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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Stil- und Uhrenkunde

von Krabbentaucher

„Eine Geschichte! Erzähl uns eine Geschichte!“
„Was denn für eine, ich habe euch doch schon um X-ten Mal 'Der Zauberer und der hüpfende Topf' vorgelesen?“
„Nein, denk eine aus!“
„Eine Geschichte!“
„Jaja, ist ja gut, laßt mich mal überlegen.“
Harry saß auf Albus' Bett, hatte Lily auf dem Schoß und war von seinen Söhnen umlagert. Ginny steckte den Kopf zur Tür rein und sagte: „Na, seid ihr noch nicht so weit? Ich wollte doch Albus seinen Gutenachtkuß geben.“
„Ah – seht ihr, Mum kommt schon und will euch -“
„Dad muß uns erst eine Geschichte erzählen!“ wurde Harry von James unterbrochen.
„Das ist natürlich richtig. Ich komme dann später. Welche denn?“ fragte Ginny.
„Ich soll eine erfinden.“
Ginny lachte und schlug vor: „Wie wäre es mit einer Drachengeschichte? Das würde Hagrid gefallen.“
„Au ja, mit Drachen!“ freute sich Albus.
Ginny ging wieder weg, und Harry überlegte kurz. Er hatte nur dreimal Kontakt mit Drachen gehabt – aber immerhin.
„Also“, hob er an, „es war einmal ein Drache, der war so klein, daß er noch gar nicht geboren war. Und wißt ihr, was dann mit einem Drachen ist?“
Alle drei Kinder schüttelten die Köpfe, Lily hauptsächlich, weil ihre Brüder es taten.
„Dann ist ein Drache in einem Ei. Einem großen, riesigen Ei, damit er da auch reinpaßt. Das Ei ist sooo groß.“
Harry zeigte es, ohne Lily fallen zu lassen, was nicht ganz einfach war.
„War ich auch in einem Ei, bevor ich geboren wurde?“ fragte Albus.
„Nein, du warst in Mum“, belehrte ihn James.
„Da paß ich doch gar nicht rein“, erwiderte Albus.
„Ihr wart alle mal in Mum drin, das ist bei Menschen so“, sagte Harry. „Menschen kommen nicht aus Eiern.“
„Aber Hühner!“ verkündete James.
„Alle Vögel“, sagte Harry.
„Sind Drachen Vögel?“ fragte Albus.
„Ähm – nein. Aber auch viele andere Tiere kommen aus Eiern. Ähm, Fische, Eidechsen, Krokodile – und eben Drachen.“
Seine Kinder sahen Harry erwartungsfroh an. Er fuhr mit seiner Geschichte fort: „Der kleine Drache fiel mit seinem Ei aus dem Drachennest. Und dann kam ein Wandersmann daher, der nahm das Ei mit. Und nachdem er weit gewandert war, kehrte er in einem Gasthaus ein. Und dort traf er einen Riesen. Der bot ihm an, das Ei zu kaufen. Der Wandersmann hatte kaum noch Geld und war deshalb froh, daß er den Riesen getroffen hatte und dieser das Ei kaufen wollte. Der Riese nahm das Ei mit nach Hause, wo er es in einen großen Wassertopf steckte und kochte, denn er wollte das Ei ausbrüten, weil er schon immer einen Drachen haben wollte. Und so wuchs der Drache in seinem Ei so schnell, daß es Risse bekam. Der Riese nahm das Ei aus dem Wasser und legte es auf den Tisch. Als der Drache schlüpfte, nannte der Riese ihn Norbert. Denn er wußte nicht, daß der Drache eigentlich ein Drachenmädchen war.“
„So ein dummer Riese“, sagte James. „Das erkennt man doch am Zipfel!“
„Bei Drachen sieht man das nicht, wenn sie noch klein sind“, belehrte Harry James. „Also, Norbert blieb bei dem Riesen solange er ganz klein war. Der Riese gab ihm zu fressen und Norbert versuchte, mit dem Riesen zu spielen. Aber der Drache hatte schon scharfe Zähne, also ging das immer schlechter. Außerdem war es verboten, einen Drachen als Haustier zu halten. Also war guter Rat teuer, denn Drachen konnten sehr groß werden. Es war aber zufällig so, daß in der Nähe Zauberer wohnten, und diese Zauberer hatten Kinder, die manchmal zum Riesen gingen, um ihn besuchen.“
Harry erzählte, wie die Kinder den Drachen Norbert in einem Korb in einer Nacht auf einen hohen Felsen brachten, wo er von Hexen abgeholt wurde. Und er erzählte, daß die Kinder mit ihren Eltern viel Ärger bekamen, weil sie so spät noch aufgewesen waren und das alles zu gefährlich war.
„So, und nun ist es für euch auch zu spät. Morgen Abend erzähle ich euch, wie es weitergeht“, schloß er und scheuchte James vom Bett runter.
Er setzte Lily auf dem Boden ab, steckte Albus ins Bett, überhörte sein „ich bin noch gar nicht müde, erzähl weiter“ und gab ihm einen Kuß. Dann nahm er Lily wieder auf den Arm und führte James hinaus, um auch sie in ihre Betten zu bringen und Ginny Bescheid zu geben, daß sie den Kindern den Gutenachtkuß geben konnte.

Wenig später lag auch Harry im Bett. Das Kissen hatte er hochgelegt, so daß er im Bett saß. Gegen die angewinkelten Beine hatte er einen Computerausdruck gelehnt, in dem er las.
„Na, glaubst du nicht, daß du das morgen noch lesen kannst?“ fragte Ginny, die neben ihm lag.
„Hm...“, machte Harry, der nur halb zugehört hatte.
„Der Laden hat doch sowieso noch drei Wochen geschlossen.“
„Hmjaah...“
Harry war noch am Samstag nach Little Walsingham zur Adresse des Antiquitätenladens appariert und hatte ein Schild in der Tür vorgefunden, wonach sich der Inhaber auf einer längeren Reise befand und erst Mitte September zurückkehren würde. Einerseits war Harry erleichtert, weil ihm das Zeit verschaffte, andererseits wurde er dadurch ungeduldig. Der Computerausdruck, den er jetzt las, gab Informationen aus dem Internet über Uhren wieder.
„Was gibt's denn bei einer Uhr?“ fragte Ginny.
Harry deklamierte: „Es gibt ein Schlagwerk, und alles, was über die Zeitanzeige hinausgeht, nennt man Komplikation. Die meisten Taschenuhren aus dem Ende des 18. Jahrhunderts hatten ein Schlagwerk. Und einige hatten eine Repetition.“
„Und was ist eine Repetition?“
„Damit kann man den letzten Schlag nochmal wiederholen. Damals hätten die Muggel erst eine Kerze anzünden müssen, um auf die Uhr gucken zu können, und deshalb haben sie einen Knopf oder eine Schnur eingebaut, und die Uhr wiederholte ihren letzten Schlag, und so konnte man hören, wie spät es ungefähr war. Taschenuhren hatten häufig eine Viertelstundenrepetition.“
Ginny kuschelte sich an Harrys nackte Schulter und maulte: „Da hast du doch schon was gelernt. Laß uns doch noch bißchen...“
„Gleich, Ginny. Hier: Bei Tisch- oder Kaminuhren gab es Pendel, die vor dem Zifferblatt hin- und herschwangen, und die nannte man Vorderzappler.“
Er spürte unter der Bettdecke Ginnys Hand langsam von der Seite kommend seine Hüfte hochwandernd quer über seinen Unterleib streichen, während sie ihm dabei ins Ohr säuselte: „Willst du mir den Vorderzappler nicht mal demonstrieren?“
Harry spürte, daß er keine Gegenargumente hatte, legte den Ausdruck beiseite und drehte sich zu Ginny.

In der folgenden Woche wollte Harry sich ganz ungestört dem Antiquitätenthema widmen. Er hatte sich ein Buch in einer Muggelbuchhandlung gekauft und in ein Londoner Straßencafé gegenüber dem Hyde Park gesetzt. Genaugenommen saß er davor, denn das Wetter war sonnig und warm. Im Büro würde er von seinen Auroren gestört werden, im Tropfenden Kessel würde ihn jeder anstarren und zu Hause würde er von drei Kindern belagert werden. Natürlich wußten seine Auroren, wo sie ihn finden würden, aber wenn er nicht so einfach um die Ecke in seinem Büro saß, würden sie nur mit wirklich wichtigen Sachen kommen. Ein weiterer Vorteil war, daß Harry in seiner bevorzugten Kleidung dort sitzen konnte, während er im Ministerium für gewöhnlich einen ziemlich formellen Umhang trug. Auf dem Tischchen neben ihm stand ein dampfender Tee. Harry fand, daß die Welt ganz in Ordnung war, wenn man davon absah, daß er sich wieder einmal auf einer Horkruxjagd befand.
„Hallo, Harry, nicht bei der Arbeit?“
Harry sah genervt auf. Hatte er sich nicht extra deshalb in ein Muggelcafé zurückgezogen, um ungestört zu sein?
„Ist ja gut, ich dachte nur...“, stammelte Justin Finch-Fletchley, der vor Harry stand, „... was liest du denn da?“
Harry hob das Buch so hoch, daß Justin den Einband sehen konnte und sagte: „Das da.“
„Ah – du interessierst dich für Antiquitäten?“
„Ähm, ich arbeite mich gerade ein.“
Justin schwankte unschlüssig hin und her. Harry fand, daß er abweisend genug gewesen war und sagte: „Komm, setz dich, wenn du etwas Zeit hast.“
Justin bedankte sich und ließ sich auf einem der anderen Stühle an dem Tisch nieder.
„Willst du dich neu einrichten?“ fragte er.
„Nein, meine Bude ist voller Antiquitäten. Aber ich... also, ich muß dienstlich in diesem Bereich... ermitteln“, sagte Harry. „Und ich habe keine Ahnung. Also muß ich etwas drüber lesen, damit ich wenigstens so tun kann, als wüßte ich was darüber. Wie geht's dir?“
„Och, ganz prima, Jessica ist jetzt drei Jahre alt und hält mich manchmal ganz schön in Atem.“
„Jessica? Ist das deine Tochter?“
„Ja.“
„Du hast geheiratet? Habe ich ja gar nicht mitbekommen“, bemerkte Harry, der sich ein kleines bißchen ärgerte, weil er nicht eingeladen war.
„Ähm – nein, wir leben ohne Trauschein zusammen. Sie ist eine Muggel.“
„Ah – so.“
„Ja, und jetzt denke ich schon die ganze Zeit drüber nach, wann ich es ihr sage.“
„Was?“
„Diese Zaubererkiste. Weißt du, daß ich ein Zauberer bin und daß Jessica wohl eine Hexe sein dürfte.“
„In acht Jahren wirst du es ihr sagen müssen, dann kommt nämlich der Brief aus Hogwarts“, gab Harry zu bedenken. „Und wenn du dann erst damit rausrückst...“
„Hm, jaah, ich weiß“, murmelte Justin. „Aber ich habe ja noch ein wenig Zeit...“
„... es vor dir herzuschieben“, vollendete Harry den Satz.
„Und was ist mit dir? Was ist mit dieser Antiquitätensache? Irgendwas geheimnisvolles? Etwas in der Art wie... naja, vielleicht wie damals oder so? Ich meine, wir waren zwar nicht im selben Haus, aber von der DA kenne ich dich ja doch ein bißchen, und ich weiß: Wenn Du etwas machst, dann hast du meistens einen Grund dafür“, sagte Justin.
Harry, der merkte, daß Justin von seinem Muggelbeziehungsproblem ablenken wollte, wich aus: „Wie ich schon sagte: Ich muß da was ermitteln. Ähm – wohl nichts dramatisches. Eher was für... naja, wohl für die Abteilung gegen den Mißbrauch von Muggelartefakten.“
„Und warum machen die das nicht?“
„Wir wissen noch nicht, ob es sowas wirklich ist. Wenn das schon losgegangen wäre, wenn also zum Beispiel eine alte Teekanne mit heißem Tee um sich gespritzt hätte, dann wäre der Fall klar, und wir bräuchten uns nicht drum zu kümmern. Dann würden die Leute von den Muggelartefakten einfach hingehen, das Ding sicherstellen und fertig. Aber so... es könnte auch irgendwas anderes sein, und solange das nicht klar ist, ist das eine Sache für die Aurorenabteilung.“
„Und dazu brauchst du jetzt das Buch, um so tun, als hättest du Ahnung? Willst du als Antiquitätenkäufer auftreten?“
Harry sah Justin scharf an. Er hatte das Gefühl, ausgefragt zu werden.
„Ja“, sagte er knapp.
„Kannst du nicht einfach reingehen in den Laden oder was und das Ding rausholen?“
„Nein“, sagte Harry leicht genervt. „Ich kann nicht einfach reingehen und sagen: 'Guten Tag, ich bin auf der Suche nach dem Gegenstand X, der könnte verhext sein, rücken Sie ihn bitte raus.' Die Vergißmich-Zentrale ist schon überlastet mit unbeabsichtigten Zaubern in der Gegenwart von Muggeln, vor allem jetzt in den Sommerferien, da kann ich die nicht einfach mitnehmen.“
„Die Sommerferien müßten bald vorbei sein“, bemerkte Justin.
„Jep, das sind sie bald. Nächste Woche Mittwoch bringe ich mein Patenkind zum Zug, und am Tag vorher muß mein Ältester wieder in die Schule. Er kommt schon in die zweite Klasse.“
„Du schickst deine Kinder auf die Grundschule, ja? Also, ich meine: In die Muggelgrundschule?“
„Ja. Erstens müssen Ginny und ich ihnen dann nicht lesen und das alles beibringen, und zweitens lernen sie da ein wenig Sozialverhalten. Das ist ja bei manchen Zauberkindern ein Problem, wenn sie nach Hogwarts kommen, weil ihre Eltern sie von allem isoliert haben.“
„Noch mal zu deinen Antiquitäten: Ich könnte dir da helfen“, nahm Justin das ursprüngliche Thema wieder auf.
„So?“ fragte Harry und hob die Augenbrauen.
„Ja, mein Dad ist so ein Antiquitätensammler. Der kann dir bestimmt viel erzählen. Auch über den richtigen Aufritt in so einem Laden.“
Justin hatte bei dem letzten Satz Harry vom T-Shirt über die Jeans bis zu den Turnschuhen gemustert. Harry mußte zugeben, daß das nicht die Aufmachung war, die man von jemandem erwartete, der alte Kunst- und Gebrauchsgegenstände erwerben wollte. Außerdem war es sicher viel kurzweiliger, von jemandem in die Materie eingeführt zu werden, als sie sich selbst zu erlesen. Schließlich war er nicht Hermione.
„Das wäre natürlich eine feine Sache. Aus Büchern lernt man ja nicht alles“, sagte er.
„Ich werde Dad mal fragen und schicke dir eine Eule“, sagte Justin. „Oder halt – du bist doch bei den Muggeln aufgewachsen, nicht? Dann hast du doch bestimmt auch Telefon oder so?“
Harry nickte und schrieb seine Telefonnummer und E-Mail-Adresse auf. Am Ende, so dachte er, hatte sich die Störung doch mehr gelohnt als wenn er unbehelligt in seinem Buch gelesen hätte.

Am Ende der Woche hatte Ginny alle Schulbücher und die neue Schuluniform für James zusammen.
„Kinder wachsen ja ständig, und das hört die nächsten zehn Jahre nicht mehr auf“, seufzte sie.
„Mindestens“, sagte Harry. „Ich habe mir für den 31. August und den ersten September Vormittag freigenommen, damit ich James zur Schule und Teddy zum Zug bringen kann.“
„Ich glaube, das wird dieses Mal nicht so eine Sache wie zur Einschulung“, sagte Ginny. Aber du kannst gerne mal die Fuhre übernehmen.“
Der 31. August war tatsächlich nichts besonderes. Harry packte James ins Auto und fuhr ihn zur Schule, wo er ihn rausließ. Für eine lange Verabschiedung blieb keine Zeit, da sich rund um die Schule der Schüleranlieferverkehr staute. Nachdem Harry wieder zu Hause war, setzte er sich auf das Sofa, und während Ginny sich zurückzog, um einen Artikel zu schreiben, nahm Harry den Tagespropheten und schaute mit einem Auge auf Lily und Albus, die zu seinen Füßen spielten. Doch Lily fand die Gegenwart ihres Vaters zu verlockend, stand auf, tapste zu ihm herüber, kletterte sehr mühsam auf das Sofa und krabbelte Harry auf den Schoß, so daß er gerade noch die Zeitung weglegen konnte.
„Na, Lily?“ begrüßte er seine Tochter und legte einen Arm um sie.

Am Nachmittag erschienen Andromeda und Ted, nachdem Harry James von der Schule abgeholt hatte. Ted hatte seinen Hogwarts-Koffer dabei.
„Und, Teddy? Alle Bücher gekauft für das neue Jahr?“
„Ja, und den neuen Hogwarts-Umhang“, sagte Andromeda.
„Ich habe schon mit der Schule angefangen, Teddy! Ich bin weiter als du“, verkündete James.
„Du kommst doch erst in – ähm – fünf Jahren nach Hogwarts“, erwiderte Ted.
„Aber ich kann immer nach Hause kommen“, sagte James trotzig.
Ted und Andromeda ließen sich nicht richtig häuslich nieder, da sie ja nur eine Nacht lang blieben. Teds Hogwartskoffer und der Eulenkäfig blieben gleich neben der Haustür stehen. Andromeda hatte den Koffer sinnigerweise so gepackt, daß Teds Pyjama und Zahnbürste obenauf lagen, so daß er nur den Deckel anheben mußte, um für die Nacht gerüstet zu sein. Harrys Söhnen war das nur recht, denn so verbummelte Ted weniger Zeit und konnte schneller von ihnen mit Beschlag belegt werden. Ted hatte einige neue Kunststücke mit seiner äußeren Erscheinung einstudiert. Er konnte sein Haar wachsen und wieder kürzer werden lassen, wobei er Farben von einem sehr unnatürlich wirkendem Blau über grün bis hin zu violett und einem Bonbonton zustande brachte, der Harry sehr an Tonks erinnerte. Mit seinem Gesicht verfuhr Ted vorsichtiger, denn er variierte nur Form und Größe der Nase.
Ted wirkte zwar ruhig, aber Harry erkannte, daß sein Patenkind aufgeregt war. Denn Ted aß nicht viel und mit wenig Appetit.
„Morgen um diese Zeit sitzt du in der Großen Halle und schlägst dir den Bauch mit dem Festessen voll“, sagte Harry.
Ted machte nur: „Hm.“
„Macht das McGonagall eigentlich auch so wie damals Dumbledore, also, daß sie euch erst essen läßt und dann ihre Rede hält?“ fragte Ginny. „Ich weiß gar nicht mehr, wie sie das gemacht hat, als Harry und ich unser letztes Jahr hatten...“
„Nein, sie hält erst ihre Rede“, sagte Ted. „War jedenfalls letztes Jahr so. Andere stopfen sich schon im Zug voll, aber das mache ich nicht.“
„Sehr vernünftig“, sagte Harry. „So gut die Kesselkuchen dort auch sind – wenn man sich den Magen mit Süßkram zukleistert, kann man nachher das Festessen nicht mehr genießen.“
„Ron hat das nie gestört“, bemerkte Ginny. „Egal, was er im Zug in sich hineingestopft hat, es war immer noch Platz genug da, um ungeduldig auf den Beginn des Festessens zu warten.“
„So schlimm war's nicht“, meinte Harry. „Sonst hätte Hermione ihn deswegen zurechtgewiesen, aber das hat sie nicht getan.“
„Wie war denn euer zweites Jahr damals?“ fragte Ted. „Grandma hat mir erzählt, daß bei ihr nichts besonderes war, nur daß da alle Angst vor Voldemort hatten und froh waren, in Hogwarts in Sicherheit zu sein.“
Ginny lachte: „Bei uns war es nicht so ruhig. Schließlich war Harry auf der Schule, und da war dauernd die Zaubererwelt bedroht.“
„Hmtja“, brummte Harry.
„Erzähl mal, Harry!“ forderte Ted ihn auf.
„Au ja! Eine Geschichte!“ meldete sich James begeistert.
„Eine Geschichte erzähle ich euch gleich vor dem Zubettgehen“, sagte Harry. „Also, in meinem zweiten Jahr hat ein schwarzmagisches Teil Ginny in Besitz genommen und dazu gebracht, die Kammer des Schreckens zu öffnen.“
„Von der viele Lehrer glaubten, daß es sie gar nicht gebe, und die zumindest nie von ihnen aufgespürt worden war“, warf Ginny ein.
„Jedenfalls ist dann ein Basilisk rausgekommen und hat Schüler versteinert. Und als Ginny in die Kammer verschleppt wurde, bin ich mit Ron hinterher.“
„Ron blieb zurück, und du hast den Basilisken allein besiegt.“
„Nein, mit Fawkes' Hilfe.“
„Ach, diese Sache!“ rief Ted aus. „Das ist das, weswegen die Slytherins andere Schüler in ihren Gemeinschaftsraum gelassen hatten – gegen Eintritt. Bei euch war immer was los.“
Nach dem Essen hatte Harry Probleme, seine Kinder ins Bett zu bringen.
„Nun kommt! Ich erzähle auch die Geschichte weiter, wie es dem Drachen ergeht und wie er aus dem Verlies entkommt.“
„Aber Teddy ist doch da, dürfen wir da nicht noch etwas aufbleiben? Bittebittebitte!“ bettelte James.
„Du mußt morgen früh in die Schule, James. Und für euch, Albus und Lily, wird es auch Zeit. Also los, rauf, Zähne putzen, und dann ab ins Bett!“
„Ich komme auch mit“, versprach Ted, was die Sache vereinfachte.

Am nächsten Morgen brachte Harry zunächst James zur Schule und kehrte dann nach Hause zurück, wo er Teds Hogwartskoffer im Kofferraum und den Eulenkäfig auf der Rückbank verstaute. Ted hatte ausgiebig gefrühstückt, nachdem er am Abend vorher wenig gegessen hatte. Er und Andromeda stiegen in Harrys Auto, und Harry fuhr zum Bahnhof King's Cross. Nach einigem Kreisen fand er einen Parkplatz und ging voraus, um einen Gepäckkarren zu organisieren. Dann kehrte er zum Auto zurück und lud den Koffer und den Eulenkäfig darauf.
Im Bahnhof ging Ted schon ganz routiniert durch die Absperrung. Kein Wunder, denn im Gegensatz zu Harry damals hatte Ted Orte, zu denen er in den Weihnachts- und Osterferien gehen konnte, während Harry in Hogwarts bleiben mußte. Vorsichtig bahnten die drei ihren Weg über den Bahnsteig. Harry wurde wieder einmal angeglotzt, und er bemühte sich, es zu ignorieren. Sie fanden einen Platz hinten im Zug, was immer ein Geheimtip war. Ted schien aber beliebt zu sein, denn immer wieder wurde er von Mitschülern begrüßt, als er mit Harry und Andromeda wieder auf dem Bahnsteig stand. Überhaupt hatte Harry den Eindruck, daß die Hufflepuffs untereinander viel geselliger waren als die Gryffindors. Jedenfalls war Teds Abteil recht bald gut gefüllt. Natürlich warfen viele Schüler Seitenblicke auf Harry.
Als der Pfiff ertönte, war es Zeit, Abschied zu nehmen. Harry umarmte Ted, und Andromeda gab ihrem Enkel einen Abschiedskuß. Ted stieg ein, die Türen schlugen zu, und der Zug setzte sich unter kräftiger Dampfentwicklung der Lok und mit lauten Auspuffschlägen in Bewegung. Harry und Andromeda winkten, solange sie noch Ted sehen konnten, wie er sich aus dem Fenster lehnte und seinerseits winkte. Als der Zug verschwunden war, seufzte Andromeda: „Jetzt ist es wieder leer im Haus. Bis zu den Weihnachtsferien, noch fast vier Monate.“
„Andererseits hast du dann etwas Ruhe“, tröstete Harry.
Andromeda lächelte: „Warte mal ab, Harry, bis es deine Kinder auch erwischt und sie nach Hogwarts fahren.“
„Das könnte allerdings hart werden“, gab Harry zu.
Sie verließen Gleis neundreiviertel und gingen gemeinsam zum Auto. Andromeda kehrte mit Harry zum Grimmauldplatz zurück, um dort noch zu Mittag zu essen. Erst dann reiste sie per Flohpulver nach Hause.

Harry verließ sich nicht darauf, daß Mr Finch-Fletchley auf ihn zukommen würde. Er fragte aber auch nicht nach, da er nicht aufdringlich erscheinen wollte. Daher entschloß er sich, durch sein Haus zu gehen und festzustellen, was für Antiquitäten dort standen.
„Die Standpendeluhr hier ist jedenfalls aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“, sagte Harry zu sich selber. „Und dieses leicht chinesisch anmutende Rankenmuster nennt man 'Chinoiserie'. Und diese Kommode in der Diele ist aus dem Directoire...“
„Dad, was tust du da?“ fragte Albus, den Harrys ständige Anwesenheit zu Hause irritierte.
„Ich lerne was über Möbel“, sagte Harry und fuhr fort: „Sekretär: Chippendale. Tafel und Stühle im Eßzimmer auch.“
„Das ist ein Sofa“, bemühte sich Albus, seinem Vater behiflich zu sein.
Harry unterdrückte ein „So?“, da er wußte, daß Vier- bis Fünfjährige noch keinen Sinn für Ironie entwickelt haben. Stattdessen erläuterte er: „Sieh mal, Albus: Ein Möbel ist nicht einfach ein Möbel. Es kann ganz neu sein, es kann aber auch vor hundert Jahren hergestellt worden sein. Und dann sieht es anders aus, und das sieht man.“
„Ist hundert Jahre so richtig alt?“
„Ja.“
„Wie alt bist du?“
Harry hob eine Augenbraue und sagte: „Dreißig.“
„Ist das älter als hundert?“
Harry fühlte sich sehr peinlich berührt, als er sagte: „Hm – nein. Viel, viel jünger.“
Natürlich wußte er, daß er für Albus unvorstellbar alt war, denn er war schon immer dagewesen, seit es Albus gab. Er führte Albus hinaus in den Flur und wies auf die Kommode.
„Siehst du? Das hier ist alles sehr gerade. Und schlicht. Wenig los. Aber hier ist so etwas ähnliches wie alte Säulen, hier mit den langen Riffeln. Siehst du? Ganz früher hatten die Menschen so etwas an ihren Häusern. Siehst du?“
„Ja.“
„Das ist zweihundertzwanzig Jahre alt, kommt aus Frankreich und heißt 'Directoire'. Und wenn du mal hier guckst...“ Harry führte Albus in sein Arbeitszimmer und zeigte auf eine dort an der Wand stehende Kommode: „Und das hier ist aus England, also von hier. Zweihundertfünfzig Jahre alt, also dreißig Jahre älter. Guck dir das an: Dieser Sockel mit den rund ausgeschnittenen Füßen, diese Deckplatte, diese Metallbeschläge – das ist englischer Barock, auch Georgian genannt.“
Albus machte „hm“ und zeigte deutlich, daß er kaum etwas von dem verstand, was sein Vater da redete, und daß es ihn letztlich auch nicht so interessierte. Außerdem hatte Harry den sehr deutlichen Eindruck, daß Albus mit den Zeitangaben überhaupt nichts anfangen konnte. Albus trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen und trollte sich dann. Harry sah ihm kurz hinterher und fuhr dann fort, seine Einrichtung zu klassifizieren.
Am Nachmittag hatte Albus die merkwürdigen Vorgänge in Grimmauldplatz zwölf nicht vergessen. Harry hörte zufällig mit, wie Albus seinem aus der Schule zurückgekehrten älteren Bruder James mitteilte: „Dad spinnt. Der guckt sich unsere Möbel an und lernt sie.“
„Wie – er lernt sie?“ fragte James verständnislos.
„Er – er – er guckt sie an und sagt so komische Sachen: 'Diriktor' und so.“
Die beiden Jungen sahen sich stirnrunzelnd an. Später warf James Harry einen besorgten Blick zu. Harry überlegte, ob er sagen sollte, daß das Gespräch mitgehört hat. Aber er entschied sich dagegen: „Was ist denn James? Warum guckst du so komisch?“
„Ach, nichts.“
„Nichts? Da brauchst du doch nicht so komisch zu gucken.“
„Nichts.“
„Und wie war die Schule?“
„So wie immer.“
„Hm. Ich war heute zu Hause und habe mal unsere Möbel überprüft. Wann sie gebaut wurden und wo. Da gibt es extra Namen für, zum Beispiel 'Directoire' und so.“
Harry schaute James aufmerksam an. James sah erleichtert aus. Offensichtlich dachte dieser, daß sein Vater doch nicht übergeschnappt war.

Noch am Abend kam der ersehnte Anruf.
„Ja, Harry Potter am Apparat?“
„Guten Abend, Mr Potter. Sie werden mich nicht kennen, ich bin Mr Finch-Fletchley. Ich habe Ihre Telefonnummer von meinem Sohn Justin.“
„Ah! Guten Abend, Mr Finch-Fletchley!“
„Mein Sohn hat mir berichtet, daß Sie sich sozusagen fortbilden wollen in Sachen Antiquitäten. Und er hat sich so ausgedrückt, daß Sie vermutlich einen sehr ernsten Grund dafür haben. Da ich noch von den Erzählungen meines Sohnes weiß, wie ernst bei Ihnen die ernsten Gründe sein können, wäre ich Ihnen gerne behilflich.“
„Oh – das wäre wirklich sehr nett“, sagte Harry. „Ich habe schon einiges gelesen, aber es wäre sicher besser, das mal mit jemanden zu besprechen, der davon Ahnung hat.“
„Dann würde ich vorschlagen, daß Sie uns mal besuchen. Mein Sohn kann ja dieses – ähm – er kann apparieren, so nennt sich das wohl, können Sie das auch?“
„Ja, sicher.“
„Und ich habe gehört, daß sich Zauberer, die nicht so einen Hintergrund wie mein Sohn haben, sich in unserer Welt nicht so gut zurechtfinden.“
„Keine Sorge, Mr Finch-Fletchley, ich habe so einen ähnlichen Hintergrund wie Ihr Sohn und finde mich sehr gut zurecht. Das können Sie nicht zuletzt daran sehen, daß ich einen Telefonanschluß habe. So etwas ist bei Zauberern nämlich normalerweise unbekannt.“
„Entschuldigen Sie, Mr Potter, ich wollte Ihnen mit dieser Bemerkung nicht zu nahe treten. Ich wollte nur -“
„Kein Problem, Mr Finch-Fletchley. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie bereit sind, mich ein wenig zu unterstützen.“
Die beiden verabredeten sich für den nächsten Samstag.

Harry mußte sich nicht tarnen und demzufolge auch nicht mit dem Auto dorthin fahren, sondern konnte apparieren und war daher im Handumdrehen da. Das Haus der Finch-Fletchleys lag in Haddenham in Buckinghamshire. Das Dorf strahlte einen deutlichen Wohlstand aus, und das Haus tat es erst recht. Es war ziemlich groß, links vom Eingang befand sich eine große Garage, und Harry vermutete, daß es sich um eine Dreifachgarage handeln mußte. Das Haus war noch nicht sehr alt und bestand aus einem größeren, zweieinhalbstöckigen, und einem kleinerem, anderthalbstöckigen Teil. Harry klingelte. Ein Mann Ende fünfzig öffnete. Harry stutzte kurz, da er von den Eltern seiner Mitschüler nicht erwartet hatte, daß sie so alt waren, aber dann wurde ihm klar, daß er selbst und wohl auch Justin inzwischen dreißig Lenze zählten.
„Guten Tag, Mr Potter.“
„Guten Tag – Mr Finch-Fletchley, nehme ich an?“
„Richtig, genau der. Treten Sie bitte ein.“
„Vielen Dank. Und noch einmal danke dafür, daß Sie sich die Zeit nehmen und die Mühe machen.“
„Nicht der Rede wert. Mein Sohn hat ja ziemlich viel von Ihnen erzählt und von dieser Gruppe, die Sie gegründet haben. Er war ja auch dort Mitglied.“
Harry betrat das Haus. Auch wenn es von außen nicht alt aussah, die Inneneinrichtung bestand überwiegend aus Stilmöbeln. Zu weiteren Betrachtungen kam er nicht, denn auch Justin war da und begrüßte ihn.
„Und deine Lebensgefährtin? Und dein Kind? Wo sind die?“ fragte Harry.
„Zu Hause“, sagte Justin und ergänzte: „Ich wohne ja nicht mehr hier. Irgendwann muß man sich ja auch selbständig machen.“
Bevor die Lektion beginnen konnte, mußte erst einmal eine Teezeit eingenommen werden. Mr Finch-Fletchley zeigte sich gut informiert über die Zauberwelt und gab auch zu, daß sich seine Ehefrau anfangs dagegen ausgesprochen hatte, seinen Sohn Justin nach Hogwarts zu lassen, wo er doch mit Mühe einen Platz für ihn in Eton organisiert hatte. Harry mußte daran denken, daß Onkel Vernons und Dudleys Schule Smeltings gegen Eton vom Image her doch deutlich abfiel. Mr Finch-Fletchley berichtete auch kurz, daß er und seine Frau, die an diesem Tag auf Verwandtenbesuch war, während Voldemorts Herrschaft zuerst äußerst unangenehmen Besuch von Ministeriumszauberern und später hin und wieder von Greifern hatten, die nach Justin suchten, nachdem dieser der Vorladung vor das Kommittee zur Erfassung Muggelstämmiger nicht Folge geleistet hatte.
„So, und nun wollen wir uns mal über Antiquitäten unterhalten und darüber, wie Sie am besten gegenüber dem Händler auftreten“, schlug Mr Finch-Fletchley vor, als der Tee ausgetrunken und die Brötchen aufgegessen waren.


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