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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Flug in ein unwirtliches Land

von Krabbentaucher

„Was ist, Harry, nehmen wir das Zelt auch mit?“
„Ich würde sagen: Ja. Allein zur Vorsicht. Und Badesachen?“
„Badesachen? Ich denke, in Island ist es kalt?“
„Aber da soll es warme Quellen geben, wo man drin baden kann, sagt der Reiseführer.“
„Na gut.“
Es war Anfang August. Harry hatte bereits Urlaub genommen, denn er wollte am siebten August mit Ginny in die Flitterwochen fliegen. Nun packten sie im Schlafzimmer ihre Rucksäcke, um es nicht in der letzten Minute erledigen zu müssen. Ihren Vorbereitungen vorausgegangen war am Sonntag ein anstrengender Auftritt von Mrs Weasley im Fuchsbau, nachdem Ginny ganz nebenbei erwähnt hatte, auf welche Weise sie nach Island reisen wollten.
An jenem Wochenende wurden im Fuchsbau drei Geburtstage gefeiert: Harrys, Ginnys und Freds Geburtstag. George und Angelina hatten nämlich alle Anwesenden mit Ausnahme von Harry und Ginny überrascht, als sie mit einem Bündel im Arm erschienen waren und verkündet hatten, daß es wieder einen Fred Weasley in der Familie gebe. Fred, der Sohn der beiden, war am 15. Juli geboren worden. Er war der erste Weasley seit langem, der keine roten Haare hatte. Freds Haut war milchkaffeebraun, seine Haare waren schwarz und ein wenig gekräuselt. Mrs Weasley war so entzückt, daß sie gar nicht nachgerechnet hatte, daß seit der Hochzeit erst sechs Monate vergangen waren – oder sie hatte es einfach ignoriert. Allerdings hatte sie George Vorhaltungen gemacht, warum er nicht sofort von der Geburt berichtet hatte.
„Ich wollte euch überraschen und da habe ich gedacht: Harry und Ginny feiern ihre Geburtstage meistens zusammen, und aller guten Dinge sind drei“, hatte er schulterzuckend geantwortet.

An der Haustür klingelte es. Harry warf seine Badeshorts, die er eben aus der Schublade genommen hatte, auf das Bett und ging aus dem Zimmer. Auf der Treppe hörte er, daß Kreacher schon die Tür geöffnet hatte. Demnach handelte es sich bei dem Besucher um einen Zauberer. Harry ging die Treppe hinunter, wo er beinahe seinen Hauself über den Haufen gerannt hätte.
„Meister, der Minister für Zauberei ist da und wünscht den Meister zu sprechen.“
„Ja, danke, Kreacher.“
„Kreacher wird einen Willkommenstrunk reichen.“
„Gut, Kreacher.“
Harry erreichte die Eingangshalle, wo Kingsley schon wartete.
„Hallo Kingsley. Was führt dich her?“
„Hallo Harry. Ich wollte dir schnell noch vor deiner Abreise berichten, was die Unterredung mit Blair ergeben hat.“
„Gut, laß uns in das Speisezimmer gehen. Kreacher wollte wohl irgendwas zu trinken holen.“
Im Speisezimmer setzten sie sich an den Tisch, und kurz darauf kam Kreacher mit zwei Gläsern Elfenwein.
„Danke. Also: Der Premier will eine kleine Gruppe bei einem seiner Geheimdienste aufbauen, die über uns informiert wird. Nur so fünf bis zehn Leute, wenn's hoch kommt. Einer von uns wird die Mitglieder dieser Gruppe davon überzeugen, daß es Zauberei gibt, was ja ein wenig kribbelig ist wegen des Geheimhaltungsabkommens. Wahrscheinlich werde ich von meinen europäischen Kollegen Prügel einstecken müssen deswegen.“
„Welcher Geheimdienst? MI five oder MI six oder wie der heißt? Scotland Yard?“
Kingsley zuckte mit den Schultern.
„So genau konnte er es mir nicht sagen. Außerdem bin ich über diese Dienste nicht so informiert – es handelt sich ja um Geheimdienste. Jedenfalls werden die merkwürdige Vorkommnisse bündeln und an uns weitergeben. Außerdem werden sie dabeisein, wenn wir mal als Ermittler gegenüber Muggeln auftreten müssen. Diese Bankgeschichte in Retford hat ja gezeigt, daß das notwendig sein kann.“
„Ah – gut. Und wer wird diesen Leuten was vorzaubern?“
„Dean. Ich habe dem Premier auch deinen Namen genannt – er hat sich sogar noch daran erinnert, welche Rolle du gespielt hast – und ihm mitgeteilt, daß du am Donnerstag nach Island verreist. Deswegen muß ja auch Dean die Aufgabe übernehmen.“
„Wie sollen die Kontakte überhaupt laufen? Wir haben ja nur ein Telefon, und immer einen Auror dort sitzen zu haben, weil irgendwann mal ein Anruf eingehen kann, ist ja nicht sehr produktiv.“
„Diese Einzelheiten haben wir noch nicht besprochen. Der Premier muß erstmal Leute finden, die sich nicht gleich darüber kaputtlachen, daß sie mit Zauberern zusammenarbeiten sollen.“
Harry grinste bei der Vorstellung, wie ein paar gestandenen Kriminal- oder Geheimdienstbeamten eröffnet wird, es gebe echte Hexen und Zauberer.
„Und sonst? Alles bereit zum Abflug? Arthur hat mir erzählt, daß Molly nicht sehr glücklich ist über die Wahl eures Fortbewegungsmittels“, wechselte Kingsley das Thema.
„Wir sind gerade dabei zu packen. Donnerstagabend ist ja Abflug ab Heathrow. Der Flug soll drei Stunden dauern. Ich bin schon gespannt auf Island. Wie ist es dort mit der magischen Gemeinschaft? Hast du da schon was rausgefunden?“ fragte Harry.
Kingsley schüttelte den Kopf.
„Nein, aber ich hatte auch was anderes zu tun. Ich weiß nur, daß wir mit Island nie Schwierigkeiten hatten und daß wir keine Vertreter ausgetauscht haben. Hin und wieder eine Portschlüsselgenehmigung, das war's. Jedenfalls wünsche ich euch eine gute Reise.“
„Danke, Kingsley.“
Nachdem der Zaubereiminister wieder gegangen war, kehrte Harry zurück in das Schlafzimmer, wo Ginny gerade ein paar kleine Stoffstücke hochhielt.
„Wer war es?“
„Kingsley. Hat mir erzählt, was er mit dem Premier der Muggel besprochen hat. Erzähle ich dir später, ist noch nicht so wichtig.“
„Harry, was meinst du: Soll ich den Bikini oder den Badeanzug mitnehmen?“
Harry wußte genau, worin er seine attraktive junge Frau am zweitliebsten nach dem Evakostüm sehen würde. Aber er mußte auch an die dortige Witterung denken.
„Nimm am besten den Badeanzug, dann ist es vielleicht nicht ganz so kalt, bis du in der warmen Quelle bist.“

Je näher der Abreisetermin rückte, umso unwirklicher kam Harry die Vorstellung vor, am Donnerstagabend möglicherweise zu frieren. Denn in Europe setzte sich allmählich eine Hitzewelle fest, die versprach, den Sommer 2003 zu einem Jahrhundertsommer werden zu lassen. London verwandelte sich immer mehr in einen Backofen, bald war die Dreißiggradmarke deutlich überschritten. Entsprechend warm war es am siebten August, und das sorgte für einige logistische Probleme.
„Also, wenn ich mir jetzt einen Pullover und lange Hosen sowie die Jacke anziehe, dann sterbe ich auf der Stelle an Hitzschlag“, stellte Harry am Abend drei Stunden vor dem Abflug fest, nachdem er den Tag in Turnhose und T-Shirt verbracht hatte. „Aber wenn ich jetzt so wie ich bin nach Island fliege, werde ich dort womöglich zu einem Eiszapfen.“
„Was soll ich erst sagen“, antwortete Ginny, die nur ein Top mit Spaghettiträgern zu einem Minirock trug, der so gar nichts von Zauberermode hatte. „Aber da müssen wir wohl durch. Zumindest lange Hosen müssen wir anziehen, den Rest können wir über den Arm legen.“
„Und nicht apparieren, sonst schwitzen wir, wenn wir wieder zu Atem kommen“, ergänzte Harry, der an die kühlen U-Bahn-Schächte dachte.
Auf dem Weg zur U-Bahn-Station wurde der Gedanke an die kühlen Schächte zur Sehnsucht. Harry hatte die Turnhose gegen eine Jeans getauscht, über dem Arm trug er einen dicken Rollkragenpullover und eine dicke Jacke, auf dem Rücken lastete schwer der Rucksack. Ginny lief in ähnlicher Aufmachung neben ihm her. In der Station wurden sie wegen der dicken Kleidung über dem Arm neugierig angeguckt. Wenigstens war es hier nicht mehr so heiß, wenngleich „kühl“ die Sache auch nicht traf: Es waren noch immer knapp dreißig Grad. Die U-Bahn-Fahrt dauerte knapp eine Stunde. Beinahe wären sie schon am Terminal vier des Flughafens Heathrow ausgestiegen, aber zum Glück erinnerte sich Harry daran, daß sie sich zum Terminal eins zu begeben hatten. Wenig später fuhr die U-Bahn im Bahnhof Terminal 1, 2, 3 ein, und die beiden suchten sich ihren Weg durch das unterirdische Labyrinth zum richtigen Terminal.
„Deine Eltern wollten auch kommen und uns verabschieden, richtig?“ fragte Harry.
„Richtig.“
„Mal gucken, ob wir sie finden.“
Das schien leichter gesagt als getan zu sein, denn die Abfertigungshalle war voll, und die Check-in-Schalter waren nicht säuberlich an der Wand aufgereiht, sondern standen inselartig inmitten der Halle.
„Wo ist jetzt...?“ setzte Harry an und suchte die Bildschirme ab, um zu sehen, wo sie sich für ihren Icelandair-Flug anstellen mußten. „Hier... nein, hier...“
Ginny lief munter hinter ihm her und schien sich zu amüsieren.
„Was ist?“ fragte er.
„Ach, ich genieße nur die Muggelart des Reisens.“
„Du wolltest mit dem Flugzeug fliegen, weißt du noch? Mit dem Portschlüssel dagegen -“
„Mit dem Portschlüssel hätten wir nicht so früh das Gefühl gehabt, uns in ein Abenteuer zu stürzen.“
Harry brummte nur und setzte seine Suche fort, während er sich durch die Menschenmassen wühlte. Er war froh, nicht extra für die Reise ein frisches T-Shirt angezogen zu haben, denn er war ziemlich ins Schwitzen geraten. Plötzlich wurde er an seinem Rucksack gezogen.
„Harry, warte mal – das da drüben könnte es doch sein, oder?“
„Wo?“
Harry drehte sich erst zu seiner Frau um und folgte dann ihrem Fingerzeig. Er mußte schmunzeln. Ja – Ginny könnte Recht haben. Man konnte zwar die Anzeige über dem Check-in-Schalter dort drüben nicht richtig sehen, aber davor standen auffällig viele Leute mit Rucksäcken auf dem Rücken und warmen Sachen über dem Arm. Viele trugen derbe Wanderschuhe. Harry kämpfte sich, Ginny in seinem Fahrwasser, zu ihnen vor und sprach einen der wartenden an: „Island?“
„Jep.“
„Gut. Danke.“ Er drehte sich zu Ginny um und sagte: „Island.“
„Gut“, sagte Ginny.
Sie stellten sich in die Warteschlange und konnten schließlich einchecken. Ohne Gepäck, aber mit Jacken und Pullover über dem Arm, lief es sich schon wesentlich leichter. Bis zum Abflug war es noch eine knappe Stunde, so daß sie sich auf die Suche nach Mr und Mrs Weasley machten. Harry hielt es für unmöglich, sie in diesem Gewühl zu finden, aber sie hatten sich kaum auf die Suche gemacht, da sahen sie sie auch schon. Die Eheleute Weasley hatten sich ihre besten Muggelsachen angezogen, die aber für diese Witterung zu warm war, wie man an Mrs Weasleys etwas geröteten Kopf sehen konnte.
„Meine Kinder!“ rief sie. „Was sind wir froh, euch noch vor dem Abflug zu sehen. Wir machen uns ja solche Sorgen, weil ihr ohne Zauberei nach Island gelangen wollt.“
Dabei warf sie einen strengen Blick zu Mr Weasley, der eher neidisch als besorgt aussah.
„Keine Sorge, Molly, wir sind schon mal den langen Weg nach Australien geflogen und trotzdem heil zurückgekommen“, versuchte Harry, sie zu beschwichtigen.
„In drei Stunden habt ihr es ja überstanden, ihr Armen“, sagte Mrs Weasley.
„So schlimm ist es nicht, Mum“, erwiderte Ginny.
„Ähm – Harry...?“ begann Mr Weasley. „Harry – du hast mir doch gesagt, daß ihr mit einer Boeing 757 fliegen werdet, richtig?“
„Jaah, das ist jedenfalls das, was mir das Reisebüro gesagt hat.“
„Also... könntet ihr so nett sein und auf eurem Rückflug so ein -“, er senkte die Stimme ab, so daß sie kaum noch zu hören war, „- so ein Modellflugzeug mitbringen? Das, was ihr fliegt?“
„Ja“, hauchte Harry zurück, damit Mrs Weasley nichts hören konnte, die schon die Ohren gespitzt hatte.
„Harry“, sagte Mr Weasley nun lauter, „die Boeing 757 hat ein Hochauftriebssystem von Flap-Tabs an der Hinterkante.“
„Von was?“
„Flap-Tabs. Das ist eine besondere Art von Doppelspaltklappen, nämlich solchen mit Klappe und Hilfsklappe, während die mit Klappe und Hilfsflügel Vane-Flap heißen.“
„Aha?“ machte Harry verwirrt. „Und was machen die – ähm – Flap-Flaps?“
„Die werden im Langsamflug ausgefahren, weil der Flügel allein nicht genügend Auftrieb erzeugen kann, zum Beispiel bei Start und Landung. Sie fahren so aus, daß ein Spalt bleibt, der sich verengt. Dadurch wird die Luft beschleunigt und baut die müde Grenzschicht auf der Klappenoberfläche wieder auf.“
„Soso...“
„Sag mal, Harry, du verstehst doch, was ich da sage, oder?“
„Ehrlich gesagt: Nein. Ich weiß, daß ein Flugzeug fliegt, weil es Flügel hat, und das reicht mir eigentlich.“
Harry und Mr Weasley sahen einander verständnislos an. Harry kannte seinen Schwiegervater als einen Zauberer, der den Muggeln mit ebenso viel Bewunderung wie Naivität gegenübertrat, und seine ingenieursmäßigen Ausführungen paßten überhaupt nicht zu diesem Bild. Mr Weasley wiederum konnte nicht nachvollziehen, daß Harry zwar bei den Muggeln aufgewachsen war, sich für derlei Dingen aber nicht interessierte.
„Woher weißt du das alles denn?“ fragte Harry. „Ich dachte immer, dein sehnlichster Wunsch sei es, zu wissen, warum Muggelflugzeuge fliegen.“
„Darüber ist er schon längst weg“, schaltete sich Mrs Weasley ein. „Er hat dieses Buch immer und immer wieder gelesen, das du ihm mal zu Weihnachten geschenkt hast, das mit diesen merkwürdigen Zeichnungen und den Diagrammen. Das war abends vor dem Einschlafen manchmal ganz schön anstrengend.“
Harry erinnerte sich.
„Ach, daher. Tja, entschuldige, Molly...“
„Macht doch nichts, Harry“, sagte Mr Weasley aufgeräumt. „Mein größter Wunsch ist es jetzt, mit so einem Muggelflugzeug auch mal zu mitzufliegen und das alles in Aktion zu sehen und... ähm...“ Ein strenger Blick seiner Frau hatte ihn verstummen lassen. „Und jedenfalls wünsche ich euch einen schönen und angenehmen Flug. Sitzt ihr am Fenster? Und hinter dem Flügel?“
Harry antwortete: „Ich sitze am Fenster, das haben wir so ausgelost, dafür sitzt Ginny auf dem Rückflug dort. Jedenfalls erinnere ich mich, daß da bisher bei den Flugzeugen hinten sowas ausgefahren wurde, ich werde mal die Spalten zählen, Arthur.“

Endlich war es soweit. Harry und Ginny gingen durch die Sicherheitskontrollen, die viel schärfer waren als die, die sie vor ihrem Flug nach Australien erlebt hatten. Das war kein Wunder, denn die Anschläge von New York lagen dazwischen.
„Das sind unsere Glücksbringer, ohne die reisen wir nicht. Sind ja nur einfache Holzstäbe“, sagte Ginny, als das Sicherheitspersonal auf die Zauberstäbe gestoßen war.
Harry hatte diese Rolle Ginny überlassen, da sie in solchen Dingen viel unverfrorener war als er. Die Sicherheitsleute runzelten zwar die Stirn, aber da es sich nicht um Klingen oder dergleichen handelte, akzeptierten sie es schließlich. Dann endlich fanden Harry und Ginny ihr Gate, das schon gut gefüllt war. Draußen war allerdings nicht mehr viel los, wie Harry sehen konnte. Dort parkten vor dem Terminal nur ein zweistrahliges grünes Flugzeug mit weißem Bauch und der Aufschrift „Aer Lingus“, ein weiteres zweistrahliges, jedoch viel größeres Flugzeug mit weißem Rumpf und blauen Triebwerken und Leitwerk mit der Aufschrift „Cyprus“ und natürlich das Flugzeug von Icelandair mit blauem Bauch, blauem Leitwerk und gelben Triebwerken.

Der Flug sollte eigentlich um zehn nach neun Uhr starten, aber das Boarding begann erst um viertel nach neun Uhr.
„Ist das klein hier“, sagte Ginny, als sie und Harry im Flugzeug waren und den Gang hinuntergingen, um zu ihren Plätzen zu gelangen. „Mit sowas kleinem bin ich ja noch nie geflogen.“
„Das einzige, womit du bisher geflogen bist, war ein Jumbo-Jet. Ich bin schon mit was kleinerem geflogen.“
„Besen.“
„Ja, aber auch kleinere Flugzeuge. Hier sind unsere Plätze.“
Harry warf Pullover und Jacke in das Gepäckfach, Ginny tat es ihm nach. Ihre Plätze lagen auf der rechten Seite ein wenig hinter dem Flügel. Schließlich ließ das Gedränge im Flugzeug nach, jeder saß auf seinem Platz, die Stewardessen machten die Kabine klar und führten ihr Sicherheitsballett auf. Das Flugzeug wurde zurückgeschoben, die Triebwerke wurden gestartet, dann setzte sich die Maschine langsam in Bewegung. Da es schon halb zehn Uhr war, wurde es dunkel. Das Kabinenlicht wurde gelöscht. Die Lichter des Flughafens strahlten herüber und Scheinwerfer leuchteten das Vorfeld aus, als das Flugzeug träge an den anderen abgestellten Maschinen vorbeirollte. Jetzt beginnen meine Flitterwochen, dachte Harry ein wenig verwundert.
„Guck mal, Ginny“, sagte er und zeigte auf einen Jumbo-Jet, der gerade auf der Startbahn beschleunigte. Er war weiß mit rotem Heck und einem weißen Känguru darauf.
„Ja – weißt du noch?“ erwiderte Ginny, während der Jumbo aus dem Blickfeld verschwand.
Dann schwenkte die Boeing auf die Startbahn ein, die Flughafenlichter waren jetzt weiter entfernt und wirkten wie ein leuchtendes Band. Der Himmel war noch nicht ganz dunkel, sondern dunkelblau und wolkenlos. Die Triebwerke rauschten jetzt laut und das Flugzeug beschleunigte. Harry hatte das Gefühl, daß es viel schneller von der Stelle kam als seinerzeit der Jumbo. Die Lichter flitzten in der Ferne vorbei, dann wurde Harry in den Sitz gedrückt und das Lichterband verwandelte sich in einen Lichterteppich, den er zuletzt vom Motorrad aus auf dem Heimflug von der Hochzeit gesehen hatte.

Harry hatte das Gefühl, daß es wieder heller wurde, als das Flugzeug auf seine Reiseflughöhe stieg. Der Himmel wurde in Flugrichtung, also nach Norden, türkisblau, dann blaßblau, nach hinten blieb er dunkel. In der Kabine war wieder das Licht eingeschaltet worden, und das Essen wurde serviert.
„Was ist denn das?“ fragte Ginny verwundert, als sie den Aluminiumdeckel von der Plastikschale entfernt hatte.
„Weiß ich auch nicht, wir werden es wohl probieren müssen“, antwortete Harry.
In der Schale lag links so etwas wie eine Hühnchenbrust, rechts lag irgendeine Art von beigefarbenem Brei. Das sah zwar alles furchterregend aus, schmeckte aber gut. Der Brei schien irgendetwas aus Hühnchen zu sein. Ansonsten gab es noch ein warmes Brötchen mit einer Portion Butter, Orangesaft und Tee. Als Nachtisch lag ein Stück Toblerone bereit. Es war zwar nicht schlecht, aber auch nicht viel.
Draußen gab es inzwischen mehr zu sehen – die Sonne ging wieder auf. Ein rosa-oranger Streifen erstreckte sich über dem Horizont, und schließlich war die Sonne selbst da. Tief unter dem Flugzeug lag eine geschlossene blaßblaue Wolkendecke. Insgesamt fühlte sich Harry behaglich. Er war unterwegs zu einer Reise mit seiner Frau – er konnte sein Glück noch immer nicht fassen, daß er mit Ginny verheiratet war – und eine interessante Insel erwartete ihn.

Die Sonne gab allerdings nur ein kurzes Gastspiel. Sie versank bald wieder hinter dem Horizont, die Wolken wurden dunkel, nur der Himmel behielt noch ein wenig seine helle Färbung. Harry merkte, wie das Flugzeug nach vorne kippte – der Sinkflug hatte begonnen. Immer tiefer flog es, immer näher kamen die Wolken und immer dunkler wurde es. Die Passagiere wurden aufgefordert, ihre Sitzlehnen in eine aufrechte Position zu bringen. Dann tauchte das Flugzeug in die Wolken ein. Dunstfetzen wischten über den Flügel. Als es die Wolkendecke durchbrochen hatte, war es schon deutlich dunkler geworden, und Harry sah noch eine Wolkendecke unter dem Flugzeug. Dieses flog eine Kurve und durchstieß auch diese Wolkenschicht, doch darunter befand sich noch eine. Inzwischen hob sich das Positionlicht an der Flügelspitze deutlich ab. Als auch die dritte Wolkenschicht durchstoßen war, konnte Harry endlich einen ersten Blick auf Island erhaschen. Er sah auf eine Meeresküste. Das Gelände war flach, brach aber unvermittelt zum Meer hin ab, ohne Strand. Im Halbdunkel konnte Harry erkennen, daß die Landeklappen ausfuhren. Er zählte schnell nach und stellte fest, daß sie tatsächlich zweiteilig waren. Er hoffte, daß das seinen Schwiegervater zufriedenstellen würde. Eine weitere Kurve brachte eine neue Perspektive: Harry sah jetzt die Ebene mit ein paar Bergen im Hintergrund und an zwei Stellen stiegen dünne weiße Rauchsäulen auf. Der Boden unter dem Flugzeug sah schrundig aus, rauh und abweisend.
„Island gibt sich nicht sehr viel Mühe, auf den ersten Blick charmant zu wirken, was?“ fragte Harry Ginny, die sich zum Fenster vorgebeugt hatte.
„Sieht ziemlich abweisend aus – da haben wir uns auf etwas eingelassen“, bestätigte sie.
Das fand Harry auch. In Australien war er zwar auch in ziemlich menschenleeren Gebieten gelandet, also mitten in der Wüste oder Halbwüste, aber da war es wenigstens sonnig. Der Gedanke an die drei Wolkenschichten über Island ermutigten Harry nicht. Außerdem wirkte die Gegend mit ihrer rauhen Oberfläche sowie der Abbruchkante zum Meer, den dunklen Bergen im Hintergrund und den Dampfsäulen so, als sei sie noch nicht fertiggestellt.
In der Entfernung kündeten Lichter von Zivilisation. Dann flitzten auch schon die Lichter der Landebahn vorbei, eine Erschütterung ging durch das Flugzeug, es rauschte laut und bremste ab. Langsam rollte es zum Flughafengebäude, an dem nur wenige Flugzeuge standen, und hielt an. Harry stellte seine Uhr eine Stunde zurück. Es war halb zwölf in der Nacht, der Flug hatte zwanzig Minuten Verspätung. Die Triebwerke wurden abgestellt, und sofort brach Hektik in der Kabine aus.
„Warten wir noch ein bißchen“, sagte Ginny. „Die werden uns auch noch rauslassen, wenn wir die letzten sind.“
„Ja, und das Gepäck kommt auch nicht schneller, wenn wir uns beeilen. Aber du könntest mit gleich mal meinen Pullover runterreichen, du kommst besser an das Gepäckfach dran.“

Das Flugzeug hatte wohl ziemlich am Ende des Piers geparkt. Jedenfalls mußten Harry, Ginny und die anderen Passagiere einen ziemlich langen Gang entlanggehen, durch dessen kreisrunde großen Fenster an beiden Seiten sie Flugzeuge parken sahen. Dann betraten sie die Haupthalle, unter deren Decke ein Doppeldecker schwebte. Sogleich bildete sich eine Schlange am Schalter, an dem man Geld umtauschen konnte. Als das erledigt war, mußten alle die Treppe hinuntergehen zu den Gepäckbändern. Harry und Ginny hatten Glück: Ihre Rucksäcke gehörten zu den ersten Gepäckstücken, die das Band zutage förderte.
„So – und nun?“ fragte Ginny, nachdem sie die Einreise hinter sich gebracht hatten und unschlüssig waren, ob sie das Flughafengebäude verlassen sollten oder nicht.
„Da drüben ist ein Infostand, und der hat sogar noch auf“, sagte Harry.
Beide gingen hin. Harry dachte an das Zelt, das sie dabeihatten, und fragte nach einem Campingplatz. Ginny zog eine säuerliche Miene, sagte aber nichts. Die Angestellte, die erstaunlich gut Englisch sprach, trennte einen Stadtplan von Keflavík von einem großen Abreißblock ab und kringelte den Campingplatz ein. Er lag praktischerweise in der Nähe der Ausfallstraße nach Reykjavík. Harry bedankte sich und ging mit Ginny nach draußen. Der Übergang vom brütend heißen London in die feuchtkalte Luft Islands war beinahe ein Schock.
„Campingplatz?“ fragte Ginny. „Bei dieser Kälte?“
„Wir haben ein Zelt dabei, außerdem ist es schon zwölf in der Nacht, und ich bin müde. Da will ich nicht erst nach einem Hotel suchen oder nach dieser Zaubererherberge in Reykjavík“, beschied ihr Harry. „Und außerdem wollten wir ein Abenteuer erleben.“
„Na gut – dann laß uns schnell hinapparieren, das Zelt aufbauen und uns auf's Ohr legen“, sagte Ginny.
Harry guckte noch einmal auf den Stadtplan, Ginny schaute auch, dann gingen sie ein wenig abseits und drehten sich. Wenige Sekunden darauf standen sie auf einem kleinen Wiesengelände vor einem niedrigen Gebäude. Auf der Wiese verloren sich einige Tunnel- und Igluzelte.
„Unser Zelt wird wohl hervorstechen, es sieht nicht sehr modern aus“, stellte Harry fest und setzte den Rucksack ab, um es herauszuholen. „Vielleicht sollten wir uns anmelden“, fügte er hinzu, da er sich an Mr Roberts von dem Campingplatz erinnerte, auf dem er mit der Familie Weasley – jetzt seiner Familie – während der Quidditch-Weltmeisterschaft gezeltet hatte.
„Ich gucke mal, bau du schon mal auf“, sagte Ginny, setzte ihren Rucksack ab und verschwand.
Harry sah ihr hinterher, holte das Zelt heraus, vergewisserte sich, daß niemand zusah und schwang den Zauberstab. Das Zelt entfaltete sich von selbst. Harry trug die Rucksäcke hinein und legte die Schlafsäcke in die Kojen. Schade, daß das Zelt keine Kojen nebeneinander hat, überlegte er.
„Keiner mehr da“, sagte Ginny, die gerade in das Zelt hereinkam.
„Dann müssen wir uns morgen anmelden, das können wir nicht ändern“, meinte Harry.

Obwohl es recht kühl war, hatten beide gut geschlafen. Allerdings mußte Harry zugeben, daß die Wer-liegt-oben-wer-liegt-unten-Frage bei übereinander liegenden Kojen weniger Aufregung versprach als im Grimmauldplatz. Am Morgen wollten sie sich etwas zu essen machen, stellten aber fest, daß sie nichts dabeihatten und erst noch etwas kaufen mußten.
„Wir können ja in Reykjavík was frühstücken gehen“, schlug Ginny vor, und Harry war einverstanden, weil er endlich etwas von Island sehen wollte.
Er packte die Sachen und das Zelt zusammen, während sich Ginny erneut auf die Suche nach einem Campingplatzwart machte. Als sie zurückkehrte, war Harry mit dem Packen fertig.
„Alles geregelt. Hat ihn übrigens gar nicht gestört, daß wir einfach so das Zelt aufgeschlagen haben, er meint, das käme öfter vor, wenn Flüge spät ankämen. Wollen wir dann losziehen?“
Harry nickte. Jeder nahm seinen Rucksack auf den Rücken, dann gingen sie hinüber zur großen Straße, die hinter einem Wall verlief. Die Umgebung sah nicht attraktiv aus: Niedrige Häuser, die wie schnell aus dem Boden gestampft wirkten, wenige Büsche, der lange begrünte Erdwall neben der Straße – und der bedeckte und trübe Himmel wirkte auch nicht aufheiternd. Vor ihnen lag ein Bushaltestellenhäuschen. Harry sah auf den Fahrplan.
„Der Bus nach Reykjavík kommt gleich. Wie ist es – apparieren oder mit dem Bus fahren?“
„Fahren wir mit dem Bus, dann sehen wir was von der Gegend“, entschied Ginny.
Der Bus kam tatsächlich pünktlich. Es handelte sich um einen alten Mercedes-Reisebus mit einem mürrisch wirkenden, hageren, älteren Fahrer mit Metallbrille im Stil der achtziger Jahre. Dieser redete nicht viel, eigentlich gar nichts, stieg aber sofort aus und lud die Rucksäcke kommentarlos in eines der Unterflurgepäckfächer.
„Ich habe ich mich immer gefragt, wie die Muggel das mit ihrem Reisegepäck in den Bussen machen, im Fahrenden Ritter ist das ja irgendwie anders“, flüsterte Ginny Harry zu.
Sie setzten sich in die erste Reihe, um etwas zu sehen. Es lohnte sich in der Tat, wie Harry feststellte. Die isländische Landschaft in dieser Gegend war von stiller Großartigkeit, wenn auch ihre Schönheit eher herb war. Die Fahrt führte an weiten Flächen alter, grauer und mit Moos bewachsener Lava vorbei, die große aufgebrochene Kuppen bildete. Im Hintergrund erhoben sich Berge. Ihre Hänge waren unbewaldet und nur mit Gras bewachsen, zumindest schien es so.
„Sieht gar nicht schlecht aus, finde ich“, murmelte Ginny Harry zu.
„Habe ich auch gerade gedacht. Man muß sich nur ein wenig dran gewöhnen“, murmelte er zurück.
Lange konnten sie die Aussicht nicht genießen, denn bald begann wieder die Bebauung. Die Straße wurde breit und mehrspurig und führte offensichtlich durch ein ausgedehntes Industriegebiet. Es unterschied sich allerdings deutlich von denen in England, denn die Gebäude wirkten wie erst vor kurzem schnell dorthin geklotzt, was daran lag, daß sie es vermutlich auch waren. Die Hallen lagen ziemlich weit voneinander entfernt. Den Eindruck, daß einfach ein paar Häuser auf einer grünen Fläche weiträumig verteilt worden waren, vermittelten auch die Wohnblocks, die sie später passierten.
Schließlich bog der Bus zum Überlandbusbahnhof ein. Dieser lag etwas verloren an einer großen Ausfallstraße mitten in einer Art Einöde mitten in der Stadt. Es gab zwar mehrere Bussteige, aber Harrys und Ginnys Bus aus Keflavík war der einzige dort.
„Vielleicht gibt es da drin was zu essen, ich habe jetzt ernsthaft Hunger“, sagte Harry, als sie ihre Rucksäcke bekommen hatten und zeigte zu dem Terminal.
Ginny nickte und ging auf das Gebäude zu. Harry schaute auf den oberen Teil des zweistöckigen Gebäudes und sah drei rote Buchstaben: BSÍ. Er hatte diese Buchstabenkombination schon mal irgendwo gesehen, konnte aber nicht mehr sagen, wo. Aber das war erstmal unwichtig. Im Inneren befand sich neben einer Wartehalle mit Schaltern eine Art Restaurant oder etwas dergleichen, wo sich die beiden niederließen und ihr Frühstück nachholten. Harry wandte sich wieder dem Problem mit den drei Buchstaben zu. Er schlug seinen Reiseführer auf.
„BSÍ ist der Überlandbusbahnhof. Hm.“
„Vielleicht auf diesem Zettel vom isländischen Zaubereiministerium?“ sagte Ginny.
„Der Zettel vom Zaubereiministerium soll auf einen Muggelbusbahnhof verweisen? Das glaubst du doch selbst nicht.“ Harry kramte den Zettel hervor. „Tatsächlich, da wird auf die Tourangebote im BSÍ verwiesen. Das gibt's doch nicht. Merkwürdiges Zaubereiministerium. Ich würde mal sagen, wir apparieren nach dem Frühstück dorthin.“
„Wo war das noch gleich?“ fragte Ginny.
„Das war, ähm...“, Harry guckte nach, „bei Thingvellir.“

Als sie sich gestärkt hatten, gingen Harry und Ginny hinaus und apparierten. Sie fanden sich am Ufer eines riesigen Sees wieder. In der Nähe gab es graue Lavaklippen, im Hintergrund standen weit entfernt Berge. Etwas weiter drüben konnte Harry eine kleine weiße Kirche und fünf weiße Häuser sehen. Als sie drauf zugingen, sah er ein noch größeres rotes Gebäude. Es schienen alles Muggelhäuser zu sein. Außerdem stand dort noch ein kleines bräunliches Holzhaus mit Grasdach.
„Du bist doch Auror, zeig mal, was du kannst“, sagte Ginny.
„Ist ja gut.“
Harry holte den Zauberstab heraus, schwang ihn und sprach einen Aufspürzauber für Abwehr- und Verheimlichungszauber. Der Stab reagierte und zeigte auf das kleine Holzhaus mit dem Grasdach.
„Das da muß es sein, da liegt ein Muggelabwehrzauber drauf“, sagte Harry.
Er wußte nicht, was es mit dem Haus auf sich hatte. Es war nur etwa sechs Meter breit. Die Tiefe konnte Harry nicht sehen. Nun gut, das mußte nichts bedeuten, denn an der Oberfläche sah man auch vom britischen Zaubereiministerium nur eine alte Telefonzelle.


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