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Die Aurorenzentrale - Die Spur zur Uhr

von Krabbentaucher

Mr Sandberg machte ein unschlüssiges Gesicht. Und Harry mußte aufpassen, nicht begierig auszusehen.
„Also haben Sie doch noch so eine Uhr?“ hakte er vorsichtig nach.
„Naja, sozusagen... Wie gesagt, es hat sich für mich als problematisch herausgestellt, sie zu verkaufen...“
„Ist sie defekt?“
„Nein, sie geht praktisch störungsfrei. Es ist nur...“
Ginny sprang ein: „Vielleicht könnten Sie sie uns zeigen – unverbindlich?“ Als Mr Sandberg sie zögerlich ansah, setzte sie nach: „Mein Mann gibt sonst nie Ruhe, und wir wollten nachher noch schick essen gehen. Wenn ihm die Uhr nicht gefällt, ist die Sache sowieso erledigt.“
„Nun gut...“, sagte Mr Sandberg und verschwand durch eine Tür.
Kurz darauf tauchte er wieder auf. In der Hand hielt er eine kleine schwarze Pappschachtel. Er hob den Deckel ab und zog an einer silbernen Kette einen kreisrunden Gegenstand heraus. Es war eine silberne Taschenuhr in einem Übergehäuse aus Glas mit silbernem Metallrand. Mr Sandberg öffnete den Deckel des Gehäuses, holte die Uhr heraus und klappte den gläsernen Staubdeckel auf. Die Uhr war reich ziseliert und hatte ein Emailzifferblatt. Sie zeigte zwanzig vor vier an. Harry nahm die Uhr vorsichtig entgegen und drehte sie um. Auf der Rückseite der Uhr konnte er einige silberne Schafe sehen, wie sie scheinbar gerade in einer Abdeckung verschwanden. Ihnen folgte ein silberner Schäfer. Natürlich stand die Uhr, so daß sich nichts bewegte. Schäfer und Schafe waren offensichtlich Teil einer durchbrochenen Scheibe, die sich auf der Rückseite der Uhr drehte und die zur Hälfte durch das Uhrengehäuse abgedeckt war.
„Und was soll jetzt damit sein, weswegen Sie so einen Ärger damit haben?“ fragte er.
„Meinen Kunden war diese Uhr... nun... unheimlich.“
„Unheimlich?“
„Ja. Sie meinten, damit wäre... etwas. Der letzte meinte, es sei so, als würde ein Herz darin ticken.“
„Gehört es sich nicht so, daß eine Uhr tickt, wenn sie aufgezogen ist?“ fragte Ginny.
„Doch, schon, aber angeblich soll die Uhr auch ticken, wenn sie nicht läuft“, erwiderte Mr Sandberg. „Es mag Einbildung sein, aber ich habe auch etwas festgestellt, als ich die Uhr einmal in die Hand genommen habe. Eigentlich kann das nicht sein, und ich halte es für möglich, daß ich mir das suggeriert habe, nachdem man mir das gesagt hat.“
Harry fragte: „Sie sagten: Kunden. Also wurde die Uhr von mehreren Kunden zurückgegeben?“
„Ja, mittlerweile dreimal. Der letzte Kunde hat genauer beschrieben, was nun los sein soll. Die anderen beiden hatten nur allgemein gesagt, daß sie sich nicht wohl fühlten und daß es so sei, als ob da etwas Lebendiges in der Uhr sei. Nehmen Sie sie mal in beide Hände – aber schließen Sie bitte vorher den Staubdeckel.“
Harry tat es und schloß die Augen, um sich zu konzentrieren. Es war wie ein entferntes Echo aus einer längst vergangenen Zeit. Kaum fühlbar und beinahe nicht vorhanden, aber doch wahrnehmbar. Irgendwo in der Uhr schien ein metallenes Herz zu schlagen – genau wie in Voldemorts Medaillon seinerzeit. Außerdem stellte Harry fest, daß die Uhr nicht die Wärme seiner Hände annahm, obwohl er sie mit ihnen umschlossen hielt. Auch das kannte er. Wenn er bis jetzt immer noch restliche Zweifel gehegt hatte, so waren sie jetzt weggefegt: Er hielt einen echten Horkrux in den Händen.
„Also, ich merke nichts“, log er und gab die Uhr an Ginny weiter. „Versuch du mal.“
Ginny nahm die Uhr entgegen und schloß ihre Hände um sie. Als sie Harry anschaute, zuckte er kurz mit der Augenbraue. Sie verstand sofort und gab die Uhr an Mr Sandberg zurück mit den Worten „ich auch nicht“.
Mr Sandberg sagte: „Ich bin mir natürlich nicht sicher, ob da wirklich etwas war, es ist nur so, daß ich seit mindestens dreißig Jahren versucht habe, die Uhr zu verkaufen.“
Er machte Anstalten, die Uhr in das gläserne Übergehäuse zu legen, da sagte Harry: „Also, die Uhr geht? Die Komplikationen funktionieren und so?“
Mr Sandberg sah auf.
„Sind Sie interessiert?“
„Kommt drauf an.“
Der Antiquitätenhändler holte einen kleinen Schlüssel aus der Schachtel und zog die Uhr auf. Sie begann, ganz leise zu ticken, und nach einiger Zeit stellt Harry fest, daß auch der Minutenzeiger weitergerückt war. Mr Sandberg drehte die Uhr um, und Harry konnte erkennen, daß sich die Herde mit Schäfer langsam bewegte.
„Ich demonstriere mal den Schlag und die Repetition“, sagte Mr Sandberg und wirkte schon wieder wesentlich geschäftsmäßiger.
Er stellte die Uhr vor auf viertel vor vier. Sie schlug leise und etwas blechern dreimal. Dann wartete Mr Sandberg ein wenig, drückte einen Knopf, und der Dreifachschlag wiederholte sich.
„Englische Uhr, Ende 18. Jahrhundert, Gehäuse aus Sterlingsilber“, bemerkte Mr Sandberg.
Harry sah zu, wie Mr Sandberg den Staubdeckel zuklappte und die Uhr wieder in das Übergehäuse steckte, um sie danach in der Schachtel zu verstauen. Bemüht beiläufig fragte er: „Was würde die Uhr denn kosten?“
Mr Sandberg seufzte: „Vermutlich würden Sie sie mir ja doch zurückbringen. Es gehört zu meinen Prinzipien, nur zufriedene Kunden zu haben, und da kann ich nicht sagen, gekauft ist gekauft.“
„Also ist die Uhr nicht zu verkaufen?“
Mr Sandberg sah sehr unentschlossen aus.
„Naja...“, murmelte er, „es ist... eigentlich nicht... ich bin es einfach leid...“
„Das klingt nicht so, als wollten Sie sie behalten“, merkte Ginny sanft an. „Die Uhr ist auch Ihnen ein wenig unheimlich, nicht wahr?“
„Ja... in der Tat...“
Harry fand, daß Ginny den Boden gut bereitet hatte und sagte: „Eine unheimliche Uhr – ich muß sagen, das fasziniert mich schon ein bißchen. Ich stelle mir vor, wie ich auf einer Party von dieser Uhr erzähle und sie dann herumreiche. Vielleicht merken dann auch welche dieses angebliche Ticken. Also: Wieviel?“
Mr Sandberg schien nur halb überzeugt: „Vom Kaufmännischen her würde ich die Uhr sofort verkaufen, schließlich habe ich sie schon seit mehr als dreißig Jahren im Sortiment. Aber wie gesagt: Noch ein viertes Mal muß ich das nicht haben, daß mir wieder jemand die Uhr zurückbringt, weil sie angeblich verflucht ist oder etwas in der Art.“
Harry meinte, daß die Festung jetzt sturmreif war und unterbreitete sein Angebot: „Sagen wir mal, Sie machen einen guten Preis mit Fluchabzug, und ich unterschreibe Ihnen, daß ich die Uhr nicht zu Ihnen zurückbringe und bei Nichtgefallen weiterverkaufe, weiterverschenke oder in die Themse werfe. Wäre das in Ordnung?“
Mr Sandberg sah Harry durchdringend an und sagte schließlich: „Wenn Sie sie weiterverkaufen würden, dann dürfen Sie nicht sagen, daß Sie die Uhr von mir haben. Ich will damit nicht in Verbindung gebracht werden.“
„Geht in Ordnung. Also – der Preis?“
Mr Sandberg zögerte erneut, sagte dann aber: „Tausenddreihundert Pfund. Dabei habe ich schon berücksichtigt, daß es ein problematisches Stück ist.“
Harry wußte, daß dieser Preis für eine derartige Uhr ausgesprochen günstig war und schlug ein: „In Ordnung, ich kaufe sie und unterschreibe auch, daß ich sie nicht zu Ihnen zurückbringen werde. Dann sind Sie sie los.“
Als Mr Sandberg das Schriftstück aufgesetzt und Harry es unterschrieben hatte, hatte dieser den Eindruck, als nehme er dem alten Antiquitätenhändler eine große Last von den Schultern. Er bezahlte den Preis, der den Aurorenetat mit 264 Galleonen, 13 Sickeln und 22 Knuts belasten würde. Das war weniger, als er vermutet hatte. Doch eine entscheidende Frage hatte er sich bis zum Schluß aufgehoben: „Woher haben Sie denn diese angeblich verfluchte Uhr bekommen? Ich meine – ist jemand gekommen und hat gesagt: 'Das habe ich geerbt, das ist unheimlich, kaufen Sie es mir ab?' Oder kommt sie aus einem verwunschenen Schloß oder was?“
„Nein, aus Dänemark“, antwortete Mr Sandberg.
„Aus Dänemark? Ich dachte, es wäre eine englische Uhr?“
„Ist sie auch. Aber ich habe sie von einem in unseren Kreisen – jedenfalls damals – recht bekannten Antiquitätenhändler aus Kopenhagen gekauft, weil ich dachte, daß ich sie hier gut verkaufen könnte, wo es doch eine englische Uhr ist.“
„Konnten Sie ja auch“, scherzte Ginny. „Inzwischen viermal.“
„Vor dreißig Jahren?“ fragte Harry nach.
„Ja, ungefähr, genau weiß ich es aber nicht mehr. Der Händler ist nicht mehr im Geschäft, jedenfalls hört man von ihm nichts mehr.“
„Und was ist das für ein geheimnisvoller Mann?“ fragte Harry mit möglichst ironischem Tonfall.
„Arne Jacob Becker hieß er, glaube ich“, antwortete Mr Sandberg.
„Interessant, welche Wege so eine Uhr gehen kann“, sagte Harry leichthin und fragte: „Ich wollte noch mit meiner Frau etwas essen gehen und kenne mich in der Gegend nicht so gut aus – können Sie uns ein Restaurant empfehlen?“
„Richtung Küste, in Burnham Market, das Hoste Arms soll sehr gut sein – sagen jedenfalls viele meiner Kunden.“
Harry und Ginny bedankten und verabschiedeten sich. Auf dem Parkplatz entriegelte Harry das Verdeck des Jaguar und ließ es herunter, um es mit der Persenning abzudecken. Ginny saß schon im Auto und schaute im Atlas nach. Harry startete den Motor, setzte zurück und verließ mit auf dem Kies knirschenden Reifen den Parkplatz.

Eine knappe halbe Stunde später saßen sie in einem recht teuren, aber auch recht guten Restaurant an einem Tisch, jeder ein Glas Wein vor sich, und warteten auf das Essen. Zuvor hatte Ginny noch im Grimmauldplatz zwölf angerufen, erfahren, daß zu Hause alles in Ordnung war, und mitgeteilt, daß die Hauselfen nicht mit Mittagessen auf sie und Harry warten müssen.
„Jetzt hast du ihn ja, den Horkrux“, sagte Ginny leise.
„Hm-hm“, nickte Harry.
Ginny seufzte. Harry war ein wenig in Gedanken versunken. Das war einer Gründe gewesen, warum die beiden auf der Fahrt nach Burnham Market nicht viel miteinander gesprochen hatten. Der andere Grund war, daß sich Ginny auf den Straßenatlas und Harry auf Ginnys Ansagen konzentriert hatte.
„Hast du eigentlich das gespürt? Also das, was mit der Uhr war?“ fragte Harry schließlich.
„Oh – du kannst noch sprechen“, bemerkte Ginny süffisant, wurde dann aber ernst. „Ja, es war... so etwas Lebendiges darin.“
„Kein Wunder, daß den Muggeln das Ding so unheimlich war.“
„Ich finde es auch unheimlich.“
Der Kellner kam und tischte auf. Harry und Ginny widmeten sich dem Essen. Harry war eigentlich sehr guter Stimmung, aber er fühlte sich auch sehr erschlagen. Das führte er darauf hin, daß nun eine seit Monaten anhaltende Anspannung abgefallen war. Auch Ginny machte den Eindruck, froh, aber auch müde zu sein.

Erst auf der Rückfahrt nach Haddenham besprachen sie das Geschehene.
„Das war doch mal eine ganz neue Erfahrung“, verkündete Harry. „Horkruxjagd gepflegt im Jaguar, dann das Ding gekauft und zum Abschluß noch nett essen gegangen. Ich habe sonst immer drum kämpfen müssen.“
„Hast du nicht, jedenfalls nicht beim ersten“, widersprach Ginny.
„Hä?“
„Das heißt 'wie bitte', Harry. Und du willst ein Vorbild für unsere Kinder sein...“
„Von mir aus. Was meinst du mit dem ersten?“
„Das Tagebuch“, sagte Ginny, „Tom Riddles Tagebuch. Das hast du aus dem Klo gefischt. Und ich hatte es sogar frei Haus geliefert bekommen.“
Harry erinnerte sich: „Frei Kessel sogar, von Mr Malfoy.“
„Dem das nicht nachzuweisen ist, aber egal. Jedenfalls habe ich einen Vorsprung in Sachen Horkruxe“, sagte Ginny.
„Einen Vorsprung?“
„Na klar! Einen Vorsprung von mehreren Monaten! Du bist nicht der erste, der mit Horkruxen zu tun hatte, und du bist nicht der einzige“, triumphierte Ginny.
Harry erwiderte: „Der einzige bin ich sowieso nicht – Ron und Hermione haben auch Erfahrungen damit. Aber ich bin der erste, denn ich war – wenn du dich bitte erinnerst – selbst einer. Seit ich ein Jahr alt war. Da mußt du erstmal ankommen.“
„Schön, die Runde geht an dich“, gab Ginny zu. „Aber so gesehen, bist du an deinen ersten Horkrux am einfachsten drangekommen. Du mußtest ihn nicht suchen, nicht aus dem Klo ziehen...“
„Genau, einfach den Todesfluch abkriegen, fertig“, schnappte Harry.
„Okay, ich gebe zu, das war nicht ganz passend.“
„Ich weiß aber, was du meinst“, gab sich Harry versöhnlich. „Aber was die Horkruxe angeht, von denen ich wußte, daß es Horkruxe waren und nach denen ich als solche gejagt habe, war das hier der bequemste. Für das Medaillon mußte ich mit Dumbledore in diese Höhle und später mit Ron und Hermione ins Ministerium, als ich der gesuchteste Zauberer des Landes war. Für den Becher mußten wir in Gingrotts einbrechen und auf einem Drachen abhauen und für das Diadem mußten wir im Raum der Wünsche mit Malfoy und seinen Gorillas und dem Verfluchten Feuer fertigwerden.“
„Das Medaillon hatten wir ja alle schon mal beim Aufräumen in der Hand“, sagte Ginny.
„Tja, aber aufräumen ist ja auch ganz schön aufreibend“, erwiderte Harry. „Außerdem zählt das nicht, weil wir da noch nicht auf Jagd waren.“
„Die Schlange wurde dann ja von Neville erledigt.“
„Und Voldemort hat sie ihm selbst gebracht...“
„Jedenfalls war es das erste Mal, daß ich einen Horkrux gekauft habe“, sagte Harry.
Ginny sah ihn von der Seite an und bemerkte: „Als nächstes wirst du nach Kopenhagen reisen?“
„Wieso?“ fragte Harry, verbesserte sich aber sofort: „Ja, genau, nach diesem Becker suchen. Ich muß ja wissen, wer den Horkrux geschaffen hat, und das heißt, ich muß die Spur bis zu dem Zauberer zurückverfolgen, der das gemacht hat.“
„Und das kann theoretisch überall sein“, gab Ginny zu bedenken. „Wenn die Uhr in Dänemark war – wo mag sie noch gewesen sein?“
Harry nickt und ergänzte: „Zumal sie ja mehr als zweihundert Jahre alt ist.“
Nach einer Fahrt von anderthalb Stunden lieferte Harry den Jaguar mit hundertneunzig Kilometern mehr auf dem Zähler und immerhin etwas mehr als halbvollem Tank bei Mr Finch-Fletchley in Haddenham ab.

Am nächsten Montag lag die Schachtel mit der alten Taschenuhr auf dem großen Tisch des großen Konferenzsaals im ersten Stock des Zaubereiministeriums. Harry hatte seine Auroren einberufen und auch Kingsley dazugeholt. Als alle Stühle besetzt waren und die Auroren, für die keine Stühle vorhanden waren, sich in zweiter Reihe aufgestellt hatten, begrüßte Harry sie kurz und hob den Deckel von der Schachtel ab. An der Kette zog er die Taschenuhr heraus, nahm sie aus dem Übergehäuse, legte sie vor sich hin und sagte: „Das ist er – der Horkrux.“ Er hatte zwei Dinge bei Slughorn gelernt: Wie man aufwendige Zaubertränke braut und daß eine Kunstpause die Wirkung einer Ansprache bei den Zuhörern erhöht. „Ginny, also meine Frau, und ich haben ihn letzten Samstag bei einem Muggelantiquitätenhändler aufgetrieben. Ich möchte jetzt jeden bitten, ihn einmal in beide Hände zu nehmen und sich genau darauf zu konzentrieren, wie sich das anfühlt und welche Besonderheiten es gibt. Denn soweit ich weiß, hat hier niemand praktische Erfahrungen mit einem Horkrux.“
Er reichte die Uhr an Kingsley weiter, der sie in beide Hände nahm und ein wenig wartete, um sie dann weiterzureichen. Es dauerte auf diese Weise eine längere Zeit, bis die Uhr wieder vor Harry lag, denn jedermann war neugierig, was es mit den berühmt-berüchtigten Horkruxen auf sich hatte, von denen sie bisher nur theoretisch etwas gehört hatten.
„Nun? Wer will sagen, was er oder sie gespürt hat?“ fragte Harry in die Runde.
Einige Auroren meldeten sich und berichteten: „Das Ding ist durch so viele Hände gegangen und überhaupt nicht warm geworden“ - „Die Uhr scheint ganz leise zu ticken, aber so komisch“ - „Die Uhr tickt wie Herzschlag“ - „Da war was komisch“.
„Das war bei dem Medaillon von Voldemort damals auch so“, erläuterte Harry. „Außerdem hatten wir festgestellt, daß das Medaillon einen Einfluß auf denjenigen nimmt, der es trägt. Allerdings war das abhängig von der Persönlichkeit.“ Harry verschwieg, daß Ron Voldemorts Horkrux weniger entgegenzusetzen gehabt hatte als er und Hermione. „Und vermutlich hängt es auch von der Persönlichkeit dessen ab, der das Stück seiner Seele abgespalten und in dem Objekt versteckt hat. Bei Voldemort war das ja schon ein ziemlich großes Kaliber.“
„Wenn man Kontakt zu dem Seelenbruchstück aufnehmen würde – könnte man dann feststellen, von wem es stammt?“ fragte eine Aurorin.
Harry war skeptisch: „Das hatte seinerzeit das Seelenbruchstück in dem Medaillon auch nicht offenbart. Nun haben wir ja von vornherein gewußt, von wem das war, wir haben es also nicht... naja, sozusagen gefragt. Aber trotzdem wäre ich vorsichtig. Horkruxe können ausgesprochen gefährlich werden für jeden, der sich ihnen öffnet. Derartige Experimente haben also zu unterbleiben. Ich werde das Stück daher am besten in einem Tresor in meinem Büro einschließen.“
Kingsley schaltete sich ein: „Ich werde sofort anordnen, daß du so etwas zur Verfügung gestellt bekommst.“
Dean bat: „Harry, erzähl uns doch mal, wie du da dran gekommen bist, und was du vielleicht schon drüber weißt.“
Harry berichtete von der Gartenparty bei Dudley und von dem Uhrenkauf in Little Walsingham. Dann schloß er: „Meine einzige Spur ist also dieser Arne Jacob Becker in Kopenhagen, der sich aber schon seit längerem aus dem Antiquitätenhandel zurückgezogen zu haben scheint.“
„Eine Auslandsmission in Kopenhagen“, freute sich Dennis.
Harry wollte das schon bestätigen, da meldete sich Kingsley: „So einfach ist das nicht. Wir können nicht einfach mit Auroren in Dänemark einfallen und dort Ermittlungen anstellen. Das würde nur eine Verschlechterung der internationalen magischen Zusammenarbeit bedeuten.“
„Du meinst: Wir müssen das dort anmelden? Oder um Amtshilfe fragen?“ erkundigte sich Harry.
„Genau.“
„Es wäre aber gar keine Ermittlung in der magischen Welt in Dänemark, sondern in der Muggelwelt.“
„Trotzdem. Außerdem müßte ja sowieso ein Portschlüssel angemeldet werden, und wenn da plötzlich Harry Potter auftaucht...“
„Ich habe sowieso an Muggelmethoden des Reisens gedacht. Die Sache muß ja unter möglichster Geheimhaltung ablaufen, und wenn ich bei den Plaudertaschen von der Abteilung für magisches Transportwesen einen Portschlüssel bestelle...“
Dennis gab zu bedenken: „Wenn schon Muggelmethoden, dann aber Flugzeug, nicht die Fähre. Es geht auf Oktober zu, und da würde ich es nicht auf der Nordsee mit einem Herbststurm zu bekommen wollen.“
„Trotzdem“, beharrte Kingsley, „trotzdem sollte das dänische Zaubereiministerium benachrichtigt werden.“
„Gut, dann werde ich ein Schreiben aufsetzen, aber unterschreiben muß ein anderer. Nicht, daß die in Kopenhagen dabeisein wollen, bloß weil ich komme.“
Mr Turgidson meldete sich zu Wort: „Und was ist mit dem Horkrux? Zerstören wir ihn nicht? Ich meine – wenn der Horkrux-Macher vielleicht schon älter ist, dann erledigt sich die Sache von allein, sobald das Ding im Eimer ist.“
Kingsley warf Harry einen fragenden Blick zu. Harry antwortete: „Erstens könnte es ebensogut ein jüngerer Zauberer sein. Mr Sandberg hatte die Uhr ja erst vor dreißig Jahren erworben. Und wenn der Zauberer jetzt fünfzig Jahre alt ist, dann hat er noch bis zu hundert Jahre vor sich, bevor es sich auswirkt – und wer weiß, was das für einer ist, schließlich hat er schon mal gemordet. Zweitens: Der Zauberer könnte merken, daß etwas mit seinem Horkrux nicht stimmt und sich einen neuen machen, also wieder jemanden umbringen. Und drittens ist es nicht unsere Aufgabe, Schwarzmagier zu töten. Wir sollen sie ermitteln und dem Zaubergamot zuführen, damit der eine angemessene Strafe findet. Und schließlich will ich dem Mörder nicht die Möglichkeit nehmen, seine Tat zu bereuen und seine Seele wiederherzustellen. Außerdem weiß ich noch nicht, wozu es gut sein könnte, den Horkrux nicht anzutasten und möglicherweise doch mit ihm Kontakt aufzunehmen, wenn meine Suche ergebnislos verlaufen sollte.“
Mrs Halfpenny warf ein: „Aber bei Du-weißt-schon-wem haben Sie die Horkruxe doch auch zerstört, sobald es Ihnen möglich war, und ihn dann am Ende auch.“
„Das war was anderes“, erwiderte Harry. „Bei Voldemort war uns bekannt, mit wem wir es zu tun hatten. Voldemort festigte seine Schreckensherrschaft. Es herrschte offener Krieg. Und ich hatte ihm noch die Möglichkeit gegeben, zu bereuen, auch wenn ich nicht weiß, ob es nach der Zerstörung aller Horkruxe noch etwas gebracht hätte. Aber bei diesem Horkrux hier -“, er hob die Uhr hoch, „ist es doch so, daß wir keinen Mord mit einem Zauberer in Verbindung bringen können, der außer Voldemort einen Horkrux geschaffen hat.“
Damit wurde die Sitzung aufgehoben. Die Auroren und Kingsley verließen den Konferenzsaal, Harry packte die Uhr wieder ein und folgte ihnen. In seinem Büro entwarf er ein Schreiben an das dänische Zaubereiministerium:

Sehr geehrte Damen und Herren,

das britische Zaubereiministerium hat in den nächsten Wochen eine kleinere Ermittlung in Dänemark durchzuführen, die sich ausschließlich auf die dortige Muggelwelt beziehen und völlig unauffällig durchgeführt werden wird. Wir teilen Ihnen das durch dieses Schreiben mit und bitten, uns über etwaige Bedenken in Kenntnis zu setzen.

Mit freundlichen Grüßen

Zaubereiministerium
Aurorenzentrale

Dann ließ er das Schreiben von dem nächstbesten Auror unterschreiben, der ihm in die Arme lief. Es war eine Aurorin, nämlich Sheila. Sie übernahm es auch, für den Versand zu sorgen. Inzwischen wurde auch der Tresor angeliefert, wo Harry den Horkrux deponierte. Nun mußte er nur noch warten, bis die Antwort aus Kopenhagen vorlag, wobei er hoffte, daß man dort Englisch verstand und schreiben konnte. Das tat man offenbar, denn am Ende der Woche lag das Schreiben des dänischen Zaubereiministeriums vor:

Sehr geehrte Miss Pitt,

wir bedanken uns für Ihre Nachricht vom zwanzigsten September 2010 und teilen mit, daß wir unter den nachfolgenden Bedingungen mit Ihrer Operation in Dänemark einverstanden sind: Sie teilen uns mit, sobald Sie Ihre Ermittlung abgeschlossen haben, üben keinerlei hoheitliche Rechte auf dem Gebiet Dänemarks, der Färöer und Grönlands aus, unterrichten uns, sobald sich Hinweise auf strafbares Verhalten dänischer Zauberer ergeben und warnen uns vor etwaigen Bedrohungen für die magische Gemeinschaft Dänemarks.

Mit freundlichen Grüßen
Henning Bahs
Zaubereiministerium
Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit

„Gut“, sagte Harry zu sich selbst. „Dann kann es ja losgehen. Aber wenn ich kein Auror wäre, sondern ein von Voldemort gejagter Hogwartsschüler, hätte ich diesen Aufwand wohl nicht treiben müssen.“
Er vereinbarte mit Dennis Creevey, daß sie zusammen fliegen würden, da Harry fand, daß zwei Auroren mehr ermitteln konnten als einer und daß es zwei Auroren sein sollten, die angesichts eines Flugzeugs nicht ihre Fassung verlieren würden. Dann begab er sich sofort nach Hause und setzte sich an seinen Schreibtisch im Arbeitszimmer, um im Internet nach der günstigsten Verbindung zu fahnden. Er fand sie, es war eine Verbindung mit EasyJet. Ein wenig irritierte ihn, daß er sich selbst sein Ticket ausdrucken mußte – und daß sie dort für Gepäck ein Aufgeld haben wollten, wie auch für Essen und alles anderen. Das Handgepäck war wenigstens gratis, so daß er den Flug buchte. Die Reise sollte sowieso nur wenige Tage dauern, da konnte er sämtliche Sachen auch im Handgepäck mitnehmen. Zurückgekehrt in der Aurorenzentrale, bat er noch einmal Dennis zu sich und verkündete: „Also, wir fliegen dann nächste Woche Mittwoch, in aller Herrgottsfrühe um viertel nach sieben. Flug EZY 3461 ab Stansted. Nur Handgepäck. Nimm dir 'ne Stulle mit, für Essen muß man da extra zahlen.“
„Klingt nach EasyJet.“
„Ist EasyJet. Und wir müssen zwei Stunden vorher einchecken.“
„Wir können online von zu Hause aus einchecken, wenn wir nur Handgepäck mitnehmen.“
Harry wunderte sich: „Oh – da muß sich ja einiges getan haben seit meiner Hochzeitsreise nach Island. Jedenfalls fliegen wir am Freitagabend wieder heim – Abflug ist um viertel vor zehn in Kopenhagen, Flug EZY 3468.“

Harrys anstehende Dienstreise wurde im ehrwürdigen Haus der Blacks sehr unterschiedlich aufgenommen. Seine beiden Söhne wollten mitkommen.
„Du kannst nicht mitkommen, James, du hast Schule“, sagte Harry.
„Immer habe ich Schule! Schule ist doof! Ich will mitkommen!“ beschwerte sich James.
„Aber warum darf ich nicht mitkommen? Ich habe keine Schule!“ meldete sich Albus.
„Du bist noch zu klein, und außerdem kommst du nicht mit, wenn James auch nicht mitkommen kann“, beschied ihm Harry.
James triumphierte: „Siehste!“
Albus verlangte Entschädigung: „Dann bring mir aber was mit!“
„Ich bin doch nur drei Tage weg...“
„Das ist doch lang! Bring mir doch was mit, bittebittebitte...“
„Na schön, vielleicht ein kleines Flugzeug oder so.“
„Mir aber auch!“ intervenierte James. „Ich bin größer und älter als Albus, also bekomme ich ein größeres und..., also ich bekomme ein größeres Flugzeug!“
„Ihr bekommt beide gleichgroße Flugzeuge, wenn sie sowas überhaupt haben, ihr beiden Hyänen.“
„Was sind Hynären?“ fragte Albus.
„Ganz gierige Tiere, die über alles herfallen und alles haben wollen“, antwortete Harry und versuchte, jede Gehässigkeit aus seiner Stimme zu verbannen.
Die Hauselfen dagegen begriffen das No-Frills-Prinzip von EasyJet als Herausforderung. Am Tag vor dem Abflug sah die Küche aus, als würde ein größeres Essen vorbereitet werden.
„Was wird das denn?“ erkundigte sich Harry, der sich nicht erinnern konnte, etwas derartiges befohlen zu haben.
Toby verbeugte sich und erläuterte: „Der Meister verreist ja morgen, ohne unterwegs essen zu können. Und da haben Tinky und Toby die Herrin gefragt, wie das in den Muggelflugzeugen so ist, und die Herrin hat gesagt, wieviel Platz zur Verfügung steht. Und die Maße für das Handgepäck wissen Tinky und Toby jetzt auch. Und jetzt bereiten sie für den Meister etwas vor, das er an Bord nehmen und dort verspeisen kann.“
„Aha – und das muß so viel sein?“ fragte Harry.
„Für den Meister wird nur das beste ausgewählt“, sagte Tinky und verbeugte sich ebenfalls. „Es werden Kaltspeisen sein: Ein Sandwich mit Räucherlachs, Remoulade und Salat, ein Brötchen mit Käse, Schinken, Salat und Remoulade, ein Blaubeermuffin und ein paar Apfelstückchen. Außerdem eine kleine Flasche Orangensaft.“
Harry schaute noch einmal auf das Schlachtfeld vor ihm und dachte, daß bei diesem Verhältnis von Materialeinsatz und Ergebnis SkyChefs nach zwei Tagen pleite wäre und sagte: „Dann müßt ihr für Dennis Creevey aber auch ein Paket machen, sonst ist das peinlich für mich.“
„Alles, was der Meister befiehlt“, sagte Toby und verbeugte sich.

Am nächsten Morgen, eigentlich noch in der Nacht, stand Harry auf, wusch sich, zog sich an und nahm sein Frühstück ein. Ginny war aufgestanden und saß verschlafen im Morgenrock am Tisch.
„Hast du schon online eingecheckt?“
„Habe ich.“
„Dad würde das für die größte Errungenschaft der Muggel halten: Irgendwo da zu sein, ohne da zu sein. Aber wenn du ein Muggel wärst, müßtest du trotzdem jetzt schon längst unterwegs sein, der Flughafen liegt ja weit außerhalb.“
„Ich kann ja zum Glück apparieren.“
Nach dem Frühstück zog Harry seine Jacke an und nahm die Tasche in die Hand, die genau den Anforderungen an das Handgepäck entsprach. Toby drückte ihm noch eine Papiertüte in die Hand: „Das Essen des Meisters ist oben drin im Handgepäck. Das hier ist die Tüte für Mr Creevey. Hoffentlich hat er sein Handgepäck nicht so voll gepackt, daß er es nicht mit ins Flugzeug nehmen kann.“
„Ich habe ihm schon Bescheid gesagt“, beruhigte Harry seinen Hauselfen. „So, es wird Zeit. Auf wiedersehen, Toby und Tinky, mach's gut, Ginny, und grüß mir die Kinder. Ich bin übermorgen Abend wieder zurück.“
Zum Abschied gab er seiner Frau noch einen Kuß und ging hinaus in die Dunkelheit. Er apparierte vor das Terminal des Flughafens Stansted. Dort stellte er sich neben eine der Eingangstüren und wartete auf seinen Kollegen und Untergebenen.
„Hallo, Harry, da bin ich“, meldete sich Dennis' Stimme kurze Zeit später.
„Hallo, Dennis“, erwiderte Harry den Gruß und hob die Tüte. „Empfehlung von meinen Hauselfen. Ich hoffe, du kannst es noch unterbringen.“
Dennis setzte seine Tasche ab und öffnete sie. Er nahm die Tüte und packte sie ein.
„Ich habe an alles gedacht“, sagte er und fügte an: „Hast du das Foto von dem Horkrux dabei? Damit du es diesem Becker zeigen kannst?“
„Ja, habe ich.“
„Wie sagt man in Dänemark eigentlich? Doch nicht 'Mr Becker'?“
Harry zuckte mit den Schultern und meinte: „Wir sind Briten, und Briten nehmen andere Völker und ihre Sitten bekanntermaßen nur widerwillig zur Kenntnis. Bleiben wir als beim 'Mr Becker'.“ Er schaute auf die Uhr und fügte hinzu: „Wir sollten reingehen.“
Harry und Dennis betraten die Halle und waren froh, online eingecheckt zu haben, denn an den Schaltern stauten sich die Schlangen. Sie gingen gleich vor zu der Sicherheitskontrolle, wo sie auch warten und sich in ihr Gepäck gucken lassen mußten, und suchten dann nach ihrem Gate, um auf den Aufruf ihres Fluges zu warten.


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