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Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Weltmeister 2002

von Krabbentaucher

„Vielleicht könnten Sie sich doch im Ministerium für mich verwenden, immerhin haben Sie Ihre Stellung als Auror auch mir zu verdanken.“
„Ihnen?“
„Ja, mit meinem strukturierten, theoriezentrierten Unterricht, der die Mängel des unsteten und bruchstückhaften Unterrichts in den Jahren davor behoben hat, natürlich.“
Harry hatte nicht damit gerechnet, daß alle Aufgaben seines Traumberufes traumhaft sein würden, denn er hatte sie schon in der Ausbildung kennengelernt. Er wußte, daß er es auch mit Ärgernissen zu tun bekommen würde, und eines der Ärgernisse stand gerade vor ihm. Es reichte ihm gerade einmal bis an die Brust. Er schloß kurz die Augen, zählte still bis drei und sagte: „Sie haben jetzt Ihr Essen; treten Sie bitte wieder zurück in Ihre Zelle, Mrs Umbridge.“
Eine Woche, eine ganze Woche auf dieser kahlen Insel im Meer, dachte Harry, als er hinter seiner ehemaligen Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste die Zellentür ins Schloß schob und den Schlüssel umdrehte. Er mußte als Auror wie alle anderen aus der Zentrale auch ab und zu Dienst in Askaban tun, und an diesem Tag war es besonders unangenehm. Einer der Wachzauberer war wegen eines Unfalls – er war auf dem tangglatten Felsen am Ufer ausgeglitten und hatte sich eine Kopfverletzung zugezogen, die zwar sofort behoben wurde, aber noch eines Tages Bettruhe bedurfte – ausgefallen, so daß Harry die Essensverteilung absichern mußte.
Umbridges Zellennachbar war Derek Monroe, den Harry mit seinem Praxisausbilder im Vorjahr nach dem Gebrauch des Imperiuszaubers selbst festgenommen hatte.
„Oh – Mr Potter persönlich bringt mir mein Essen, welche Ehre...“
„Bitte nehmen Sie Ihr Essen und gehen Sie dann zurück in Ihre Zelle“, sagte Harry so geschäftsmäßig wie möglich.
Die meisten Gefangenen nahmen ihre Ration schweigend oder unverständlich brummelnd entgegen. Andere wiederum versuchten die Situation mit Spott zu würzen. Rabastan Lestrange gehörte dazu: „Na, Potter, haben Sie meinen Bruder noch immer nicht gekriegt? Es fliegt Ihnen eben nicht zu, was?“
„Sie haben Ihr Essen, Mr Lestrange. Jetzt kehren Sie bitte zurück in Ihre Zelle.“
„Oho! Sehr schlagfertig! Aber wieso fragen Sie mich überhaupt nicht, wo er sein könnte?“
„Weil Sie es mir sowieso nicht sagen würden und wohl auch nicht könnten.“
„Wer weiß – wie sähe es denn mit meiner Entlassung aus?“
Harry staunte ob so viel Unverschämtheit.
„Sie haben noch von Voldemorts erster Herrschaft eine lebenslängliche Strafe abzusitzen, und jetzt ist noch einmal Lebenslänglich dazugekommen. Wovon träumen Sie eigentlich nachts? Marsch, zurück in die Zelle“, schnappte er.
Grinsend verschwand Rabastan Lestrange in seiner Zelle und Harry schloß die Tür. Der nächste war kein geringerer als der ehemalige Minister für Zauberei, Pius Thicknesse.
„Wie ich lese, sind Sie nun Auror. Das war mal meine Abteilung.“
„Bis Sie sich entschieden haben, zum Feind überzulaufen.“
„Wie Sie selbst wissen, war ich zunächst dem Imperius unterworfen.“
„Der bei Ihnen auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Und danach haben Sie aus Überzeugung und freiwillig mitgemacht. Nehmen Sie Ihr Essen und treten Sie in Ihre Zelle zurück.“

Als Harry später in seinem zellenartigen Dienstzimmer im Verwaltungstrakt auf dem Bett saß und selbst etwas zu sich nahm, war er sehr schlecht gelaunt. Die Dialoge waren ärgerlicher gewesen als die feindseligen Blicke, die ihm etwa Dolohow zugeworfen hatte. Das stürmische Wetter mit hohem Seegang und bleigrauen Wellen tat sein übriges. Als er aufgegessen hatte, nahm Harry den noch immer verschlossenen Brief, den ihm eine Eule am Morgen gebracht hatte. Er öffnete und las ihn.

Lieber Harry,

ich weiß, daß Du sehr in Qudditch interessiert, und vielleicht Du willst gerne das Endspiel sehen. Bulgarien ist im Endspiel. Die andere Mannschaft steht noch nicht fest. Das Endspiel findet am 15. August in Spanien statt. Du bist eingeladen, als Gast der bulgarischen Mannschaft mit Deiner Freundin in der Ehrenloge dabei zu sein. Ich weiß, daß Hermione sich nicht für Quidditch interessiert, darum frage ich dich. Bitte sag Bescheid.

Viele Grüße,
Victor

Als Harry seinen Dienst in Askaban beendet hatte und zurückgekehrt war, wurde die Einladung zum Endspiel unterschiedlich aufgenommen. Kingsley gewährte Harry sofort vier Tage Urlaub für den Besuch in Spanien.
„Warum so lange? Ich glaube schon, daß Victor Krum ein so guter Sucher ist, daß das Spiel noch am selben Abend beendet sein wird“, fragte Harry.
„Es ist... wie soll ich sagen?“ setzte Kingsley an. „Es ist so, daß du nunmal Harry Potter bist. Und ich würde wenn schon nicht meinen Zauberstab, so doch meine Zaubertrankausrüstung darauf verwetten, daß du in irgendeiner Weise ins Repräsentationsprogramm eingebunden wirst.“
Harry seufzte. Er war zwar in den letzten Jahren weitgehend in Ruhe gelassen worden, aber trotzdem hatte er sich immer wieder gestört gefühlt, wenn ihm zuviel Aufmerksamkeit gewidmet worden war. Kingsley lächelte, denn er wußte, was in seinem jungen Auror vorging.
„Harry, du solltest vorsorglich deinen Festumhang mitnehmen. Ich könnte mir vorstellen, daß du noch einmal im spanischen Zaubereiministerium zu Gast sein wirst.“
„Aber nur zum Essen. Ansonsten bleibe ich lieber auf dem Campingplatz. Da fällt mir ein, daß ich Bill noch fragen muß, ob ich sein Zelt haben kann.“

Die Reaktion von Ron sah schon anders aus: „Ich würde es ja auch zu gerne angucken, aber ich habe leider nicht deine Beziehungen.“
„Was hat das denn bitteschön mit Beziehungen zu tun?“ schnappte Harry.
„Naja, du warst Champion beim Trimagischen Turnier, Victor war es auch... So unter Championskollegen, in den gehobenen Kreisen...“
Harry schnaubte.
„Ron, er hat mich mit Freundin eingeladen, weil er weiß, daß Hermione sich nicht die Bohne für diese Besenfliegerei interessiert.“ Harry wußte, daß „nicht die Bohne“ nicht ganz richtig war, aber der Zweck heiligte die Mittel. „Und außerdem könntest du die Einladung gar nicht wahrnehmen, weil du in diesem Sommer keinen Urlaub bekommst. So ist das in deiner Ausbildungsphase nunmal. Bei mir war es im letzten Jahr genau so.“
Ron war aber noch nicht zufrieden.
„Dafür konntest du schon mal bei einem Spiel der Weltmeisterschaft dabeisein.“
„Ja, danke auch“, erwiderte Harry ironisch. „Wenn du Spaß daran haben solltest, dich mit besoffenen Idioten rumzuschlagen – bitte. Vielleicht ist noch irgendein Posten frei, um Babysitter zu spielen.“
„Es spielt keine britische Mannschaft mehr mit, schon vergessen?“
Daran hatte Harry nicht gedacht, aber -
„Es sind doch britische Zuschauer da. Vielleicht braucht das Ministerium dafür den einen oder anderen Aufpasser.“
Ron machte ein nachdenkliches Gesicht: „Meinst du, die Malfoys sind auch da? Ich meine, die dürften doch auch noch -“
„Ron, Mr Malfoy darf für fünf Jahre das Land nicht verlassen. Der hat noch ein Jahr. Und Klein-Draco geht nur da hin, wo Daddy hingeht. Die werden hübsch zu Hause bleiben.“
„Aber wenn Mr Malfoy versuchen sollte, das Verbot zu umgehen?“
Harry lachte: „Du kannst ja darum bitten, daß du Wache vor Malfoy Manor schieben darfst – ich wette, daß du dann die langweiligsten Wochen deines Lebens dort verbringst. Dann hast du von der Weltmeisterschaft erst recht nichts. Aber mach dir nichts draus, in vier Jahren findet eine neue statt, und dann wirst du auch Auror sein und vielleicht dorthin entsandt werden.“

Wie nicht anders zu erwarten, äußerten sich Ginny und Hermione ebenfalls sehr unterschiedlich.
„Ist ja super, denn sehe ich auch mal wieder ein Weltmeisterschaftsendspiel – die letzte Meisterschaft ist ja schon ewig lang her!“ begeisterte sich Ginny. „Und Festumhänge – nun gut, man bekommt immerhin was leckeres zu essen. Wie ist denn die spanische Küche so?“
Hermione ließ es bei einem mäßig interessierten „aha“ und „grüß Victor von mir“ bewenden, um sich dann einem ernsteren Thema zuzuwenden: „Sag mal, Harry, wann willst du es denn nun Mrs Weasley sagen?“
„Ähm – was?“ fragte Harry, um Zeit zu gewinnen, denn er ahnte, worauf Hermione hinauswollte.
Diese ließ sich auch nicht lange bitten: „Na, das mit dir und Ginny. Daß Ginny zu dir zieht.“
„Ginny ist praktisch schon zu mir gezogen.“
Hermione zog ungeduldig Luft ein.
„Umso schlimmer. Und du weißt genau, was ich meine, stell dich nicht dümmer als du bist.“
„Also, erlaube mal...“
„Du hast doch mal was davon gesagt, daß du es offiziell machen wirst, wenn du die Ausbildung hinter dir hast.“
„Jaah, schon...“
„Oder hättest du es lieber, wenn die Skeeter irgendwas ausgräbt und Mrs Weasley es aus dem Tagespropheten erfährt?“
„Neinnein...“
„Na also.“
Da schoß Harry ein Gedanke durch den Kopf: „Du willst doch nur, daß ich schnell voran mache, damit du in meinem Kielwasser die Sache mit Ron festklopfen und mit ihm in eigene vier Wände ziehen kannst.“
Ein Hauch von Rosa auf Hermiones Wangen sagte Harry, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Doch lange konnte er sich nicht an seinem Triumph erfreuen: „Du lebst immerhin schon mit Ginny zusammen, und zwar seit drei Jahren! Das ist der Unterschied! Ich lebe mit Ron dagegen noch im Fuchsbau. Und außerdem ist es ein Unding, so lange mit jemandem zusammenzuleben, ohne es den Eltern zu sagen.“
„Jaja, ist ja gut, ich sag's bei Gelegenheit...“
„Bald!“
„Ja, noch diesen Sommer.“
Harry hatte sich überlegt, daß die gemeinsame Reise mit Ginny zum Endspiel eine gute Gelegenheit wäre. Er könnte zurückkehren und sagen, daß er und Ginny zusammenleben wollen. Zumindest war ein guter Vorwand gefunden, die Sache aufzuschieben.

Am schnellsten ging es bei Bill. Der drückte Harry nur das Bündel mit dem Zelt in die Arme und sagte: „Kein Problem. Hier hast du es. Viel Spaß.“

Harry schickte seinen Waldkauz Niclas mit einem Brief zu Victor Krum, in dem er ihm mitteilte, daß er die Einladung gerne annehme und am 13. August anreisen werde. Dann begab er sich in einer Mittagspause ins Portschlüsselbüro im sechsten Stock und buchte einen Portschlüssel für diesen Tag nach Spanien in die Sierra del Montayo. Den Portschlüssel zurück buchte er für den 16. August. Der ganze Spaß kostete für zwei Personen achtzig Galleonen. Harry fand, daß der Portschlüssel wohl etwas billiger als das Fliegen mit dem Muggelflugzeug war, das Ginny als Reisemöglichkeit vorgeschlagen hatte, um ihre Mutter zu ärgern. Außerdem war es schneller. Und so lag zwischen Harry und Ginny und der Reise nach Spanien nur noch sein 22. und Ginnys 21. Geburtstag. Sie feierten wie gehabt beide Geburtstage zusammen im Fuchsbau, wo sich Mrs Weasley – begleitet von Hermiones eindringlichen Blicken in Harrys Richtung – über das Familienleben freute.

Endlich war der Tag der Abreise gekommen. Der Portschlüssel – eine leere, aber wenigstens saubere Raviolibüchse sagte Harry, daß das Ministerium seit einiger Zeit ein Faible für Dosen haben dürfte – war drei Tage zuvor im Grimmauldplatz angekommen. Harry und Ginny wollten direkt aus der Eingangshalle nach Spanien reisen und hatten sich ihre Rucksäcke umgehängt. Da England gerade so etwas wie eine Schönwetterperiode erlebte, trugen sie leichte Sommerumhänge. Harry kam sich in seinem hellblauen, reinseidenen Umhang etwas overdressed vor, aber Ginny sah in ihrem dunkelblauen, ebenfalls reinseidenen Umhang – Harrys Geburtstagsgeschenk aus diesem Jahr – wirklich umwerfend aus. Ein wenig hatte ihn der weite Umhang behindert, als er den Rucksack auf den Rücken nahm. Rucksäcke sind einfach nicht für Umhangträger gemacht, dachte er.
„So, Kreacher, wir sind dann am 16. abends zurück“, sagte Harry zu seinem Hauselfen.
Kreacher verbeugte sich und krächzte: „Kreacher wünscht dem Meister und seiner Gefährtin gute Reise und ein angenehmes Endspiel.“
Ginny sah auf die Uhr und sagte: „Gleich ist es soweit – anfassen – es leuchtet schon blau – vier, drei, zwei, eins.“
Mit dem vertrauten Ziehen hinter dem Bauchnabel verschwand Harry aus der Eingangshalle in einen Strudel aus bunten Farben.

Nach einigen Sekunden war es, als habe jemand Harry gegen Bauch und Brust geschlagen, und er war geblendet. Das mit der Blendung kannte er schon vom letzten Mal, denn die spanische Sonne schien sehr hell. Als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, sah er, daß er und Ginny am Haupteingang des Zeltareals gelandet waren. Was das anfängliche, unangenehme Gefühl in Brust- und Bauchgegend anging, sagte Ginny ganz treffend: „Puh, ist das eine Hitze! Ich frage mich, ob wir in unseren Umhängen nicht eingehen.“
„Ja, es dürften knapp dreißig Grad sein“, pflichtete Harry ihr bei.
„Londres“, sagte ein spanischer Ministeriumszauberer und fügte an Harry und Ginny gewandt etwas Spanisches an.
Harry stellte nach einem Versuch fest, daß der Mann kein Englisch verstand, aber der vorgestreckten Hand entnahm er, daß er eine Eintrittskarte oder Reservierung sehen wollte. Harry holte die offizielle Einladung der bulgarischen Nationalmannschaft hervor, die ihm Victor Krum nach der Bestätigung geschickt hatte, daß er kommen wollte. Der Ministeriumszauberer sah sich die Einladung genau an, stutzte und schaute Harry auf die Stirn. Den Rest kannte dieser schon: „Oh – Harry Potter!“
Den übrigen Wortschwall verstand Harry nicht, aber am letzten Teil des Gestikulierens las er ab, daß der Ministeriumszauberer seiner Erregung Herr geworden war und ihm nun den Weg zum bulgarischen Lager wies. Harry bedankte sich durch Kopfnicken und betrat mit Ginny das Zeltlager. Sie gingen zwischen den bunten und absonderlichen Zelten hindurch und stießen schließlich auf eine Ansammlung von roten Zelten, über denen bulgarische Flaggen wehten und an denen Poster von Victor Krum befestigt waren.
„Auf dem ruhen alle bulgarischen Hoffnungen“, erläuterte Ginny. „Es ist nämlich noch dieselbe Mannschaft wie vor acht Jahren, und das heißt, daß er ihr einziger herausragender Spieler ist.“
Harry sah sich um und bemerkte: „Zwei Fragen: Wo schlagen wir unser Zelt auf, und ist es besser, wegen der Hitze unsere Umhänge abzulegen?“
„Ich würde sagen, daß wir wegen den Zelts die Bulgaren fragen. Und eigentlich sind es nicht die Umhänge, die hier zu warm sind -“
„Sondern das Wetter“, fiel ihr Harry ins Wort.
„Sehr witzig. Nein, es ist das, was wir darunter tragen. Die Umhänge sind ja aus Seide, das ist bei Hitze kein Problem.“
Harry sah seine schlanke und wohlgeformte Freundin begierig an: „Dann sollten wir u – ähm – es ausziehen, am besten, nachdem wir das Zelt aufgebaut haben.“
„Und am besten nachdem wir einen akustischen Schutzzauber drübergelegt haben, was, du Schwerenöter?“
Harry kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn er und Ginny waren bemerkt worden. Ein Mann mit osteuropäischem Aussehen kam auf sie zu und sprach mit einem abweisenden Ton in einer fremden Sprache die beiden an. Seine Gestik machte deutlich, daß die beiden weitergehen und sich von den bulgarischen Zelten entfernen sollten. Harry zeigte ihm die Einladung, und sofort änderte sich das Verhalten des Mannes. Er glotzte Harry an, rief „Harry Potter!“ und schob ihn und Ginny schulterklopfend zu einem großen Zelt in der Mitte. Dieses stellte sich als eine Art Küchenzelt heraus, allerdings nicht in Muggelmanier. Hier war ein großer Speisesaal eingerichtet, der wohl auch als Versammlungsraum diente. Einige Frühstücksreste standen noch auf dem großen Tisch in der Mitte, und das mitten am Vormittag. Das Aufstehen wurde hier offenbar nicht sehr streng gehandhabt, was Harry ganz sympathisch war. Die Zauberer an dem Tisch sahen zu den Neuankömmlingen herüber.
„Harry!“ rief einer mit Adlerprofil, stand auf und ging zu Harry.
„Victor!“ antwortete Harry, und schon war Victor Krum bei ihm.
Sie schüttelten ihre Hände. Victor begrüßte auch Ginny, dann stellte er die beiden den Versammelten vor: „Harry Potter – Ginny Weasley.“
Harry und Ginny wurden stürmisch begrüßt und eingeladen, am Tisch Platz zu nehmen und erst einmal einen Rakija zu trinken. Harry berichtete Victor davon, daß er seit kurzem Auror war, und Victor kündigte an, im Herbst heiraten zu wollen. Er wollte Harry einladen, aber wegen weiterer Gäste hatte er Bedenken: „Soll ich Hermione einladen? Ron ist eifersüchtig, glaube ich.“
Harry sah keine Schwierigkeiten: „Ron wird froh sein, sich selbst davon zu überzeugen, daß du in festen Händen bist.“
Nach kurzer Zeit erschien der bulgarische Zaubereiminister. Er war schon lange vorher von Victor davon unterrichtet worden, wer als Gast kommen würde, und so war der Minister nicht so überrascht wie damals vor dem Endspiel in England.
„Morgen ist Esse im Ministerium – bitte komme Sie auch. Där spanische Minister will Sie auch sähen.“
„Gut, daß wir an unsere Festumhänge gedacht haben“, sagte Ginny.

Harry kannte den Festsaal im spanischen Zaubereiministerium bereits von seinem ersten Besuch. Das Zaubereiministerium selbst war ein großes Gebäude an einer Madrider Hauptstraße. Die Straßen hier waren sehr breit und von großen Häusern mit prächtigen Fassaden gesäumt, so daß das Ministerium nicht weiter auffiel. Innen waren die Böden mit Marmor belegt, die Decken waren mit Stuckornamenten geschmückt. Im Festsaal selbst stand eine große Tafel. Am Kopf der Tafel saß der spanische Zaubereiminister, links von ihm der bulgarische, rechts der japanische Zaubereiminister, denn die Japaner hatten es ebenfalls ins Endspiel geschafft. Neben den Ministern saßen die jeweiligen Mannschaften und ihre Funktionäre sowie Gäste. Harry schmunzelte.
„Was ist?“ fragte Ginny.
„Ach, es geht nur darum, daß die Japaner mich eben so angeglotzt haben -“
„Sie sehen ja auch nicht jeden Tag Harry Potter.“
„- und daß sie nur deshalb keine Videokameras auf mich richten, weil Zauberer so etwas normalerweise nicht haben.“
„Na und? Warum sollten sie Videokameras haben, wenn sie keine Zauberer wären?“
„Weil's Japaner sind. Die sieht man in London doch auch nur mit Videokamera im Anschlag, schon mal aufgefallen?“
Während des Essens dachte Harry, daß kaum ein größerer Unterschied zwischen der bulgarischen und der japanischen Mannschaft möglich wäre. Nicht nur, daß die Japaner ihre liebe Mühe mit dem europäischen Besteck hatten, sie waren auch sehr ruhig und zurückhaltend und wirkten irgendwie verlegen. Die Bulgaren dagegen waren laut und ungehobelt, dabei aber viel herzlicher.

Am nächsten Abend machten sich Harry und Ginny zusammen mit der bulgarischen Mannschaft auf den Weg zum Stadion. Es war eine warme Sommernacht, und sie trugen ihre Seidenumhänge. Vor dem Stadion trennten sich Harry, Ginny und zwei Funktionäre von der Mannschaft, die in ihre Umkleideräume ging, und stiegen die Treppe zur Ehrentribüne hinauf. Ob es nun allgemeinem Brauch entsprach oder ob man sich an der Gestaltung des Stadions der Weltmeisterschaft 1994 orientiert hatte – die Ehrentribüne war genauso eingerichtet wie damals die Ehrentribüne in England. Auch der Blick war ähnlich, nur daß Harry die Werbesprüche auf der Tafel gegenüber nicht verstand.
Ginny stupste Harry an und flüsterte: „Stehen wir besser auf, da hinten kommen der spanische Zauberminister, und wo der ist, dürften seine bulgarischen und japanischen Kollegen nicht weit sein.“
Sie hatte Recht. Dicht hinter dem Spanier betraten der japanische und der bulgarische Zaubereiminister die Ehrenloge, gefolgt von einer Pressemeute. Der Spanier ließ sich vor dem Hintergrund des brodelnden Stadions ausgiebig mit seinen ausländischen Kollegen ablichten, dann griff er zielsicher nach Harry, zog ihn zu sich heran und schüttelte ihm so ausdauernd die Hand, daß auch der langsamste Pressezauberer noch den engen und herzlichen Kontakt des spanischen Zaubereiministers mit dem berühmten Harry Potter dokumentieren konnte. Harry fragte sich, ob in Spanien in absehbarer Zeit der Wahlkampf beginnen würde.
Auf einen Wink des Zaubereiministers setzten sich alle auf ihre Stühle. Ein Zauberer trat an die Brüstung, tippte mit dem Zauberstab gegen seine Kehle und murmelte: „Sonorus.“ Er sagte etwas auf Spanisch, und es schien, als würde es aus jeder Ritze des Stadions kommen. Jubel brandete auf. Nun setze eine Kapelle auf einer Tribüne auf der gegenüberliegenden Seite ihre Instrumente an und spielte etwas spanisches.
„Das ist 'Espana Cani', ein Paso Doble. Die spanische Muggel spiele das gärrne auch bei ihre Stierkämpfen“, flüsterte ein bulgarischer Funktionär Harry und Ginny zu, der Englisch sprach.
Als die Kapelle fertig war, spendete das Publikum Beifall. Jetzt spielte sie etwas wesentlich schmissigeres.
„Das ist auch ein Paso Doble, därr bei Stierkämpfen und auf Festen gespielt wird: 'El Gato Montes' – passe Sie auf, was die Spanier gleich mache.“
Tatsächlich, immer wenn die Musik zu einem hohen Ton emporstieg, riefen die spanischen Zuschauer „Ay!“. Bis zum Ende des Stücks war das „Ay“ lauter geworden, denn die anderen Zauberer hatten von den Spaniern gelernt. Harry dachte, daß die Spanier viel mehr als die Briten davon verstanden, die Stimmung anzuheizen. Nur in der Ehrenloge ging es gesittet zu.
Nach dem Ende des Stücks meldete sich der Kommentator wieder zu Wort sagte etwas in einer Sprache, von der Harry meinte, daß es Bulgarisch war, und der in rot getauchte Block in der rechten Kurve jubelte. Sieben rote Blitze rasten in das Stadion und zogen schnell ihre Kreise. Der Kommentator nannte ihre Namen, das aber so schnell, daß Harry nur den Namen „Krum“ verstand. Harry war darauf gefaßt, was nun kam: Die bulgarischen Mannschaftsmaskottchen, eine Gruppe Veela, führte einen Tanz auf. Aber Harry hielt sich unter Kontrolle, was auch mit dem strengen Blick zusammenhing, den ihm Ginny zuwarf.
Dann sprach der Kommentator etwas in einer anderen Sprache, und der weiße Block in der linken Kurve jubelte. Sieben weiße Schlieren rauschten in das Stadion. Außerdem erschienen weißgewandete Zauberer, die mit ihren Zauberstäben die japanischen Mannschaftsmaskottchen unter Kontrolle hielten: Es waren Demiguise, anmutige Affen, deren Augen fast vollständig von ihren Haaren verdeckt waren. Ihr langes Fell war silbrig-seiden. Harry wußte, daß ihr Haar in Tarnumhänge eingewebt wurde. Sie machten nicht viel, aber das Publikum war von der Schönheit ihrer Erscheinung hingerissen.
„Gegenüber der letzten Weltmeisterschaft ist der Ablauf verändert“, stellte Ginny flüsternd fest. „Bei uns sind erst die Maskottchen beider Mannschaften aufgetreten und dann sind die Mannschaften hereingeflogen.“
„Mag sein, aber bei uns wurde vorher auch nichts anständiges an Musik gespielt“, erwiderte Harry ebenso leise.
Hassan Mostafa, der aus Ägypten stammende Schiedsrichter in goldenem Umhang, erschien mit einer Holzkiste und einem Besen unter dem Arm. Er gab ein Zeichen, und die Maskottchen beider Mannschaften verließen das Stadion.
„Noch eine Änderung“, flüsterte Ginny.
„Verständlich, nach dem, was die Maskottchen bei uns so alles während des Spiels veranstaltet hatten“, murmelte Harry.

So zurückhaltend und ruhig sich die Japaner während des Empfangs im spanischen Zaubereiministerium am Abend zuvor auch gegeben hatten – mit ihrem Spiel hatte das nichts zu tun. Das merkte Harry recht bald, nachdem der Schiedsrichter die Bälle freigegeben und das Spiel angepfiffen hatte. Harry verstand zwar nichts von dem, was der Kommentator sagte, aber er verstand genug von Quidditch, um das zu würdigen, was er sah.
Die bulgarischen Jäger hatten sich den Quaffel geschnappt und unternahmen einen Falkenkopf-Angriff auf die japanischen Torringe. Doch die japanischen Jäger stellten sich ihnen unerschrocken entgegen und ließen sie auflaufen. Ein gut platzierter japanischer Klatscher, der einen der Bulgaren traf, ließ ihren Angriff zusammenbrechen. Geistesgegenwärtig schnappte sich ein Japaner den Quaffel und schoß zur bulgarischen Seite, wobei einer der bulgarischen Treiber durch einen japanischen Treiber daran gehindert wurde, einen Klatscher auf den Jäger zu schlagen, weil er selbst von einem Klatscher erwischt wurde. Harry fand es sehr ungewöhnlich, daß ein Trieber einen Klatscher gegen einen anderen Treiber schlug und drehte das entsprechende Rädchen an seinem Omniglas. Doch das zeigte nur die Wiederholung, ohne eine Bezeichnung für dieses Manöver mitzuteilen. Er sah zu Ginny hinüber, die ebenfalls ihr Omniglas abgesetzt hatte.
„Das war mir jetzt auch neu“, sagte sie. „Ich werde es im Training der Harpies mal vorschlagen.“
Der Jubel aus der weißen Kurve zeigte an, daß Japan sein erstes Tor errungen hatte. Die Bulgaren gingen sofort zum Gegenangriff über und ließen sich dieses Mal auch nicht von der japanischen Phalanx stoppen, die sich ihnen mutig in den Weg stellte, denn sie lösten sofort die Falkenkopf-Formation auf und konnten so ihre Gegenspieler umfliegen. Der Jäger, der Quaffel hielt, wurde allerdings kurz vor den Ringen von einem japanischen Klatscher getroffen. Er ließ den Quaffel fallen, um sich selbst vor dem Absturz von dem Besen zu bewahren. Aber zum Glück flog ein Mannschaftskollege dicht neben ihm, der den Quaffel auffing, unter dem japanischen Hüter durchtauchte und das erste bulgarische Tor warf.
Das Spiel wogte ausgeglichen hin und her. Die beiden Mannschaften waren erkennbar gleich stark. Harry und Ginny hatten längst erkannt, daß sich die bulgarischen Jäger gegenüber der Meisterschaft vor acht Jahren wesentlich gesteigert hatten. Sie spielten auf demselben Niveau wie damals die irischen Jäger. Was sie an Wildheit und Schnelligkeit aufboten, wurde allerdings wettgemacht von der taktischen Raffinesse der japanischen Jäger.
„Kalt wie 'ne Hundeschnauze“, kommentierte Ginny, wie ein japanischer Jäger mit dem Quaffel im Arm per Faultierrolle einem bulgarischen Klatscher auswich und praktisch ohne Verzögerung zu den bulgarischen Torringen flog, um dort die nächsten zehn Punkte zu holen.
Harry beobachtete immer wieder die beiden Sucher. Diese zogen über dem Stadion ihre Kreise und achteten besonders darauf, den Treibern nicht zu nahe zu kommen. Er erinnerte sich daran, wie Victor beim letzten Endspiel seinen irischen Gegenspieler mit einem vollendeten Wronski-Bluff getäuscht hatte. Würde er an diesem Abend etwas ähnliches sehen? Nicht, daß das Spiel langweilig geworden wäre, denn bei beiden Mannschaften war der Sieg noch möglich, und es wurde immer offensichtlicher, daß alles von den Suchern abhing. Der Spielstand stieg von achtzig zu siebzig für die Japaner über hundertdreißig zu hundertzehn für die Bulgaren auf hundertneunzig zu hundertsiebzig für die Japaner. So ging es weiter: Mal warf ein bulgarischer, dann wieder ein japanischer Jäger ein Tor.
Harry hatte sich gerade darauf eingestellt, alle denkbaren Jäger- und Trieber-Manöver vorgeführt zu bekommen, als Victor plötzlich die Flugrichtung änderte. In einer Steilkurve ging er in einen Sturzflug, und sofort folgte ihm der japanische Sucher. Harry versuchte, etwas zu erkennen, etwa, ob Victor den Schnatz gesehen hatte oder ob es sich nur um einen Bluff handelte. In der geradlinigen Verlängerung von Victors Flugbahn war kein verräterisches Blinken zu sehen. Victor fing seinen Besen kurz über dem Boden ab und Harry dachte: Wronski-Bluff!
Dieser Bluff schien nicht geklappt zu haben, denn der japanische Sucher schaffte es gerade so, einen Aufprall zu vermeiden, mußte aber erst wieder seinen Besen stabilisieren. Victor flog wieder nach oben, und da sah Harry einen goldenen Reflex: Der Schnatz! Victor hielt genau darauf zu und fing ihn ein.
Das gesamte Stadion schien zu explodieren. Vor allem die rote Kurve jubelte: Bulgarien war Weltmeister! Das war Balsam für die Seelen der bulgarischen Zauberer, nachdem sich ihre Mannschaft bei der letzten Weltmeisterschaft noch knapp Irland geschlagen geben mußte. Der bulgarische Minister sagte etwas auf Bulgarisch, was Harry nicht verstehen konnte, aber er ahnte aufgrund der begeisterten Stimme, was es war.
Die japanische Mannschaft flog zuerst zur Ehrenloge, die plötzlich in helles Licht getaucht war. Die Japaner schüttelten den drei Zaubereiministern die Hände, während ihre Namen aufgerufen wurden.
Und dann kam das bulgarische Team, allen voran Victor. Zwei Zauberer trugen den großen goldenen Weltmeisterschaftspokal herein. Victor und ein bulgarischer Jäger hoben den Pokal triumphierend in die Höhe. Das Team verließ die Loge wieder und flog mehrere Ehrenrunden. Währenddessen veranstalteten unten auf dem Boden die Japaner ein Schauspiel, das Harry noch nie gesehen hatte: Sie zündeten ihre Besen an. Der spanische Kommentator sagte etwas in ruhigem Tonfall, was Harry nicht verstand, und tippte dann mit dem Wort „Quietus“ mit dem Zauberstab an seine Kehle. Doch Harry wußte aus „Qudditch im Wandel der Zeiten“, daß es ein japanischer Brauch war, daß die unterlegene Mannschaft ihre Besen nach dem Spiel in Brand setzte.
„Holzverschwendung“, sagte Ginny.
„Besser als Harakiri“, erwiderte Harry.
„Was ist das?“
„Ein alter japanischer Samurai-Brauch: Man rammt sich ein langes Messer in den Bauch und schlitzt ihn sich auf.“
Ginny zog ein angewidertes Gesicht.

Im bulgarischen Lager fiel ein großer Teil der Nachtruhe aus. Im Küchenzelt wurde ausgelassen gefeiert und getrunken, und Harry und Ginny waren eingeladen. Der bulgarische Zaubereiminister stellte sicher, daß er von den Pressezauberern mit Harry abgelichtet wurde. Als Harry merkte, wie ihm der Alkohol allmählich zu Kopf stieg, wechselte er zu Wasser und Kürbissaft. Um fünf Uhr morgens endlich krochen er und Ginny völlig übermüdet in ihre Kojen und fielen sofort in eine tiefen Schlaf. Später am Tag würden sie die Heimreise antreten müssen, und zum Glück hatte Harry den Portschlüssel nach Hause erst für den Abend gebucht.


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