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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Boriana Krumova

von Krabbentaucher

Es hatte sicher einen Vorteil, daß der letzte Tag des Kurzurlaubs ein Freitag war. Dann konnte man sich am Wochenende vom Kurzurlaub erholen. In Harrys Fall gab es aber auch einen Nachteil: Die Wochenenden verbrachte er immer im Fuchsbau. Das war an sich eine schöne Sache, da Mrs Weasley bekanntermaßen sehr gut kochte. Der Nachteil lag vielmehr darin, daß Harrys – halbwegs – selbstgewählter Zeitpunkt näher rückte, die Verhältnisse bezüglich Ginny zu klären. Er hatte Hermione zwar gesagt, daß er es noch im Sommer tun wolle, was ihm astronomisch gesehen noch mehr als einen Monat Zeit gab, aber überzeugender als jetzt nach der gemeinsamen Reise nach Spanien war es nicht möglich. Er hatte mit Ginny abgesprochen, daß es an diesem Wochenende sein mußte. Sie wollten ursprünglich mit dem Motorrad zum Fuchsbau reisen, was ihnen eine phantastische Möglichkeit gegeben hätte, die Sache dadurch hinauszuzögern, daß sie ganz normal den Weg über die Straßen hätten nehmen können und dann entsprechend spät angekommen wären. Da aber Mrs Weasley die beiden schon zum Mittagessen erwartete, fiel diese Möglichkeit aus. So apparierten sie kurzerhand.
Das Mittagessen war wie immer köstlich, natürlich deftiger als bei Kreacher, der mehr die feine Küche bevorzugte. Während des Essens war das Endspiel wie zu erwarten das beherrschende Thema. Unter Rons mißmutigen Blicken erzählten Harry und Ginny vom Aufenthalt im bulgarischen Lager, vom Festessen im spanischen Zaubereiministerium und natürlich vom Endspiel selbst.
Auch beim Nachmittagstee blieb es bei Plaudereien. Die Runde wurde allerdings immer größer. Percy kam kurz vor dem Tee, George erschien in Begleitung seiner Freundin Angelina zwischen Tee und Abendessen. Nur Bill und Fleur wollten in ihrem Haus bei Tinworth bleiben, da sie auf Victoire aufpassen mußten. Harry nahm sich vor, die Neuigkeit direkt nach dem Abendessen zu verkünden – und aß mit dementsprechend wenig Appetit.
„Harry, mein Lieber, tu dir doch noch was auf, du hast doch sonst mehr gegessen“, ermunterte ihn Mrs Weasley.
„Ich weiß nicht, ich glaube, ich habe mittags zu viel verdrückt“, log Harry.

Irgendwann – viel zu früh nach Harrys Geschmack – war auch der Nachtisch gegessen. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die Neuigkeit zu verkünden. Harry nutzte eine Gesprächspause zwischen Ron und George aus und sagte laut zu Mr und Mrs Weasley: „Ich wollte noch was sagen – also, wir, das heißt, Ginny und ich, wir wollten noch etwas sagen.“
„Ja?“ fragte Mr Weasley mäßig interessiert, während Mrs Weasley sich schon erhoben hatte, um abzuräumen und Percy einen Blick in den Tagespropheten warf, den er sich geangelt hatte.
Ron, Hermione, George und Angelina schauten dagegen hinteressiert herüber, von Ginny ganz zu schweigen. Durch die überraschende Fokussierung auf Harry hielt Mrs Weasley inne, und auch Percy schaute auf. Harry räusperte sich.
„Es ist... also... Ginny und ich, wir – ähm – mögen uns.“
„Was? Wirklich? Paßt bloß auf, daß der Tagesprophet nicht Wind davon bekommt“, warf George gespielt überrascht ein.
„Und wir sind ja nun sozusagen aus der Schule raus, und mit der Ausbildung bin ich auch durch -“, fuhr Harry fort.
„Jetzt zählt er auf, welche UTZe er mit welchem Ergebnis abgelegt hat, aber gegen Percy kann sowieso keiner anstinken“, raunte George Ron so laut zu, daß es jeder am Tisch hören mußte. Doch Harry ließ sich nicht beirren.
„Und es ist ja so, daß ich ein eigenes Haus habe, und das habe ich renovieren lassen. Und da sind auch eine Menge Zimmer drin und viel Platz.“
Harry fand dieser Bemerkung selbst blöd, aber gesagt war gesagt. Mrs Weasley schien ansatzweise – allerdings nur ansatzweise – gemerkt zu haben, worum es ging, denn sie fragte: „Harry, heißt das, daß du nicht mehr im Fuchsbau wohnen willst? Hier hast du doch alles.“
„Ja, aber, Mrs Weasley, sehen Sie doch mal: Ich bin jetzt 22 Jahre alt! Ich bin Auror und ich muß jetzt auch mal auf eigenen Beinen stehen. Ich bin wirklich gern hier, aber irgendwann ist es mal so weit, daß ich... jedenfalls, ähm, also, irgendwann muß man ja mal ausziehen.“
„Ja, das sehe ich ein“, sagte Mrs Weasley mit einem Ton, der deutlich machte, daß sie das nicht tat.
Hermione hakte ein: „Und was hat das mit Ginny zu tun?“
„Ähm – was?“ fragte Harry ganz irritiert.
„Du hast damit angefangen, daß du und Ginny, daß ihr euch mögt. Was folgt daraus?“
„Ah – jaah“, sagte Harry verlegen und fuhr fort: „Es ist ja nun so, daß ich und Ginny nun schon seit – hm – seit einigen Jahren zusammen sind, und wir sind zusammen verreist und so weiter... und – und Ginny wohnt ja in der Woche auch im Grimmauldplatz. Naja, und wenn ich jetzt gewissermaßen... ausziehe, dann haben wir uns gedacht – ähm – naja...“
„Ich will mit Harry zusammenziehen“, vollendete Ginny Harrys letzten Satz.
Mr Weasley nahm es gelassen: „Tja, aus Kindern werden Leute.“
Doch Mrs Weasley schien damit ihre Probleme zu haben, und zwar genau die, die Harry vorhergesehen hatte: „Ja, aber ich habe gedacht, daß ihr euch im Fuchsbau immer wohl gefühlt hättet?“
„Habe ich mich auch, das war neben Hogwarts mein liebster Aufenthaltsort!“ verteidigte sich Harry.
„Aber wie Harry gesagt hat: Irgendwann muß man auf eigenen Füßen stehen“, unterstützte ihn Ginny. „Mum, sieh mal, ich bin jetzt seit drei Jahren Profi-Quidditch-Spielerin. Da wird es einfach Zeit. Und da ich gerne mit Harry zusammen leben möchte -“
„Ähm, versuchsweise, ob das auch klappt, selbstverständlich“, sagte Harry.
„- richtig, denn es gibt ja immer noch den Fuchsbau, jedenfalls möchte ich gerne mit Harry zusammen leben, und da der Grimmauldplatz, also das Haus, groß genug ist, ist das doch kein Problem.“
Mrs Weasley hatte sich resigniert hingesetzt und sagte mehr zu sich selbst als zu den anderen: „Natürlich – irgendwann war damit zu rechnen. Erst Bill, der nach Ägypten gegangen ist, dann Charlie in Rumänien... und dann ist Percy ausgezogen, aber damals wegen dieses dummen Streits... und er ist ja auch wieder zurückgekommen, aber jetzt ist er ja auch in einer eigenen Wohnung... Fred und George beziehungsweise nur George...“
Sie hielt inne. Die Sache mit Fred war auch vier Jahre nach seinem Tod nicht abgehakt.
„Der Fuchsbau wird immer leerer, bald ist niemand mehr da, Ron und Hermione werden bestimmt auch nicht mehr lange bleiben, Arthur muß ja arbeiten gehen...“
Mrs Weasley seufzte.
„Aber das kam jetzt doch etwas überraschend. Harry, du warst ja immer fast wie ein Sohn für mich, und jetzt wird der Fuchsbau so leer ohne dich und Ginny.“
Sie seufzte nochmals.
„Eigentlich hätte ich nicht überrascht sein dürfen. Zwischendurch habe ich mir schon gedacht: Harry und Ginny sind so häufig nicht zu Hause – vielleicht wollen sie irgendwann ganz in den Grimmauldplatz Nummer zwölf umziehen, wie das eben so ist bei den jungen Leuten...“
Alle schwiegen etwas betreten. Alle – bis auf George.
„Jaah, die Umstellung wird jetzt schwierig: Harry und Ginny sind bisher nur am Wochenende hierher gekommen, sie waren im Urlaub auch nicht immer hier, und zu Weihnachten haben sie in den Grimmauldplatz eingeladen.“
„Ja, das wird eine Umstellung“, murmelte Mrs Weasley.
„Mum, ich wollte damit sagen: Da ändert sich überhaupt nichts.“
Wieder herrschte Stille. Mr Weasley beendete sie: „Das sehe ich auch so. Ist doch kein Problem. Irgendwann ist es eben so weit, Molly.“
Mrs Weasley sah auf.
„Ja, ich glaube, ihr habt Recht. Naja -“, sie wirkte nun wesentlich aufgeräumter, stand auf und nahm mehrere Teller in die Hand, „- dann ist die Umstellung doch nicht so wild. Gut, daß es sich so allmählich entwickelt hat.“
Sie ging hinaus, gefolgt von Mr Weasley, der ihr beim Abräumen half – allerdings mit dem Zauberstab. Harry lehnte sich erschöpft im Stuhl zurück. Er sah zu Hermione.
„Jetzt seid ihr dran, wenn ihr eine Wohnung gefunden habt“, sagte er und achtete darauf, daß er jeglichen hämischen Unterton aus seiner Stimme verbannte.
„Bei euch beiden wird die Umstellung härter werden“, sagte George zu Hermione und Ron. „Ihr wohnt ja dauerhaft hier.“
Ron stöhnte.
„Das gibt noch was.“
Percy drückte, immer noch sitzend, sein Kreuz durch und sagte mit gewichtiger Stimme: „Ich stimme unserem Vater voll und ganz zu. Aus Kindern werden Leute, und irgendwann kommt der Augenblick, da müssen die Eltern akzeptieren, daß sie eigene Wege gehen. Das muß auch Mum lernen. Immerhin, als Ministeriumsbedienstete... da sieht es schon komisch aus, wenn man noch bei den Eltern wohnt, man muß ja auch auf seine Reputation achten.“
„Und dein Auszug hatte genau damit zu tun, richtig?“ fragte George mit leicht giftigem Unterton.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Na, die Sache, von der wir uns einig sind, daß sie begraben ist.“
„Dann laß sie auch begraben sein.“
Ginny lächelte Harry an und zuckte mit den Schultern, als wolle sie sagen: Percy ist so, da kann man nichts machen. Doch Harry war das egal. Er hatte die Sache hinter sich gebracht, Mrs Weasley hatte es akzeptiert, so mehr oder weniger, und Harry fühlte sich erleichtert.

Der Abschied am Sonntagabend fiel allerdings um einiges melodramatischer aus als sonst.
„Oh, Ginny!“ sagte Mrs Weasley in einem Ton, der einem Schluchzen schon sehr nahe kam, und umarmte ihre ihre einzige Tochter. „Meine einzige Tochter! Ich weiß, daß du es gut haben wirst in deinem neuen Leben, aber es ist schwer für mich, es kam alles so plötzlich.“
„Mum, es ändert sich doch im Prinzip gar nichts“, schwächte Ginny ab.
„Genau, wir kommen doch trotzdem am Wochenende“, sekundierte Harry.
Damit hatte er sich bei Mrs Weasley in Erinnerung gebracht, die ihre Tochter losließ und nun ihn umarmte.
„Oh, Harry! Du mußt jetzt ganz allein einen eigenen Haushalt führen, aber ich bin sicher, Ginny wird dir helfen. Und wenn du nicht zurechtkommst, sag mir einfach Bescheid.“
„Ähm, ja, Mrs Weasley, danke.“
„Macht's gut, ihr beiden.“
„Ja, machen wir, wiedersehen“, antworteten Harry und Ginny, bevor sie disapparierten.
In Grimmauldplatz Nummer zwölf angekommen, stöhnte Ginny.
„Ich glaube, jetzt hat sie es endgültig kapiert – aber das war wirklich ein Theater, als ob wir auswandern würden“, sagte sie.
„Naja“, sagte Harry, „immerhin haben wir jetzt eine Sorge weniger. Und ich bin mal gespannt, wie es mit Ron und Hermione weitergeht. Immerhin können die jetzt nicht einfach weg, ohne herzlos zu wirken, nachdem deine Mum das ganze Zeug gesagt hat. Also, das mit dem Fuchsbau, der leer wird und so.“
„Ja, da haben die beiden Schlauberger sich aber geschnitten, als sie geglaubt haben, wir würden für sie alles aus dem Weg räumen, was?“ grinste Ginny.
„Ja, das meine ich ja: Ich will mal sehen, wie die da raus kommen“, sagte Harry ebenfalls grinsend.

Die Sache mit Mrs Weasley war aber nur eine von Harrys Sorgen. Eine andere war die, daß es seit der Sache mit den Greifern während der Weltmeisterschaft in Spanien keine einzige weitere Festnahme gegeben hatte. Die anhaltende Erfolglosigkeit zerrte inzwischen an den Nerven der Auroren, zumal fast keine neuen Hinweise eingingen. Und die Hinweise, die eingingen, waren entweder auf Wichtigtuerei zurückzuführen oder auf falsche Rückschlüsse der Zeugen von den Dingen, die sie gesehen hatten. Harry saß deshalb äußerst mißvergnügt in seiner Bürozelle, hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und sah den Holyhead Harpies zu, wie sie auf den Fotos an den Wänden seiner Zelle umherflogen. Etwas anderes konnte er kaum tun, denn mangels neuer Spuren gab es nichts zuzuordnen oder zu sortieren. Da fiel Harry etwas ein. Er setzte seine Füße zurück auf die Erde, stand auf und ging zur Bürozelle seines ehemaligen Praxisausbilders, Mr Turgidson.
„Mr Turgidson? Ähm...“
„Ja, was gibt's, Mr Potter?“
„Mir ist da so eine Idee gekommen.“
„Ja?“
„Naja, daß wir die Sache vielleicht grundsätzlich falsch anpacken. Wir sind ja eingeteilt für die Suche jeweils eines bestimmten Todessers.“
„Und was ist daran falsch?“
„Könnte es nicht sein, daß wir es in Wahrheit nicht mit vielen Todessern, sondern mit einer Gruppe zu tun haben? Die irgendwie arbeitsteilig... naja, arbeitet, wissen Sie? So nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark?“
Mr Turgidson kratzte sich am Kopf.
„Hm“, überlegte er, „da könnte was dran sein. Aber... Erinnern Sie sich noch an Rabastan Lestrange, diese Saftnase? Als er gewissermaßen einkaufen war? Das war doch nur für ihn und seinen Bruder.“
„Das haben wir immer geglaubt. Aber er könnte auch einfach 'dran' gewesen sein, was zu essen zu organisieren. Er war ja möglicherweise noch am Anfang seiner Tour. Immerhin hat er sich ziemlich viel Mühe gegeben, unsere Befragungen ins Leere laufen zu lassen.“
Mr Turgidson überlegte noch einmal und murmelte: „Ja, klingt gar nicht so schlecht. Wenn die überhaupt noch in Großbritannien sind.“
Harry war sich in diesem Punkt ganz sicher: „Ich habe mir die Fahndungsblätter dieser Typen angesehen. Keiner von denen spricht eine ausländische Sprache. Und auf dem Kontinent gibt es kein englischsprachiges Land. Außerdem sind die dortigen Zaubereiministerien vorgewarnt. Und in Amerika würden die wegen ihres britischen Englisch auffallen.“
„Dann sollten wir vielleicht alles mal zusammenwerfen. Vielleicht ergibt sich ja etwas“, schlug Mr Turgidson vor.
Am Nachmittag hatten sich alle Auroren – ohne diejenigen, die sich noch in der Ausbildung befanden, was von Ron nicht sehr gut aufgenommen worden war – in jenem Konferenzraum einen Stock weiter oben versammelt, in dem schon die Sitzung zum elften September 2001 stattgefunden hatte. Harry schilderte seine Theorie. Mr Turgidson wiederholte seinen Vorschlag, alles zusammenzuwerfen.
An diesem Tag saßen die Auroren bis in die späten Abendstunden zusammen, schrieben Listen voll, verwarfen sie wieder und kamen schließlich zu einem Ergebnis.
„Es spricht einiges dafür, daß sich die Todesser zu einer Art Notgemeinschaft zusammengeschlossen haben“, faßte Harry das Ergebnis zusammen und schaute auf das Pergamentchaos vor ihm. „Was die Überfälle auf Muggelgeschäfte angeht, scheinen sie arbeitsteilig vorzugehen. Hier:“ Er hielt eine Karte von Großbritannien hoch, auf der in verschiedenen Farben einzelne Orte umkringelt waren. „In einer Gegend haben immer mehrere Überfälle auf Muggelläden in verschiedenen Dörfern zum Teil dicht hintereinander stattgefunden. Wenn ich das richtig sehe, scheint der letzte Schwerpunkt in der Grafschaft Shropshire gelegen zu haben, allerdings liegt der letzte Überfall schon zwei Monate zurück. Diese Spur ist also erkaltet. Außerdem beziehen sich einzelne Diebstähle auf bestimmte Warengruppen, also entweder Obst oder Milchwaren oder Backwaren und so weiter. Klamotten wurden übrigens keine entwendet. Offenbar hatten die Todesser nach der Schlacht von Hogwarts genügend Zeit gehabt, in ihre Häuser und Wohnungen zurückzukehren, um die erforderliche Ausrüstung mitzunehmen.“
„Das ist sicher richtig, aber es ist auch nicht gerade ermutigend“, sagte eine Aurorin. „Da man innerhalb etwa tausend Kilometer ohne weiteres apparieren kann und außerdem das Apparieren keine Spuren hinterläßt, würde uns diese Erkenntnis selbst dann nicht helfen, wenn es eine neue Überfallserie gibt.“
„Genau“, pflichtete Alby bei. „Die Gebiete sind ja immer noch ziemlich groß. Außerdem kann das noch dauern, weil man ja, wenn man erstmal Essen hat, dieses magisch vermehren kann.“
„Ich denke, daß das Treffen hier trotzdem etwas gebracht hat“, sagte Mr Knight, der Lehrer für Verheimlichen und Aufspüren in der Aurorenausbildung, „denn wir haben eine neue Theorie darüber, wie die Todesser vorgehen, um sich der Festnahme entziehen. Wir sollten dem Minister Bericht erstatten. Das müßte Mr Potter als Initiator dieses Treffens tun.“
„Ja, gut, aber erst morgen“, sagte Harry matt nach einem Blick auf die Uhr.

Neben dem allgegenwärtigen Papierkrieg kündigte sich allerdings eine weitere Auslandsreise an: Im Grimmauldplatz ging Eulenpost ein. Auf einer roten Karte waren goldene kyrillische Lettern gedruckt, die Harry leider nicht entziffern konnte. Mit heller Farbwechseltinte war aber auch auf lateinischen Lettern ein kurzer Text handschriftlich hinzugefügt worden:

Einladung zur Hochzeit

Victor Krum und Boriana Tcherkin laden Dich und Ginny Weasley ein zum 9. Oktober 2002.

Wie sich herausstellte, hatten Ron und Hermione die gleiche Einladung erhalten, denn Harry traf im Portschlüsselbüro auf Hermione.
„Wetten, daß Bill und Fleur auch eine Einladung erhalten haben?“ fragte Harry.
„Warum?“
„Weil Fleur Victor zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte.“
„Hm. Ja. Kann sein.“
Da sie nicht wußten, wie lange die Feier dauern würde, bestellten beide Portschlüssel für den 9. und 10. Oktober 2002. Harry hatte Hermione berichtet, daß er nach der Quidditch-Weltmeisterschaft selbst erlebt hatte, wie ausdauernd die Bulgaren feiern konnten.

Am Vormittag des 9. Oktober war es dann so weit: Harry und Ginny zogen ihre wärmeren Festumhänge an, da es auch im Oktober schon recht frisch werden konnte in Bulgarien, vor allem im Balkangebirge. Dann ergriffen sie ihren Portschlüssel – eine Coladose – und standen Augenblicke später auf der Lichtung eines Waldes. Das Gelände war abschüssig, und auf der gegenüberliegenden Seite des Tals ragten nackte, senkrechte Felswände auf, während die sanfteren Hänge bewaldet waren. Hermiones Schilderung der Gegend war richtig: Es sah alles wie auf einem Ölgemälde aus.
„Und wo müssen wir jetzt hin?“ fragte Ginny, sich umschauend.
„Ich guck mal auf die Einladung“, murmelte Harry und nestelte die rote Karte hervor.
Viel half das nicht, weil eine Lageskizze nicht vorhanden war und bis auf den persönlichen Text von Victor nichts leserlich war.
„Warten wir ab, bis Hermione und Ron ankommen, deren Portschlüssel müßte sie eigentlich auch bald hierher bringen. Die beiden waren schließlich schon einmal hier“, schlug Harry vor.
Ginny stimmte zu, und sie setzten sich auf einen umgestürzten Baumstamm. Nach etwa einer Viertelstunde erschien ein blaues Leuchten auf der Lichtung, dann wurden Ron und Hermione sichtbar, die ebenfalls eine Coladose hielten. Sie begrüßten sich.
„Das Ministerium ist wohl von den Konservendosen runter und scheint sich auf Leergut verlegt zu haben“, scherzte Harry und zeigte auf die beiden Portschlüssel.
„Sei froh, daß sie noch nicht auf alte Klobürsten umgestiegen sind“, gab Hermione zurück.
„Wo müssen wir hin?“ fragte Ginny.
„Da lang“, sagte Ron und wies auf einen Weg aus der Lichtung heraus, der Harry gar nicht aufgefallen war. Ron ergänzte deshalb: „Schwache Leistung für einen ausgebildeten Auror.“
Harry bemühte sich nicht um Schlagfertigkeit: „Klappe, Ron.“
Die vier Hochzeitsgäste folgten dem Waldweg. Nach nur zehn Minuten Fußmarsch traten sie aus dem Wald heraus und gingen über eine Bergwiese. Nicht weit entfernt stand – von einem Flechtzaun und einigen alten Wieden umgeben – ein zweigeschossiges großes Holzhaus, von dem aus rote Girlanden über das Grundstück gespannt waren. Es waren schon viele Menschen da. Harry vermutete, daß die Familie Krum ein tiefes Vertrauen in das Oktoberwetter hatte, denn ein Zelt oder ein anderer Wetterschutz war nicht zu sehen. Am Gartentor stand ein Zauberer, in dem Harry den bulgarischen Jäger Lewski wiedererkannte. Der begrüßte ihn und Ginny erfreut auf bulgarisch und ohne auf die Einladung zu schauen. Er winkte alle vier durch das Tor.
Aus der Nähe betrachtet sah das Haus sehr wuchtig aus. Beim Erdgeschoß hatten sich seine Erbauer offenbar nicht darüber einigen können, ob es nun aus großen Natursteinen oder aus Holz erbaut werden sollte. So war der untere Teil der Wände und eine Seitenwand in Steinbauweise errichtet worden, im übrigen wurden die Wände aus waagerechten und sehr wuchtigen Balken gebildet, die vom senkrechten Balken gehalten wurden, zwischen denen sich auch die Fenster befanden. Rechts neben dem Erdgeschoß führte eine große Holztreppe hoch zu einem hölzernen und vollständig überdachten Balkon, von wo aus man offenbar ins Haus gelangte. Das Obergeschoß kragte etwas über und war aus dunklerem Holz als das Erdgeschoß, aber sonst in ähnlicher Bauweise, wenn auch ohne Steine, erbaut. Das Dach war ein flachwinkeliges Walmdach mit runden, etwas chaotisch verlegt wirkenden Dachziegeln. Das Dach stand gut zwei Meter über, so daß es Harry entfernt an die Alpenhäuser erinnerte, die er einmal auf Bildern gesehen hatte. Der Blick vom Grundstück war atemberaubend: Über die Bergwiese sah man in ein Flußtal, dessen gegenüberliegende Hänge dicht bewaldet waren. Aus dem Wald stiegen senkrechte helle Felswände empor, und oberhalb der Felswände befand sich wiederum Wald.
„Hermione!“ rief plötzlich jemand.
Es war Victor. Er trug einen silbergrau glänzenden Festumhang. Neben ihm stand eine junge Frau in rotem Festumhang – seine Braut. Nachdem auch Ron, Harry und Ginny begrüßt, den Eltern des Brautpaares vorgestellt worden und zur Begrüßung vier Rakijas vier Kehlen hinuntergeflossen waren, entließ Victor die vier und wandte sich wieder seiner Braut zu. Harry und Ginny liefen über das riesige Grundstück und sahen sich all die fremden Menschen an. Harry fühlte sich noch ziemlich fremd hier, da er sich nicht nur auf einem fremden Grundstück aufhielt, sondern auch noch in einem fremden Land inmitten von Leuten, deren Sprache er nicht verstand. Doch nicht nur Harry und Ginny schauten sich die anderen Gäste an, auch die Gäste richteten ihre Blicke auf Harry und Ginny – ganz besonders auf Harry. Dieser seufzte nur, denn er kannte das ebenso wie das aufgeregte Getuschel, das ihn begleitete. Sehr viel erfreulicher war, daß auch die bulgarische Nationalmannschaft zu Gast war. Nach der rauschenden Siegesfeier, an der Harry und Ginny teilgenommen hatten, hatte sich ein herzliches Verhältnis entwickelt, das aber bei den meisten Mannschaftsmitgliedern durch die gegenseitige Sprachbarriere behindert wurde.

Sie trafen außerdem noch auf Bill und Fleur.
„Hallo, was macht denn Victoire? Habt ihr sie mitgenommen?“ fragte Harry.
„Nein, Victoire ist im Fuchsbau“, sagte Bill und wandte sich wieder einem Bulgaren zu, der sich als Mitarbeiter von Gringotts in Sofia herausstellte.

Harry fiel aber noch etwas anderes auf: Im Garten stand ein riesiger Kessel, in dem bequem ein Mensch verschwinden konnte. Offenbar war er auch genau dazu bestimmt, denn eine Holztreppe mit kleinem Podest führte an einer Seite zum Kesselrand hinauf. Den Dampfschwaden nach schien der Kessel voll warmen Wassers zu sein.
Ein Signal ertönte und die Menschenmenge bewegte sich genau auf diesen Kessel zu. Die Bräutigammutter und die Brautmutter stiegen die Holztreppe hinauf und stellten sich auf das Holzpodest am Kesselrand. Sie hielten ein rotes Band so, daß es quer über das Podest gespannt war. Dann schaufelten der Bräutigamvater und der Brautvater glühende Kohlen in das Wasser. Harry und Ginny sahen einander fragend an.
„Alte Brauch bei bulgarische Hochzeit“, hörten sie hinter sich die Stimme eines jungen Mannes.
Harry drehte sich um. Einer der bulgarischen Treiber stand hinter ihnen.
„Was passiert jetzt?“ fragte Harry.
„Braut muß über Band in Wasser springe.“
Und tatsächlich stieg unter allgemeinem Jubel die junge Braut Boriana Tcherkin die Holztreppe hinauf, winkte in die Menge und sprang über das Band in den Kessel, daß es nur so platschte. Die Mütter halfen ihr wieder hinaus und trockneten mit einem Zauber ihre Kleider und Haare.
„Das würde ich mir aber verbitten“, murmelte Ginny.
Harry bekam ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, etwa so wie bei einem Sturzflug mit dem Besen. Doch sein Magen bekam auch etwas anders zu tun, denn das Brautbad wurde mit einem Rakija pro Person begossen.

Die Menge der Gäste drängte nun zur Treppe, die zum Obergeschoß des Hauses hochführte. Dort auf dem Balkon hatten sich inzwischen Victor und Boriana eingefunden. Außerdem stand dort ein ernst wirkender Zauberer, der jetzt die Trauungszeremonie durchführte, von der Harry kein Wort verstand.
Danach vollführten die Brautleute wieder das, was wohl wieder ein bulgarischer Hochzeitsbrauch war: Sie stellten sich Rücken an Rücken auf und hielten ein großes flaches Brot fest, das jemand über ihre Köpfe gehalten hatte. Dann gingen sie auseinander und brachen dabei das Brot in zwei Teile, natürlich wieder begleitet vom Jubel der Gäste.

Von allen unbemerkt, hatte eine kleine Kapelle Aufstellung genommen und spielte nun auf. Die Musik kam Harry sehr bulgarisch vor. Die Tänze, die die Gäste aufführten, allerdings auch, so daß ihm und Ginny nur die Rolle als Zuschauer blieb. Ron und Hermione erging es ebenso, denn sie gesellten sich zu ihnen.
„Aufregend, nicht?“ fragte Hermione, während Ron einen leicht genervten Eindruck machte. „Das sind überwiegend alte bulgarische Hochzeitsbräuche, wie sie auch die bulgarischen Muggel pflegen. Wie du, Harry, an Bills Hochzeit vielleicht bemerkt hast, war das dort etwas anders als bei den Muggeln, aber ist hier ziemlich vieles gleich geblieben. Übrigens auch die Sache mit dem roten Brautkleid, den roten Girlanden und dem roten Band, rot ist nämlich in Bulgarien die Farbe der Hochzeit. Leider verschwindet das bei den Muggeln zusehends, die nehmen inzwischen mehr und mehr weiße Brautkleider wie in Westeuropa.“
Harry sah zu Ron hinüber, dessen gequälter Blick verriet, daß er während der bisherigen Feier von Hermione genauestens über jede Nuance einer bulgarischen Hochzeit aufgeklärt worden war.
„Habe ich gelesen, bevor wir hierher gereist sind“, beendete Hermione ihren Vortrag überflüssigerweise.

Victor klatschte in die Hände und verkündete etwas auf Bulgarisch. Er wies auf das Gelände hinter dem Haus, und Harry wurde gewahr, daß dort drei Torringe und in hundert Metern Entfernung noch einmal drei Torringe aufgestellt waren. Die bulgarische Nationalmannschaft versammelte sich. Harry begriff sofort: Wenn schon der berühmteste bulgarische Quidditch-Spieler heiratete, konnte das nicht ohne eine zünftige Quidditch-Partie abgehen. Allerdings fragte sich Harry, gegen wen die Mannschaft spielen wollte. Da winkte Victor ihm zu und rief: „Harry!“
Harry war verwundert und ging zu Victor hin.
„Harry, wir wolle Quidditch spiele, vier gege vier. Je ein Hüter und drei Jäger. Ich habe erzählt wie gutt du fliege in erste trimagische Aufgabe. Willst du mitspiele? Wir brauche achte Mann.“
Harry fühlte sich zugleich geehrt und überfahren.
„Ich, ähm, jaaah...“
„Prima!“ rief Victor und drückte ihm einen Feuerblitz in die Hand.
Ehe es sich Harry versah, stand er inmitten der bulgarischen Nationalmannschaft, wurde von Schulterklopfern beinahe in den Boden gerammt, und bekam eine grüne Schärpe umgehängt. Die gegnerische Mannschaft, die von Victor geführt wurde, trug rote Schärpen. Der bulgarische Trainer betrat den Platz und pfiff mit einer Trillerpfeife. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stieg Harry auf seinen Besen und stieß sich vom Boden ab. Mit dem Quaffel hatte er bislang nur im Training gespielt, und die Jägerrolle hatte er nur im Obstgarten der Weasleys ausgefüllt, wo er sich mit Ron, Ginny und wer sonst noch für ein Spiel zur Verfügung stand, Äpfel zugeworfen und damit ein Quidditch-Spiel simuliert hatte. Heute war demnach seine Premiere als echter Jäger, und das auch noch inmitten der amtierenden Weltmeister.
Es war zwar nur ein kleines Spielchen während einer privaten Feier, aber es ging trotzdem härter zur Sache als während der Trainingseinheiten in Hogwarts. Harry merkte das, weil die Pässe, die ihm zugespielt wurden, unheimlich schnell und präzise waren, und daß er sehr scharf manövrieren mußte, um sich den Quaffel nicht von den Gegnern abjagen zu lassen. Zu seiner Erleichterung zeigte sich, daß er fliegerisch durchaus mithalten konnte, aber seine Pässe waren nicht mit dem zu vergleichen, was die Quidditch-Profis zustande brachten. Das merkten seine Mannschaftskollegen auch bald, so daß sie Harry den Quaffel erst dann zuspielten, wenn sie bei den gegnerischen Torringen waren, so daß Harry sich auf das Fliegerische konzentrieren und den Hüter ausmanövrieren konnte. Auf diese Weise warf er das eine oder andere Tor für seine Mannschaft. Es gelang ihm auch einmal, den Quaffel quer über den Platz zu tragen und dann durch die gegnerischen Torringe zu werfen. Allerdings reichte es am Ende nicht zum Sieg. Bei Ende der festgelegten Spielzeit von einer Stunde hatte Victors Mannschaft hundertzehn zu achtzig gewonnen.
Etwas außer Atem, aber recht zufrieden und gut durchgepustet landete Harry. Die Stimmung war auch ansonsten ausgezeichnet. Beide Mannschaften hatten gut gespielt, und die Mannschaft des Bräutigams hatte gewonnen, wie sich das auf einer Hochzeit gehörte.
„Du fliegst immer noch särr gutt“, sagte Victor zu Harry schulterklopfend.

Den Rest der Feier verbrachte Harry mit Ginny gewissermaßen als Ehrenmitglied der bulgarischen Nationalmannschaft. Es wurde ausgiebig gegessen und getanzt. Erst als es lange nach Mitternacht war, gingen die Gäste auseinander, und Harry und Ginny nahmen ihren Portschlüssel zurück nach London. Völlig übermüdet sanken sie ins Bett, und Harry war froh, auch für diesen Tag Urlaub eingereicht zu haben.


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