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Die Aurorenzentrale - Vater sein dagegen sehr

von Krabbentaucher

Harrys erste Nacht als Vater war die unruhigste seit langem. Zwar konnte James sehr tief schlafen, er konnte aber auch ziemlich laut schreien, und das vor allem dann, wenn Harry und Ginny selbst schlafen wollten. Da Ginny noch sehr wackelig war, mußte Harry sich um James kümmern und jedes Mal herumtragen oder Ginny an die Brust legen, wo der Kleine sofort andockte.
Als er am Morgen aufwachte – von aufwachen konnte man eigentlich kaum reden, Harrys Wecker sagte ihm lediglich, daß es keinen Zweck mehr hatte, liegen zu bleiben –, fühlte er sich nicht besonders erholt.
„Ich glaube, ich nehme frei, damit ich mich noch etwas um James kümmern kann“, schlug er Ginny vor.
„Das wäre schön, aber ich glaube, so langsam kann ich wieder was tun“, sagte sie.
„Nein, erhol dich erstmal, du hast ja hier den Streß gehabt. Ich will mal sehen, wie schnell ich aus dem Ministerium zurück bin.“
Im Rausgehen warf Harry noch einen Blick in das Kinderbett. James lag ruhig da und schlief ganz fest. Er ist wohl von dieser Nacht genauso geschafft wie ich, dachte Harry und ging ins Badezimmer, um sich anzuziehen. Auf dem Weg in die Küche horchte er noch einmal an der Schlafzimmertür, aber es war alles ruhig. Als er sich am großen Tisch mit einer Hand an einem ziemlich großen Kaffeepott festhielt und mit der anderen Hand im Tagespropheten blätterte, stellte er fest, daß sich die Nachricht von James' Geburt bis Redaktionsschluß offenbar noch nicht verbreitet hatte. Sowohl das St Mungo-Hospital als auch die Weasleys schienen dicht gehalten zu haben. In der Zeitung stand noch nichts über die Geburt.

Wie sich in der Aurorenzentrale allerdings herausstellte, hatte Ron dafür gesorgt, daß es dort jeder erfahren hatte. Mit großem Hallo wurde Harry begrüßt.
„Gratulation, Harry!“ - „Herzlichen Glückwunsch, Mr Potter!“ - „Klasse, Harry!“ - „Soso, James Sirius – der zweite war doch dieser Typ aus Askaban, der unschuldig war und dann irgendwie... war der verwandt mit dir?“ - „Ich hätte ihn ja Harry Potter genannt, wenn man schon so einen berühmten Namen hat...“
„Ähm, ja, danke“, sagte Harry und nahm Ron beiseite. „Ron, ich will mal zu Kingsley rauf, ein bißchen Vaterschaftsurlaub nehmen. Weißt du, ob er da ist?“
„Ist, glaube ich, da. Ich habe vorhin Percy im Fahrstuhl getroffen. Der hatte so ein wichtiges Gesicht gemacht und eine Menge Pergament unter dem Arm getragen und gesagt, daß er was mit Kingsley zu besprechen hat.“
„Na, mal sehen, hoffentlich liegen im Vorzimmer ein paar Zeitschriften rum, falls es länger dauert“, murmelte Harry und begab sich in den ersten Stock.
Wider Erwarten war die Besprechung mit Percy schon zuende, und Harry wurde sofort zu Kingsley vorgelassen.
„Glückwunsch, Harry!“ begrüßte der Zaubereiminister Harry. „Arthur hat's mir schon erzählt, Percy dann noch einmal... Soso, James Sirius heißt also dein Sohn, da hast du dir ja berühmte Namen ausgesucht.“
„Aber nur im Orden berühmte Namen“, sagte Harry. „Der Rufname wird ja James sein, und der Name kommt häufiger vor. Weswegen ich gekommen bin: Ginny ist noch etwas schwach auf den den Beinen und der Kleine fordert einen ganz schön. Ich wollte deshalb fragen, ob ich ein paar Tage Urlaub nehmen könnte.“
„Kein Problem, Harry. Sagen wir diese Woche, dann müßte sich zu Hause soweit alles eingependelt haben.“

Am nächsten Tag kam endlich die Meldung im Tagespropheten.

DER KLEINE POTTER IST DA!
EIN SCHWERES ERBE?

von Rita Skeeter

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der Junge, der überlebte, - nun ja – einen Jungen bekommen. Das war schon vorgestern der Fall, also am Sonntag, dem siebten März. Die Geburt schien komplikationslos verlaufen zu sein, jedenfalls wurde uns nichts über Probleme berichtet. Harry Potter (23) hat seinen Sohn James Sirius genannt. Ein Bild des Kindes liegt uns leider nicht vor, ich bin aber bemüht, so schnell wie möglich eines zu beschaffen und zu veröffentlichen.
Das Kind wird in den Frieden hineingeboren, könnte man sagen. Doch es bleiben Bedenken. Harry Potter hatte nie eine richtige Familie kennengelernt (wir berichteten), denn seine eigene wurde ihm früh durch Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, genommen. Führende Fachleute fragen sich deshalb, ob Harry seinen Sohn nur deshalb gezeugt hat, um die Familie zu erleben, die er selbst nicht gehabt hat, eine Flucht in die Vaterschaft also.
Der kleine James Sirius wird nicht nur das bislang unerfüllte Nähebedürfnis seines Vaters zu erfüllen haben, sondern auch noch in seinem gewaltigen Schatten leben müssen. Während andere Jungs mit Vätern aufwachsen, die einfach nur ihre Väter sind, ist James' Vater der berühmteste lebende Zauberer, über den dazu noch alle Nase lang in der Zeitung berichtet wird. Harry wird viel zu tun haben, seinen Sohn vor dem Abheben zu bewahren – oder vor der Depression, nicht so sein zu können wie der Vater. Es ist zweifelhaft, ob ihm das gelingt.

Der Artikel ärgerte Harry weit weniger, als es sonst der Fall gewesen wäre, denn James meldete sich schon wieder. Er lag in den Armen von Ginny, die in die Küche heruntergekommen war.
„James, ist ja gut, wir sind ja alle da“, beschwichtigte ihn Harry.
„Ich glaube, er hat ein anderes Problem“, sagte Ginny und deutete auf die Windeln.
Harry seufzte, nahm seinen Sohn auf den Arm und ging rauf in den Salon, wo er ihn auf dem Sekretär wickelte. Das Wickeln hatte er damals bei Andromeda gelernt und glücklicherweise nicht wieder vergessen. In den letzten beiden Tagen nach der Geburt hatte er James so häufig gewickelt, daß er es beinahe blind tun konnte. Als er wieder in die Küche zurückkehrte, sagte Ginny: „Wir müssen uns noch um eine Kleinigkeit kümmern. James braucht einen Paten.“
Harry mußte nicht lange überlegen: „Ron!“
„Ron?“ frage Ginny. „Hm. Warum nicht...“
„Natürlich Ron. Und da lasse ich auch nicht mit mir reden.“
„Ist ja gut. Also Ron. Frag ihn aber erstmal.“
„Ja, ich werde heute abend zum Fuchsbau apparieren, wenn er Feierabend hat, und mit ihm drüber sprechen.“
So kam es, daß Harry bei Sonnenuntergang vor der Hintertür des Fuchsbaus erschien und nach kurzem Anklopfen eintrat.
„Harry, mein Lieber! Wie schön, daß du kommst. Setz dich, es ist noch was da!“ wurde er von Mrs Weasley begrüßt.
Die anderen saßen noch am Tisch und ließen es sich schmecken.
„Nein, danke, ich habe schon gegessen. Bei uns geht im Augenblick alles ein wenig durcheinander. Ich wollte etwas wichtiges besprechen.“
Er setzte sich an den Tisch und sah Ron an.
„Wir brauchen einen Paten für James. Ron, da habe ich an dich gedacht. Bist du einverstanden?“
Harry wünschte, Ron hatte nicht in diesem Moment nachgenommen, denn mit so viel Essen im Mund und einem derart überraschten Gesichtsausdruck sah er wirklich nicht sehr erwachsen und würdevoll aus.
„Hmhmhmm“, kam es aus Rons vollem Mund, den er schnell leerkaute. „Wow! Ich – ich fühle mich geehrt! Mann! Ich! Pate! Ja, gerne!“ brachte er heraus, als er die Verwendbarkeit seines Sprechorgans wiederhergestellt hatte.
„Prima! Danke, Ron! So, meine Lieben, das war's dann, ich muß jetzt zurück zu James und Ginny. Guten Appetit noch“, verabschiedete sich Harry ziemlich schnell.

Da Harrys Eltern daran gedacht hatten, seine Geburt bei den Muggelbehörden zu registrieren und dadurch die Beschaffung eines Reisepasses für Harry wesentlich einfacher geworden war, beschlossen er und Ginny, mit James dasselbe zu tun. Ginny war inzwischen wieder einsatzbereit, und so machten sie sich mit James im Kinderwagen auf zum Home Office. Dieses lag in der Marsham Street etwas südlich der Westminster Abbey. Apparieren schied wegen James aus, weswegen die kleine Familie die U-Bahn nahm.
Harry hatte sich gefragt, wie er sich fühlen würde, wenn er seinen Sohn im Kinderwagen durch London schieben würde – vor allem, ob es ihm irgendwie peinlich sein würde. Doch als er den Wagen von seinem Haus über den wie immer etwas heruntergekommenen Grimmauldplatz zur U-Bahn-Haltestelle schob, war er stolz. Am liebsten hätte er ein Schild mit der Aufschrift „mein Sohn“ an dem Wagen befestigt, damit es auch wirklich jeder mitbekam. Allerdings merkten er und Ginny in der U-Bahn-Station, daß der Kinderwagen nicht überall praktisch war. Die Rolltreppen waren eng und steil, und Harry bekam einen krummen Rücken, weil er den Kinderwagen mit dem Griff runterdrücken mußte, um ihn in der Horizontalen zu halten.
„Ich glaube, wir sollten uns Gedanken über ein Auto machen“, schnaufte Ginny, als sie endlich in einem Zug saßen.
Im Home Office wurden sie einer Sachbearbeiterin zugewiesen, die James wirklich süß fand und sich erst nach einem kurzen „Wutzi-kutzi-ku“ der Registrierung widmete. Schon bei der Namensangabe „James Sirius Potter“ stutzte sie.
„Sirius? So einen Namen habe ich ja noch nie gehört.“
„Nicht? Sirius – wie dieser Stern. Mein Pate hieß so, aber der ist leider ums Leben gekommen“, erläuterte Harry.
„Hm“, machte die Sachbearbeiterin. „Name wie ein Stern... Geht das? Hm.“
Dann zuckte sie die Schultern und trug den Namen ein. Das Weitere bereitete keine Probleme: männlich, geboren am siebten März 2004 in Camden Town, London. Vater Harry James Potter, geboren 31. Juli 1980 in Godric's Hollow, wohnhaft Grimmauldplatz zwölf in Camden Town, London. Doch beim Beruf gab es Probleme. Harry konnte unmöglich „Auror“ angeben.
„Ich, ähm, arbeite bei den Sicherheitsbehörden. Kriminalitätsbekämpfung. Das ist mehr so eine Zentralstelle, wissen Sie? Also jetzt nicht Metropolitan Police, sondern für ganz Großbritannien.“
Die Sachbearbeiterin sah Harry einen Moment lang an und trug dann in das Formular „Polizist“ ein. Bei Ginny ging es ähnlich: Mutter Ginevra Molly Potter, geborene Weasley, geboren elfter August 1981 in Ottery St Catchpole, Devon, wohnhaft wie Harry Potter.
„Hm, Beruf...“, sagte Ginny. „Ich war Profi-Sportlerin, habe es aber Ende letzten Jahres aufgegeben wegen des Kindes. Ich werde für eine Zeitung schreiben.“
„Also: Journalistin“, stellte die Sachbearbeiterin fest. „Gut, ich habe dann alles. Sie erhalten die Geburtsurkunde dann per Post.“

Nach einer aufreibenden Rückfahrt mit der U-Bahn wieder zu Hause angekommen, erinnerte sich Harry, daß er Dudley noch nicht informiert hatte. Als er sich an den Computer setzte, um die E-Mail abzusetzen, fragte er sich, ob er auch James' zweiten Vornamen angeben sollte. Onkel Vernon könnte einerseits zu gehässigen Bemerkungen veranlaßt werden. Andererseits fragte sich Harry, ob sein Onkel mit dem Namen Sirius irgendetwas verbinden würde. Doch er erinnerte sich, daß Onkel Vernon über ein erstaunlich gutes Detailgedächtnis verfügte. Er hatte sofort eine Verbindung zu Harrys Paten gezogen, als seinerzeit Professor Dumbledore von Sirius' Nachlaß gesprochen hatte. Und wenngleich Onkel Vernon aus dem finstersten Zauberer des zwanzigsten Jahrhunderts „Lord Waldimort“ gemacht hatte, konnte er sich noch daran erinnern, was Hagrid Jahre davor über ihn erzählt hatte. Harry schwankte deshalb, ob er einfach nur den Hauptnamen mitteilen sollte. Dann zuckte er mit den Schultern. Er mußte einfach lernen über den Dingen zu stehen, denn er hatte seinen Onkel schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Also unterrichtete er Dudley von der Geburt von James Sirius. Von Dudley kam sogar noch am Abend des selben Tages eine Glückwunsch-E-Mail, dieses Mal sogar ohne Neuigkeiten aus dem Dursley'schen Fuhrpark.

Am Samstag nach der Geburt stand plötzlich schwergewichtiger Besuch vor der Tür – fast drei Meter groß, eine halbe Tonne schwer, wild aussehend.
„'lo Harry! Hab's leider nich' früher geschafft. Und da ist ja auch der Kleine!“
„Hallo Hagrid, komm rein!“
Harry ging voraus die Treppe hoch in den Salon. Dabei trug er James auf dem Arm. Ginny, die auch ins Zimmer gekommen war, zog schnell ihren Zauberstab und belegte einen Sessel mit einem Stabilitätszauber, bevor sich Hagrid darauf niederließ.
„Das war mal wieder'n Ritt – der Fahrende Ritter ist auch nich' gerade die sanfteste Art zu reisen“, schnaufte er. „Vielen Dank für die Eule, Harry. Nicolas macht sich gut, was? Na, jedenfalls wollte ich zuerst schreiben, dann wollte ich doch lieber selbst kommen, aber das ging nich', weil ja noch nich' Ferien sin'. Naja, heute bin ich ja da. Laß nochmal seh'n.“
Harry und Ginny tauschten besorgte Blicke, dann legte Harry James in Hagrid rechte mülleimerdeckelgroße Hand, wo er bequem hineinpaßte.
„Ja, isser nich' niedlich? Ja, isser nich' niedlich? Wem siehs' du denn ähnlich?“ Hagrid beäugte James, der verständnislos das haarige Gestrüpp über sich betrachtete. „Hm. Braune Haare, braune Augen, leicht grünlich – sieht nach 'ner Mischung von euch beiden aus, was, Harry und Ginny?“
„Ja, rot und schwarz macht braun“, sagte Ginny.
„Harry, so klein hast du auch mal angefangen. Ich weiß noch, wie bei James und Lily war, deinem Dad und deiner Mum, damals in Godric's Hollow. Und jetzt bis' du selbs' Vater...“
„Ähm, ja“, bestätigte Harry, der nicht wußte, was er sagen sollte.
Das war aber kein Problem, denn Hagrid erzählte munter weiter: „War natürlich 'n ganz großes Thema im Lehrerzimmer – Harry Potter hat'n Sohn. Ihr könnt euch denken, wie die auf den Namen reagiert haben. Ich mein', ich kannte ja James und Sirius noch, als sie in die Schule gingen. Und McGonagall kannte sie auch. Und die hat gesagt, daß sie ganz froh ist, daß sie in Rente ist, wenn euer Sohn nach Hogwarts kommt. Noch mal sowas hält sie nicht aus, sagt sie.“
„Ach, die kennen James Sirius doch noch gar nicht, und bloß weil er diesen Namen trägt...“, warf Ginny ein.
„Hab ich zu McGonagall auch gesagt. Aber die hat gemeint, da steckt zur Hälfte Potter und zur Hälfte Weasley drin. Naja, mal sehen, wer dann Schulleiter sein wird.“
Harry merkte auf.
„Schulleiter? Wer ist denn zur Zeit Schulleiter? Ich dachte, das teilen sich die vier Hauslehrer?“
„Nee, McGonagall ist Schulleiterin. Schon seit 'ner Zeit. Liest du keine Zeitung, Harry?“
„Ähm, doch, aber meistens Politik und Sport und so. Das mit McGonagall ist völlig an mir vorbeigegangen. Naja, dann geht es bestimmt streng aber gerecht zu in Hogwarts.“
„Naja, sie hat ja viel damit zu tun, die Schule zu leiten. Das mit den Schülern machen doch eher die Lehrer. Aber sag mal, Harry – hast du noch frei oder bist du gleich arbeiten gegangen?“
„Ich habe mir diese Woche freigenommen. Ab Montag gehe ich wieder arbeiten.“
„Ja, endlich“, meldete sich Ginny zu Wort. „Er schleppt dauernd James mit sich herum. Ich habe gar nichts von den Kleinen! 'Ruh dich aus, Ginny', sagt er dann immer und wickelt und macht und tut, und das einzige, was ich noch machen kann, ist, James zu stillen.“

Ein bißchen kritischer als Hagrids Besuch am Samstag war der Besuch von Ted und Andromeda am Sonntag. Nicht, daß Andromeda etwas gegen das Baby einzuwenden gehabt hätte, aber Ted sah, auf einem Stuhl am Kinderbett stehend, sehr zweifelnd auf den jüngsten Potter herab. Lange Zeit sagte er nichts. Doch als er den Blick hob und Harry ansah, stand etwas in den Augen, was Harry nicht richtig beschreiben konnte – es mochte eine Mischung aus Angst und Trauer gewesen sein.
„Was ist denn, Teddy?“ fragte Harry.
„Das ist jetzt dein Kind?“
„Ja, meins und das von Ginny. Du weißt doch – sie hatte den dicken Bauch, da war James drin, und jetzt ist er nach neun Monaten raus und – naja – da liegt er jetzt.“
„Und du hast ihn lieb?“
„Oh ja, sehr.“
„Hast du mich denn noch lieb?“
Jetzt wußte Harry, woher der Wind wehte. Er überlegte eine Sekunde, ob er Ted erklären sollte, daß die Liebe zum eigenen Kind nicht bedeutet, daß er sein Patenkind nicht mehr liebte, doch dann ging er einfach zu Ted hin und nahm ihn in den Arm, hob ihn hoch und drückte ihn an sich.
„Aber natürlich habe ich dich lieb“, sagte Harry.
Ted schmiegte sich an ihn und antwortete: „Ich dich auch.“
Als Harry Ted wieder auf dem Stuhl absetzte, sah Ted wesentlich versöhnlicher auf den neuen Zauberer hinab.

Harrys einwöchiger Vaterschaftsurlaub war leider beendet, und so kam es zu einer klassischen Rollenverteilung im Hause Potter: Harry als Vater ging arbeiten, während Ginny als Mutter sich um das Kind kümmerte. Inzwischen richteten sich die Eltern mit ihren Schlafgewohnheiten nach dem Kind, und das hieß, möglichst früh zu Bett zu gehen, damit noch genug von der Nachtruhe übrigblieb, die häufig davon unterbrochen wurde, daß James herumgetragen oder gesäugt werden mußte.
An den Wochenenden zog die kleine Familie in den nahen Regent's Park, wann immer es das Wetter erlaubte. Das war ziemlich oft der Fall, weil der März 2004 ein relativ sonniger und trockener Monat war. Dann schob meistens Harry den Kinderwagen mit James durch den Park und empfand Sympathie für jeden, der ebenfalls mit einem Kinderwagen unterwegs war.
Ted konnte dagegen mit dem Neugeborenen nicht wirklich etwas anfangen, als er die Osterfeiertage im Grimmauldplatz verbrachte. Stattdessen lernte er eifrig bei Harry weiter Rechnen, Schreiben und Lesen, ständig beäugt von Phineas Nigellus' Portrait.

In der zweiten Aprilhälfte ereignete sich etwas, was Harry so gerührt hat wie lange schon nichts mehr. Es war der Abend eines langen Arbeitstages, der vor allem im Aktenstudium bestanden hatte. Harry war nach Hause zurückgekehrt und hatte die Windeln seines Sohnes gewechselt. Dann hatte er ihm einen frischen Strampler angezogen und ihn auf den Arm genommen, um ihn in die Wiege im Speisezimmer, wo inzwischen die Mahlzeiten stattfanden, zu legen.
„So, kleiner Mann, dann mal ins Bett mit dir“, sagte Harry, hob James hoch und legte ihn in die Wiege.
Als er ihn vor dem Zudecken noch etwas knuddelte, strahlte ihn James plötzlich an und gluckste. Es war nicht das flüchtige Lächeln, mit dem James sonst immer anzeigte, daß es ihm gut ging. Er lächelte und strahlte eindeutig Harry an! Harry war so überwältigt, daß er James noch einmal aus der Wiege nahm und ihn an sich drückte. Als er seinen Sohn zurücklegte, lächelte er noch immer.
„James hat mich angelächelt. Ich meine – so richtig mich!“ sagte Harry zu Ginny.
„Das ist ja schön!“ freute sie sich. „So langsam erkennt er uns als seine Eltern, glaube ich. Mich hat er schon vor etwa einer Woche so angelächelt.“
Harry war zwar ein wenig davon getroffen, daß er nicht der erste war, den James als Elternteil erkannt hatte, aber das tat seiner Freude keinen Abbruch.

Ende April wollte Ginny dann aber auch mal etwas anderes sehen. Da Apparieren mit dem kleinen James nicht in Frage kam und ein Besen zu auffällig und zu gefährlich gewesen wäre, holte Harry das von Sirius ererbte Motorrad heraus und schraubte den Beiwagen dran, in dem er gesessen hatte, als er kurz vor seinem 17. Geburtstag aus Little Whinging abgeholt worden war. Harry setzte sich auf die Sitzbank, Ginny nahm im Beiwagen Platz und James auf den Schoß. Die Fahrt nach Norden aus London raus wurde allerdings kein Vergnügen. Im Stadtverkehr von London saßen Ginny und James in der Nähe der Auspuffrohre, weiter draußen zog es in dem Beiwagen, und als dann noch ein Regenschauer aufkam, war der Spaß ganz aus. James weinte lauthals. Harry drehte um und erklärte das Experiment nach der Heimkehr für gescheitert.
„Das nächste Mal dann doch besser mit dem Zug oder so“, sagte er.
„Besser oder so“, sagte Ginny grimmig. „Harry, wir brauchen ein Auto.“
Harry nickte. Anders ging es wohl nicht, denn auch das Reisen per Portschlüssel konnte er sich mit James nicht vorstellen. Das Wirbeln mit Flohpulver kam erst recht nicht in Frage.
„Gut“, sagte er, „ich kann mal einen Tag freinehmen und auf James aufpassen. Dann kannst du ein Auto -“
„Wieso ich? Wer weiß denn hier über so etwas Bescheid?“
„Ähm, Ginny, wir haben am selben Tag unseren Führerschein gemacht, da haben wir beide gleich viel Ahnung.“
„Aber du bist bei den Muggeln aufgewachsen. Du hast einen Vorsprung von elf Jahren. Mindestens. Schließlich bist du auch immer mit dem Auto von King's Cross abgeholt worden.“
„Und ihr hattet auch ein Auto, diesen Ford Anglia.“
Ginny lachte und erwiderte: „Da bin ich ein einziges Mal mitgefahren, weil Dad das Ding eigentlich nur zum Dranrumbasteln benutzt hat. Und wofür Fred und George es benutzt haben, weißt du ja. Ich bin nur mitgefahren, als es zum Bahnhof ging – also als ich zum ersten Mal nach Hogwarts kam. Dann hast du ja bekanntlich mit Ron -“
„Schon gut, ich mach's ja“, lenkte Harry ein, obwohl er sich mit Autos nicht auskannte. „Also, wir brauchen etwas mit vier Türen, damit wir James leichter in den Kindersitz bekommen. Und wir brauchen Platz für den Kinderwagen...“
„Wie wäre es mit einem rassigen offenen Zweisitzer? Wir könnten ihn magisch vergrößern.“
„Nein, das fällt auf, wenn wir aus einem Roadster James und einen Kinderwagen rausholen. Wir brauchen etwas praktisches. Wir brauchen einen Kombi.“
Ginny grinste und sagte: „Ich bin mir sicher, daß du etwas möglichst wenig aufregendes, aufsehenerregendes und außergewöhnliches auftreiben wirst. Hast du schon eine Vorstellung?“
„Nein, ich kenne mich nicht mit Autos aus. Vielleicht kommt im Fernsehen eine Autosendung. Onkel Vernon ist da zwar fit, aber bevor ich den frage...“

Tatsächlich kam eine Autosendung. Die BBC begann am neunten Mai, die vierte Staffel von TopGear auszustrahlen. Sie war zwar amüsant, denn einer der drei Moderatoren lieferte sich ein Rennen gegen die anderen mit einem Aston Martin von Surrey nach Monte Carlo, während die anderen nur mit Büssen und Zügen fahren durften. Einen wirklichen Erkenntnisgewinn hatte die Sendung nicht gebracht, wenn man davon absah, daß einer der Moderatoren undercover, also als interessierter Kunde getarnt, einen Rover CityRover getestet und diesen Kleinwagen als das schlechteste Auto bezeichnet hatte, das er je gefahren hatte.
„Ich glaube nicht, daß diese Sendung etwas für Leute ist, die etwas über Autos wissen wollen“, sagte Harry. „Das ist reine Unterhaltung. Ich nehme mir Ende der Woche mal frei und gucke mich bei den Gebrauchtwagen um.“
„Warum Gebrauchtwagen?“ fragte Ginny.
„Weil ich mich als Neuwagenfahrer einfach nicht vorstellen kann.“

In der Aurorenzentrale geizten Harrys Kollegen zwar nicht mit guten Ratschlägen, dafür aber mit Sachverstand.
„Kauf doch einen Roiß-Roiß, oder wie die Dinger heißen“, schlug Ernie vor, „ich habe gehört, daß das die besten Autos der Welt sein sollen.“
„Dieser Rover war doch klasse, weißt du noch? Mit dem du uns damals zum Schulungszentrum gefahren hast“, sagte Alby. „Gut, der Kofferraum ist für einen Kinderwagen etwas zu klein, aber den kann man ja magisch erweitern.“
„Die meisten Autos haben vier Räder“, wußte Neville beizusteuern.
„Unser Ford Anglia war doch super. Kauf einen Ford“, sagte Ron.
„Deutsche und japanische Autos sind die besten“, sagte Dean. „Mehr weiß ich nicht, ich habe mich schließlich überwiegend in der Zauberwelt aufgehalten.“

Mit dem Vorsatz, nur einen verhältnismäßig billigen gebrauchten Kombi zu kaufen, damit es nicht so ärgerlich werden würde, sollte er sich vertan haben, wechselte Harry bei Gringotts zweihundertdreißig Galleonen in eintausendeinhundertfünfzig Pfund Sterling um. Außerdem sollte das Auto nicht älter als zehn Jahre sein. Erst wollte er noch Dudley anmailen, um ihn zu fragen, wie er am besten vorgehen sollte, aber dann fiel ihm ein, daß Dudley nur Neuwagen fuhr und diese auch nicht selbst kaufte. Deshalb suchte er im Internet eine Checkliste, die er ausdruckte und mehrfach durchlas.
Da bei den Muggeln inzwischen fast alles über das Internet lief, guckte er dort nach Autoinseraten und stellte sehr schnell fest, daß innerhalb der Vorgaben zu Preis und Alter nur kleinere Kombis zu haben waren. VW Golf wiesen in diesem Rahmen Laufleistungen von mehr als hundertfünfzigtausend Meilen auf, Ford Escort immer noch hundertdreißigtausend Meilen, nur Vauxhall Astra schienen weniger beliebt zu sein und waren schon mit Laufleistungen um hunderttausend Meilen oder weniger zu haben. Ansehen geht über studieren, dachte Harry und begann, einige der interessanteren Angebote abzuklappern. Hierbei kam ihm natürlich zugute, daß er apparieren konnte, so daß er nicht auf die Angebote in London angewiesen war.
Das erste Auto war ein VW Golf Variant Turbodiesel in einer schockierend blauen Farbgebung. Er sollte tausendzweihundert Pfund kosten und hatte schon sehr viele Meilen auf der Uhr. Der Verkäufer, ein professioneller Händler, lobte das Auto über den grünen Klee, aber als Harry die empfohlenen Tests durchführte – er zog die Handbremse an und versuchte, anzufahren –, stellte sich heraus, daß die Kupplung schon sehr stark abgenutzt war. Außerdem lief das Öl am linken hinteren Stoßdämpfer herunter.
Das zweite Auto war ein silbergrauer Ford Escort Kombi mit mehr als hundert PS unter der Haube, die aber auch schon mehr als hundertvierzigtausend Meilen getrabt waren. Als Harry am linken Vorderrad wackelte, merkte er, daß es dort Spiel gab. Er wußte nicht, was ausgeschlagen war, aber er ließ die Finger von dem Auto.
Dann war ein hellblauer Vauxhall Astra Turbodiesel an der Reihe. Er sollte sogar etwas weniger als tausend Pfund kosten, aber der beginnende Gilb an beiden hinteren Radausschitten ließ nichts gutes ahnen. Außerdem nervte Harry das laute Nageln des Dieselmotors, das wesentlich präsenter war als im Golf.
Ein weiterer Golf war für eintausendvierhundert Pfund inseriert. Es handelte sich um ein weißes Fahrzeug mit TDI-Motor und war, soweit Harry es feststellen konnte, ohne erkennbare Mängel. Allerdings beharrte der Verkäufer weitgehend auf seiner Preisvorstellung und zeigte sich bereit, allenfalls einhundert Pfund nachzulassen. Das war Harry zu teuer, weshalb er seine Suche fortsetzte.

Er apparierte am Nachmittag vor einem Reihenhaus in Stoke-on-Trent. Der Eigentümer wollte seinen dunkelblauen Astra mit Benzinmotor und fünfundsiebzig PS verkaufen. Das Auto stand vor dem Haus und machte einen gepflegten Eindruck.
„Ah, Mr Potter, ja, Sie haben angerufen“, begrüßte er Harry. „Ich habe schon alles bereitgelegt. Kommen Sie herein.“
Harry trat ein und wurde an den Wohnzimmertisch gebeten. Dort lagen die Servicenachweise. Harry sie durch, und offenbar waren alle von Vauxhall-Vertragshändlern abgestempelt. Draußen setzte sich der gute Eindruck fort. Im Innenraum war alles sauber, nichts war abgewetzt.
„Nichtraucherauto“, sagte der Besitzer, während Harry an den Rädern wackelte.
Dann ließ er den Motor laufen und drückte mit dem Fuß den Auspuff zu, bis der Motor fast abstarb.
„Warum machen Sie das?“
„Damit kann man überprüfen, ob der Auspuff noch dicht ist. Wenn er es nicht ist, dann läuft der Motor einfach weiter, ohne daß die Drehzahl abfällt.“
Harry überprüfte auch die Kupplung, und versuchte dabei, ein möglichst fachmännisches Gesicht zu machen. Sich mit Horkruxen zu beschäftigen, war das eine. Einen Gebrauchtwagen zu testen, das andere. Aber es klappte. Der Verkäufer wirkte verunsichert. Harry guckte im Motorraum umher.
„Schon irgendwelche Unfälle gehabt?“ fragte er wie beiläufig.
„Ähm, nein.“
„Gut. Können wir jetzt die Probefahrt machen?“
Das Auto fuhr sich gut, es lief gut geradeaus, die Bremsen zogen gleichmäßig, und auf der Ausfallstraße, die aus Stoke-on-Trent hinausführte, zeigten sich keine Vibrationen. Natürlich fehlte das satte Leistungsgefühl, das der Dienst-Rover mit seinem Achtzylindermotor vermittelte. Davon abgesehen gab es aber nichts zu meckern. Wieder vor dem Reihenhaus angekommen, zögerte Harry noch. Gegen das Auto war nichts einzuwenden, außer natürlich, daß es ein Vauxhall war. Für Harry war der Kauf eines Autos jedoch ein aufregender Schritt, den er bislang noch nie gegangen war. Der Verkäufer mißdeutete das Zögern als Zeichen dafür, daß Harry mit etwas unzufrieden war.
„Am Preis können wir sicher auch etwas machen, aber immerhin hat der Wagen nur neunzigtausend Meilen drauf. Das ist für ein zehn Jahre altes Auto wenig. Gut, ich gebe zu, das ist das Modell vor dem Facelifting, aber das haben Sie sowieso sicher schon erkannt.“
„Eigentlich bin ich eher für VW“, murmelte Harry aus taktischen Gründen.
„Naja, tausend Pfund müssen ja auch nicht sein“, sagte der Verkäufer.

Nachdem man sich bei neunhundert Pfund handelseinig geworden war, fuhr Harry das Auto – er wagte kaum daran zu denken, daß es sein Auto war – nach London. Die Fahrt führte ihn über die M6 an Stafford und Birmingham vorbei zum Autobahndreieck Rugby, wo er auf die M1 wechselte. An der Raststätte Newport Pagnell machte er halt und ging noch ein paar Mal um das Auto herum. Dann aß er einen ziemlich schlechten, dafür aber teuren Hamburger und setzte seine Fahrt fort. Als er schließlich auf dem Grimmauldplatz vor seinem Haus parkte und das Auto abschloß, mußte er sich noch einmal bewußt machen, daß dieses Auto jetzt immer hier stehen und nicht noch irgendwann zum Ministerium zurückzubringen sein würde.
„Ginny – wir haben ein Auto! Neunhundert Pfund, neunzigtausend gelaufen, zehn Jahre alt, guter Zustand!“ verkündete Harry an der Haustür und zeigte auf die Neuerwerbung.
Ginny ging die Stufen hinunter und beäugte das Auto. Dann sagte sie lächelnd: „Nicht gerade das prestigeträchtigste Auto, was? Aber so ist das eben bei dir, wenn du was kaufst: Wirtschaftlich, vernünftig, praktisch und nicht die Bohne aufregend.“
„Gefällt er dir nicht? Ich meine, so als erstes Auto ist doch so einer genau richtig.“
„Ich sage ja auch nichts dagegen. Und wenn James das Auto mal einsaut oder einer von uns eine Beule reinfährt, dann ist es nicht so wild. Ich wollte damit nur sagen: Andere in deiner Lage wären nicht so bescheiden gewesen. Und das ist genau der Mann, den ich liebe und den ich geheiratet habe.“


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