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Die Aurorenzentrale - Geschichtsstunde

von Krabbentaucher

Die erste Junihälfte war wieder den ZAG- und UTZ-Prüfungen gewidmet. Für Harry war das bereits Routine: Die Anreise im alten Jaguar Mk IX des Ministeriums, die Unterbringung in einem Zimmer, das eher ein Mini-Appartement war und die ziemlich strikte Trennung vom übrigen Schulbetrieb außerhalb der Prüfungen, die auch beinhaltete, daß die Mahlzeiten im Gästezimmer eingenommen werden mußten. Dabei wäre Harry neugierig darauf gewesen, wie Neville seine vorübergehende Lehrerrolle ausfüllte, aber er hätte ihn nicht einmal am Rande der Prüfungen sprechen können, weil er für die Kräuterkundeprüfungen nicht eingeteilt war.
„Gut, und jetzt kommen wir zu den ungesagten Zaubern“, sagte Harry zu einem seiner UTZ-Prüflinge, der gerade einen Hindernisparcours im Quidditch-Stadion mit Hinkpanks, Kappas und zwei Auroren, nämlich Dennis und Dean, hinter sich gebracht hatte, deren Angriffe er abwehrend sollte.
Harry hatte die Auroren für die UTZ-Prüfungen herbeordert und sie angewiesen, nicht ihre ganzen Fähigkeiten auszuspielen, sondern lediglich einfache Angriffe durchzuführen, die der Prüfling abzuwehren hatte. Leider war der jetzige Prüfling nicht besonders gut darin gewesen, denn er war zwar mit den magischen Tierwesen fertiggeworden, hatte aber bei Dean und Dennis zu lange gebraucht, um einen Schildzauber zustande zu bringen.
„Ich versuche jetzt, Sie mit einer ungesagten Beinklammer zu belegen – und sie versuchen, sie durch ungesagten Zauber abzuwehren.“
„Ja, Sir.“
Beide hoben ihre Zauberstäbe. Harry konzentrierte sich auf den Zauberspruch „Petrificus crusis“ und schnippte mit dem Zauberstab. Der Prüfling hatte schon ein angestrengtes Gesicht gemacht, aber es war zu spät: Seine Beine klappten zusammen. Als er auf dem Boden kniete, bemühte sich Harry, sich nichts anmerken zu lassen und wies ihn an: „Lösen Sie jetzt bitte die Beinklammer, dann versuchen wir es erneut.“
„Ja, Sir.“
Wenigstens das bekam der Prüfling hin, sogar ungesagt. Harry stellte sich erneut auf für einen zweiten Versuch. Dieses Mal sagte er laut: „Petrificus crusis!“
Dieses Mal war der Prüfling schnell genug. Der Zauber prallte an seinem ungesagten Schildzauber ab.
„Gut, in Ordnung“, sagte Harry. „Können Sie zufällig einen Patronus heraufbeschwören?“
„Ähm – nein, Sir, das ist aber auch nicht Gegenstand des Unterrichts.“
„Ja, richtig, ich hatte nur gedacht, daß ich Ihnen eventuell die Möglichkeit... aber gut, damit ist die Prüfung dann beendet.“
Während der Prüfling von dannen schritt, trat Harry an ein Schreibpult, das er für sich im Quidditch-Stadion hatte aufstellen lassen. Dort lagen die Bewertungsbögen für alle Schüler, die sich um einen UTZ in Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben hatten. Dennis und Dean kamen hinzu.
„Also, mit dem Kappa und mit dem Hinkepank ist er gut fertiggeworden“, murmelte Harry. „Aber das mit euch beiden...“
„Er ist nicht gerade von der schnellen Truppe“, sagte Dennis. „Wenn ich dran denke, was wir bei dir damals gelernt haben in der DA...“
Dean pflichtete bei: „Den Parcours hätten wir doch schon in den ZAG-Prüfungen geschafft. Aber der Junge da ist wirklich nicht von der schnellen Truppe.“
Harry nickte: „Ja, bei dem darf nichts unvorbereitet kommen. Wenn der mal mit einem schwarzen Magier zu tun bekommen sollte, müßte er ihn bitten, ihm vorher Bescheid zu geben, wann der Fluch kommt. Und dann sollte er bitte auch nicht ungesagt kommen.“
„Was gibst du ihm?“ fragte Dennis.
Harry machte „hm“ und sagte dann: „Also, mit dunklen Kreaturen wird er gut fertig. Ungesagte Zauber kann er auch, aber darf nicht überrascht werden. Mit etwas gutem Willen ist das ein 'Annehmbar'. Ich werde dann später sehen, wie die schriftliche Prüfung gelaufen ist.“ Er trug ein 'A' in die Liste ein und sagte dann zu seinen beiden Auroren: „So, jetzt wieder auf eure Positionen, ich lasse den nächsten holen.“

Besonders langweilig war natürlich die Aufsicht über die schriftlichen Arbeiten, und speziell bei Geschichte der Zauberei meinte Harry die Bleischwere zu spüren, die sich über alle gelegt hatte und die für Professor Binns' Unterricht so kennzeichnend war. Interessanter waren natürlich die praktischen Prüfungen. Dieses Mal half Harry als Ergänzungsprüfer bei Verwandlung. Leider ließen ihm seine Aufgaben keine Zeit, sich nach Ted umzusehen, und so hatte er seinem Patenkind nur einziges Mal von Ferne zuwinken können. Fast war es daher wie eine Erlösung, als Harry mit den anderen Prüfern und einem Riesenpacken schriftlicher Arbeiten nach London zurückkehren konnte. Die ZAG- und UTZ-Arbeiten in Verteidigung gegen die dunklen Künste nahm er gleich in sein Büro mit, wo er sie auf die rechte Seite seines Schreibtisches legte, um sie in der folgenden Woche zu korrigieren.

Um mit seinen Prüferaufgaben möglichst noch im Juni fertig zu sein, begab sich Harry am Montag nach seinen zwei Prüfungswochen sofort an die Korrektur. Hin und wieder konnte er erstaunliche Antworten und Ausführungen der Schüler lesen, was einer der Gründe war, weshalb die Korrektur der Arbeiten zum Teil recht kurzweilig war. So zählte eine Schülerin in ihrer ZAG-Arbeit auf die Frage nach den Unverzeihlichen Flüchen auf:

Cruciatusfluch
Stuporfluch
Avada Kedavra

Interessiert las Harry ihre Ausführungen dazu, warum es sich beim Stupor um einen Unverzeihlichen Fluch handelte.

Wie bei allen Flüchen muß man an das Ergebnis denken. Der Stuporfluch kann tödlich sein, denn je nachdem, wo der Geschockte steht, kann er so fallen, daß er dadurch getötet wird, und dann ist der Stuporfluch so schlimm wie der Avada Kedavra, weil er ja dann tot ist. Durch den Stuporfluch wird man so geschockt, daß man nichts mehr machen kann, und wenn man zum Beispiel an einer Jauchegrube steht, kann man da reinfallen und dort an den Gasen sterben oder in der Jauche ersticken.

Harry lachte kurz auf und las sich den Absatz noch einmal durch. Er fand schon die Argumentation etwas weit hergeholt, die Ereignisse nach dem Schocken so zu konstruieren, daß sie zum Tod führten und daraus die Unverzeihlichkeit herzuleiten. Aber dazu ausgerechnet eine Jauchegrube auszusuchen, das sprach von Kreativität. Einem ersten Impuls folgend hätte er beinahe „gute Idee“ an den Rand geschrieben, rang sich aber doch zu einer humorlosen, aber zutreffenden Bewertung durch:

Falsch – der Tod wäre dann nur mittelbare Folge des Fluches. Demnach wäre der Schwebezauber unter Umständen ebenfalls ein Unverzeihlicher Fluch. Richtig wäre „Imperiusfluch“ gewesen. Die Aufnahme in den Kreis der Unverzeihlichen Flüche hat im Gegensatz zu den anderen beiden vor allem ordnungspolitische Gründe aufgrund der Erfahrungen insbesondere mit den Todessern.

Am Donnerstag konnte Harry die letzte korrekturgelesene Arbeit beiseite legen. Er trug die Note, die er vergeben hatte, in seine Liste ein und nahm nun die vier Listen zur Hand, die er im Quidditch-Stadion von Hogwarts während der praktischen Prüfung angefertigt hatte. Drei der Listen betrafen die ZAG-Prüfung, nur eine Liste die UTZ-Prüfung, was zeigte, welches Interesse diesem Fach von den Schülern inzwischen entgegengebracht wurde. Harry verglich die schriftlichen mit den praktischen Noten und bildete daraus für jeden Schüler seine Prüfungsnote. Diese trug er in das dafür vorgesehene Formular ein, das er jedes Jahr zu benutzen hatte. Dann legte er es in seinen Postausgangskorb, damit es dem Prüfungsausschuß zugeleitet werden konnte. Spitzenleistungen waren nicht dabei gewesen, aber es gab immerhin eine Reihe von „Erwartungen übertroffen“ bei den ZAG, aber nur eine in den UTZ. Im übrigen waren die Leistungen „Annehmbar“, allerdings kassierte ein Viertel der ZAG-Kandidaten ein „Mies“ oder schlechter. Ein „Troll“ mußte Harry allerdings nicht vergeben. Die UTZ-Kandidaten hatten dagegen ihren angestrebten Zauberergrad – zum Teil mit Hängen und Würgen – erreicht. Harry bezweifelte sehr stark, daß er im August überhaupt mit einem Bewerber würde sprechen können. Er nahm sich vor, sich mit dem Fachlehrer zu treffen, um wenigstens im folgenden Jahr die Chance zu bekommen, die sich immer mehr ausdünnende Aurorenschar auffüllen zu können. Denn jetzt hatte sogar schon Mr Madejski, der bisherige Ausbildungsleiter, angekündigt, in den Ruhestand gehen zu wollen.
„Allmählich wird immer deutlicher, wie sehr die Voldemort-Ära der Aurorenzentrale geschadet hat“, klagte Harry am Abend seiner Frau sein Leid. „Von der alten Aurorenzentrale sind nur die zurückgekommen, die schon bei Beginn von Voldemorts Herrschaft genug Rückgrat hatten, den Kurs von Thicknesse nicht zu unterstützen, und das waren ausnahmslos eher ältere Auroren. Die jüngeren Auroren wie Dawlish hatten dieses Rückgrat nicht gehabt und konnten nicht mehr in den Dienst der neuen Aurorenzentrale aufgenommen werden. Und so jung waren die auch nicht mehr, jedenfalls hatte McGonagall damals bei meiner Berufsberatung gesagt, daß schon seit Jahren kein Auror mehr eingestellt worden war.“
Ginny wunderte sich: „Ich denke, es sind so viele von der DA bei dir eingestiegen?“
„Ja, aber der Großteil ist woanders hingegangen, nachdem die Todessersache erledigt war. Die einen haben wohl gedacht, daß es sich damit hat und die dunklen Künste erledigt sind, andere wollten sich wohl nicht mehr den Gefahren aussetzen, und wieder andere haben einfach bessere oder bequemere Jobs gefunden – kein Wunder, wenn man bedenkt, was für einen guten Ruf unsere dreijährige Ausbildung genießt.“
„Gefahren?“ echote Ginny mit gerunzelter Stirn.
„Naja, das übliche, wenn man mit bösen Buben zu tun hat, mehr nicht“, sagte Harry schnell. „Jedenfalls merke ich gerade jetzt, daß der Aufbau der Aurorenabteilung nicht etwa noch nicht ganz abgeschlossen ist, sondern gerade erst anfängt. Es reicht eben nicht, die Freunde von Harry Potter zum Mitmachen zu bewegen, sondern Leute, die aus sich heraus Auroren werden wollen.“

Kur vor Beginn der Sommerferien erhielt Harry eine E-Mail, auf die er gewartet hatte.

Sehr geehrter Mr Potter,

ich habe einiges über diesen Arne Jacob Becker herausgefunden. Der scheint in sehr dubiose Geschichten verstrickt gewesen zu sein. Einiges davon hätte man übrigens ganz einfach durch googeln herausfinden können. Gut, ich gebe zu, daß das, was man gefunden hätte, entweder auf Dänisch oder Deutsch gewesen wäre, aber wenigstens sind das Ansätze, mit denen man in Foren fragen kann oder bei den Leuten, die die Artikel geschrieben haben, die können nämlich alle auch Englisch.
Da Sie mich im Mai unbedingt persönlich sprechen wollten und Sie mich nicht einfach per E-Mail gebeten haben, etwas über diesen Becker herauszufinden, gehe ich mal davon aus, daß Sie mich auch jetzt persönlich sprechen wollen. Können wir uns treffen? Vielleicht Anfang der Ferien? Aber so, daß meine Großmutter nichts mitbekommt. Ich könnte ihr sagen, daß ich mal wieder nach London fahre.

Viele Grüße
Tony

Harry platzte fast vor Neugier. Ergab sich vielleicht eine neue Spur? Er antwortete mit einer Gegenfrage, nämlich ob Tony etwas dagegen hätte, abgeholt und zur Aurorenzentrale gebracht zu werden. Schließlich erinnerte sich Harry, daß schon einmal ein Muggel das Zaubereiministerium betreten hatte, nämlich Dudley, als er zur Anhörung im Verfahren gegen Dolores Umbridge erschienen war. Nach einigem Hin und Her per E-Mail stand fest, daß Harry Tony mit dem Ministeriumsauto abholen lassen würde, und daß Tony sich als Zauberer verkleiden sollte. Es mußte ja nicht sein, daß sein Erscheinen im Atrium und im Aufzug Aufsehen und Beunruhigung hervorrief.
Zur vereinbarten Zeit beorderte Harry Dennis mit dem Rover 75 als dem modernstem Ministeriumsauto nach Crawley, um Tony abzuholen.

Harry saß erwartungsvoll in seinem Büro. Die Schulferien sowohl an den Muggelschulen als auch in Hogwarts hatten begonnen, und zu Hause wartete man auf die Abfahrt nach Cornwall am nächsten Tag. Ted war nach kurzem Aufenthalt bei seiner Großmutter auch im Grimmauldplatz angekommen, weil er dort in das Auto der Weasleys aus Ipswich steigen sollte. Harry und Hermione hatten nämlich vereinbart, daß man ab London gemeinsam im Konvoi fahren wollte, um ein erneutes Wettrennen zwischen Ginny und Ron wie im Vorjahr zu verhindern. Jetzt hieß es aber erstmal, die Ergebnisse von Tony abzuwarten, wobei Harry geflissentlich dessen bissige Anmerkungen zum Googeln überlesen hatte. Als es klopfte, hob Harry den Kopf und sagte: „Herein!“
Die Tür öffnete sich und herein trat – Kingsley.
„Hallo, Harry!
„Oh – hallo, Kingsley! Ich erwarte jede Minute Besuch von meinem freien Mitarbeiter...“
„Das weiß ich, schließlich hast mir eine Nachricht zukommen lassen. Ich wollte dabei sein, wenn du nichts dagegen hast.“
„Im Prinzip habe ich nichts dagegen, aber wenn ich ihm sage, daß du der Zaubereiminister bist, könnte er eingeschüchtert sein – mehr jedenfalls, als er ohnehin schon sein dürfte.“
„Dann sag's ihm nicht. Ich vertraue dir, daß du schon das richtige sagen wirst.“
Es klopfte erneut. Wieder bat Harry, einzutreten. Die Tür öffnete sich, und Dennis schob einen sichtlich eingeschüchtert wirkenden Tony herein. Diesem war das alles offensichtlich sehr fremd, und man sah seinem Gesicht an, daß er auch Harry zum ersten Mal im Zaubererumhang sah. Harry ging es umgekehrt nicht anders, denn Tony trug seine Tarnung als Zauberer. Das war eine riesige Umstellung für Harry, denn bisher hatte er den Jungen nur dreimal gesehen, und in zwei Fällen war er recht dürftig mit kurzer Sprinterhose und Trägershirt bekleidet gewesen. Hätte Harry diesen Termin nicht vereinbart, er hätte seinen Kundschafter nicht wiedererkannt.
„Guten Tag, Tony, setz dich doch“, sagte Harry so freundlich wie möglich und fügte hinzu: „Danke, Dennis, ich rufe dich dann, wenn du ihn wieder nach Hause bringen kannst.“ Er wandte sich wieder an den Muggel und wies auf Kingsley: „Das hier ist Mr Shacklebolt. Ähm – der wird auch dabeisein, weil – ähm – von ihm auch einiges abhängt. Ich hoffe, du hast nichts dagegen?“
Tony kam zögernd näher, sagte: „N-nein“, und setzte sich auf den freien Stuhl. Kingsley begrüßte ihn freundlich, und Harry merkte, daß dessen ruhige, tiefe Stimme beruhigend auf Tony einwirkte. Harry begann mit ein wenig Smalltalk: „Das ist ein wenig anders als in der Winkelgasse, nicht wahr? Aber wenn du die Wand hinter dem Tropfenden Kessel schon kennst, dann wird dich die Telefonzelle nicht besonders überrascht haben.“
Tony hatte Mühe, sich aus seiner Befangenheit zu befreien: „Ähm – n-nein, d-das nicht, aber dieser Raum... Und wo sind wir hier? Zuerst geht es abwärts, dann wieder aufwärts – wie weit oben sind wir?“
Harry folgte Tonys Blick zum Fenster.
„Das ist ein magisches Fenster. Eine Art – Bildschirm. In Wirklichkeit sind wir hier immer noch unter der Erde. Hat es irgendwelche Probleme auf dem Weg hierher gegeben?“
„N-nein, außer daß so ein Typ unten meinen Zauberstab sehen wollte oder so.“
„Und?“
„Dieser Mr Creevey hat ihm gesagt, daß ich sozusagen ein Mitarbeiter wäre. Und da hat er mich in Ruhe gelassen.“
„Schön“, sagte Harry, der jetzt auf das Thema des Treffens umschwenken wollte. „Du hast gesagt, daß du was über Becker rausgefunden hast?“
„J-ja“, stammelte Tony, als sei er aus einer Art Trancezustand gerissen worden.
Er holte einen Stoß Papiere hervor, der in der Mitte gefaltet war. Mit der Faust versuchte er, den Falz auf Harrys Schreibtisch zu glätten. Es handelte sich um Computerausdrucke, die hier im Zaubereiministerium völlig fehl am Platze wirkten. Harry dachte, daß es eine ganz gute Entscheidung war, die Veranstaltung im Ministerium stattfinden zu lassen, denn offenbar hatte Tony seine naßforsche Art, die er in seiner E-Mail an den Tag gelegt hatte, irgendwo zwischen Telefonzelle und dem Büro des Abteilungsleiters der Aurorenzentrale verloren.
„Ähm, also...“, begann der Muggeljunge, „ich bin also beim Googeln auf Arne Jacob Becker gestoßen. Aber fast nur auf deutschen und auf einer dänischen Seite. Und soweit ich die dänische Seite verstanden habe, hat die wiederum auf irgendwas aus Deutschland verwiesen. Das war die Seite von – Moment...“, er blätterte in den Ausdrucken, „ja, die Seite der Berlingske Tidene. Und da habe ich einfach mal einige dieser Leute angemailt, ihnen gesagt, daß ich Schüler wäre und mich für Becker interessieren würde und gefragt, ob die mir etwas sagen könnten.“ Er unterbrach sich kurz und fügte dann schnell an: „Natürlich habe ich vorher eine Phantasie-E-Mail-Adresse angelegt. Es hat also keiner nachlesen können, daß ich irgendwas über Zauberer im Netz stehen habe, sonst hätte mich ja keiner ernstgenommen.“
Harry wechselte einen Blick mit Kingsley.
„Also hängt Deutschland auch noch mit drin?“ fragte er.
„Ja, mit der DDR.“
„Mit der DDR?“ echote Harry.
Mit Dingen jenseits des Ärmelkanals war er nicht sonderlich vertraut. Von der DDR wußte er vor allem, daß das eines der zahlreichen roten Tücher für Onkel Vernon gewesen war, als er selbst noch in die Grundschule gegangen war und keine Ahnung hatte, daß er Zauberer war. Für Onkel Vernon war der Ostblock die Wurzel allen Übels einschließlich der Labour Party, und die DDR gehörte zum Ostblock. Als aber die DDR am Ende war und es zu der Wiedervereinigung kam, war das auch nicht im Sinne von Onkel Vernon gewesen. Denn immerhin war Deutschland im Zweiten Weltkrieg der Feind gewesen, und daran hatte sich weder für Maggie Thatcher noch für Onkel Vernon oder für die britische Boulevardpresse etwas geändert. Sie sahen schon einen neuen Krieg aufziehen. Harry wußte nur, daß die DDR eine sozialistische Diktatur gewesen war, und damit hatte es sich.
„Also“, hob Tony an, und er gewann mehr und mehr an Sicherheit, „in DDR ist es mal zu einem riesigen Kunstraub gekommen. In Dresden wurde ein Schatz geklaut. Aus dem Museum. Das war“, er sah in den Ausdrucken nach, „1977. Ein Teil der Beute ist vor ein paar Jahren in Oslo aufgetaucht.“
„Und zur Beute gehörte auch eine Taschenuhr, die noch nicht aufgetaucht ist?“
„Nein.“
War verdutzt: „Nicht? Was hat das alles dann mit der Taschenuhr zu tun?“
„Warten Sie doch noch ein wenig“, sagte Tony. „Als das geklaut wurde, also danach, da hatte zuerst die normale Polizei ermittelt und dann die Staatssicherheit. Das war dort wohl der Geheimdienst, der in der DDR alles unter Kontrolle hatte. Und der hat die Akten dann geschlossen. Und als das Zeug geklaut wurde, war die Überwachungskamera falsch eingestellt, der Wachmensch war irgendwohin zitiert worden, so daß er nicht da war.“
„Das läßt Raum für Verschwörungstheorien“, sagte Harry, der sich noch immer fragte, was das alles mit der Taschenuhr und Arne Jacob Becker zu tun hatte.
„Die deutschen Fernsehjournalisten haben dann auch einen Mitarbeiter der Staatssicherheit ausgegraben. Und der hat jetzt ausgepackt. Danach wurde der Diebstahl von ganz oben befohlen, um die Beute in den Westen zu verkaufen und an Devisen zu kommen. Die waren in der DDR wohl Mangelware.“
Harry und Kingsley lachten gleichzeitig auf. Das war eine höchst eigenartige Räuberpistole.
„Es geht noch weiter“, fuhr Tony fort. „Verhökert wurde das Zeug über so eine Organisation und eine Unterorganisation. Moment...“, er kramte erneut in seinen Unterlagen. „Ja, hier: Die -“, er bemühte sich, mit der deutschen Aussprache zurecht zu kommen, „- 'KuA', also 'Kunst und Antiquitäten GmbH'.“ Dann nannte er die englische Übersetzung. „Und das war wiederum eine Unterorganisation der 'KoKo', der 'Kommerziellen Koordinierung', mit der die DDR Ware gekauft hat, an die sie so ohne weiteres nicht rangekommen wäre.“
„Und Becker?“ fragte Harry ungeduldig nach.
„Tja, Becker hatte die Beutestücke aus Dresden an diesen Antiquitätenhändler in Oslo verkauft. Und Becker war häufig in der DDR. Und nur bei der 'Kunst und Antiquitäten GmbH' konnte man in der DDR Antiquitäten kaufen. Und dieser Informant hat gesagt, daß Becker nicht einfach ein westlicher Antiquitätenhändler war, sondern sogar Mitarbeiter der Staatssicherheit.“
Tony lehnte sich zurück und war mit sich und seiner Arbeit sichtlich zufrieden. Harry und Kingsley waren verblüfft. Kingsley fing sich vor Harry: „Dann war dieser Becker eine richtig dubiose Persönlichkeit...“
Harry sah einen weiteren Ermittlungsansatz: „Dieser Informant – hat man dir auch gesagt, wer das ist?“
„Der ist tot“, sagte Tony knapp.
„Tot? Etwa – zum Schweigen gebracht?“ fragte Harry und fuhr mit dem rechten Daumen vor der Kehle her.
Tony schüttelte den Kopf: „Nein, kurz nach dem Interview an Krebs gestorben.“
„Schade“, sagte Harry. „Also sind sie alle tot: Der Informant und Becker. Und die KuA hat geklaute Kunst und so'n Zeug in den Westen verschoben?“
„Ich habe da auch ein bißchen gegraben beziehungsweise nachgefragt“, sagte Tony mit einer Spur Selbstgefälligkeit und grub wieder in seinen Papieren. „Die 'KoKo' und damit die 'KuA' unterstanden formell dem Ministerium für Außenhandel. Aber tatsächlich hingen die mit der Staatssicherheit zusammen.“
„Womit wir wieder bei Becker wären“, warf Harry ein.
Kingsley fragte: „Und die Aufgabe der 'KuA' war, aus Museen gestohlene Gegenstände zu verkaufen?“
„Die 'KuA' hat sich wohl auch auf andere Weise an der Beschaffung von Ware beteiligt“, antwortete Tony. „Wenn ich das richtig verstanden habe, waren die auch dabei, wenn Antiquitäten beschlagnahmt wurden. Die Staatssicherheit hat nämlich gezielt Sammler ausgeguckt, ihnen Steuersachen angehängt und das Zeug weggenommen. Und die 'KuA' immer mitten drin.“
„Ach so“, sagte Harry, „die DDR hat Devisen gebraucht, und dann haben sie sich gefragt: 'Wo kriegen wir für umsonst Antiquitäten her?' und hat dann einem Sammler vorgeworfen, Steuern hinterzogen zu haben. Dann haben die alles bei ihm beschlagnahmt, damit wurden dann die angeblich hinterzogenen Steuern bezahlt, und der Sammler durfte dann froh sein, wenn er so davonkam?“
„So ungefähr“, bestätigte Tony. „Außer, daß der Sammler meistens mehrere Jahre im Knast gelandet war.“
Harry schoß der Gedanke durch den Kopf, daß Dolores Umbridge neidisch werden würde bei so einer Konstruktion. Aber bezogen auf das Horkrux-Problem überlegte er: „Also, ich halte mal fest: Ein möglicher Weg wäre, daß die Taschenuhr irgendwo in der DDR war, dann von der Staatssicherheit beschlagnahmt wurde, dann von der KuA übernommen und schließlich an Becker weitergegeben wurde. Und der hat's dann an einen nichtsahnenden Antiquitätenhändler hier in England verkauft.“
Kingsley stimmte zu: „Sieht so aus.“
Doch Harry fuhr fort: „Wir wissen aber nicht, ob die Uhr tatsächlich aus der DDR zu Becker gekommen ist. Becker kann sie ebensogut einer Kopenhagener Oma abgeschwatzt haben.“
„Kann auch sein“, sagte Kingsley.
„Das wurde von denen wohl alles aufgeschreiben“, bemerkte Tony. „Also, in Listen. Und es gibt eine Behörde, die sich mit der Auswertung befaßt. Die Adresse habe ich auf diesem Ausdruck. Gedenkstätte in der Normannenstraße oder so. In Berlin.“
„Tja, Harry, dann wirst du wohl bei Gelegenheit mal nach Deutschland reisen müssen“, sagte Kingsley munter.
Harry erwiderte: „Ähm – ja. Muß ich mal sehen, wie ich das aufziehe. Schließlich kann ich kein Deutsch. Tja. Tony? Kann ich die Ausdrucke haben?“
„Klar. Dafür habe ich das ja alles mitgebracht.“
Harry bedankte sich. Die Besprechung war beendet. Harry, Kingsley und Tony erhoben sich. Kingsley sagte zu Harry: „Ich sage Dennis gerade Bescheid, daß er ihn nach Hause bringen kann.“ Und bevor aus der Tür ging, sagte er zu Tony: „Wir werden uns für deine Arbeit erkenntlich zeigen.“
Als Kingsley draußen war, fragte der Muggeljunge: „Ich denke, Sie wären der Abteilungsleiter. Ist der Ihr Vorgesetzter?“
„Ja“, antwortete Harry trocken, „der ist der Zaubereiminister.“
Tony guckte erstaunt, aber sagen konnte er nichts mehr, denn Dennis erschien und fragte: „Können wir aufbrechen?“
Harry verabschiedete Tony, schloß die Tür hinter ihm und sortierte die Computerausdrucke. Dann heftete er sie in dem Vorgang ab. Unter dem Strich, dachte er, bin ich nicht wirklich schlauer, aber immerhin weiß ich jetzt, daß dieser Becker kein unbeschriebenes Blatt war, und die Sache mit der DDR-Staatssicherheit ist immerhin ein neuer Ansatz. Er hoffte, daß die Taschenuhr auf einer der Listen auftauchen würde, denn wenn sie einfach nur von einer Privatperson anderswo gekauft worden wäre, würde sich die Spur der Taschenuhr in Kopenhagen verlieren.

Am nächsten Tag war es endlich soweit: Die Potters wollten nach Tinworth aufbrechen. Harry schaute auf die Uhr: „Wann kommen Ron und Hermione denn? Wir wollten doch zusammen fahren, und außerdem müssen sie Teddy mitnehmen. Die Fahrt da runter dauert mindestens fünf Stunden.“
„Zur Not könnte ich auch apparieren“, schlug Ginny vor. „Dann kannst du Teddy in unserem Auto mitnehmen.“
Ted sah etwas betreten aus, weil er so einen Aufwand verursachte. Doch dann klingelte es.
„Endlich“, sagte Harry und ging in die Eingangshalle.
Seine Hauselfen hatten bereits die Tür geöffnet. Ron stand mit seiner ganzen Familie draußen und rief: „Hallo Harry! Tut mir leid, aber wir sind etwas später weggekommen, und Hermione hat auch nicht besonders auf die Tube gedrückt.“
„Ich bin immerhin die einzige, die auf die Tube drücken kann. Du hockst nur auf dem Beifahrersitz herum und kommentierst, wie die anderen fahren“, schnappte Hermione.
„Dafür behalte ich die Straßenkarte im Auge“, erwiderte Ron. „Harry, am besten, wir lassen unsere Kinder bei dir erstmal auf den Pott, damit wir nicht sofort wieder anhalten müssen. Inzwischen können wir Teddys Gepäck verstauen.“
„Okay“, sagte Harry und ließ Hermione, Rose und Hugo herein.
Dann schnappte er sich Teds Koffer und trug ihn hinunter zum Ford Mondeo von Ron und Hermione. Ron schloß das Auto auf und öffnete die Heckklappe. Harry schob den Koffer auf der rechten Seite hinein, Ron schloß die Klappe wieder. Während sie in das Haus gingen, bemerkte Ron: „Wir fahren dann über die Autobahn, also Swindon – Bristol – Exeter und dann runter?“
„Einverstanden“, sagte Harry.
„Fährst du?“
„Ja. Ginny meint, daß ich zu selten Auto fahre.“
Ron grinste und sagte: „Hermione hält mir immer vor, daß ich endlich den Führerschein machen soll.“ Dann wurde er ernster: „Ich habe irgendwie nicht den Drive, mich mit Fahrschulen und Prüfern herumzuschlagen.“
„Irgendwann wirst du es tun müssen“, sagte Harry streng. „Am besten, wir gehen auch alle noch einmal auf die Toilette.“
Es dauerte ein wenig, bis sich zehn Leute erleichtert hatten und endlich reisefertig in den beiden Autos saßen. Aber schließlich war es soweit. Harry und Hermione hatten sich darauf geeinigt, daß Harry voranfahren sollte, da er auch die Ferienhäuser gebucht hatte.

Die Fahrt verlief störungsfrei bis kurz vor Reading. Lily meldete sich: „Ich muß mal!“
„Ja, wir halten an der nächsten Raststätte an“, beruhigte Ginny sie,.
„Ich muß aber dringend!“ beharrte Lily.
„Gleich halten wir an“, versprach Harry und hoffte, daß sie bald an einer Raststätte vorbeikommen.
Hinter sich sah er ein Blinken. Er spähte in den Rückspiegel. Es war Hermione, die die Lichthupe betätigte. Demnach war auch in ihrem Auto der Zwischenstopnotfall eingetreten. Harry hob die Hand, damit Hermione sah, daß er verstanden hatte. Leider dauerte es noch ein Weilchen, bis endlich eine Raststätte auftauchte, und die Meldungen von der Rückbank kamen in immer kürzeren Abständen und immer dringlicher. Erleichtert fuhr Harry bei Reading Services ab und parkte das Auto vor dem Restaurationsgebäude. Neben ihm hielt Hermione.
„Hugo!“ rief sie, als sie ausstieg.
„Lily!“ antwortete Harry und beugte sich in den Passat. „James und Albus, ihr geht auch.“
„Warum? Ich muß gar -“, setzte James an.
„Du gehst. Fertig.“
James zog ein Gesicht, mit dem er deutlich zum Ausdruck brachte, daß er seinen Vater für einen unerträglich autoritären Tyrannen hielt, sagte aber nichts und stieg aus.
„So, bin mal gespannt, wann wir das nächste Mal anhalten müssen“, bemerkte Ron, der sich lässig gegen den Ford Mondeo gelehnt hatte.
Erleichtert stiegen Lily und Hugo, mit neutraler Stimmung Rose und eher schlecht gelaunt James und Albus wieder ein. Die beiden Autos setzten die Fahrt fort.

Etwa sechs Stunden nach Aufbruch in London fuhr Harry in das Zielgebiet ein. Ginny versuchte, mit der Wegbeschreibung klarzukommen, während Harry über kleine Sträßchen fuhr. Tinworth war offenbar zu klein, um schon von weitem ausgeschildert zu sein. So kam es, daß Harry sich in weitem Zickzack an das Ziel herantastete. Endlich stand am Straßenrand ein Schild mit dem Hinweis „Tinworth zwei Meilen“.
„Wir müssen jetzt gleich links ab, also noch vor Tinworth“, sagte Ginny. „Dann müssen wir nach rechts und dann müßten wir da sein.“
Harry bog in die nächste Einmündung links ein, folgte der Straße ein Stück und fuhr dann frohen Mutes nach rechts in eine Einfahrt. Als er den Zufahrtsweg hinter sich gebracht hatte, atmete er auf. Das hier sah genauso aus wie auf dem Foto. Es war der ehemalige Bauernhof, in dem die Ferienhäuser standen. Harry hielt an, neben ihm Hermione, Ginny stieg aus und sagte: „Ich hole rasch die Schlüssel, der Typ da hinten muß es sein.“
Sie ging hinüber zu einem Mann, der an einen Ford Escort Turnier gelehnt wartete. Offenbar war es der Vermieter oder Vermittler, denn Ginny kam mit zwei Schlüsseln in der Hand zurück, und der Mann stieg ein und fuhr davon.
„So, jetzt können die Ferien beginnen“, verkündete sie strahlend.


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