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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Biographisches vom Auserwählten

von Krabbentaucher

Harry hatte damit gerechnet. Er war deshalb nicht überrascht.

Das eine, womit er gerechnet hatte, war der allfällige Artikel von Rita Skeeter, der schon am Tag nach Albus' Geburt im Tagespropheten erschien. Harry wußte nicht, woher sie das so schnell erfahren hatte, denn es konnte sowohl im Ministerium als auch in Hogwarts eine undichte Stelle geben. Aber das war letztlich egal, denn der Artikel wäre früher oder später sowieso erschienen.

ZWEITER SOHN VON HARRY POTTER
AUSERWÄHLTER SETZT MIT NAMENSGEBUNG ZEICHEN

von Rita Skeeter

Gestern war es soweit: Ginny Potter (24) brachte den zweiten Sohn der Potter-Familie zur Welt. Der erste Sohn, James Sirius, wurde bereits am siebten März letzten Jahres geboren (wir berichteten). Hatte Harry Potter (25) durch diese Namenswahl schon deutlich gemacht, daß er das Andenken an große Männer des Kampfes gegen die dunklen Künste aufrechterhalten will, wurde nun deutlich, daß er bei dieser Linie bleiben würde. Er nannte seinen jüngsten Sohn „Albus Severus“.
Es dürfte keinen Zauberer geben, dem man diese Namen erläutern müßte. Natürlich stellt sich auch hier die Frage, ob nicht der Auserwählte seinem Jüngsten eine zu große Bürde auferlegt hat, aber letztlich war er selbst an derartige Bürden schon von jüngster Kindheit an gewohnt, war er doch schon vor seiner Rückkehr in die magische Gemeinschaft legendär.
Bemerkenswert ist allerdings, daß Harry seinen Sohn auch nach einem Lehrer benannt hat, mit dem er geradezu verfeindet war: Severus Snape, dem Lehrer für Zaubertränke und letzten Schulleiter von Hogwarts bis zum Ende von Du-weißt-schon-wem. Fraglos handelt es sich bei der Namensgebung um einen Beweis für Harrys Großherzigkeit, denn überzeugender kann die posthume Versöhnung mit seinem ehemaligen Erzfeind kaum sein.
Wie aber steht es mit Harrys Familien- und Erziehungsfähigkeit? „Nach allem, was wir wissen, haben sich die Bedenken zu James' Erziehung als unbegründet erwiesen“, äußert ein Experte, der nicht näher genannt werden will. James scheine in einer liebevolle Umgebung aufzuwachsen. Dazu der Experte: „Fraglos spielt hier Ginny Potter die Rolle, aus ihrer eigenen Erfahrung in der Familie Weasley auch Harry beizubringen, was ein funktionierendes Familienleben ist.“

Das andere, womit er gerechnet hatte, war Dudleys Reaktion auf die E-Mail, mit der ihn Harry über Albus' Geburt unterrichtet hatte. Dudleys Antwort-E-Mail enthielt im Anhang zwei Fotos – von Autos natürlich.

Lieber Harry,

herzlichen Glückwunsch zur Geburt Deines zweiten Sohnes! Ich habe auch Neuigkeiten: Ich bin jetzt in der Abteilung „Test und Technik“ bei Grunnings. Ich habe auch ein neues Auto gekauft, einen BMW 116i mit 115 PS. Nun fahren wir alle BMW. Den Fiesta hatte ich ja nun schon lange. Im Anhang findest du ein Foto.
Dad hat auch ein neues Auto. Er hat jetzt seinen Fünfer-BMW verkauft und stattdessen einen BMW 750i mit 367 PS. Der ist aktuell, weil Dad ihn nach dem Facelift geholt hat. Ich habe ihn fotografiert, Foto im Anhang.

Viele Grüße,
Dudley

Harry seufzte. Kein Wort darüber, ob Dudley noch immer zu Hause hockte, kein Wort über seine Freundin, aber detaillierte Auskünfte über die größeren Käufe. Er durfte schon froh sein, nicht auch über die Anschaffung eines DVD-Spielers, eines Riesenfernsehers oder was auch immer informiert worden zu sein. Die Fotos zeigten – wenig überraschend – einen irgendwie knollig und knotig wirkenden kleinen BMW in grünmetallic, der hinten abgeschnitten wirkte und einen ziemlich klobigen großen BMW in silbermetallic.

Und schließlich hatte Harry damit gerechnet, daß aus der Nachtruhe nichts werden wurde. Tatsächlich hielt Albus ihn und Ginny genauso auf Trab wie seinerzeit James.

Kurz nach Albus' Geburt verdrängte allerdings eine andere Meldung das öffentliche Interesse an Harrys jüngstem Sohn.

OFFIZIELLE BIOGRAPHIE VON HARRY POTTER KOMMT IN DEN HANDEL

Bislang konnten Zauberer, die sich für Harry Potters Leben interessierten, nur auf das lesenswerte Buch „Der Auserwählte“ unserer Starreporterin Rita Skeeter zurückgreifen (Ersterscheinung 1998, 4. Auflage Anfang 2005, fünf Galleonen). Doch nun hat Eldred Worple, der Autor des berühmten Buches „Blutsbrüder: Mein Leben unter Vampiren“, selbst eine Biographie über Harry Potter geschrieben, die am 26. November unter dem Titel „Harry Potter: Leben eines Zauberers“ rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Handel kommt. Das Sensationelle daran: Angeblich ist es eine von Harry Potter selbst autorisierte Biographie. Lesen Sie das Interview mit Betty Braithwaite auf Seite 13.

Auf Seite 13 blinzelte Mr Worples rundes Gesicht kurzsichtig durch eine Brille dem Leser entgegen. Harry las das Interview aufmerksam durch. Er hatte mit Mr Worple verabredet, daß er Rita Skeeter nicht allzu offensichtlich auf die Füße treten sollte, denn diese saß aufgrund ihrer Reportagetätigkeit letztlich am längeren Hebel.

INTERVIEW MIT POTTER-BIOGRAPHEN WORPLE

Nur wenig mehr als acht Jahre ist es her, daß ich Rita Skeeter interviewt und von ihr mit Tee und Früchtekuchen bewirtet worden war. Wir hatten über ihre damals vor ihrem Erscheinen stehende Biographie „Leben und Lügen des Albus Dumbledore“ gesprochen. Jetzt, ziemlich genau sieben Jahre nach dem Erscheinen ihres Bombenerfolges „Der Auserwählte“, sitze ich bei einem Gläschen Old Scotch Whiskey dem routinierten Buchautor Eldred Worple vor dem Kamin in dessen Wohnzimmer gegenüber und unterhalte mich mit ihm über dessen Potter-Biographie.
„Den ersten Kontakt mit Mr Potter hatte ich schon Ende 1996, während einer privaten Weihnachtsfeier seines damaligen Lehrers für Zaubertränke, des mittlerweile pensionierten Professor Horace Slughorn, in Hogwarts“, berichtet er. „Er stand damals auf dem, ich würde sagen, zweiten Höhepunkt seiner Popularität, und ich hatte ihm schon damals vorgeschlagen, seine Biographie zu schreiben.“
Nun verwundert es, daß es neun Jahre gedauert hat, während Rita Skeeter die bereits fünfte Auflage ihrer Potter-Biographie für Frühjahr des nächsten Jahres angekündigt hat. Warum also hat es so lange gedauert?
„Mr Potter war lange Zeit nicht bereit, an einer Biographie über ihn mitzuarbeiten. Er wollte nicht einsehen, daß seine Person interessant genug sein könnte, da die seiner Meinung nach wichtigsten Punkte seines Kampfes gegen Du-weißt-schon-wen schon bekannt seien. Und für mich kam es nicht in Frage, eine nicht von ihm autorisierte Biographie zu schreiben. Glücklicherweise konnte ich ihn schließlich doch für eine Mitarbeit gewinnen. Der Leser wird sich also freuen können, neue Dinge zu erfahren.“
Ich frage ihn, wie sensationell diese Neuigkeiten seien.
Mr Worple wiegt lächelnd seinen Kopf hin und her: „Nicht sehr sensationell, fürchte ich. Wir, also Mr Potter und ich, haben sehr darauf geachtet, daß das Buch seriös wird. Es ist ja bekannt, daß Mr Potter sich in der Muggelwelt auskennt wie ein Muggelstämmiger und geradezu ein Experte auf diesem Gebiet ist. Und gerade auf diesem Gebiet hoffe ich, eine besondere Qualität erreicht zu haben.“
Ich weise darauf hin, daß sich jede Potter-Biographie mit der von Rita Skeeter wird messen müssen. Ist die Biographie von Mr Worple gar eine Kampfansage gegen die Starreporterin des Tagespropheten und so vieler anderer magischer Periodika, die bekanntlich auf Harry Potter geradezu spezialisiert ist und sich rühmt, ihn zu kennen wie sonst kaum jemand?
„Nein, ich sehe meine Biographie keineswegs als Konkurrenzprodukt zu 'Der Auserwählte', der selbstverständlich auch in meinem Bücherschrank steht“, beschwichtigt Mr Worple. „Und ich sehe mich nicht als Konkurrenz zu Miss Skeeter. Im Gegenteil: Sie hat mir entgegenkommenderweise einige Fotos aus Harrys Muggelumgebung zur Verfügung gestellt, nachdem sich dort in der Zwischenzeit einiges verändert hat und auch Harrys Muggelfamilie, zumindest Onkel und Tante, nicht mehr bereit war, nach Rita Skeeter mit noch einem Potter-Biographen zusammenzuarbeiten. Nein: Diese Biographie spricht eine andere Käuferschicht an, eine Käuferschicht, die weniger an persönlichen Geschichtchen interessiert ist als an den großen magischen, auch schwarzmagischen Zusammenhängen – und an den kleinen Dingen der Zaubererwelt. Außerdem werden wir einen vertieften Blick in Harrys Muggelleben von seinem zweiten bis elften Lebensjahr werfen. Bilder, auf denen der nackte Oberkörper von Mr Potter zu sehen ist, sollte der geneigte Leser also nicht erwarten. Da wird er schon durch 'Der Auserwählte' in ausgezeichneter und bewährter Weise bedient.“
Es wird abzuwarten sein, ob sich Mr Worples Biographie einen Platz neben dem umwerfenden Kassenerfolg von Rita Skeeter erkämpfen kann. Wir werden unsere Leser über diese interessanteste Neuerscheinung des Jahres 2005 auf dem laufenden halten. Freuen Sie sich schon einmal auf eine Leseprobe, die der Tagesprophet eine Woche vor dem Erscheinungstermin veröffentlichen wird.

In den nächsten Tagen nach Veröffentlichung dieses Interviews war Harry damit beschäftigt, Anfragen zurückzuweisen, Exemplare der Biographie nach ihrem Erscheinen zu signieren. Er wollte in der Mittagspause gerade auch Hannah Abbott eine Absage erteilen, als diese im Tropfenden Kessel auf ihn zukam, doch sie hatte etwas anderes auf dem Herzen: „Paß auf, wir sind voll besetzt, im Nebenzimmer sitzt der Minister mit einigen ausländischen Gesandten – der einzige Tisch, der nur mit einer Person besetzt ist, nun, der ist von Rita Skeeter besetzt.“
„Oh“, sagte Harry, doch es war schon zu spät.
Rita Skeeter hatte ihn gesehen und winkte. Sicher wußte sie, daß Harry etwas essen wollte und sonst nichts frei war, und Harry hätte sie nur unnötig gereizt, hätte er das Lokal verlassen. Also sagte er zu Hannah: „Bring mir einfach Fish and Chips, kleine Portion, und einen Kürbissaft.“
Hannah nickte. Harry ging zu Skeeters Tisch und setzte sich mit einem knappen „Sie erlauben“ hin. Die Reporterin schaute ihn gierig an.
„Nun, Harry, wie geht es?“
„Stressig. Viel zu tun“, sagte er kurz angebunden.
„Ich meine: Privat. Sie haben ja jetzt zwei Kinder.“
„Auch stressig. Aber das weiß ja jeder, der Kinder hat: Gerade Neugeborene wissen noch nicht, daß die Nacht zum Schlafen da ist.“ Harry registrierte, daß die Journalistin nicht ihre Flotte-Schreibe-Feder herausgeholt hatte. Er fügte deshalb dazu: „Ist keine sensationelle Neuigkeit, was?“
„Nein, damit würde ich meine Leser nur langweilen.“
Hannah kam und stellte das Essen und das Getränk vor Harry hin, der sofort anfing, sich damit zu beschäftigen. Rita Skeeter sah ihm ein wenig zu, bevor sie wieder das Wort an ihn richtete.
„Wie ich im Tagespropheten gelesen habe, kommt demnächst eine weitere Biographie über Sie heraus, Harry?“
Harry nickte.
„Von Ihnen persönlich autorisiert?“
Harry nickte erneut.
„Soll das heißen, daß sie daran so richtig mitgearbeitet haben, so wie Eldy sagt?“
Harry nickte noch einmal. Rita Skeeter schwieg. Aber nicht lange.
„Das hätten Sie ja auch anderweitig haben können, Harry. Nämlich bei meiner Biographie über Sie. Wäre vielleicht auch besser gewesen, denn 'Der Auserwählte' ist schon seit sieben Jahren auf dem Markt und gilt wohl als Standardwerk über Sie und Ihr Leben.“
Harry nahm einen Schluck Kürbissaft und erwiderte: „Hätten Sie sich von mir vorschreiben lassen, was Sie reinschreiben sollen und was nicht?“
Rita Skeeter sah Harry nachdenklich an, bevor sie antwortete: „Nein, natürlich nicht. Das bin ich meinem journalistischen Ansatz schuldig: Unabhängigkeit.“
„Sehen Sie“, sagte Harry und schob sich den nächsten Bissen in den Mund.
„Aber Sie hätten meinen Lesern doch sicher das eine oder andere verraten können – über Ihre Zeit bei den Muggeln, Ihre Liebesbeziehungen, für wen Sie heimlich geschwärmt haben, wann und mit wem Sie Ihr erstes Mal hatten und wie, über Ihr Familienleben mit Ihren Söhnen...“
Harry schluckte runter und hob die rechte Augenbraue.
„Mein erstes Mal? Glauben Sie wirklich, daß darüber etwas in der Biographie von Mr Worple stehen wird? Rita“, er zahlte es ihr heim, daß sie ihn noch immer mit dem Vornamen ansprach, aber sie schien dadurch eher geschmeichelt zu sein, „ich habe jetzt zwei Kinder. Und da“, er dachte kurz an Onkel Vernon, „auch Zaubererkinder nicht im Zaubertrankkessel zusammengerührt werden, wären Bettgeschichten auch keine Sensation. Deshalb haben Sie sich darüber wohl auch nicht so richtig ausgelassen.“
„Nein, das wäre unseriös gewesen. Und ich hätte nicht genügend Details gehabt, um das Interesse der Leser wecken zu können.“
„Und über meine Kinder hätte ich Ihnen im Jahr 1998 auch nichts sagen können.“
„Sicher nicht. Aber über den Rest. Und über Ihre Kinder hätten Sie in den Folgeauflagen etwas sagen können.“
Harry hatte zuende gegessen und trank den letzten Schluck Kürbissaft aus.
„Sie wissen besser als ich, was Ihre Leser lesen wollen“, sagte er. „Einen schönen Tag noch, ich muß wieder an die Arbeit.“
Harry stand auf, nahm das Geschirr in die Hand, nickte Skeeter zu, die sein Nicken erwiderte und verließ den Tisch. Auf dem Weg zur Tür drückte er das Geschirr Hannah in die Hand und trat dann hinaus auf die Charing Cross Road.

Eigentlich hatte Harry einen Artikel von Rita Skeeter erwartet, in dem sie das verarbeitet hätte, was in jener Mittagspause besprochen worden war. Doch nichts kam.
„Vielleicht wartet sie ab, was in der Biographie steht und wo die Abweichungen zu ihrem eigenen Machwerk liegen“, vermutete Ginny, während Albus bei ihr angedockt hatte und still und zufrieden nuckelte.
„Mal sehen, ob es sie ärgert, daß in Mr Worples Biographie genau drinsteht, wie Hermione das mit ihren Eltern in Australien gemacht hat und wie wir sie in Port Hedland aufgespürt haben“, überlegte Harry, während er mit James auf dem Knie Hoppe-Hoppe-Reiter spielte.
„Glaube ich nicht“, sagte Ginny, während sie Albus von der Brust nahm, über die Schulter legte, ihn ein Bäuerchen machen ließ und in den Arm nahm. „Das ist nur ein unwichtiges Detail. Aber jeden Kuß, der in der Biographie steht, wird sie neiden.“
„Und daß ich durch die Fernsehprogramme gezappt bin, wenn die Dursleys nicht zu Hause waren, oder daß ich mich über Dudleys Computer hergemacht habe – so gewissermaßen als 'der Auserwählte privat'?“
„Nein“, meinte Ginny. „Zu wenig schlüpfrig. Albus' Windel ist übrigens fällig.“

Kurz vor Erscheinen des ersten Auszugs aus der Biographie sprach Hermione Harry auf etwas anderes an. Harry saß zusammen mit ihr und Ron während der Mittagspause in jenem Café nicht weit vom Ministerium, in dem er auch schon hin und wieder mit Hermione gesessen hatte, als Ron noch in Georges Laden gearbeitet hatte. Hermione machte wieder ihr Gesicht, das sie schon früher als Teenager aufgesetzt hatte, wenn sie andere über etwas belehren wollte.
„Harry, ich will ja nichts sagen“, hob sie an.
„Aber du sagst es mir gleich trotzdem“, unterbrach sie Harry, der einen Blick zu Ron hinüberwarf, der wiederum mit einem Ich-kann-nichts-dafür-Blick zurückschaute.
Hermione wischte die Unterbrechung mit einer ungeduldigten Handbewegung fort, als verscheuche sie eine lästige Fliege.
„Nicht, daß du es in den falschen Hals bekommst – hast du schon mal dran gedacht, ein bißchen Sport zu treiben? Gerade du als Auror -“
„Wieso das?“ unterbrach Harry sie erneut und schaute an sich herunter. „Ich habe nicht mal den Ansatz eines Bauchansatzes. Ich bin immer noch rank und schlank -“
„Mager“, half Ron nach.
„Ja, mager, eben. Ich wüßte also nicht, was ich an Fett abtrainieren sollte.“
Hermione seufzte und sagte: „So meinte ich das nicht. Ich meinte es eher wegen der körperlichen Fitness.“
Harry wandte ein: „Außerdem treibe ich Sport. Hin und wieder spiele ich Quidditch, schon vergessen? Sogar mit Ron zusammen, der kann es bezeugen.“
„Nützt aber auch nichts, sie hat mir dieselbe Predigt schon gehalten. Besser, du sagst gleich, daß sie Recht hat, und fertig“, unkte Ron.
Harry wunderte sich: „Dir? Du bist auch nicht dick, sondern eher dünn und schlacksig.“
Hermione wurde jetzt ungeduldig.
„Es ist nicht wegen der Figur. Abgesehen davon, Harry, könnten dir ein paar Muskeln schon figurmäßig nicht schaden. Es geht um etwas anderes: Ihr kommt nur noch selten dazu, Quidditch zu spielen. In London, Harry, geht das ja nicht, was sollen denn die Muggel sagen? Es ist doch so, daß ihr vielleicht vom Aurorenbüro aus ein paar Trainingseinheiten habt und hin und wieder ein paar Einsätze. Aber das reicht nicht, denn ihr müßt fit für die Einsätze und nicht fit durch die Einsätze sein. Außerdem wirst auch du älter, Harry.“
„Ich bin 25, jetzt tu mal nicht so, als ob man schon ein alter Mann ist, wenn man gerade ein paar Jährchen aus der Pubertät raus ist.“
„Eben, du bist 25 und stehst damit voll im Saft. Aber das wird nicht ewig so bleiben, auch wenn die Alterung durch deine magischen Kräfte langsamer voranschreiten wird. Aber dieser Effekt wird erst mit vierzig oder fünfzig oder so eintreten. Und jetzt bist du noch so jung, daß du keine großen Probleme haben wirst, dich fit zu halten, glaube mir.“
„Hm“, machte Harry. „Ich denke drüber nach. Aber erst im Frühjahr, wenn das Wetter besser wird.“
Hermione wollte gerade etwas sagen, da kam ihr Ron zuvor: „Habe ich auch schon gesagt, aber sie meint, daß es besser ist, bei schlechtem Wetter anzufangen, dann wird man im Sommer nicht so auf die Probe gestellt.“
„Ist ja gut“, sagte Harry. „Ich werde das ganze mal mit Ginny besprechen. Schließlich hat sie jetzt zwei Kinder am Hals, da kann ich nicht einfach so beschließen, daß ich draußen rumlaufe oder Fußball spiele, während sie auf die Kleinen aufpassen muß. Wie sieht es bei euch eigentlich aus?“
„Wir arbeiten dran“, sagte Ron und bekam rote Ohren.

Wenn Harry gehofft hatte, daß Ginny ihre Zustimmung verweigern würde, hatte er sich getäuscht.
„Da ist etwas dran, was Hermione sagt. Ich bin ja jetzt auch schon seit zwei Jahren aus dem Sport raus, ich müßte auch mal was tun. Schade, daß wir uns abwechseln müssen, aber du solltest auf jeden Fall auch was für deinen Körper tun.“
„Schön und gut“, sagte Harry, „aber wenn wir zum Beispiel im Regent's Park herumrennen, dann müssen wir das überzeugend in Muggelsportsachen machen. Gut, ich habe noch von der Australienreise diese Turnhose, und Turnschuhe und T-Shirts habe ich sowieso, aber jetzt ist es dafür zu kalt.“
„Gibt es in der Muggelwelt eigentlich keine warmen Sportsachen? Ich erinnere mich, daß wir im Fernsehen mal sowas gesehen haben...“
„Trainingsanzüge. Aber so einen habe ich nicht.“
Ginny verdrehte die Augen und seufzte: „Dann kaufst du dir eben einen.“

Endlich, von der magischen Gemeinschaft sehnlichst erwartet, war es soweit: Schon auf der Titelseite des Tagespropheten wurde der Auszug aus der Biographie angekündigt, und Harry schlug die angegebene Seite auf, um ihn zu lesen, obwohl er die ganze Biographie von den Korrekturen her schon kannte.

AUSZUG AUS DER NEUEN POTTER-BIOGRAPHIE

von Eldred Worple

Der erste Kontakt eines Zaubererkindes mit einer Schule ereignet sich in der Regel, wenn es elf Jahre alt ist: Es besucht die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Zauberer verzichten üblicherweise darauf, ihre Kinder in die Grundschule zu schicken, die alle Muggelkinder spätestens ab Vollendung ihres fünften Lebensjahres besuchen. Zum einen spielt eine tiefverwurzelte Skepsis gegenüber der Muggelwelt eine Rolle, zum anderen besteht natürlich die Gefahr, daß sich kleine Zauberer durch unkontrollierte Ausbrüche von Magie verraten.
Mr und Mrs Dursley ihrerseits hatten ihre Gründe, Harry Potter in die Grundschule zu schicken: Nicht nur, daß sie keine Lust hatten, sich um seine Bildung zu kümmern, sie wollten selbstverständlich auch ihm gegenüber verheimlichen, daß er ein Zauberer ist. Zudem entspricht es der Üblichkeit, ein Kind in die Grundschule zu geben. So kam Anfang September 1985 Harrys erster Schultag.
Man darf sich das nicht so wie in Hogwarts vorstellen, wo neue Schüler in einer Zeremonie einzelnen Häusern zugeordnet und dann mit einem Festessen begrüßt werden, denn Grundschulen sind in aller Regel keinen Internate. Die Kinder kehren also jeden Tag nach Hause zurück. Harry Potter hatte glücklicherweise noch recht gute Erinnerungen an diesen Tag.
Er wurde gemeinsam mit seinem Cousin in dieselbe Klasse eingeschult. Dudley hatte zwar darauf bestanden, sein rotes Fahrrad mitnehmen zu können, das er zu seinem fünften Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Er wollte damit offenbar auf dem Schulhof angeben – schließlich war er um das Fahrrad von Harry heftig beneidet worden. Das wurde ihm jedoch verweigert, obwohl ihm ansonsten nicht viel verwehrt wurde. Harry Potter erinnert sich, daß Mrs Dursley Sorgen um die körperliche Unversehrtheit ihres Sohnes hatte, denn dieser war alles andere als ein passabler Radfahrer. So kam es, daß Harry und Dudley im Dursleyschen Familienauto zu ihrem ersten Schultag in die örtliche Grundschule, die Little Whinging Primary School, gebracht wurden.
Die Erstklässler und ihre Eltern wurden in der Aula, einem Versammlungssaal in einer Muggelschule, empfangen, und es wurden Reden gehalten. Die Einteilung in die einzelnen Klassen war schon vorher auf administrativem Wege vorgenommen worden, so daß es eine Auswahlzeremonie nicht gab. Die Schüler gingen in die ihnen zugewiesenen Klassen, während die Eltern am ersten Schultag noch bei ihnen blieben. Harry Potter wurde allerdings ziemlich allein gelassen. Mr und Mrs Dursleys kümmerten sich stattdessen demonstrativ ausschließlich um Dudley. Dennoch fiel an diesem Tag auf, daß Harry Potter kurzsichtig war. Allerdings haben das nicht liebende Vormünder sanft und unauffällig festgestellt, sondern Harrys Banknachbar, ein gewisser Piers Polkiss, der später einen anderen Platz bekam und ein enger Freund von Dudley Dursley wurde.
Harry Potter saß ziemlich weit hinten in der Klasse und mußte die Augen zusammekneifen, um zu kennen, was der Lehrer, Mr Herbert Gardiner, an die Tafel gezeichnet hatte. Er hatte mit einigen Symbolen begonnen, aber Harry konnte sie nicht richtig sehen. Piers Polkiss registrierte das und fragte zunächst seine Mutter: „Warum guckt der so komisch?“ Mrs Polkiss schaute Harry Potter genau an und erläuterte ihrem Sohn: „Er sieht nicht richtig, er braucht eine Brille.“ Und genau das krähte Harrys damaliger Banknachbar durch die Klasse: „Der hier ist blind und muß eine Brille haben!“
Harry Potter erinnert sich, daß er – vermutlich wegen der mit der Brille zusammenhängenden Kosten – am Nachmittag zu Hause besonders böse Blicke der Eheleute Dursley ertragen mußte.
Wie machte sich Harry Potter nun in der Schule? Er hat leider keine Zeugnisse aus dieser Zeit aufbewahrt, sagt aber, daß er keine schlechten Noten erreicht habe. Um hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich seinen alten Lehrer, Mr Gardiner, befragt. Es war die einzige Gelegenheit, bei der ich Veritaserum und danach einen Gedächtniszauber eingesetzt habe – beides habe ich mir natürlich vorher vom Zaubereiministerium genehmigen lassen. Es erschien mir nicht ratsam, den Muggel auf andere Weise zu befragen, da er sonst stutzig geworden wäre, warum sich jemand so für Harry Potter interessiert – dieser ist in der Muggelwelt schließlich bis heute absolut unbekannt.
„Ich habe so viele Schüler gehabt, da kann ich mich nicht an jeden einzelnen erinnern“, gab er bei der Befragung zu bedenken. „An Harry Potter kann ich mich allerdings insoweit erinnern, als er später einigen Ärger verursacht hatte. Er war eines Tages auf das Dach der Schulkantine gelangt, und im Kollegium haben wir uns vergeblich den Kopf zerbrochen, wie er das geschafft haben könnte. Außerdem hatte er es einmal geschafft, meine Perücke – mit der ich damals meinen schütteren Haarwuchs verdeckte, heute bekenne ich mich dazu – blau zu färben. Das war schon ein starkes Stück.“
Aber wie war Harry Potter sonst als Schüler? Hatte er nur Ärger bereitet?
„Nein“, beschwichtigt Mr Gardiner, „im großen und ganzen war er ein ruhiger und gelehriger Schüler, wenn man von diesen gelegentlichen Eskapaden absieht. Seine Noten lagen durchweg im oberen Durchschnitt oder darüber – ganz im Gegensatz übrigens zu seinem Cousin. Ich hatte immer den Eindruck gehabt, daß sein Cousin Dudley alle Unterstützung von zu Hause erhielt, während Harry sich allein durchbeißen mußte. Außerdem wurde er – wie fast alle Mitschüler – von Dudley gemobbt. Und er hat bei den anderen Kindern nie richtig Anschluß gefunden. Wahrscheinlich hat das zu diesem gelegentlichen Fehlverhalten geführt.“
Welche Stärken hatte Harry Potter gezeigt? Welchen weiteren Weg hat sein Lehrer vermutet?
„Harry war sicher ein sehr intelligentes Kind, aber er wäre kaum ein Geisteswissenschaftler geworden, obwohl man das in der Grundschulzeit noch nicht so beurteilen kann. Seine Stärken lagen im naturwissenschaftlich-mathematisch-technischen Bereich. Das hat man ja auch daran gesehen, daß er meine Perücke so schnell und perfekt blau färben konnte. Ich hätte wohl vermutet, daß aus ihm mal ein Ingenieur geworden wäre, wenn er nicht auf diese Schule gekommen wäre.“
Wenn der geneigte Leser jetzt vermutet, daß unter den Muggeln etwas von Hogwarts bekannt geworden wäre, so irrt er. Hier spielt vielmehr ein Gerücht eine Rolle, das Mr Dursley im Jahr 1993 in die Welt gesetzt hat und das von mir in einem späteren Kapitel beleuchtet werden wird.
„Soweit ich gehört habe, soll er in ein Internat oder eine Anstalt namens 'St Brutus Zentrum für Kriminelle' oder wie das hieß besucht haben. Es hieß später im Ort, daß er ein Hooligan geworden sei, aber als ich mal nachgefragt habe, was Harry denn ausgefressen habe, konnte mir niemand eine konkrete Antwort geben. Offenbar haben die Leute nur von dieser Schule auf Harrys Verhalten geschlossen. Wenn Sie mich fragen, hat Mr Dursley hier voreilig gehandelt und Harry die Zukunft verbaut, die ihn durchaus an eine Universität geführt hätte.“
Auf das St-Brutus-Gerücht soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Festzustellen ist aber, daß Harry Potter eine durchaus gründliche vormagische Ausbildung erhalten hat, wie überhaupt auch bei Muggelstämmigen – mit denen Harry Potter von seiner persönlichen Situation her am besten zu vergleichen ist – festzustellen ist, daß die Muggelgrundschule eine gute Vorbereitung auf die schulische Situation in Hogwarts darstellt, zumal das Curriculum eine breitere Basis als das bietet, was Zauberereltern ihren Kindern mitgeben können, wie im folgenden zu sehen sein wird.

Ein schöner Cliffhänger für jeden, der sich ernsthaft für das Thema interessiert, dachte Harry und gab die Zeitung an Ginny weiter.
„Eins dürfte klar sein: Über meine Muggelschulzeit hat die Skeeter sicher nichts gebracht – jedenfalls nichts richtiges“, sagte Harry optimistisch.
„Fragt sich nur, ob so viel sachliche Information beim Zauberer auf der Straße ankommt“, gab Ginny zu bedenken.

Eine Woche später wußte Harry es. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, wie zufällig am Samstag vor dem ersten Advent durch die Winkelgasse zu gehen, um George in seinem Laden einen Besuch abzustatten. Flourish & Blotts schien gerammelt voll zu sein, denn vier Zauberer standen sogar vor der Tür an.
„Da kommt Harry Potter!“ rief der eine.
„Mr Potter, wir wollen gerade Ihre Biographie kaufen! Können Sie mein Exemplar nachher signieren?“ rief ein anderer.
Doch Harry blieb seiner Linie treu: „Tut mir leid, aber ich habe noch nie etwas signiert, und ich werde jetzt nicht damit anfangen. Lesen Sie das einfach und viel Spaß dabei.“
Er ging schnell in Georges Laden, wo wenig los war.
„Da bist du ja“, begrüßte ihn sein Schwager. „Heute hat der Buchladen mal die größere Anziehungskraft als mein Scherzartikelladen. Schade, daß Hermione das nicht sehen kann, sie wäre entzückt.“
„Aber du bist es nicht“, stellte Harry fest.
„Es schadet meinem Umsatz. Aber die Leute kommen zurück. Spätestens, wenn sie die Wahrheit über die Anschubfinanzierung dieses Ladens gelesen haben. Das ist ja fast so, als ob man beim Auserwählten persönlich einkauft, was?“
„Du brauchst das Buch nicht zu kaufen. Ich habe euch ja immer alles von mir erzählt. Und ihr habt einen großen Teil davon selbst miterlebt“, grinste Harry.
„Ja, außerdem signierst du das Buch ja doch nicht. Und wir gehören zu den wenigen, die sogar höchstselbst im Ligusterweg waren. Kommt eigentlich die Geschichte mit Dudleys Zunge vor?“
„Euer erster Feldversuch an fremden Personen? Natürlich. Über das Ringelschwänzchen, das Hagrid Dudley verpaßt hat, habe ich allerdings den Mantel des Schweigens geworfen, um Hagrid nicht unnötig in Schwierigkeiten zu bringen. Und Dudley hat nichts gesagt, weil es ihm peinlich war.“
Harry verabschiedete sich und lief auf seinem Weg zurück zum Tropfenden Kessel schnell an Flourish & Blotts vorbei, denn dort standen schon Hexen und Zauberer mit neuerworbenen Biographien, die nur darauf warteten, daß Harry sie signierte.


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
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