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Die Aurorenzentrale - Unterricht und Prozeß

von Krabbentaucher

Das Flugzeug rollte zur Startbahn, beschleunigte und hob ab. Ginny schaute, auf der linken Seite ein Stück hinter dem Flügel sitzend, neugierig aus dem Fenster, so daß Harry von seinem Platz aus wenig sehen konnte.
„Guck mal Harry, die Blaue Lagune!“ sagte sie eine gute Minute nach dem Abheben und lehnte sich etwas zurück.
Harry beugte sich vor und mußte seinen Kopf neben den von Ginny halten, um die unregelmäßige, L-förmige weiße Pfütze mit der Halbinsel für das Gebäude inmitten des bräunlich-grauen Lavafeldes zu sehen. Dann lehnte er sich wieder zurück. Eine weitere halbe Minute später verkündete Ginny: „Da kommt schon das Meer!“
Harry sah nur, daß der Himmel wolkenlos war. Weiter hinten konnte er im weiteren Steigflug irgendeine weiße Kuppe wahrnehmen, vermutlich ein Gletscher.
„Tja, Ginny, das waren unsere Flitterwochen“, sagte er.
„Jep, das waren sie. Andere reisen in den Süden und wohnen in Gasthäusern, aber wir haben mal was anderes gemacht: Dort Urlaub gemacht, wo sonst kein Zauberer Urlaub macht.“
Harry wollte seine Ehefrau korrigieren, daß es andere Jungvermählte in Hotels ziehe, doch dann erinnerte er sich, daß es allenfalls Zauberergasthäuser gab, und hielt den Mund.
Das Essen wurde serviert, bei dem es sich um eine Lasagne, ein Brötchen mit einem Päckchen Butter, Krabbensalat und einem Schokoriegel handelte. Es war keine kulinarische Offenbarung. Später gab es die Möglichkeit des Bordeinkaufs, und Harry erinnerte sich an sein Versprechen, das er Mr Weasley gegeben hatte. Glücklicherweise reichten seine Restbestände an Isländischen Kronen aus, das Modellflugzeug zu kaufen.
„Ich gebe es ihm am besten, wenn ich im Ministerium bin“, sagte Harry.
„Das wäre besser. Sonst verdächtigt dich Mum noch, ihn zum Fliegen verführen zu wollen“, erwiderte Ginny.
Über Schottland lag schon eine dichte Wolkendecke, die das Flugzeug bis zum Landeanflug über Südengland begleitete. Harry hörte das Surren der ausfahrenden Klappen, das Flugzeug schaukelte ein wenig, und soweit er sehen konnte, waren sie nun unterhalb der Wolken. Harry reckte den Hals und sah auch einige Häuser und Firmengebäude. Dann setzte das Flugzeug auf, bremste ab, vor dem Fenster flitzten Flughafengebäude und andere Flugzeuge vorbei. London hatte Harry und Ginny wieder.
Und noch jemand hatte Harry und Ginny wieder: Mr und Mrs Weasley hatten sich, gekleidet in ihre besten wenn auch ziemlich aus der Mode gekommenen Muggelsachen, in den Flughafen getraut und standen in vorderster Reihe vor dem Ausgang für die ankommenden Passagiere.
„Ginny! Harry! Was bin ich froh, daß es euch gut geht! Daß ihr es überstanden habt!“ sagte Mrs Weasley und umarmte beide.
„So wild ist Island auch wieder nicht“, murmelte Harry.
Mr Weasley beugte sich zu Harry vor und flüsterte: „Sie meint nicht Island, sie meint den Flug. Habt ihr zufällig daran gedacht,...?“
„Ja“, flüsterte Harry zurück, „habe ich hier im Handgepäck, aber ich übergebe das am besten im Ministerium.“
Mr Weasley warf einen Blick auf seine Ehefrau und nickte.

Im Grimmauldplatz erwartete Kreacher Harry und Ginny schon mit einem üppigen Dinner. Mr und Mrs Weasley hatten Tochter und Schwiegersohn begleitet und saßen nun auch an dem großen Tisch in der Küche.
„Wünscht der Meister, daß Kreacher isländische Spezialitäten erlernt und serviert?“ fragte Harrys Hauself.
Harry dachte an den fermentierten Hai, von dem er auf der Reise einiges gehört hatte, und antwortete: „Laß mal, Kreacher. Bleib bei deiner Küche. Auf Island ißt man nur, um nicht zu verhungern.“
Er genoß es richtig, wieder zu Hause zu sein, von Kreacher umsorgt zu werden und Gäste zu haben. Mrs Weasley hob die Gabel und sprach Harry an: „Ich soll dich übrigens schön von Andromeda grüßen. Sie läßt fragen, ob du schon mal anfangen kannst mit Teddys Unterricht. Du hast dich wohl angeboten, ihr da ein wenig zu helfen.“
„Oh ja, richtig. Ich habe ja noch bis Ende August Urlaub. Ähm – ich werde mal sehen. Morgen noch nicht, aber ab übermorgen meinetwegen schon. Ich schicke Nicolas mit einem Brief zu Andromeda. Wohnen Ron und Hermione eigentlich noch bei euch?“
Mrs Weasley sah Harry mit hochgezogenen Augenbrauen an und sagte: „Ja, natürlich – wo denn sonst? Aber im Augenblick sind sie nicht da. Sie sind in Südfrankreich. Hermione will Ron die Gegend zeigen, in der sie mal Urlaub gemacht hat.“
„Und wie sind sie dorthin gekommen?“
„Mit dem Portschlüssel.“

Am nächsten Tag – Harry hatte per Eulenpost mit Andromeda verabredet, daß Ted ab übernächstem Tag zu ihm kommt – begab er sich in die Winkelgasse, um ein Übungsbuch zu kaufen. Er lenkte seine Schritte dorthin, wo man sich zweckmäßigerweise umsieht, wenn man bedrucktes Papier sucht: Zu Flourish & Blotts.
„Ein Lese- und Schreiblernbuch für Anfänger?“ fragte der Verkäufer.
„Ja.“
Der Verkäufer sah Harry verwundert an und fragte: „Darf man also – ähm – gewissermaßen gratulieren zum – ähm -“
„Nein, das ist für mein Patenkind“, stellte Harry klar. „Also, was haben Sie so da? Und zum Rechnenlernen?“
„Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen“, sagte der Verkäufer bedauernd.
Harry sah ihn verwundert an.
„Wie – Sie wissen nicht...? Ich denke, Zaubererkinder gehen nicht auf die Grundschule, sondern werden zu Hause unterrichtet?“
„Naja, die Eltern bringen ihnen halt das Alphabet bei... und sie lassen sie Wörter schreiben... und solche Sachen eben. Und Rechnen kann man auch anhand von Gegenständen lernen, wissen Sie... Wie ist denn das bei Ihnen gelaufen, Mr Potter? Ach ja, ich erinnere mich, Mrs Skeeter hat in der Biographie etwas von einer Muggelschule geschrieben...“
„Ja, genau“, sagte Harry und dachte kurz daran, daß es nicht schlecht sei, doch noch auf das Angebot von Eldred Worple einzugehen und eine vernünftige Biographie auf den Markt zu bringen. „Vielen Dank jedenfalls für ihre Mühe.“
Harry verließ die Winkelgasse. Er stand in der Charing Cross Road vor dem Tropfenden Kessel und dachte nach. Als er sich noch einmal umdrehte, sah er wieder, welche Muggelgeschäfte sich links und rechts des Zauberergasthauses befanden: Eine große Buchhandlung und ein Plattenladen. Eine große Buchhandlung! Harry ging hinein.

Andromeda hatte bislang nur begonnen, Ted das Alphabet beizubringen. Immerhin war noch Sommer, und Fünfjährige sollte man nicht überfordern. Aber sie hatte sich angesehen, was Harry an didaktischem Material in der Muggelbuchhandlung erstanden hatte, und war recht angetan. Damit kein Durcheinander entstand, verabredeten sie, daß Andromeda die Bücher mitnehmen und weiterbenutzen konnte, wenn Harry wieder arbeiten ging und Ted nicht mehr unterrichten konnte.
Nun aber saßen Harry und Ted in Harrys Arbeitszimmer an dem wuchtigen Schreibtisch mit dem Lesebuch vor ihnen. Phineas Nigellus lehnte in seinem Bild an dem Bilderrahmen und heuchelte Desinteresse, während er aufmerksam zusah. Offenbar war im Schulleiterbüro in der Ferienzeit überhaupt nichts los. Ted saß rittlings auf Harrys rechtem Oberschenkel, während Harry ihn von hinten mit seinem rechten Arm umarmte und auf diese Weise festhielt.
„Also los, nochmal“, ermutigte er sein Patenkind.
„B – Bu... Bunt-e... Bunte.“
„Ja, sehr schön. Weiter.“
„Bunte K... Kle... Kle-id... Kleider!“
„Richtig, sehr schön!“
„Harry, kannst du nicht vorlesen?“ quengelte Ted.
„Nein, Teddy. Das mußt du selbst lesen. Du willst es ja schließlich lernen“, sagte Harry bestimmt. „Weiter jetzt, gleich haben wir es.“
Ted seufzte und nahm seine Lesebemühungen wieder auf: „Bunte Kleider, k-komm... uuuuu...und... s-s-...“, er gab sich einen Ruck, „und schau.“
Harry hielt Ted jetzt mit beiden Armen.
„Wunderbar! Sehr schön! Das hast du toll gemacht! Lies mal die nächste Zeile!“
Ted schien ermutigt, denn sogleich begab er sich ans Werk: „R-rrrrr-ro... rot... uuuu-und... g-g-g-g... geeee... gelb und g-g-g-g“, er setzte ab und holte neuen Anlauf, „g-g-grrrrrrr... grün!“
„Klasse, Teddy. Komm, den Rest schaffst du auch noch.“
Ted drehte sich zu Harry um, lächelte ihn an und wandte sich wieder entschlossen dem Buch zu.
„Uuuund b-b-bllll-blllllaaaaa-u. Und blau.“
„Sehr schön, Teddy. Also, was steht da? Lies es doch noch mal vor.“
„Bunte Kleider, komm und schau. Rot und gelb und grün und blau.“
Ted drehte sich wieder zu Harry um. Sein Gesicht glühte vor Stolz. Harry konnte es ihm nachfühlen. Ihm ging es ähnlich. Er nahm eines jener Hefte, auf denen pro Zeile vier Linien aufgedruckt waren, und schrieb sorgfältig in Druckbuchstaben das Wort „und“ hinein. Dann nahm er Ted von seinem Oberschenkel, stand auf, zauberte ein ausreichend großes Kissen auf den Stuhl und setzte Ted darauf.
„So, schreib das mal immer wieder bis da unten hin.“
Harry ging durch das Zimmer, gefolgt von Phineas Nigellus' Blicken.
„Nun, Mr Potter, Sie versuchen sich als Lehrer?“
„Ja, allerdings. Schließlich können wir einen kleinen Metamorphmagus nicht in die Muggelgrundschule schicken.“
Er sah seinem Patenkind zu, wie es eifrig das Wort „und“ nachschrieb. Ted hatte zur Zeit braunes Haar im gleichen Farbton wie sein Vater. Auch die Augen hatte er von ihm. Das herzförmige Gesicht war allerdings das von Tonks. Harry wußte, daß er nicht Sirius' Fehler machen und in Ted eine Kombination seiner Eltern sehen durfte.

Mathematik fand Ted wohl etwas lustiger, weil das nach dem Schulbuch viel mit Zeichnen zu tun hatte. Er mußte bunte Kreise, Quadrate und Kreise unterschiedlicher Größe richtig sortiert in Ovale einzeichnen. Harry hatte seinerzeit in der ersten Klasse auch nicht verstanden, was die Mengenlehre sollte, aber immerhin hatte er keine schlechten Noten bekommen und konnte rechnen. Also, so hoffte er, war diese Methode das Richtige für Ted.
Andromeda zeigte sich ein wenig skeptisch, was das anging, als sie Ted wieder abholte, aber erinnerte sich noch zu gut an den Unterricht in ihrer Familie, um es nicht doch auf die Muggelart zu versuchen.

Mit Ron und Hermione hatte Harry noch nicht sprechen können, denn sie waren verreist kurz bevor er und Ginny zurückgekehrt war. Doch sie hatten eine Karte geschickt. Der Text war in Hermiones Handschrift gehalten:

Lieber Harry!

Viele Grüße aus dem sonnigen Südfrankreich! Wir sind hier in der Gegend von Dijon und es ist so schön wie damals. Ron ist von dem Essen hier begeistert. Die Landschaft ist wunderschön und es gibt viele alte und kunstvolle Gebäude.

Viele Grüße, Hermione und Ron

Darunter stand noch etwas in Rons Handschrift:

P. S.: Es gibt nichts, was wir nicht besichtigt hätten. Puh! Ron

Harry schmunzelte. Er ahnte, daß Ron diesen Zusatz entweder kurz vor der Absendung mit der Eule heimlich auf die Karte gesetzt hatte oder daß es im Nachgang einige Kabbeleien über das Reisen als Bildungsmaßnahme im Allgemeinen und Besichtigungen im Besonderen gegeben hatte.

Der erste September, ein Montag, war Harrys und Ginnys erster Arbeitstag nach den Flitterwochen. Er begann nach dem Ankleiden mit dem Frühstück in der Küche und der Lektüre des Tagespropheten. Eine Notiz auf der Titelseite verwies auf einen Artikel über Harry und Ginny auf Seite drei. Harry schlug die Seite auf, und Ginny kam um den Tisch herum, um ihm über die Schulter zu schauen.

HARRY UND GINNY POTTER AUS FLITTERWOCHEN ZURÃœCK -
BALD NACHWUCHS?

Von Rita Skeeter

Ungewöhnlich war das Ziel des Traumpaares des Jahres für seine Flitterwochen: Während andere Zauberer ihre ersten Ehewochen im Süden verbringen, zog es Harry (23) und Ginny (22) Potter in die entgegengesetzte Richtung. Sie haben treue Freunde, die neugierigen Nachstellungen einen Riegel vorschoben, indem sie verbreiteten, die beiden hätten ihre romantische Reise nach Australien wiederholt (wir berichteten). Außerdem hatten sie daran gedacht, nicht per Portschlüssel zu reisen, um nicht aufdringlichen Reportern eine Spur zu hinterlassen.
Exklusiv für die Leser des Tagespropheten enthülle ich, daß die beiden auf Island waren. Selbstverständlich bin ich ihnen nicht gefolgt, denn es ist nicht meine Sache, Jungvermählten hinterher zu steigen. Soviel Respekt muß sein. Ich habe vielmehr Harrys Abwesenheit genutzt, um für einen Reisebericht in Australien zu recherchieren.
Natürlich stellt sich die Frage, was Harry und Ginny dort eigentlich getrieben haben. Über die magische Gemeinschaft dort ist hierzulande so gut wie nichts bekannt, und für Frühlingsgefühle ist es dort zu kalt – bekanntlich herrscht dort ständiger Winter mit Eis und Schnee, wenn nicht gerade ein Vulkan ausbricht. Immerhin: Hier konnten die beiden Turteleulen sicher sein, daß sie niemand stört, beste Voraussetzungen also für eine Weitergabe des edlen Namens „Potter“ an eine weitere Generation.
Wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe: In ein paar Monaten sind wir schlauer.

Harry und Ginny sahen und grinsten sich an.
„Wer wohl der gute Freund ist, der diesen nervtötenden Käfer nach Australien geschickt hat?“ fragte Ginny.
Harry hatte eine Vermutung: „Ich würde hundert Galleonen darauf setzen, daß er einen Laden in der Winkelgasse betreibt.“
„Und ich würde nicht dagegenhalten wollen“, sagte Ginny.

Etwas später, in der Aurorenzentrale, stürmte erst einmal alles auf Harry ein. Auf dem Schreibtisch in seiner Bürozelle lagen einige Memos, unter anderem eines, wonach er sich bei Kingsley Shacklebolt melden solle, sowie eine Ladung zu einer Sitzung des Zaubergamots. Daneben lagen die Akten über die gefaßten Todesser, an denen ein Zettel mit der Aufschrift „vor Vernehmung durchgehen und an Zaubergamotverwaltung zurückgeben“ festgeklammert war. Die Memos enthielten kurze Nachrichten darüber, was inzwischen wegen der anderen Todesser erreicht worden war – es war leider nichts. Doch Harry ging erst einmal hoch zu Kingsley in das Ministerbüro.
„Hallo Kingsley. Du wolltest mich sprechen?“
„Hallo Harry, setz dich.“
Harry setzte sich zu Kingsley an den Besuchertisch und wartete.
„Nun“, sagte Kingsley, „wie war es denn auf Island? Wie ich dir ja gesagt habe, gibt es keine direkten Kontakte unserer magischen Gemeinschaften und keine magische Zusammenarbeit.“
„Das hängt damit zusammen, daß es nur ganz wenige Isländer und noch viel weniger isländische Zauberer gibt“, sagte Harry und berichtete davon, was er gesehen hatte.
„Aha“, sagte Kingsley. „Aber es ermutigt doch, daß man sich so eng an die Muggelwelt anlehnen und trotzdem seine magische Identität behalten kann.“
„Ein Vorbild für uns kann es trotzdem nicht sein, dazu sind wir zu viele. Außerdem kann man nicht einfach Jahrhunderte der Entfremdung und Isolation einfach so über den Haufen rennen“, gab Harry zu bedenken.
Nach seinem Besuch bei Kingsley suchte Harry Mr Weasley auf, der in seinem großen Büro saß.
„Harry, wie schön, dich zu sehen! Wie ich von Andromeda gehört habe, hast du Teddy schon ein großes Stück vorwärts gebracht? Er kann wohl schon ein wenig lesen.“
„Naja, er kann wohl eher stammeln. Das dauert noch, bis es flüssig wird. Aber ich habe dir hier was mitgebracht.“
„Oooooh! Wunderbar! Das Flugzeug!“
Harry übergab Mr Weasley die Schachtel, der sie sofort öffnete und Rumpf, Flügel mit Triebwerken, Höhenflossen, Seitenflosse, Ständer und Fuß herausholte. Mit Feuereifer machte er sich daran, die Teile zusammenzusetzen, bis Harry eingriff, um zu verhindern, daß etwas entzweiging.
„Danke für die Hilfe“, sagte Mr Weasley keuchend, als habe er Schwerstarbeit geleistet. „Ist doch immer wieder erstaunlich, wie die Muggel das machen, daß man das so schön zusammensetzen kann.“
„Es gibt doch auch aus unserer Welt etwas, was man zusammensetzen kann“, gab Harry zu bedenken und wunderte sich, daß Mr Weasley zwar ein abgestürztes Motorrad zusammenpuzzeln konnte, nicht jedoch einen einfachen Steckbausatz.
„Trotzdem“, meinte Mr Weasley und betrachtete zufrieden die Boeing 757-200 in den Farben der Icelandair, die nun einträchtig und leider nicht im selben Maßstab, deshalb also fast genauso lang, neben der Boeing 747-400 von Qantas stand, die Ron seinerzeit von der Australienreise mitgebracht hatte.

Harrys Termin für die Zeugenaussage war am zehnten September, einem Mittwoch. Extra für diesen Anlaß hatte er sich wieder in Zaubererschale geworfen. Als er am Morgen einen besonders aufwendigen und seriösen Umhang anzog, fiel ihm ein, daß er fast nur noch Muggelklamotten trug, und das auch im Ministerium. Letzteres konnte er gut begründen, denn als Auror mußte man häufig nach draußen und durfte nicht auffallen. Aber ansonsten sprachen ganz einfach praktische Gründe gegen Umhänge und für Muggelsachen: Nichts schleifte über den Boden, man blieb nirgendwo hängen und man konnte sich auf einen Stuhl setzen, ohne zuerst mit der Hand dafür zu sorgen, daß zwischen Gesäß und Sitzfläche Ordnung herrschte. Immerhin: Harry mußte zugeben, daß im Umhang seine Bewegungen insgesamt gemessener und würdevoller wurden.
So gewandet, apparierte er ins Atrium und fuhr mit dem Lift eine Etage tiefer in die Mysteriumsabteilung. Von dort ging er die Treppe hinunter zu den Gerichtssälen. Ihm lief ein leichtes Kribbeln über den Rücken. Obwohl er hier zuletzt vor fünf Jahren als Zeuge ein- und ausgegangen war, verband er mit dem fackelbeleuchteten Steinkorridor vor allem seine disziplinarische Anhörung wegen des Dementorenangriffs sowie die Aktion zur Erlangung von Slytherins Medaillon, und das war nicht angenehm gewesen.
Mit diesen trüben Gedanken ging er den Korridor entlang bis zum Ende, wo die schwere Tür den Zugang zum großen Saal bildete. Er sah auf die Uhr und stellte fest, daß er fünf Minuten vor der Zeit angekommen war. Um sich als anwesend zu melden, öffnete er die Tür ein wenig und trat in den Spalt.
Der Saal war gesteckt voll. In der ersten Reihe saß ein Reporter, der wohl für den Tagespropheten schrieb. Rita Skeeter war es jedenfalls nicht. Vor Harry standen, die Lehnen ihm zugewandt, drei Kettenstühle.
„Ah – Mr Potter, Sie sind schon da!“ sagte der Vorsitzende des Zaubergamots. „Treten Sie bitte näher, wir können gleich anfangen.“
Harry tat einen Schritt vorwärts, schloß die Tür und ging weiter in die Mitte des Saales. Durch einen Seitenblick stellte er fest, daß an den Kettenstühlen Rabastan Lestrange, Avery und Ken Dobson festgekettet waren, die ihn mit feindseligen Blicken bedachten.
„Mr Potter, darf ich erst um Ihre Personalien bitten?“ fragte der Vorsitzende und ergänzte sogleich, als sich Heiterkeit im Publikum breitmachte: „Für das Protokoll natürlich.“
„Selbstverständlich. Ich bin Harry James Potter, 23 Jahre alt, wohnhaft in London, mit den Angeklagten nicht verwandt oder verschwägert.“
„Danke. Wenden wir uns zunächst Mr Lestrange zu. Sie haben an seiner Festnahme mitgewirkt? Was haben Sie beobachtet?“
„Ähm – ja“, setzte Harry an. „Wir hatten von einem Überfall auf eine Tankstelle der Muggel erfahren, der eindeutige Hinweise auf eine Begehung durch Zauberer aufwies.“
Er wollte gerade fortfahren, da wurde er von einem Gamot unterbrochen: „Entschuldigen Sie, können Sie uns erklären, was genau eine Tankstelle ist und wozu die Muggel so etwas brauchen?“
„Gerne. Bei einer Tankstelle handelt es sich um eine Verkaufsstelle für Treibstoff. Die Muggelautos können nämlich nur mit speziellem flüssigem Treibstoff fahren, der im Motor verbrannt wird. Der Motor ist das, was das charakteristische Geräusch bei den Autos macht. Man kann also mit dem Auto auf das Gelände an Geräte fahren, von denen aus man den Treibstoff direkt in den Tank des Autos leiten kann. Außerdem sind viele Tankstellen – so wie die, die überfallen wurde – dazu übergegangen, Lebensmittel, Zeitungen und solche Dinge in ihrem Verkaufsraum zu verkaufen.“
„Danke für die Erläuterung. Es ist doch eine komische Welt, ich würde ja einen Vervielfältigungszauber für den Treibstoff anwenden – aber fahren Sie fort.“
Harry berichtete von der Aktion, mit der die Auroren versucht hatten, den Täter nach dem mißglückten Überfall auf die Tankstelle an anderen Geschäften abzupassen. Er erzählte auch von dem Raubversuch, bei dem Rabastan Lestrange von ihm und Mr Turgidson überwältigt wurde. Allerdings sah er sich außerstande, eine Aussage dazu zu machen, inwieweit Rabastan Lestrange auch andere Überfälle verübt hatte.
Danach mußte Harry von der Festnahme in Retford berichten. Vor allem Ken Dobsons Avada Kedavra interessierte den Zaubergamot.
„Es war also eindeutig ein Avada Kedavra?“ hakte der Vorsitzende nach. „Gegen wen gerichtet?“
„Eindeutig. Ken Dobson war, wie gesagt, aufgetaucht, nachdem wir Avery schon geschockt hatten. Sein Zauberspruch war klar und deutlich zu hören: 'Avada Kedavra'. Ich habe diesen Spruch schon zu häufig gehört, um ihn nicht genau zu kennen. Und es war das grüne Licht zu sehen und das charakteristische Sirren zu hören. Wäre Peter Duffield, ein Aurorenkollege, nicht beiseite gesprungen, wäre er vermutlich getroffen worden. Der Fluch ist dann in die Wand eingeschlagen.“
„Aha. Mr Duffield werden wir auch noch hören. Der Angeklagte Dobson hat sich nämlich dahin eingelassen, daß es lediglich ein besonderer Schockzauber gewesen sei mit grünem statt rotem Blitz. Er hat außerdem geltend gemacht, daß er zum Aufenthaltsort der Todesser ausgesagt habe. Stimmt das?“
Harry mußte an sich halten, um nicht aufzulachen.
„Jein. Er hat sich genauso geweigert wie die anderen. Ich habe ihn dann mit Veritaserum überrumpelt. Als er es gemerkt hat, war er nicht glücklich.“

Es war schon Mittag, als Harry endlich entlassen wurde und wieder die Treppe zur Mysteriumsabteilung hinaufstieg. Er stattete der Aurorenzentrale einen kurzen Besuch ab, wo er ob seines Zaubererumhangs erstaunt gemustert wurde und begab sich dann zur Mittagspause in den Tropfenden Kessel. Hier traf er auf Ron und Hermione, die schon am Wochenende von ihrer Reise zurückgekehrt waren und heute ihren ersten Arbeitstag hatten.
„Gratuliere, Ron“, sagte Harry, als er sich zu ihnen setzte. „Du bist ja jetzt ein richtiger Auror.“
„Ja, nicht wahr?“ sagte Ron stolz, während ihm Hermione aufmunternd zulächelte. „Mum war auch sehr zufrieden. Warum läufst du so rum wie ein Zauberer?“
„Ich mußte heute vor dem Zaubergamot aussagen. Wie war die Reise?“
„Schön“, sagte Hermione.
„Anstrengend“, sagte Ron und erntete von seiner Freundin einen strengen Blick.
„Und?“ hakte Harry neugierig nach. „Wie ist es mit euch? Habt ihr irgendwelche Pläne gefaßt?“
Rons Ohren liefen rot an, doch Hannah Abbott, die Harry einen Teller mit dampfenden Köstlichkeiten servierte, enthob ihn vorläufig einer Antwort.
„Und – wie läuft das Geschäft?“ fragte Harry Hannah.
„Nicht schlecht“, sagte sie. „Aber es stehen Änderungen an. Tom redet davon, wie schrecklich alt er ist und daß er sich rausziehen will. Das wird wohl noch drei Jahre oder so dauern, denke ich, aber Madam Rosmerta war in letzter Zeit auffällig häufig hier und hat sich auch in Räumen umgeguckt, die nicht für den Publikumsverkehr geöffnet sind.“
„Will sie den Laden übernehmen?“ fragte Ron überrascht.
Hannah zuckte mit den Schultern.
„Das weiß ich nicht. Könnte aber sein. Sie scheint jedenfalls interessiert zu sein.“
„Und was wird dann aus den Drei Besen?“ erkundigte sich Hermione.
Hannah richtete sich zu voller Größe auf und atmete durch.
„Wenn Madam Rosmerta wirklich den Tropfenden Kessel übernimmt, dann müßte jemand die Drei Besen übernehmen. Und – naja, ich bin jetzt seit vier Jahren hier, und Tom hat mir so viele Sachen inzwischen übertragen, und wenn das in drei Jahren noch mehr wird... Ich traue mir schon zu, ein Gasthaus zu leiten. Und da hätte ich schon Interesse daran, die Drei Besen..., naja...“
„Das wäre natürlich eine Aufgabe“, sagte Harry bedächtig. „Den Laden gibt es ja schon seit Jahrhunderten...“
„Ist ja alles noch nicht spruchreif“, sagte Hannah abschließend. „Ich muß mich jetzt wieder um die Gäste kümmern.“
Sie ging weg und Harry nahm seinen Gesprächsfaden wieder auf: „Gibt es irgendwelche Pläne, mal aus dem Fuchsbau auszuziehen? Seht mal, ich bin schon verheiratet und ihr... Na, jedenfalls, ihr könnt doch nicht dauernd an Mollys Rockzipfel hängen, oder? Zumindest eine eigene Bude suchen könntet ihr.“
Rons Ohren waren wieder rot geworden.
„Ähm, jaah... wir haben mal darüber gesprochen, in einer der Besichtigungspausen auf der Reise. Und ganz grundsätzlich würden wir schon eventuell... naja, eine Wohnung oder so. Da gäbe es natürlich das Problem, daß Mum erwartet, daß wir dann über kurz oder lang – zu weißt schon. Du und Ginny, ihr habt es ja vorgemacht.“
„Ja, bei solchen Gelegenheiten pflegt Ron regelmäßig zu sagen, wie schrecklich konservativ seine Mutter sei“, bemerkte Hermione, und ihre Mundwinkel zuckten leicht.
Ron betrachtete intensiv den Boden seines leeren Bechers.

Der Prozeß war natürlich das beherrschende Thema bei Gesprächen in der Aurorenzentrale. Ernie McMillan, einer der frischgebackenen Auroren dieses Jahres, machte sich wichtig: „Es liegt auf der Hand, daß das Ministerium in dem Verfahren kein Druckmittel gegen die Angeklagten in der Hand hat. Dieser Dobson hat schon geplaudert, und die anderen haben sowieso schon Lebenslänglich. Das ist jetzt eine reine Theatervorstellung, um den Jahren von Voldemorts zweiter Herrschaft Rechnung zu tragen und auch den Sachen, die sie zuletzt verbrochen haben, aber mehr als Lebenslänglich ist nunmal nicht. Wir werden das wohl allein richten müssen.“
„Avery hatte bislang auch keine lebenslängliche Strafe, der hat nur wegen der Geschichte in der Mysteriumsabteilung gesessen“, gab Harry zu bedenken.
„Gut, ja, aber trotzdem“, räumte Ernie ein.
„Ich denke, Ernie hat Recht“, sagte Padma Patil. „Dobson hat schon gesungen, und das hängt mit dem Veritaserum zusammen. Rabastan Lestrange haben sie schon zu lebenslänglich Askaban verurteilt, nachdem du“, sie sah Harry an, „Du-weißt-schon-wen zum ersten Mal besiegt hattest. Da bleibt nur noch Avery. Und der kann uns nichts mehr sagen, wenn das stimmt, was Dobson gesagt hat mit dem Vagabundenleben.“
„Richtig, Harry haben sie ja auch monatelang nicht gekriegt damals mit dieser Methode. Und mich ja lange Zeit auch nicht“, bekräftigte Dean Thomas.
„Die Frage ist natürlich“, schaltete sich Neville ein, „wie wir weitermachen. Sollen wir preisgeben, wieviel wir über die geflüchteten Todesser wissen, also daß sie auf Wanderschaft sind? Dann könnten wir sie vielleicht aufscheuchen.“
Ron stimmte zu: „Ja, dann könnten wir das Pack auf einen Schlag einkassieren.“
Harry sah zwei Haken: „Leute, erstens: Wenn wir sie aufscheuchen, könnte es sein, daß sie sich in Kleinstgruppen aufspalten und über das Land ausschwärmen. Und zweitens: Wenn sie zusammenbleiben, dann wird es auch gefährlich. Denkt nur an die Schlacht von Hogwarts. Die meisten von denen sind weder dumm noch Anfänger. Und kampflos würden die sich nicht ergeben.“
„Naja, außerdem weiß durch den Prozeß die ganze Welt, daß Dobson gesungen hat“, sagte Ernie.
„Aber nicht im Detail“, widersprach Harry. „Auch wenn die Details, die er preisgegeben hat, nicht so besonders detailliert waren...“
Neville meinte: „Ideal wäre es, wenn wir vorher wüßten, wo sie sich niederlassen, so daß wir vorbereitet wären.“
„Gute Idee. Und wie willst du das machen?“ fragte Ron. „Eine Hütte bauen, ein Schild dranhängen mit 'Zuflucht für flüchtige Todesser' und dann die eingebauten Gitterstäbe zuschnappen lassen?“

Der Prozeß zog sich bis Ende September hin, denn es waren auch Taten aus der Zeit von Voldemorts Herrschaft angeklagt. Dieses Mal mußte Harry aber nicht die Zeitung aufschlagen, dieses Mal erfuhren die Auroren als erste von dem Urteil, da es ihnen auf Memos mitgeteilt wurde. Avery konnten drei Morde nachgewiesen werden, außerdem wurde er wegen des versuchten Banküberfalls in Retford schuldig gesprochen. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Rabastan Lestrange bekam auf seine lebenslange Strafe noch einmal zwanzig Jahre wegen Betätigung als Todesser und wegen zweier Überfälle während seiner Flucht draufgepackt, während Dobson zu insgesamt zwanzig Jahren wegen versuchten Mordes, wegen Beteiligung an einem Banküberfall und wegen Betätigung als Todesser verurteilt wurde.
„Das wird die Leute erstmal freuen“, vermutete Harry, als er am Abend Ginny davon erzählte. „Aber wir werden dann wieder in Zugzwang sein. Und bisher hat uns nur Kommissar Zufall geholfen.“


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Es gibt wunderbare Sequenzen – von der Spannung beim Trimagischen Turnier bis zum Humor und Herzschmerz beim Weihnachtsball, aber das treibende Element ist der traumhafte Thriller, in dem es ein echter Bösewicht auf Harry abgesehen hat – und nur Harry allein in der Lage ist, ihm die Stirn zu bieten.
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