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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Dudleys erste Gartenparty

von Krabbentaucher

UGANDA WELTMEISTER 2010 - SIEG MIT 890 ZU 1040
AUSGEWOGENE PARTIE ÃœBER FÃœNF STUNDEN
RÃœCKZUG VON ZAGALLO

von Ginevra Potter

So schlimm wie 1884 über Bodmin Moor wurde es nicht, wo bekanntlich das Spiel nach sechs Monaten ohne Schnatzfang abgebrochen werden mußte, aber mit fünf Stunden und 23 Minuten gehörte die Partie Uganda gegen Brasilien zu den längsten Endspielen bei einer Quidditch-Weltmeisterschaft. Dennoch – das Publikum im Stadion in einer bulgarischen Balkanschlucht konnte sich nicht beklagen, und die Snackverkäufer auch nicht.
Was hier die gesamte Zeitspanne über geboten wurde, darf getrost als ein Spiel der Weltklasse angesehen werden, wie es sehr selten zu sehen ist. Gemessen an der Spielzeit war es auch eine relativ saubere Begegnung, denn erst nach vier Stunden häuften sich die Fouls. Aber das blieb im Rahmen und dürfte auf die zunehmende nervliche Anspannung der Spieler zurückzuführen sein. Schiedsrichter Hassan Mostafa pfiff das Spiel gewohnt souverän.
Alle Manöver aus dem Quidditch-Lehrbuch mit Ausnahme des Plumpton-Passes, bei dem bis heute umstritten ist, ob Roderick Plumpton den Schnatz im Jahr 1921 tatsächlich, wie er bis zu seinem Tod sagte, bewußt oder eher zufällig mit dem Ärmel gefangen hatte, waren in Vollendung zu sehen. Sie es die Faultierrolle, die von den Jägern beider Mannschaften immer wieder eingesetzt wurde, um den Klatschern auszuweichen, seien es die zum Teil erstaunlich präzisen Klatscher-Rückschläge, seien es Jägerangriffe in Gestalt der Falkenkopf-Angriffsformation oder von Perkins Pinzette, die mit einer gelungenen Porskoff-Täuschung abgewehrt wurde. Auch die Rückpässe waren von beiden Mannschaften intensiv trainiert worden, denn selten habe ich sie derart genau ausgeführt gesehen.
Umstritten war eine Szene in der dritten Spielstunde, als der brasilianische Jäger Eusébio seinen ugandischen Gegenspieler Butagira angeblich mit dem Transsilvanischen Trick aufhalten wollte, aber seine Hand nicht rechtzeitig zurückzog und ihn an der Nase traf. Wie auch immer – nur ein fehlerfrei ausgeführter Transsilvanischer Trick ist kein Foul, und so ging der Strafstoß durchaus in Ordnung, den Butagira auch zielsicher verwandelte.
Die Ausgewogenheit des Spiels konnte man daran erkennen, daß keine der Mannschaften mit mehr als dreißig Punkten führte, und so war es bald jedem klar, daß es auf den Sucher ankommen würde. Magid Sekagya war es, der bei einem Spielstand von achthundertneunzig zu achthundertneunzig die Entscheidung herbeiführte. Er war zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle, als sich der Schnatz zeigte, so daß sein Gegenspieler chancenlos war. Dennoch hat der Sucher Djalma Zagallo noch am frühen Morgen seinen Rückzug aus der brasilianischen Nationalmannschaft bekanntgegeben.
So ging die besonders hochklassige Quidditch-Weltmeisterschaft 2010 leider mit einem nach Expertenmeinung unnötigen Mißklang zuende. Dennoch werden sich die Hexen und Zauberer sicher noch lange erinnern an eine Weltmeisterschaft, die überragende Italiener, kreative Australier und die bekannte deutsche Betonabwehr gesehen hat. Noch spannender wäre sie gewesen, wenn Bulgarien nicht auf seinen Weltklassesucher Viktor Krum hätte verzichten müssen, der sich am Vorabend des Spiels seiner Mannschaft eine Augenentzündung zugezogen hatte. Die Erinnerung wird sicher so lange dauern, bis in vier Jahren die nächste Weltmeisterschaft angepfiffen wird, deren Austragungsort ein Tag nach dem Finale bekanntgegeben wurde: USA.

Harry legte die Zeitung zusammen, nachdem er seinen Söhnen den Artikel vorgelesen hatte. Er wäre gerne dabeigewesen, aber er mußte auch wieder seinen Dienst versehen – und natürlich die Kinder hüten. Das erledigte am Tage zwar Mrs Weasley, aber am Abend wollte Harry seine Kinder natürlich für sich haben.
„Und England? Hat England wenigstens auch gewonnen?“ fragte James.
„Ähm – nein, wie üblich untergegangen.“
„Untergegangen?“ fragte Albus, der sich darunter nichts vorstellen konnte.
„England hat verloren. Schon vor einem Monat. Gegen Neuseeland.“
„Wie im Fußball“, brummte James mißvergnügt. „Da hat England auch in die Scheiße gegriffen.“
„James!“ entrüstete sich Harry. „Man sagt so ein schmutziges Wort nicht!“
„Ist doch wahr!“ verteidigte sich James. „Der andere James hat gesagt, England hat voll abgekackt.“
„Man sagt auch nicht 'abgekackt'. Man sagt 'schlecht gespielt' oder 'verloren' oder 'hundsmiserabel gespielt', merk dir das. Und der andere James wird von seiner Mutter auch gesagt bekommen, daß er solche Wörter nicht sagen darf.“
Der andere James – das war ein Mitschüler von Harrys Stammhalter in der Grundschule, mit dem dieser auf dem Pausenhof häufig Fußball spielte, und zwar einer als Torwart, der andere als Schütze, soweit Harry das mitbekommen hatte.
„So, ihr Lieben, jetzt ist es spät, ihr müßt ins Bett. Los, marsch, ins Bad!“ kommandierte Harry nach einem Blick auf die Uhr.
„Bei Mum dürfen wir viel länger aufbleiben“, behauptete Albus.
„Mum hätte euch nicht mal den Artikel vorgelesen“, entgegnete Harry. „Auf jetzt!“
Er stand auf und scheuchte seine Söhne die Treppe hoch. Nachher würde er noch einmal bei Lily vorbeischauen und nachsehen, ob sie auch schlief. Am übernächsten Tag würde auch Ginny zurückkehren, die sich nicht so schnell loseisen konnte in Bulgarien, da es sich Viktor Krum und seine Ehefrau nicht hatten nehmen lassen, sie in ihr Haus einzuquartieren.

Zwei Tage später klingelte es. Harry wußte, wer da zurückkehrte und öffnete selbst, was ihm einen enttäuschten Blick seiner Hauselfen einbrachte.
„Ginny!“ freute er sich und breitete seine Arme aus.
„Harry!“ rief Ginny, trug ihre Reisetasche ins Haus und warf sich ihm in die Arme. „Als Gentleman hättest du eben auch die Tasche reinholen können.“
Harry gab seiner Frau einen Kuß und sagte: „Naja, du bist ja so selbständig, da -“
„Ich bin kein Teenager mehr, mein lieber dreißigjähriger Gemahl, da kann ich gewisse Höflichkeitsbeweise ganz gut -“
„Wie charmant, daß du mir mein hohes Alter unter die Nase reibst“, grinste Harry und küßte Ginny noch einmal.
Aus den Augenwinkeln sah er, daß Toby die Tasche genommen hatte und sie nun in Richtung Treppe trug.
„Ei, ei, ei, was seh' ich da? Ein verliebtes Ehepaar!“ hörte er James' Singsang hinter sich. „Guck mal Albus, die knutschen! Mum und Dad knutschen!“ hörte Harry James sagen.
„Iiih!“
Das war Albus.
Ginny löste ihre Lippen von Harrys und sagte an ihm vorbei zu den beiden Söhnen: „So ist das eben mit den Ehepaaren. Sie sind verliebt und knutschen. Ihr werdet auch mal knutschen, paßt nur auf.“
Sie gab Harry noch einen Kuß und löste sich aus Harrys Umarmung. Albus kam auf Ginny zugerannt, rief „Mum!“ und warf sich seiner Mutter in die Arme. James sagte bestimmt: „Ich knutsche nie. Und heiraten tue ich auch nicht.“
„Wir werden sehen“, sagte Harry und wandte sich kurz an Ginny: „Ich gehe nach oben und gucke nach Lily. Und nach deiner Tasche. Nicht, daß unsere Elfen es wieder übertreiben.“
„Wieso? Haben sie es in meiner Abwesenheit übertrieben?“ fragte Ginny.
Harry antwortete, den Fuß schon auf der Treppe: „Naja, wie man's nimmt. Sie versuchen eben, James und Albus die Wünsche von den Augen abzulesen, und diese Wünsche haben ziemlich häufig etwas mit Süßigkeiten und das-Zimmer-nicht-selbst-aufräumen-müssen zu tun.“

Der zwanzigste August rückte näher und damit die Gartenparty. Dudley hatte Glück mit dem Wetter, denn es wurde ein schöner Sommertag. Harry kam am fraglichen Freitag von der Arbeit nach Hause und pfefferte den Umhang in die Ecke, der sofort von Tinky aufgenommen, glattgebürstet und weggehängt wurde.
„Eigentlich wären jetzt Jeans und T-Shirt angesagt“, sagte Harry zu Ginny. „Aber ich muß ja gleich los zur Gartenparty. Was ziehe ich da an?“
„Jeans und T-Shirt?“ schlug Ginny vor.
Harry schüttelte den Kopf.
„Nein. Wenn da fremde Leute zusammenkommen, ist es sicher etwas formeller. Die Frage ist nur: Wie formell?“
„Zieh deinen Muggelanzug mit der langweiligen Krawatte an, dann paßt das schon“, meinte Ginny.
„Hast wahrscheinlich Recht“, sagte Harry, der wußte, wie sich Onkel Vernon und Tante Petunia bei solchen Gelegenheiten, die natürlich nie im Ligusterweg vier stattgefunden hatten, zurechtgemacht hatten.
Ganz sicher würde Dudley ihrem Beispiel folgen. Also ging Harry nach oben in das Schlafzimmer und zog sich seinen stockseriösen, anthrazitfarbenen Anzug an. Als einzige Auffälligkeit gönnte er sich eine grüne Krawatte, die die Farben seiner Augen widerspiegelte. Dann ging er wieder hinunter, verabschiedete sich von Ginny und den Kindern, nachdem ihm seine Frau die Autoschlüssel ausgehändigt hatte. Es war selbstverständlich, daß er mit dem eigenen Auto anreisen mußte, um keinen Verdacht zu erregen bei Emma und den ganzen Muggeln.
Während er nach Little Whinging fuhr, ging er noch mal das durch, was er sich schon den Tag über im Büro zurechtgelegt hatte. Harry wußte nicht recht, was das für eine Person war, mit der er sich würde auseinandersetzen müssen. Er vermutete aber, daß er nicht mit der Tür würde ins Haus fallen können. Er mußte sich als an Antiquitäten interessiert geben, durfte aber gleichzeitig nicht zuviel Wissen vorgaukeln, da sonst die Gefahr bestand, daß ihn die andere Person durchschauen würde, wenn sie selbst Ahnung von Antiquitäten hatte. Harry blieb nichts weiter übrig, als sich auf seine Intuition zu verlassen, die ihn glücklicherweise selten im Stich ließ.

In der Umgebung von Dudleys Haus war die Straße mit allerlei hochpreisigen Autos zugeparkt. Es handelte sich überwiegend um Autos von Mercedes, BMW und Audi, und nur ein Jaguar war dabei. Harry parkte seinen Passat in gebührender Entfernung, ging zur Haustür und klingelte. So gesehen, hätte er auch apparieren können. Emma, Dudleys Frau, öffnete.
„Oh – Harry, schön, daß du kommst!“ begrüßte sie ihn.
„Danke für die Einladung. Da habe ich doch glatt dafür gesorgt, daß ich kommen konnte“, erwiderte Harry, der ein Grinsen bei dem Gedanken daran unterdrücken mußte, daß diese Gartenparty ausschließlich auf seine Veranlassung stattfand.
Emma geleitete ihn durch das Haus in den Garten.
„Was ist mit – ähm – wie hieß er noch gleich?“ erkundigte er sich.
„Wen meinst du?“
„Euren Hosenscheißer.“
„Ah – Michael. Ja, der liegt schon im Bettchen. Wir haben ein Babyphon eingeschaltet, weil er noch nicht durchschläft.“
„Ist jetzt drei Monate alt oder so?“
„Genau.“
„Ja, das kenne ich noch“, sagte Harry abschließend, „meine drei waren auch ziemlich anstrengend in der Nacht. Das ist vorbei, dafür sind sie jetzt am Tag umso anstrengender.“
Sie hatten den Garten erreicht. Harry sah sich neugierig um und versuchte, herauszufinden, wer wohl die Zielperson sein könnte. Doch zuerst fiel sein Blick auf Piers Polkiss und dann auf Dudley – und zwar formatfüllend, denn Dudley hatte auch Harry bemerkt und stand nun vor ihm.
„Hallo, Big D!“ begrüßte Harry seinen Cousin.
„Hallo, Harry! Nimm dir 'n Drink.“
Er wies auf einen Tisch, auf dem Gläser standen.
„Ohne Alkohol“, sagte Harry, „ich muß noch fahren.“
Er sah, daß auf dem Gartengrundstück kleinere Tischchen verteilt waren. Auf dem Tisch mit den Getränken befanden sich auch mehrere Platten mit Canapées. Harry fand, daß es Zeit für ein Kompliment war: „Da habt ihr euch aber ganz schön ins Zeug gelegt.“
Dudley sagte: „Wir haben das alles bei einem Catering-Unternehmen bestellt, die haben alles geliefert, auch die Tischchen.“
Harry seufzte, nahm seinen Cousin beiseite und sagte mit gesenkter Stimme: „Big D, da sagt man nicht, 'haben alles andere gemacht' oder 'Anruf genügt' oder 'der Caterer macht alles', da sagt man, daß man furchtbar viel Arbeit hatte, aber daß man sie gerne gemacht hat.“
„Ach so“, murmelte Dudley.
„Sag mal, Dudley, wer ist denn der Typ mit dem tickenden Antiquitätendings?“
„Was? Ach so, der – siehst du da hinten den Typen mit der schwarzen eckigen Brille? Den, der so ein bißchen hager ist? Das ist Mr Egle Salvy.“
Harry spähte unauffällig in die angegebene Richtung und sah einen Mann von etwa vierzig Jahren mit zurückweichendem Haar, dessen Farbe sich nicht zwischen blond und braun entschieden hatte. Harry nickte.
„Soll ich dich vorstellen?“ schlug Dudley vor.
Harry lehnte ab: „Nein, ich muß – ähm – zufällig mit ihm ins Gespräch kommen. Ich mache das schon, es ist nicht das erste Mal, daß jemandem etwas entlocken muß.“
Er nahm sich ein Glas Orangensaft und ein Canapée und ging zwischen den Gästen hindurch. Als er Gordon, einen weiteren von Dudleys Jugendfreunden, sah, sprach er ihn an: „Na, Gordon? Wie ist es?“
„Oh – hallo, Harry! Schön, dich mal wiederzusehen. Auch wenn du bei den Bullen – 'tschuldige – bei der Polizei bist, aber du bist ja privat hier. Aber bei solchen Leuten wie dir muß man ja doch immer überlegen, ob sie nicht doch im Dienst sind.“
Wenn du wüßtest, hätte Harry beinahe gesagt, doch das schluckte er schnell hinunter und sagte stattdessen: „Jetzt am Freitagabend ist zum Glück die Woche geschafft. Ist so eine Art After-work-Party für mich, sozusagen.“
„Naja, das ist sie wohl für uns alle hier“, meinte Gordon. „Und jetzt, wo es nach der Krise langsam wieder bergauf geht...“
Harry bestätigte, daß er auch froh sei, daß die Krise nun vorbei sei und seilte sich ab. Er steckte sich das Canapée in den Mund, trank den restlichen Orangesaft aus, griff sich einen neuen und schob sich auf seine Zielperson zu. Als diese gerade ohne Gesprächspartner war, ergriff Harry die Gelegenheit und sprach sie an: „Bemerkenswert schönes Wetter, nicht wahr?“
„Ähm, ja, sehr schön, in der Tat“, antwortete Mr Salvy.
Harry nippte an seinem Orangensaft. Er mußte jetzt aufpassen, daß die Pause nicht zu lang wurde, und daß er nicht allzu forsch erschien. Schließlich fragte er: „Wohnen Sie auch hier in der Gegend?“
„Ja, in Addlestone. Und Sie?“
„In London. Camden.“
„Oh!“ Mr Salvy schien interessierter zu sein als vorhin. „Camden ist ja sozusagen ein permanenter Flohmarkt, wenn ich das so sagen darf.“
„Ja“, bestätigte Harry, „in der Tat. Wobei ziemlich viel Tinnef dabei ist, so für die Touristen. Auf Flohmärkten kann man sicher die eine oder andere Entdeckung machen, aber bei vielen habe ich den Eindruck, daß sie Chippendale-Stühle mit dem Aufdruck 'made in China' verkaufen. Also, ich bin da sehr vorsichtig.“
Mr Salvys Interesse war nun endgültig geweckt.
„Interessieren Sie sich für Antiquitäten? Haben Sie ein Sammelgebiet?“
Harry wußte, daß er jetzt auf der Hut sein mußte und sagte: „Also, interessieren tu ich mich schon dafür, aber ich fürchte, ich stehe noch ziemlich am Anfang. Und so ein richtiges Sammelgebiet habe ich noch nicht.“ Er wagte nicht zu sagen, daß er ein ganzes Haus voller Antiquitäten geerbt hatte, denn so eng wollte er mit Mr Salvy nicht bekannt werden, daß dieser ihn zu Hause aufsuchte. „Haben Sie schon Erfahrung?“
„Das will ich wohl meinen“, sagte Mr Salvy. „Ich habe vor zehn Jahren damit angefangen. Wissen Sie, ich hatte mal ein bißchen Kunstgeschichte studiert, aber mein Vater war damals der Meinung, daß ich was richtiges studieren sollte. Also bin ich Kaufmann geworden. Sie wissen ja – Betriebswirtschaft, das Fach für Leute ohne Eigenschaften. Naja, jetzt, wo ich es mir leisten kann, bin ich sozusagen auf mein Steckenpferd zurückgekehrt.“
„Haben Sie irgendein Sammelgebiet? Etwas, was sie besonders interessiert?“ fragte Harry, der hoffte, das Gespräch so in die Richtung auf den mutmaßlichen Horkrux zu lenken.
Mr Salvy nickte.
„Grafiken. Hauptsächlich, weil sie wenig Platz wegnehmen und derzeit relativ stabil im Preis sind. Außerdem wird man da seltener über's Ohr gehauen als zum Beispiel bei Gemälden.“
„Wo ist denn das ganz besonders schlimm?“ fragte Harry.
„Ich würde sagen... bei Möbeln.“
„Bei Möbeln?“
„Ja, und bei Skulpturen. Da wird dann irgendein Historismus-Kram auf alt getrimmt, also auf richtig alt, und dann teuer verkauft.“
Harry fragte sich, was Historismus war, verkniff sich die Frage aber, um nicht allzu unwissend zu erscheinen. Er wollte zurück zum Sammeln und damit zum Horkrux. Er fragte: „Und bei Grafiken wird weniger gefälscht?“
„Ja.“
„Sammeln Sie nur Grafiken?“ hakte Harry nach, der sich nicht vorstellen konnte, daß ein Zauberer ausgerechnet ein Blatt Papier aussuchen würde, um einen Horkrux daraus zu machen.
„Naja...“, sagte Mr Salvy langsam, „ich habe bis vor kurzem Uhren gesammelt. Zuerst Kaminuhren, aber die sind ja recht groß und auch ziemlich teuer, also bin ich umgeschwenkt auf kleinere Uhren. So bin ich zu den Taschenuhren gekommen.“
Harrys Instinkt sagte ihm, daß es jetzt interessant wurde.
„Sie sagten: 'Bis vor kurzem'. Heißt das, Sie sammeln Uhren nicht mehr?“
Mr Salvy zögerte, bevor er antwortete: „Ja. Also ich sammele sie nicht mehr.“
„Darf man fragen, warum?“ fragte Harry vorsichtig.
Mr Salvy schien verlegen zu sein und mit der Sprache nicht heraus zu wollen. Harry half nach: „Hat man Ihnen irgendeine Fälschung angedreht? Oder eine Kuckucksuhr, die 'wau-wau' sagt?“
Der Muggel lachte kurz und antwortete: „Nein, das nicht. Es ist... naja... etwas merkwürdig. Vielleicht etwas irrational.“
„Klingt ja unheimlich“, bemerkte Harry und bemühte sich, es so beiläufig wie möglich zu klingen zu lassen.
Mr Salvy schaute Harry verdutzt an.
„Woher – ja, das ist eigentlich ein gutes Wort dafür. Unheimlich.“
„Eine unheimliche Uhr?“
„Ja, sozusagen.“
Harry war ganz ehrlich, als er sagte: „Das interessiert mich jetzt aber brennend. Eine unheimliche Uhr? Eine Kaminuhr vielleicht?“
„Nein, eine Taschenuhr. Wissen Sie, ich habe da eine gekauft, die mir gut gefallen hat. War auch ziemlich teuer – englisch, Ende des 18. Jahrhunderts, mit einer mechanischen Spielerei. Die bestand darin, daß ein Schäfer auf der Rückseite auftauchte mit seiner Herde und die dann, wie soll ich sagen, rund herum gingen. Ziemlich aufwendiges Stück. Erstaunlich gut erhalten und voll funktionsfähig einschließlich Schlagwerk und Repetition. -Silber.“
„Klingt gut“, pflichtete Harry bei.
„Fand ich auch erst. Und im Vergleich zu dem, was für derartige Stücke – auch in Krisenzeiten – geboten wird, war der Preis auch relativ günstig, und so habe ich zugegriffen.“
„Aber dann?“ hakte Harry nach.
„Aber dann meinte zuerst meine damalige Lebensgefährtin – wir haben uns erst kürzlich getrennt, natürlich einvernehmlich – hat also meine damalige Lebensgefährtin gemeint, mit der Uhr stimme etwas nicht. Sie meinte, die würde... naja... ticken.“
Harry war enttäuscht.
„Ticken?“ fragte er. „Tun das Uhren nicht sowieso?“
„Nein, das meine ich nicht“, korrigierte Mr Salvy. „Normal ist ja 'tick-tack'. Aber meine Ex-Lebensgefährtin meinte, es wäre mehr wie Herzschlag. Also so ähnlich wie 'tack-tack – tack-tack'. Ganz unüblich. Ich habe gedacht, sie vertut sich. Also habe ich auch mal näher hingehört. Und ob es nun Einbildung war oder nicht – ich habe es auch so wahrgenommen. Und ein wenig schien es auch so zu sein, wenn die Uhr nicht aufgezogen war. Die Zeiger standen zwar still, aber irgendwie so etwas wie ein Ticken war... ähm... spürbar, sagen wir es mal so.“
„Das klingt wirklich unheimlich“, pflichtete Harry bei.
„Es kommt noch besser“, fuhr Mr Salvy fort. „Ich hatte sie mal an einer Kette mit mir geführt. Zu einer Veranstaltung. So mit Weste und Westentasche, da hatte ich sie reingesteckt. Und irgendwie war es, ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll – es war ein wenig so, als würde sich bei mir irgendetwas leicht verändern. Meine Sichtweisen oder so. Schwierig zu beschreiben.“
Harry wußte ganz genau, was Mr Salvy meinte. Er selbst hatte diese Wirkungen wahrgenommen und ganz besonders gut waren sie zu sehen gewesen bei Ron. Er war sich jetzt sicher, daß es sich um einen Horkrux handelte. Um nicht allzu informiert zu wirken, sagte er nur: „Faszinierend!“
„Es kann natürlich sein, daß auch das nur Einbildung war oder daß ich mir irgendwie den Magen verdorben hatte. Aber zusammen mit dem Ticken... Also, mir wurde das auf die Dauer zu unheimlich.“
„Und dann?“ fragte Harry, dem schon das Herz in die Hose rutschte, weil er befürchtete, daß die Uhr irgendwo unerreichbar auf einer Müllhalde liegen würde.
„Ich habe die Uhr zurückgebracht. Zum Antiquitätenhändler. Der hat sie auch anstandslos zurückgenommen.“
Harry war erleichtert, aber nur ein wenig. Was, wenn der sie weiterverkauft hatte?
„Und wissen Sie was?“
„Was?“ fragte Harry.
„Ich bin nicht der erste. Die Uhr wurde schon mal zurückgegeben. Vor... also, jedenfalls vor ein paar Jahren. Wegen derselben Sache – die Uhr war zu unheimlich und so. Bemerkenswert, nicht?“
„In der Tat, bemerkenswert“, bestätigte Harry, der das ehrlich meinte.
„Tja, und seitdem bin ich ein wenig... nun, ich lasse das mit den Taschenuhren erstmal. Die sind zwar sicher nicht alle so, aber wenn ich eine Taschenuhr kaufe, kann es sein, daß ich mir wieder diese Sache einbilde. Und das muß ich nicht haben.“
„Sicher nicht“, sagte Harry. „Mal rein interessehalber: Wo haben Sie denn so eine merkwürdige Uhr aufgetrieben?“
„Das war ein Antiquitätenhändler in Little Walsingham. Kurz hinter Fakenham.“
„Fakenham“, murmelte Harry, denn der Ortsname sagte ihm etwas, aber er wußte nicht, was.
„Das ist... ich weiß jetzt auch nicht, wie die Grafschaft heißt. Die nächstgrößere Stadt ist Norwich.“
„Norfolk!“ sagte Harry, dem wieder eingefallen war, woher den Ortsnamen kannte: In der Nähe von Fakenham befand sich der ausgediente Luftwaffenflugplatz, auf dem er den Kontaktleuten vom MI5 etwas über Zauberei gesagt und gezeigt hatte.
„Waren Sie schon mal da?“ fragte Mr Savy.
„In Fakenham, ja“, sagte Harry. „Aber nicht darüber hinaus. Und wie hieß der Händler? Vielleicht suche ich mal ihn und sein Gruselkabinett auf, der interessiert mich jetzt.“
„Das ist ein gewisser Mr Sandberg.“
„Ah, sehr interessant“, sagte Harry. „Ich werde mich aber zuerst wohl in das Antiquitätenthema einarbeiten müssen.“
„Das wäre sicher besser, wobei Mr Sandberg ein sehr seriöser Antiquitätenhändler ist, was auch nicht so häufig ist.“
Harry hatte Sorge, daß er viele wichtige Einzelheiten vergessen würde. Er seilte sich deshalb mit dem Hinweis ab, daß er auf die Toilette müsse. Er schlängelte sich zu Dudley hindurch, der gerade allein stand. Insbesondere seine Ehefrau war nirgends zu sehen.
„Dudley? Ist Emma bei Eurem Kind?“
„Ja. Ich habe gesehen, daß du dich mit Mr Salvy unterhalten hast?“
„Jep.“
„Und hast du erfahren, was du erfahren wolltest?“
„Ja, voller Erfolg. Ich müßte mal was zum Aufschreiben haben. Und auf die Toilette gehen.“
Dudley schaute Harry halb entsetzt, halb besorgt an.
„Ist es wirklich so ein... Dings?“
Harry nickte. Dudley führte ihn ins Haus, holte aus einer Kommode einen kleinen Notizblock und einen Kugelschreiber und fuchtelte mit der Hand in die Richtung, in der die Toilette lag. Harry schloß sich dort ein und setzte sich auf den Deckel. Auf dem obersten Blatt des Blocks stand der Beginn einer Einkaufsliste: „Eier, Schinken, Blumenkohl, Milch“. Harry riß das Blatt nicht ab, sondern schlug es nur um. Dann notierte er den Ortsnamen, den Namen des nächstgrößeren Ortes und des Antiquitätenhändlers. Vorsichtig riß er den Zettel ab und steckte ihn ein. Er schlug den Einkaufszettel wieder nach oben und verließ die Toilette. Den Block und den Kugelschreiber legte er wieder in die Kommode. Dann ging er hinaus in den Garten. Dort war dämmerte es schon.
„Ah – Harry, unser Mann bei der Polizei“, tönte Malcolm, dem Harry beinahe in die Arme gelaufen wäre.
„Hallo, ähm,...“, sagte Harry.
„Wir sprechen gerade von alten Zeiten. Du müßtest doch jetzt auch so um die dreißig sein, was?“
„Ja, dreißig. Ganz genau.“
„Wir sind schon richtig alte Säcke.“
„Ja, und wie...“
Es dauerte etwas, bis sich Harry loseisen konnte. Aber als es endgültig dunkel wurde, ging die Festgesellschaft allmählich auseinander, und auch Harry verabschiedete sich. Etwas müde und erschlagen stieg er in sein Auto und fuhr zurück nach Hause.

Am liebsten hätte sich Harry noch am Samstag nach Little Walsingham begeben, um den Horkrux zu kaufen und damit den wichtigsten Schritt gegangen zu sein in dieser Angelegenheit. Aber dann hatte er sich doch zurückgehalten. Er wußte, daß dieser wichtigste Schritt auch ein besonders schwieriger war, denn er mußte den Antiquitätenhändler dazu bringen, ihm den fraglichen Gegenstand zu zeigen und anzubieten, ohne daß sich Harry verdächtig verhalten mußte. Ob der Händler das so ohne weiteres tun würde, war unklar, denn immerhin hatte er wegen dieser Uhr schon Ärger mit Mr Salvy gehabt. Und es half nicht weiter, daß Harry in Antiquitätendingen völlig ahnungslos war. Er mußte also erst etwas tun, um als Sammler auftreten zu können.

Am Montag berief er erst einmal eine Versammlung der Auroren ein, um sie über den Stand der Dinge zu informieren und etwaige Gerüchte zum Verstummen zu bringen, die fraglos schon durch die Abteilung geisterten. Die Versammlung fand in dem großen Konferenzraum im ersten Stock statt. Auch Kingsley war zugegen.
„Es dürfte ja schon die Runde gemacht haben: Am Anfang des Sommers haben mich zwei von Ihnen verhaftet, nachdem ich ein fragwürdiges Buch in der Nokturngasse gekauft habe.“
Verlegenes Gelächter war die Antwort.
„Und vermutlich gehen schon die Gerüchte um, daß da eine Chefsache am Laufen ist. Die Antwort kann ich jetzt geben“, fuhr Harry fort. „Es ist eine Chefsache am Laufen. Am Freitagabend habe ich die entscheidenden Hinweise erhalten, daß in der Muggelwelt ein Horkrux im Umlauf ist. Ich muß wohl niemandem sagen, was ein Horkrux ist?“
Die Gesichter seiner Auroren und des Ministers sagten Harry, daß das nicht erforderlich war. Es entstand Unruhe.
„Gut. Ich habe eine Spur, die zu einem Antiquitätenhändler in Norfolk führt. Ich weiß auch, um was für ein Objekt es sich handelt. Es ist eine alte Taschenuhr von Ende des 18. Jahrhunderts. Der Muggel, der die Uhr gekauft hat, hat sie wieder an den Händler zurückgegeben. Das war vor mehr als einem Monat. Ich kann nur hoffen, daß der Händler das Ding nicht inzwischen weiterverkauft hat. Wenn er das getan haben sollte, müßten wir sehr massiv vorgehen, und das ginge nur mit der Hilfe der Vergißmichzentrale. Denn wir würden so sehr auf den Händler einwirken müssen, daß nachher sein Gedächtnis modifizert werden müßte. Und trotzdem: Wenn er die Uhr an einen unbekannten Kunden verkauft haben sollte, ohne sich dessen Namen notiert zu haben, ist die Spur verwischt.“
„Dann nichts wie hin, damit er die Uhr nicht verkauft – falls er sie noch hat!“ sagte Dean entschlossen.
„Nein, Dean“, entgegnete Harry. „Ich muß behutsam vorgehen. Das heißt, daß ich als Sammler auftreten muß. Und das heißt, daß ich mich erstmal in das Thema alte Uhren einarbeiten muß, um nicht als kompletter Idiot dazustehen. Und ich muß mich auch von den äußeren Umständen her anpassen. Kennt sich hier jemand mit Antiquitäten aus? Ah – also nicht.“
Niemand hatte sich gemeldet.
„Schön, dann muß ich es selbst machen. Das muß ich sowieso, weil ich hier der einzige bin, der mit Horkruxen schon zu tun hatte. Aber ich habe gehofft, daß mir jemand mit den Antiquitäten hätte helfen können. Mal sehen, wie ich das hinkriege.“
Ein Auror meldete sich und fragte: „Glauben Sie, daß Du-weißt-schon-wer zurückkommen könnte?“
Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, Voldemort ist – im Gegensatz zu Halloween 1981 – eindeutig tot. Aber wenn es ein Horkrux ist, was ich nicht sicher weiß, dann gibt es da draußen einen Mörder. Aber erstmal brauchen wir den Horkrux. Ich bitte Sie, mit Bescheid zu geben, wenn Sie etwas erfahren, wo und wie ich mich über Antiquitäten kundig machen kann.“
Kingsley meldete sich: „Und bitte strengstes Stillschweigen in dieser Sache. Keine Andeutungen nach außen, daß möglicherweise ein Horkrux im Umlauf ist. Auch und vor allem nicht gegenüber den anderen Abteilungen.“
Nach Kingsleys Vergatterung hob Harry die Versammlung auf. Nun mußte er wieder einmal einen Plan entwickeln, wie er an einen Horkrux kommen konnte. Aber dieses Mal standen ihm weder Ron noch Hermione zur Seite.


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Daniel musste nicht nur schwimmen, spielen, Dialoge sprechen und auf Monster reagieren, die später per Computer hinzugefügt wurden, sondern er trug dabei auch Schwimmflossen an Händen und Füßen. All das absolvierte er sieben Meter tief unter Wasser in völliger Dunkelheit – bis ihm die Luft ausging und er das Zeichen gab: Einer der Stuntleute schwamm dann zu ihm hin und gab ihm seine Sauerstoffmaske zurück. Eine wirklich unglaubliche Leistung.
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