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Die Aurorenzentrale - Harrys Verhaftung

von Krabbentaucher

Harry fühlte sich wie vom Schlag getroffen. Vor seinem geistigen Auge rasten schnell ein Medaillon, ein Becher, ein Diadem, ein Ring, ein Tagebuch, eine Schlange und ein Mann mit weißem, schlangenartigem Gesicht und roten Augen vorbei.
„Was für ein Antiquitätendings?“ fragte er atemlos.
„Weiß ich nicht mehr“, fragte Dudley unsicher. „Wieso? Ist es was schlimmes? Ich war mir nicht sicher -“
„Ich weiß nicht, ob es was schlimmes ist. Versuch mal, dich zu erinnern.“
„Ich krieg's nicht mehr zusammen.“
„Wann war das? Also, wann hat er dir das erzählt?“
„Vor kurzem. Wenige Tage. Was könnte das denn sein?“
„Weiß ich noch nicht“, sagte Harry und versuchte, klaren Kopf zu bekommen. „Kannst du mich mit ihm irgendwie unauffällig zusammenbringen? Was weiß ich – auf deiner Geburtstagsfeier vielleicht?“
Dudley klang fast entschuldigend: „Ich feiere meinen Geburtstag im Moment nicht. Michael hält uns alle ganz schön auf Trab. Außerdem sind fast alle Bekannten um diese Zeit verreist. Die fahren alle, bevor die Ferien anfangen, damit sie nicht von den Kindern genervt werden. Außerdem ist es im Juni billiger als im Juli.“
„Gibt es eine andere Möglichkeit?“ fragte Harry, der versuchte, nicht gereizt zu klingen. „Vielleicht eine Gartenparty im Juli? Oder bist du mal irgendwann bei ihm eingeladen?“
„So eng sind wir nicht“, stammelte Dudley. „Aber Gartenparty... das wäre eine Möglichkeit – hatten wir noch nie gehabt und Dad würde bestimmt -“
„Wäre nett, wenn du eine Gartenparty veranstalten könntest, wo ich und dieser Typ da eingeladen wären“, befahl Harry schon beinahe.
„Ist es wirklich so schlimm? Ich dachte, naja, rufste Harry mal an und hörst dir an, wie er das findet -“
„Kann sein, daß dein Bekannter sich das nur eingebildet hat“, sagte Harry. „Aber wenn nicht – dann muß das schnell gehen. Ich muß abklären, ob was dran ist oder nicht, und das kann ich nur, wenn ich das Ding in den Händen habe.“
„Ja gut, ich sehe, was ich tun kann...“ murmelte Dudley ziemlich erschlagen.
„Danke, Dudley, das wäre sehr nett. Schreib mir am besten eine E-Mail, ich bin die ganze nächste Woche nicht da. Okay?“
„Okay.“
„Bist 'n prima Kumpel, Big D. Bis dann.“
„Ja, bis dann.“
Harry legte auf und atmete durch. Ginny sah ihn von der Seite an und fragte: „Was ist denn? Magische Welt wieder in Gefahr?“
„Weiß ich noch nicht“, murmelte Harry.
„Was könnte es denn sein?“ hakte Ginny nach.
„Vielleicht... was schwarzmagisches“, nuschelte Harry.
„Was schwarzmagisches? Doch nicht etwa einer von den – Horkruxen?“
Harry sah Ginny in die haselnußbraunen Augen und wußte, daß er ihr nichts vormachen konnte.
„Kann sein“, sagte er lahm. „Vielleicht ist es auch nur Einbildung. Jedenfalls ist da etwas in der Muggelwelt unterwegs, was da vermutlich nicht hingehört.“
Obwohl Ginny ganz ruhig blieb, sah er an ihren geweiteten Augen, daß sie Angst hatte. „Aber – er ist doch tot, nicht? Du hattest doch alle Horkruxe... ich meine, ihr hattet doch alle... du weißt schon... er kann doch nicht zurück sein?“
Harry schüttelte den Kopf, wenn auch mehr, um seine Frau zu beruhigen.
„Ich denke, er ist es nicht. Wir sollten nicht voreilig urteilen, vielleicht hat dieser Muggel nur sein Ohr drangehalten und seinen eigenen Pulsschlag gehört, und der Rest ist Einbildung oder so.“ Er lehnte sich an die Wand und dachte nach. Ginny beobachtete ihn, störte ihn aber auch nicht mit Fragen. Für einen Moment dachte Harry, daß es wohl keine krisenfestere Ehefrau als Ginny geben könne, dann wandte er sich wieder dem Problem zu. Schließlich sagte er: „Voldemort ist tot, und wir haben alle Horkruxe erwischt. Als ich selbst noch einer war, hatte ich ja in seinen Geist eindringen können, und ich weiß, wie er seine Horkruxe durchgegangen ist und daß er die Verstecke aufgesucht hat. Wir haben sie alle gekriegt. Außerdem ist ja dieses Mal seine Leiche zurückgeblieben. Beim ersten Mal war er einfach verschwunden. Nein, Voldemort ist es nicht.“
„Also kein Horkrux?“ fragte Ginny, und die Sachlichkeit ihres Tons stand in merkwürdigem Widerspruch zu ihrem flehentlichen Blick.
Harry zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Kann sein, kann aber auch nicht. Horkruxe sind ja keine Erfindung von Voldemort.“
„Und wenn es einer ist...?“
„Dann läuft irgendwo da draußen ein magischer Mörder herum.“

Als Harry am Montagmorgen nach Hogwarts zur Forsetzung seiner Prüfertätigkeit zurückgekehrt war, konnte er sich zunächst kaum auf seine Aufgaben konzentrieren. Er schaffte es aber, den Gedanken an die neue Entwicklung auszublenden und sich mit den Prüfungen abzulenken, bis es Abend wurde.
„Ich müßte mal in die Bibliothek“, sagte Harry nach dem Abendessen zu Professor McGonagall. „In die Verbotene Abteilung.“
„In die verbotene Abteilung? Ist denn irgendwas?“ fragte die Schulleiterin.
„Naja, eigentlich nicht“, log Harry, „aber ich wollte schon seit längerem eine Frage klären, und da habe ich mir gedacht, keine Bibliothek ist so gut ausgestattet wie die von Hogwarts. Hermione schwört jedenfalls drauf.“
„Jaja, wenn Rose und Hugo nicht wären, würde sie hier wohl ihren Zweitwohnsitz einrichten“, sagte Professor McGonagall. „Kommen Sie allein zurecht?“
„Ich denke schon. So dringend ist das Problem ja nicht“, grinste Harry.

Später am Abend betrat er die Bibliotheksräume. Madam Pince scheuchte gerade die letzten Schüler – ausnahmslos wissensbegierige Ravenclaws – hinaus: „Sie müssen sich Ihre Zeit eben besser einteilen! Und Ihre Hausaufgaben können Sie im Gemeinschaftsraum machen, dazu ist er da.“ An Harry gewandt schnauzte sie: „Was wollen Sie denn hier? Die Bibliothek schließt gerade, und ich mache für keinen Schüler eine Ausnahme.“
„Ich – ähm – ich bin kein Schüler“, stammelte Harry, der sich auf so wundersame Weise in die Vergangenheit zurückversetzt fühlte. „Ich habe eine Erlaubnis von Professor McGonagall, Madam Pince. Für die Verbotene Abteilung.“
„Ah – ja, Sie sind ja kein Schüler mehr, Potter“, erwiderte Madam Pince in einer Art, die sehr deutlich machte, daß sie wünschte, er wäre es noch und daß sie ihm einfach die Tür vor der Nase zuschlagen könnte. „Dann bitte – treten Sie ein. Den Schlüssel geben Sie nachher bei mir ab oder bei Mr Filch.“
„Der ist ja die ganze Nacht auf, richtig? Schüler jagen“, bemerkte Harry und unterdrückte ein Grinsen.
„Schüler wie Sie früher einer waren, Potter“, giftete die alte Bibliothekarin und ging hinaus.
Harry schritt die Bücherregale entlang und gelangte in die Verbotene Abteilung. Hier war er zuletzt in seinem ersten Jahr gewesen, versteckt unter seinem Tarnumhang. Es war ein merkwürdiges Gefühl, jetzt ganz offiziell hier zu sein. In seinem Kopf kramte er nach dem Buchtitel, den ihm Hermione seinerzeit genannt hatte, als sie im Fuchsbau vor der Jagd nach den Horkruxen über die Bücher gesprochen hatten, die Dumbledore seinerzeit aus der Bibliothek hatte entfernen lassen. Harry hatte vor seiner Rückkehr nach Hogwarts noch Hermione anrufen und nach dem Titel fragen wollen, aber die Sache hier war eine Sache der Aurorenabteilung, und Hermione gehörte zur Zeit nicht einmal dem Ministerium an. Außerdem war es eine absolute Chefsache. Er hatte Ginny zu strengstem Stillschweigen auch Ron und Hermione gegenüber vergattert.
„Hieß das 'Gar böse Zauberey'?“, murmelte er. „Oder war das das, was Hermione damals herausgekramt hatte, als wir noch nicht wußten, was ein Horkrux eigentlich war?“
Harry meinte sich zu erinnern, daß in diesem Buch Horkruxe nur kurz erwähnt wurden. So blieb nur noch übrig, die Bücher durchzugehen und sich auf seine Fähigkeit zu verlassen, etwas zu gegebener Zeit wiederzuerkennen. Und er hoffte, daß sich das Buch überhaupt hier befand und nicht im Schulleiterbüro. Er konnte schlecht Professor McGonagall nach dem Buch fragen, nachdem er erklärt hatte, daß es keinen Anlaß gab. Er war zwar gut darin, Ausreden zu finden, aber seine alte Hauslehrerin war mindestens ebenso gut darin, Ausreden als solche zu erkennen. Außerdem vermutete Harry, daß sie ihn so gut kannte, daß er ein offenes Buch für sie war.
Langsam ging er Regal um Regal, Bord um Bord durch. Er fing mit den Büchern in Augenhöhe an und fuhr dann mit den Büchern fort, bei denen er sich bücken mußte. Schließlich stieg er auf die Leiter, die auf Rollen lief, und ließ sie mit dem Zauberstab Stück für Stück weiterrollen.
„'Dunkelste Künste'... 'Todesflüche'... 'Der Reiz des Unverzeihlichen'...“, las er leise die Titel von den Buchrücken ab und stockte schließlich.
Erleichtert atmete er auf. Er hatte den Titel wiedererkannt, und das Buch stand nicht im Schulleiterbüro. Harry zog das Buch mit dem Einband aus ausgeblichenem schwarzem Leder und dem Aufdruck „Geheimnisse der dunkelsten Kunst“ aus dem Regal und legte es auf einen Tisch. Erst jetzt fiel ihm ein, daß er noch gar nicht wußte, was genau er nachschlagen wollte. Eigentlich wollte er es wohl einfach nur für den Fall haben, daß er es brauchen würde. Ausleihen konnte er das Buch nicht, denn das hätte Verdacht erregt. Also würde er ein ähnliches Buch kaufen müssen, und die erste Adresse dafür war die Nokturngasse. Harry überlegte, daß er wohl kaum als Harry Potter dort auf Einkaufstour würde gehen können. Also würde er die Sache mit einem Schluck Vielsafttrank regeln müssen. Er stieg wieder auf die Leiter und stellte das Buch an seinen Platz zurück, nicht ohne sich zuvor den Titel notiert zu haben. Die Leiter schob er an das Ende des Regals, um nicht zu zeigen, wo er gesucht hatte.

Nachdem er die Bibliothek verlassen und abgeschlossen hatte, machte sich Harry auf die Suche nach Mr Filch, da er nicht mehr wußte, wo Madam Pince wohnte. Die Karte des Rumtreibers lag gut verwahrt im Schreibtisch im Grimmauldplatz zwölf. Währned er durch die Gänge ging, fragte er sich, ob Dudley schon mit seiner Frau besprochen hatte, ob eine Gartenparty eine gute Idee sei. Emma Dursley wußte schließlich nichts von der magischen Welt, und Harry stufte Dudleys Fähigkeiten zur Konspiration als nicht sehr hoch ein. Dann sah er in der Dunkelheit zwei Augen in Schienbeinhöhe aufleuchten.
„Na, Mrs Norris, du Drecksvieh? Ruf mal deinen Meister her“, flüsterte Harry der dürren Katze zu.
Da waren auch schon Mr Filchs eilig schlurfende Schritte zu hören. Keuchend näherte sich Mr Filch mit seiner Lampe.
„Aha, Schüler aus dem Bett! Das gibt Schulverweis, zumindest aber Strafarbeit. Wenn ich dran danke, wie nutzlos in meinem Büro die Peitschen -“
„Ich bin's Mr Filch, Harry Potter“, sagte Harry mit fester, lauter Stimme.
Mr Filch hielt direkt vor ihm an und zischte: „So, Potter, jetzt sind Sie zu weit gegangen. Das gibt dermaßen Punktabzug für Gryffindor, und ich hätte gerne meine Peitsche auf Ihrem nackten Rücken -“
„Ich bin hier schon seit elf Jahren draußen, und ich habe jedes Recht, hier herumzulaufen“, raunzte er den alten Hausmeister an. „Hier – das ist der Bibliotheksschlüssel, ich bin mit Madam Pince so verblieben, daß ich ihn entweder ihr oder Ihnen aushändige. Und jetzt gute Nacht, ich habe morgen noch einen anstrengenden Job zu erledigen.“
Harry ließ den Schlüssel Mr Filch in die Hand fallen und schritt davon. Hinter sich hörte er Filch sagen: „Ja, glauben Sie, ich nicht?“

Harry hatte es kaum erwarten können, daß er wieder nach Hause reisen konnte. Zunächst einmal kümmerte sich um seine Kinder und um Ginny. Sobald er aber wieder in seinem Büro saß, orderte er eine Portion Vielsafttrank. Sybil Halfpenny, Harrys frühere Ausbilderin in Tarnung und Maskierung, ließ es sich nicht nehmen, den Trank selbst zum Abteilungsleiter zu bringen. Neugierig fragte sie: „Um was handelt es sich denn? Wenn es eine Chefsache ist, dann ist es sicher etwas ganz wichtiges?“
„Ich weiß noch nicht, ob es wichtig ist, und ich will jetzt noch nicht die Pferde scheu machen“, wehrte Harry ab. „Die Sache unterliegt noch der Geheimhaltung.“
Er wußte, daß er bald mit der Sprache herauskommen mußte, weil Klartext immer noch harmloser war als irgendein Gerücht. Er mußte aber zuerst Kingsley unterrichten und begab sich in den ersten Stock.
„Du bist dir also nicht sicher“, faßte Kingsley zusammen.
„Nein. Erstmal muß ich das Ding haben. Bislang hat sich Dudley auch noch nicht gemeldet. Naja, er muß erstmal eine Begründung finden für seine Frau, warum er nun ausgerechnet jetzt eine Party machen will, wo doch erst vor kurzem das Kind geboren wurde. Das gibt mir Zeit, erstmal dieses Buch zu organisieren“, sagte Harry.
„Haben wir das nicht auch irgendwo im Ministeriumsbestand?“
„Nein, das habe ich schon nachgesehen. Und wenn, dann hätte man ja schon früher auf die Idee kommen können damals, was mit Voldemort los war, denke ich.“
„Nun, dann viel Glück. Ich habe jedenfalls noch eine interessante Zeit in Sachen Muggelbeziehungen vor mir.“
„Inwiefern?“
„Naja, vielleicht muß ich mich einem neuen Premierminister vorstellen. Die Muggel wählen doch diese Woche ein neues Unterhaus. Gut – vielleicht wird es der alte Premier schaffen...“
„Das glaube ich nicht“, sagte Harry, der sich an die Berichterstattung in den Muggelmedien zu diesem Thema erinnerte. „Gordon Brown hat fürchterliche Umfragewerte, und dasselbe trifft auf Labour zu. Jeder rechnet mit einem Sieg der Konservativen und ihrem Spitzenkandidaten.“
„Soll ja so ähnlich wie Tony Blair sein.“
„Man wird sehen.“

Nach der Unterredung ging Harry an die Oberfläche und sah sich nach einem geeigneten Haarspender um. Er hatte den Tarnumhang übergezogen und konnte sich dadurch die Leute besser ansehen. Seine erste Idee war gewesen, einem alten Obdachlosen Haare wegzunehmen, aber diese Leute sahen so gottserbärmlich aus, daß man ihren Gesichtern, in denen sich das Straßenleben eingegraben hatte, niemals einen schwarzen Magier abnehmen würde.
„Gut, dann sehe ich mich mal bei den echten Verbrechern um“, sagte Harry zu sich selbst, „auf in den Bankendistrikt.“
Dort liefen aber nur geleckte junge Männer herum, die nur wenig älter als Harry waren. Also begab er sich dorthin, wo er einen bunten Mix vermutete: Ins Kaufhaus Harrods. Dafür sprach auch, daß es inzwischen angefangen hatte, zu regnen. Allerdings mußte er hier sichtbar bleiben, da sonst zu viele Menschen mit ihm zusammenstoßen würden. Nach einer Stunde hatte er endlich die geeigneten Haare: Sie gehörten einem mürrisch aussehenden älteren Mann, dem es gefallen hatte, sein Haar etwas länger wallen zu lassen, und der einen großen Bart trug. Harry zögerte nicht lange. Er kehrte kurz in sein Büro im Ministerium zurück, deponierte seinen Tarnumhang in einer der Schreibtischschubladen, warf einen schuldbewußten Blick auf die rund achtzig ZAG- und UTZ-Prüfungsarbeiten in Verteidigung gegen die dunklen Künste und holte aus einem der Schränke einen dunklen Umhang und eine Robe in einer Größe hervor, die der anzunehmenden Gestalt passen müßten. Das alles nahm er mit nach draußen. Hinter dem Müllcontainer am Besuchereingang des Ministeriums zog er sich aus und war dankbar, daß es wieder aufgehört hatte zu regnen. Dann verwandelte er sich in den mürrischen Bärtigen und zog die passenden Sachen an. Seine eigene Kleidung legte er in einer Tasche hinter den Müllcontainer und belegte sie mit einem Zauber, damit sich nicht irgendjemand daran vergreift. Rasch apparierte er in die Charing Cross Road.
Als Harry durch den Tropfenden Kessel ging, zog er kurze, aber neugierige Blicke auf sich. Er sprach Tom den Wirt an, wobei er sich um einen Akzent wie den von Viktor Krum bemühte: „Man musse auf Stein tippen, ja? Welche Stein?“
Tom verbeugte sich und sagte dienstfertig: „Ich zeige es Ihnen, folgen Sie mir.“
Er ging voran, Harry folgte. Tom öffnete die Mauer, und Harry trat in die Winkelgasse. Er ging sie hinunter und stellte fest, daß er zwar von einigen wenigen Zauberern und Hexen neugierig angeschaut wurde, aber bei weitem nicht das Aufsehen erzeugte, das er als Harry Potter immer erregte. Er bog in die schmutzige enge Gasse ab, die die Nokturngasse noch immer war, und lenkte seine Schritte direkt zu Borgin und Burkes. Harry trat ein. Auf das Türklingeln kam der inzwischen sehr alte Ladeninhaber an den Thresen gehumpelt und beäugte den Kunden kritisch.
„Ja bitte, was ich kann ich für Sie tun?“
„Gutte Tack“, krächzte Harry, „Ich suche Buch. Das ist etwas... delikat. Ich bin von weit her. Hm – habe Sie Bücher?“
„Nun“, sagte Mr Borgin, „ich führe eher alte magische Artefakte. Bücher also nur insoweit, als sie eine... Vergangenheit haben.“
Harry zog einen Notizzettel hervor, auf den er den Titel des Buches mit einer Schrift notiert hatte, die, so hoffte er, möglichst wenig mit seiner eigenen zu tun hatte.
„Habe Sie das?“
Mr Borgin nahm den Zettel interessiert entgegen und erstarrte kurz. Dann gab er den Zettel zurück.
„Bedaure, nein. Das ist doch sehr... speziell. Aber noch ein wenig weiter runter befindet sich ein Buchladen für... derartige Literatur. Versuchen Sie es doch dort einmal.“
„Danke“, sagte Harry und verließ den Laden.
Er ging die Nokturngasse noch weiter hinunter und stand schließlich vor einem kleinen Laden, der nur auf den zweiten Blick als Buchladen zu erkennen war. Im Schaufenster lagen auch ausgestopfte Tiere, und es war auch allerlei, jedoch defekt wirkendes Gerät zu sehen. Warum müssen schwarzmagische Läden immer so schäbig aussehen? fragte sich Harry und trat ein. Hinter dem Thresen stand eine alte warzige Hexe, die einem Märchenbuch der Muggel entsprungen zu sein schien. Warum müssen Inhaber schwarzmagischer Läden immer so schäbig aussehen? fragte sich Harry.
„Womit kann ich dienen?“ krächzte die Alte. „Oder schauen Sie sich nur um?“
„Mein Englisch ist nicht so gutt“, sagte Harry, zog seinen Notizzettel hervor und reichte ihn über den Thresen. „Habe Sie das?“
Die Hexe schien einen Schluckauf zu bekommen als sie die Notiz gelesen hatte.
„I-ich b-bin mir n-nicht sicher, Mr... ähm,... ich habe Ihren Namen leider nicht verstanden“, sagte sie.
„Ich habe meine Name nicht gesackt“, entgegnete Harry. „Den wolle Sie nicht wisse.“
„S-sicher, Sir...“, murmelte die Hexe und buckelte. „Wenn Sie erlauben, sehe ich mal nach...“
Sie schaute aber nicht etwa in ihren Regalen nach dem Buch, sondern wackelte nach hinten, so daß sie aus Harrys Blick verschwunden war. Er sah sich um. Ausgerissene Fußnägel waren nirgends zu sehen. Aber wie ein Buchladen sah das Geschäft nur teilweise aus, da in den Regalen auch Zaubertrankzutaten standen. Harry dachte daran, daß er die Ladenbesitzer der Nokturngasse in seiner Amtszeit schon mit der einen oder anderen Razzia überzogen hatte, und daß sie seine Auroren vergattert hatten, verdächtige Kunden zu melden. Er war gespannt, ob eine Meldung über sich selbst in der Zentralen auflaufen würde, denn wer wäre verdächtiger als ein Zauberer, der das Buch „Geheimnisse der dunkelsten Kunst“ kaufen wollte?
Die Hexe kam zurück. In ihren Händen hielt sie eine Ausgabe dieses Buches. Der schwarze Ledereinband war zwar noch nicht abgegriffen, aber die insgesamt welligen Seiten und die sich auflösenden Ecken erweckten den Eindruck, als habe das Buch einen Wasserschaden erlitten.
„Vier Galleonen, weil Sie's sind, Sir“, sagte die Hexe.
„Sieht nicht gutt aus. Zwei Galleone, und das ist noch Wucher“, erwiderte Harry, der das Buch in die Hand genommen hatte und auf die besonders schadhaften Stellen hinwies.
„Drei Galleonen, Sir, bitte, Sir, ich bin eine alte Hexe, die nicht viel Glück gehabt hat in ihrem Leben. Man verkauft so schlecht in dieser Zeit, Sir.“
„Drei Galleone für so eine schimmelige Buch?“
„Sehen Sie, Sir, seit Harry Potter – Sie haben in Ihrem Land doch auch schon von ihm gehört? – seit Harry Potter Chef der Auroren ist, haben wir keine ruhige Minute mehr hier. Niemand kann seinen Geschäften nachgehen.“
„Wolle Sie Dunkle Lord zurück?“
„Neinnein, das nicht gerade. Aber -“, sie mußte husten und wandte sich kurz ab, „aber vor der Rückkehr des Dunklen Lords wurden wir ja auch in Ruhe gelassen. Leben und leben lassen, das war unter Fudge das Motto im Ministerium. Aber jetzt, mit Potter und Shacklebolt...“
„Ist gutt, zwei Galleone und zehn Sickel“, sagte Harry energisch.
Die Hexe seufzte.
„Gut, zwei Galleonen und zehn Sickel.“
Harry zahlte und verließ den Laden. Er ging die Nokturngasse hoch in Richtung Winkelgasse, als vor ihm zwei Hexen auftauchten und ihre Zauberstäbe auf ihn richteten. Es handelte sich um Rita Dale und Sheila Pitt, mit denen Harry seine Aurorenausbildung absolviert hatte.
„Händigen Sie uns Ihren Zauberstab und das Buch aus, Sie sind verhaftet. Sie werden uns ein paar Fragen zu beantworten haben, Mister“, kommandierte Rita barsch.
Harry war für einen Moment versucht, sich zu offenbaren, entschloß sich aber dann, sein Inkognito noch aufrechtzuerhalten. Er zog langsam seinen Zauberstab hervor und übergab ihn Rita. Diese sagte zu ihrer Kollegin: „Durchsuch ihn, ob er noch etwas bei sich hat – das Buch vielleicht.“
„Sparen Sie sich die Mühe“, krächzte Harry, zog das Buch aus der Tasche seines Umhangs und übergab es Sheila.
Sie durchsuchte Harry trotzdem und förderte noch die Flasche mit dem Rückverwandlungstrank zutage. Allerdings war der Trank als solcher nicht zu erkennen, weil die Flasche nicht beschriftet war.
„Wer sind Sie? Nennen Sie uns Ihren Namen!“ sagte Sheila.
„Später“, sagte Harry leise.
„Oho! Sie zieren sich! Glauben Sie nicht, daß Sie damit Punkte bei uns gutmachen können, Mister! Los, Abmarsch! Zum Tropfenden Kessel.“

Als Gefangener von zwei Aurorinnen erregte Harry ungefähr so viel aufsehen wie er als er selbst erregt hätte. Vom Tropfenden Kessel aus reiste er mit seinen Bewacherinnen per Flohpulver ins Atrium des Ministeriums und wurde in den zweiten Stock in eines der Verhörzimmer gebracht.
„So! Ihr Name!“ schnarrte Rita.
„Harry Potter“, sagte Harry ganz ruhig.
Die beiden Aurorinnen guckten ganz verdutzt.
„Sie wollen uns doch -“, setzte Rita an, wurde jedoch von Sheila unterbrochen.
„Harry hat vorhin Vielsafttrank angefordert, so ganz unwahrscheinlich ist es nicht.“
„Aber hätte sich Harry dann einfach so festnehmen lassen? Er hätte doch was gesagt.“
„Harry nicht. Er hätte gewußt, daß er das Spiel hätte mitspielen müssen, wenn er dort eine Mission hatte“, sagte Sheila und hob Harrys Zauberstab hervor. „Hm... Stechpalme und Phönixfeder – so einen hat Harry auch...“
Rita setzte sich halb auf den Tisch vor Harry und sagte: „Wenn Sie... ähm, du, wenn du Harry bist, dann weißt du doch bestimmt, worüber wir uns während unserer Ausbildung amüsiert haben, als wir den Vielsafttrank probiert haben. Und wo das war. Also?“
Harry grinste und antwortete: „Ihr habt euch in mich verwandelt und wart ganz neugierig, wie es sich anfühlt, ein junger Mann zu sein. Und das war im Ausbildungszentrum in Wales, zwischen Ysbity Ifan und Blaenau Ffestiniog. Wir sind damals mit einem Rover P6 3500 V8 hingefahren. Ich bin gefahren, und ihr habt uns aufgehalten, weil ihr alle nacheinander auf den Pott mußtet.“
Rita sah Sheila an und sagte: „Er ist es. Der Boß persönlich. Wir haben den Chef hopsgenommen.“
„Ihr könntet meine Kleidung hinter dem Müllcontainer draußen am Besuchereingang holen und mir die Flasche dort mit dem Rückverwandlungstrank geben, das wäre doch eine Maßnahme“, schlug Harry vor. „Die Klamotten werden mit einem einfachen Ablenkungszauber gesichert.“
„Ähm – sofort, Harry“, sagte Sheila, stellte die Flasche auf den Tisch und verschwand.
Rita sah Harry an und meinte: „Wir – ähm – wir haben nicht geahnt, daß du -“
„Habt ihr wirklich ganz gut gemacht“, unterbrach Harry sie. „Wer hat euch benachrichtigt – Mr Borgin oder die Hexe aus dem, ähm, Buchladen oder was auch immer das ist?“
„Beide. Mr Borgin hat uns eine Eule geschickt, daß ein zweifelhafter Kunde sein Geschäft verlassen hat, der ein extrem schwarzmagisches Buch kaufen wollte, und daß er ihn zu diesem Buchladen geschickt habe. Und die Hexe hat uns eine Eule geschickt, daß gerade einer da wäre, der so ein Buch kaufen wolle.“
„Dann spuren die in der Nokturngasse also“, sagte Harry mit grimmiger Zufriedenheit.
Sheila kehrte zurück und legte Harrys Sachen auf den Tisch.
„Wozu dieses Buch?“ fragte Rita.
„Gibt es eine Chefsache? Irgendeine Bedrohung?“ hakte Sheila nach.
„Weiß ich noch nicht“, sagte Harry. „Ich werde es euch und den anderen Auroren sagen, bevor die Gerüchte überhand nehmen. Aber das dauert noch einige Wochen, bis ich klar sehe. Und wenn ihr jetzt bitte rausgehen würdet, ich möchte euch den Anblick meines halbnackten Körpers nicht zumuten, der ist nur für Ginny reserviert.“

In dieser Woche gab es für Harry in Sachen „Antiquitätendings“ nichts mehr zu tun. Er korrigierte die Arbeiten und sandte die Ergebnisse an Professor Tofty. Dann fand noch die obligatorische Abschlußkonferenz statt, in der die ZAG- und UTZ-Zeugnisse beschlossen wurden. Danach war erstmal wieder für ein Dreivierteljahr Ruhe an der Prüfungsfront. Kingsley mußte sich derweil einem neuen Premierminister der Muggel vorstellen: David Cameron hatte mit einem Erdrutschsieg der Torys Gordon Brown aus Downing Street Nummer zehn verdrängt. Die Muggelpresse wiederholte sogar den Begriff des Blutbades, das sie seinerzeit benutzt hatte, um 1997 den Sieg von Tony Blair und New Labour zu beschreiben.

Ginny nahm Harry beiseite: „Hör mal, bald beginnen ja die Sommerferien. Teddy kommt am ersten Juli aus Hogwarts zurück.“
„Ja, aber er geht dann erst zu Andromeda. Und James' Ferien beginnen später, nämlich am 23. Juli. Wieso?“
„Es geht darum, zu verreisen. Ich weiß, für die Kinder ist der Fuchsbau eine feine Sache. Aber meinst du nicht auch, daß wir mal ans Meer fahren könnten? So klein ist Lily ja auch nicht mehr.“
„Zwei Jahre“, stimmte Harry zu. „Aber wohin? Nach Mallorca?“
Er kicherte bei dem Gedanken, Onkel Vernon und Tante Petunia erfolglos zu fragen, ob er mit seiner Zaubererfamilie das Dursleysche Ferienhaus dort bewohnen dürfe.
„Nein, nichts weites oder kompliziertes“, sagte Ginny. „Ich dachte an eine britische Küste. Das wäre nicht so weit, und die Kinder sehen auch mal was anderes. Ins Ausland können wir später noch reisen, wenn die Kleinen größer sind. Und Teddy würde auch mal was neues sehen, nicht immer nur sein Zuhause bei Andromeda, unser Haus oder den Fuchsbau.“
„Okay. Dann können wir mit dem Auto hinfahren. Hast Du schon was im Auge?“
„Naja, ich habe mal nachgeguckt: An der Südküste, also Brighton oder so, gibt es Kiesstrand, das ist nicht so schön für die Kinder. Und in Cornwall gibt es vor allem Steilküste. Das ist noch schlechter.“
„Also?“
„Wales. Soweit ich gesehen habe, hat Wales ganz schöne Küsten.“
Harry erinnerte sich an die Fahrt zum Ausbildungszentrum, als er seine Abschlußprüfung hatte: „Die Nordküste von Wales ist ganz schön. Sandstrand, und in Conwy gibt es eine riesige Burg. Und bei schlechterem Wetter kann man von Ffestiniog aus mit der Schmalspurbahn fahren – die haben Dampfloks dort.“
„Das klingt doch nicht schlecht“, meinte Ginny.
„Organisierst du das?“ fragte Harry und bemühte sich, müde und abgespannt auszusehen.
„Wie weit bist du eigentlich mit deiner Horkrux-Geschichte?“ entgegnete Ginny.
„Das unterliegt dem Dienstgeheimnis“, sagte Harry.
„Ach“, meinte Ginny. „Wenn ich das richtig sehe, wartest du immer noch darauf, daß Dudley sich meldet und dich zu dieser Gartenparty einlädt.“
„Du weißt, daß diese Gartenparty nicht meinem Vergnügen -“
„Weiß ich, aber solange du wartest, kannst du dich auch ein bißchen tummeln. Drei lebhafte kleine Kinder sind nicht ganz ohne, weißt du?“
„Jaah, ich weiß...“

Kurz nach diesem Gespräch, am ersten Juli, begab sich Harry am Abend zum Bahnhof King's Cross, um Ted in Empfang zu nehmen. Er traf dort wie verabredet Andromeda.
„Und ihr wollt dann mit Teddy ans Meer fahren?“ fragte sie.
„Ja, aber ich muß jetzt wirklich verschärft etwas suchen, sonst müssen wir im Zelt schlafen“, sagte Harry. „Du apparierst gleich mit Teddy zu dir, wenn er angekommen ist?“
„Ja. Du siehst ihn noch früh genug. Komisch übrigens, daß sie in der Muggelschule so ganz anders Ferien haben.“
„Ist nun mal so.“
Harry schaute auf die Uhr. Der Hogwarts Expreß mußte gerade eben eingefahren sein. Angespannt schaute er auf die Barriere zwischen Gleis neun und Gleis zehn. Die ersten Schüler tauchten auf. Sie wurden von ihren Eltern in Empfang genommen, und viele schauten zu ihm herüber. Sie machten auch ihre Eltern auf Harry aufmerksam. Doch der achtete nur darauf, daß Ted kam. Endlich tauchte sein Patenkind auf, sah sich kurz um und kam dann heran.
„Hallo, Granny!“ freute er sich und umarmte zuerst Andromeda. „Hallo, Harry!“ sagte er und umarmte Harry.
Harry registrierte, daß auch Ted von vielen Schülern beobachtet wurde, und er war erleichtert, daß sich Ted nicht im geringsten eingebildet zeigte.
„Kommt, gehen wir aus dem Bahnhof“, schlug Harry vor.
Gemeinsam gingen sie hinaus. Ted erzählte, daß er ein gutes Zeugnis nach Hause brachte. Überhaupt war er von Hogwarts und von Hufflepuff begeistert: „Wir haben die netteste Hauslehrerin überhaupt!“
Vor dem Bahnhof verabschiedete sich Harry und apparierte zum Grimmauldplatz. Kaum war er in das Haus gegangen, da wurde er auch schon von Ginny mit einer Nachricht begrüßt: „Die E-Mail von Dudley ist da.“


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