Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Recherchen in Hogwarts

von Krabbentaucher

„Dad, was ist eine Morgenlatte?“
Harry hätte das Rührei prustend über den Tisch verteilt, hätte er es nicht noch auf der Gabel gehabt. Er war so gar nicht darauf vorbereitet gewesen, im Ferienhaus am Frühstückstisch zu sitzen und mit einer solchen Fragen seines Stammhalters konfrontiert zu werden. In der Hoffnung, sich verhört zu haben, fragte er: „Ähm – was?“
„Was eine Morgenlatte ist.“
„Ähm“, sagte Harry, um Zeit zu gewinnen.
Er sah sich hilfesuchend um. Ginny hatte ein leicht schadenfrohes Das-ist-jetzt-dein-Problem-Gesicht aufgesetzt. Wenigstens sagte sie nicht, daß es eine Einladung sei. Albus sah neugierig von James zu Harry. Lily versuchte, einen Toast zu schmieren. Von Ted war auch keine Hilfe zu erwarten. Er hatte den Kopf gesenkt und betrachtete hingebungsvoll den Frühstücksspeck vor ihm auf dem Teller. Immerhin frühstückten Ron und Hermione mit ihren Kindern in ihrem Ferienhaus, so daß Ron nicht mit schnodderigen Bemerkungen dazwischen gehen konnte.
„Wie kommst du denn auf 'Morgenlatte'?“ versuchte Harry, vom Thema abzulenken.
„Der Cousin von Patrick hat das gesagt“, sagte James.
„So?“
„Ja, der hat gesagt, wir können erst mitreden, wenn wir eine Morgenlatte haben oder so.“
„Wobei mitreden?“
„Weiß ich auch nicht mehr, irgendwas mit Mädchen.“
Patrick war ein Klassenkamerad, mit dem sich James gut verstand und den er hin wieder besuchte. Offenbar hatte Patrick einen wesentlich älteren Cousin. Harry ließ seine Gabel sinken und legte sie auf dem Teller ab.
„Hör mal, James“, hob Harry belehrend an, „beim Essen spricht man über bestimmte Sachen nicht. Über Dinge wie... ähm... die mit Untenrum zu tun haben.“
„Hat denn eine Morgenlatte etwas mit dem Untenrum zu tun? Das ist doch Holz?“
In der Schule waren die Kinder im letzten Trimester aufgeklärt worden, was in den Elternabenden davor für heftige Diskussionen gesorgt hatte. Harry und Ginny hatten sich entschieden auf die Seite der Aufklärungsbefürworter geschlagen, zumal sich Harry daran erinnerte, als Aufklärer von Ted vor vielen Jahren einmal eine recht unglückliche Figur abgegeben zu haben. Er war deshalb froh, daß das bei seinen Kindern die Muggelschule erledigte. Aber ganz offensichtlich hatte man die Kinder nur darüber aufgeklärt, wo die kleinen Kinder herkommen. Gewisse Erscheinungen wollte man nach Harrys Vermutung wohl lieber der weiterführenden Schule überlassen. Und er wußte, daß Hogwarts in diesem Punkt nichts anzubieten hatte.
Unwillkürlich mußte Harry an den unvergeßlichen Augenblick denken, als er von James unter dem Eindruck des Aufklärungsunterrichts eines abends umarmt worden war mit den Worten: „Ich habe dich lieb, weil du so eklige Sachen gemacht hast, nur um mich zu bekommen.“
Jetzt aber stand Harry allein auf weiter Flur, ohne Lehrer, an den er das Problem hätte delegieren können. Er seufzte und versuchte sich in einer Erklärung: „James, wenn Jungs ein bestimmtes Alter erreichen... und auch danach..., dann, ähm – du weißt doch, wie das ist mit dem Dings da zwischen den Beinen?“
James nickte.
„Gut“, sagte Harry erleichtert. „Es ist also bei älteren Jungen und bei Männern so, daß das auch nachts passiert, also, daß... ähm,... er dick wird. Häufig ist dann Druck auf der Blase. Und dann ist es morgens eben so.“
„Ja, aber warum -?“
„Wird eben so genannt und jetzt ist Schluß, darüber spricht man nicht beim Essen und auch sonst nicht“, schnappte Harry und legte nach: „Auch wenn es schlecht erzogene Cousins von Schulfreunden tun.“
James öffnete noch einmal den Mund, doch ein finsterer Blick seines Vaters ließ ihn nur seinen Toast hineinschieben.

Harry und die anderen hatten Glück mit dem Wetter. Ganz unbritisch zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite, so daß die Tage am Strand verbracht werden konnte. Das legere Leben führte schon am zweiten Tag dazu, daß man sich in Badehose oder Bikini an den Frühstückstisch und am Ende des Tages zum Abendessen setzte. James hatte in der Schule Schwimmen gelernt und wollte vor allem Albus und Rose zeigen, daß er ihnen zwei Jahre voraus war. Für Harry war das anstrengend, weil er zur Sicherheit mitschwimmen mußte, um James daran zu hindern, zu weit rauszuschwimmen. Harry wußte zwar, daß er kein guter Schwimmer war, aber er mußte sich eingestehen, daß sein gerade erst acht Jahre alter Sohn ihm in ein paar Jahren auf und davon schwimmen würde.

Schon am vierten Tag nahm Harry Ted beiseite: „Da findet morgen in Duxford in Cambrigdeshire eine Veranstaltung statt, die es so nur bei den Muggeln gibt. Ich meine, daß du auch sowas mal erleben solltest. Bist du interessiert? Es ist eine Flugschau.“
Ted war verwundert: „Eine Flugschau gibt es doch bestimmt auch bei den Zauberern!“
„Naja, es ist eine Flugschau mit Flugzeugen“, erläuterte Harry. „Mit richtig alten Kisten. Zum Teil noch aus der Luftschlacht um England. Ich habe sowas auch noch nie selbst gesehen und wollte es mir mal ansehen. Und da habe ich gedacht -“
„Er hat sich gedacht: Wenn ich dort bin, muß ich nicht die Rasselbande in Schach halten, und wenn Teddy mitgeht, sagt bestimmt niemand etwas dagegen, wenn ich nicht da bin“, bemerkte Hermione, die das mitbekommen hatte, während Ginny grinste.
„Muggeljungs interessieren sich für so etwas“, verteidigte sich Harry, „und ich dachte, so kann sich Teddy auch mal in einen Muggel reinversetzen.“
Sardonisch lächelnd sagte Ginny: „Natürlich.“
„Echt!“ bekräftigte Harry.
„Vielleicht könnte ich es mir mal angucken“, meinte Ted.
„Von mir aus, Harry“, sagte Ginny mit einem enervierend gütig-großzügigen Lächeln.
„Ich will auch mit!“ krähte James, der häufig das mitbekam, was nicht für ihn bestimmt war.
Doch Harry sagte bestimmt: „Nein, James, das ist nichts für so kleine Jungen wie dich. Außerdem -“
„Ich bin nicht klein! Ich bin acht!“
„Du bist klein, fertig. Außerdem müßten wir apparieren, weil es für eine kurze Autofahrt zu weit ist. Und für's Seit-an-Seit-Apparieren bist du zu jung.“
James wandte sich listig an Ted: „Teddy, konntest du mit acht Seit-an-Seit-Apparieren?“
Ted guckte von James zu Harry und wieder zu James, um dann unsicher zu sagen: „Jaah, schon, aber es war fürchterlich.“
„Na bitte“, sagte James mit zufriedenem Gesicht. „Dad, ich will auch mit.“
„Hast du nicht gehört, daß das Apparieren -?“
„Egal. Trotzdem!“
„James, Schluß jetzt. Du kommst nicht mit. Ende der Diskussion. Außerdem“, Harry war noch ein Argument eingefallen, „kannst du dann nicht an den Strand.“
James dachte darüber nach. Schließlich sagte er: „Okay. Kannst mit Teddy gehen.“
Als James abzog, um in den Wellen zu plantschen, dachte Harry, daß der Fall damit erledigt wäre. Doch plötzlich tauchte Ron neben ihm auf und sagte: „Das könnte mich doch auch interessieren. Immerhin bin ich der Sohn von Arthur Weasley, dem Muggelzeugfan. Warum kann ich nicht mit Teddy gehen?“
„Weil du nicht sein Pate bist“, erwiderte Harry knapp.

Am nächsten Tag apparierte Harry mit Ted nach Duxford. Er bezahlte den Eintritt zum Flughafen, und bald schritten sie die Reihen der alten Jagdflugzeuge aus dem zweiten Weltkrieg entlang. Diese hatten gemeinsam, daß sie mit Spornradfahrwerken ausgerüstet waren und demnach ihre Nasen hochreckten. Da das Flugprogramm erst um zwei Uhr beginnen sollte, blieb noch Zeit, das Museum zu besuchen. Ted bewegte sich ein wenig befangen zwischen den ganzen Muggeln. Nicht, daß er allzu große Berührungsängste hatte, war doch auch King's Cross voller Muggel, und auch sämtliche Urlaubsorte, mit denen er mit Harrys Familie zusammen war, hatten immer außerhalb der magischen Welt gelegen. Hier aber war er allein mit Harry in einem Gebiet, der Zauberern völlig fremd war.
„Zweifache Schallgeschwindigkeit und dabei Sekt schlürfen und Hummer essen“, kommentierte Harry, nachdem die Tafel an der ausgestellten Concorde abgelesen hatte. „Schon toll, was die Muggel da auf die Beine gestellt haben, was?“
Ted blickte den eleganten Rumpf des Überschallflugzeugs und die Deltaflügel entlang.
„Und sowas kann fliegen?“ fragte er.
„Jetzt nicht mehr“, sagte Harry. „Aber sie ist mal geflogen.“
Das größte Flugzeug, ausgestellt in einer anderen Halle, war ein amerikanischer Düsenbomber von Boeing. Harry zählte beeindruckende acht Triebwerke. Wesentlich aggressiver sah allerdings ein irgendwie plattgedrückt wirkendes schwarzes Flugzeug aus. Ted guckte auf die Erläuterungstafel und sagte: „Mach drei – das heißt bei den Muggeln dreimal die Schallgeschwindigkeit, richtig?“
„Ja. Das hier ist die berühmte Blackbird, das weiß sogar ich.“
Als sie kurz vor zwei Uhr wieder ins Freie traten, hatte man das Vorfeld umarrangiert, damit die Leute den Flugzeugen nicht in die Quere kamen. Soeben wurde ein lichtgraues und relativ wuchtig aussehendes Flugzeug angeworfen, das mit dem Spitznamen „Big Iron“ angekündigt wurde. Harry fand, daß dieser Name zu der wenig eleganten Erscheinung paßte. Mit einem merkwürdigen Geräusch, als würde Metall auf Metall schlagen, und mit einer gewaltigen Rauchwolke erwachte es zum Leben und rollte grollend und bollernd zur Startbahn. In der nun folgenden Zeit war ständig Betrieb: Während am Himmel Kunstflüge und Scheinangriffe auf den Flugplatz vorgeführt wurden, kam am Boden entweder ein Flugzeug gerade von seiner Nummer zurück oder rollte zum Start. Alle Größen von Flugzeugen tummelten sich am Himmel: Einsitzige Jäger, viermotorige Bomber und mit einer Ju-52 und einer DC-3 auch zwei alte Verkehrsflugzeuge.
„Und mit sowas bist du dann geflogen, wenn du mal verreist bist?“ erkundigte sich Ted.
Harry lachte: „Nein, Teddy, das sind Museumsstücke. Heute fliegen überwiegend Düsenflugzeuge.“
„So wie das da hinten?“
Ted zeigte zu der Halle, in der die Concorde stand.
„Nein, eher so pummelige.“
Während am Himmel die Flugzeuge ihre Bahnen zogen, hörte Harry links von sich Gekicher. Er drehte sich unauffällig um und sah aus den Augenwinkeln heraus einen Mann mit zwei Mädchen, die etwa in Teds Alter waren. Sie schauten nicht nach oben, sondern zu Harry und Ted, wobei sie miteinander tuschelten und giggelten. Harry sah zu Ted hin, dessen Blick weiterhin den Flugzeugen folgte und der nichts mitbekommen hatte. Harry hatte Ted vor vierzehn Jahren eigenhändig gepudert und gewickelt, aber jetzt fiel ihm zum ersten Mal so richtig auf, daß sein Patenkind schon kein richtiges Kind mehr war. Teds Schultern waren breiter geworden, auch wenn er weit davon entfernt war, ein Adonis zu sein, und wegen des Windes, der auf dem Flugplatz ständig blies, konnte man durch Teds T-Shirt hindurch erahnen, daß seine Proportionen auf Mädchen anziehend wirken könnten. Darüber hinaus hatte er ein hübsches Gesicht – herzförmig wie das seiner Mutter und mit dem ruhigen und ernsthaften Ausdruck seines Vaters. Harry wußte nicht so recht wieso ihn das so bestürzte, aber er ahnte, daß Teds Reaktion auf James' Frage beim Frühstück ein paar Tage zuvor etwas damit zu tun haben könnte, daß er sich weiterentwickelte.
Mit einem großen Formationsflug aller beteiligter Propellerflugzeuge, der mehrfach über den Platz führte, ging die Veranstaltung zuende. Ted sagte: „Hatte schon was. Aber mit einem Muggelflugzeug fliegen – ich weiß nicht...“
„Gewöhn dich schon mal an den Gedanken“, erwiderte Harry, „denn wenn Lily alt genug ist, werden wir vielleicht mal ans Mittelmeer reisen, und das ist mir mit dem Auto zu weit entfernt. So, dann nimm mal meinen Arm.“
Ted tat, wie ihm geheißen, und Harry drehte sich, während er sich auf das Ferienhaus in Port Eynon konzentrierte.

Als das Wetter für ein paar Tage schlechter wurde, machte die kleine Reisegruppe einige Ausflüge ins walisische Umland. Da den Kindern die Schmalspurbahnen bei der letzten Reise nach Wales so gut gefallen hatten, fuhren sie mit der Welshpool and Llanfair Railway, die durch das idyllische walisische Kernland dampfte. Näher an Port Eynon war die Brecon Mountain Railway, bei der der Zug von einer schwarzen, in Amerika gebauten, jedoch ursprünglich in Südafrika eingesetzten Baldwin-Lokomotive mit Kuhfänger gezogen wurde. Das Kennzeichnende der Lokomotiven der Vale of Rheidol Railway an der walisischen Westküste war, daß ihre Wasserkästen so hoch aufragten, daß diese den Kessel völlig verdeckten. Die Rauchkammertür befand sich auf diese Weise zwischen den Wasserkästen. Die Strecke folgte einem Tal, und zwar in einiger Höhe, was die Fahrt sehr reizvoll machte.
Als die Kinder die Lust am Schmalspurbahnfahren verloren, besserte sich glücklicherweise das Wetter, so daß das Strandleben fortgesetzt werden konnte, bis es Zeit war, wieder nach London zurückzukehren.

In der Aurorenzentrale war man mit der Fahndung nach dem Verdächtigen Delphic noch nicht weitergekommen. Das überraschte Harry nicht, waren doch viele Auroren und auch die Zauberer, die hätten befragt werden können, im Urlaub. Außerdem erleichterten die Vorgaben Konspiration und Geheimhaltung die Sache nicht unbedingt. Harry überlegte, ob er nicht einmal in Hogwarts in den Schülerunterlagen stöbern sollte, denn dort dürfte jeder Zauberer erfaßt sein, der in Großbritannien geboren wurde. Aber im Hinblick auf den anstehenden Schulleiterwechsel stellte Harry diese Sache erst einmal zurück. Allerdings wußte er, daß er Hogwarts nicht in der Schulzeit besuchen durfte, wenn er Aufsehen vermeiden wollte.

Was den Führungswechsel in Hogwarts anging, lüftete der Tagesprophet an Harrys Geburtstag das Geheimnis.

NEUE ÄRA IN HOGWARTS
PROFESSORIN POMONA SPROUT NEUE SCHULLEITERIN

Professorin Pomona Sprout, langjährige Lehrerin für Kräuterkunde an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, wurde gestern mit Wirkung ab dem morgigen ersten August zur Schulleiterin ernannt. Sie wird damit Nachfolgerin von Professorin Minerva McGonagall. Mit dem Wechsel in der Schulleitung geht eine ganze Reihe von personellen Veränderungen einher.
Es gibt sicher einfachere Ämter in der magischen Gemeinschaft als das der Schulleiterin oder des Schulleiters von Hogwarts. Große Namen waren darunter wie etwa Delys Dervent oder Albus Dumbledore, und jeder war von seinen Zeitgenossen auf seine Weise kritisiert worden. Zum Teil gab es schwierige Zeiten zu bewältigen. Zwei Schulleitern, nämlich Dumbledore und Snape, hatte das sogar das Leben gekostet. „Ich bin mir der Herausforderung bewußt und fühle mich geehrt, daß man mir die Verantwortung für diese traditionsreiche magische Einrichtung übergibt“, teilte Professorin Sprout unserem Reporter nach ihrer Ernennung mit. „Ganz sicher wird Pomona die Schule im richtigen Geist fortführen, wie es auch ihre Vorgänger getan haben“, sagte die scheidende Schulleiterin, Professor McGonagall.
McGonagall hatte vor elf Jahren die Nachfolge von Severus Snape angetreten, nachdem nach dessen Tod die vier Hauslehrer die Schule zunächst gemeinsam geleitet hatten. Davor war sie über mehr als zwanzig Jahren stellvertretende Schulleiterin und hatte Dumbledore wiederholt kommissarisch vertreten müssen. Der Minister für Zauberei, Kingsley Shacklebolt, würdigte McGonagall als stets verläßliche und geradlinige Lehrerin selbst in schwersten Zeiten.
Weil Sprout bisher das Amt der stellvertretenden Schulleiterin ausgeübt hatte, mußte dieses Amt neu besetzt werden. Mit Wirkung ab dem morgigen Tag wurde der Hauslehrer des Hauses Ravenclaw, Professor Filius Flitwick, zum stellvertretenden Schulleiter bestellt.
Sprouts Nachfolger als Fachlehrer für Kräuterkunde wird Neville Longbottom, der neben besten Prüfungsergebnissen in diesem Fach auf zahlreiche Forschungsreisen und Veröffentlichungen zurückblicken kann. Longbottom ist darüber hinaus ein enger Freund von Harry Potter, mit dem er in dieselbe Klasse gegangen ist und der ihn im Kampf gegen Den, dessen Name nicht genannt werden darf, in leitender Stellung unterstützt hatte. Longbottom hat bereits über längere Phasen Kräuterkundeunterricht gegeben, ist also nicht ungeübt.
„Mit den Personalentscheidungen ist gewährleistet, daß das hohe Niveau von Hogwarts auch nach dem bedauerlichen Weggang von Minerva McGonagall erhalten bliebt“, teilte ein Mitglied des Schulrates mit.

Harry überlegte, wie er die Sache am besten angehen sollte. Möglicherweise veranstaltete Professor Sprout einen Umtrunk zu ihrer Ernennung, oder Professor McGonagall gab ihren Ausstand. Bei diesen Gelegenheiten wäre es schlecht, nach irgendwelchen Schülern zu fragen. Außerdem wußte Harry nicht, ob Professor Sprout überhaupt in der Schule sein würde. Eine Sekunde lang spielte er sogar mit dem Gedanken, sich heimlich in die Schule einzuschleichen und selbst herumzukramen. Allerdings war er in Sachen Einschleichen etwas aus der Übung, außerdem wußte er nicht, wo die Schülerakten lagerten. Abgesehen davon hätte er etwa hundertfünfzig Jahrgänge durchgehen müssen. Doch dann kam ihm der rettende Gedanke: In Sichtweite von Hogwarts wohnte jemand, der einen unmittelbaren Einblick hatte, und bei dem auch hereinschneien konnte, ohne Verdacht zu erregen, weil dessen Ehefrau eine Gastwirtschaft betrieb: Neville Longbottom!
Harry wartete ein paar Tage und apparierte am frühen Nachmittag nach Hogsmeade. Er trug gegen seine Gewohnheit Zaubererkleidung und merkte, daß diese an einem warmen Augusttag selbst in Schottland nicht unbedingt empfehlenswert war. Auf der Hauptstraße war viel los. Die Hexen und Zauberer, die hier ihre Ferien verbrachten, einkauften oder einfach ihren Geschäften nachgingen, schauten neugierig zu Harry herüber. Doch der ließ sich nichts anmerken und betrat die Drei Besen. Die Gespräche erstarben zwar nicht, wurden aber sofort weniger und leiser. Harry erspähte Hannah an der Bar und ging hin.
„Hallo, Hannah! Einen gut gekühlten Kürbissaft, wenn du noch so etwas da hast bei all' den durstigen Kehlen hier“, orderte er leutselig.
Hannah war von Harrys Erscheinen überrascht: „Oh, Harry! Das ist ja... Natürlich habe ich noch etwas, aber nicht mehr viel. Ich muß bald noch mehr Saft kühl stellen. Willst du dich setzen? Ich bringe es dir dann.“
„Keine Umstände“, sagte Harry, setzte sich auf einen Barhocker und erklärte: „Ich bleibe hier an der Theke.“ Und als Hannah ihm einen schönen großen Kelch mit Kürbissaft hinstellte, von dem außen das Tauwasser abperlte, fügte er noch hinzu: „Danke.“
Er bezahlte und trank ein paar Züge.
„Na, was führt dich her? Doch nichts Ernstes?“ fragte Hannah.
„Och, ich wollte mich nur mal in Hogsmeade blicken lassen. Sonst tu ich das ja immer nur an den Hogsmeade-Wochenenden der Schüler, aber ich habe mir gedacht... Jedenfalls: Ich habe im Tagespropheten von Nevilles Lehrauftrag gelesen. Ist der zufällig im Lande, oder nutzt er die letzten freien Wochen, um noch einmal eine Forschungsreise zu machen?“ plauderte Harry harmlos drauf los.
„Der nutzt die freie Zeit, um seinen Unterricht vorzubereiten“, antwortete Hannah. „Drüben auf den Felder und in den Gewächshäusern von Hogwarts. Kannst ja mal rübergehen, er freut sich bestimmt.“
Harry nahm diese Anregung dankbar auf. Er trank aus und verließ die Drei Besen. Wenig später ging er durch das Tor mit den geflügelten Ebern und lenkte seine Schritte erst einmal zu Hagrids Hütte. Auf sein Klopfen wurde jedoch nicht geantwortet. Harry vermutete, daß Hagrid irgendwelche Wildhüterarbeiten im Verbotenen Wald erledigte. Um Hagrid nicht zu verletzen, hinterließ Harry eine Nachricht, mit der er Hagrid grüßte. Dann ging er hinüber zu den Gewächshäusern und Beeten. In einem Gewächshaus sah er dann Neville, wie er mehrere Töpfe mit kleinen Setzlingen versah.
„Hallo, Neville!“ begrüßte er ihn.
„Oh – hallo, Harry! Das ist aber eine Überraschung! Ich – ich kann dir jetzt nicht die Hand geben, du verstehst, zu dreckig. Ich bereite hier ein Projekt für die Zweitklässler vor“, sagte Neville.
„Klar“, sagte Harry. „Nicht zufällig Alraunen?“
„Doch – du erinnerst dich also noch?“
„Ja, vor allem an die puscheligen rosa Ohrenschützer.“
Beide lachten.
„Weißt du, ich war gerade in Hogsmeade unterwegs, um einfach mal Flagge zu zeigen, und damit jeder sieht, daß es die Aurorenzentrale auch noch gibt – die du übrigens verlassen hast, du treulose Tomate!“ kam Harry auf sein Thema zu sprechen, wobei er Nevilles empörten Gesichtsausdruck überging. „Und als ich bei Hannah Pause gemacht habe, hat sie mir den Tip gegeben, daß du hier herumackerst. Du bist ja jetzt Kräuterkundelehrer, habe ich in der Zeitung gelesen.“
„Ähm, ja, bin ich“, räumte Neville verlegen ein.
„Dann kann ich dir ja gratulieren, Professor Neville Longbottom!“
„Danke... ich...“
„Du mußt dich erstmal dran gewöhnen, was?“
„Jaah...“
„Hagrid ist nicht da, oder? Ich habe ihn in der Hütte nicht angetroffen.“
„Nein, er ist eben weg in den Verbotenen Wald. Da hat sich wohl ein Einhorn verletzt oder so. Wird jedenfalls dauern, bis er wieder auftaucht.“
Harry kam jetzt auf das zu sprechen, weswegen er eigentlich hier war: „Sprout ist ja nun Schulleiterin. Weißt du, wo sie ist beziehungsweise wo sie wohnt? Dann könnte ich ihr zur Ernennung gratulieren.“
„Die ist im Büro oben, Unterlagen sortieren“, informierte Neville zu Harrys grenzenloser Erleichterung. „Wenn man neu etwas anfängt, muß man erstmal reinkommen, und wenn das Schuljahr angefangen hat, ist es zu spät. Das Paßwort heißt 'Mandragora'.“
Harry wünschte Neville viel Erfolg im Unterricht in vier Wochen, verließ das Gewächshaus, in dem es derart warm gewesen war, daß selbst die warme Augustluft erfrischend wirkte, und ging auf das Schloß zu, das jahrelang seine wahre Heimat gewesen war und das ihm jetzt, wie er wieder einmal verwundert und erleichtert zugleich feststellte, nicht mehr so viel bedeutete. Es war eben nicht das Haus, das von seinen Kindern auf den Kopf gestellt wurde. Er hatte in der Eingangshalle gerade den Fuß auf die große Marmortreppe gesetzt, da sah er sich auch schon Mrs Norris gegenüber. Es überraschte ihn daher nicht schlurfende Schritte zu hören.
„So, Potter, was machen Sie in der Schule? Sie haben hier nichts zu suchen“, krächzte Mr Filchs Stimme.
„Ich bin auf dem Weg zur neuen Schulleiterin“, antwortete Harry knapp. „Schließlich bin ich Leiter der Aurorenzentrale, und wenn ein Wechsel in der Schulleitung stattgefunden hat...“
Mr Filch schien nicht richtig überzeugt, sagte aber nichts mehr. Stattdessen starrte er Harry feindselig an, während seine noch hohler gewordenen Wangen zitterten. Harry nahm sich während seine Weges nach oben vor, auf zukünftigen inoffiziellen Besuchen in Hogwarts seinen Tarnumhang mitzunehmen. Vor dem Schulleiterbüro sagte er das Paßwort, ließ sich die Wendeltreppe hinauftragen und trat nach dem Anklopfen in das kreisrunde Schulleiterbüro ein. Professor Sprout schaute überrascht auf und sagte noch überraschter: „Oh – Mr Potter! Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?“
Professor Sprout saß am Schreibtisch, der mit Akten und Pergamenten übersäht war. Harry erzählte seine Geschichte vom Flaggezeigen aus den Drei Besen noch einmal, dann gratulierte er seiner früheren Kräuterkundelehrerin zum neuen Amt.
„Wo ich gerade da bin...“, hob Harry an und holte Luft. „Bei uns hat jemand jemanden angeschwärzt. Und über den, der angeschwärzt wurde, wissen wir gar nichts. Da haben wir überhaupt nichts. Naja... in Hogwarts wird ja praktisch jeder britische Zauberer mal erfaßt, und da dachte ich... ich könnte mal gucken, ob noch Schulakten über ihn vorhanden sind...“
„Angeschwärzt?“ fragte Professor Sprout verwundert. „Weswegen denn?“
„Ach, sowas passiert bei uns dauernd, das ist nichts besonderes“, sagte Harry wegwerfend. „Aber wir müssen dem eben nachgehen.“
„Ich bin natürlich gerne behilflich“, versicherte ihm Professor Sprout. „Um wen handelt es sich denn?“
„Um einen gewissen... ähm... lassen Sie mich mal überlegen, ich bin jetzt nicht wirklich darauf vorbereitet..., ja, um einen gewissen Eldrich Delphic.“
„Eldrich Delphic...“, überlegte Professor Sprout und schüttelte den Kopf. „Nein, mit diesem Namen verbinde ich nichts. Ich lasse am besten mal seine Akte rausholen. Das wird aber ein bißchen dauern, wenn es nicht allzu eilig ist. Oder muß das jetzt sofort sein?“
„Nein, natürlich nicht“, beeilte sich Harry zu sagen, „ist ja nur eine kleine Routineüberprüfung und eigentlich ist es nicht einmal die Sache für den Abteilungsleiter. Aber nun bin ich schon mal hier..., ähm... dann bringe ich es auch zuende.“
„Ich kann Sie benachrichtigen, wenn wir die Akte haben“, bot Professor Sprout an.
„Ja, aber wenn es geht... ganz diskret“, erbat sich Harry. „Auch wenn es nur Routinekram ist, will ich nicht, daß darüber geredet wird. Sie wissen ja, wie sowas ist.“
Professor Sprout sicherte Harry größte Diskretion zu. Mit sich zufrieden reiste Harry nach London zurück.

Einige Tage später brachte eine Waldohreule die Nachricht von Professor Sprout, daß Harry kommen möge, um die Akten einzusehen. Harry war gespannt und sagte zu, schon am nächsten Tag zu erscheinen.
Er apparierte direkt von dem Platz vor seinem Haus aus vor das Tor mit den geflügelten Ebern, wobei er seinen Tarnumhang trug. Er wollte nicht auffallen. Das Tor stand offen, so daß er ohne weiteres die Ländereien von Hogwarts betreten konnte.
Zu Voldemorts Zeiten wären die Ländereien anders abgesichert gewesen, dachte er und freute sich für Ted, daß er in einer so angstfreien Zeit die Zauberschule besuchen konnte.
Immer noch unter dem Tarnumhang betrat er das Schloß und ging hoch zum Schulleiterbüro. Ein bißchen fühlte er sich schuldig, denn er sah gerade Hagrid vom See zu seiner Hütte zurückkehren. Auch wenn Hagrid unbedingt treu war, waren Geheimnisse bei ihm nicht immer sicher aufgehoben. Deshalb durfte Hagrid von Harrys neuerlichen Besuch nichts wissen.
„Mandragora“, sagte Harry und zog seinen Tarnumhang herunter.
Der Wasserspeier trat beiseite und gab den Zugang zur rotierenden Wendeltreppe frei. Harry ließ sich hochtragen, klopfte an und trat ein.
„Guten Tag, Professor Sprout“, sagte er.
„Guten Tag, Mr Potter, treten Sie ein“, antwortete Professor Sprout.
Sie stand gerade an einem der Schränke. Auf ihrem Schreibtisch lagen einige wenige Akten. Professor Sprout machte eine einladende Handbewegung zum Schreibtisch und sagte: „Nehmen Sie doch Platz, Mr Potter. Ich habe die Akten von allen Eldrich Delphis raussuchen lassen, die wir haben.“
„Wer hat sie rausgesucht?“ fragte Harry skeptisch.
„Eine unserer Hauselfen war so freundlich. Ich dachte mir, daß ich jemanden beauftrage, der schon aus magischen Gründen zur Geheimniswahrung verpflichtet ist.“
„Sehr umsichtig“, lobte Harry und setzte sich Professor Sprout gegenüber.
„Die Akten sind zum Teil sehr alt“, sagte sie. „Der Zustand ist entsprechend. Und die Sprache zum Teil auch. Aber ich denke, Sie haben von ihrer Zeit hier noch genug Übung mit alten Texten, wenngleich ich glaube, daß Ihre Freundin Miss Granger da noch eifriger war.“
Harry lächelte.
„Miss Granger heißt heute Mrs Weasley. Sie hat Ron Weasley geheiratet.“
„Sie haben alle Kinder, nicht wahr?“
„Ähm – ja.“
Er streckte die Hand aus zur ersten Akte. Sie war äußerst dünn. Als er sie aufschlug, stellte er fest, daß sie nur aus einer Art Personalbogen und so etwas wie einem Abgangszeugnis bestand. Das Pergament war schon bräunlich und ziemlich schadhaft. Harry versuchte, etwas zu entziffern.
„Dieser Eldrich Delphic hat Hogwarts von 1507 bis 1513 besucht“, erklärte Professor Sprout. „Damals besuchten die Schüler Hogwarts nur sechs Jahre, nämlich bis sie siebzehn und damit volljährig waren.“
„Der ist bestimmt schon tot und kann nicht derjenige sein, der angeschwärzt wurde“, sagte Harry und versuchte sich in einem schiefen Grinsen, denn er glaubte nicht, daß dieser Eldrich Delphic lange genug durchgehalten hätte, um frühestens im Jahr 1780 einen Uhrenhorkrux zu erschaffen.
„Die dürften alle schon tot sein“, warf Professor Sprout ein.
Harry machte nur „hm“ und dachte, daß ein Horkrux daran durchaus etwas ändern könne. Er griff sich die nächste Akte und blätterte darin. Viel gab es auch hier nicht zu lesen, sie unterschied sich nur sehr wenig von der ersten Akte. Auch dieser Eldrich Delphic hatte Hogwarts im 16. Jahrhundert besucht und fiel daher aus. Nun waren nur noch zwei Akten übrig. Sie waren etwas neueren Datums, was das Lesen einfacher machte. Außerdem waren die Akten umfangreicher. Der eine Delphic hatte Hogwarts in den Jahren 1792 bis 1799 besucht. In den Akten war auch vermerkt, daß er im Jahr 1781 in Mansfield geboren wurde.
„Scheint ein guter Schüler gewesen zu sein“, sagte Harry. „Oder hieß 'Ohnegleichen' damals etwas anderes?“
„Das heutige Notensystem wurde zehn Jahre zuvor eingeführt“, erläuterte Professor Sprout. „Nur gab es nur eine Abschlußprüfung und keine ZAGs und UTZe.“
„Abgangszeugnis mit vier 'Ohnegleichen', davon einer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, nicht schlecht“, sinnierte Harry.
Die Akte enthielt auch einen Hinweis auf eine Bestrafung mit zehn Peitschenhieben wegen Ausübung schwarzer Magie, was die Akte noch interessanter machte. Die andere Akte war nur von den Daten her von Interesse, denn jener Eldrich Delphic hatte Hogwarts von 1824 bis 1831 besucht, kam also auch in Frage. Er wurde im Jahr 1813 in Leicester geboren, schien aber unauffällig und zudem ein eher durchschnittlicher Schüler gewesen zu sein. Harry überlegte, daß er Professor Sprout wohl kaum um die Akten oder Kopien davon bitten konnte, ohne den Verdacht zu erwecken, daß die Sache mehr als eine unbedeutende Routineangelegenheit war. Er prägte sich die jeweiligen Daten ein und legte die Akten wieder auf den Schreibtisch.
„Die dürften dann wohl auch schon tot sein, oder?“ sagte er. Doch dann kam ihm ein Gedanke. „Moment, wir müssen alle Möglichkeiten ausschließen. Zauberer werden zwar normalerweise nicht älter als hundertfünfzig, aber Bathilda Bagshot und Griselda Marchbanks sind wohl deutlich älter geworden, nicht wahr? Könnte ich mir Kopien dieser beiden Akten hier anfertigen?“
Professor Sprout schaute überrascht, sagte dann aber: „Wenn Sie meinen – gerne.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Es gibt nichts Schöneres für mich als den Kindern zu begegnen, die meine Bücher lesen.
Joanne K. Rowling