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Die Aurorenzentrale - Wirklichkeit und Dichtung

von Krabbentaucher

Harry fuhr nach Süden. Tony stützte seinen Kopf mit seinem linken Arm ab, den er wiederum auf der Fensterbrüstung abgestützt hatte.
„Was ist?“ fragte Harry.
„Oh Mann, ist das eine verrückte Woche“, murmelte Tony. „Am Mittwoch glaubte ich noch, Harry Potter würde mir den garaus machen, dann ist mir nichts passiert, dann bin ich zum Haus von Harry Potter gegangen – was eine ziemliche Überwindung war – und jetzt sitze ich mit ihm und seinen Kindern im Auto und mache einen Ausflug...“
„Du hast dich eben nicht angemeldet. Und wenn man Kinder hat, muß man mit ihnen auch mal raus“, erwiderte Harry trocken. „Ich will mal sehen, wo ich einen Parkplatz finde.“
Etwa vierhundert Meter von der Millennium Bridge entfernt an der Southwark Bridge fand Harry ein Parkhaus am Nordufer der Themse. Es dauerte ein wenig, bis er alle Kinder aus dem Auto herausgeholt und Lily in den Kinderwagen gesteckt hatte. Dann ging der kleine Trupp los nach Westen. An der Themse führte kein Weg entlang, so daß sie die Upper Thames Street nehmen mußten, um zur Millennium Bridge zu kommen.
„Wieso ist es eigentlich so wichtig, daß die Zauberer alles geheim halten?“ wollte Tony wissen.
„Na, denk doch mal an die Hexenverfolgung und so weiter. Und auch im zwanzigsten Jahrhundert wurden Minderheiten verfolgt. Und heute eigentlich auch. Da geht es uns besser, wenn niemand von uns weiß. Schließlich wurden Hexen und Zauberer immer gern für alles mögliche verantwortlich gemacht. In Afrika ist das ja zum Teil heute noch so, auch wenn die meisten Muggel keine Ahnung haben, wer nun Zauberer ist und wer nicht.“
Tony hatte offenbar etwas Courage gefunden und meinte bissig: „Na, wenn die Hexen und Zauberer nicht so oft für schlechtes Wetter sorgen w-“
„Tun sie nicht!“ unterbrach ihn Harry.
„Oder zumindest sorgen sie nicht so häufig für gutes Wetter“, fuhr Tony trotzig fort.
„Wir mögen schlechtes Wetter genauso wenig“, erwiderte Harry und er sah, daß Tony auf sein T-Shirt schaute. „Das Wetter gehört zu den Dingen, auf die wir keinen Einfluß haben. Ich finde es zum Beispiel prima, daß ausgerechnet jetzt am Wochenende mal schönes Wetter ist und ich mit meinen Kindern raus kann.“
Sie bogen nach links ab und gingen die Rampe zur Millennium Bridge hoch.
„Du hast ja freundlicherweise deine Einträge etwas geändert“, nahm Harry das Gespräch wieder auf. „Was muß ich tun, damit du mir glaubst, daß ich nicht Du-weißt-schon-wer bin, dessen Spießgesellen mordend durchs Land ziehen oder gezogen sind?“
Tony antwortete nicht sofort. Harry schaute interessiert auf die Stahlkabel zu beiden Seiten der Brücke, bis sein Gegenüber endlich sagte: „Eigentlich nichts mehr. Ich glaube Ihnen jetzt.“
Harry hob verwundert die Augenbrauen.
„Oh – seit wann? Und wie kommt es zu diesem Umschwung?“
„Seit Sie die Tür aufgemacht haben vorhin.“
„Wieso?“
„Naja, ein Typ in Jeans und T-Shirt, mit einem Baby in Windeln auf dem Arm, das entspricht irgendwie nicht meiner Vorstellung von einem finsteren Bösewicht. Und dann noch zwei kleine Kinder...“
„Ich bin nicht klein!“ protestierte James.
„Nein, bist du nicht“, sagte Harry, damit Ruhe herrschte.
„Ich gehe schon zur Schule!“ bekräftigte James.
Harry murmelte Tony zu: „Sag am besten 'mit einem kleinen und einem großen Jungen', sonst gibt er nie Ruhe.“
Tony ging darauf ein: „Ähm, ja, also, dann noch mit einem kleinen und einem großen Jungen, ähm... also, das ist irgendwie nicht das, was ich mir unter dem Boß einer Mörderbande vorgestellt habe.“
Harry grinste und sagte: „Du hast einen Fürst der Finsternis erwartet und siehst jetzt einen Familiendaddy.“
„Genau.“
Sie gingen nun über die Themse hinweg. Harry und Tony schwiegen, James und Albus schauten während des Gehens gebannt durch das Geländer hindurch auf das Wasser und Lily schlief friedlich in ihrem Kinderwagen. Plötzlich rief Harry scharf: „Albus! Laß das!“
Albus hatte sich gebückt und sah auf.
„Albus! Nicht da reinfassen! Das ist Hundekacke. Du mußt doch nicht alles anpacken, Albus. Aus dem Alter müßtest du doch raus sein.“
Albus richtete sich auf. Harry sah sich um, nahm seinen Zauberstab und ließ mit einem Schlenker den Hundehaufen verschwinden.
„Praktisch“, sagte der Muggeljunge anerkennend. „Aber das ist ja ein komischer Name – Albus. Wie sind Sie darauf gekommen?“
„So hatte mal ein berühmter Zauberer geheißen. Er hatte gegen Voldemort gekämpft und dabei sein Leben verloren. Aber vorher hatte er mich mit der Aufgabe betraut, die Arbeit zu vollenden.“
Harry erzählte während des Weitergehens gerade so viel von Albus Dumbledore, aber auch über den Mord an Tonys Familie und die Verurteilung der Täter, daß er nicht zuviel verriet. Darüber erreichten sie das andere Ende der Brücke an der Tate Modern, wo sie nicht in einer langen Rampe auslief, sondern wo man einmal wenden mußte, weil die Rampe in Richtung auf den Fluß hinunterführte. Harry machte mit Tony und den Kindern jedoch kehrt, so daß sie über den Fluß hinweg zurückgingen. In der Mitte des Flusses wollten James und Albus noch ein wenig am Geländer stehen und auf das Wasser gucken. Harry lehnte sich rücklings an das Geländer und faßte Tony ins Auge.
„Wie ist das nun mit deiner Internetseite? Du siehst doch wohl ein, daß das so nicht bleiben kann.“
Tony sagte nur: „Hm.“
Harry merkte, daß er ungeduldig wurde. Er riß sich aber zusammen und sagte: „Du kannst es doch so machen, daß die Sache aussieht wie das Ergebnis deiner Phantasie. Oder gibt es nicht irgendein Ding, worüber du so eine Art Fanseite aufmachen kannst?“
„Da gibt's zur Zeit einen Hype wegen so einer Vampiergeschichte... Mit einem Vampir und einem Mädchen, die eine amerikanische Highschool besuchen. Die Mädchen fahren voll drauf ab.“
„Na bitte, das wäre doch etwas, worüber man sich auslassen könnte. Eine eigene Phantasiewelt und alles.“
„Nö. Erstens ist da keine eigene Phantasiewelt, sondern einfach Vampire, die in der normalen Welt leben, und zweitens ist es romantischer Quatsch. Meine ehemalige Freundin war total begeistert davon, und deshalb mußte ich das alles auch lesen. Aber dann auch noch darüber im Internet schreiben – nein, da stricke ich lieber meine Zauberergeschichte um.“
„So, die Mädchen fliegen drauf...“
„Pff! Das ist sogar verfilmt worden. Und seitdem sind sie scharf auf diesen Robert Pattinson. Der spielt den Vampir.“
„Rober Pattinson?“ echote Harry. „Nie gehört.“
„Ende November kommt der zweite Teil in die Kinos. Ich werde es mir nicht ansehen. Es sei denn, ich habe bis dahin eine Freundin, die das unbedingt sehen will.“
„Tja“, sagte Harry, „für die Liebe muß man manchmal Opfer bringen. Notfalls, indem man sich romantischen Quatsch ansieht.“
Tony grinste und sagte: „Aber diese Sache mit Ihnen und Voldemort würde man sicher auch verfilmen können. Da wäre doch viel Action drin, oder?“
Harry lachte und erwiderte: „Na, ich glaube, das würde den Leuten doch zu sehr an den Haaren herbeigezogen vorkommen. Ich glaube nicht, daß so ein Film Erfolg haben könnte – oder Bücher darüber. Außerdem hätte ich etwas dagegen, wenn mein Name drin vorkommen würde.“
„Ich könnte Sie ja Daniel Radcliffe nennen, nach diesem Schauspieler aus 'December Boys', und mir die Rechte an der Geschichte sichern“, schlug Tony ironisch vor. „Außerdem könnte man ja schön malerisch die Brockdale Bridge einstürzen lassen.“
„Na, trag mal nicht zu dick auf. Warum nicht gleich die Millennium Bridge, auf der wir gerade stehen?“ konterte Harry.
Tony war begeistert: „Ja, warum nicht? Wäre doch bestimmt ein schöner Effekt, immerhin ist die Brücke berühmt, und sie wäre schon einmal beinahe zusammengestürzt.“
„Ja? Wodurch?“ fragte Harry verdutzt und wurde durch James und Albus abgelenkt. „So, ihr beiden habt genug gesehen? War ja nichts los auf dem Fluß, was?“
„Doch, ein Boot“, erwiderte James.
„Ah – das habe ich gar nicht mitbekommen. Dann mal los, Jungs, gehen wir zurück zum Auto. Vielleicht ist Mum auch wieder da.“ Während sie dem nördlichen Ufer zustrebten, hakte Harry noch einmal nach: „Also, die Brücke wäre schon mal zusammengebrochen?“
„Ja – als sie eröffnet wurde, und auch danach, da hat sie seitlich zu schwingen begonnen, wenn sie voller Menschen war.“
„Weiß man auch, warum?“
„Ja, die Leute hatten zufällig die Eigenfrequenz getroffen. Und als sie begonnen hatte zu schwingen, wollten sie das durch seitliche Bewegungen ausgleichen. Dadurch haben sie alles nur noch schlimmer gemacht.“
„Aber das ist jetzt vorbei.“
„Ja. Man hat wohl irgendwelche Dämpfer eingebaut.“
„War das schon in Voldemorts Herrschaftszeit? Also so bis Mai 1998?“
Tony dachte kurz nach.
„Nein, ich glaube, die haben sie erst im Jahr 2000 eröffnet. Und so lange werden sie auch nicht daran gebaut haben.“
Harry lachte und erwiderte: „Dann solltest du das in deine Seite aufnehmen. Denn dann sagen die Leute, das sei nicht korrekt, weil man eine Brücke hätte einstürzen lassen, die es zur fraglichen Zeit noch gar nicht gab. Aber du könntest ein Problem mit dem Namen deiner Hauptfigur bekommen. Wenn es schon so einen Schauspieler gibt, wirst du den Zauberschüler in deiner Geschichte nicht auch so nennen dürfen. Bau mal lieber deine Berichte so um, daß sie mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben.“

Ginny war zwar noch nicht da, aber sie kam kurz darauf. Harry stellte ihr Tony vor. Danach rief er seine Hauselfen herbei. Tony zuckte erschrocken zusammen, als die beiden erschienen und sich verneigten.
„Aber Meister...“, sagte Tinky.
„Schon gut, Tinky, er ist zwar Muggel, aber er weiß über uns Bescheid. Ich muß euch ihm vorstellen, da er zum Mittagessen da bleibt.“
„Es ist schon Nachmittag“, wandte Tinky ein.
„Es ist Samstag, da gehen die Uhren im Hause Potter etwas anders, das wißt ihr doch, ihr seid doch nicht erst seit gestern hier“, erwiderte Harry. Und Tony erläuterte er: „Diese Wesen sind magische Wesen. Man nennt sie Elfen. Nicht ganz das, was man sich so unter Elfen vorstellt, richtig? Na, jedenfalls gehören sie zu meinem Haushalt und kochen und erledigen die Hausarbeit.“
Tony starrte die beiden kleinen Wesen immer noch ungläubig an. Dann stotterte er: „H-haben... h-hat j-jeder Zauberer solche... ähm...?“
„Nein, nur einige alte Familien und große Häuser und so“, murmelte Harry etwas verlegen.

Später in der Küche während des Essens – Harry hatte den Vorschlag der Hauselfen abgelehnt, das Essen wegen des Gastes in den Salon zu verlegen – kam Ginny auf die Frage, die Harry vergessen hatte zu stellen: „Wie bist du überhaupt in die Winkelgasse gekommen? Hat dir das jemand gezeigt?“
Tony antwortete: „Also, ich hatte mich ja verkrochen, als die beiden Männer in ihren schwarzen Umhängen in unser Haus eingedrungen sind -“
„Das war in Luton, sagt jedenfalls die Akte, richtig?“ unterbrach ihn Harry.
„Ja. Wir hatten da ein Haus. Naja, meine Tante hat mir gesagt, die Bank hätte unser Haus gehabt. Zum Glück hatte sie es verkaufen können, sonst hätte ich jetzt ganz schön viele Schulden geerbt. Mein Vater war Vorarbeiter bei Vauxhall.“
„Vauxhall – wir hatten mal einen Astra“, bemerkte Harry. „Sind ja nicht die besten Nachrichten, die man zur Zeit so hört. Angeblich zahlen die Deutschen Subventionen, damit die Werke in Deutschland nicht geschlossen werden, und in England befürchtet man genau das, also die Schließung.“
„Ja, wenigstens das muß mein Vater nicht mehr miterleben“, bestätigte Tony.
„Noch mal zurück zur Winkelgasse“, beharrte Ginny. „Wie bist du da reingekommen?“
„Ich habe wie gesagt alles gesehen. Also auch diese Zauberei von den zwei Männern. Und da habe ich gewußt: Das sind Zauberer, auch wenn es mir kein Mensch geglaubt hat. Ich wußte also, daß es sie gibt, und ich habe darauf geachtet, ob einer ein Zauberer ist oder nicht.“
„Und so nach und nach hast du einen Blick dafür entwickelt“, mutmaßte Harry.
„Genau. Und vor zwei Jahren war ich in den Sommerferien in London in der Charing Cross Road. Da habe ich erst einen Zauberer zwischen diesem Buchladen und dem Plattenladen verschwinden sehen, und dann noch eine Hexe. Da habe ich mir gedacht: Da muß doch was sein! Und als noch ein Zauberer auftauchte, da bin ich ganz nah an ihm drangeblieben – und auf dieses Weise bin ich in diese runtergekommene Kneipe gelangt. Und ich bin gleich mit durchgegangen durch diese Mauer auf dem Hinterhof. Und seitdem schaffe ich das auch so, ohne Zauberer“, bestätigte Tony Harrys Vermutungen. „Ich brauche natürlich einen Zauberer, um durch die Mauer zu kommen.“
Harry war verwirrt: „Moment, du erlebst, wie Zauberer deine Familie auslöschen, und dann hängst du dich an einen ran?“
„Tja“, sagte Tony. „Da hat wohl die Neugier über die Angst gesiegt. Und für die späteren Besuche habe ich mich dann ja verkleidet.“
„Und diese Sache mit dem Besuch außerhalb der Ferien? Wie bist du da reingekommen? Du mußtest doch selbst zur Schule“, fragte Harry, der wußte, daß er nicht offen nach einem Mitwisser fragen durfte.
„Ich gehe ja auf kein Internat“, sagte Tony. „Sonst hätte ich ja heute nicht hier sein dürfen. Das Schuljahr läuft schließlich. Wozu gibt es Wochenenden?“
„Also warst du das?“ hakte Harry nach.
„Ja.“
„Und die Besucher deiner Seite? Wie viele hast du schon überzeugt?“
„Ähm – also, ehrlich gesagt... Entweder bekomme ich E-Mails von Leuten, die mir sagen, daß ich spinne, oder ich bekomme E-Mails von Esoterikern, die sagen, daß ich nur die Hälfte wüßte – und die kommen mir dann mit Roswell und so.“
„Haben die Leute, die dich für einen Spinner halten, denn nicht versucht, in die Winkelgasse zu kommen?“
„Doch, einige davon. Aber sie haben gesagt, da wäre nur der Buch- und der Plattenladen und nichts dazwischen. Sie haben wohl sogar die Zone zwischen den Häusern abgetastet. Ich habe ihnen geschrieben, sie sollten halt auf einen Zauberer oder eine Hexe warten, aber sie haben mir geantwortet, daß sie für meinen Quatsch keine Zeit hätten. Naja.“
„Wo bist du eigentlich untergekommen – deine Eltern sind ja tot?“ fragte Ginny.
„Bei meiner Tante und meinem Onkel. Also, Tante väterlicherseits und angeheirater Onkel.“
„Bei mir war es die Tante mütterlicherseits“, bemerkte Harry. „Die hatte etwas gegen Hexen und Zauberer – und das hat sie mich auch deutlich spüren lassen. Ich hatte bei ihr, ihrem Mann und meinem Cousin nichts zu lachen gehabt.“
„Das ist bei mir zum Glück anders. Ich verstehe mich gut mit allen, also auch mit meiner Cousine. Aber das mit den Zauberern, das glauben sie mir auch nicht. Meine Tante läßt mich aber machen, weil sie meint, daß ich damit irgendwas verarbeiten würde.“
„Und sie läßt auch deine Ausflüge nach London zu?“ fragte Ginny.
„Ja, aber nicht gern. In London werden ja ziemlich viele Jugendliche von anderen Jugendlichen erstochen. Sie meint, viel gefährlicher als meine Zauberer sei der Weg zum Bahnhof.“
„Ich bringe dich nachher dorthin“, versprach Harry.
Tony seinerseits sagte zu: „Ich werde die Seite so umbauen, daß es wie eine Phantasiegeschichte aussieht. Dann bekomme ich hoffentlich auch keine verrückten E-Mails mehr.“
„Hättest du schon vor drei Jahren haben können.“
„Da habe ich ja noch gedacht, ich müßte die Welt über eine Bedrohung aufklären.“

Nachdem Harry Tony zum Bahnhof gebracht hatte – das hatte seine Zeit gedauert, weil Tonys Zug vom Bahnhof Bridge abfuhr und dieser auf der anderen Seite der Innenstadt lag – und nach Hause zurückgekehrt war, bemerkte Ginny: „Bemerkenswert – wie du das immer machst.“
„Wie ich was mache?“
„Der Typ hat dich für den Auftraggeber der Mörder seiner Familie gehalten, dann hat er befürchtet, daß du ihn auch noch umbringst – und jetzt hast du ihn ganz nett auf deine Seite gezogen und ihn davon überzeugt, das zu machen, was du willst, weil du ganz harmlos bist.“
„Das war nicht ich, das waren Lily und ihre Windeln.“

Am Sonntag war die Internetseite noch nicht geändert. Harry verfaßte aber am Montag schon einmal seinen Zwischenbericht, vervielfältigte ihn und versandte ihn an die beteiligten Abteilungen. Als er nach Feierabend nach Hause zurückgekehrt war, hatte sich noch nichts getan, außer daß sich seine Söhne auf ihn stürzten und noch ein wenig mit ihm herumtoben wollten. Harry machte sich schon Gedanken, ob die Sache für den Muggeljungen einfach zu umfangreich war, oder ob dieser es sich anders überlegt hatte.
Seine Sorgen wurden jedoch am Dienstagabend zerstreut, als er wieder einmal die Seite aufrief. Die Winkelgasse als solche war zwar geblieben, aber Tony hatte sie hinter die Erdgeschoßtoiletten von Harrods verlegt. Harry fand das in Ordnung, denn Harrods war ringsum von Straßen umgeben, so daß die Sache ausreichend unglaubwürdig war. Das Kapitel „Harry Potter“ war durch das Kapitel „Lord Voldemort“ ersetzt worden. Darin hieß es, daß letzterer vor kurzem in der Schlacht von Hogwarts von Elfen besiegt worden war. Mit einem kleinen Stich im Herzen erinnerte sich Harry daran, wie der vor Jahren verstorbene Kreacher die Hauselfen von Hogwarts in die Schlacht geführt hatte. Auch andere Inhalte waren verändert und übertrieben, Fotos gelöscht worden.
Die Krönung war allerdings ein neuer Button: „Millennium Bridge“. Harry klickte ihn an und mußte anerkennend nicken. Dort prangte ein Foto, das recht kunstvoll mit einem Bildbearbeitungsprogramm verändert worden war. Es zeigte die berühmte Brücke, wie sie zusammenbrach. Rauchsäulen umgaben sie. Auch im Text hatte Tony hingelangt:

MILLENNIUM BRIDGE

Am 15. Juli 2009 haben die Voldemort-Anhänger ihren Brückencoup von Juli 1996 wiederholt: Sie haben die berühmte Millennium Bridge in London zum Einsturz gebracht.
Es war ein grauer, wolkiger Tag, trotzdem waren viele Leute auf der Brücke. Da formte sich aus den Wolken am Himmel eine häßliche Fratze, aus der dunkle Rauchspuren heraustraten. Sie rasten hinunter zur Erde und flogen dabei an der Millennium Bridge entlang. Dabei umschwirrten sie sie wie eine Schraube. Und die Brücke schwankte, zerbrach in mehrere Teile und stürzte in die Themse.
Das war nichts anderes als ein böser Zauber. Und die Anhänger Voldemorts hatten schon Vorarbeit geleistet, indem sie die Brücke bei ihrer Eröffnung in Schwingung versetzt haben. Und niemand hat etwas dagegen getan!

Harry grinste. Das war so dick aufgetragen, daß niemand auch nur auf die Idee kommen könnte, daß die Geschichte mit den Zauberern einen wahren Kern haben könnte.

Harry hatte am nächsten Tag sehr kurzfristig eine Konferenz der beteiligten Abteilungen einberufen und die fraglichen Seiten ausgedruckt. Als die Konferenzteilnehmer gegen Mittag im Konferenzsaal erschienen, waren sie zum Teil etwas sauer, weil Harry sie von ihrer Arbeit weggeholt hatte. Andererseits war auch Kingsley gekommen, und wenn der Zaubereiminister eine Sitzung wahrnahm, konnte man nicht fernblieben.
„So wird kein Muggel mehr auf den Gedanken kommen, daß es eine Zauberwelt gibt“, faßte Harry seinen Bericht zusammen, den er erstattet hatte.
„Aber die Millennium Bridge steht doch noch – das stimmt doch alles nicht...“, bemerkte eine Hexe.
Harry atmete langsam und tief ein und aus. „Darum geht es ja gerade“, seufzte er. „Je weiter hergeholt, umso besser. Bleibt noch die Frage: Was machen wir mit diesem Tony Corrigan?“
„Jetzt, wo das Problem gelöst ist, können wir ja zum Zuge kommen und sein Gedächtnis verändern“, schlug ein Zauberer vom Kommittee für muggelgerechte Entschuldigungen vor.
Harry fühlte zwar einen großen Widerwillen gegen diesen Vorschlag, sagte aber vorerst noch nichts. Ein Vergißmich sprach ihm da eher aus dem Herzen: „Ich habe meine Zweifel, ob wir da einen wirkungsvollen und vor allem stabilen Gedächtniszauber hinbekommen. Bedenken wir mal, daß es durchaus möglich ist, einen Gedächtniszauber zu durchbrechen.“
„Ist es auch Muggeln möglich?“ warf ein anderer Zauberer ein.
„Das wissen wir nicht“, gab der Vergißmich zu. „Aber es ist jedenfalls so, daß es Zauberern umso leichter fällt, den Gedächtniszauber zu durchbrechen, je einschneidender das Ereignis war, das es zu vergessen gilt. Immerhin hat es innere Spuren hinterlassen. Im Fall dieses Muggeljungen handelt es sich um den Mord, durch den seine ganze Familie ausgelöscht wurde, und diese Erinnerung hat sich ihm vor langer Zeit eingebrannt. Außerdem könnte seine Erinnerung wieder einsetzen, wenn er seine eigenen Veröffentlichungen ansieht.“
Kingsley schaltete sich ein: „Sie meinen also, daß ein Gedächtniszauber hier riskanter wäre, als wenn wir es einfach laufen ließen?“
„Bisher hat er ja – abgesehen von der Internetseite – keinen Schaden angerichtet“, warf Dean ein.
„Es muß aber schon einen guten Grund geben, warum dieser Muggel Kenntnis haben sollte“, sagte ein Zauberer, der sich mit den Muggelbeziehungen befaßte, und zählte auf: „Der Premierminister als Regierungschef der Muggel ist die wichtigste Ausnahme des Geheimhaltungsabkommens. Dann sind da natürlich die nächsten Angehörigen von Zauberern beziehungsweise die Leute, die die Vormünder von Zauberern sind. Und natürlich Eheleute von Zauberern.“
„Sie vergessen die Muggel, deren Kenntnis der magischen Gemeinschaft von Nutzen sein könnte“, brach Harry sein Schweigen.
„Das ändert nichts daran, daß ein Grund vorhanden sein muß, sonst müssen wir versuchen, sein Gedächtnis zu verändern, oder wir bekommen Ärger mit der Internationalen Zauberervereinigung“, gab ein Mitglied der britischen Sektion der Internationalen Zauberervereinigung zu bedenken.
„Das ist ein gewichtiges Argument“, räumte Kingsley ein. „Immerhin muß ich den anderen Ministern Bericht erstatten darüber, wie wir die Affaire gehandhabt haben. Harry, fällt dir etwas ein?“
Harry hatte schon einige Zeit darüber nachgedacht und präsentierte seine Lösung: „Wir könnten es so machen wie bei den MI5-Leuten: Dieser Corrigan könnte zu einem unserer Informanten aus der Muggelwelt werden. Damit würden wir auch jeden Ärger vermeiden mit fehlschlagenden Gedächtniszaubern.“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Nun – Tony hat mir gesagt, daß er häufig E-Mails bekommt.“ Wegen der vielen verständnislosen Blicke sagte Harry: „E-Mails sind elektronische Post. Habe ich schon mal erklärt, meine ich. Also, wie dem auch sei: Er erhält Reaktionen von Leuten, die auf seine Seite kommen. Und das heißt, daß er als erster mitbekommen dürfte, wenn Muggel Kenntnis von uns erlangen sollten. Die werden ihm wahrscheinlich schreiben, daß er sich nicht über sie lustig machen solle. Dann könnte er mir derartiges weitermelden.“
Die Hexen und Zauberer berieten sich tuschelnd. Bald zeichnete sich eine Zustimmung ab. Kingsley nahm die Stimmung auf, indem er sagte: „Gut, Harry, dein Vorschlag ist angenommen. Schreibe an diesen Muggel, und wenn er einwilligt, ist die Sache hier ausgestanden.“

Harry mailte noch am Abend Tony an. Einen Tag später lag dessen Antwort vor. Er erklärte sich bereit, mit Harry zusammenzuarbeiten, indem er ihn von Personen berichten würde, die versuchen, ihn davon zu überzeugen, daß es Zauberer tatsächlich gab. Harry war überzeugt davon, daß das niemals der Fall sein würde, da Tony bisher E-Mails erhalten hatte, in denen er zum Spinner erklärt worden war, wenn man von dem Quatsch absah, den ihm Esoteriker geschickt hatten.

Nachdem Harry seine Chefsache so erfolgreich abschließen konnte, plante er einen kurzen Wochenendurlaub im Oktober im Fuchsbau. Inzwischen trudelte dann noch ein Brief von Ted ein.

Liebe Ginny!
Lieber Harry!

Mir gefällt es in Hogwarts immer besser. Ich konnte einmal sogar mit unserer Schulleiterin, Professor McGonagall, sprechen. Sie hat mir erzählt, daß mein Dad mal Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste war. Das habt ihr mir zwar schon gesagt, aber jetzt hat sie es bestätigt. Es ist übrigens komisch, daß die meisten anderen mit dem Rechnen und so nicht so zurecht kommen. Die Muggelstämmigen sind da besser. Und ich. Muß wohl an dem Unterricht liegen. Also, an dem von dir und von Granny. Zum Vorspielen bei Quidditch bin ich nicht gegangen. Im Oktober fängt hier übrigens Quidditch an: Gryffindor gegen Slytherin. Letztes Jahr hat Ravenclaw den Pokal gewonnen. Die Gryffindors sind so eine Art Fanclub von euch und sprechen immer noch davon, daß ihr die erfolgreichste Mannschaft hattet.

Viele Grüße
Teddy

So ging der September schließlich zuende – unter anderem mit einem Parteitag von Labour in Brighton, wo man sich Mut machte, obwohl die Umfragewerte eine historische Wahlniederlage vorhersagten. Harry indessen bereitete die Fahrt seiner Familie nach Devon vor. Am Freitagnachmittag vor dem ersten Oktober-Wochenende ging es los und bei der Ankunft nach einer Autofahrt bei durchwachsenem Wetter und mit den obligatorischen häufigen Toilettenpausen – für die vor allem Lily verantwortlich war, wie James ungnädig feststellte – sah Harry, daß sein Schwiegervater Flagge zeigte. Hinter dem Hoftor stand neben dem Schuppen dessen schwarzer, auf Hochglanz polierter Morris Minor.
„Steht der hier nur so rum oder fährst du ihn auch mal?“ fragte Harry Mr Weasley nach der Begrüßung.
Mr Weasley warf einen Seitenblick auf Mrs Weasley, die aber gerade von James und Albus in Beschlag genommen wurde.
„Naja, ähm“, begann er, „es ist also so... mit dem Reisen auf Muggelart hat es Molly ja nicht so, wie du weißt.“
„Ja, ich erinnere mich.“
„Manchmal fahre ich damit runter in den Ort oder eine Runde über die Felder. Ansonsten steht er ehrlich gesagt nur hier herum, und ich beschäftige mich damit, ihn zu pflegen.“
Es wurden unbeschwerte Tage im Fuchsbau, wo James begeistert auf einem Stück Pergament zeigte, was er schon alles konnte. Sehr viel war das nach einem Monat Schule zwar noch nicht, aber es reichte aus, Albus neidisch zu machen.
„Seht ihr nicht die Gefahr, daß James sich in der Schule verplappert? So über die Zauberwelt, meine ich?“ fragte Mrs Weasley zum wiederholten Male.
„Nö, eigentlich nicht“, sagte Ginny. „Bei uns ist der Alltag ja relativ normal nach Muggelmaßstäben. Es ist nicht so, daß wir zu Hause ununterbrochen zaubern. Macht ihr ja auch nicht.“
„Und selbst wenn“, mischte sich Harry ein, „dann ist James für die Muggel eben ein fünfjähriger Junge mit einer blühenden Phantasie.“
„Sei unbesorgt“, sagte Mr Weasley zu seiner Ehefrau, „die Muggel sind Meister darin, jede Form der Magie zu ignorieren, selbst wenn sie vor ihren Nasen stattfindet.“
Harry lächelte still in sich hinein. Denn das war einer der ersten Sätze gewesen, die er von Mr Weasley gehört hatte. Dieser hatte sie auch an diesem Küchentisch gesprochen, und Harry hatte damals gerade einen Flug mit einem verzauberten Ford Anglia hinter sich.
Das Wochenende ging zu schnell vorbei. Als Harry und Ginny ihre Kinderschar auf der Rückbank ihres Passat unterbrachten und auslosten, wer fahren würde – Harry verlor und stellte schon einmal den Fahrersitz auf sich ein – verabredeten sie mit Mr und Mrs Weasley einen einwöchigen Aufenthalt im Fuchsbau in der letzten Oktoberwoche. Früher ging es nicht, denn zum ersten Mal konnte die kleine Familie nicht frei entscheiden, sondern mußte sich danach richten, wann James Schulferien hatte.

Doch vorher mußte Harry am 22. Oktober noch einen Termin in Kensington wahrnehmen. Ein Unsäglicher war, so hatte seine Frau mitgeteilt, aus unbekannten Gründen am Morgen nicht aufgewacht. Da ein Fluch als Ursache vermutet wurde, hatte Harry die Sache kurzerhand an sich gezogen und fuhr mit dem Rover 75 des Ministeriums den Westway entlang, um dann in die Wood Lane abzubiegen. Doch er konnte nicht weiterfahren, weil die Muggelpolizei ihn aufhielt.
„Tut mir leid, Sir, aber hier findet eine Demonstration statt“, erklärte der Polizist.
„Wogegen denn?“
„Ach, heute soll hier in der BBC eine Debatte stattfinden, und dieser Nick Griffin ist eingeladen. Da kochen die Gemüter hoch.“
„Nick Griffin? Dieser Typ von der Nationalistenpartei?“ echote Harry. „Bei seinen rassistischen Tiraden würde ich auch auf die Barrikaden gehen.“
„Nun, Sir, ich bin hier als Polizist und werde die Sache nicht kommentieren.“
Als Harry endlich in der Wohnung des Unsäglichen ankam, traf er einen Heiler vom St Mungo Hospital an.
„Kein Fluch, Mr Potter. Es handelt sich nur um einen schweren Fall von Drachenpocken. Sehen Sie? Die fangen gerade an, sich zu zeigen. Ich bringe ihn jetzt in das Krankenhaus, wir kümmern uns um ihn.“
Harry zog unverrichteter Dinge wieder ab, umfuhr die Anti-Griffin-Demonstration am BBC-Gebäude und kehrte ins Ministerium zurück.
„Wird Zeit, daß James' Ferien anfangen“, murmelte er.


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