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Die Aurorenzentrale - James Sirius Potter

von Krabbentaucher

Aus der Küche kam ein lautes Scheppern und Klirren. Harry ging die Treppe hinunter, um nachzusehen. Kreacher stand vor einem Tablett, das nun inmitten einer Ansammlung von Scherben auf dem Boden lag.
„Keine Sorge, Kreacher, ich mache das schon“, sagte Harry, zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Scherbenhaufen: „Reparo!“
Die Scherben fügten sich wieder zu Geschirr zusammen. Kreacher hatte offensichtlich ein Tablett fallen lassen, auf dem er das Geschirr nach dem Mittagessen vom Tisch hatte wegtragen wollen. Mit einem Schlenker des Zauberstabes stapelte Harry das Geschirr wieder auf das Tablett und ließ es zur Spüle schweben.
„Na bitte“, sagte er.
Kreacher schien gar nicht zufrieden zu sein.
„Kreacher hat das Tablett fallen lassen“, krächzte er. „Kreacher ist untröstlich und wird sich sofort dafür bestrafen.“
Harry hatte lange nicht mehr mit einem sich selbst bestrafenden Hauselfen zu tun gehabt. Deshalb waren seine Reflexe in dieser Hinsicht eingeschlafen. Kreacher ließ sich fallen und hämmerte mit dem Kopf zwei Mal auf den Boden, bevor Harry eingriff und den Hauselfen festhielt.
„Kreacher, ich befehle dir, dich nicht für das runtergefallene Tablett zu bestrafen“, keuchte er.
Kreacher hörte sofort mit der Selbstbestrafung auf. Glücklich sah er trotzdem nicht aus.
„Das ist das erste Mal, daß Kreacher das Tablett runtergefallen ist“, krächzte er.
Harry versuchte, ihn zu beschwichtigen: „Na bitte, und einmal ist keinmal.“
Der alte Hauself schüttelte den Kopf.
„Kreacher wäre das Tablett schon ein paar Mal runtergefallen. Er wird das Tablett bald nicht mehr tragen können. Kreacher wird weniger Geschirr auf das Tablett stellen müssen.“
Harry wußte nicht genau, worauf Kreacher hinauswollte und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern, was Hermiones Merkblatt und die umfangreiche Broschüre, die er vom Ministerium zu den Elfenrechten bekommen hatte, zum Thema Elfenurlaub zu sagen hatte. Es fiel ihm nicht ein.
„Vielleicht solltest du etwas kürzer treten. Dich erholen. Mal Urlaub machen“, schlug Harry vor.
Kreacher ließ sich nicht beirren.
„Es ist die Aufgabe der Hauselfen, ihrem Meister zu dienen, das ist ihr oberstes Gesetz. Kreacher ist ein alter Hauself. Seine Kräfte schwinden. Er wird unnütz. Nach der Tradition im Hause Black -“
„Ich schlag dir nicht den Kopf ab, schlag dir das aus dem Kopf“, sagte Harry barsch, denn er hatte begriffen, worauf Kreacher hinaus wollte. „Es reicht völlig, wenn du dir nicht so viel Arbeit aufhalst und die freien Tage, die dir zustehen, auch wirklich nimmst. Ich habe gesehen, daß du neulich an deinem vorletzten freien Tag Silberbesteck mit auf dein Zimmer genommen hast. Und als es am Abend wieder in der Küche war, war es geputzt.“
„Kreacher hat sich dabei ein wenig erholt“, verteidigte sich der Hauself, „außerdem werden die Weihnachtsvorbereitungen seine ganze Kraft fordern, und Kreacher weiß nicht, ob er genug davon hat. Und wenn er unnütz wird -“
„Nochmal, Kreacher, mach einfach weniger, beschränk dich auf das, was in deinen Kräften steht, den Rest machen wir dann.“
Kreacher verbeugte sich.
„Der Meister meint es gut mit Kreacher, aber er versteht nicht.“
Mit diesen Worten ließ er Harry stehen und wandte sich dem Abwasch zu. Harry ging grübelnd die Küchentreppe hoch. Es war kurz vor Weihnachten, Ginny würde bald ihr letztes Trainingsspiel gehabt haben und trug einen schon deutlich vorgewölbten Bauch. Über Weihnachten und Neujahr würde Teddy zu Besuch sein, aber so viel war nicht zu tun, daß es nicht zu schaffen war. Harry war deshalb nicht besorgt, daß Kreacher überfordert werden würde, denn immerhin konnte er seinem Hauself auch heimlich ein paar Arbeiten abnehmen.

Kreacher war ein sehr alter Hauself. Als solchen hatte ihn Harry damals schon kennengelernt, als er noch Sirius gehörte. Nur war der Hauself jetzt acht Jahre älter, und es war nicht zu übersehen, daß er deutlich an Kraft eingebüßt hatte. Harry achtete nun ein wenig darauf, daß er seine Wünsche so äußerte, daß sie Kreacher entlasteten. Außerdem nahm er sich vor Weihnachten frei und half ein wenig, ohne daß Kreacher etwas merkte. Das bezog sich natürlich nicht auf das Kochen, denn da war der Hauself eine Koryphäe – und Harry eben nicht.
Daß Harry in der Weihnachtszeit Urlaub genommen hatte, hing natürlich nicht ursächlich damit zusammen, daß er Kreacher helfen wollte. Vielmehr war er wieder einmal an der Reihe, sich um sein Patenkind zu kümmern. Als Ted von Andromeda abgeliefert wurde, bezog er wieder sein Zimmer mit den Spielsachen, die dort lagen. Natürlich stand nicht nur Spielen auf der Tagesordnung. Harry mußte wieder einmal Lehrer spielen. Das tat er in seinem Arbeitszimmer, beäugt von Phineas Nigellus.
„Nun, Mr Potter, Sie versuchen sich wieder als Lehrer?“
„Ja, Professor Black. Müßten Sie nicht in Hogwarts sein? Soweit ich weiß, haben die Schulferien noch nicht angefangen.“
Phineas Nigellus hob die Augenbrauen und erwiderte: „Wie soll ich denn das verstehen? Ich bin eben überall dort, wo gelehrt wird. Und wenn das neuerdings im Haus der Blacks der Fall ist, dann – nun, Sie werden sicher nichts dagegen einzuwenden haben.“
„Nein“, sagte Harry nicht besonders aufrichtig und wandte sich Ted zu.
„Ich kann schon ganz viel lesen“, verkündete dieser.
„Dann zeig mal – wie weit bist du denn mit dem Lesebuch?“
Ted schlug das Buch ungefähr in der Mitte auf und las vor.
„I-in der Na-acht hat-t-te eees gesch... nee-i-eit. Geschneit. Kater Toto hat mit see-i-einen viier s-sch-schwa-schwarzen Bee-i-einen bis an den Ba-a-u-auch im Schnee gesss-stekt. Gesteckt. Se-einen Schwwwanz hat Toto ste-il nach o-oben ge-gereckt. Mu-t-ter hat Lo-re ras-sch ge-geweckt... und gesagt: Lore, schau e-einmal, wie es ge-schne-it-eit hat. Als Klaus kam, hat er schnell Lores Schlit-ten ge-ge-bracht und ist m-mit seiner Sch-schwes-ter los-g-gefahren.“
„Toll, Teddy. Soweit bist du also schon? Du kannst wirklich toll lesen. Guck dir jetzt mal diese Bilder auf der nächsten Seite an. Was ist das?“
Ted sah sich die drei Bilder auf der nächsten Seite an.
„Das ist eine Tafel Schokolade, eine Kiste und eine Waschmaschine.“
„Und was steht drauf?“
Mit einiger Mühe, wenn auch wesentlich schneller als noch in der ersten Lektion entzifferte Ted die Beschriftung der Tafel Schokolade, des Waschpulverkartons und des Werbeplakats für eine Waschmaschine.
„Wollen wir dann jetzt ein wenig rechnen?“ schlug Harry vor.
Er stellte fest, daß Ted schon Additions- und Subtraktionsaufgaben begonnen hatte, die auf das Multiplizieren und Dividieren vorbereiteten.
„Gut, dann verdopple doch mal eins, zwei, drei, vier und fünf.“
Konzentriert rechnete Ted mit den Fingern.
„Eins und eins sind zwei. Zwei und zwei sind vier. Drei und drei sind -“, er mußte auch die zweite Hand zur Hilfe nehmen, „- sechs. Vier und vier sind... acht. Fünf und fünf sind – zehn.“
„Ja, aber sag doch 'plus' statt 'und'. Und sag gleich 'minus'.“
„Das sage ich doch immer. Minus. Und 'und'.“
Harry seufzte.
„Gut, dann in Zukunft 'plus' und 'minus'. Hier, halbiere mal.“
„Zehn minus fünf sind.. fünf. Acht minus vier sind... vier – Harry?
„Ja?“
„Ist das nicht komisch? Beim Halbieren ist die Minuszahl genauso groß wie die Zahl da hinten.“
Harry lachte und antwortete: „Das ist so beim Halbieren. Da sind beide Zahlen immer genau gleich groß. Es gibt eben keine größere oder kleinere Hälfte. Die Hälften sind immer genau gleich groß, sonst ist es nicht halbiert.“

Ginny kam kurz vor Heiligabend von ihrem letzten Trainingsspiel zurück.
„Mann, was bin ich froh, daß ich nicht so ganz abrupt mit dem Quidditch aufgehört habe, das wäre hart geworden. Ist aber ein komisches Gefühl, in die Weihnachtspause zu gehen und zu wissen, daß ich daraus nicht zurückkehren werde.“
„Naja, du bist ja jetzt auch im sechsten Monat, das sieht man ziemlich deutlich“, sagte Harry.
Ted stand auch dabei.
„Ginny, du bist aber dick.“
„Ich -“, sagte Ginny etwas perplex.
„Ginny bekommt ein Kind. Kleine Kinder kommen aus dem Bauch der Mutter.“
Ted sah Harry mit großen Augen an.
„Und wie kommen sie da rein?“
„Ähm -“, sagte Harry, denn er glaubte nicht, daß er einem Fünfjährigen alle Details zumuten konnte. „Ähm – tjaah... Also, das ist so: Wenn Mann und Frau sich lieb haben, dann kann es passieren, daß ein Kind im Bauch der Frau entsteht. Das wird im Bauch dann größer und größer und kommt dann raus. Dann werden Mann und Frau Vater und Mutter. Ja?“
„Ja“, sagte Ted und fügte hinzu: „Ich habe keine Vater und Mutter.“ Harry befürchtete schon, daß die Situation kompliziert werden würde, doch Ted rettete sie selbst: „Dafür habe ich Grandma... und dich... und Ginny... und die anderen.“

Weihnachten wurde in großer Runde gefeiert. Das ganze fand im Grimmauldplatz statt, weil Ginny es sich nicht mehr zumuten wollte, zu apparieren. Kreacher hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um den Gästen etwas zu bieten und hatte glücklicherweise nicht bemerkt, daß Harry einiges an Geschirr und Besteck in den Salon praktiziert hatte. Harry hatte seit dem Vorfall mit dem Tablett Kreacher genauer beobachtet, und festgestellt, daß sein Hauself unbestreitbar schwach zu werden begann, auch wenn er es gut zu vertuschen vermochte.

Zwischen Weihnachten und Sylvester stand das übliche Treffen von Harry und Dudley in dem Londoner Bistro an, das sie immer aufsuchten. Dieses Jahr war Harry zum ersten Mal früher da als Dudley, bestellte eine heiße Schokolade und las ein wenig in der Zeitung. Viel schien nicht passiert zu sein, außer daß der Schauspieler Alan Bates zwei Tage zuvor verstorben war. Als Harry einen Artikel über IT-Sicherheit zu lesen begonnen hatte – als Auror interessierten ihn alle Sicherheitsfragen – tauchte endlich Dudley auf, der sich entschuldigte: „Keinen Parkplatz gefunden, ist ja echt schlimm in London, wie hältst du das aus? Hallo erstmal.“
„Hallo. Ich habe kein Auto.“
„Ja, richtig...“
Dudley schimpfte noch eine Weile über die Verkehrssituation in London, die anderen Autofahrer auf der Straße im allgemeinen und die, die ihn behinderten, im besonderen. Dabei klang er ein wenig wie Onkel Vernon.
„Mein Kind wird wohl im März kommen“, wechselte Harry das Thema, „wahrscheinlich in der ersten Hälfte.“
„Oh, klasse, Junge oder Mädchen?“
„Wissen wir nicht, darum haben wir uns nicht gekümmert“, gab Harry zu. „Sag mal, wissen Onkel Vernon und Tante Petunia von dem Kind?“
Dudley wurde rot und stammelte: „Ähm, j-jaah... - ich habe es mal gesagt, so zwischendurch...“
„Und?“ fragte Harry, der Dudley zu gut kannte, um nicht zu wissen, daß es etwas unerfreuliches zu berichten gab.
„Ach, nichts“, sagte Dudley unsicher.
„Hör zu, ich sehe es dir an, daß du mir was verheimlichen willst.“
„Ähm, ja – na gut“, seufzte Dudley und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. „Es ist nur so... Also, Mum hat nichts gesagt. Nur 'soso'. Naja, und daß es wohl in der Familie liegen würde, sie habe sich damals auch gewundert, wieso deine Mutter dich so früh bekommen hat.“
„Und Onkel Vernon?“ hakte Harry nach.
„Ähm, tja... Dad...“, stammelte Dudley, der nicht so recht mit der Sprache herauswollte. „Dad hat sowas gesagt... naja, du kennst ihn ja.“
„Was hat er gesagt?“
Dudley holte tief Luft und sagte: „Er hat gesagt, naja, sowas in der Richtung... Das hört ja nie auf, dann kommt da schon wieder so einer... und dann – und dann hat er noch gesagt, da würde man es ja sehen, die Zauberer würden ihren... Dings... überall reinquetschen und müßten alles bumsen, was nicht bei drei auf den Bäumen wäre... und – und – und vor allem du...“
„Vor allem ich, soso...“, murmelte Harry. „Hat er wirklich das Z-Wort benutzt?“
„Ja, hat er.“
„Wow“, sagte Harry. „Dann muß er wirklich aufgeregt gewesen sein. Und sonst noch was?“
Dudley machte jetzt einen sehr unsicheren Eindruck.
„Spuck's aus!“ sagte Harry.
„Ähm -“
„Ja?“
„Ähm, Mum hat so etwas gesagt – von wegen, daß man bei deinesgleichen ja nicht weiß, ob deinesgleichen ihre Br-, ihre Kinder nur in einem Kessel zusammenrühren und, ähm -“
„Danke, mehr muß ich nicht hören“, preßte Harry hervor, in dem die kalte Wut aufgestiegen war. „Hat Onkel Vernon noch irgendeine Nettigkeit gesagt?“
„Ja – daß du gar nicht erst versuchen sollst, ihm das Bla-, das Kind vor die Tür zu legen, wenn dir was passiert, das sei vorbei.“
Sie suchten sich ein anderes Thema und fanden es in Form von Dudleys Berufstätigkeit. Er schien sich ganz gut zurecht zu finden bei Grunnings, wobei Harry nicht beurteilen konnte, was davon Dudleys eigene Leistung war und was auf Onkel Vernons Protektion zurückzuführen war. Dann fragte Harry, wo Dudley nun eigentlich wohnte.
„In Little Whinging, Ligusterweg vier, das kennst du doch. Unser Haus.“
„Ähm, du wohnst also wieder -?“
„In meinem Zimmer, wo ich immer gewohnt habe. Und – ähm – und ich habe dein Zimmer bekommen, sozusagen. Um Besuch zu empfangen. Sie haben es komplett umgestaltet. Komm mich doch mal besuchen.“
„Besuchen? Ich? Dich im Ligusterweg vier?“ fragte Harry erstaunt. „Falls du es vergessen hast: Dort wohnen auch deine Eltern. Und die mögen mich nicht besonders. Vor allem, nachdem ich einer bin, der sein Dings überall reinquetscht und seine Kinder in einem Kessel zusammenrührt.“
„Ach so, ja, habe ich vergessen.“

Wegen Ginnys Schwangerschaft hatte auch die Sylvesterfeier im Grimmauldplatz stattgefunden, und das auch nur im kleinen Kreis, also mit Ted, Ron und Hermione. Erweitert wurde die Runde um Percy, der sich unter einer glänzenden Unterhaltung leider Ausführungen über die Neuregelung von irgendeiner Kleinigkeit vorstellte, die bislang völlig an Harry und auch allen anderen vorbeigelaufen war. Bill blieb mit Fleur und Victoire in Cornwall und feierte mit Mr und Mrs Weasley, während George und Angelina an einer Feier teilnahmen, die die Ladenbesitzer der Winkelgasse im Tropfenden Kessel organisierten. Fred hatten sie mit einem Zaubertrank schlafengelegt, so daß er nicht aufwachen und beunruhigt sein konnte. Zum großen Feuerwerk am London Eye trafen sich Harry und sein Anhang dann aber mit George und Angelina. Der Weg war dieses Mal lang und beschwerlich, da Ginny wegen ihrer Schwangerschaft nicht apparieren wollte und nur die überfüllte U-Bahn als Transportmittel blieb. Ted wollte zwar auch mitkommen und hatte den heldenhaften Versuch unternommen, wach zu bleiben. Um halb elf Uhr hatte Harry dann aber sein Patenkind ins Bett gebracht und ausgezogen, ohne daß es auch nur ansatzweise etwas davon mitbekommen hätte.
Als das Jahr 2004 begrüßt worden war, Harry seine Gäste verabschiedet hatte und nun neben Ginny im Bett lag, dachte er kurz darüber nach, was das neue Jahr bringen würde. Was auch immer es war, das Hauptereignis kündigte sich im immer runder werdenden Bauch neben ihm an.

Der Bauch und das, was sich darin schon ganz munter bewegte, beschäftige Harry und Ginny zunehmend. Ginny bekam langsam Probleme mit der Gewichtsverteilung, die sich vor allem in gelegentlichen Rückenschmerzen äußerten. Außerdem war es an der Zeit, sich um die Geburtsvorbereitung zu kümmern. Harry sandte deshalb seinen Waldkauz Nicolas zum St Mungo-Hospital und bat um den Besuch eines Heilers. Es erschien die Heilerin, die Harry auch schon im Shell Cottage angetroffen hatte, als Victoire auf die Welt gekommen war.
„Patricia Cassidy“, stellte sie sich vor. „Mr Potter, es ist mir eine Ehre, bei so einem berühmten -“
„Ja, danke, guten Tag, kommen Sie herein.“
Mit Ginny zusammen wurde im Salon erörtert, was bei der Geburt passieren würde.
„Dank entsprechender Zauber wird alles für Sie wesentlich einfacher werden, als wenn Sie Ihr Kind ohne Magie zur Welt bringen müßten. Dennoch empfehle ich, nicht alles mit Zauberei zu machen. Es ist immer besser, es halbwegs natürlich geschehen zu lassen, und das erfordert eine bestimmte Atem- und Preßtechnik.“
Harry hatte das Gefühl, hier nur zu stören und verzog sich in die Küche, wo er ein paar Walnüsse aß, die noch von Weihnachten übriggeblieben waren. Kreacher ließ ihm keine Chance, die Nüsse selbst zu knacken.
„Das ist was, was, Kreacher?“ murmelte Harry etwas abwesend. „Ein Kind. Wow.“
„Der Meister führt seine Familienlinie fort“, krächzte Kreacher. „Das Kind des Meisters wird einen großen Namen tragen und seinen Ruhm fortführen. Kreacher ist glücklich, daß der Meister seinen Teil beigetragen hat, um die magische Welt fortbestehen zu lassen, denn die Fortpflanzung ist die heilige Pflicht eines jeden Zauberers.“
Als die Heilerin später von Harry an der Haustür verabschiedet wurde, sagte sie: „Ach, übrigens, Mr Potter, ich habe mir erlaubt, mit einem Zauber festzustellen, ob Sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen. Jetzt bei so weit fortgeschrittener Schwangerschaft ist das ja kein Problem.“
„Und?“
„Sie bekommen einen Jungen.“

Die Nachricht sorgte im Hause Potter für einiges Nachdenken. Nachdem bekannt war, daß das Kind ein Junge war, und weil die Geburt nicht mehr lange auf sich warten ließ, gab es nun keine Ausrede mehr, sich nicht um einen Namen Gedanken zu machen.
„Wir könnten ihn Dudley nennen“, sagte Ginny grinsend. „Das macht allerdings nur Spaß, wenn es Dein Onkel erfährt.“
„Dann sollten wir aber auch den Zweitnamen nicht vergessen. Nennen wir ihn Dudley Vernon Potter, dann wäre alles komplett“, erwiderte Harry.
Beide lachten.
„Nein, jetzt mal im Ernst. Laß uns mal richtig überlegen“, mahnte Harry.
„Tjaah...“, steuerte Ginny einen Beitrag bei.
„Hmm...“, führte Harry den Gedanken fort.
Er starrte an die Decke.
„Es ist ja üblich, daß der zweite Vorname vom Vater oder von der Mutter übernommen wird. Bei Jungs vom Vater. So wie bei dir“, meldete sich Ginny nach einer Weile zu Wort.
Harry lenkte den Blick von der Decke zurück zu seiner Frau.
„Ähm – naja, ich heiße Harry James Potter, das ist schon richtig, also mit James als Namen meines Vaters...“
„Dann hätten wir ja schon den hinteren Teil des Namens. Harry als Zweitnamen. Jetzt brauchen wir nur noch den Namen, mit dem wir ihn rufen.“
Harry suchte nach einem Namen, aber er konnte immer nur an den Zweitnamen denken.
„Nein“, sagte er schließlich. „Nicht Harry als Zweitnamen.“
„Wieso nicht?“
„Weil dann immer dieses 'Harry Potter' bleiben würde – was meinst du, wie die ihn später in Hogwarts aufziehen würden? Ich habe es ja selbst erlebt, und er könnte nicht mal was für diesen Namen. Nein, Harry bleibt außen vor. Ich will das einfach nicht.“
„Na schön, dann stehen wir wieder am Anfang. Mach du einen Vorschlag, wenn du schon nein sagen mußt“, sagte Ginny.
„Wie wäre es damit: Bill und Fleur haben ihre Tochter ja nach unserem Sieg benannt, also Victoire. Und unseren Sohn würde es ohne unseren Sieg nicht geben. Warum nennen wir ihn nicht Viktor?“
Ginny dachte nach und antwortete: „Hm... nein. Erstens wird er nicht an einem Jahrestag des Sieges geboren werden, zweitens würden alle denken, daß wir ihn nach einem berühmten Quidditch-Spieler benannt hätten, und sowas ist immer peinlich.“
„Wie wäre es damit“, machte Harry einen weiteren Versuch. „Wir benennen ihn nach seinen Großvätern. Also Arthur James.“
„Oder James Arthur.“
„Genau!“
Harry wollte sich gerade zufrieden vom Sofa erheben, da meldete Ginny Bedenken an.
„Vielleicht nicht Arthur. Mein Dad ist ja noch am Leben. Aber James ist in Ordnung. Ist doch ein schöner Name, und er ist nicht so ungewöhnlich. Und wenn wir schon deinen Vater als Namensgeber am Wickel haben, warum nicht deinen Paten als Zweitnamensgeber?“
Harry prustete: „James Sirius? Das ist doch nicht dein Ernst! Dann können wir ja auch gleich noch Remus dazunehmen, dann sind sie komplett. Warum nicht einen Namen aus deiner Familie?“
„Und welchen? Bilius? Den Zweitnamen hat schon Ron. Ich finde meine Idee gar nicht so schlecht, denn immerhin sind beide, also dein Vater und dein Pate, im Kampf gegen Voldemort gestorben. Dann hätten wir damit auch deinen Viktor wieder drin, also die Erinnerung an unseren Sieg.“
Harry zögerte: „Hm. Ist schon was dran, aber findest du nicht, daß das zu sehr nach meiner Familie geht?“
„Sirius gehörte nicht zu deiner Familie.“
„Richtig. Einverstanden. Rufen werden wir ihn ja sowieso James.“

Harry wähnte sich gut vorbereitet: Er hatte einen Kinderwagen, ein Kinderbett und einige Strampler gekauft, er hatte sich das Merkblatt durchgelesen, das die Heilerin dagelassen hatte, und er hatte eine größere Menge Tücher und eine Wasserschüssel bereitgelegt. Ein Kinderzimmer mußte noch nicht eingerichtet werden, weil der kleine Sohn zunächst im Elternschlafzimmer schlafen würde. Die Heilerin hatte schon darauf hingewiesen, daß Babys ihre eigenen Vorstellungen von Nachtruhe hatten. Insgesamt fühlte er sich gewappnet für das, was kommen würde.
Er hatte sich geirrt.
Am frühen Morgen des siebten März rüttelte Ginny an Harrys Schulter.
„Wwasnn...?“ murmelte er schlaftrunken.
„Harry...?“ sagte Ginny. „Harry... ich glaube... uff!“
Sie keuchte. Harry war blitzwach. Ginny schwitzte ein wenig.
„Soll-soll ich die Heilerin rufen – wie hieß sie? Madam Cassidy?“
„Ja“, sagte Ginny und wurde wieder ruhiger. „Ich denke, das sind die Wehen. Heute kommt es. Ich fühle es.“
Harry beeilte sich, daß er aus dem Bett kam. Heute würde er Vater werden! Er verhedderte sich mit dem Fuß in der Decke und landete unsanft neben dem Bett auf dem Boden.
„Mist!“ schimpfte er, befreite sich aus der Decke, rappelte sich auf, schrieb einen kurzen Brief und lief hoch auf den Dachboden, um Nicolas zur Heilerin zu schicken.
„Pflegt der Meister nicht einen Morgenmantel zu tragen? Soll Kreacher ihn bringen?“ krächzte die Stimme des alten Hauselfen, als Harry die Treppe wieder herunterkam.
Harry merkte erst jetzt, daß er genauso nackt dastand, wie er aus dem Bett gefallen war. Er bedeckte mit seiner Hand seinen Schritt und sagte: „Ginny hat schon die ersten Wehen bekommen! Mach schon mal alles bereit, ich habe gerade die Heilerin angeschrieben.“
Schnell verschwand er im Badezimmer, wusch sich, verhedderte sich beinahe im Handtuch und zog sich an. Dann kam auch schon Ginny herein.
„Solltest du nicht besser im Bett bleiben?“
„Nein, das geht schon. Ich will mich nochmal waschen. Das ist jetzt noch nicht so dringend.“
Als Madam Cassidy eine halbe Stunde später auftauchte, bestätigte sie das, was Ginny gesagt hatte. Das Baby werde voraussichtlich frühestens am späten Nachmittag zur Welt kommen. Die Heilerin ging wieder und ließ einen Harry zurück, der mit den Nerven zunehmend zu Fuß war. Ständig schwirrte er um Ginny herum, wollte sie stützen, ihr einen Sitz anbieten, ihr etwas bringen, ohne zu wissen, was, bis er gesagt bekam: „Jetzt beruhige dich, mir geht es gut, aber du machst mich nervös. Schade, daß Sonntag ist, sonst könnte ich dich jetzt arbeiten schicken.“
Kurz nach vier Uhr nachmittags kam die Heilerin zurück, und die Wehen traten in kürzeren Intervallen auf. Die Heilerin befand alles für in Ordnung. Sie hatte sich am Fußende des Bettes postiert, Harry am Kopfende. Er hielt Ginnys Hand. Diese Phase zog sich hin, und Harry wich nur einmal von Ginnys Seite, um das Malheur zu beseitigen, das dadurch entstanden war, daß Kreacher die Wasserschale hatte fallen lassen. Als die Fruchtblase platzte, dachte Harry, die Welt ginge unter, während die Heilerin von einer normalen Geburt sprach. Ginny konnte kaum noch etwas sagen, dafür schien sie Harrys Hand zerquetschen zu wollen. Madam Cassidy erleichterte den Vorgang etwas mit ihrem Zauberstab.
„Da kommt das Köpfchen“, teilte sie mit.
Kurze Zeit später ertönte ein Kinderplärren, das Harry und Ginny anzeigte, daß sie nun Vater und Mutter waren. Harry stürzte vor und sah in den Händen von Madam Cassidy ein kleines, irgendwie aufgedunsen und zugleich zerknittert wirkendes, nasses, mit irgendwelchen weißlichen, schleimigen Rückständen überzogenes Etwas, von dem eine weißliche, mit einer blaßblauen Spirale versehene dicke Schnur zu Ginny führte. Harry konnte sich nicht erinnern, jemals etwas schöneres gesehen zu haben.

Nachdem die Nabelschnur aufgehört hatte zu pulsieren, hatte Madam Cassidy sie abgeklemmt und durchtrennt, so daß nur noch ein Stumpen aus dem Bauch des Kindes guckte. Dieses wiederum lag inzwischen müde von den Strapazen in Ginnys Armen, die nicht minder erschöpft war. Auch Harry, der eigentlich nicht viel getan hatte, war fertig.
„Wenn es Ihnen besser geht, Mrs Potter, können Sie auch wieder Besuch empfangen“, erklärte die Heilerin, „und was die Nabelschnur angeht, gilt folgendes: Der Stumpen wird in den nächsten Tagen eintrocknen und abfallen. Die Wunde wird vielleicht ein wenig bluten, aber sie wird sich dann verschließen, das ist alles ganz normal. Achten sie bitte darauf, daß das Nabelschnurstück sauber bleibt.“
Harry geleitete die Heilerin noch an die Tür, zahlte die Entbindungsgebühr und eilte zurück zu seinem Sohn.
„Ich glaube, du kannst die Meute jetzt antanzen lassen“, sagte Ginny.
Harry schrieb sofort an sämtliche Weasleys und Hermione Briefe desselben Inhalts:

Liebe Leute!

Das Kind ist da! Es ist ein Junge, und wir haben ihn James Sirius genannt. Ginny geht es inzwischen ganz gut und mir auch so leidlich – ihr könnt also kommen und es euch angucken!

Harry

Es dauerte keine halbe Stunde und das Haus war gerammelt voll von Weasleys. Kreacher reichte Getränke, so daß Harry dort sein konnte, wo er seinen Platz vermutete: An Ginnys Seite. James hatte inzwischen seine Augen geöffnet und sowohl seine Mutter als auch seinen Vater angestrahlt. Seine Augen waren braun mit grünlichem Einschlag, und seine Haare schienen ebenfalls braun zu sein. Nun aber nuckelte er zufrieden und glücklich an Ginnys Brust.
„So ein süßer kleiner Fratz!“ schluchzte Mrs Weasley.
Selbst Percy war gekommen und dozierte: „Glückliche Namenswahl. Dadurch wird der Welt gezeigt, daß aus dem Schutt der Vergangenheit die Zukunft entsteht. In James Sirius lebt dadurch auch das fort, was dein Vater und dein Pate, Harry, verkörpert haben und wofür sie gestorben sind und daß es nicht umsonst war.“
„Ah ja, danke, Percy“, murmelte Harry.
Ron unterhielt sich mit Hermione: „Der ist richtig niedlich, Hermione. Guck mal, so rund und rosig! Und sieh mal, Harry geht ihn jetzt wickeln – der macht das richtig gut, nicht?“
„Allerdings“, sagte Hermione scharf.
Harry hatte James an sich genommen und wickelte ihn, so wie er es einst von Andromeda an Ted gelernt hatte. Dann legte er seinen kleinen Sohn in das Kinderbett, das im Schlafzimmer bereitstand. Doch James mochte wohl noch nicht schlafen. Er guckte ganz neugierig die Leute an, die sich über das Bettchen beugten und ihn betrachteten oder „wutzi-kutzi-ku“ sagten.
„Laßt mich mal“, sagte George und bahnte sich den Weg direkt an das Kinderbett. Dann hob er die Stimme und klang auf einmal wie sonst nur Percy, indem er getragen sprach: „James Sirius Potter, du trägst einen großen Namen. Ähm, zwei große Namen, um genau zu sein.“ Er unterbrach sich kurz, als müsse er überlegen. „Drei große Namen, wenn man mal 'Potter' dazunimmt. Namen, die verpflichten! James und Sirius, die Mitschöpfer der Rumtreiberkarte, der Fred und ich so viel verdanken, James und Sirius, die größten Vorbilder aller aufrechten Regelbrecher nach ihnen. Und Potter, Harry Potter, der zwar auch Regeln gebrochen hat, aber meistens irgendwelche edlen Motive dafür hatte, und das zählt ja nicht wirklich. James Sirius, du vereinst die edelsten Gene der beiden großartigsten Regelbrecherdynastien der letzten hundert Jahre in dir – die der Weasleys und die der Potters. Mach in elf Jahren deinen Onkel stolz, wenn du nach Hogwarts kommst und führe das Erbe fort!“
Harry wußte nicht, wieviel ein Neugeborener von dem verstand, was man ihm sagt, aber er hatte gesehen, mit wie großen Augen James Sirius der Ansprache von George zugehört hatte.


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