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Die Aurorenzentrale - Zauberer auf Island

von Krabbentaucher

Harry klopfte an. Niemand antwortete. Harry drückte auf die Klinke und öffnete die Tür. Hinter ihr befand sich ein kleiner holzverschalter Raum mit einem Holzrost, der in Bodennähe an der Wand angebracht war. Darauf standen ein Paar Damenschuhe, ein Paar Gummistiefel und einige Filzpantoffeln in unterschiedlichen Größen. Darüber war ein Schild angebracht, das Harry aber nicht lesen konnte, weil es auf Isländisch beschriftet war. Sicher stand im Reiseführer etwas darüber, aber er hatte es nicht gelesen und so konnte Harry nur vermuten, daß von Besuchern erwartet wurde, die Schuhe auszuziehen. Er tat es, legte sein Paar auf den Rost, nahm sich ein Paar Filzpantoffeln und zog es an. Ginny tat es ihm nach.
„Wenn das hier wirklich das Zaubereiministerium ist, dann ist es das erste Ministerium, das ich in Filzpantoffeln betrete“, sagte Harry.
„Dann betritt mal – dort ist noch eine Tür“, sagte Ginny.
Harry klopfte an, und dieses Mal erhielt er eine Antwort. Eine Frauenstimme sagte irgendetwas, von dem er vermutete, daß es „herein“ hieß. Er öffnete die Tür und fand sich in einem kleinen Büro mit Aktenschränken, Bücherregalen und einem Schreibtisch wieder, hinter dem eine blonde Frau mittleren Alters saß. Einen kleinen Stich versetzte es ihm, als er auf einer Stange hinter ihr eine Schneeule sitzen sah.
„Ähm -“, sagte er, „ähm, sprechen Sie Englisch?“
„Ja?“
Mit diesem Wort hatte die Frau nicht nur die Frage beantwortet, sondern zugleich auch die Frage gestellt, was er denn wolle – das war zumindest Harrys Eindruck.
„Wir – ähm – wir sind Touristen. Auf diesem Zettel hier steht, daß man sich an das Zaubereiministerium wenden soll. Das soll hier irgendwo sein.“
„Das hier ist das Zaubereiministerium“, antwortete die Frau. „Sie kommen aus England?“
„Ja. Ist – ist das hier das ganze Ministerium?“
„Ja. Und ich bin Álfrún Mínervudóttir, die Zaubereiministerin von Island.“
„Oh – öh“, sagte Harry, der nicht damit gerechnet hatte, so unvermittelt vor der Zaubereiministerin zu stehen. „Ja, ähm, guten Tag erstmal. Also das hier ist meine Frau Ginny, und ich heiße Harry Potter.“
Jetzt sah ihn die Zaubereiministerin neugierig an.
„Der Harry Potter?“ Ihr Blick wanderte zu seiner Stirnnarbe. „Sie wollen sich Island ansehen? Wir haben hier diese Übersichtskarte, die Ihnen das Apparieren zu den Sehenswürdigkeiten erleichtert.“
„Danke, die ist bestimmt hilfreich. Aber eine Frage habe ich: Wieso wird in dem Zettel auf dieses BSÍ verwiesen? Das ist doch ein Busbahnhof der Muggel. Auf dem Zettel steht, daß es dort Tourangebote gibt.“
„Gibt es auch. Allerdings sind das die ganz normalen Angebote für alle Reisenden. Sie müßten dann schon mit den Muggeln gemeinsam fahren. Es gibt einfach zu wenige Zauberer, die sich hierher verirren, da lohnt es sich nicht, eine Reiseagentur zu gründen.“
„Und das ist wirklich das ganze Ministerium? Oder geht das noch irgendwie weiter?“
„Das ist das ganze Ministerium. Ich arbeite allein hier.“
Harry war erstaunt. Das britische und das australische Zaubereiministerium erstreckten sich jeweils über mehrere Etagen unter der Erde, während das spanische Zaubereiministerium ein marmorstrotzender Prachtbau an einer breiten Straße war. Harry dachte, daß es unhöflich sei, noch mehr nachzubohren.
„Also, danke für die Karte. Wir werden uns jetzt erstmal ein Zimmer besorgen in dieser Gaststätte in Reykjavík. Was meinen Sie – sollen wir dort die ganze Zeit über bleiben? Ich meine, hier liegt ja alles in Apparierdistanz.“
„Das kommt darauf an, wieviel Scheu Sie vor dem Reisen mit Muggeln haben. Wenn Sie nur an bestimmte Punkte apparieren, sehen Sie nichts vom Land. Sie sollten auch mit dem Überlandbus fahren, und auch unterwegs übernachten. Island hat eine großartige Natur. Aber gucken Sie sich erstmal Reykjavík an. Hätten Sie eventuell Zeit für ein Abendessen morgen Abend?“
„Wir – ähm – ja, gerne“, stotterte Harry, der auf so eine unvermittelte Einladung nicht vorbereitet war. „Allerdings haben wir nichts besonders Festliches eingepackt, auch keine Umhänge oder so.“
„Das macht nichts. Sie erhalten dann Nachricht.“
Noch immer etwas verwirrt verließen Harry und Ginny das Zaubereiministerium und sahen einander an.
„Das ist eine übersichtliche Verwaltung, was?“ bemerkte Ginny.
„Ja, in der Tat. Nur eine Holzhütte, in der man sich die Schuhe ausziehen muß. Laß uns erstmal nach Reykjavík apparieren zu diesem Gasthaus, die auf dem Zettel steht.“

Das Gasthaus entpuppte sich als unauffälliges kleines Wellblechhaus in Reykjavíks Altstadt. Harry fiel wieder ein, was in dem Reiseführer über die Bauten der Hauptstadt stand, nämlich daß in Ermangelung geeigneten Baumaterials schon im 19. Jahrhundert Wellblech aus Großbritannien eingeführt wurde, um damit Häuser zu bauen. Das Haus stand in einem kleinen Garten mit einem großen Baum und hatte eine gelbe Fassade, ein blaues Dach und bestand nur aus Erdgeschoß und Dachgeschoß. An der Wand über der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift „Gledileg Tröll“.
„Gehen wir rein“, schlug Ginny vor. „Ich sehne mich nach einer warmen Dusche.“
Als sie das Haus betreten hatten, standen sie in einem kleinen Schankraum mit Theke und drei Tischen. Hinter der Theke stand eine etwa fünfzigjährige Frau und begrüßte sie auf Isländisch. Glücklicherweise stellte sich heraus, daß sie auch Englisch sprach, und das sehr gut.
„Also – ein Zimmer für die Flitterwochen?“
„Ja, erstmal drei Nächte, dann wollen wir ein wenig ins Land hinaus“, sagte Harry.
„Gut“, sagte die Wirtin und holte einen Folianten hervor und setzte ihre Feder an. „Dann brauche ich ihre Namen und ihren Wohnort.“
„Harry und Ginny Potter, London“, sagte Harry mechanisch, und sofort wanderte der Blick der Wirtin zu seiner Stirnnarbe hoch.
„Oh“, sagte sie, „gut, das Zimmer ist im Dachgeschoß. Frühstück ist hier unten. Folgen Sie mir bitte?“
Die Wirtin ging voraus eine Holztreppe hoch und bat im Flur oben angekommen, daß Harry und Ginny ihre Schuhe ausziehen.
„Das ist Tradition auf Island“, erläuterte sie.
Der Flur hatte nur drei Türen. Die Wirtin deutete auf die mittlere Tür und sagte: „Das ist das Bad. Und das ist Ihr Zimmer.“
Sie ging voran durch die Tür zur Linken. Das Zimmer war klein, aber gemütlich. Ein Doppelbett stand drin, ein alter Schrank, ein kleiner Tisch und ein Stuhl.
„Ja, prima“, sagte Ginny. „Eine Frage noch: Was heißt das, was draußen auf dem Schild steht?“
„Gledileg Tröll? Das heißt 'Fröhlicher Troll'.“
Harry und Ginny sahen einander an. Die Wirtin ging wieder nach unten. Für nur drei Nächte wollten Harry und Ginny ihre Rucksäcke nicht komplett auspacken, und so stellten sie sie einfach in den Schrank.
„Dusch du schon mal, ich rufe inzwischen Kreacher an“, sagte Harry. „Ich dusche dann nach dir.“
„Und danach gucken wir uns Reykjavík an, ja?“
„Okay.“
Harry ging auf den Flur hinaus, zog sich seine Schuhe an und ging hinaus, um eine Telefonzelle zu suchen. Bald hatte er eine gefunden und wählte seine Nummer.
„Bei Potter“, meldete sich Kreacher.
„Hallo Kreacher. Hier ist Harry. Wir sind gut auf Island angekommen und haben jetzt für drei Nächte ein Zimmer in Reykjavík genommen.“
„Kreacher hat verstanden. Wird der Meister zwischendurch nochmal anrufen?“
„Ja, Kreacher. So, ich muß Schluß machen, das Geld rauscht hier sehr schnell durch. Tschüß.“
„Auf wiederhören, Meister.“
Harry ging zurück zum Gasthaus und setzte sich im Zimmer auf das Bett. Es dauerte noch ein wenig, bis Ginny hereinkam.
„Harry, das Wasser riecht so komisch nach Eiern.“
„Ja?“
„Du wirst es ja gleich sehen.“
Harry nahm sein Handtuch und einen neuen Satz Unterwäsche, ging ins Badezimmer und zog sich aus. Dann drehte er die Dusche auf. Tatsächlich – Ginny hatte Recht. Das Wasser wies einen leichten Schwefelgeruch auf. Nach dem Duschen probierte er den Wasserhahn am Waschbecken aus. Auch hier roch das warme Wasser nach Eiern, aber das kalte Wasser war geruchlos. Harry schloß daraus, daß diese Erscheinung ganz normal war und mit dem Vulkanismus auf der Insel zu tun hatte.

Frisch geduscht gingen Harry und Ginny in die Stadt. Es stellte sich schnell heraus, daß die Altstadt sehr klein und auch nicht sehr alt war. Bunte Wellblechhäuser in unterschiedlichem Erhaltungszustand bestimmten das Bild. Dazwischen gab es aber auch immer wieder moderne Betonarchitektur. Ein Gebäude auf einem Hügel hatte es Harry angetan. Es sah aus wie ein leicht angegrauter Zuckerhut. Es war ein Kirchturm, der an den Flanken schwungvoll auslief, gerade so, als würden Vorhänge zu beiden Seiten herunterhängen. Das Kirchenschiff dahinter sah konventionell aus, vielleicht waren die Spitzbögen ein bißchen zu spitz. Hinten befand sich ein runder Anbau mit Zipfelhaube. Harry und Ginny gingen hinein. Die Kirche war ganz aus Beton gebaut, und man hatte sich offensichtlich an der Gotik orientiert, wenngleich auch im Innenraum die Spitzbögen etwas zu spitz zuliefen. Wie einem Informationsblättchen zu entnehmen war, handelte es sich bei der Kirche um die Hallgrímskirkja, die nicht nach einem Heiligen, sondern nach einem Geistlichen benannt war.
Als Harry und Ginny die Kirche wieder verließen, war die Sonne herausgekommen. Sie gingen wieder hinunter in das Zentrum der Stadt und setzten sich an den Tjörnin, einem künstlich angelegten See, in den das postmoderne Rathaus auf Stelzen hineingebaut war. Der See war bevölkert von zahlreichen Wasservögeln wie Enten, Graugänsen und Singschwänen.
„Sag mal, das war's schon mit Reykjavík?“ fragte Ginny.
Harry blätterte im Reiseführer.
„Sieht so aus. Hier wird zwar viel über Cafés und was weiß ich noch geschrieben, aber außer einem Thermalbad und einer Menge Museen scheint es das gewesen zu sein.“
„Museen – das lassen wir mal besser.“
„Ja, vor allem das hier: Penismuseum. Die Isländer kommen vielleicht auf Gedanken...“
„Was für ein Museum? Gib mal her.“
Ginny nahm den Reiseführer an sich und las die Kurzbeschreibung durch.
„Der hat doch tatsächlich die Schniedel von allen möglichen Tierarten gesammelt... vielleicht sollten wir uns das mal ansehen“, sagte sie.
Harry war dagegen: „Nein, lieber nicht. Abgetrennte – ähm – Dinger muntern mich nicht so auf.“
„Dann bliebe nur noch der Botanische Garten.“
„Einverstanden. Aber wir fahren mit dem Bus dorthin, denn wir haben ja Zeit. Außerdem sehen wir noch etwas vom Ostteil der Stadt.
Die Busfahrt war ungeahnt teuer, weil es in den gelben Bussen kein Wechselgeld gab. Außerdem zeigte sich, daß Reykjavík außerhalb der Altstadt eine der am lieblosesten gebauten Städte war, die Harry je gesehen hatte. Gesichtslose, irgendwie provisorisch wirkende Häuser waren einfach auf den weiten Rasenflächen an den breiten Straßen verteilt worden, ohne daß dieser triste Eindruck durch Bäume, Sträucher oder anderes aufgelockert worden wäre.
Der Botanische Garten selbst war das Kontrastprogramm dazu. Hier gab es Bäume, Rosen, Blütenstauden und einen Teich, natürlich mit Enten und Graugänsen.

Als Harry und Ginny am Abend in das Gasthaus zurückkehrten, lag schon eine Nachricht bereit.

Sehr geehrte Mr und Mrs Potter,

ich würde mich freuen, Sie morgen Abend gegen sieben Uhr im Hotel Loftleidir in Reykjavík zu dem Abendessen begrüßen zu können, von dem ich sprach. Es werden Zauberer der magischen Gemeinschaft Islands teilnehmen. Geben Sie an der Hotelrezeption an, daß Sie zu der Gesellschaft „Potter“ wollen. Sie benötigen Muggelkleidung.

Mit freundlichen Grüßen
Álfrún Mínervudóttir
Ministerin für Zauberei

„Merkwürdig – in einem Muggelhotel...“, wunderte sich Ginny.
„Wenn ich an das Ministerium denke, vermute ich mal, daß die hier keine eigenen Räume für so etwas haben“, mutmaßte Harry.

Nach einem sehr späten Frühstück am nächsten Vormittag – sie erfuhren von der Wirtin, daß zur Zeit auch das andere Hotelzimmer belegt war, und zwar von einem französischen Zauberer, der für sein Eulenkaufhaus einige Schneeulen erstehen wollte – beschlossen Harry und Ginny, den Tag ruhig anzugehen und die Zeit damit zu verbringen, einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung anzusehen. Ein Abgleich von Muggelreiseführer und Zaubererlandkarte hatte ergeben, daß es eine Reihe von Sehenswürdigkeiten gab, die den sogenannten „Goldenen Zirkel“ bildete. Allerdings wollten die beiden nicht stundenlang im Bus durch die Landschaft schaukeln und zogen es vor, zu apparieren.

Die erste Sehenswürdigkeit auf der Liste war Thingvellir, das sie zwar schon am Vortag besucht, aber auch schnell wieder verlassen hatten. Draußen wehte ein starker Wind mit leichtem Regen, und die Wirtin sagte, daß das schlechte Wetter meistens von der Halbinsel Reykjanes herkomme, wo auch der Flughafen liege. Der starke Wind ließ immerhin darauf hoffen, daß die Regenwolken bald fortgeblasen werden würden, außerdem war Thingvellir von Reykjavík etwa vierzig Kilometer Luftlinie entfernt.

Tatsächlich: Als Harry und Ginny an der gewohnten Stelle am Ufer des Thingvallavatn apparierten, schaute da und dort blaßblauer Himmel zaghaft durch die Wolken. Da sie nun nicht mehr nach dem Zaubereiministerium suchen mußten, konnten sie sich die Gegend angucken. Die weit entfernten Berge zu beiden Seiten der Talsenke stiegen flach an, einige trugen Schneefelder auf ihren Gipfeln. Vom Fluß Öxará, der in den See floß, stieg das Gelände in abgebrochen wirkenden, moosbewachsenen Lavastufen an. An einer Stelle bildete die Lava eine große graue Schlucht, die Allmännerschlucht, in der angeblich in der Wikingerzeit alle Männer der Insel Platz fanden, wenn sie sich einmal im Jahr zum Althing trafen. Harry und Ginny wanderten am Lögberg, dem Gesetzesfelsen vorbei hinunter und über zwei Brücken über den Öxará. Harry schlug im Reiseführer nach.
„Hier – das muß die Stelle sein, wo sie die Ehebrecherinnen früher ertränkt haben.“
„Und was haben sie mit Ehebrechern gemacht?“
„Davon steht hier nichts.“
„Chauvinisten.“
Sie gingen nur ein Stück weiter, da hielt Harry auch schon wieder an.
„Hier: Diese Stelle nennt sich Brennugjá. Das ist der Ort, an dem sie früher die Hexenverbrennungen durchgeführt haben.“
„Die Wikinger?“
„Nein, das war im 17. und 18. Jahrhundert.“
„Laß uns mal schnell weitergehen, ich mag solche Orte nicht.“
Sie gingen den Weg hinunter zur kleinen weißen Kirche und den fünf weißen Reihenhäusern. Es handelte sich um einen ehemaligen Hof und den heutigen Sommersitz des isländischen Ministerpräsidenten. Harry stellte noch amüsiert fest, daß man hier ohne weiteres von Amerika nach Europa gucken konnte, denn der Thinplatz lag auf der Amerikanischen Seite der Talsenke, während die gegenüberliegende Seite zu Europa gehörte.
„Und jetzt apparieren wir dorthin, wo jeder Islandurlauber hinmuß: Zum Geysir“, verlangte Ginny.

Das Thermalgebiet vom Großen Geysir, der aber inaktiv war, lag von Thingvellir so weit entfernt wie Reykjavík, also etwa vierzig Kilometer Luftlinie nach Westen. Harry und Ginny hatten Glück, daß der Geysir namens „Strokkur“ gerade ausbrach, als sie apparierten, denn sie erschienen mitten im Thermalgebiet. Strokkur hatte die Aufmerksamkeit der Muggel auf sich gezogen, und so bemerkte niemand das plötzliche Erscheinen der beiden Zauberer.
„Warten wir auf den nächsten Ausbruch oder gehen wir erstmal rum?“ fragte Ginny.
„Gehen wir erstmal rum. Der da bricht alle fünf bis zehn Minuten aus“, sagte Harry.
Das Thermalgebiet bestand überwiegend aus grauem Kieselsinterstein, sogenanntem Geyserit, und lag an einem Hang mit weitem Blick über eine Ebene. Das Becken des Großen Geysir hatte die Größe eines großen Swimming Pool und lag auf einer flachen Kuppe aus Sinterstein. Etwas entfernt befanden sich zahlreiche heiße, heftig dampfende und ein wenig schwefelig riechende Quellen. Eine Quelle mit tiefem dreieckigen Becken, sie hieß „Blési“, war ganz ruhig, bestach aber durch eine hinreißend intensive blaue Farbe. Eine andere Quelle daneben war einigermaßen klar, sprudelte aber immer wieder. Entfernt konnten Harry und Ginny hin und wieder Strokkur ausbrechen und seine Wasser-und-Dampf-Fontäne zwanzig Meter in die Luft schleudern sehen. Sie gingen hinunter zum Strokkur.
Man konnte den kleinen Rand des Förderschlots von Strokkur aus dem Wasserbecken herausgucken sehen. Mal senkte sich das Wasser, mal hob es sich, dann schwappte es wieder vielversprechend und dann – eine große blaue Wasserblase blähte sich hoch, Dampf stieß durch sie nach oben und mit einem „Wuuusch!“ wurde eine große Menge Wasser und Dampf in die Luft geschleudert. Das Wasser regnete herunter und verbrühte diejenigen, die den Wind falsch eingeschätzt hatten. Der Dampf verzog sich und der Förderschlot wurde gut erkennbar. Das Wasser lief wieder herein und auch von unten füllte er sich wieder auf. Dann begann das Warten von neuem.
„Grandios“, murmelte Harry.
Es war eigenartig: Obwohl sich überwiegend gar nichts ereignete und bekannt war, was passierte – selten brach Strokkur zweimal hintereinander aus – wurden Harry und Ginny nicht müde, sich die Sache anzusehen und von Ausbruch zu Ausbruch zu warten. Sicher spielte auch eine Rolle, daß sich die beiden aneinander gekuschelt hatten, aber es hatte auch etwas von Meditation.

Die dritte Sehenswürdigkeit im Goldenen Zirkel war der Gullfoss, der goldene Wasserfall, für den Harry und Ginny nur zehn Kilometer nach Westen apparieren mußten. Dieses Mal hatten sie die Karte genauer studiert und waren etwas abseits erschienen.
„Dort rüber“, sagte Harry und wies auf eine hölzerne Aussichtsplattform.
Der Gullfoss war ein riesiger Wasserfall mitten im Flachland, der sich in einen Canyon gegraben hatte und in zwei im rechten Winkel zueinander versetzt stehenden Kaskaden auf breiter Front in eine enge Schlucht stürzte, so daß der Fluß seitlich wegströmen mußte. Es rauschte laut, und Wasserschwaden stiegen auf. Harry und Ginny gingen einen Pfad hinunter vorbei an der unteren Kaskade hin zur oberen Kaskade.
„Reykjavík fand ich ja ein wenig enttäuschend, aber jetzt weiß ich, was die ganzen Muggel nach Island zieht“, murmelte Ginny und Harry konnte nur zustimmen.

Dann war noch etwas Zeit, sich Kerid, einen eingestürzten Vulkan, anzusehen, der knapp fünfzig Kilometer südwestlich lag. Kerid war ein tiefer Krater in der flachen und fruchtbaren Landschaft Südislands, der mit Wasser gefüllt war. Er war oval und trichterförmig. Viel Zeit hatten Harry und Ginny nicht mehr, so daß sie sich nicht lange hier aufhielten und nach Reykjavík zurückapparierten, um sich für das Abendessen fertig zu machen. Da es mehr als fünfzig Kilometer nach Reykjavík waren und es sich um die fünfte Apparation handelte, fühlten sie sich ein wenig schwindelig.

Das Hotel Loftleidir am Inlandsflughafen von Reykjavík sah zwar nicht heruntergekommen aus, aber es war deutlich erkennbar, daß es in den sechziger Jahren erbaut worden war. Innen war der Eindruck jedoch ein anderer: Hier befand sich alles auf neuestem skandinavischen Designstand. Harry und Ginny, die die besten Sachen angezogen hatten, die ihre Rucksäcke hergaben, fragten sich durch und landeten in einem kleinen Saal, in dem drei lange Tische hufeisenförmig mit ziemlich vielen Gedecken aufgestellt waren. Die Zaubereiministerin und drei weitere Zauberer waren schon da. Sie begrüßte Harry und Ginny: „Guten Abend, Mr und Mrs Potter, schön daß Sie gekommen sind.“
Harry erwiderte den Gruß, und er hatte sich extra den Namen gemerkt: „Guten Abend, Mrs Mínervudóttir.“
„Álfrún, mein Name ist Áflrún“, sagte sie.
„Oh“, sagte Harry, „na dann, das geht ja schnell, mein Name ist dann...“
Die Ministerin lachte und unterbrach ihn: „Nein, das verstehen Sie falsch. Hier in Island reden wir uns alle mit dem Vornamen an, ganz einfach weil es keine Nachnamen gibt.“
„Aber Mínervudóttir...?“
„Das ist nur der Vatersname. Der heißt 'Tochter von Mínervu'. Ich erkläre es Ihnen mal – wie hieß Ihr Vater mit Vornamen?“
„James.“
„Gut. Wenn Sie Isländer wären, würden Sie nicht Harry Potter, sondern Harry Jamesson heißen. Und Sie, Mrs Potter, wie heißt Ihr Vater?“
„Arthur.“
„Wenn Sie als Isländerin geboren worden wären, dann hießen Sie Ginny Arthursdóttir. Und Ihr Kind würde Harryson oder Harrysdóttir heißen, je nachdem, ob es ein Sohn oder eine Tochter wäre.“
Dann stellte sie Harry und Ginny die drei Zauberer vor, die es wirklich gemeistert hatten, sich wie Muggel anzuziehen. Harry machte erst gar nicht den Versuch, die merkwürdigen isländischen Namen zu merken.
„Tja“, sagte die Ministerin munter, „wir sind zwar pünktlich, aber weil Pünktlichkeit nicht gerade eine isländische Tugend ist, werden wir wohl noch eine halbe Stunde warten müssen, bis alle da sind. Wir mußten übrigens das Muggelhotel nehmen, weil die magische Gemeinschaft keine ausreichend großen Räume hat.“
Sie behielt Recht. Es dauerte lange, bis alle Eingeladenen eingetroffen waren. Was Harry und Ginny aber wunderte, war die Menge an Zauberern, die erschienen war. Darunter war auch ihre Wirtin. Als die Zaubereiministerin zu Tisch bat, dürften gut und gern fünfzig Zauberer anwesend gewesen sein. Harry und Ginny sahen einander an. Harry fühlte sich etwas unwohl. Es war das erste Festessen, das nahezu ausschließlich ihm zu Ehren gegeben wurde.
Die Zaubereiministerin erhob sich und sprach einige Sätze auf Isländisch, dann sagte sie auf Englisch: „Und nun wollen wir unseren Gast Harry Potter und seine Frau begrüßen.“
Die Zauberer, von denen übrigens kein einziger eine merkwürdige Zusammenstellung von Muggelkleidung, sondern passende Muggelkleidung trug, applaudierte. Die Ministerin setzte sich und gab Harry ein Zeichen, auch etwas zu sagen. Harry stand unsicher auf und wurde neugierig angeguckt.
„Ja, ähm, danke. Ich, ähm, wir, ähm, sind vor kurzem angekommen, aber wir haben schon Thingvellir, den Gullfoss und den Geysir gesehen und sind absolut begeistert. Wir wollen noch mehr von Ihrem schönen Land kennenlernen und, ähm, wollen mal sehen, was so auf uns zukommt.“
Er setzte sich schnell wieder und erhielt Applaus, obwohl seine Ansprache etwas unelegant war. Ginny war sichtlich erleichtert, daß von ihr keine Ansprache erwartet wurde, denn nun wurde das Essen aufgetragen – von Muggelkellnern. Es gab eine kleine Vorspeise, dann kam der Hauptgang. Es handelte sich um geräuchertes Lamm mit süßer Sauce Hollandaise, grünen Erbsen und braunen Kartoffeln.
„Wir haben eine isländische Spezialität ausgesucht, die Sie nicht gleich abschreckt“, erläuterte die Ministerin, die direkt neben Harry saß. „Svid, also Schafskopf wäre wohl etwas gewöhnungsbedürftig, weil der Schädel dabei ist und auch die Augen gegessen werden. Und dann gibt es da noch Hákarl, also fermentierter Hai, der mit 'Schwarzer Tod' runtergespült wird.“
„Was ist denn das?“ fragte Harry.
„Hákarl ist Hai, der ein paar Wochen lang eingegraben und dann in der Luft aufgehängt wird. Und 'Schwarzer Tod' ist ein Branntwein, den auch nicht viele Fremde mögen.“
Harry war nicht undankbar, daß ihm diese speziellen Leckerbissen erspart blieben.
Als nach einem Nachtisch die Tafel aufgehoben wurde, erhoben sich die Zauberer und standen in wechselnden Gruppen zusammen, um sich miteinander zu unterhalten. Die Tische wurden abgedeckt, ein paar Getränke und ein paar Knabbereien darauf gestellt, und so konnte sich jeder zwischendurch etwas nehmen. Die Ministerin lud Harry und Ginny ein, durch den Saal zu gehen und sich mit den Leuten zu unterhalten.

Etwas zögernd mischten sich Harry und Ginny unter die Leute. Diese musterten Harry und seine Narbe zwar interessiert, waren sonst aber eher zurückhaltend, also so, wie Harry die Isländer bisher kennengelernt hatte. Aber er wurde auch nicht ausgeschlossen.
„Sprechen Sie Englisch?“ sprach er einen Zauberer an.
„Ja, wir sprechen alle Englisch hier.“
„Oh – schön. Sagen Sie mal, in dieser schönen Landschaft hier ist es doch bestimmt klasse, auf dem Besen herumzufliegen. Gibt es hier zufällig einen Besenverleih oder so etwas?“
„Einen Besenverleih gibt es nicht, aber hier wird sicher gerne jeder mal Ihnen seinen Besen überlassen, wenn Sie in seiner Nähe sind. Ich wohne zum Beispiel bei Höfn, Moment, ich schreibe meinen Namen auf.“
Zu Harrys Verwunderung holte der Zauberer einen Kugelschreiber aus dem Jackett. Er schrieb auf einen Zettel den Namen „Gardar Thorson“. Schnell machte die Runde, daß Harry an Besenflügen interessiert war, und so waren er und Ginny bald mit Namenszetteln wohl versehen.
Dann stieß Harry auf einen Teenager.
„Hallo“, sagte er, „wie geht es denn in der Schule?“
„Ach, naja, in Mathe könnte es besser sein, aber in Englisch bin ich richtig gut.“
Harry dachte, sich verhört zu haben.
„Mathe? Englisch? Also, ich hatte damals auf Hogwarts Verteidigung gegen die dunklen Künste und Verwandlung und sowas. Mathe gibt es bei uns auf Muggelschulen.“
„Ich gehe in eine Muggelschule. Wir haben hier keine Zauberschule.“
Harry verstummte staunend.
„Keine Zauberschule?“ fragte er schließlich. „Und wie macht ihr das dann hier...?“
„Wir lernen am Wochenende und in den Ferien und so zaubern“, sagte der Teenager. „Der dort drüben ist einer der beiden Zauberlehrer hier.“
Der angesprochene Zauberer, ein älterer Herr mit dichtem weißen Haar und gestutztem, gepflegten Vollbart, hatte wohl mit halbem Ohr zugehört und trat nun hinzu.
„Nana, Fridrik, 'der dort drüben' sagt man aber nicht.“ Und an Harry und Ginny gewandt fügte er hinzu: „Gestatten, Gudmundur Sverisson. Ich unterrichte Zaubertränke, Kräuterkunde, Zauberkunst und Verwandlung. Aber was Fridrik hier sagte, stimmt schon. Ich unterrichte die Kinder am Wochenende und in den Ferien. Und für die Abende in der Woche gebe ich ihnen Hausaufgaben auf. Ist natürlich nicht leicht für sie, weil sie dann ja auch in der Pubertät sind und lieber mit Freund oder Freundin knutschen wollen. Und denen kann man ja nicht erzählen, daß sie noch zaubern lernen müssen.“
„Moment“, hakte Harry ein. „Dann müssen die Minderjährigen ja zu Hause zaubern. Gibt es denn keinen Erlaß zur vernunftgemäßen Beschränkung der Zauberei Minderjähriger?“
„Doch, leider gibt es den“, brummte der Junge.
„Aber angepaßt an die Verhältnisse. Sie dürfen nur zu Hause zaubern oder im Sommer im Camp bei mir auf meiner kleinen Kräuterkolonie“, erläuterte Gudmundur.
„Da müssen Sie ja jeden Sommer ziemlich viele Schüler unterbringen.“
„Nein, im Augenblick nur sechs.“
Harry konnte es nicht fassen, wenn er an Hogwarts mit seinen vier Häusern dachte.
„Ähm -“, sagte er deshalb nur.
„Tja“, sagte Gudmundur und grinste, „Sie sehen, daß sich eine eigene Zauberschule wirklich nicht lohnt, wir sind einfach zu wenige.“
Plötzlich ertönte direkt neben Harry der unverkennbare Nokia-Klingelton. „Tschulligung“, murmelte Fridrik, zog ein Mobiltelefon aus der Tasche und ging weg, während er es an sein Ohr hielt. Harry kam aus dem Staunen nicht heraus.
„Wahrscheinlich seine Freundin, eine Margrét, wenn ich mich richtig erinnere... Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie lästig diese Dinger während der Ferienkurse manchmal sind“, sagte der Lehrer.
„Hat denn jeder Schüler sowas?“ schaltete sich Ginny ein. „Bei uns hat eigentlich kaum ein Zauberer so ein Telefon. Wir sind mit unserem Festnetztelefon zu Hause schon eine Ausnahmeerscheinung.“
Eine alte Hexe, die sich dazugesellt hatte, erklärte die Verhältnisse: „Ich bin Gudrún Gunnlaugsdóttir. Also, bei so wenigen Zauberern haben wir alle engen Kontakt zu den Muggeln. Für eine eigene Zaubererwelt wie bei Ihnen ist die Bevölkerung hier einfach nicht groß genug. Es gibt ja nur etwas mehr als eine Viertelmillion Leute auf Island. Wir sind auch fast alle Halbblüter. Ich bin zum Beispiel mit einem Muggel verheiratet. Mit dem kann ich natürlich nicht auf einem Besen reiten. Wir haben ein Auto und alles, und wenn wir in den Urlaub reisen, dann fliegen wir mit Icelandair. Ich weiß sogar noch, daß wir früher mit Loftleidir geflogen sind, aber die gibt es ja nicht mehr, nur noch dieses Hotel... Da können Sie jeden hier fragen: Wenn wir mal in die Wärme wollen, nach Spanien oder so, dann fliegen die meisten mit dem Flugzeug. Portschlüssel gibt es zwar auch, aber wenn man mit seinem Partner weg will...“
„Also, das sind doch ganz andere Verhältnisse als bei uns“, bemerkte Harry.
Die Hexe Gudrún lächelte.
„Wir sind ganz zufrieden so. Wir sind hier vor allem Isländer und erst in zweiter Linie Zauberer oder Muggel. Normal ist es nicht, daß wie jetzt nur Zauberer zusammen sind. Ist aber auch wieder schön, mal wieder alle beisammen zu sehen. Nur Einar scheint zu fehlen und Hildgund, aber die muß bei ihrem kleinen Kind bleiben, nicht war Gundmundur?“
„Ja, es fehlen noch drei, wenn ich es richtig gesehen habe.“
„Das wollte ich noch fragen“, sagte Harry. „Die magische Gemeinschaft in Island ist zwar klein, aber sie hat ja doch ziemlich viele Vertreter heute Abend geschickt, und dann noch zum Teil so junge.“
„Vertreter?“ fragte Gudmundur mit hochgezogenen Augenbrauen.
Gudrún belehrte Harry und Ginny: „Das sind keine Vertreter. Das ist die magische Gemeinschaft in Island!“


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