wurde der Mordprozeß gegen Eldrich Delphic (232) im Ministerium für Zauberei eröffnet. Wie immer, führte Brian Hutton (72) den Vorsitz. Die faustdicke Überraschung ist aber – wieder einmal – Harry Potter (33), denn dieser vertritt die Anklage.
Wie richtig diese Entscheidung ist, zeigte sich, als Delphic während der Vernehmung den offensichtlich völlig überforderten Hutton vorführte und verspottete. Hutton merkte nicht, daß Delphic gar nicht antworten wollte, drohte damit, die Sache uferlos aussitzen zu wollen – was geradezu lächerlich ist, wenn man bedenkt, daß Delphic mutmaßlich unsterblich ist – und verstieg sich letztlich auch noch darin, Harry vorzuwerfen, er habe in seinen Verhören Delphic Zugeständnisse zu versprechen und damit seine Kompetenzen überschritten zu haben.
Harry hat aber gezeigt, wer in diesem Prozeß das Zepter führen wird. Er hat nicht nur klargestellt, daß an den Vorwürfen des Vorsitzenden nichts dran ist, er hat auch die völlig sinnlose Befragung von Delphic beendet. Delphic hat selbst gesagt, daß er in Harry Potter den zukünftigen Zaubereiminister sieht, und da kann man ihm nur zustimmen. Ich habe es immer wieder gesagt, daß Potter das Zeug dazu hat, und so stellt sich die Frage, ob dieser Prozeß nicht nur zu einem Schuldspruch gegen Delphic führen wird, sondern auch zu einem neuen Zaubereiminister.
Einstweilen wird sich aber Harry als Anklagevertreter noch durch den Prozeß quälen müssen. Gleich am ersten Tag hat er seine Zeugenaussage gemacht und berichtet, wie er auf den möglichen Horkrux aufmerksam geworden ist, sich die Taschenuhr beschafft und dann ihren Weg durch die Jahrhunderte rekonstruiert hat.
Neu ist das für unsere Leser natürlich nicht, denn wir haben darüber bereits eine mehrteilige Serie gebracht, die das Ergebnis des engen Kontakts zwischen mir und dem Auserwählten und zukünftigen Zaubereiminister ist. Für alle, die die Serie verpaßt haben sollten, und dazu scheint der gesamte Zaubergamot zu zählen, haben wir die Aussage von Harry Potter auf den Seiten vier und fünf abgedruckt. Auf Seite zehn finden Sie meine Analyse, weshalb sich Delphic in Lebensgefahr befindet, sollte er tatsächlich den Mord begangen und einen Horkrux geschaffen haben.

„Naja, viel überflüssiges Geschwurbel. Lohnt es sich, das andere auch zu lesen oder hat sie keinen Bock geschossen?“ fragte Harry und legte die Zeitung zusammen.
„Lohnt nicht. Die Zusammenfassung deiner Aussage hat eine andere Reporterin geschrieben ohne das ganze Skeeter-Tamtam. Und die 'Analyse' hat Skeeter letztlich bei mir abgeschrieben“, antwortete Ginny. „Hast du übrigens rausgefunden, was du über die Autos rausfinden solltest?“
„Ja, dank der Muggelerfindung Internet. Cabrios müssen wegen des fehlenden Blechdachs besonders verstärkt werden und sind deshalb teurer. Und Jaguar hieß zuerst nur ein Automodell. Der Hersteller hieß 'Swallow Sidecar', kurz SS. Aber als die Nazis in Deutschland an die Macht gekommen sind, haben die sich lieber nach einem ihrer Autos benannt. Die SS war ja eine Terrororganisation der Nazis.“
„Aha. Und steht heute was interessantes an?“ fragte Ginny.
„Naja“, gab sich Harry unentschlossen. „Heute vernehmen wir die einzige Zeugin, die bis zur Festnahme von Delphic Kontakt mit ihm hatte: Arielle Langlet, diese alte Hexe aus Carcassonne, der Delphic damals die Uhr übergeben hatte. Die Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit stellt uns einen Übersetzer. Ansonsten werden wir meine Ermittlungshelfer aus dem Ausland vernehmen und natürlich diejenigen, die von uns im Ausland waren.“
„Es wird sich also alles noch hinziehen“, vermutete Ginny.
„Tja, und die Prozeßschlacht hat gerade erst begonnen“, seufzte Harry. „Die Verhöre, die vorher waren, waren nur Geplänkel, kleine Scharmützel sozusagen.“


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