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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Von Kobolden und Vulkanen

von Krabbentaucher

Als Harry und Ginny am nächsten Morgen ziemlich früh aus dem Zelt krabbelten, hatte sich der Himmel zugezogen, aber es war wenigstens trocken.
„So, schön warm angezogen, heute geht es auf den Gletscher“, stellte Harry fest, dann gingen sie zum Platz vor dem Servicegebäude des Campingplatzes, von wo der Bus abfahren sollte.
Die Busfahrt war zunächst ereignislos, außerdem verhinderte die Wolkendecke beeindruckendere landschaftliche Eindrücke. Auf einem kleinen Parkplatz am Ende einer von der Ringstraße abzweigenden Stichstraße hieß es dann allerdings in einen anderen Bus umsteigen, und von nun an bekam der Ausflug eher den Anstrich eines kleinen Abenteuers. Das fing schon beim Bus an: Es handelte sich um eines jener kurzen und hochbeinigen Gefährte, die Harry schon in Reykjavík am BSÍ gesehen hatte und die eine gewisse Entschlossenheit vermittelten. Daß diese Entschlossenheit vonnöten war, wurde bald klar: Die Straße war nur noch ein unbefestigter Schotterweg, der sich ohne Absicherung durch Leitplanken steil die Bergflanken hinaufschlängelte und da und dort einen Bachlauf durchquerte. Unterwegs hielt der Bus für eine kleine Rast an. Er parkte rückwärts auf einen Platz an der Außenseite einer Kurve ein, und nach dem Aussteigen sahen Harry und Ginny, daß sein Heck schon über dem gähnenden Abgrund hing, der sich hier auftat. Am Ende der Fahrt tauchte eine hellgelbe Holzhütte, das Gasthaus „Jöklasel“ auf. Hier hieß es aussteigen und spezielle Kleidung anlegen: Einen wind- und wasserdichten Overall mit Innenfutter, Gummistiefel und einen Helm.
„Wir sehen aus wie Teletubbies“, bemerkte ein Muggel treffend.
„Unser Kind wird sich so einen Schwachsinn niemals angucken, richtig, Harry?“ wandte sich Ginny an ihren Ehemann.
„Ähm – was? Nein.“
Die beiden folgten den Bergführern mit den anderen Touristen einen Schotterweg hinunter zu einem Schneefeld, das zum Gletscher gehörte. Dort standen aufgereiht mehrere Schneemobile und zwei Geländewagen mit extragroßen Reifen. Diejenigen, die die Fahrt in den Geländewagen gebucht hatten, brachen sofort auf, die anderen wurden in den Gebrauch der Schneemobile eingewiesen und insbesondere nachdrücklich darauf hingewiesen, daß sie nicht die Beine ausstrecken sollten, wenn das Schneemobil umkippen sollte, da man sich anderenfalls den Knöchel zwischen dem Trittbrett und dem Boden einklemmen könnte. Dann ging es los, und Harry überließ Ginny das Steuer. Er nahm hinter ihr Platz und schlang seine Arme um sie, eine Position, die ihm ausgesprochen gut gefiel.
Die Wolken hatten den Gletscher erfreulicherweise nicht komplett eingehüllt, so daß man schon noch etwas sehen konnte. Untermalt vom eintönigen Zweitaktgetöse zog die unendlich weiße Fläche vorbei, die mal sanft anstieg und dann wieder sanft abfiel. Die Wolkendecke riß schließlich an einigen Stellen auf, so daß blauer Himmel sichtbar wurde. Die Schneemobilkarawane hielt an, und endlich kehrte die majestätische Ruhe ein, die man auf dem größten Gletscher Europas erwarten durfte. Entfernt ragte eine riesige dunkle Klippe aus dem Weiß des Gletschers auf. Harry und Ginny genossen die Landschaft, während sich einige Tourteilnehmer eine kleine Schneeballschlacht lieferten.
Für die Weiterfahrt übernahm Harry das Steuer und stellte fest, daß auch das seine Vorteile hatte, nämlich, daß er nun von Ginny umarmt wurde. Das Fahren selbst unterschied sich vom Motorradfahren deutlich: Er mußte zwar am Gasgriff drehen, aber bei der Gewichtsverlagerung in den Kurven konnte er das Mobil nicht in Schräglage bringen, was für einen Motorradfahrer sehr irritierend war. Stattdessen mußte er in Kurven deutlich lenken, und auch auf den Geraden waren ständige Korrekturen erforderlich, weil das Schneemobil bei seitlichem Gefälle gerne die Spur verlassen wollte. Abermals wurde angehalten, und jeder bekam Gelegenheit, in eine tiefe Gletscherspalte zu gucken. Viel war nicht zu sehen, außer, daß sie wirklich tief hinunterging und es unten sehr dunkel war.
Für die letzte Etappe zurück übernahm wieder Ginny das Steuer und schließlich tauchte aus dem inzwischen aufgestiegenen Nebel die Hütte Jöklasel wieder auf.
„Wow“, sagte Ginny auf der Weiterfahrt, „das war ja mal beeindruckend. Man spürt so richtig die Größe und Erhabenheit des Gletschers.“
„Ja“, bestätigte Harry, „das ist genau die richtige Ergänzung zu unserem Besenflug gestern.“
Das Tourprogramm hielt noch ein Gletschererlebnis bereit: Die Gletscherlagune Jökulsárlón. Der Bus hielt auf dem Parkplatz an einer Schotterfläche. Weiße Spitzen deuteten an, daß hinter einigen Wällen Eis war. Harry, Ginny und die anderen Touristen wurden aber nicht zum Ufer der Lagune gebeten, sondern zu einer Plattform, die in zwei Metern Höhe stand und auf die eine Treppe hinaufführte.
„Was soll denn das?“ fragte Harry Ginny. „Das sieht ja aus wie ein Bootsanleger auf dem Trockenen.“
Ginny zuckte mit den Schultern und sagte: „Wenn du bei meinem Vater aufgewachsen wärst, würdest bei den Muggeln immer eine überraschende Lösung vermuten.“
So war es denn auch. Ein großes gelbes Fahrzeug mit dicken Reifen und einem Bootsrumpf kam um die Ecke gebogen und hielt an der Plattform an. Die Passagiere stiegen aus und die neuen Passagiere wurden gebeten, einzusteigen.
„Ach so, ein Amphibienfahrzeug“, sagte Harry.
„Und wozu brauchen die Muggel sowas? Sag nicht, daß sie das extra für die Gletscherlagune gebaut haben.“
„Meistens brauchen sie sowas für das Militär.“
Es war ein eigenartiges Gefühl: Zuerst rumpelte das Fahrzeug über einen Schotterweg wie ein normaler Lastwagen – die Passagiere saßen im Freien – und dann senkte sich der Bug, als der Weg zum Wasser hinunterführte. Es rauschte, der Bug hob sich wieder, und das ganze Gefährt schaukelte im Wasser. Der Motor röhrte, was gut zu hören war, weil die beiden Auspuffrohre im Heckbereich senkrecht aus dem Deck ragten. Das Wasser in der Lagune war spiegelglatt. Überall schwammen Eisberge von unterschiedlicher Größe – einige so groß wie ein Auto, andere so groß wie ein mehrstöckiges Haus. Einige waren weiß, andere türkisblau, wieder andere zeigten schwarze Rußstreifen von vergangenen Vulkanausbrüchen. Sie lagen quer im Wasser oder ragten senkrecht als Pfeiler in die Höhe. Ein Eisberg war ein Klotz, der aus zwei Höckern bestand. In der Ferne war die riesige Gletscherzunge zu sehen, die sich zwischen den Bergen vom Vatnajökull herunter ins Tal schob und von der die Eisberge abgekalbt waren.

Am nächsten Morgen war Harry schon vor dem Weckerklingeln wach. Eigentlich hatten er und Ginny geplant, mit dem Linienbus durch die Ostfjorde zu fahren, aber das Prasseln auf der Zeltplane verhieß nichts gutes. Auch Ginny wachte auf.
„Ich gucke mal nach draußen“, sagte Harry, schälte sich aus seinem Schlafsack und warf ihn sich über, weil er fror.
Was er sah, war unerfreulich.
„Draußen regnet es stark und die Wolken hängen so tief, daß man von den Bergen rein gar nichts sehen kann. Ich glaube, das lohnt sich heute nicht“, erstattete er Bericht.
„Du meinst, wir bleiben noch liegen und gucken dann weiter?“ fragte Ginny.
„Ich würde sagen, wie schlafen noch eine Runde und apparieren dann nach Egilsstadir, um uns mal das hiesige Gringotts anzugucken.“
Das Weiterschlafen änderte am Wetter allerdings nichts, so daß Harry und Ginny gezwungen waren, ihr Zelt naß zusammenzupacken, als sie gegen Mittag aufbrachen. Sie drehten sich und nach der kurzen Phase des Drucks und der Dunkelheit verwandelte sich der starke Regen immerhin in ein Nieseln. Die Gegend war dennoch nicht sehr einladend. Sie waren im Zentrum des Ortes gelandet, was in Island fast immer hieß, daß es sich um eine Tankstelle mit Laden oder um einen Supermarkt handelte. Da es sich bei Egilsstadir um den größten Ort in Ostisland handelte, war beides verhanden, voneinander getrennt durch eine weitläufige Rasenfläche ohne weitere gärtnerische Reize.
„Laß uns mal ein bißchen was einkaufen, wenn wir schon hier sind, bisher haben wir uns ja immer mit irgendwelchen Imbißbuden und Cafés beholfen“, schlug Ginny vor.
Das Sortiment im Supermarkt war zwar groß, da aber weder Harry noch Ginny größere Ambitionen hatten, sich in der Küche zu verwirklichen, beschränkte sich ihr Einkauf auf Tütensuppen und Konservendosen sowie etwas Toast und einen Beutel von Kleinur, einem isländischen Schmalzgebäck, für das beide eine gewisse Schwäche entwickelt hatten. Ganz hinten fand Ginny ein Heizfach mit fertig gegrillten Hähnchenhälften.
„Das ist mir in den Cafés gar nicht so aufgefallen, aber wenn man einfach nur Lebensmitteln kauft, dann wird einem erst mal klar, daß diese Zahlen im Supermarkt Preise sind und keine Telefonnummern“, mümmelte Harry, als er mit Ginny an der Bushaltestelle unter einem Dach saß, wo es trocken war, und seine Hähnchenhälfte aß.
„Wir sollten nicht vergessen, einige der Sachen magisch zu vermehren, sonst geht das richtig ins Geld“, stimmte Ginny zu.
Als die Hähnchenhälften vertilgt waren, beschloß Harry: „Gut, gucken wir uns mal das isländische Gringotts an und laß uns dann zum Mývatn weiterapparieren. Hier in der Gegend gibt zwar drei Zaubererfamilien, von denen die eine oder andere uns bestimmt ihren Besen leihen würde, aber bei diesem Wetter sehen wir sowieso nichts. Und im See hier um die Ecke soll ein Seeungeheuer hausen -“
„Was denn für ein Seeungeheuer? Wäre das nichts für Hagrid?“ unterbrach ihn Ginny.
„Soll wohl sowas wie das Ungeheuer von Loch Ness sein. Weißt du, dieser profilneurotische Kelpie, der gern in Gestalt einer Seeschlange erscheint und sich fotografieren läßt und wo das Ministerium dauernd losziehen und die Muggel davon überzeugen muß, daß die Fotos Fälschungen sind. Das Viech hier in dem See dürfte auch so etwas sein. Also: Vorschlag angenommen? Erst Gringotts, ist nur einen Kilometer Luftlinie entfernt, dann Mývatn und auf besseres Wetter hoffen?“
„Gut. Gehen wir.“

Nach seinen Erfahrungen mit dem isländischen Zaubereiministerium im Thingvellir überraschte es Harry nicht, nur ein normal erscheinendes Haus vorzufinden. Es lag etwas außerhalb des Ortes an einem Felshang. Er öffnete die Tür und trat ein, gefolgt von Ginny. Nachdem er sich inzwischen an die isländische Zweckmäßigkeit gewöhnt hatte, war es jedoch beinahe wie ein Schock für ihn, sich in einem marmorverkleideten Raum wiederzufinden, der sich wie eine auf das Hundertste geschrumpfte Ausgabe der Gringotts-Bank in der Winkelgasse ausnahm. Der Thresen war nur kurz, und davor stand ein Kobold in seiner rot-goldenen Gringotts-Uniform. Dahinter saß ein weiterer Kobold, neben sich eine Waage und einen zugeschlagenen Folianten. Beide sahen Harry und Ginny aufmerksam an.
„Ähm – guten Tag. Sprechen Sie Englisch?“
„Selbstverständlich sprechen wir Englisch“, sagte der Kobold hinter dem Thresen. „Der Sitz unserer Bank ist schließlich in London, also dort, wo Sie wohnen, Mr Potter. Mr und Mrs Potter, nehme ich doch an?“
„Ja, guten Tag“, sagte Ginny.
„Woher wissen Sie -?“ setzte Harry an.
„Ihr Besuch wurde uns avisiert. Es ist bekannt, daß Sie sich auf Island aufhalten, spätestens seit dem Empfang im Hotel Loftleidir in Reykjavík. Abgesehen davon sind Sie nicht ganz unbekannt, Mr Potter. Wie Sie wissen, hat sich unsere Direktion auf den Standpunkt gestellt, daß Sie der Bank seinerzeit geholfen haben, einen höchst gefährlichen und unzulässigen Gegenstand loszuwerden. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“
Harry sah sich um und entdeckte nur zwei Ausgänge.
„Liegen die Verliese hier auch unterirdisch? Und wieso ist die Bank ausgerechnet in Egilsstadir und nicht in Reykjavík oder in Thingvellir? Ich habe irgendetwas von geologischen Gründen gehört.“
„Das ist richtig“, sagte der Kobold in Livree. „Die isländische Gringottsfiliale hatte vorübergehend ihren Sitz in Thingvellir gehabt, aber das Tal driftet jedes Jahr zwei Zentimeter auseinander, und wenn diese zwei Zentimeter zufällig in unseren Verliesen klafften, war das... mißlich. Reykjavík erwies sich mit seinen zahlreichen Dampfquellen auch als ungeeignet wie überhaupt diese ganze Gegend. Bis hinauf zum Mývatn ist ja überall tektonisch aktives Gebiet, und da hatten wir nur die Wahl zwischen den Ost- und den Westfjorden, weil da alles ruhig ist. Die Westfjorde waren zu abgelegen, da blieben nur die Ostfjorde, und mit Rücksicht auf unsere Kunden, von denen nicht alle apparieren können und die mit dem Bus kommen müssen, haben wir uns für Egilsstadir als neuen Hauptknotenpunkt entschieden, nachdem die Muggel es um 1947 gegründet hatten.“
„Und dann haben Sie die Verliese noch einmal neu angelegt?“ fragte Ginny und zeigte zum Fußboden, unter dem sie die Verliese vermutete.
„Ja, aber nach hinten horizontal in den Berg. Das schien uns einfacher. So ein Berg ist doch um einiges praktischer als ein flaches Gelände, in dem die Muggel auch noch eine U-Bahn angelegt haben.“
Harry dachte an das, was Hagrid gesagt hatte, und an das, was er selbst erlebt hatte, als er fragte: „Haben Sie hier auch Hochsicherheitsverliese mit Drachen? Ich meine, für diese Viecher muß man auch erstmal Platz schaffen.“
„Über unsere Sicherheitssysteme sprechen wir nicht“, schnappte der Kobold hinter dem Thresen kurz angebunden. „Auch wenn bekannt ist, daß unsere Sicherheitssysteme für Sie kein wirkliches Hindernis dargestellt haben.“
„So meinte ich das nicht“, sagte Harry hastig, denn er wußte, daß sein Einbruch in Gringotts für die Kobolde trotz aller Verlautbarungen noch immer eine offene Wunde darstellte.
„Ich meine, daß irgendwann immer nur von einem Kobold von Gringotts in Island die Rede war“, schaltete sich Ginny ein. „Hier sind Sie aber zu zweit.“
„Häufig wechseln wir uns mit unseren Diensten ab“, sagte der Kobold hinter dem Thresen. „Dann muß die Bank geschlossen werden, wenn ein Kunde kommt und in sein Verlies will, denn schließlich kann der Schalterraum solange nicht unbeaufsichtigt sein. Manchmal sind wir aber auch zu zweit, so daß wir uns die Arbeit teilen können, so wie heute.“
„Ist aber nicht viel los, nicht wahr?“ bemerkte Harry.
„Hier ist nicht London, Mr Potter. Auf ganz Island gibt es ganz wenige Zauberer, wie Sie selbst anläßlich des Abendessens festgestellt haben dürften. Hier ist nie viel los. Das läßt uns immerhin genug Zeit, die Vermögensdinge unseres eigenen Volkes zu verwalten, außerdem gibt es einige Sammelverliese von Elfen. Die aber haben eine zum Teil merkwürdige Vorstellung von Schätzen – Wollknäuel, Filzbahnen und Holzplanken, sogar Torfplaggen... aber bitte... wir nehmen alles in Verwahrung.“
Harry und Ginny sahen einander an und grinsten. Sie dachten offensichtlich dasselbe, nämlich, daß die Elfen angesichts der harschen isländischen Witterung durchaus einen Grund hatten, derartige Dinge als wertvoll anzusehen.

In den Ortskern von Egilsstadir zurückgekehrt, kauften Harry und Ginny noch einige Ansichtskarten und verbrachten etwas Zeit damit, an verschiedene Leute zu schreiben. Harry dachte auch daran, eine Karte an Dudley zu senden. Eine Karte für Onkel Vernon und Tante Petunia verkniff er sich allerdings. Die Karte für Mr und Mrs Weasley war allgemein gehalten, ebenso die für Kreacher. In der Karte für Hermione und Ron vergaßen sie aber nicht die freien Elfen zu erwähnen. Doch als alles geschrieben war, ergab sich eine Schwierigkeit.
„Gibt es hier ein Zauberpostamt? Ich glaube nicht, daß der Muggelpostbote daheim in England weiß, wo der Fuchsbau liegt“, sagte Ginny.
„In diesem Vorposten der Zivilisation gibt es wohl gar nichts“, sagte Harry. „Warte, ich appariere schnell nach Reykjavík, gebe die Karten dort auf und kehre sofort wieder hierhin zurück. Die Karte für Dudley kann ich ja mit einer Briefmarke bei der Muggelpost aufgeben. Danach apparieren wir dann nach Reykjahlíd am Mývatn.“

Durch das viele Hin- und Herapparieren fühlte sich Harry etwas wackelig, als er mit Ginny auf dem Campingplatz von Reykjahlíd auftauchte. Der Campingplatz war interessant angelegt: Die tieferen Teile verteilten sich zwischen verschiedene Lavarücken, die zum Teil meterhohe Dächer bildeten, während die höheren Teile terassenförmig mit schönem Blick über den Mývatn angelegt waren, der zahlreiche Inseln enthielt. Das Wetter besserte sich auch, denn es hatte aufgehört, zu regnen. Harry und Ginny konnten daher ihr nasses Zelt aufbauen und hoffen, daß es nun trocknen würde.
„Wozu hoffen?“ bemerkte Harry und hob den Zauberstab. „Wir sind doch Zauberer. Das mit dem Trocknen erledige ich mal eben.“
Am Abend riß der Himmel auf und sorgte für ein besonderes Schauspiel: Es waren nur noch durchbrochen Wolkenflocken vorhanden, die von unten von der untergehenden Sonne angeschienen wurden und rot leuchteten.

Daß man sich auf nichts so wenig verlassen konnte wie auf das isländische Wetter, merkten Harry und Ginny am nächsten Tag. Es war wieder bedeckt, außerdem nieselte es ein wenig.
„Wir nehmen erstmal Kontakt auf zu der Hexe, die hier in der Gegend wohnt“, sagte Harry und kramte in den Zetteln vom Abendessen im Hotel Loftleidir.
Wenig später saßen die beiden im Wohnzimmer von Erla Vidarsdóttir.
„Besen hätte ich zwar, aber ich kann Ihnen nicht empfehlen, damit Sightseeing zu machen. Hier gibt es ziemlich viele Sightseeingflüge der Muggel, und da ist die Gefahr zu groß, versehentlich mit einem Flugzeug zusammenzustoßen, weil die sehr tief fliegen – auch über der Askja, die Sie sich auf jeden Fall anschauen sollten“, empfahl Erla.
Harry und Ginny bedankten sich und buchten beim örtlichen Veranstalter für den übernächsten Tag eine Tour zur Askja, denn die fand nur montags, mittwochs und freitags statt, aber nicht samstags oder sonntags. Den Rest des Tages verbrachten sie damit, die örtlichen Sehenswürdigkeiten anzuschauen, wozu die Pseudokrater am Südufer des Mývatn gehörten und eigenartige Lavaformationen, die Türme und Höhlen bildeten.
„Das sollen also erstarrte Trolle sein?“ sagte Ginny.
„Der Sage nach. Aber die Muggel wissen selbst, daß das Quatsch ist“, meinte Harry.
Interessant waren auch die Krafla, der Vulkan, der in den achtziger Jahren ausgebrochen war und wo heute noch zwischen der frischen Lava aufsteigender Dampf von der vulkanischen Aktivität kündete. Eindeutig an die Hölle erinnerte das Solfatarenfeld in der Nähe des Mývatn. Blubbernde Schlammtöpfe und Solfataren – Steinkegel, aus denen zischend und rauschend beißender Dampf herausströmte – verströmten einen deutlichen Schwefelgeruch.
Harry und Ginny schafften es, den Sonntag komplett zu vergammeln und vertrieben sich die Zeit damit, ein improvisiertes Museum in einem modernen Schulgebäude zu besuchen, in dem sie nach alter isländischer Sitte die Schuhe ausziehen mußten. Es gab unterschiedliche Lavaarten zu bestaunen und auch eine moosartige Lebensform, die im Mývatn endemisch war und letztlich wie runde grüne Moosbälle aussah, die in einem Bassin schwammen. Harry hatte ihren Namen sofort wieder vergessen, und er wußte auch nicht mehr, ob es sich um Tiere oder Pflanzen handelte. Ginny verglich die Dinger mit Knuddelmuffs, die aber eine andere Farbe hatten. Ansonsten war nicht viel zu sehen, und für eheliche Betätigung im Zelt war es zu kalt und zu hellhörig. Spaßeshalber unterhielten sie sich über den Namen, den sie ihrem Kind, das sie hoffentlich gezeugt hatten, verpassen wollten, aber als Harry „Víti“ – er hatte im Reiseführer gelesen, daß gleich zwei Explosionskrater so hießen – vorschlug, kamen sie zu der Einsicht, daß es günstigere Umstände gab, darüber zu beraten.

Der Bus Richtung Askja sah eigentlich ganz normal aus und war einfach nur älteren Baujahrs. Jedenfalls machte er keinen hochlandmäßigen Eindruck. Da außerdem die Sonne schien und fast kein Wölkchen am Himmel stand, versprachen sich Harry und Ginny eine entspannende Tagesfahrt, zumal sie der Tourbeschreibung entsprechend ihre Badesachen mitgenommen hatten. Nach dem Abbiegen von der – hier unbefestigten – Ringstraße auf die Hochlandpiste durch ein riesiges Lavafeld wurde Harry aber klar, daß hier nur deshalb ein alter Bus eingesetzt wurde, weil das Material nicht geschont wurde. Die Piste schlängelte sich in Kurven und ständigem Auf und Ab durch die Lava, die aussah wie ein erstarrtes Meer. Und genauso schaukelte auch der Bus. Mehrfach wurden Wasserläufe gefurtet, aber dieses Mal waren es keine Bäche, sondern kleine Flüsse, von denen der tiefste gegen die Bordwand des Busses klatschte. Nach dieser Furt fand die erste Pause inmitten der weiten Lavaebene statt. Entfernt erhob sich isoliert ein schneebedeckter Tafelberg, der Harry entfernt an eine Torte erinnerte. Auf diesen Tafelberg, den Herdubreid, fuhr der Bus nach der Pause zu und hielt an einem kleinen Campingplatz inmitten eines grün bewachsenen Bereichs mit – was wichtig war – Toilettenhäuschen. Der Berg war nun näher herangerückt und machte einen majestätischen Eindruck.
Als nächstes wurde die Fahrt an einem Gletscherfluß unterbrochen, der sich über einen zwar niedrigen, aber tosenden Wasserfall in einen kleinen Canon stürzte. Der Bus fuhr ohne Fahrgäste davon und parkte weiter hinten, so daß alle Passagiere, wachsam beäugt von der Reiseleiterin, den reißenden Fluß entlang ihren Bahn über die durch keinen Weg erschlossenen Lavabrocken bahnen mußten.
Die Weiterfahrt brachte eine kleine Abwechslung: Nun ging es durch ein Bimssteinfeld. Der gelbliche Bimsstein war in Häufchen zusammengeweht und hob sich deutlich von der schwarzen Vulkanasche ab. Dahinter kam ein Bergmassiv mit verschneiten Gipfeln immer näher. Endlich erreichte der Bus nach einem langen Anstieg einen Parkplatz. Nun hieß es, den Weg zu Fuß fortzusetzen.
Links ragten Berge in die Höhe, ein Schneefeld war zu überqueren, nach rechts sah man in der Entfernung eine Bergkette. Dann öffnete sich eine riesige Caldera mit einem großen See. Direkt am Rad des Sees, von diesem aber getrennt, befand sich ein großes Loch in der Erde, der Explosionskrater Víti, dessen Boden mit milchig-trübem, weiß-türkisen Wasser gefüllt war. Die Reiseleiterin erklärte, daß Víti so etwas wie „Hölle“ hieß und man in diesem See baden könne.
„Víti, ja?“ sagte Ginny zu Harry. „Du hättest also unser Kind...“
„Ist ja gut, das Thema ist durch, und das schon seit gestern Abend, ja?“ gab Harry zurück.
Er überlegte, ob er unten in dem Krater wirklich baden wollte. Es war ja eine einmalige Badewanne, wie er sie sonst noch nicht gesehen hatte. Allerdings konnte man nur über eine lehmige Rampe hinunter in den fünfzig Meter tiefen Krater steigen, und Umkleidekabinen gab es dort auch nicht.
„Ich gehe schon mal“, sagte Ginny trocken und machte sich an den Abstieg.
Harry seufzte und folgte ihr vorsichtig die gefühlte fünfzig Grad steile rutschige Rampe hinab. Unten angekommen – es gab keinen ebenen Boden, das Gefälle bestand bis in den See hinein – mußte Harry einräumen, daß die Rampe wohl nicht stärker als dreißig Grad geneigt war. Einige der Tourteilnehmer begannen sich ungeniert auszuziehen und Badekleidung anzulegen, Ginny grinste ihren Gemahl an und tat es auch.
„Los, hier sieht keiner etwas, was er nicht schon irgendwo anders gesehen hätte“, ermunterte sie ihn.
Das Umziehen war an dem Hang nicht einfach, aber schließlich stand Harry in seinen Badeshorts am Rand der nach faulen Eiern riechenden Sauce. Vorsichtig setzte Harry einen Fuß hinein. Es war tatsächlich angenehm warm, und der Boden war weich und schlammig.
„Naja, irgendwelche Viecher wird es hier wohl kaum geben“, machte sich Harry Mut und stieg ganz hinein, bis er mit der Brust im Wasser war.
Es war in der Tat ein Badeerlebnis ganz eigener Art. Inmitten eines Kraters mit dampfenden, gelblich-ockerfarbenen und rötlichen Wänden bei weniger als zehn Grad Außentemperatur in mehr als zwanzig Grad warmem – nun ja – Wasser in freier Natur zu plantschen, hatte etwas für sich. Leider gab es in der freien Natur keine Dusche, mit der man sich den Eiergeruch vom Körper waschen konnte. Das wurde erst auf der stundenlangen Rückfahrt so richtig deutlich, nachdem es noch eine Pause am Fuß des Bergmassivs und einer kleinen Wanderung in ein sehr enges und tiefes Tal mit phantastischen Felsformationen gegeben hatte. Etwa zwei Drittel der Tourteilnehmer hatten sich die Gelegenheit zu dem Naturbad der Extraklasse im Krater nicht nehmen lassen, so daß es im Bus bald gleichmäßig und deutlich nach Schwefelwasserstoff roch. Noch nie hatte sich Harry so auf das im Zelt eingebaute Bad mit der Dusche gefreut.

Die Nacht endete früh, denn Harry und Ginny hatten realisiert, daß sie schon am 22. August wieder zurückfliegen wollten und noch einiges auf dem Programm stand – unter anderem wollten sie sich irgendwann noch ansehen, wie das mit den Sommerkursen für die Zauberschüler auf Island aussah. Außerdem gab es noch das eine oder andere Muß, das angesehen werden sollte. Nun war schon der 19. August angebrochen und nach einem sehr hastigen Frühstück sorgte Harry mit einem Zauberstabschlenker dafür, daß sich das Zelt selbst verpackte. Dann sahen er und Ginny sich noch einmal um und apparierten einmal quer über die Insel an die Südküste nach Kirkjubaejarklaustur.
„Erst auf den Campingplatz, das Zelt hinstellen und dann schnell zur Bushaltestelle. Der Campingplatz ist gleich hier“, sagte Harry.
„Das ist aber praktisch, daß du vor dem Apparieren so genau auf den Lageplan geguckt hast“, sagte Ginny.
Kirkjubaejarklaustur bestand aus einer losen Ansammlung von Häusern, von denen die meisten mit Fremdenverkehr zu tun hatten, ähnelte also Reykjahlid am Mývatn. Allerdings lag der Campingplatz nicht in einem Lavastrom, sondern am Fuß einer steilen Felsklippe, die den Ort überragte. Der Campingplatzwart wunderte sich ein wenig über Harrys und Ginnys frühes Erscheinen, zuckte dann aber mit den Schultern und kassierte für eine Nacht. Harry und Ginny eilten auf das Wiesengelände, fanden eine Stelle ohne Gefälle und ließen das Zelt sich schnell entfalten.
„Auf zur Bushaltestelle“, sagte Harry, nachdem sie ihre Rucksäcke in das Zelt geworfen und dieses magisch versiegelt hatten. „Der Bus fährt da unten an der Tankstelle ab. Es ist ein Linienbus der Linie 16. Abfahrt um neun, also in...“, er schaute auf die Uhr, „einer Viertelstunde.“

Das Vehikel, mit dem Harry und Ginny dann fuhren, war ein Hochlandbus, also eines jener Geräte mit besonders viel Bodenfreiheit und kürzerem Radstand. Allerdings war der Bus etwas kleiner geraten als die anderen. Die Strecke war wohl nicht stark frequentiert. Außerdem gab es eine Besonderheit an Bord: Den CD-Guide. Der CD-Guide bestand darin, daß eine CD im Radio steckte und der Busfahrer an bestimmten Stellen eine Taste für den nächsten Track zu drücken hatte, so daß dann der jeweilige Streckenabschnitt erklärt wurde.
Der Bus hielt – für einen Linienbus ungewöhnlich – an den Sehenswürdigkeiten, so an einem tief in das Tuffgestein gegrabenen Canon oder an einem Wasserfall mit dem Namen Fagrifoss. Fagrifoss hieß „schöner Wasserfall“, und das war er auch, denn er sah aus, als würde langes weißes Haar über die Felsen fallen.
Die Strecke wurde zunehmend abenteuerlicher. Selbstverständlich war sie unbefestigt und mehrere zum Teil recht breite Flüsse mußten gefurtet werden. Außerdem wurde recht bald klar, daß der Busfahrer die Strecke schon seit zwanzig Jahren fuhr, denn er neigte dazu, jede CD-Ansage zu kommentieren und zum Teil zu korrigieren. Außerdem erzählte er an einigen Stellen von seinen Erlebnissen.
„Reist hier jemand mit Lonely Planet?“ fragte er und Harry grinste verstohlen, denn das war genau der Muggelreiseführer, den er vor der Reise gekauft hatte. „An dieser Stelle hier habe ich nämlich immer gesagt: Hekla gilt als Tor zur Hölle, aber das Loch hier neben der Straße ist der Hintereingang. Auf einer Fahrt war eine sehr aufmerksame Frau dabei, die aber nichts gesagt hat. Später mal, als ich während einer Pause einen Lonely Planet auf einem Platz liegen sah, hatte ich mal reingeguckt. Und da stand das mit dem Nebeneingang. Daraus habe ich zwei Lehren gezogen: Erstens – paß auf, was du sagst, es kommt immer zu dir zurück. Zweitens – glaube einem Reiseführer nicht alles.“
Dann endlich tauchte das Ziel der Tour auf: Die Lakí-Krater, genannt Lakagígar, eine Reihe von mehr als hundert Kratern, die bei einem verheerenden Ausbruch entstanden waren. Am Ende eines großen Lavafeldes ragten sie zum Teil kaum, zum Teil als große Kegel auf und waren mit weißlich-grünem Moos bewachsen, was ihnen eine sehr ungesunde Färbung verlieh. Aus dem CD-Spieler kam die passende Musik, eine Komposition, die einen Vulkanausbruch wiedergab. Der Bus hielt am Fuß des Berges Lakí, und der Busfahrer teilte mit, daß man später weiterfahren werde und daß die Passagiere den Berg erklimmen mögen. Harry und Ginny standen unten unschlüssig herum, denn es galt immerhin, dreihundert Höhenmeter zu bewältigen.
„Apparieren oder steigen?“ fragte Harry.
Ginny sah sich um.
„Ziemlich viel los“, meinte sie.
„Hmpf. Also steigen“, brummte Harry.
Der Untergrund war bröckelig, der Hang war steil, aber der Aufstieg lohnte sich. Der Berg unterbrach die mehr als zwanzig Kilometer lange Kraterkette ungefähr in der Mitte. Sie sah unheimlich aus. Aus dem Lavefeld erhoben sich Krater, die zum Teil so zusammengewachsen waren, daß sie wie eine aufgebrochene Wunde aussahen. Kleine Vulkankegel ragten empor, dann gab es auch nur einfach breite Gräben im Boden.
Wieder unten am Bus angekommen, zeigte sich kurz nach der Weiterfahrt eine bemerkenswerte Abweichung von jeder anderen fahrplanmäßigen Buslinie. Der Bus hielt an der Kraterreihe an, und der Busfahrer verkündete, daß man nun auszusteigen und dem markierten Weg durch die Krater zu folgen habe. Er werde weiterfahren und am Endpunkt des Wanderweges warten.
Der Weg war mit niedrigen Holzpflöcken markiert und ging über Stock und Stein sowie durch einen Lavatunnel und endete an einem großen Kater mit See, der idyllisch gewirkt hätte, wären die Kraterwände nicht mit diesem ungesund aussehenden weiß-grünen Moos bewachsen gewesen.
Die Rückfahrt dauerte drei Stunden, außerdem hatte es angefangen zu nieseln. Als Harry und Ginny auf dem Campingplatz angekommen waren, gingen sie sofort ins Zelt, wuschen sich und fielen in ihre Kojen.
„Morgen noch dieses Naturbad und übermorgen das Dings, wo die Sommerkurse für die Zauberschüler stattfinden – aber dann am letzten Tag kein Abenteuer mehr, ich bin geschafft“, sagte Ginny.
Harry schaffte es noch, zustimmend zu brummen und schlief dann sofort ein.


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