Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Kinder und ernsthafte Sachen

von Krabbentaucher

„Gehört das jetzt mir oder Albus?“
„Ähm – was?“
„Gehört das jetzt mir oder Albus?“
Harry stand mit seinen Söhnen am Ehebett, wo Ginny mit der neugeborenen Lily im Arm lag. Harry hatte seine Söhne aus den Betten geholt, sie gewaschen und angezogen, mit ihnen gefrühstückt und ihnen dann eröffnet, daß Lily in der Nacht geboren worden war. James und Albus betrachteten Lily mit großem Interesse, James am Bett stehend, Albus auf Harrys Arm sitzend.
„Was meinst du, James?“ fragte Ginny.
„Dad hat gesagt, daß ich ein Schwesterchen bekomme. Und jetzt hat er gesagt, daß wir ein Schwesterchen haben“, stellte James klar.
Ginny lächelte matt und erwiderte: „Das hast du falsch verstanden, James. Wenn Dad sagt, daß du ein Schwesterchen bekommst, dann meint er nicht, daß es dir dann gehört. Oder Albus. Oder euch beiden.“
„Was dann?“ fragte James und sah zu Harry hoch, der sich das Lachen verbeißen mußte.
„James“, sagte er, „wenn ich sage, ihr bekommt ein Schwesterchen, dann heißt das, daß sie für euch eine Schwester ist. Für mich und Mum ist sie die Tochter. Verstanden?“
James sah Harry lange an und nickte dann. Harry war sich nicht sicher, ob James das verstanden hatte, aber für den Moment langte es.
„Behalten wir es?“ fragte James.
Harry hätte beinahe Albus fallen lassen.
„Natürlich. Sie bleibt bei uns“
„Sie?“
„Es.“
James sah Harry in die Augen und wandte sich dann wieder Lily zu. Albus verlor inzwischen das Interesse und umarmte Harry. Auch James wurde es langweilig. Harry brachte deshalb seine beiden Söhne hinaus. Dann schickte er Nachrichten über die Geburt seiner Tochter an die Angehörigen der Familie Weasley. Außerdem bat er das Ministerium, ihm die wesentlichen Akten nach Hause zu schicken. Auch wenn er sich freigenommen hatte, so konnte er als Leiter der Aurorenabteilung nicht einfach so mir nichts dir nichts verschwinden. Ein bißchen etwas würde er zu bearbeiten haben.
Nach und nach kamen die Familienangehörigen. Ron und Hermione mußten sich allerdings abwechseln, da jeweils einer von ihnen auf die beiden Kinder aufpassen mußte. Percy war allein erschienen und verkündete: „Audrey ist übrigens schwanger. Wir erwarten ein zweites Kind. Der Zweijahresabstand ist sicher der beste Abstand zwischen zwei Kindern, weswegen wir uns entschieden haben -“
„Perce, halt die Klappe“, sagte Bill.
Harry saß derweil im Arbeitszimmer, stöberte ein paar Akten durch und hielt seine beiden Söhne in Schach, die dort auf dem Boden miteinander spielten. In seinem Bild erschien Phineas Nigellus.
„In Ihrem Arbeitszimmer ist ja wieder etwas los. Macht man das heutzutage so, daß man sich von kleinen lauten Kindern ablenken läßt?“ bemerkte er.
Harry sah auf.
„Ist nur jetzt so, Professor Black, Ginny liegt zur Zeit im Bett. Sie hat eine Geburt hinter sich.“
„Oho! Nachwuchs im Hause Potter! Das wird unter den anderen Portraits sicher auf Interesse stoßen. Wie heißt das Kind?“
„Lily Luna“, sagte Harry etwas abwesend. „Sie ist meine Tochter.“
Phineas Nigellus verschwand aus seinem Bild. Harry beendete seine Aktenarbeit und räumte gerade seine Sachen weg, als Phineas Nigellus zurückkehrte.
„Ich soll Ihnen Glückwünsche von Albus Dumbledore übermitteln. Einfach nur 'Albus' sagen kann ich ja nicht mehr, nachdem es Ihnen gefallen hat -“ Er blickte auf den Boden hinunter, wo Harrys Söhne noch in ihrem Spiel versunken waren. „Wie auch immer. Professor Snape ist mit Ihrer Namenswahl dieses Mal übrigens einverstanden – aus Gründen, die Sie ja kennen. Allerdings nicht ganz: Er fragt sich, weshalb der zweite Name partout der Name einer Person sein muß, deren Wirklichkeitssinn nicht besonders ausgeprägt ist.“
„Eben weil ihr Wirklichkeitssinn nicht besonders ausgeprägt ist“, erwiderte Harry knapp.
Er band die Akten zusammen, um sie wieder in das Ministerium zurückzusenden, nahm sie an sich und rief seinen Söhnen zu: „Kommt! Wir gehen woanders hin!“
„Dad, wir spielen doch -“
„Kommt jetzt. Alle beide. Keine Widerrede.“
James und Albus rappelten sich auf und folgten Harry aus dem Arbeitszimmer hinaus, natürlich nicht ohne ihre gesamten Spielsachen verstreut herumliegen zu lassen. Harry nickte Phineas Nigellus kurz zu, dann schloß er die Tür.

Die Vaterzeit, die Harry sich gönnte, war von Schlafmangel geprägt. Wie auch schon bei seinen beiden Söhnen stand auch jetzt wieder das Bettchen für das jüngste Potter-Kind im Elternschlafzimmer, und wie damals James und Albus hatte auch Lily noch keinen eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus. Trotzdem: Harry genoß es beinahe. Denn es zeigte, daß da ein neues Menschlein war, eines, das nicht nur irgendeines war, sondern eines, das von Harry in Liebe gezeugt worden war. Aber auch wenn Harry ein routinierter Babywindelwickler war, mochte Lily Ginny doch ein kleines bißchen mehr, denn Ginny hatte die Milch.

Nach einer Woche war Harrys Vaterschaftsurlaub auch schon beendet. Er saß wieder in seinem Büro, und sofort waren alle Sorgen eines Abteilungsleiters da. Er mußte Ernie Macmillan verabschieden und konnte von Glück sagen, daß am ersten August zwei Anwärter in den Dienst eintreten würden. Damit wären aber nur die Lücken wieder aufgefüllt, die Neville und Ernie hinterlassen hatten, und in diesem Jahr gab es für den Aurorendienst keinen einzigen Bewerber. Harry erinnerte sich daran, daß er Professor McGonagall die Zusage gemacht hatte, hin und wieder nach Hogwarts zu kommen und Vorträge oder ähnliches zu halten. Das könnte eine Möglichkeit sein, Schüler für die Aurorenzentrale zu interessieren, denn in den zehn Jahren des Friedens war einfach das Gefühl der Bedrohung nicht mehr so präsent, daß sich besonders viele junge Zauberer für den Kampf gegen die dunklen Künste begeisterten.
Doch wenigstens hatten die zwei Anwärter, die drei Jahre zuvor mit ihrer Ausbildung begonnen hatten, diese erfolgreich beendet. Am 21. Juli, knapp drei Wochen später als üblich, empfing Harry die beiden Absolventen.
„Guten Tag, Mrs Nicklin und Mr Davis. Nehmen Sie bitte Platz.“
Er wies den beiden die Stühle vor seinem Schreibtisch zu. Sie setzten sich folgsam. Harry war ein wenig dankbar dafür, daß sie sich nicht so befangen benahmen wie viele andere Zauberer in seiner Gegenwart. Er führte das darauf zurück, daß die beiden angehenden Auroren ihn in ihrer Ausbildungszeit nahezu täglich sahen. Harry nahm die Ausbildungsakten zur Hand und schlug sie auf.
„Sie wurden bereits von Mr Madejski darüber informiert, daß Sie die Prüfungen bestanden haben, und Sie haben auch bereits Ihre Zeugnisse erhalten. Sehr schön. Ich hoffe, die Sache hat Ihnen Spaß und Lust auf mehr gemacht, also auf eine Tätigkeit als Auroren?“
„Ja, Mr Potter“, sagte Davis, während Nicklin zustimmend nickte.
„Nun, wir können immer neue Auroren gebrauchen. Ich habe hier zwei Verträge vorbereitet. Ihr Ausbildungsdienst ist ja seit dem dreißigsten Juni beendet. Sofern Sie unterschreiben, fängt ihr Aurorendienst am ersten August an. Das wäre ein -“, Harry guckte schnell auf den Kalender, „- Freitag.“
Er schob die beiden Verträge zu den zukünftigen Auroren hinüber und reichte ihnen Federn. Sie unterschrieben und gaben die Verträge zurück. Harry nahm sie an sich.
„Nun, dann kann ich nur sagen: Willkommen an Bord!“
Er stand auf und schüttelte den beiden die Hand. Als sie das Büro verlassen hatten, holte Harry zwei neue Aktendeckel hervor und machte sich daran, zwei neue Personalakten anzulegen.
Eine andere Personalakte lag jedoch schon auf Harrys Schreibtisch bereit. Diese war mit dem Namen „Ernie Macmillan“ versehen. Am 31. Juli fand die Verabschiedung von Ernie statt. Wieder hatte Harry die Auroren für eine kurze Ansprache in einem der Konferenzräume im ersten Stock versammelt.
„Nach Jahren des tadellosen Dienstes in der Aurorenzentrale verläßt uns heute leider Ernie Macmillan, der sich ab morgen um das magische Transportwesen kümmern wird. Ich muß nicht betonen, daß er eine Lücke hinterlassen wird, war er doch immer ein loyaler und tapferer Mitkämpfer. Das war schon in der Schule so, seit er in der berüchtigten Zeit von Umbridge gezeigt hat, daß er auf der richtigen Seite steht. Und später, in seinem siebten Jahr, hat sich als wichtiges Mitglied der DA bewiesen – wie natürlich auch in der Schlacht von Hogwarts. Dafür hat er ja auch einen wohlverdienten Merlinorden erhalten. Er war und ist äußerst verläßlich und hat ein sicheres Gespür für das, was richtig ist. Vergessen wir nicht: Er war und ist ein Hufflepuff, und zwar im besten Sinne dieses ehrwürdigen Hauses. Gerechtigkeit, Treue, Fleiß, genau das, was man braucht im Kampf gegen dunkle Mächte und zum Aufbau nach einem Krieg. Ich lasse ihn nur ungern ziehen. Ernie, ich wünsche dir viel Erfolg bei der Überwachung des Flohnetzwerks oder was auch immer du für Aufgaben zu erledigen haben wirst.“
Harry schüttelte Ernie die Hand und erkannte an den etwas betretenen Gesichtern der Patil-Zwillinge, daß er eine ähnliche Ansprache bald erneut würde halten müssen. Er wandte sich noch einmal an die Auroren: „Und nun darf ich darum bitten, in die Aurorenzentrale zurückzukehren. In meinem Büro wartet wieder ein kleines kaltes Buffet als Ausstand von Ernie – aber bitte nicht alle auf einmal kommen, so groß ist der Raum auch nicht.“
Die Auroren gingen hinunter in den zweiten Stock, Harry und Ernie folgten ihnen. Im Büro angekommen, sprach Ernie Harry an: „Schon ein komisches Gefühl, daß das jetzt alles vorbei ist.“
„Du kannst jederzeit zurückkommen.“
„Das werde ich vermutlich nicht. Es war zwar sehr schön mit dir und den anderen, und auch sehr aufregend, aber irgendwann muß auch etwas Ruhe einkehren. Ich bin jetzt 28 Jahre alt -“
„Du hörst dich an wie ein alter Opa. Ich bin auch 28.“
Beinahe hätte Harry noch eine Bemerkung über die Kraft seiner Lenden gemacht, aber das wäre unpassend gewesen, also schluckte er sie runter.
„Eins werde ich jedenfalls nicht vermissen“, sagte Ernie, „nämlich die Dienste in Askaban. Jetzt sitzen die Todesser ja dort, und dort müssen wir – ähm – müßt ihr jetzt auch häufiger sein.“
„Hm, ja“, räumte Harry ein. „Das ist einer der Vorteile, wenn man Abteilungsleiter ist: Man muß sich nicht mehr in Askaban ganze Tage um die Ohren hauen. Da reichen gelegentliche Inspektionsreisen aus. Aber dafür muß ich mich mit den hirnverbrannten Eingaben von Umbridge herumschlagen.“
„Wie lange muß sie noch?“
„Ähm -“, Harry rechnete nach, „vier Jahre noch. Dann kommt sie raus.“
„Und wird sich garantiert im Ministerium bewerben.“
„Ja, aber das ist dann nicht mein Problem.“

Als Harry am Samstagmorgen den Tagespropheten zur Hand nahm – seine Söhne waren bemerkenswert ruhig am Frühstückstisch, was wohl damit zusammenhing, daß sie fassungslos beobachteten, wie ihr kleines Schwesterchen an der Brust ihrer Mutter herumnuckelte –, stellte er fest, daß die Zeitungsredaktion endlich auf Lilys Geburt reagiert hatte.
„Du weißt ja, ich habe schon ein paar Tagen nach der Geburt eine Eule an den Tagespropheten geschickt“, sagte Ginny. „Hatten wir ja so besprochen. Erstens bin ich ja auch Reporterin dort, wenn auch für den Sport, und zweitens mußte ich ihnen ja mitteilen, daß und für wie lange ich ausfallen würde.“
„Ja, weiß ich“, sagte Harry. „Ich erinnere mich sogar noch an die Antwort, die sie dir geschickt haben, nämlich daß Rita Skeeter das Vorrecht hat, zu berichten, und daß sie ortsabwesend war. Aber jetzt hat sie es ja nachgeholt.“
In der Tat. Der Artikel stand ganz oben auf der Titelseite.

NOCH EIN POTTER-KIND – EINE TOCHTER!

von Rita Skeeter

Zweieinhalb Jahre ist es bereits her, daß wir an dieser Stelle berichten konnten, daß Harry Potter (28) ein Sohn, nämlich Albus Severus, geboren wurde. Bereits im März 2004 hat der Stammhalter des berühmtesten lebenden Zauberers, James Sirius, das Licht der Welt erblickt. Doch von dem zehnten Juli an können nicht nur junge Hexen auf eine gute Partie hoffen, sondern auch junge Zauberer: Ginny Weasley (27) hat eine Tochter zur Welt gebracht!
Harry hat die Tradition fortgesetzt, seine Kinder nach bekannten Persönlichkeiten zu benennen, die sich im Kampf gegen Den, dessen Name nicht genannt werden darf, ausgezeichnet haben. Nachdem sein erster Sohn bereits nach seinem Vater James benannt worden war, überrascht der erste Name seiner Tochter nicht. Erstaunt darf man aber über ihren zweiten Namen sein. Harry hat seine Tochter Lily Luna genannt.
Das ist eine überraschende Wendung, und es ist nicht ausgemacht, daß Harry seiner Tochter mit dem zweiten Namen etwas gutes getan hat. Kenner seines Lebens wissen, daß eine seiner Verbündeten Luna Lovegood (27) war, Tochter von Xenophilius Lovegood, Herausgeber des Klitterer, beide Anhänger des Glaubens an den Schrumpfhörnigen Schnrachkackler. Derzeit befindet sich Luna auf einer Weltreise auf der Suche nach magischen Kreaturen, und wenn sie wirklich nach dem Schnarchkackler sucht, wird sie wohl nie nach England zurückkehren.
Um es freundlich auszudrücken, die Namensgeberin von Harrys Tochter ist eine realitätsferne junge spleenige Frau. Während Harry seine Söhne nach Leuten benannt hat, die tot sind und die keine Einflüsse mehr ausüben können, ist das bei seiner Tochter anders. Wird auch sie eines Tages etwas Schrumpfhörnigem hinterherjagen?
Es bleibt zu hoffen, daß sie dereinst einen bodenständigen Zauberer heiratet, der sie auf dem Boden der Tatsachen hält. Dieser Zauberer, der womöglich noch gar nicht geboren ist, muß sich allerdings darüber im Klaren sein, daß er in die einflußreichste und bekannteste Zaubererfamilie Großbritanniens einheiratet.

„Tja, immerhin hat sie dieses Mal keine Spekulationen darüber angestellt, ob ich auch stabil genug bin, meine Kinder zu erziehen“, bemerkte Harry, als er die Zeitung beiseite legte. „James! Laß das! Und du auch, Albus!“
James hatte eine Löffelladung Rührei auf Albus geschleudert, der sehr unbeholfen, aber auch sehr zielstrebig seinen Löffel in sein Rührei versenkte, um zum Gegenschlag auszuholen. Harry zog seinen Zauberstab und beseitigte die Sauerei.
„Mit Essen spielt man nicht!“ schnauzte er.
Albus sah ihn sehr unglücklich an. James begann zu weinen, Albus schloß sich ihm an.
„Schluß jetzt, alle beide!“ sagte Harry bestimmt.
„Hat die Skeeter denn früher immer geschrieben, daß du instabil wärst? Ich kann mich jetzt nicht mehr so daran erinnern“, sagte Ginny, die wie Harry das Weinen von James und Albus ignorierte.
Harry warf noch einmal einen kontrollierenden Blick auf seine beiden Söhne und antwortete: „Das weiß ich nicht mehr so genau. Aber es ging jedenfalls in die Richtung, daß ich mit den Kleinen vielleicht überfordert wäre.“
Es dauerte etwas, bis sich James und Albus beruhigt hatten und weiteraßen.

Der August war ein Monat mit besonders schlechtem Wetter. Immer war es grau, nie war es wirklich warm, und sehr häufig regnete es. Harry und Ginny verzichteten daher darauf, zum Fuchsbau zu fahren. Das wiederum ließ Harry Zeit, durch die Fenster nach draußen auf den Gimmauldplatz zu schauen und sich wieder einmal über das ungepflegte Rasenstück zu ärgern. Außerdem fiel ihm jedes Mal, wenn er aus dem Haus trat, auf, daß die Mülltonnen immer noch nicht ordentlich geleert wurden, zumindest quollen sie über. Und ein näherer Blick auf das Rasenstück verriet ihm, daß dort auch mal wieder eine Menge Müll herumlag. Zwar war die Situation besser geworden, was die Scherben zerbrochener Bierflaschen anging, aber das hatte vor allem mit dem Siegeszug der PET-Flaschen zu tun. Er überlegte, wie oft er schon James davon abhalten mußte, das Rasenstück zu erobern – und wie oft er Albus und Lily davon würde abhalten müssen. Und dann erinnerte er sich daran, was einer der Teilnehmer der Läufergruppe vom Regent's Park gesagt hatte.
„Ginny, ich nehme mir morgen Vormittag frei“, verkündete er eines abends. „Ich steige denen von der Verwaltung mal auf's Dach.“
„Weißt du denn, wo du hin mußt?“
„Der Typ hatte doch etwas von der Verwaltung von Camden Town gesagt. Eine zentrale Verwaltung von London gibt es wohl nicht mehr.“
Am nächsten Morgen betrat Harry den großen Büroblock gegenüber dem Bahnhof St Pancras. Am Informationsschalter stellte er sich vor: „Guten Tag. Mein Name ist Harry Potter, ich bin ein Bürger von Camden Town, und ich will eine Beschwerde über nicht funktionierende Müllabfuhr und Rasenpflege loswerden.“
Die Dame am Informationsschalter sah ihn ablehnend an.
„Was paßt Ihnen denn nicht?“, fragte sie schnippisch.
„Daß Sie mir nicht sagen, wo ich hin muß“, erwiderte er patzig.
„Immer diese Leute, die...“, murmelte sie und guckte in einer Liste nach. „Wegen der Sache mit der Müllabfuhr müssen Sie in die Abteilung für Umwelt, und wegen der Rasengeschichte in die Abteilung für Erholung wenden.“
Harry notierte sich die Zimmernummern und ließ sich in der Abteilung für Umwelt ankündigen. Wenig später saß er dem Sachbearbeiter gegenüber, der auch gleich keineswegs interessiert fragte: „Sie wünschen?“
Harry stellte sich vor, bevor er zu seinem Anliegen kam: „Guten Tag, ich bin Harry Potter, Grimmauldplatz zwölf. Ihre Müllabfuhr funktioniert nicht, jedenfalls nicht am Grimmauldplatz.“
„So? Kann ich mir gar nicht vorstellen.“
„Dann kommen Sie mal zum Grimmauldplatz und sehen und riechen Sie. Dann können Sie es sich vorstellen.“
Der Sachbearbeiter machte ein strenges Gesicht und erwiderte: „Also, bitte, ich darf doch um ein wenig Höflichkeit bitten. Wir haben die Abfuhraufträge an zuverlässige Unternehmen vergeben. Wenden Sie sich bitte an das Unternehmen und beschweren Sie sich dort.“
„Wohl nur zuverlässig, wenn es darum geht, das Geld zu kassieren. Sie bezahlen diese Leute doch? Da müßte es Sie doch interessieren, wenn was nicht klappt. Sie sind für diesen Teil Londons zuständig, und deshalb können Sie sich nicht hinter einem Müllunternehmer verstecken, der herausgefunden hat, daß der Profit größer ist, wenn er nur halb so oft vorbeikommt als vertraglich vereinbart. Schließlich gefährdet sowas ja auch das Viertel. Erst quellen die Mülleimer über, dann kommen zweifelhafte Leute...“
„Woher wollen Sie das denn wissen?“
„Ich arbeite bei der Polizei, da ist das Standardwissen.“
Harry hatte mit dem letzten Satz offensichtlich einen Volltreffer gelandet. Der Sachbearbeiter war beeindruckt, dachte er doch, vor ihm sitze ein Polizeibeamter. Sofort wurde er freundlicher: „Nun, ich werde mal nachfragen. Ich unterrichte Sie dann.“
Harry bedankte sich und ging zur Abteilung für Erholung.
„Guten Tag, ich bin Harry Potter, Grimmauldplatz zwölf. Ich habe ein Anliegen.“
„Ja, bitte?“ fragte die Sachbearbeiterin.
„Auf dem Grimmauldplatz ist ein Rasenstück, darum müßte sich mal gekümmert werden. Das ist total verwildert und vermüllt.“
Die Sachbearbeiterin nahm sofort eine Abwehrhaltung ein: „Also, diesbezüglich haben uns nie irgendwelche Beschwerden erreicht.“
„Dann ändert sich das jetzt. Bitte sehr: Ich beschwere mich.“
Sie rief etwas aus ihrem Computer auf und blickte auf den Bildschirm.
„Also, hieraus ergibt sich, daß turnusgemäß unsere Pflegekolonne dort tätig ist.“
„Wohl nicht häufig genug.“
„Wir haben schon mit unseren vielen Parks zu tun. Dann sollten eben nicht so viele Leute ihren Müll dort abladen.“
Die Sachbearbeiterin hatte damit offensichtlich das Gespräch beendet, denn sie holte eine Akte hervor und schlug sie auf. Harry erhob sich, verabschiedete sich kurz angebunden und bedankte sich nicht.
Nach Hause zurückgekehrt, berichtete er Ginny von seiner Aktion und schloß: „Jedenfalls werden wir mal beobachten, wie sich das mit der Müllabfuhr gestaltet. Und was den Rasen angeht, damit bin ich noch nicht durch.“

Am ersten Septemberwochenende lud Harry seine Familie wieder einmal in das Auto und fuhr mit ihr zum Fuchsbau. Es machte sich sofort bemerkbar, daß die Familie nun größer war: Auf der Rückbank mußte nun eine Babyschale neben dem voluminösen Kindersitz für Albus und dem Kindersitz mit Tischchen für James Platz finden. Harry war schon heilfroh, daß im Kofferraum nur ein Kinderwagen mitgenommen werden mußte. Allerdings mußte für alle Eventualitäten Kinderkram für drei Kinder eingeladen werden. Mrs Weasley war natürlich begeistert, auch wenn sie ihre jüngste Enkelin schon knapp zwei Monate zuvor gesehen hatte: „Nein, was ist sie niedlich! Und so schöne braune Augen!“
Auf der Rückfahrt lenkte Harry seine Gedanken in praktische Bahnen: „Da hinten wird es im Astra langsam eng. Es wird jetzt ganz schnell gehen, daß Lily eine größere Babyschale braucht und danach einen richtigen Kindersitz. Und wenn wir mal mit großem Gepäck verreisen sollten... Also, ich fürchte, wir müssen uns automäßig vergrößern.“
„Na, dann weißt du ja, womit du dir das nächste Wochenende um die Ohren schlagen kannst“, sagte Ginny. „Und das übernächste auch noch – wenn die Suche erfolgreich war, muß der Astra ja auch verkauft werden.“
Harry hatte schon fast den Streß vergessen, der mit der Autosuche zusammenhing. Am Freitagabend suchte er im Internet nach passenden Angeboten, wobei er darauf achtete, daß es sich um größere Kombis handelte als es der Astra einer war. Außerdem sollte das Auto dieses Mal etwas neuer sein. Am Samstag und Sonntag apparierte Harry durch das halbe Land, um Probefahrten zu machen. Schließlich entschied er sich für einen weißen VW Passat Variant mit Turbodiesel, der nur sechs Jahre alt war. Wegen der ungünstigen Farbe hatte er den Verkäufer auf dreitausend Pfund heruntergehandelt, was etwa fünfhundertfünfzig Galleonen entsprach.
„Weiß“, stellte Ginny fest, während sie Lily im Arm wiegte.
„Groß genug“, erwiderte Harry. „Und ein Diesel. Der verbraucht weniger.“
„Schon mal den Vervielfältigungszauber angewandt?“
Harry ärgerte sich über Ginny: „Natürlich, ständig. Deshalb haben wir den Astra ja auch nur ein einziges Mal vollgetankt. Aber so – ähm – so müssen wir weniger häufig zaubern.“
„Jetzt mußt du nur noch die alte Kiste loswerden“, stellte Ginny fest.
Damit ging das nächste Wochenende drauf. Harry hatte sich von Dudley eine Digitalkamera geliehen, um den Astra für die Annonce im Internet zu fotographieren. Dudley war so im Streß gewesen, daß er sich nicht großartig mit Harry unterhalten hatte, was Harry ganz recht gewesen war. Der Astra erschien am Mittwoch im Internet, und von nun an hatten die Eheleute Potter keinen ruhigen Abend mehr. Von den Anrufern wollte aber niemand eine Probefahrt machen, sondern das Auto gleich kaufen, wenn auch nicht zum Angebotspreis von siebenhundert Pfund.
„Machst du billiger, fünfzig Pfund, mehr nicht wert“, hieß es am Telefon. Und: „Ich Auto-Import-Export nach Afrika. Mehr als hundert nicht wert.“ Manchmal kam es aber auch zu kleinen Dialogen.
„Wieviel kost?“
„Siebenhundert.“
„Am Preis nix mache?“
„Vielleicht. Gucken Sie sich das Auto doch mal an, es ist wirklich gut erhalten.“
„Mache Preis. Fünfzig?“
„Auf wiederhören.“
Am Wochenende kamen dann auch normale Leute, um sich das Auto anzugucken. Harry verkaufte es schließlich für fünfhundert Pfund und war heilfroh, als das alles vorbei war. Nun würden die Potters mit einem weißen Passat durch die Lande fahren. Und Harry vermutete, daß Ron bald nachziehen würde, denn natürlich war sein, das heißt, Hermiones, Focus etwas kleiner und älter.

Der September klang wettermäßig versöhnlich aus, denn an einigen Tagen schien die Sonne. Der Übergang zum Oktober war allerdings wieder sehr durchwachsen und kühl. Am Donnerstag, dem zweiten Oktober saß Harry in seinem Büro und schrieb gerade an einem Brief an Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, in dem es um die Einführung in das neue Alarmsystem und um die Schulung der Auroren ging, als die Tür aufgerissen wurde. Mrs Halfpenny rief Harry zu: „Eben ist eine Nachricht über das – ähm – Felleton gekommen. Von diesen Muggeln, mit denen wir zusammenarbeiten...“
„Dem MI5?“
„Ja, kann sein. Sie haben ja gesagt, wenn in der Muggelwelt ein Verbrechen geschieht, von dem diese Muggelblizisten meinen, daß da Schwarzmagier dahinterstecken könnten, dann wäre das eine Chefsache.“
„Ja, allerdings.“ Harry war aufgeregt aufgesprungen. „Also ist ein Verbrechen passiert?“
„Ja, ein Mord. In Derby. Sie sollen aber zuerst zum Thames House kommen. Man erwartet Sie dort.“
Mrs Halfpenny hatte zuletzt auf einen Notizzettel geschaut. Sonst hätte sie den Sitz des MI5 wohl kaum benennen können.
„Gut, danke, Mrs Halfpenny“, sagte Harry und lief an ihr vorbei zur Tür hinaus.
Beim Fuhrpark verlangte er nach dem neuesten Auto, das immer noch der alte Rover P6 war. Zuerst zog er sich noch um, da ein Anzug sicher günstiger war für solche Sachen als ein Zaubererumhang. Dann fuhr er zum Thames House. Dort wartete schon einer der Leute, die zur Sondereinheit gehörte, mit der Harry einst zu tun hatte. Mr Smith schaute zweifelnd auf das für die britische Automobilgeschichte bedeutsame Gefährt und stieg ein.
„Guten Tag, Mr Potter, nett, Sie mal wieder zu sehen.“
„Guten Tag. Wo fahren wir hin? Man hat mir gesagt, daß wir nach Derby müssen?“
„Sehr richtig. Derby. Hm. Ich erinnere mich, daß Sie mit diesem Auto besonders schnell sind, aber ich fürchte, wir werden einiges Aufsehen erregen.“
Harry gab dem Mann insgeheim Recht und trat auf das Gaspedal. Unterwegs erkundigte er sich nach den Umständen des Verbrechens und warum man auf die Idee gekommen war, es könnten Zauberer in den Mord verwickelt sein.
„Die Kollegen haben uns um Unterstützung gebeten, weil am Haus absolut keine Spuren des Eindringens festgestellt wurden. Der Gerichtsmediziner hat bei der Leichenschau auch nicht die geringste Spur der Gewalteinwirkung festgestellt. Natürlich hat die Obduktion noch nicht stattgefunden. Die Polizei wurde wohl vor drei Stunden alarmiert. Vom Ehemann des Opfers, übrigens. Der ist von einer Dienstreise nach Hause gekommen und hat seine Frau tot auf dem Sofa vor dem laufenden Fernsehgerät vorgefunden.“
„Ist die Leiche noch vor Ort?“
„Ja. Ich hatte darum gebeten, daß unsere Ankunft abgewartet wird.“
„Konnte der Gerichtsmediziner schon sagen, wann der Tod eingetreten ist?“
„Nein, dazu machen Gerichtsmediziner ohnedies nur in Krimisendungen Angaben.“
Der Tatort war ein Bungalow in einem sehr wohlsituierten Vorort von Derby. Allerdings störten die Polizeiautos vor dem Haus den exklusiven Eindruck. Und es war, wie der MI5-Beamte vorausgesehen hatte: Als Harry den alten P6 vor dem Bungalow anhielt, zog er sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Er stieg aus, ließ aber dem MI5-Mann den Vortritt. Dieser ging zum Absperrband, zeigte seinen Ausweis hervor und wies auf Harry. Beide wurden durchgelassen. Gespannt folgte Harry Mr Smith in das Haus. Die Einrichtung war modern, großzügig und teuer.
„Was machen die denn beruflich?“ fragte Harry einen der Polizisten.
„Er ist Arzt und sie war wohl nicht berufstätig, Sir“, antwortete dieser.
Harry fand es ungewohnt, als „Sir“ angesprochen zu werden. Aber er war neugierig geworden: „Hatte sie denn mal was gemacht?“
Der verantwortliche Inspektor mischte sich ein: „Mrs Goodwin – damals hieß sie noch anders – hatte auch Medizin studiert. Und dann hat sie in einem Praktikum Mr Goodwin kennengelernt – der sitzt übrigens in seinem Büroraum, ist ganz fertig. Das Geld für die ganze Bude hier kommt übrigens von ihr. Sie hat mal gut geerbt.“
„Wer beerbt denn Mrs Goodwin?“ fragte Mr Smith.
„Mr Goodwin“, antwortete der Inspektor. „Aber er hat ein Alibi. Der Gerichtsmediziner wollte zwar noch nichts sagen, aber ich meine, daß Mrs Goodwin seit ein bis zwei Tagen tot ist. Riechen tut sie nämlich noch nicht, aber die Totenstarre ist voll ausgebildet oder beginnt sogar schon, sich zu lösen. Und Mr Goodwin war auf einem Ärztekongreß in Dublin. Wir überprüfen natürlich dieses Alibi. Folgen Sie mir bitte.“
Der Inspektor führte Harry und Mr Smith in das Wohnzimmer, wo auf dem Boden die entkleidete Leiche einer nackten Frau lag. Auf dem Sofa klebten noch Klebestreifen, mit denen ihre Auffindeposition markiert worden war. Ein dicklicher Mann stellte sich als Gerichtsmediziner vor und äußerte sich sogleich: „Keine sichtbaren Verletzungen, es lag auch nichts rum, was als Gift durchgehen könnte, kein Abschiedsbrief – sehr rätselhaft. Aber vor einer Obduktion will ich mich eigentlich gar nicht äußern.“
„Können Sie mich und Mr Smith für einen Moment allein lassen?“ fragte Harry.
Die anderen Anwesenden – es waren auch zwei Männer von der Spurensicherung da – sahen ihn verwundert an, räumten dann jedoch das Zimmer. Als Tür geschlossen war, zog Harry seinen Zauberstab und führte einige Revelatio-Zauber aus.
„Nichts“, sagte er und schüttelte den Kopf.
Er beugte sich über die Leiche und sah sie sich genau an. Immer und immer wieder führte er seinen Zauberstab über sie hinweg, um auf Spuren schwarzmagischer Zauber zu stoßen. Doch da war nichts. Harry richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Mr Smith ließ die anderen Polizisten wieder in das Wohnzimmer. Harry entschied, daß er hier nichts weiter tun konnte. Als er sich verabschiedete, sagte er allerdings noch zum Gerichtsmediziner: „Mochte Mrs Goodwin eigentlich Backwaren oder so?“
„Warum? Wie kommen Sie darauf?“
„Als ich mir die Leiche angesehen habe, ist mir ein Geruch nach Bittermandel aufgefallen. Ihnen nicht?“
„Nein. Ich kann Bittermandel nicht riechen. Vielleicht wissen Sie es: Bittermandel kann nicht von jedem Menschen gerochen werden. Meinen Sie, daß das eine Bedeutung haben könnte? Es lag kein Gebäck auf dem Couchtisch.“
Harry zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Ich weiß nicht, ob es was bedeutet.“
Er und Mr Smith verabschiedeten sich und gingen zurück zum Auto. Da sich draußen nichts anderes tat, wurde das alte Auto von Polizisten dort sehr interessiert angeguckt. Einer der Polizisten machte eine Bemerkung, wonach der MI5 wohl ein Oldtimerclub sei. Harry und Mr Smith stiegen ein und fuhren zurück nach London.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Mein Vater lebt in Irland, und nun fahren Autos langsam um sein Haus, weil alle sagen, dass Harry Potters Großvater dort lebt. Er ist ganz und gar verwirrt durch diese Tatsache.
Fiona Shaw