Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Die französische Spur

von Krabbentaucher

„Das ist also das kulinarische Vermächtnis Berlins?“ fragte Harry. „Currywurst?“
„Jep“, bestätigte Philip. „Dann gibt es da noch etwas, aber daran erinnere ich mich nicht mehr.“
„Ich habe mir die Feier unseres Erfolgs anders vorgestellt“, maulte Verena.
Harry mußte ihr Recht geben. Er stand mit den vier deutschen Ministeriumszauberern in einem etwas abgelegenen Gebiet an einer ambulanten Imbißbude. Nach dem erfolgreichen Besuch in Havelberg hatte er zusammen mit Philip und Simone noch den letzten Pflichttermin absolviert, da dieser nun einmal verabredet worden war. In der Mittagspause war er dann nach Berlin appariert und hatte Boris und Verena Bescheid gegeben, daß sie ihr Aktenstudium einstellen konnten. Boris hatte allerdings darauf hingewiesen, daß man das nicht einfach so abbrechen könne, da man sonst Verdacht errege. Er hatte deshalb der Behörde mitgeteilt, daß man bald genug Material zusammengesucht habe und zum Ende der Woche aufhöre. Als man sich am Abend dann traf – Philip und Simone hatten auch die beiden Termine des Nachmittags erledigt – hatte es dann eine Diskussion darüber gegeben, wie man den Erfolg begehen könne. Einig waren sich alle, daß man essen gehen solle. Dann war es aber zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, welchen Gourmettempel man aufsuche solle, zumal solche der magischen Gemeinschaft ausfielen beziehungsweise Harry den Abend nicht unter dem Einfluß von Vielsafttrank verbringen wollte. So war es zum Minimalkompromiß am Imbiß gekommen.
„Ich werde wohl noch wie geplant bleiben“, berichtete Harry. „Die Umbuchungsgebühren, die Ryanair verlangt, sind einfach eine Unverschämtheit. Da habe ich mich heute Nachmittag erkundigt.“
„Sind die so hoch, daß das englische Zaubereiministerium das nicht bezahlen kann?“ fragte Boris.
Harry erwiderte: „Darum geht's nicht. Ich lasse mir von einer Billig-Airline solche Preise einfach nicht bieten!“
„Dann hast du ja noch effektiv zwei Tage hier – dann kannst du dir mal Berlin ansehen“, schlug Simone vor.
„Ich werde erstmal einen Bericht schreiben, dann ist das schon mal erledigt. Immerhin bin ich ja jetzt nicht im Urlaub, sondern im Dienst. Ist schließlich eine Dienstreise. Und während ich den Bericht schreibe, kann ich auch schon mal die Besprechung mit meinen Auroren vorbereiten, mit dem ich sie auf den neuesten Stand bringe werde. Außerdem muß ich noch Kings-, ähm, unseren Minister bitten, ein Gespräch mit dem französischen Verbindungszauberer zu arrangieren.“
„Warum das?“ fragte Philip, wurde jedoch von Boris auf Deutsch zurechtgewiesen.
Als Harry fragend guckte, erläuterte Boris: „Ich habe ihm gesagt, daß du in Frankreich nicht einfach ohne Abstimmung ermitteln kannst.“
„Genau so sieht es aus“, sagte Harry.

Während die anderen am nächsten Tag zum Schein ihre Tätigkeiten fortführten, gönnte sich Harry den Luxus, ausgiebig auszuschlafen, das Frühstück zu verpassen und dieses stattdessen in einem Café nachzuholen. Dann setzte er sich in seinem Zimmer an das kleine Tischchen und schrieb ganz unzauberergemäß seinen Bericht mit Kugelschreiber auf Papier, das er sich von der Rezeption geholt hatte.
Das wird eine lustige Bereicherung der Akte sein mit dem Firmenaufdruck vom Hostel, dachte Harry bei sich.
Dann stattete er dem Berliner Zoo einen Besuch ab und erstand drei Stoffeisbären, für jedes seiner Kinder einen. Damit war das Problem der Mitbringsel gelöst. Das Problem, die Stoffviecher auch im Handgepäck unterzubringen, löste Harry mit einem Verkleinerungszauber.
Harrys Kinder waren begeistert von den Eisbären, die er nach seiner Rückkehr und nachdem sie von ihm abgelassen hatten aus der Handgepäcktasche zog und mit dem Finite Incantatem wieder auf normale Größe gebracht hatte.
„Geh nicht so lange weg“, quengelte Lily.
Harry ging vor ihr in die Hocke, um mit ihr halbwegs auf Augenhöhe sprechen zu können: „Lily-Maus, manchmal muß ich einfach mal ein paar Tage weg. Aber nur ganz selten. Und es war doch nicht lang, oder?“
„Doch!“ beharrte seine knapp vierjährige Tochter.
„War es sehr wohl!“ bekräftigte Albus.
James sah die materielle Seite: „Solange du uns immer was mitbringst...“
„... kann ich deinetwegen auch dauernd verreisen, was, James?“ erwiderte Harry bissig.
„Neinnein“, sagte James. „Aber dann ist es nicht so schlimm.“
„Während deiner Abwesenheit hat Hermione übrigens unsere Ferienunterkünfte klargemacht“, eröffnete Ginny Harry.
„So? Wo denn?“ fragte der.
„In Südwales. Zwei Ferienhäuser im Highfields Holyday Park in Port Eynon, ein paar Kilometer südwestlich von Swansea. Im Juli.“

Schon am nächsten Montag berief Harry eine Versammlung seiner Abteilung im großen Konferenzsaal im ersten Stock des Zaubereiministeriums ein. Er hatte zuvor Kingsley um eine Unterredung wegen des weiteren Vorgehens gebeten, aber Kingsley fand, daß es ausreichte, wenn er bei der Konferenz anwesend war. Harry war das nur recht, denn auf diese Weise mußte er nicht alles dreimal erzählen. Zweimal erzählen mußte er es sowieso, weil er Hermione noch unterrichten wollte.
„Wir sind also einen wesentlichen Schritt weiter“, faßte Harry seinen Bericht von seiner Reise zusammen. „Wir haben die Spur der Uhr wiedergefunden und können definitiv ausschließen, daß sie von diesem Antiquitätenhändler Becker in Dänemark oder anderswo von irgendwem gekauft worden war. Und wir wissen, daß wir in Frankreich, genauer in Carcassonne weitersuchen müssen. Außerdem können wir ausschließen, daß jedenfalls nach 1945 ein Zauberer die Uhr in Händen gehalten hat, bis ich sie gekauft habe. Und das wiederum heißt, daß für die Erschaffung des Horkruxes nur noch die rund anderthalb Jahrhunderte bis zum Jahr 1945 in Frage kommen.“
„Und das wiederum heißt, daß wir uns mit Fällen aus der Zeit danach nicht mehr herumschlagen müssen“, meinte eine Aurorin.
„Genau das verstehe ich nicht“, warf ein anderer Auror ein. „Wieso ausgerechnet 1945? Ich meine, hat dieser Muggel definitiv gesagt, daß das alles vor oder bis 1945 stattgefunden hat? Also daß sein Vater die Uhr aus Frankreich mitgebracht hat?“
„1945 war der Zweite Weltkrieg zuende“, sagte Harry knapp.
„Ja, öh, wieso überhaupt Zweiter Weltkrieg?“ hakte der Auror nach. „Ich meine, gut, 1945 hat Dumbledore mit Grindelwalds Herrschaft Schluß gemacht, das wissen wir alle von den Schokofroschkarten, aber -“
Dean meinte grinsend: „Wir wissen es nur von den Schokofroschkarten, von Professor Binns können wir es nicht wissen, weil wir da alle im Tiefschlaf waren.“
Gelächter auch von Kingsley zeigte, daß jeder ähnliche Erfahrungen mit dem Geschichtsunterricht in Hogwarts gemacht hatte, doch der Auror nahm seinen Faden wieder auf: „Aber wieso heißt das auf einmal 'Zweiter Weltkrieg'? Und was haben die Muggel damit zu tun?“
Man sah sehr deutlich, wer von wenigstens einem Muggelelternteil aufgezogen worden und wer allein in der magischen Gemeinschaft aufgewachsen war. Die erstgenannten blinzelten wie Harry irritiert, während die andere Gruppe Zustimmung zu der Frage signalisierte.
„Ähm“, machte Harry und sammelte sich. „Ähm, noch nie von-von... Adolf Hitler gehört? Winston Churchill? Stalin? 55 Millionen Toten? Ermordung der Juden?“
„Wann soll das gewesen sein?“ fragte eine Aurorin. „Ich habe nicht gedacht, daß Grindelwald derart -“
„Der Zweite Weltkrieg hat mehrere Jahre gedauert und zwar bis 1945“, schnappte Harry beinahe. „Und er wurde von den Muggeln geführt. Haben Ihre Eltern oder Großeltern nie berichtet, daß deutsche Bomben auf London gefallen sind? Der sogenannte Blitz? Die V2-Raketen? Wenigstens sowas?“
Harry erntete mit dieser Frage erstaunlich viel Kopfschütteln.
„Also, die Muggel haben einen verheerenden Krieg geführt mit Millionen von Toten. Deutschland beziehungsweise seine Truppen hatten den größten Teil Europas besetzt, unter anderem Frankreich. Das ist der Grund, weshalb der Vater von dem Typ als Soldat in Carcassonne war“, erläuterte Harry, nachdem er seine Fassung wiedergefunden hatte.
„Und das ist auch der Grund, weshalb den Muggeln die vielen Tote, die auf Grindelwalds Konto gingen, nie aufgefallen sind“, ergänzte Kingsley. „Da kam es auf ein paar mehr oder weniger auch nicht an.“
„Jedenfalls muß ich nach Frankreich und mit dieser Mme Langlet sprechen, und zwar so schnell wie möglich“, faßte Harry zusammen. „Und das heißt, Kingsley, daß ich Kontakt zu dem französischen Verbindungszauberer brauche.“
„So wie im Fall der dänischen und deutschen Verbindungszauberer? Ich werde das so schnell wie möglich arrangieren“, sagte Kingsley.
„Wenn möglich, noch diese Woche, bevor ich nach Hogwarts gehe, um dort die Prüfungen abzunehmen“, bat Harry.

„Das dürfte dann nicht vor November 1942 gewesen sein“, sagte Hermione etwas später, als sie Harry in dessen Büro gegenübersaß.
Harry hatte sie nach dem Ende der Besprechung mit seinen Auroren in sein Büro gebeten und ihr von dem Ergebnis seiner Reise berichtet.
„Was meinst du?“ fragte Harry.
„Daß der Vater von diesem Muggel die Uhr bekommen hat. In Carcassonne“, sagte Hermione.
„Wieso?“
„Carcassonne liegt im Süden Frankreichs. Das war damals zunächst von den deutschen Truppen nicht besetzt worden. Dieser Teil Frankreichs wurde stattdessen von General Pétain beherrscht, dem sogenannten Vichy-Regime. Die hatten mit Deutschland kollaboriert.“
„Jaah, ich glaube, da war was... Und erst im November 1942 wurde auch dieser Teil von den Deutschen besetzt?“
„Genau.“
„Woher weißt du das nur wieder? Laß mich raten – Bücher.“
Hermione verzog ihren Mund und erwiderte: „Natürlich aus Büchern. Mir ist kürzlich zufällig eins in die Hände gefallen, sonst hätte ich dieses Detail auch nicht gewußt. Weißt du schon, ob diese Mme Langlet eine Hexe oder eine Muggel ist?“
Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, leider nicht. Das müßte uns das französische Ministerium mitteilen.“
„Du kommst aber ganz schön rum...“, sagte Hermione.
„Ja, stimmt“, antwortete Harry. „Erst eine Reise durch England, dann Dänemark, dann Deutschland, jetzt Frankreich... bin mal gespannt, ob ich noch ein paar Länder kennenlerne. Aber um ehrlich zu sein, so langsam hängt mir das Herumgereise zum Hals raus.“
„Und du mußt es geheim halten“, sagte Hermione.
„Richtig“, bestätigte Harry.
„Ganz besonders vor Fleur.“
Harry sah seine beste Freundin verdutzt an.
„Wieso? Ich meine, okay, das ist geheim gegenüber jedem, der in dieser Sache nicht mit mir zusammenarbeitet, aber wieso 'besonders vor Fleur'?“
Hermione antwortete geduldig: „Weil sonst ihre Eltern nicht verstehen würden, wieso du nicht ein paar Tage bei ihnen bleibst.“
„Ich verstehe“, sagte Harry. „Fleur würde mir den Kopf abreißen, und wenn ich doch bei ihren Eltern bliebe, dann würde bald jeder in Frankreich wissen, daß ich da unterwegs war.“

Kingsley hatte es geschafft, den französischen Verbindungszauberer schon für den nächsten Tag einzubestellen. Nun trat Harry dem rundlichen Mann mit der hoch angesetzten, vorspringenden Nase und dem aufwendigen Seidenumhang gegenüber, der ihm als Pascal Neveux vorgestellt worden war.
„Mr Potter, isch bin geehrt, daß Sie nach mir verlangen – das wird doch sischer einen besonderen Grund 'aben und 'offentlisch keinen besorgniserregenden.“
„Nun, M Neveux, es geht um einen schwarzmagischen Gegenstand, dessen Spur wir von England über Dänemark und Deutschland nach Frankreich zurückverfolgt haben“, antwortete Harry. „Sie haben doch schon einmal etwas von Horkruxen gehört?“
M Neveux wirkte unsicher.
„Isch bin Experte für Fremdsprachen, und isch interessiere misch für internationale Beziehungen. Von schwarzmagischen Gegenständen 'abe isch keine Ahnung.“
Harry half nach: „Horkruxe waren die Dinge, die verhindert haben, daß Voldemort -“, M Neveux fuhr erwartungsgemäß zusammen, „sterben konnte, als er beim Rückprall vom eigenen Avada Kedavra getroffen worden war.“
„Ah – isch 'abe davon ge'ört! Das ist mit diesem Seelenstück, und man muß dafür morden, sonst geht es nischt“, sagte M Neveux.
„Genau“, bestätigte Harry. „Und nun ist ein Horkrux aufgetaucht, den wir nicht Voldemort zuordnen können. Also suchen wir den Zauberer, der ihn geschaffen hat. Denn er hat einen Mord begangen.“
M Neveux schnappte nach Luft.
„Und Sie glauben, daß es ein Franzose war? 'Aben Sie schon einen 'Anhaltspunkt?“
„Das wissen wir nicht“, schränkte Harry ein. „Unsere Spur führt zu einer gewissen Arielle Langlet in Carcassonne. Allerdings wissen wir nur, daß sie sich irgendwann zwischen November 1942 und Mai 1945 dort aufgehalten haben muß. Und wir wissen nicht, ob sie eine Zauberin oder eine Muggel ist. Und ob sie überhaupt noch lebt.“
„Und wie sind sie darauf gekommen?“ fragte der französische Gesandte.
Harry erzählte in groben Zügen von seinen Ermittlungen in Kopenhagen und Berlin. Er schloß, nachdem er die Hilfe des dänischen und des deutschen Zaubereiministeriums nicht unerwähnt gelassen hatte: „Und nun müßte ich irgendwie Kontakt zu dieser Arielle Langlet oder ihren Nachkommen herstellen. Das geht natürlich nicht ohne die Mithilfe Ihres Zaubereiministeriums, M Neveux.“
Der Angesprochene fühlte sich sichtbar gebauchpinselt und sagte: „Isch werde sofort nach Paris schreiben und das Nötige veranlassen, Mr Potter.“
„M Neveux, hier ist Geheimhaltung extrem wichtig“, mischte sich Kingsley ein. „Und wir beide wissen ja, wie Zaubereiministerien gestrickt sind, nicht wahr? Ein Brief läuft durch die Posteingangsstelle und schon wissen es alle. Vor allem, wenn er als 'geheim' gekennzeichnet ist. Ich würde Sie deshalb bitten, persönlich nach Paris zu reisen, damit nur eine ganz kleine Zahl von Zauberern etwas davon weiß.“
Der französische Gesandte hatte Verständnis: „Isch verstehe. Niemand darf wissen, daß 'Arry Potter in Frankreisch ist.“
„Und wenn ich noch eine Bitte anbringen darf“, warf Harry ein, „dann wäre es sehr nett, wenn Ihr Ministerium vor meinem Besuch abklären kann, ob diese Arielle Langlet eine Hexe oder eine Muggel ist. Davon hängt nämlich ab, ob ich Vielsafttrank nehmen muß.“
M Neveux sagte zu, sofort aufzubrechen und sich zu melden, sobald er näheres wisse.

Am dritten Juni, dem Sonntag vor den Prüfungen in Hogwarts, wurden Harry, Professor Tofty und die anderen Prüfer mit dem Jaguar Mk IX des Ministeriumsfuhrparks nach Hogwarts gefahren. Das Wetter war schön, und als die große Limousine kurz nach dem Abendessen durch das Tor mit den geflügelten Ebern rollte, hielten sich ziemlich viele Hogwarts-Schüler draußen auf. Entsprechend groß war die Aufmerksamkeit, die der Ankunft der Prüfergruppe entgegengebracht wurde. Harry bemerkte unter einigen der älteren Schüler bedrückte Gesichter und erinnerte sich, mit welch' mulmigem Gefühl er vor seinen eigenen Prüfungen die Ankunft der Prüfer beobachtet hatte. Als Harry ausstieg, starrten ihn viele Schüler an, stießen die Leute neben ihnen an und deuteten auf ihn. Er beeilte sich deshalb, in die Eingangshalle zu kommen. Dort wartete Professor McGonagall bereits auf sie.
„Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Ich habe Ihnen dieselben Unterkünfte wie im letzten Jahr zugedacht. Ihr Gepäck wird wie üblich reingetragen werden. Doch lassen Sie uns zunächst ins Lehrerzimmer gehen, um einen Tee zu trinken.“
„Vielen Dank, Frau Kollegin, dieses Angebot nehmen wir gerne an“, erwiderte Professor Tofty mit seiner brüchigen Stimme.
Im Lehrerzimmer hatten sich schon einige Lehrer versammelt. Harry wußte, daß immer einige Lehrer in der Schule unterwegs sein mußten, um Aufsicht zu führen. Jeder bekam eine Tasse Tee. Professor McGonagall nahm das Wort: „Ich wollte noch etwas mitteilen, aber ich bitte Sie zugleich, das für sich zu behalten.“ Sie machte eine Pause, um sicherzustellen, daß auch alle Prüfer zuhörten. „Das wird die letzte Prüfung sein, die Sie hier mit mir als Schulleiterin machen werden. Ich habe mich entschlossen, mit Ablauf des Schuljahres in Pension zu gehen. Genaugenommen werde ich in Pension gehen, wenn die Prüfungsergebnisse vorliegen.“
Professor Tofty fragte erfreut: „Dann können wir Sie im nächsten Jahr in der Zaubererprüfungsbehörde als neues Mitglied für die Prüfungen begrüßen?“
Doch Professor McGonagall winkte ab: „Zunächst will ich meinen Ruhestand genießen. Sollte er mir zu ruhig werden, kann ich es mir noch einmal anders überlegen.“
„Wer soll denn die Nachfolge antreten, ist das schon bekannt?“ fragte Harry, der die Antwort schon zu kennen meinte, da Neville im letzten Halbjahr immer mal wieder Professor Sprout vertreten hatte.
Professor McGonagall bestätigte Harrys Vermutung: „Ja, Mr Potter. Neue Schulleiterin soll, das ist zur Zeit jedenfalls angedacht, Professor Sprout werden. Das Fach Kräuterkunde wird dann Mr Longbottom übernehmen, der während der Vertretungen, die er wahrgenommen hatte, sehr gute Leistungen gezeigt hatte.“
Professor Sprout meldete sich zu Wort: „Und da ich bislang die stellvertretende Schulleiterin bin, muß auch meine Nachfolge geregelt werden. Dazu hat sich freundlicherweise Filius, ich meine, Professor Flitwick bereiterklärt.“

Abgesehen von diesen Neuigkeiten verliefen die Prüfungen so wie immer. Allerdings hatte Harry den Eindruck, daß sich einige ZAG-Aspiranten mehr Mühe mit den Prüfungen in Verteidigung gegen die dunklen Künste gaben, als es in den Jahren davor der Fall war. Er beobachtete, daß sie ungefähr das gar nicht mal so schlechte Niveau der Prüflinge des Vorjahres erreichten. Das ließ hoffen, wobei Harry besonders auf die UTZ-Prüfungen im nächsten Jahr gespannt war – und natürlich auf die Bewerbungen um eine Aurorenstelle.
Am Wochenende reiste er per Portschlüssel nach Hause. Dort erreichte ihn am Samstagmorgen nach seiner Runde um den Regent's Park eine Eule von Kingsley, mit der er ankündigte, zusammen mit M Neveux zu Besuch zu kommen. Die Hauselfen begannen sofort, durch das Haus zu wuseln, um nicht vorzeigbare Zustände aufzuspüren und zu beseitigen. Ginny entschloß sich, mit den Kindern in den Park zu gehen, damit Harry ungestört war. Harry wiederum zog einen besonders kostbar bestickten Umhang an.
Am frühen Nachmittag klingelte es dann an der Tür, und beide Elfen öffneten. Sie überschlugen sich beinahe mit Ehrbezeugungen, standen doch der Minister und ein Gesandter vor der Tür. Sie komplimentierten sie ins Haus und in den Salon, wo Harry auf sie wartete und sie begrüßte.
„Isch bin geehrt, Sie einmal in ihrem 'Aus aufzusuchen“, sagte M Neveux.
Tinky brachte das Teeservice herein, Toby die Teekanne. Nachdem jeder seinen Tee bekommen hatte, kam M Neveux zur Sache: „Mr Potter, wir können Ihnen 'elfen. Mr Shacklebolt 'at mir schon gesagt, daß Sie noch die ganze nächste Woche mit Prüfungen beschäftigt sind, aber in der übernächsten Woche können Sie nach Frankreich reisen. Da Mr Shacklebolt mir gesagt 'at, daß Sie auf Muggelart reisen, erwartet unsere Zauberin Sie in Calais am Fähranleger. Sie müßten nur sagen, wann und mit welscher Fähre Sie ankommen. Wenn Sie am Morgen kommen, wird das alles nur einen Tag dauern.“
„Vielen Dank“, sagte Harry. „Haben Sie auch schon etwas über diese Arielle Langlet herausgefunden?“
„Oh ja, gut daß Sie es anspreschen“, antwortete M Neveux. „Mme Langlet wohnt noch immer in Carcassonne, ist mittlerweile 108 Jahre alt und eine 'exe. Sie werden daher Vielsafttrank nehmen müssen, fürschte isch.“
Harry war erleichtert, daß Mme Langlet noch lebte, denn nun war die Spur wirklich eine heiße Spur. Er vereinbarte mit M Neveux, daß er am Mittwoch, dem 20. Juni gegen Morgen im Hafen von Calais landen werde. M Neveux und Kingsley hatten danach sehr interessiert in Harrys Arbeitszimmer zugeschaut, wie er im Internet die entsprechende Fährverbindung herausgesucht hatte. Nun galt es nur noch, die zweite Prüfungswoche hinter sich zu bringen, dann konnte er nach Frankreich aufbrechen.

Anderthalb Wochen später stand Harry am Morgen an Deck der „Pride of Dover“, die trotz ihres hochtrabenden Namens ein genauso häßliches Fährschiff war, wie es Fährschiffe auf dem Kanal eben zu sein pflegten. Er sah auf das Meer hinaus und wie die Klippen von Dover immer kleiner wurden. Dem schönen Sommerwetter angemessen, trug Harry Jeans und T-Shirt, während er seinen Zaubererumhang in einer unauffälligen Sporttasche dabeihatte. Dort lag auch eine Flasche mit Vielsafttrank mit zwei Haaren von einem Muggel, den er nach dessen Statur ausgesucht hatte. Er wollte keine Probleme mit der Kleidergröße bekommen.
Im Hafen von Calais angekommen, ging Harry von Bord, marschierte über das weitläufige Gelände zum Zollgebäude und mußte bei der Zollkontrolle den Beamten unauffällig mit einem Verwechslungszauber belegen, damit er nicht auf die Idee kam, die Tasche zu filzen. Draußen vor dem Gebäude hielt Harry Ausschau nach einer Frau in einem leuchtend roten Rock und einer ebensolchen Handtasche – das war das Erkennungszeichen. Und tatsächlich, nicht weit entfernt stand sie. Harry ging hin und stellte sich vor.
„Oh – 'Arry Potter, sehr erfreut, disch – Sie – disch – Sie... wiedersusehen!“ sagte die Mittdreißigerin.
„Von mir aus 'du', ist mit egal. Aber wiederzusehen?“ fragte Harry verdutzt.
„Ja, wir 'aben uns in 'Ogwarts gesehen, sum Trimagische Turnier! Fleur war unser Champion. Isch 'abe es leider nischt geschafft. Aber – gut. Apparieren wir su die Auto.“ Während sie losgingen, sinnierte die Hexe: „Das ist praktisch mit Englisch: Ein Artikel für alles, da kann man nichts falsch machen mit 'die Auto'.“ Schließlich fiel ihr noch ein, daß sie etwas vergessen hatte: „Oh – isch 'eiße Monique Leroc. Von die Aurorenabteilung.“
Sie nahm Harry am Arm und disapparierte. Als die drückende Dunkelheit vorbei war, war Harry ein wenig enttäuscht. Er hatte gehofft, daß das französische Ministerium einen jener schönen Citroens aus den Louis-de-Funès-Filmen zur Verfügung gestellt hätte, aber vor ihm parkte zwischen Büschen ein blaumetallicfarbener Peugeot 504.
„Das ist unser ünauffälligstes Auto“, sagte Monique.
Ob es nun am Zauber lag, der auf dem Auto lag, oder daran, daß Carcassonne nicht weit weg war, bald tauchten auf einem Hügel die Türme und Mauern der mittelalterlichen Cité Médiévale von Carcassonne auf. Monique stelle das Auto auf dem Parkplatz vor der Mauer in der Nähe der Porte Narbonne ab, und Harry nahm den Vielsafttrank. Seine Zaubererkleidung klemmte er unter den Arm, dann gingen beide durch die Toranlage des äußeren Mauerrings und dann durch das Tor zwischen den beiden mächtigen Schnabeltürmen des inneren Mauerrings hindurch. Obwohl es es erst halb zehn Uhr war, waren die engen Gassen schon voller Touristen. Monique leitete Harry in eine kleine Gasse etwas abseits und hielt schließlich vor einem schmalen zweistöckigen Haus. Harry zog seine Zaubererkleidung an, Monique klopfte.

Arielle Langlet war eine eher kleine Hexe, die aber für ihre 108 Jahre noch recht frisch wirkte. Leider sprach sie kein Wort Englisch, so daß Monique das Gespräch führen mußte. Sie übersetzte hin und wieder für Harry, den sie als Praktikanten aus England vorgestellt hatte, eine Legende, die gut zu der noch sehr jungen Person paßte, von der Harry die Haare genommen hatte. Das Gespräch gestaltete sich zäh, zumal nicht klar war, ob diese Hexe sogar Urheberin des Horkrux' war. Harry ging allerdings nicht davon aus, denn sonst hätte sie den Horkrux nicht einfach einem deutschen Soldaten gegeben. Zur Aufrechterhaltung der Konspiration sollte Monique sagen, man habe einen magischen Gegenstand mit ungeklärten magischen Eigenschaften erhalten und versuche nun, etwas darüber herauszufinden.
Zunächst wurde sehr viel Französisch gesprochen, und Harry vermutete, daß sich Monique langsam herantastete. Sein Eindruck war positiv: Von der lebhaften, fröhlich plaudernden jungen Frau hatte sie sich in eine konsequente Befragerin verwandelt. Doch dann war sie an einen Punkt angekommen, den Mme Langlet die Augenbrauen heben ließ. Monique bat Harry, die Fotos von der Uhr hervorzuholen. Als er sie vorlegte, stockte Mme Langlet, zeigte auf die Fotos und sagte etwas in sehr aufgeregtem Tonfall. Monique erläuterte auf Englisch: „Sie erinnert sisch an die Ühr. Gerade 'at sie gesagt, daß sie sie einem deutschen Soldaten gegeben 'atte. Sie weiß aber nischt mehr genau, wann.“
Harry bat Monique, zu fragen, warum sie die Uhr dem Soldaten gegeben hatte. Es dauerte etwas, bis Monique die Antwort übersetzen konnte: „Sie sagt, sie ist keine sehr gute 'Exe, sie kann nischt apparieren und so weiter. Deshalb 'at sie wie viele Muggel hier geschmüggelt. Es gab wohl viel Schmüggel über die Pyrenäen. Und die Ühr war eine Besteschung an den Soldaten, wegsüsehen.“
Mme Langlet lächelte plötzlich schelmisch, als sie noch etwas zu Monique sagte. Diese wandte sich wieder an Harry: „Ünd sie sagt, daß sie die Ühr loswerden wollte. Sie meinte,sie wäre verflucht, und sie 'at gedacht, es schadet nichts, wenn ein Besatzer sowas bekommt.“
„Wieso glaubt Mme Langlet, die Uhr sei verflucht?“ fragte Harry.
Monique übersetzte die Frage und sagte dann zu Harry: „Sie meint, daß die Ühr irgendwie bewohnt wäre. Sie kann es nicht genau sagen, aber irgendwas fand sie ün'eimlisch. Isch frage sie mal, wie sie an eine so ün'eimlischen Gegenstand gekommen ist. Sowas kauft man ja nischt beim Gemüse'ändler.“
Harry konnte seine Aufregung nur schwer verbergen, während er auf die Antwort wartete.
„Ein Sauberer 'at ihr die Uhr gegeben. Vor vielen Jahren. Da war sie zwanzisch. Er 'at gesagt, sie soll gut darauf aufpassen. Aber er 'at sisch nischt mehr gemeldet. Sie glaubt, daß er nur etwas Schwarzmagisches loswerden wollte. Deshalb 'at sie die Ühr schließlich weggeben. Für eine gute Sweck, wie sie sagt.“ Monique unterbrach sich, sprach noch einmal mit der alten Hexe und fuhr fort: „Sie sagt, das war eine alte Mann mit weiße 'aare, aber sie meint auch, daß er eigentlisch kein Alter ge'abt 'abe. Ünd – sie 'at seine Name be'alten.“ Harry hielt unweigerlich den Atem an. „Es war ein Eldrisch Delphic.“
„Vielleicht könnte sie den Namen aufschreiben?“ schlug Harry vor, der Bedenken wegen der Aussprache hatte.
Mme Langlet kam seiner Bitte nach. Sie schrieb den Namen „Eldrich Delphic“. Monique sprach wieder mit der alten Hexe und sagte dann: „Dieser Delphic 'at ihr gesagt, daß er die Ühr schon lange ge'abt 'ätte. Aber er 'ätte sie wohl nischt mehr bei sisch tragen wollen. Sie 'atte ihn nür wenisch gekannt. Er 'atte aber im 'aus ihrer Eltern übernachtet, als er in Südfrankreisch war. Und des'alb 'atte er die Uhr wohl dagelassen. Was er in Frankreisch gemacht 'at, weiß sie aber nischt mehr. Sie glaubt auch nischt, daß sie ihn das gefragt 'at.“

Nach diesem überraschend schnellen Erfolg war noch Zeit, die mittelalterliche Stadt zu besichtigen. Mme Langlet hatte sie sogar zum Mittagessen eingeladen, so daß sie zunächst nur im Zwinger zwischen den beiden Mauerringen um die Stadt herumgingen. Harry erläuterte Monique, daß die Effekte, die Mme Langlet auf die Uhr zurückgeführt hatte, kennzeichnend sind für Horkruxe.
Nach dem vorzüglichen südfranzösischen Mittagessen war noch Zeit für weitere Besichtigungen. Nachdem sich Monique und Harry von Mme Langlet verabschiedet hatten, nahm er den Rückverwandlungstrank, und sie streiften weiter durch Carcassonne. Einerseits hatte Harry Zeit zu überbrücken bis zur Abfahrt der bereits gebuchten Abendfähre, andererseits wollte er sich von Hermione nicht noch einmal Banausentum vorwerfen lassen.
Sie besuchten die Kirche, deren romanisches Langhaus mit seinen Tonnengewölben in seltsamem Kontrast zum gotischen Querhaus und Chor stand. Dann besichtigten sie noch die große Zitadelle und gruselten sich in einem verwinkelten Haus in einer anderen Gasse im Inquistionsmuseum mit seinen Foltergeräten und den Berichten über die Hexenverfolgungen. Harry dachte, daß er in Geschichte der Zauberei doch hätte besser aufpassen sollen. Als sie nach einem Spätnachmittagsimbiß durch die völlig überlaufene mittelalterliche Stadt zum Auto zurückgingen, sagte Harry zu Monique: „Diese Mme Langlet ist vermutlich die einzige echte Einwohnerin von Carcassonne. Ansonsten scheint es ja nur Touristen hier zu geben.“
„Ja, das 'at Mme Langlet auch gesagt, daß sie das nervt. Sie 'at schon überlegt, daß sie umziehen will auf ihre alten Tage.“
Mit dem Ministeriumsauto fuhren sie wieder zurück zu den Büschen, wo es Monique am Morgen versteckt hatte. Dann apparierten sie zurück nach Calais. Harry dankte seiner französischen Kollegin herzlich für ihre Hilfe und begab sich zu der Fähre nach Dover.

Nach seiner Rückkehr schrieb Harry innerhalb seiner Abteilung Eldrich Delphic zur Fahndung aus, verfügte aber zugleich absolute Geheimhaltung und Konspiration. Außerdem ordnete er an, alles zusammenzutragen, was über den Verdächtigen bekannt war. Er war sich zwar nicht sicher, aber vermutete, daß Delphic der Urheber des Horkrux war, da Mme Langlet gesagt hatte, die Uhr habe sich lange in dessen Besitz befunden.

Dann war endlich die Zeit gekommen, mit der Familie Ferien zu machen. Ted war von Andromeda im Grimmauldplatz abgeliefert worden. Ron und Hermione kamen mit ihrem Auto auch zunächst dorthin, da Ted bei ihnen mitfuhr. Mit zwei Autos fuhren sie dann zu den Ferienhäusern.
„Das ist ja schön gelegen!“ freute sich Ginny nach der knapp viereinhalbstündigen Fahrt. „Fast direkt am Strand, dann diese Küste mit den Felsen da hinten!“
„Und weitab von jeglicher Zivilisation“, sagte Ron.
„Ein etwas künstliches Touristenparadies mit diesen Ferienhäusern hier und dem Campingplatz nebenan“, meinte Hermione.
„Mit anderen Worten: Optimal für zwei Familien mit kleinen Kindern und einem Halbwüchsigen“, sagte Harry und erntete einen kritischen Blick von Ted.
Aber Harry war das egal. Er freute sich auf zwei Wochen mit seinen Lieben und auf zwei Wochen ohne Horkruxe, Stasi-Akten und unbekannte britische Zauberer, die vermutlich Mörder waren.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling