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Die Aurorenzentrale - Der Urheber

von Krabbentaucher

Harry war ein wenig enttäuscht. Er hatte gedacht, daß die anderen Ministeriumszauberer wesentlich begeisterter darüber waren, daß er so schnell zu einem Erfolg gekommen war. Aber alle hatten so wenig Ahnung vom Internet und von Computern, daß ihnen seine Erläuterungen auf weiten Strecken unverständlich waren. Harry wollte zum Schluß kommen: „Jedenfalls habe ich meine Zweifel, ob es klug wäre, den Muggel mit einem Gedächtniszauber zu bearbeiten, wenn er die Seite gelöscht haben sollte. Das Ding war nun schon einige Zeit im Netz, und ich weiß nicht, für wie lange und mit welcher Resonanz. Da wäre es besser, wenn er die Sache ein wenig weiterbetreiben würde -“
Da wurde er von einem Vergißmich unterbrochen: „Was? Sie kennen doch das Geheimhaltungsabkommen! Wir dürfen keine Veröffentlichungen über die Zauberwelt in der Muggelwelt dulden! Keine Sekunde!“
„Lassen Sie mich doch ausreden!“ raunzte Harry zurück. „Ich meine das im Sinne von Desinformation. Wenn er die Sache etwas ändern würde, könnte er die Muggel in die Irre führen. Das ist doch genau das, was auch das Büro für muggelgerechte Entschuldigungen ausheckt.“
„Dazu müßte der Muggel mitspielen“, brummte der Vergißmich mißvergnügt. „Vergessen Sie nicht: So wie das, was er bisher geschrieben hat, aussieht, ist er kein Freund von uns. Wie wollen Sie ihn überreden?“
Harry gab halb nach: „Wenn ich nichts erreiche, können Sie immer noch ran. Allerdings muß ich ihn dann zumindest dazu bringen, alles zu löschen, bevor sein Gedächtnis verändert wird. Aber bitte: Das wird ein schwerer Job, denn er hat immerhin seine Familie durch Zauberer verloren, und da erst scheint er über unsere Existenz informiert worden zu sein. Das kann man nicht so einfach ummodeln. Ich jedenfalls traue mir das nicht zu.“
„Schwierig, aber nicht unmöglich“, sagte der Vergißmich. „Für diese Dinge sind wir ja die Spezialisten. Sie müssen aber erstmal Kontakt zu ihm bekommen.“
Harry war unzufrieden mit der Besprechung. Das teilte er auf dem Rückweg in die Aurorenzentrale Dean und Dennis ganz deutlich mit: „Die haben den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt! Immerhin haben wir bis zum Beweis des Gegenteils davon auszugehen, daß der Typ noch einen Gehilfen hat, und an den kommen wir wenn überhaupt nur über ihn ran.“
„Außerdem hat deine Idee mit der Desinformation etwas. Ist doch schließlich eine Ministeriumsmethode“, ergänzte Dennis.
Dean sagte plötzlich: „Warum gehst du damit nicht zu Kingsley? Wenn du ihm das alles sagst, kriegst du umfassende Vollmachten, um das alles so zu regeln, wie du das für richtig hältst!“
„Das ist es!“ pflichtete Dennis bei.
Doch Harry schüttelte den Kopf: „Wenn ich das mache, haben wir die ganze Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen gegen uns. Schließlich würde ich sie ja komplett übergehen und kaltstellen! Es ist nicht nur so, daß sie im Stockwerk direkt unter uns sitzen, wir sind bisher auch gut mit ihnen ausgekommen.“
„Das ist ein Punkt...“, murmelte Dennis.
„Du wirst das also wieder mal so machen, wie du vieles gemacht hast“, sagte Dean.
„Und wie?“
„Naja, improvisieren, die anderen überreden... diese Sachen konntest du doch schon in der Schule.“
„Mal sehen“, brummte Harry.

Am Abend hatte ToCo, wie sich der Urheber der Internetseite nannte, auf Harrys Anfrage geantwortet.

Hallo, HPotter (immer noch ziemlich gewöhnungsbedürftig)!

Einverstanden, wir treffen uns vor dem Training. Viertel vor sieben am Mittwoch, okay? Wenn du schon einen Rover 75 fährst, dann bist du wohl älter als ich gedacht habe. Ich werde mal nach einem grauen 75er Ausschau halten. Ich bin im Crawley Athletic Club. Wir trainieren montags und mittwochs im Crawley's K2 Leisure Centre, Brighton Road. Nummer weiß ich jetzt nicht, ist aber nicht zu übersehen. Wenn du aus der Stadtmitte kommst, liegt das links. Ich bin schon gespannt, was du zu erzählen hast!

Bis dann!
ToCo

Harry ergoogelte sofort den Ort dieses Zentrums und bestätigte, zum angebenen Zeitpunkt kommen zu wollen. Das Ministeriumsauto stand seit dem Nachmittag neben der Telefonzelle bereit, die als Besuchereingang fungierte. Harry hatte beim magischen Fuhrpark noch kurz nach der Besprechung mit den Leuten von der Unfallabteilung, wie er sie inzwischen nannte, das Auto angefordert, und zwar dieses spezielle Modell. Er fühlte sich ein wenig schäbig, daß er sich als Muggel gab, der Informationen hatte, obwohl er in Wahrheit der angeblich so schreckliche Harry Potter war. Aber letztlich war sein Vorgehen ohne Alternative.

Am Mittwochvormittag fuhr Harry vom zweiten Stock eine Etage tiefer in die Unfallabteilung. Natürlich schauten ihn die Zauberer, denen er im Korridor begegnete, neugierig und erstaunt an, aber er kümmerte sich nicht darum, sondern las die Schilder an den Türen. Er öffnete die Tür mit dem Schild „Vergißmich-Zentrale“. Der Raum dahinter sah – mit Ausnahme des Alarmierungssystems – genauso aus wie die Aurorenzentrale: Er war groß und durch niedrige Wände in Bürozellen unterteilt. Harry guckte in die erstbeste Bürozelle rein, die besetzt war und sprach die Hexe an: „Entschuldigen Sie, wohin muß ich mich wenden, wenn ich näheres über die Schutzzauber wissen will, die auf dem Tropfenden Kessel und der Winkelgasse liegen?“
Die Hexe schrie „huch!“ und kippte beinahe vom Stuhl. Dann stammelte sie irritiert: „W-was? W-Winkelgasse?“
„Tut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe“, sagte Harry höflich. „Ich wollte wissen, wohin ich mich wenden muß, wenn ich näheres über die Schutzzauber wissen will, die auf dem Tropfenden Kessel und der Winkelgasse liegen.“
„Oh, Sie sind's, Mr Potter. Welche Ehre, ich bin ganz überwältigt, daß Sie -“
„Das brauchen Sie nicht“, bemühte sich Harry, nicht die Geduld zu verlieren, „es reicht völlig, mir zu sagen, an wen ich mich wegen der Schutzzauber wenden muß.“
Die Hexe hatte sich inzwischen soweit gefangen, daß sie wieder zu einer geordneten Antwort in der Lage war: „Sie müßten hier durchgehen. So etwa vier oder fünf Türen weiter finden Sie auf der rechten Seite eine Tür mit dem Schild 'Büro für Verbergungszauber'. Da sind Sie richtig.“
„Danke“, sagte Harry und durchquerte die Vergißmich-Zentrale.
Im Korridor auf der anderen Seite las er die Schilder, bis er zu dem Schild mit der Aufschrift „Büro für Verbergungszauber“ gelangt war. Er klopfte an die Tür, und auf ein „Herein“ trat er ein. Die beiden Zauberer, die sich an den beiden aneinander gerückten Schreibtischen gegenübersaßen, sahen Harry verwundert an. Harry grüßte, und der Gruß wurde irritiert erwidert.
„Darf ich mich setzen?“ fragte Harry und wies auf den wackeligen Besucherstuhl vor ihm.
„Entschuldigen Sie, Mr Potter. Natürlich“, sagte der Zauberer am rechten Schreibtisch.
Harry setzte sich und begann: „Heute Abend treffe ich den Muggel. Ich habe mich mit ihm verabredet.“
„Also wissen Sie, wer er ist? Wie heißt er denn? Wo wohnt er?“
„Ich weiß nicht, wie er heißt, er nennt sich 'ToCo'“, sagte Harry leicht genervt, weil er zum Thema kommen wollte.
„Aber wenn Sie mit ihm in Kontakt stehen, dann -“
„Das habe ich doch schon gestern in der Besprechung gesagt: Wir schreiben uns E-Mails. Da weiß ich weder, wie er heißt, noch, wo er wohnt. Ich werde also heute -“
„Aber wenn Sie ihm geschrieben haben, müssen Sie doch seine Adresse haben. Wir wissen, daß die Muggelpost keine Post zustellen kann, die nicht eindeutig adressiert ist. Schließlich haben die keine Posteulen.“
Harry spürte schon, daß er kurz vor dem Überkochen war.
„E-Mails! Wir schreiben uns E-Mails! Keine Briefe! Also keine aus Papier, sondern virtuelle. Damit hat die Muggelpost gar nichts zu tun, die gehen durch die Telefonleitungen.“
„Ist das alles kompliziert! Aber so dauert es wohl nicht so lange, nicht wahr? Nur Stunden, so wie bei den Eulen?“
„Sekunden. Wenn's gut läuft, sogar nur Bruchteile von Sekunden“, brummte Harry.
„Bruchteile von...“
„... Sekunden. Richtig. Können wir dann -?“
„Das ist mir alles zu kompliziert. Was für ein Glück, daß ich mich nur noch mit Abwehrzaubern herumzuschlagen habe. Diese Dinge aus der Muggelwelt sind mir zu abstrakt. Ich bevorzuge Handfestes: Pergamente, Federn, Portschlüssel, Transportzauber, sonstige Zauber – eben Sachen, die natürlich sind und mit denen man unmittelbar etwas anfangen kann.“
„Gut“, sagte Harry, der inzwischen ziemlich gereizt war, „dann wollen wir uns mal was ganz Handfestem zuwenden: Wie funktionieren die Zauber, die auf dem Tropfenden Kessel und der Winkelgasse liegen? Wie konnte der Muggel da rein? Und wie schaffen es die Eltern muggelstämmiger Zauberer?“
„Oh, ganz einfach“, sagte der Zauberer in aufgeräumter Stimmung. „Die Winkelgasse ist unortbar, sie kann somit auf keiner Karte erscheinen. Außerdem ist sie mit einem Ich-seh-nicht-recht-Zauber ausgestattet, damit Muggel, die zufällig in ihren komischen Fluggeräten drüberfliegen, sie nicht sehen. Wenn es ein Muggel erst einmal in den Tropfenden Kessel geschafft hat und wenn ihn ein Zauberer durch die Mauer läßt, ist es für ihn kein Problem mehr, in die Winkelgasse zu gelangen und sich hier aufzuhalten.“
„Und der Tropfende Kessel?“ fragte Harry.
„Ja, der Tropfende Kessel. Der ist auch unortbar, hat auch einen Ich-seh-nicht-recht-Zauber – und einen sogenannten Muggelabwehrzauber zweiter Klasse.“
„Zweiter Klasse?“
„Ja, so nennen wir Muggelwehrzauber, die nicht absolut wirken. Um genau zu sein: Es ist ein Zauber, der bricht, sobald ein Zauberer das Vorhandensein des Tropfenden Kessels verrät, indem er den Muggel mit hineinnimmt. Auf diese Weise kommen auch die Eltern muggelstämmiger Zauberer hinein – ihre Kinder sind dann die Zauberer, die den Tropfenden Kessel verraten.“
„Also muß es einen Zauberer geben, der das Geheimhaltungsabkommen gebrochen und den Muggel ToCo in den Tropfenden Kessel hineingenommen und uns dadurch verraten hat?“
„Kann sein, muß aber nicht. Anders als beim Fideliuszauber ist das nicht vom Vorsatz des Zauberers abhängig. Es kann auch versehentlich passieren.“
„Also theoretisch auch dann, wenn ein Muggel zufällig sieht, wie ein Zauberer den Tropfenden Kessel betritt oder diesen verläßt?“
„Theoretisch ja. Praktisch aber nicht, denn dagegen schützt der Ich-seh-nicht-recht-Zauber, und der hat bislang zuverlässig funktioniert. Und um diesen Zauber zu brechen, müßte ein Muggel definitiv Kenntnis von uns Zauberern haben. Sonst kämen ja auch die Eltern von muggelstämmigen Zauberern nicht rein.“
Harry konnte sich schon ausmalen, wie der Muggel in den Tropfenden Kessel gekommen war: Durch die Ermordung seiner Familie wußte er von den Zauberern. In London hatte er zufällig gesehen, wie ein Zauberer in den Tropfenden Kessel gelangt war, und er dürfte ihm gefolgt sein.
„Danke“, sagte er, verabschiedete sich und kehrte zurück in die Aurorenzentrale.

Zum ersten Mal in seiner Laufbahn fuhr Harry am Abend mit dem Auto von der Arbeit nach Hause. Er nahm allen Mut zusammen und probierte aus, wie weit die Fuhrparkzauberer mit ihren Zaubern an dem verhältnismäßig neuen Auto gekommen waren. An einer Ampel schlängelte er sich mit dem graumetallicfarbenen Rover 75 ganz nach vorne durch, dann quetschte er sich durch einen weniger als einen Meter breiten Spalt zwischen zwei LKW, die in einer engen Straße versuchten, aneinander vorbei zu fahren. Das alles klappte hervorragend. Offenbar verfügte das Auto auch über einen Parkplatzzauber, zumindest hatte Harry vor seinem Haus noch nie so problemlos ein freies Plätzchen gefunden.
„Dad! Dad! Guck mal, was ich in der Schule gemalt habe!“ bestürmte ihn James, kaum daß Harry die Haustür hinter sich geschlossen hatte.
„Oh, das ist aber sehr schön, James!“ raffte Harry seine ganze Energie noch einmal zusammen. „Jetzt müssen wir aber zu Abend essen. Ich muß heute Abend noch mal kurz weg.“
„Aber du kommst wieder?“
„Ja, natürlich, James.“
Wenig später saß die ganze Familie unten in der Küche. Harry kam kaum dazu, selbst etwas zu essen, da er aufpassen mußte, daß seine einjährige Tochter ihr Essen nicht in der ganzen Küche verteilte. Albus konnte inzwischen sehr gut allein essen, ohne daß es ein Desaster gab.
„Und du fährst heute nach Crawley?“ fragte Ginny.
„Ja, ich will so etwa um zwanzig vor sieben dort sein. Mit dem Ministeriumsauto wird das kaum eine Viertelstunde dauern, schätze ich. Also muß ich mich so um fünf vor halb vom Acker machen.“
„Also gleich.“
„Genau. Und ich überlege, was ich anziehen soll. Es ist ja noch einmal schön und einigermaßen warm geworden. T-Shirt müßte reichen, denke ich.“
„Der Muggel wird dich aber vielleicht als Harry Potter erkennen. Vielleicht kommt es ihm wie eine Anbiederei vor, wenn du dich so kleidest wie er.“
„Woher weißt du, was er anzieht?“ fragte Harry verwundert.
„Ist nur so ein Gefühl“, sagte Ginny. „Nimm einen leichten Pulli. Den, den du jetzt trägst. Das ist nicht verkehrt.“
„Einverstanden.“
„Noch was“, sagte Ginny, „nächsten Samstag ist Saisoneröffnung. Darüber haben wie ja schon mal gesprochen. Die Kenmare Kestrels gegen die Wigtown Wanderers. Zwei sehr starke Mannschaften. Ich werde ja dort sein als Reporterin des Tagespropheten.“
„Kein Problem“, meinte Harry, „ich kümmere mich um die Kinder. Wenn das Wetter halbwegs mitspielt, werde ich mit ihnen mal ein bißchen draußen spazierengehen.“ Er blickte auf die Uhr. „Ich muß los. Bis später.“

Harry fuhr nach Süden, durchquerte die Stadt und fuhr in Waterloo auf die A23 Richtung Flughafen London Gatwick, die später zur M23 wurde. An der ersten Abfahrt nach Crawley fuhr Harry von der Autobahn runter und in die Stadt hinein. Zuerst befuhr er die Northgate Avenue, dann die S Gate Avenue, um dann am Kreisverkehr auf die Brighton Road einzubiegen. Nun hielt er Ausschau nach einem großen Gebäude, denn er hatte im Internet nachgesehen, wie der Komplex aussah.
Es war ein sehr großer Komplex, auf dem mit riesigen Lettern „K2“ geschrieben stand. Harry steuerte den Rover auf den Parkplatz. Er hielt kurz an. Es war viertel vor sieben, er war also pünktlich. Die eigene Vorgabe, etwas früher da zu sein, hatte er aber nicht erfüllt. Dazu war ihm Crawley bei aller magischen Ausstattung seines Dienstgefährts zu unbekannt. Harry überlegte. Er wußte nicht, wie „ToCo“ aussah und konnte nur vermuten, daß er ein Sportler war. Das half auf einem Sportgelände aber auch nicht weiter. „ToCo“ dagegen wußte, daß Harry mit einem graumetallicfarbenen Rover 75 unterwegs war. Also beschloß Harry, ein wenig auf dem Parkplatz herumzufahren, am besten immer in der Nähe des Haupteingangs.
Gedacht, getan: Harry rollte langsam direkt vorne am Gebäude entlang. Plötzlich winkte ihm ein großgewachsener dunkelblonder Junge, dessen Alter er auf die Schnelle noch nicht so richtig einschätzen konnte, zu. Es war zwar noch einigermaßen warm und sonnig, aber trotzdem fand Harry, daß der Junge doch sehr luftig gekleidet war. Offenbar hatte dieser sich schon für das Training umgezogen, denn er trug ein schwarzes Achselshirt mit drei gelben Querstreifen über der Brust, Turnschuhe und Shorts, die man so nur an Leichtathleten sah. Harry fuchtelte dem Jungen zu, daß er ihn gesehen hatte und nun einen Parkplatz suchen würde. Und wieder tat offenbar der Parkplatzzauber seine Wirkung: Zufällig war ein Parkplatz ganz in der Nähe frei. Harry blinkte und lenkte das Auto hinein. Er stellte den Motor ab und zog den Zündschlüssel ab.
„So, daß ist also 'ToCo'“, murmelte er, als er im Außenspiegel sah, daß der Junge von hinten herankam.
Harry öffnete die Tür und stieg aus. Der Junge erreichte ihn in diesem Moment. Er dürfte nach Harrys Schätzung zwischen 15 und 17 Jahre alt gewesen sein. Der Junge streckte seine Hand aus und sagte: „Hallo, ich bin Tony Corrigan!“
Aha, dachte Harry, demnach ist der Nick „ToCo“ lediglich eine Abkürzung. Er schlug ein und sagte: „Hallo, ich bin Harry Potter.“
Tony erstarrte. Er blickte Harry in das Gesicht, als würde er ihn zum ersten Mal richtig sehen. Harry sah in den Augen seines Gegenüber plötzlich Todesangst. Ihre Hände lösten sich, Tony taumelte ein kleines Stück rückwärts. Da seine Arme und Beine unbekleidet waren, konnte Harry gut sehen, daß sich dort Gänsehaut breitmachte. Er war sich nicht sicher, wie und ob er reagieren sollte. Er war es gewohnt, neugierig angestarrt zu werden, aber daß jemand eine derartige Angstreaktion zeigte, war ihm seit seinem zweiten Hogwartsjahr, als ihn viele Schüler für den Erben Slytherins gehalten hatten, nicht mehr untergekommen.
„Ähm“, sagte er schließlich, weil er fand, daß jemand etwas sagen sollte.
Tony rang sichtlich mit den Worten und seinem Kehlkopf. Schließlich stieß er hervor: „Jetzt haben Sie mich doch noch erwischt.“
„Naja, also das mit der Webseite, da wollte ich mit dir drüber sprechen“, sagte Harry leichthin.
„Meine Familie ist schon tot. Ich bin bereit zu sterben.“
Harry fand, daß dieser Satz nicht zu einem Jungen in eher spärlichen Sportklamotten
paßte. Außerdem sah er viel zu ängstlich aus, als daß der Satz stimmen konnte.
„Siehst aber nicht so aus“, erwiderte Harry und stellte klar, weil Tony leicht würgte: „Ich bin nicht gekommen, um dir etwas anzutun. Ich will nur vernünftig mit dir reden. Mehr nicht. Und dich überzeugen, daß du da an dem Interneteintrag etwas änderst.“
„Und dann bringen Sie mich um.“
„Nein.“
Tony schien, offenbar angesichts des vermeintlich unvermeidbaren, seine Courage wiedergefunden zu haben: „Ich war in der Winkelgasse! Ich habe gehört, wie die Leute dort von Harry Potter und Du-weißt-schon-wem gesprochen haben!“
Er machte einen Schritt rückwärts. Harry konnte gerade noch verhindern, daß seine Hand zu seinem Zauberstab zuckte. Wenn er diesen hervorholen würde, um den Jungen zum Bleiben zu bewegen, würde er alles kaputt machen, was noch nicht in Trümmern lag. Schnell sagte er: „Ich bin nicht Du-weißt-schon-wer, das war Lord Voldemort. Der war für die ganzen Morde verantwortlich.“
„Und warum reden die alle über Sie und Du-weißt-schon-wen?“
„Weil ich ihn besiegt habe.“
Die beiden sahen sich schweigend an. Tony schien hin- und herzuschwanken zwischen Bleiben und Wegrennen.
„Hör zu“, sagte Harry, um voranzukommen. „Meine Eltern wurden von Voldemort persönlich umgebracht. Mich wollte er auch umbringen. Davon habe ich diese Narbe.“ Er wischte seine Haare ein wenig beseite. „Und im Mai 1999 hatte es dann den letzten Showdown gegeben – den Voldemort verloren hat. Naja, und seine Anhänger, die Todesser, haben gerne mal Muggel einfach so umgebracht. Sie sind auch für Eisenbahnentgleisungen und die Sache mit der Brockdale Bridge verantwortlich. Aber wir haben sie alle gefaßt.“
„Und das soll ich glauben?“ schnappte Tony.
„Wäre jedenfalls nett von dir“, erwiderte Harry, der dankbar registrierte, daß die Gänsehaut bei seinem Gegenüber verschwunden war. „Ist das nicht ein wenig frisch, um so luftig bekleidet herumzulaufen?“ ergänzte er, um das Gespräch etwas aufzulockern.
„War'n bißchen früher da und habe mich schon mal umgezogen“, murmelte Tony. „Gleich ist Training.“
„Und was trainierst du?“
„Leichtathletik. Vierhundert Meter, Staffellauf und Hürdenlauf. Und so kühl ist es noch nicht.“
„Ich laufe mindestens einmal in der Woche um den Regent's Park“, sagte Harry. „Wann war denn das mit deiner Familie?“
„Vor elf Jahren“, antwortete Tony. „Da war ich fünf Jahre alt. Zwei Männer in schwarzen Kapuzenumhängen sind in unser Haus gekommen. Ich habe mich noch verstecken können, aber meine Eltern und meine Schwester haben sie umgebracht. Die Polizei hat mir nachher nicht geglaubt und irgendwas von Gas geredet. Jetzt lebe ich bei meiner Tante und meinem Onkel.“
Harry fühlte sich dem Muggeljungen plötzlich auf unangenehme Art verbunden, denn ihm war es ähnlich ergangen. Er schlug vor: „Ich gucke mal nach, ob die Todesser dafür bestraft worden sind. Das kann ja nur im Mai 1998 oder in den zehn Monaten davor gewesen sein.“ Er sah auf die Uhr. „Du mußt jetzt zu deinem Training. Was machen wir mit der Internetgeschichte?“
„So einfach lösche ich das nicht“, erwiderte Tony trotzig. „Sie kommen hier einfach an und sagen mir irgendwelche Sachen, aber ich kann sie nicht überprüfen. Und wenn ich jetzt etwas lösche, wer sagt mir, daß ich dann nicht doch dran bin?“
„Ich mache dir einen Vorschlag“, sagte Harry. „Du löschst einfach die Sache mit dem Tropfenden Kessel, setzt rein, daß Du-weiß-schon-wer Lord Voldemort war, denn in diesem Punkt bin ich etwas empfindlich, und entschärfst ein wenig die Sache mit der Zauberwelt. Meinetwegen kannst du eine Sicherheitskopie der jetzigen Version bei einem Freund deponieren, der es wieder reinsetzt, wenn Dir etwas zustoßen sollte. Was hältst du davon?“
„Hm.“
„Und ich gebe dir meine Privatanschrift und Telefonnummer. Wir sollten dann noch weiterreden. Von mir aus auch auf diesem Parkplatz hier.“
Harry öffnete die Fahrertür, angelte eine Feder und ein Stück Pergament aus der Türtasche und notierte seine Daten. Dann reichte er es Tony und ergänzte: „Aber mach was wegen dieser Seite, okay? Meine E-Mail-Adresse hast du ja, also können wir in Kontakt bleiben. Okay?“
Tony nickte.
„Tja, dann noch ein erfolgreiches Training, Tony.“
Tony wandte sich ab und ging zurück zum Zentrum. Er sah sich immer wieder um, als fürchtete er, einen Schuß in den Rücken zu bekommen. Harry stieg in das Auto und fuhr nach Hause. Während der Fahrt lief ihm immer noch nach, wie ängstlich er von dem Muggeljungen angeschaut worden war.

Am nächsten Tag gab Harry die Zündschlüssel zurück und ließ nachsehen, ob es eine Akte „Corrigan“ gab. Die gab es, und sie war sehr dünn. Harry spürte die kalte Wut in sich aufsteigen, als er die wenigen Seiten durchblätterte, denn man sah ihnen an, daß sie – abgesehen von den letzten beiden, die das Urteil enthielten – in der Zeit verfaßt worden waren, in der Voldemort das Ministerium beherrscht hatte. Von „Ein paar Muggel getötet“ war da die Rede, und „übliche muggelgerechte Entschuldigung“. Der Bericht schloß mit „nach dem Ende des Lebens im Untergrund wird damit ohnehin Schluß sein“. Da kam es Harry schon wie ein Wunder vor, daß man wenigstens die nötigsten Angaben gemacht hatte zu den Opfern: Ein Ehepaar und ihre Tochter, getötet in einem Haus in Luton am 25. Februar 1998. Das war nur wenige Monate, bevor der Spuk zuende war, dachte Harry. Er las das Urteil durch. Danach wurden sie von Jugson und Macnair umgebracht. Diese Tat ging in die lebenslangen Freiheitsstrafen auf, die sie erhalten hatten.
Am Abend überprüfte Harry nach seiner Heimkehr, was aus der fraglichen Seite geworden war. Tony hatte tatsächlich einiges überarbeitet. Er hatte die Sache mit dem Tropfenden Kessel zwar gelöscht, die Winkelgasse aber dringelassen. Tiefgreifend wurde allerdings das Kapitel über Harry geändert, wo es nunmehr hieß, daß Du-weißt-schon-wer angeblich ein gewisser Lord Voldemort sei, der von Harry Potter besiegt worden sein soll. Harry druckte die geänderten Seiten aus, um am nächsten Vormittag einen Bericht anzufertigen und diesen mit Anlagen an die beteiligten Abteilungen zu versenden – verbunden mit dem Hinweis, daß es irgendwo vermutlich eine Sicherungskopie der Ursprungsversion gebe.

Am späten Samstagvormittag stand Harry in seiner Wochendkleidung, also Jeans, T-Shirt und Turnschuhen, im Zimmer seiner Tochter und war damit beschäftigt, Lily die Windeln zu wechseln, weil er mit seinen Kindern an die Themse fahren wollte. Wie üblich hatte der Samstag früh begonnen, da Harry und Ginny bis zum Aufwachen der Kinder die Zeit im Ehebett nicht nur mit Nebeneinanderliegen verbringen wollten. Außerdem drehten sie noch die obligatorische Runde um den Park, zumal das Wetter sonnig und warm war. Nach dem späten Frühstück hatte sich Ginny dann verabschiedet, um das Quidditch-Spiel zu verfolgen. Sie war kaum zur Tür hinaus, als Lily durch lautes Weinen anzeigte, daß Harrys Windelwechselkünste gefragt waren.
Es klingelte an der Haustür. Harry hielt kurz inne, weil er sich fragte, wer es wohl sein könne. Normalerweise kündigten sich seine Besucher an, auch Ron und Hermione. Seine Hauselfen würden sich schon darum kümmern, dachte Harry und wickelte weiter. Da apparierte plötzlich Tinky im Zimmer und verbeugte sich.
„Meister, an der Tür ist ein Muggel. Toby und Tinky können nicht öffnen, da sie Hauselfen sind und Hauselfen Muggeln nicht erscheinen dürfen.“
„Ein Muggel?“ fragte Harry irritiert, vollendete schnell seine Arbeit und nahm Lily auf den Arm – aber so, daß sie ihm nicht die Brille von der Nase ziehen konnte, was sie überaus gerne tat.
Er balancierte sie die Treppe hinunter und öffnete mit der freien Hand die Tür. Ihm gegenüber stand – Tony, der Muggel, der die Harry-Potter-Seite in das Netz gestellt hatte. Harry sah Tony verdutzt an, und auch Tonys ursprünglich angespannter Gesichtsausdruck wich Überraschung. Seine Kleidung unterschied sich natürlich von der vor dem Sportzentrum, denn er trug ein T-Shirt und eine jener knielangen Hosen mit Beintaschen, die Harry viel zu bollerig fand.
„Nanu?“ entfuhr es Harry. „Was machst du denn hier?“
„Ich, ähm“, stammelte Tony. „Ich, ähm, ich wollte mit Ihnen sprechen. Sie-Sie haben mir Ihre Adresse gegeben. Ich bin heute in London.“
„Offensichtlich“, murmelte Harry, der die Bemerkung hinunterschluckte, daß Tony zum denkbar ungünstigsten Moment erschienen war. „Komm rein.“
„Ich...“
„Mach schon. Ich habe heute noch etwas vor.“
Sich unsicher umsehend trat Tony über die Schwelle in das altmodische Haus. Oben hörte man ein Klirren. Harry sah hoch. Entweder James oder Albus hatte etwas zerdeppert.
„Ich muß mich um meine Rasselbande kümmern“, sagte Harry. „Komm am besten mit hoch.“
So schnell es Lily auf dem Arm zuließ, stieg Harry die Treppe hoch. Tony folgte ihm zögernd. Harry schaute in den Salon. James war gerade dabei, einige Glasscherben mit einem Deckchen zuzudecken, das er vom Tisch gezogen hatte – glücklicherweise, ohne weiteren Schaden anzurichten. Albus schaute zu. Harry setzte Lily ab und zückte seinen Zauberstab.
„James! Nimm die Decke da weg!“
„Ich -!“ stammelte James und gehorchte.
Harry zielte auf die Scherben und sagte: „Reparo.“
Sofort fügte sich der Glaskelch wieder zusammen. Harry stellte ihn jetzt so hoch oben in einen Schrank, daß kleine Kinder nicht mehr drankamen. Tony hatte interessiert zugesehen. Harry drehte sich zu ihm um.
„Ich muß Lily noch anziehen. Wir wollten eigentlich gerade losfahren zur Themse. Lust, mitzukommen? Dann kannst du mir draußen das sagen, was du sagen wolltest. Oder wartet jemand auf dich?“
„Ähm – nein, ich bin mit dem Zug da.“
„Gut.“
Harry nahm Lily auf und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. Er drehte sich noch einmal um und sagte zu seinem ältesten Sohn: „Warum zeigst du Tony nicht unseren Computer?“
James war begeistert. Er ergriff sofort Tonys Handgelenk und sagte: „Komm mit, ich zeig' dir was!“
Tony hinter sich herziehend verließ James den Salon. Albus folgte ihnen. Harry ging hinterher, bog dann aber in Lilys Zimmer ab, wo er sie ankleidete. Dann begab er sich in sein Arbeitszimmer, wo Tony am Schreibtisch saß, und von James und Albus umlagert wurde. Tony sah sehr irritiert aus, denn so hatte er sich seinen Besuch im Haus eines berühmten Zauberers, der noch womöglich der führende dunkle Magier sein könnte, nicht vorgestellt. Harry war sich sicher, daß es nicht zu dessen Vorstellungen gehörte, von zwei Knirpsen in die Zange genommen zu werden.
„Wir können gehen“, sagte er. „Kommt; Leute! Mal raus, die Beine vertreten und frische Luft atmen!“ Und an Tony gewandt ergänzte er: „Was ist? Kommst du nun mit?“
„Ähm – ja“, antwortete Tony noch immer verwirrt und fuhr den Computer runter.
„Ist nicht das neueste Modell“, gab Harry zu.
„Das ist noch geschmeichelt“, sagte Tony.
Er folgte Harry, der mit den Kindern nach unten ging. Er überlegte, wo der Kinderwagen steckte und erinnerte sich, daß er praktischerweise im Kofferraum lag. Der kleine Zug ging zur Tür hinaus. Harry öffnete das Auto.
„Wo ist denn der Rover?“ fragte Tony.
„Der Rover war nur ein Ministeriumsauto. Das hier ist mein Privathobel, garantiert nicht verzaubert“, erwiderte Harry und beschäftigte sich damit, seine Kinder auf der Rückbank unterzubringen.
„Ich dachte, Zauberer könnten fliegen oder so?“
„Ist mit Kindern etwas unpraktisch. Dafür haben wir das Auto hier.“ Harry deutete auf die Beifahrerseite. „Steig ruhig schon ein.“
Dann ließ er sich auf dem Fahrersitz nieder. Er und Tony schnallten sich an. Tony fragte skeptisch: „Und wo an der Themse fahren wir hin? Es ist ja so, daß ich eigentlich nicht mit fremden Leuten mitfahren soll.“
„Ich bin ja jetzt nicht mehr fremd“, sagte Harry. „Wir fahren zur Millennium Bridge.“


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Rita setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um die Story zu bekommen, die sie im Kopf bereits fertig geschrieben hat. Drohende Gefahren spornen sie erst an. Todesgefahr oder mögliche Unfälle ergeben prächtige Schlagzeilen: Dann legt sie richtig los.
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