Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Der Auftrag

von Krabbentaucher

Am Montag war Neville schon so weit, daß Harry sich mit ihm unterhalten konnte. Er apparierte in das St Mungo Hospital für magische Krankheiten. Es war schon Ewigkeit her, daß er hier gewesen war. Sein Erscheinen sorgte natürlich für einiges Aufsehen in der Empfangshalle, doch Harry achtete nicht darauf. Er las den Wegweiser ab und fand, was er gesucht hatte:

FLUCHSCHÄDEN....................................................................................... Vierter Stock
Unaufhebbare Flüche, Hexereien, nicht korrekt angewandte Zauber

Harry ging durch die Schwingtür und den Korridor entlang, dann die schäbige Treppe mit den Portraits zum Teil brutal wirkender Heiler hinauf. Er beeilte sich, um nicht allzusehr von den merkwürdigen Diagnosen und Heilmittelvorschlägen der abgebildeten Heiler belästigt zu werden und stand schließlich vor der Schwingtür mit der Aufschrift FLUCHSCHÄDEN. Er ging hindurch und traf auch sofort auf eine Heilerin in limonengrünem Umhang, deren Blick zu seiner Stirnnarbe wanderte und dort hängenblieb.
„Oh – Harry P-“
„Könnten Sie mich bitte zu Mr Longbottom führen“, unterbrach Harry sie.
Wenig später stand er vor seinem Freund, der in einem Einzelzimmer untergebracht war. Die Heilerin ließ die beiden auf eine Kopfbewegung von Harry allein.
„Hallo, Neville, wie geht's dir?“ erkundigte sich Harry.
„Oh, schon wieder ganz gut. Es ist nur ein sehr merkwürdiges Gefühl, so nah bei meinen Eltern auf derselben Etage zu liegen“, antwortete Neville schwach. „Ich denke, daß ich sie kurz vor meiner Entlassung besuchen werde.“
Harry war etwas betreten, denn er hatte nicht mehr daran gedacht, daß Mr und Mrs Longbottom hier in der geschlossenen Station untergebracht waren – und mit ihnen Gilderoy Lockhart.
„Neville, was ist passiert?“
„Tja, ähm“, begann Neville, „ich habe einiges abbekommen, und deshalb erinnere ich mich nicht an alles.“
„Macht nichts. Erzähl, es könnte wichtig sein.“
„Also, als ich dort aufgetaucht bin in, ähm..., naja, also, in diesem walisischen Ort, da habe ich doch tatsächlich diesen schwebenden Bauarbeiter angetroffen. Er schrie, und ein Zauberer stand unter ihm und hat ihn mit seinem Zauberstab herumwirbeln lassen. Männlich, eher Mitte als Anfang dreißig, ziemlich schlechtaussehend, wie soll ich sagen? Naja, ich habe ja schon eine Beschreibung an die Zentrale geschickt.“
Neville faßte Harry ins Auge, als würde er plötzlich etwas wiedererkennen.
„Was ist?“ fragte Harry irritiert.
„Ich erinnere mich, wo ich den Kerl schon gesehen habe“, sagte Neville langsam. „Der war mal mit dir zusammen... Bei einem Quidditchspiel. Du warst... genau, du warst gerade Sucher geworden, also muß das in unserem ersten Jahr gewesen sein! Er war... genau: Er war der Kapitän der Slytherinmannschaft! So ein trollhafter Typ!“
Harry sog scharf die Luft ein. Er sah das Gesicht genau vor sich, konnte sich allerdings nicht an den Namen erinnern. Neville erzählte weiter: „Daneben standen noch zwei Zauberer. Der eine war deutlich älter. Naja, da habe ich erstmal Verstärkung angefordert. Und dann haben sie den Muggel wieder runtergelassen und sind fortgegangen. Ich hinterher. Sie sind dann in eine Baugrube gegangen, aber als ich dort auftauchte, waren da plötzlich noch zwei andere, also sie waren jetzt insgesamt zu fünft. Sie haben mich gesehen und dann weiß ich nichts mehr.“
„Das finden wir raus, danke, Neville“, verabschiedete sich Harry und kehrte so schnell wie möglich in die Aurorenzentrale zurück.
Noch am Nachmittag lag Professor McGonagalls Antwort auf seine Eulenpost auf dem Tisch. Der Kapitän der Quidditch-Hausmannschaft der Slytherins des Schuljahrs 1991/92 war Marcus Flint. Harry schickte ein Kommando an dessen Wohnadresse, doch Flint schien mit einer Verfolgung gerechnet zu haben und war fort. Er wurde deshalb zur allgemeinen Fahndung ausgeschrieben.

Die Sache ließ Harry keine Ruhe, denn immerhin war er jetzt der Leiter der Aurorenabteilung. Auch wenn er das Fernsehgerät höchst selten einschaltete, wußte er, daß die Muggelpolizei mit Sprechfunk ausgerüstet war, und daß man über Mobiltelefone Ortungen vornehmen konnte. Außerdem mußte er an einen der Muggel denken, der zu der Gruppe gehörten, mit der er hin und wieder um den Regent's Park lief. Dieser Muggel war ein Ingenieur, wie er selbst einmal gesagt hatte, von etwas über dreißig Jahren, also nur wenige Jahre älter als Harry. Dieser Muggel erschien immer einem GPS-Empfänger am Handgelenk. Er ließ sich auch nicht davon abbringen, als Harry ihn einmal darauf hingewiesen hatte, daß er den Weg eigentlich schon im Schlaf kennen müßte. Und dieses Gerät sowie die Muggel-Mobiltelefone brachten Harry auf eine Idee, die er mit Kingsley besprechen wollte.
„Na, ist Neville bald wieder auf den Beinen?“ erkundigte sich Kingsley, als Harry erschien.
„Ja, er kommt morgen wieder zurück“, sagte Harry. „Aber es geht mir um etwas anderes.“
„Nämlich? Setzen wir uns doch“, lud Kingsley Harry ein.
Nachdem sie sich in die Besucherecke gesetzt hatten, sagte Harry: „Ich meine, da ein grundlegendes Problem der Aurorenzentrale gesehen zu haben.“ Er erläuterte die Muggeltechnik. „Und da habe ich mir gedacht, daß wir so etwas ähnliches auch brauchen.“
„Du meinst, wir sollten Mobiltelefone für jeden Auror anschaffen?“ fragte Kingsley. „Ich kenne mich mit diesen Muggelsachen nicht so aus, aber es war schon ein Problem, überhaupt diesen einen Telefonanschluß hier ins Ministerium zu legen.“
„Ich weiß, daß das nicht funktioniert“, sagte Harry. „Aber ich denke da an eine Verbindung mit diesem GPS-Dings -“
„Ach ja, GPS – was war das noch mal?“ unterbrach ihn Kingsley.
Harry hatte sich daran gewöhnt, daß Kingsley in seiner Zeit als Personenschützer des Premierministers von einem in Muggeldingen weitgehend ahnungslosen Zauberer zu jemandem avanciert war, der sich in der Muggelwelt auskannte. Deshalb fragte er erstaunt: „Du weißt nicht, was GPS ist?“
„Nein.“
„Weißt du, was Satelliten sind? Also die Dinger, die die Muggel ins Weltall schießen?“
„Schon davon gehört.“
„Gut. Einige dieser Satelliten senden Signale zur Erde, die mit kleinen Empfängern empfangen werden können – eben den GPS-Empfängern.“
„Aha – und da schwebt dir etwas vor.“
„Genau. Wir bräuchten etwas, womit jeder Auror die Zentrale benachrichtigen kann -“
„Aber das können wir doch ohne weiteres mit dem Patronuszauber machen“, gab Kingsley zu bedenken.
„Unter Umständen nicht, und Nevilles Fall zeigt, daß das nicht reicht“, entgegnete Harry. „Und manchmal ist es einfach unpraktisch oder nicht möglich. Stell dir vor, man observiert jemanden, es treffen sich mehrere Schwarzmagier – soll man dann erstmal an ein glückliches Ereignis denken und dann laut 'expecto Patronum' sagen und dann auch noch die Botschaft auf den Weg bringen? Manchmal geht das nicht. Und wenn man seinen Standort verändern muß, wissen die anderen Auroren nicht, wo man ist. Wenn man dann in Schwierigkeiten gerät, ist die – ähm – Dings ziemlich am dampfen. Stell dir mal vor, Neville wäre disappariert, da hätten wir ihn gar nicht gefunden.“
„Ich verstehe dich. Das war auch zu meiner Aurorenzeit ein großes Problem.“
„Was mir vorschwebt, ist ein Apparat, mit dem man Meldungen absetzen kann, und das mit einer Form von Aufspürzauber ausgestattet ist... nein, besser einem Aufgespürtwerdenzauber oder wie auch immer man das nennen soll. Dumbledore hatte da so Apparaturen, die ihm irgendwas sagten. So etwas, nur eben einfach, klein und handlich.“
„Ja – und?“
„Naja, das müßte ja erstmal entwickelt werden. Die Aurorenzentrale kann das nicht selbst machen. Und bei den meisten Gerätemachern habe ich Zweifel, ob die den Punkt erkennen. Die haben keinen Praxisbezug. Das sind Tüftler und Wissenschaftler ohne Wirklichkeitsbezug.“
„Du denkst an Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“, stellte Kingsley fest.
„Ja. Ron war ja bis vor kurzem Auror und er hat auch sonst mitten im Kampf gegen die dunklen Künste gestanden. Und George hat einfach ein Händchen für solche Sachen – denk nur mal an die Langziehohren.“
„Das kann ich nachvollziehen. Wo liegt das Problem?“
Harry antwortete: „Das Problem liegt darin, daß es sich um enge Freunde von mir handelt. Und wegen der Geheimhaltung können wir den Auftrag nicht ausschreiben. Wenn ich also in den Zauberscherzladen gehe, sieht das nach Vetternwirtschaft aus.“
Kingsley lachte auf.
„Harry, die gesamte magische Gemeinschaft funktioniert nach dem Prinzip der Vetternwirtschaft! Außerdem: Wegen der Geheimhaltung bleibt es – nun ja – geheim. Und du hast gute Gründe, die Weasleys damit zu beauftragen, schließlich sind sie in Sachen Verteidigung gegen die dunklen Künste ohnedies seit mehr als zehn Jahren mit dem Ministerium dick im Geschäft. Nein, mach mal. Unternimm das, was du für nötig hältst. Aber sieh zu, daß du in deinem Etat bleibst. Je nachdem könnte ich noch eine Sonderausgabe zusätzlich genehmigen. Vermutlich wird das sogar notwendig sein.“
Harry stand auf, und auch Kingsley erhob sich. Harry verabschiedete sich: „Danke, Kingsley, genau das wollte ich hören.“

Als nächstes begab sich Harry in die Winkelgasse. Er fuhr dazu zunächst hinunter ins Atrium und reiste von einem der dortigen Kamine per Flohnetzwerk in den Tropfenden Kessel. Dort traf er zufällig auf Hannah.
„Hallo, Harry! Du bist aber früh dran. Und – du siehst aus wie ein Zauberer, so bist du kaum wiederzuerkennen“, begrüßte sie ihn.
Harry sagte im Vorbeigehen: „Hallo Hannah, ich muß was Dienstliches erledigen, ich bleibe heute nicht zum Essen.“
Er verließ den Tropfenden Kessel durch die Hintertür, trat in den schmuddeligen Hof und tippte mit dem Zauberstab gegen die Ziegelwand, die sich ihm darauf hin öffnete. Vor ihm lag die Winkelgasse, geschäftig, bunt und absonderlich wie eh und je. Harry hielt kurz vor Qualität für Quidditch an und schaute in das Schaufenster. Jugendliche Quidditch-Fans fehlten vollständig, was ja auch kein Wunder war: Das Schuljahr in Hogwarts hatte schon begonnen. Als er merkte, daß die Leute mehr ihn als die Schaufensterauslage ansahen, ging er weiter, vorbei an Eulop's Eulenkaufhaus, der Apotheke, Flourish und Blotts und weiteren Läden.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, bog er in die Nokturngasse ab. Viel war dort nicht los. Die wenigen etwas fragwürdig aussehenden Zauberer, die ihm entgegenkamen, erkannten ihn sofort und drückten sich in die Hauseingänge. Harry bereitete das ein grimmiges Vergnügen. Hier würde er die Berühmtheit ausspielen, die ihm ansonsten so viel Verdruß bereitete. Er dachte, daß er den Zauberern das Einkaufen vermiesen würde, wenn hier häufiger Auroren herumliefen. Dann sah er in einem Schaufenster eine Schale mit ausgerissenen Zehennägeln, die für 13 Sickel das Stück angeboten wurden. Er öffnete die Tür des Ladens. Hinter dem Thresen blickte ein magerer, fahlgesichtiger, dunkelhaariger und etwas schmierig wirkender Zauberer auf.
„Guten Tag, willkommen, was kann ich – oh!“ sagte er, und sein falsches Lächeln erstarb. „M-Mr...“
„Guten Tag, Mr Henton“, erwiderte Harry den Gruß, ging ans Schaufenster und ergriff die Schale. „Interessante Sachen haben Sie da. Sie wissen, daß ich von der Aurorenzentrale komme?“
„J-ja...“, stammelte der Verkäufer, „w-wer könnte nicht...? Ähm, hier ist alles l-legal, das versichere ich Ihnen. Habe nie Ärger mit dem Ministerium gehabt. Das hier ist ein seriöses Geschäft.“
„Schön, dann haben Sie ja keinen Grund, sich Sorgen zu machen“, schnarrte Harry, zog seinen Zauberstab, beschwor einen Beutel aus dem Nichts herauf und schüttete die Fußnägel hinein. Dann legte er die leere Schale vor Mr Henton auf den Thresen und fuhr fort: „Das Zeug hier ist beschlagnahmt. Binnen einer Woche möchte ich einen Nachweis über die Herkunft dieser ausgerissenen Fußnägel auf meinem Schreibtisch haben, sonst können Sie Ihren Laden hier zumachen, verstanden? Und so eine Geldbuße wegen Verkaufs illegaler schwarzmagischer Güter ist auch nicht billig.“
„J-ja, Sir, ich...“
„Wiedersehen. Ich höre dann von Ihnen“, sagte Harry und ging hinaus.
Er schritt, jetzt den Beutel mit den Fußnägeln in der Hand, weiter durch die Nokturngasse und betrat Borgin und Burkes. Die Ladenglocke ging, und Mr Borgin kam gebeugt und langsam aus dem Hinterzimmer – er war nicht mehr der Jüngste. Er erkannte Harry offenbar sofort und begrüßte ihn unterwürfig: „Mr Potter, welche Ehre. Was führt Sie in meinen bescheidenen Laden?“
Harry erwiderte den Gruß: „Guten Tag, Mr Borgin. Nichts besonderes. Ich wollte mich einmal in Ihrem Laden umsehen. Immerhin sind Sie nicht nur der ehemalige Arbeitgeber von Voldemort -“
„Das habe ich damals nicht ahnen können!“ protestierte Mr Borgin.
Harry wischte den Einwand mit einer Handbewegung weg und fuhr fort: „Ihr Laden hat uns ziemlich viel Verdruß bereitet, als wir gegen Voldemort gekämpft haben. Das verfluchte Halsband, das Sie an Mr Malfoy junior verkauft haben, das Verschwindekabinett, die Hand des Ruhmes... Muß ich mehr sagen? Haben Sie noch irgendwelche verfluchten Dinge im Sortiment?“
„N-nein, Mr Potter, sehen Sie sich ruhig um, Sir. Ich bin ein gebrechlicher alter Mann, der...“
„Schon gut“, sagte Harry und schlenderte durch den Laden.
Die Gegenstände waren nicht beschriftet. Soweit Harry mit dem Zauberstab auf die Schnelle feststellen konnte, war auch keiner verflucht. Ohne Zweifel waren sie aber für schwarzmagische Praktiken bestimmt, aber das ließ sich anhand eines Zaubers nicht nachweisen. Und Mr Borgin war nicht so dumm, herausgerissene Fußnägel offen herumliegen zu lassen – ganz abgesehen davon, daß sein Sortiment um einiges anspruchsvoller war.
„Scheint alles im grünen Bereich zu sein“, sagte Harry und imitierte ein wenig Malfoys schleppende Sprechweise. „Sie werden sicher keine gefährlichen Güter feilbieten, nicht wahr? Und Sie werden der Aurorenzentrale alle Zauberer melden, die Ihnen derartige Güter zum Ankauf anbieten, richtig? Auch traditionsbeladene Geschäfte können so schnell weg sein vom Fenster...“
„N-natürlich, Mr Potter, natürlich. In meinem Alter werde ich ganz gewiß nicht gegen Gesetze und Anordnungen des Ministeriums verstoßen.“
„In Ordnung“, sagte Harry und öffnete die Tür. „Wenn ich das Gefühl bekommen sollte, daß Sie sich nicht an die Spielregeln halten sollten, schicke ich ein paar Auroren, die dann Ihren Laden mal auseinandernehmen werden. Auf wiedersehen.“
Harry verließ den Laden so schnell, daß er nicht mehr hörte, ob sich Mr Borgin verabschiedete oder ihm nur haßerfüllt hinterherschwieg. Gelegentlich muß man die Leute hier daran erinnern, daß sie nicht tun und lassen können, was sie wollen, dachte Harry, als er zurück zur Winkelgasse ging und nun endlich Weasleys Zauberhafte Zauberscherze aufsuchte.

George bediente im Laden gerade eine Hexe.
„Hallo, Harry! Was machst du denn hier?“ rief er über ihre Schulter hinweg, so daß sie sich abrupt umdrehte.
Die Hexe machte große Augen.
„Hallo George. Ich wollte ein wenig gucken.“
Harry tat, als ob er die Waren musterte. Tatsächlich wartete er darauf, daß die Hexe den Laden verließ. Endlich war es so weit.
„Also, warum bist du wirklich hier?“ erkundigte sich George.
„Geschäftlich. Hätte eventuell einen Auftrag für euch. Ist Ron da?“
„Hinten. Komm mit.“
Im Hinterzimmer saß Ron und köchelte an einer klebrigen Flüssigkeit herum.
„Hallo Harry!“ sagte er.
„Hallo Ron! Was kochst du da schönes?“ erwiderte Harry.
„Ich befasse mich hier mit unseren Nasch-und-Schwänz-Leckereien. Weißt du, die brauchen eine Überarbeitung. Die Lehrer sind ja nicht doof, also jedenfalls die meisten nicht und ganz sicher ist es Madam Pomfrey nicht. Die wissen inzwischen, welche Beschwerden auf unsere Leckerein zurückzuführen sind. Nicht umsonst hat Hogwarts für den Krankenflügel eine Ladung unserer Gegenmittel bei uns gekauft.“
„So – ihr liefert also auch an den Feind?“ feixte Harry.
„Ach was, Feind. Wir sind neutral“, sagte George augenzwinkernd. „Geschäft ist Geschäft. Und die Konkurrenz schläft nicht. Wir wollen jedenfalls neue Leckereien auf den Markt bringen, bei denen man nicht so schnell erkennt, was los ist. Und die kommen erstmal nicht auf die offizielle Liste, die wir immer Filch schicken.“
Ron trat vom Kessel zurück und stellte fest: „So – jetzt muß das alles eine halbe Stunde vor sich hin köcheln, dann dürfte es fertig sein.“
„Okay, dann setzen wir uns“, sagte George. „Harry, du bist geschäftlich hier?“
Sie setzten sich, Ron reichte jedem eine Tasse Tee. Harry erzählte von dem Einsatz, bei dem Neville verletzt worden war. Doch bevor er zu seinen Vorstellungen von dem Gerät kommen konnte, ging die Ladenglocke. Ron stand auf und ging nach vorne.
„Ich will, daß er dabei ist, wenn ich erkläre, worum es geht“, sagte Harry, „warten wir solange. Wie macht er sich eigentlich nach seiner Unterbrechung?“
„Oh – super“, sagte George. „Es ist, als sei er nie fort gewesen. Du siehst ja: Er bringt unser Sortiment auf Vordermann.“
„Kennt er sich auch im Gerätebau aus?“
„Würde ich sagen. Ich weiß nicht, ob du mal was davon mitbekommen hast – Fred und ich hatten seinerzeit an einem boxenden Teleskop gearbeitet -“
„Ich erinnere mich. Hermione hat davon ein blaues Auge bekommen. Das war, meine ich, kurz nachdem ihr den Laden in der Winkelgasse hier eröffnet hattet.“
George kratzte sich am Kopf.
„Wir haben hier kurz nach den Osterferien aufgemacht, in dem Jahr, als Umbridge in Hogwarts war. In welchem Jahr war das? Muß schon mehr zehn Jahre oder so her sein.“
„Jedenfalls habt ihr Hermione eine Paste gegeben, mit der sie das Veilchen losgeworden ist.“
„Richtig. Wir haben das Teleskop damals nicht weiterentwickelt, weil wir anderes zu tun hatten. Und nach unserem Sieg mußten Ron und ich den Laden aufbauen, das Geschäft wieder ins Rollen bringen, dann ist Ron Auror geworden, ich habe Fred und Roxanne bekommen... Naja, jedenfalls: Ron hat jetzt endlich das boxende Teleskop fertigentwickelt. Wir werden es zum Weihnachtsgeschäft ins Sortiment aufnehmen.“
Die Ladenglocke ging erneut und zeigte an, daß der Kunde das Geschäft verließ. Kurz darauf tauchte Ron wieder auf und setzte sich.
„Wir haben noch nicht weitergemacht“, sagte Harry. „Also, es geht mir um folgendes: Wir brauchen ein Gerät, mit dem man unauffällig Hilfe herbeirufen und sich selbst für die anderen Auroren ortbar macht. Ron, das ist diese Standardsituation aus der Ausbildung, wenn wir feststellen, daß wir allein Probleme bekommen würden.“
Harry erläuterte, was ihm vorschwebte.
„Das wird schwierig“, sagte Ron, nachdem Harry geendet hatte. „Mir schwebt da ein veränderter Proteus-Zauber vor, weißt du, so wie bei den Münzen.“
„Ja, aber deren Standort kann man nicht orten, wenn man sich weiterbewegt“, gab Harry zu bedenken.
„Weiß ich“, sagte Ron. „Und dann könnten Münzen außerdem zu klein sein. Gut, das war damals Hermiones Idee, um bei Umbridge keinen Verdacht zu erregen, wenn wir mal kontrolliert werden sollten. Wir können also was anderes, was größeres nehmen.“
„In eurer Zentrale braucht ihr dann so ein Anzeigesystem, das schön groß und deutlich ist“, sagte George. „Ich denke da an die Uhr von Mum. Weißt du, die mit den Zeigern, die -“
„Ich weiß, das wäre eine gute Idee“, sagte Harry. „Aber die Uhr ist da etwas ungenau. 'Lebensgefahr' oder 'unterwegs' oder 'Arbeit' ist ja nichts, woraus man schließen könnte, wo jemand steckt. Gut, bei 'Arbeit' vielleicht schon, aber sonst...“
George erwiderte: „Das weiß ich selbst. Aber ich meine, daß wir uns den Zauber dieser Uhr mal ansehen sollten. Ich weiß gar nicht, wo Mum die her hat. Wenn wir den Proteus-Zauber mit dem Zauber der Uhr miteinander verbinden und so modifizieren könnten, daß ihr sofort wißt, wo jemand ist, dann hätten wir das Problem gelöst.“
„Wie lange, glaubt ihr, wird das dauern? Und wieviel wird das kosten? Ihr wißt ja, die Mittel des Ministeriums sind begrenzt. Ich muß auf meinen Etat aufpassen“, sagte Harry.
Ron grinste: „Harry mit Etat-Verantwortung!“
George pflichtete ihm bei: „Er ist ja jetzt der Aurorenhäuptling.“
Harry machte eine ungeduldige Handbewegung.
„Sehr witzig. Also: Wann und wieviel?“
Ron sah George an. George spitzte die Lippen. Dann runzelte er die Stirn.
„Kommt darauf an, wie viele Teststücke wir anfertigen müssen“, murmelte er mehr, als daß er sprach. „Wir müssen erstmal den Zauber der Uhr ergründen. Das wird nicht einfach sein. Dann müssen wir gucken, ob dieser Zauber mit dem Proteus überhaupt kompatibel ist. Und dann die Modifikationen.“ Er wandte sich an Ron: „Als Ex-Auror weißt du, welche Einsatzanforderungen gestellt werden?“
Ron war entrüstet: „Klar, was fragst du da noch?“
„Gut“, fuhr George fort. „Wenn wir es bis Ende des Jahres schaffen, ein Baumuster zu konstruieren und zu verhexen, mit dem wir die Funktionsfähigkeit überprüfen können, dann könnte die Geschichte zweitausend Galleonen kosten.“
Harry schluckte. George war das nicht entgangen.
„Hör mal, für eine Forschungstätigkeit auf magischem Neuland ist das ein absoluter Freundschaftspreis. Ich glaube, ich habe nicht zu hoch gegriffen, wenn ich das Jahresende anpeile. Das sind ja immerhin nur wenig mehr als drei Monate. Und ich habe absolut keine Peilung, was für Gegenstände geeignet wären. Da liegt das Risiko ganz bei uns. Und durch die Arbeit an eurem Dings liegt unsere andere Entwicklungsarbeit brach, vergiß das bitte nicht. Mit den neuen Nasch- und Schwänzleckereien sind wir zwar fast fertig, aber wir können zum Beispiel bei den Juxzauberstäben nicht in jedem Weihnachtsgeschäft mit demselben Kram kommen.“
„Ist ja schon gut“, wiegelte Harry ab. „Aber verstehe ich das richtig, daß das der Preis bis zum Ende der Entwicklung ist, aber das Preis für die Anschaffung des Systems noch dazukommt?“
„Bis zur Entwicklung eines Testmusters“, berichtigte ihn George. „Ich weiß nicht, welcher Aufwand notwendig sein wird, um die Sache bis zur Einsatzreife zu entwickeln und mit wieviel Aufwand die an das Ministerium zu liefernden Geräte hergestellt werden müssen.“
Harry seufzte. Er ahnte, daß die Geschichte bis zu ihrer einsatzfähigen Ablieferung bei der Aurorenzentrale noch einmal anderthalbtausend Galleonen kosten könnte, dazu kämen dann noch die Schulungskosten für die Einweisung der Auroren.
„Mein Auto hat noch nicht mal dreihundert Galleonen gekostet“, machte Harry den Versuch, zu feilschen.
„Dein Auto ist ja auch eine alte Kiste“, konterte Ron.
„Wie ich schon sagte, Harry“, sagte George, „wir können solange unsere eigenen Produkte nicht weiterentwickeln. Du weißt doch selbst, wie kompliziert schon der einfache Proteus-Zauber ist. Immerhin kaufst du bei uns Spezialwissen ein. Denk doch mal, wie nützlich schon unsere normale Sachen für den Kampf gegen die dunklen Künste bislang waren.“
Harry seufzte erneut. Der weitaus größte Teil seines Etats ging für die Aurorengehälter drauf, einen großen Teil verschlang das Schulungszentrum, die Erneuerung der notwendigen Zaubertrankzutaten und des Bücherbestandes kostete auch einen Batzen, und er war bei Durchsicht der Bücher überrascht gewesen, daß die Abteilung für magisches Transportwesen der Aurorenabteilung die Benutzung der Ministeriumsautos in Rechnung stellte. Dann kamen noch die Spesen für Einsätze dazu, so daß für Anschaffungen nur dreitausend Galleonen übrig blieben. Harry dachte kurz daran, daß er sich im Alter von 14 Jahren die Sache mit der Aurorentätigkeit nicht so vorgestellt hatte, daß er sich vor allem um Ausgaben und Abrechnungen würde kümmern müssen. Aber das war nun einmal der Preis dafür, daß er jetzt der Leiter der Aurorenabteilung war.
„Ich muß mit Gesamtkosten von mindestens dreieinhalbtausend Galleonen rechnen“, sagte Harry schließlich. „Das übersteigt die Haushaltsstelle, die mir für sowas zur Verfügung steht. Bevor ich hier irgendwas entscheide, muß ich erstmal mit Kingsley sprechen, ob er mir einen Sonderetat zur Verfügung stellt.“
„Wie gesagt“, sagte Ron, „das hat alles seinen Preis. Das ist mehr, als mal eben einen Tagtraum abzuwandeln. Ich gehe aber mal davon aus, daß dir Kingsley grünes Licht geben wird, wie man bei den Muggeln so sagt.“
„Jaah, aber auch dann werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Ich werde euch dann jedenfalls unterrichten“, sagte Harry.
Die Ladenglocke ging erneut. George stand auf.
„Ich denke, wir haben alles wesentliche besprochen soweit. Du kannst dich meinetwegen noch ein wenig mit Ron unterhalten.“
Als George rausgegangen war, erkundigte sich Harry: „Und wie geht es zu Hause? Kommt Hermione mit Rose und ihrer Rolle klar?“
„Ja, sehr gut“, sagte Ron. „Ihr könntet übrigens mal wieder bei uns vorbeikommen.“
„Nur, wenn es nicht regnet. Dann können die Kinder in den Garten. Sonst kommt ihr besser zu uns ins große Haus. Was ich meine: Sehnt sich Hermione nach ihrer Arbeit? Sie tut ja immer gerne etwas in dieser Richtung.“
Ron verdrehte die Augen.
„Sie will nebenher was Akademisches machen. Sie sagt, Ginny schreibt ja auch für den Tagespropheten, da will sie auch was tun.“
„Das ist ja auch eine prima Sache: Ginny ist sonntagvormittags beim Quidditch und am Nachmittag am Schreibtisch, da habe ich James und Albus ganz für mich allein. Will Hermione etwa auch für den Tagespropheten schreiben?“
„Nein. Weißt du, ich habe ja gar nichts dagegen, auf diese Weise bekomme ich auch etwas von Rose ab. Nein, Hermione will eine Übersetzung der 'Märchen von Beedle dem Barden' machen.“
„Aber das ist doch schon längst übersetzt“, wunderte sich Harry.
„Ja, aber Hermione hat ja von Dumbledore die alte Originalausgabe geerbt. Und sie meint, daß alle sonstigen Übersetzungen fehlerhaft sind.“
„Mit 'fehlerhaft' meint sie wahrscheinlich ungenau und in einigen wenigen Details nicht ganz zutreffend, was?“ fragte Harry, der sich Hermione sehr gut vorstellen konnte, wie sie beim Lesen einer modernen Ausgabe die ganzen kleinen Fehler bemerkt hat.
„Wahrscheinlich, du kennst sie ja“, sagte Ron. „Jedenfalls hat die Sache dadurch Schwung bekommen, daß McGonagall beim Aufräumen im Direktorenbüro in Hogwarts auf irgendwelche Aufzeichnungen von Dumbledore zu den Märchen gestoßen ist.“
„Aufzeichnungen? Zu den Märchen? Hat Dumbledore begonnen, die Märchen zu übersetzen?“
„Nein, er hat sie wohl eher kommentiert. Oder erläutert. Ich weiß auch nicht, so etwas in der Art jedenfalls.“
„Na, dann bin ich mal gespannt“, sagte Harry. „Sag mir Bescheid, wenn sie das alles veröffentlicht. Wahrscheinlich werde ich das kaufen müssen, und da will ich lieber eine moderne Ausgabe mehrfach gelesen haben, damit ich sie dafür loben kann, daß sie die ganzen Fehler ausgemerzt hat.
„Geht klar“, sagte Ron. „Wahrscheinlich wirst du eine Ausgabe geschenkt bekommen. Dann wirst du zum Lesen höchstens zwei Wochen Zeit haben, denke ich.“
„Und dann?“
„Dann wird Hermione Fragen stellen.“
Harry erhob und streckte sich.
„Okay, Ron. Ich muß dann mal wieder zurück in mein riesiges und einsames Chefbüro. Mach's gut und frohes Schaffen“, sagte er.
„Du auch“, sagte Ron und wandte sich seinem Kessel mit der neuen Nasch-und-Schwänz-Leckerei zu.
Harry hob im Hinausgehen noch eine Hand, um sich von George zu verabschieden und kehrte in das Zaubereiministerium zurück.

Kingsley befand sich für den Rest der Woche auf einer Tagung der Internationalen Zauberervereinigung auf dem Kontinent, so daß Harry erst in der nächsten Woche mit ihm über den Sonderetat sprechen konnte. Jetzt konnte er sich erst einmal auf sein Wochenende mit der Familie konzentrieren.
Am Samstagmorgen prasselte Regen an das Schlafzimmerfenster, als Harry aufwachte. Ginny hatte sich eng an ihn geschmiegt.
„Morgen, Harry“, sagte sie leise.
„Morgen, Ginny“, sagte er.
„Du, Harry?“ begann Ginny, und ihre Hand glitt über Harrys Brust und Bauch hinab, bis sie seinen Bauchnabel erreicht hatte und einen Finger hineinsteckte.
„Ja, Ginny?“ fragte Harry, der das genoß, zumal Ginnys Hand ihre Reise in dieselbe Richtung fortsetzte.
Er überlegte, ob seine Hand nicht einen Gegenbesuch machen sollte, denn das führte immer zu einem Frühsport, der überhaupt nichts mit Um-den-Park-Laufen zu tun hatte.
„Wir nehmen ja immer noch diesen Verhütungstrank“, fuhr Ginny fort, und Harry brummte behaglich, weil ihre Hand ihren Bestimmungsort erreicht hatte. „Wir haben ein großes Haus und alle Möglichkeiten und so. Und ich, ähm, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...“
Harry drehte seinen Kopf zu Ginny.
„Du willst...?“
Sie nickte und antwortete: „Eigentlich seit Ron gesagt hat, daß er den Namen Lily für uns reserviert habe. Und ich habe den Eindruck, daß du auch schon mit dem Gedanken gespielt hast.“
Harry schwieg kurz. Dann sagte er: „Also, ich muß zugeben... Aber wir können ja nicht sicher sein, ob es ein Mädchen wird.“
„Darauf kommt es nicht an“, sagte Ginny. „Aber ich glaube, daß drei Geschwister besser sind als zwei.“
Harry küßte Ginny.
„Dann setzen wir den Verhütungstrank ab sofort ab?“
„Ja, gerne.“
„Wir haben allerdings so viel genommen, daß es wohl nächsten Monat wird, bis, ähm, na, du weißt schon“, sagte Harry.
„Ich freue mich schon darauf“, sagte Ginny.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling