Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Die Aurorenzentrale - Die zwei Türme

von Krabbentaucher

Die Vernehmungen der Ministeriumszauberer von der magischen Unfallumkehr waren weniger aufregend, als Harry es erhofft hatte. Er hatte vor allem getreulich aufzuschreiben, was sie sagten und auf die Fragen von Mr Turgidson antworteten. Auch die Heiler in St Mungo's wurden befragt, um sicherzustellen, daß es sich bei dem Zauber um einen Imperiusfluch handelte. Auch hier betätigte sich Harry nur als Schreiber. Das änderte sich, als er von Mr Turgidson gebeten wurde, doch einmal mit dem Muggel zu sprechen, da Harry mit der Muggelwelt viel besser vertraut war.
Der Muggel – er hieß Scott Thompson und war 48 Jahre alt – war in einem Einzelzimmer in der Abteilung für Fluchschäden untergebracht und sah Harry ziemlich verwirrt an, als dieser eintrat.
„Guten Tag, Mr Thompson“, sagte Harry. „Erlauben Sie, daß ich mich setze?“
„Ähm – bitte... guten Tag.“
Harry zog einen Stuhl ans Bett und setzte sich. Er zückte einen Kugelschreiber und einen Notizblock, da Pergament und Feder den Muggel zu sehr verwirrt hätten.
„Mr Thompson, ich muß noch einmal auf die Geschichte in Carlisle zu sprechen kommen.“
„Hm“, brummte Mr Thompson unwillig.
„Ist Ihnen wahrscheinlich unangenehm.“
„Ja.“
„Muß aber leider sein.“
„Wer sind Sie? Sie sehen sehr jung aus – ein Arzt können Sie nicht sein.“
„Ich – ich bin Ermittler.“
„Also 'n Bu-... ein Polizist.“
„Nicht direkt. Aber ich bin auf solche Fälle spezialisiert.“
„Was droht mir?“
„Nichts. Können wir die Sache dann hinter uns bringen?“
Mr Thompson nickte, wobei die Art der Bewegung deutlich machte, daß er lieber den Kopf geschüttelt hätte.
„Sie kommen ja bald hier raus“, sagte Harry aufmunternd.
„Ja, aber das ist ja auch nicht doll, nicht wahr? Erst dieser Auftritt vor allen Leuten und dann komme ich hier in die Klapse. Was sollen denn die Jungs im 'Horse and Grooms' sagen?“
„Was ist das?“
„Das 'Horse and Grooms'? Meine Stammkneipe.“
„Woran erinnern Sie sich denn noch?“
Mr Thompson machte eine ungeduldige Bewegung und antwortete: „An alles. Wie ich auf dem Marktplatz war und wie ich die Idee hatte, mich auszuziehen. Und es dann auch getan habe. Bis ich, naja,... Und die Leute haben mich überhaupt nicht gestört. Und dann bin ich auf eine Oma mit einem Einkaufsnetz losgegangen, die hatte gar nichts gesagt. Ich weiß auch nicht, was ich mit ihr wollte, es war halt so eine Idee. Aber die Leute haben mich zurückgehalten.“
„Sie erinnern sich noch an alles?“
„Leider ja.“
„Was war das denn für ein Gefühl, als Sie die Idee bekamen, diese Dinge zu tun? Ich meine nicht, wie Sie auf die Idee gekommen sind, sondern einfach, was das für ein Gefühl Sie bei dem Entschluß hatten. Euphorisch? Oder müde? Oder wie?“
Harry hoffte, nicht allzuviel vorgegeben zu haben und wartete die Antwort ab.
„Gefühl? Hm...“ Er überlegte. „Das ist schwierig. Das heißt: Es war komisch... Da war so ein Gefühl, als ob ich schweben würde... und irgendwie war ich leicht und sorgenfrei... und eine Stimme hat zu mir gesagt, ich soll das tun, also das, was ich da gemacht habe... und dann habe ich es getan...“
Harry nickte. Der Muggel hatte soeben sehr gut die Wirkungen eines Imperiusfluchs beschrieben, die man spürte, wenn er auf einen selbst angewandt wurde.
„Ja“, sagte er, „ich verstehe. Das haben Sie den Ärzten auch berichtet. Ich denke, Sie werden keine weiteren Schwierigkeiten haben deswegen.“
„Meinen Sie wirklich?“
„Ja. Aber jetzt muß ich gehen und meinen Bericht schreiben. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen.“
Harry ging hochzufrieden aus dem Zimmer. Er hatte die Aussage, die er brauchte. Später in seiner Bürozelle dachte er beim Anfertigen des Berichts noch darüber nach, daß er möglichweise als Zeuge vor dem Zaubergamot werde aussagen müssen, weil das Gedächtnis des Muggels bei dessen Entlassung manipuliert werden würde.

In Großbritannien – vor allem in England – wurde es ab Mitte Juni richtig sommerlich. Ginny und nach Harrys Eindruck überhaupt jeder hatte jetzt frei, während er Stallwache in der Aurorenzentrale halten mußte. Ron und Hermione verabschiedeten sich im Juli nach Südfrankreich, während Harry und Ginny es wenigstens geschafft hatten, Mrs Weasley vorzuspiegeln, daß es unbedingt notwendig sei, wenn Harry möglichst nah an der Aurorenzentrale und damit im Grimmauldplatz zwölf wohnen würde – und ihm Ginny moralischen Beistand leisten müßte. Daß der Beistand auch handfest körperlicher Natur war, behielten die beiden natürlich für sich.
Harry würde erst im September Urlaub nehmen können, aber würde Ginny schon wieder mit dem Training anfangen. Dann würden sich die Rollen verkehren: Harry würde auf Ginny warten. Vorerst aber hatte sich Harry vorgenommen, den Motorradführerschein in Angriff zu nehmen – dieses Vorhaben war bei Mrs Weasley auf entschiedene und bei Mr Weasley auf gebremste Begeisterung gestoßen, hatte doch jeder von ihnen eine andere Einstellung zu Sirius' Motorrad im Weasleyschen Hühnerstall. Und er wollte sich endlich per Internet an das 21. Jahrhundert anschließen.
Harry meldete sich bei der Fahrschule an, bei der er und Ginny zwei Jahre zuvor ihre Fahrausbildung für den Autoführerschein absolviert hatten. Er stellte schon bei den ersten Übungen auf einem Platz fest, daß er die Fahrschulyamaha gut beherrschte. Das führte er auf seine Besenflugkünste zurück, da seiner Ansicht nach der Besenflug und das Motorradfahren viele Ähnlichkeiten aufwiesen.

Das war das eine. Das andere war die Internet- und Computersache. Harry überlegte, ob er sich einem Computerhändler oder Dudley anvertrauen sollte. Er entschied sich für Dudley, denn Computerkram war das einzige, worin sein unbeholfener Cousin unbestreitbar gut war – vom Boxen vielleicht abgesehen. Der erste Anlauf verlief allerdings nicht sehr ermutigend. Dudley war in Sunderland telefonisch einfach nicht zu erreichen. Allerdings hatten jetzt im Juli vermutlich die Semesterferien begonnen. Harry seufzte. Das hieß nämlich, daß er im Ligusterweg anrufen mußte. Ich muß mir mal Dudleys Mobiltelefonnummer notieren, dachte Harry, als er die noch immer vertraute Nummer seines ehemaligen Heims wählte. Mit klopfendem Herzen wartete er darauf, von Onkel Vernon angeblafft zu werden.
„Ja?“ meldete sich die Stimme eines jungen Mannes am anderen Ende.
„Dudley?“
„Ja. Wer ist da? Bist du das, Harry?“
„Ja.“
„Hallo.“
„Hallo – Big D, ich – ähm – wie soll ich sagen... Du hast doch Ahnung von Internet und Computern und so weiter, oder?“
„Ähm, jaah?“
„Es ist nämlich so. Ich will mir jetzt auch so 'ne Kiste zulegen, und da bräuchte ich... gewissermaßen... etwas Beratung.“
„Ja?“
Harry seufzte. Er hätte es am liebsten gehabt, wenn Dudley sofort geschaltet und sich bereiterklärt hätte, ihm das wichtigste zu zeigen, am besten in Sunderland und nicht in Little Whinging.
„Könntest du das machen? Mich beraten, zeigen, wie das geht, mir sagen, was ich brauche?“
„Gern, aber ich habe dir doch damals in Australien alles gezeigt mit dem Internet, bei den Grangers, weißt du noch?“
„Ja schon, aber das ist drei Jahre her, und seitdem habe ich keinen Computer mehr angefaßt.“
„Okay, dann komm doch her, dann zeige ich es dir. Ich bin in Little Whinging, Ligusterweg vier.“
Harry fand diese Information ziemlich überflüssig, denn er selbst hatte dort angerufen. Außerdem wäre ihm Sunderland lieber gewesen, weswegen er sagte: „Ich bin eigentlich nicht so scharf drauf, dort zu sein. Mir wäre deine Bude in Sunderland lieber. Wir könnten eben dorthin apparieren und...“
„Apparieren? Nein, das habe ich nie gemocht. Außerdem wissen die dort, daß ich in Surrey bin, wie soll ich denen das erklären?“
Harry vermutete, daß Dudley mit „die“ seine Nachbarn meinte. Er gab nach: „Gut, dann in Little Whinging. Wann?“
„Ähm, wie wäre es nächsten Samstag? Um vier?“
„Okay, bis Samstag um vier. Bis dann!“
„Bis dann!“

Das letzte Juliwochenende war ziemlich heiß. Harry stand vor dem Spiegel und kontrollierte sein Aussehen. Er rechnete damit, Onkel Vernon und Tante Petunia über den Weg zu laufen, und da wollte er absolut sicher gehen, hundertprozentig wie ein Muggel auszusehen. Er trug Jeans, Turnschuhe und ein T-Shirt, und zwar keines aus der Jugendecke von Madam Malkins', sondern eines aus einem Muggelladen. Das T-Shirt war weit genug, um locker über den Zauberstab zu fallen, den er in den Bund seiner Jeans gesteckt hatte.
„Wie ein Muggel, wirklich“, lobte Ginny.
„Ja... So, ich gehe dann. Wünsch mir Glück.“
„Viel Glück. Wenn man Voldemort überstanden hat...“
„Onkel Vernon ist ein anderer Fall“, brummte Harry.
Er verließ sein Haus und apparierte in den Durchgang in Little Whinging, in dem er gegen die Dementoren gekämpft hatte. Vorbei an den ganzen saturierten Eigenheimbesitzern, die sich an ihn nicht zu erinnern schienen, was damit zusammenzuhängen schien, daß Harry neue und passende Sachen trug, ging er den vertrauten Weg zum wuchtigen Haus, in dem er einst gewohnt hatte. Er klingelte und hoffte darauf, Dudley würde öffnen, doch -
„Du hier?“ sagte Onkel Vernon in einem Ton, der nur allzu deutlich machte, daß er keineswegs über diesen Besuch erfreut – und wohl auch nicht informiert – war, wie sich dann auch zeigte. „Du kommst ziemlich ungelegen. Wir haben Besuch, und Dudley erwartet auch welchen. Also besser, du gehst, bevor -“
„Hallo, Harry, da bist du ja, komm rein!“ sagte Dudley, der gerade hinter Onkel Vernon erschienen war.
Onkel Vernon fuhr herum.
„Hast du dich etwa mit dem Burschen da verabredet? Warum? Ich dachte, du wolltest da jemandem deinen Computer zeigen...?“
„Ja, genau“, sagte Dudley so unbekümmert und wortkarg, wie nur er es hinbekam.
Widerwillig trat Vernon Dursley beiseite und murmelte etwas wie „hört das denn nie auf“, da rief eine Frau aus der Küche: „Ist das Dudleys Besuch, Vernon? Willst du ihn mir denn nicht vorstellen? Warte, ich komme.“
Harry war das Blut in den Adern gefroren, denn das war nicht Tante Petunias Stimme. Onkel Vernon versteinerte und im Türrahmen erschien Marge, Onkel Vernons Schwester. Harrys Lippen waren zu einer harten Linie geworden und er spürte, daß er McGonagall Konkurrenz machte. Er zwang sich „guten Tag, Tante Marge“ zu sagen.
Diese sah ihn abschätzend von oben nach unten und umgekehrt an und sagte: „So – du also.“
Harry erwartete, von Ripper, Marges mißratenem Hund belästigt zu werden.
„Wo ist denn Ripper?“ fragte er so interessiert und anteilnehmend wie möglich.
„Verstorben“, sagte Onkel Vernon schnell, der darauf bedacht schien, beide Besucher möglichst schnell und in entgegengesetzte Richtungen aus dem Flur hinauszubekommen.
„Ähm – wie war eigentlich deine Woche?“ fragte Dudley schnell.
„Anstrengend. Es sind ja viele im Urlaub, und da muß ich mich um Akten kümmern, gestern habe ich noch einen Verdächtigen vernommen, der war aber nur ein kleiner Fisch“, antwortete Harry und hoffte, daß Marge wieder abziehen würde, doch sie tat ihm diesen Gefallen nicht.
„Akten? Vernehmung? Was machst du denn überhaupt? Vernon, sollte es etwa möglich sein, daß aus diesem... da... etwas geworden sein sollte? Der war doch in diesem... was war das noch? So eine Anstalt für unverbesserliche Kriminelle.“
Harry spürte Wut aufsteigen, und Onkel Vernon merkte das offensichtlich, denn er sagte schnell: „Der Bursche ist jetzt bei der Polizei. Da haben die im St Brutus wirklich erstklassige Arbeit geleistet. Stell dir nur vor, was aus dem geworden wäre, wenn ich ihn nicht da reingesteckt hätte. Und nun, Harry, geh mit Dudley rauf in sein Zimmer, schnell. Wir gehen wieder in den Garten.“
Er schob Harry in Richtung Treppe. Harry nahm die Gelgenheit dankbar an und ging mit Dudley hinauf.
Die beiden verbrachten zwei ganze Stunden mit dem Computer. Dann trat Onkel Vernon ein. Es stellte sich heraus, daß sein Drang, sich wichtig zu machen, über seine Abneigung gegen Harry gesiegt hatte.
„Bei der Anschaffung von Hardware muß man einiges beachten, vor allem bei so maroden Telefonleitungen, wie Z... deinesgleichen haben.“
„Ich habe ISDN, meinst du, daß das halbwegs geht?“ fragte Harry bissig.
„Oh – hm. Naja“, sagte Onkel Vernon. „Wie auch immer, als Führungskraft bin ich hier derjenige, der das richtige sagen kann, und ich will nicht, daß du dauernd hier angeheult kommst, weil was nicht läuft. Los geht's!“

Eins mußte Harry zugeben: Onkel Vernon verstand eine Menge von Computern. Harry hatte seine Aufzeichnungen zum Einkauf mitgenommen und dann danach die einzelnen Komponenten zusammengebaut. Aufgrund eines logistischen Fehlers hatte er allerdings den eigens angeschafften Computertisch nicht vorher zusammengebaut, was er dann unter Phineas Nigellus' amüsiert-neugierigen Blicken nachholen mußte. Schließlich stand alles in seinem Arbeitszimmer und funktionierte sogar. Am Abend gab er Ginny seine Kenntnisse weiter.

Am ersten September waren alle Auroren wieder aus ihren Urlauben zurück. Harry hatte ab diesem Tag selbst für zwei Wochen Urlaub genommen. Viel Zeit würde er mit Ginny trotzdem nicht verbringen können, denn die Quidditch-Saison und damit das Training hatte begonnen. Da das Training der Holyhead Harpies nicht öffentlich war und diese Regel sehr streng gehandhabt wurde, konnte Harry seine Freundin nicht dorthin begleiten und ihr zusehen. Immerhin hatte er abends etwas von ihr, denn trotz Mrs Weasleys Einladung verbrachte er seinen Urlaub nicht im Fuchsbau, sondern im Grimmauldplatz. Als Grund hatte er seine Fahrausbildung für den Motorradführerschein vorgeschoben, die er möglichst im September abschließen wollte. Das war Mrs Weasley nur recht, denn das bedeutete, daß sie Sirius' Motorrad bald los sein würde. Das Wetter war allerdings wechselhaft, was beim Motorradfahren nicht immer das reine Vergnügen war. Zu Beginn der zweiten Urlaubswoche schien allerdings die Sonne und die Temperaturen stiegen auf über zwanzig Grad.

Am Dienstagnachmittag stoppte Harry die Fahrschulyamaha nach drei Fahrstunden vor der Fahrschule, bockte sie auf, stieg ab und nahm den Helm vom Kopf.
„Sehr gut, Mr Potter“, sagte der Fahrlehrer, der aus dem Fahrschulcorsa ausgestiegen war, mit dem er Harry gefolgt war. „Ich denke, wir können Sie bald zur Fahrprüfung anmelden. Sie scheinen wirklich eine Begabung für das Motorradfahren zu haben.“
„Danke. Ich würde die Prüfung gerne noch im September machen, aber dazu müßte ich noch einmal Urlaub nehmen“, sagte Harry. „Ich habe ja diese Woche noch Urlaub – da wird das wohl nichts mehr?“
„Leider nicht.“
Harry verabschiedete sich von seinem Fahrlehrer, ging scheinbar zur U-Bahn, um dann zum Grimmauldplatz zu apparieren. Es war kurz nach fünf Uhr, da würde in einer oder zwei Stunden Ginny heimkehren. Harry wurde von Kreacher empfangen, der sich erkundigte, ob er den Nachmittagstee bereiten könne.
„Ja, gerne, Kreacher, wenn es nicht zu viel Umstände macht. So eine Tasse Tee ist nach drei Stunden Motorradfahren vielleicht nicht schlecht.“
„Wo will der Meister seinen Nachmittagstee einnehmen?“
Harry überlegte kurz und entschied dann: „Im Fernsehzimmer. Vielleicht kommt ja etwas in der Glotze, bis Ginny kommt.“
Kreacher verbeugte sich und krächzte: „Kreacher wird den Meister rufen, wenn alles bereit ist, sofern sich der Meister nicht in jenem Zimmer aufhält.“
„Danke, Kreacher.“
Harry ging in das Badezimmer, um sich zu duschen und umzuziehen, denn in der Lederkluft hatte er etwas geschwitzt, und er wollte bei Ginny einen guten Eindruck machen. Als er kurz vor halb sechs aus dem Badezimmer herauskam, stand Kreacher vor der Tür und teilte mit, daß alles bereit sei. Dann zog sich der Hauself zurück und Harry ging in das Fernsehzimmer. Er dachte, daß er Kreacher besser die genaue Anweisung hätte erteilen müssen, daß er nur Tee bereiten solle, denn der Hauself hatte wie immer übertrieben: Auf dem niedrigen Tischchen vor dem Sofa stand nicht nur eine Teekanne und eine Tasse, sondern das komplette britische Nachmittagstee-Programm: Lachs- und Schinkensandwiches, weiche Teebrötchen mit Schlagsahne und Marmelade sowie Gebäck und kandierte Früchte. Harry seufzte, schenkte sich Tee ein und schüttete noch etwas Milch hinzu. Auf Zucker verzichtete er wie immer. Er nahm einen Schluck, biß in ein Sandwich, griff zur Fernbedienung und schaltete das Fernsehgerät ein.

Dort wurde gezeigt, wie ein sehr Hochhaus senkrecht in sich zusammensackte und eine riesige Staubwolke aufstieg. Harry schlürfte seinen Tee und achtete nicht auf den Kommentar. Scheinbar hatte wieder eine Sprengung stattgefunden. Doch dann las er den Untertitel, der eingeblendet war: „Terroristische Angriffe in US – World Trade Center zerstört, Pentagon getroffen und brennt.“
Harry stellte die Tasse hin und legte das angebissene Sandwich auf den Teller. Nun zeigten die Nachrichten, wie einige Stunden zuvor zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers eingeschlagen waren. Bilder vom brennenden Pentagon wurden gezeigt. Und es wurde berichtet, daß ein weiteres Flugzeug in Pennsylvania nach einer Entführung zum Absturz gebracht wurde. Als gerade die Aufzeichnung einer Ansprache von Tony Blair gesendet wurde, in der er gesagt hatte, daß Großbritannien den USA sein Mitgefühl ausspricht und daß der Terrorismus ein weltweites Übel sei, welches vollständig beseitigt werden müsse, kam Ginny herein.
„Hallo, Harry, Kreacher hat gesagt, du wärst hier zu finden.“
„Setz dich hin und sieh dir das an“, sagte Harry, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.
„Hättest wenigstens hallo sagen können“, maulte sie und setzte sich. „Was ist das – reißen die da Häuser ab?“
„Ja, mit entführten Flugzeugen“, brummte Harry.
Ginny begriff und wurde ganz ruhig.
Es wurde ein langer Fernsehabend. Kreacher begriff nicht recht, was los war, da weder Harry noch Ginny beim Abendessen besonders viel Appetit entwickelte. Außerdem war kaum etwas von den Nachmittagsteesachen angerührt worden.
Später im Bett lagen Harry und Ginny nebeneinander, ohne auch nur einen Schluck Verhütungstrank zu benötigen.
„Liegt dir schwer im Magen, nicht?“ fragte Ginny teilnahmsvoll.
„Klar – das sind doch tausende von Toten auf einen Schlag“, murmelte Harry.
„Ich dachte immer, nur Voldemort und seine Todesser würden monströse Sachen machen, wie diese Brücke da oder die Zugentgleisungen. Oder was man gehört hat auf Potter Watch damals mit dieser fünfköpfigen Muggelfamilie... Aber das hier ist ja... Da fehlen mir die Worte. Wessen Name wurde da genannt?“ rekapitulierte Ginny.
Harry dachte nach: „Genaugenommen wurde gar kein Name genannt, jedenfalls nicht als Verdächtiger. Aber die Leute im Fernsehen haben darauf hingewiesen, daß ein gewisser Osama bin Laden schon für Anschläge mit vielen Toten verantwortlich sein soll. Es ist ja nicht mal einen Tag her, daß das passiert ist.“
Sie lagen nebeneinander und schwiegen. Harry starrte an die Decke. Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
„Sag mal Ginny – du erinnerst dich doch auch daran, daß die berichtet haben, daß jedes Flugzeug sofort landen mußte? Und daß kein Flugzeug mehr von außen in den Luftraum der USA einfliegen durfte?“
„Jaah... und?“
„Naja, und der Bush hat was gesagt, daß die Hinterleute und Helfer zur Rechenschaft gezogen werden sollen und so -“
„Ist ja auch in Ordnung.“
„Darum geht es mir nicht. Was ich meine, ist, daß seit heute niemand mehr dort einreist. Jedenfalls nicht auf dem Luftweg. Und daß die in Amerika jetzt ganz genau hinschauen werden, wen sie vor sich haben. Vor allem bei Ausländern.“
Ginny sagte nichts. Dann gab sie nur ein unbestimmtes „hm“ von sich. Doch Harry ließ sich nicht beirren: „Wenn zum Beispiel britische Zauberer drüben irgendwelchen Sicherheitsleuten der Muggel in die Arme laufen und keinen Paß vorweisen können – welcher Zauberer hat schon einen Paß? - oder ihnen übermorgen erzählen, sie wären am zwölften September erst eingereist, dann kann das doch zu Problemen führen. Nicht jeder beherrscht einen Gedächtniszauber, und um alles wird sich das nordamerikanische Zaubereiministerium nicht kümmern können.“
„Du meinst, du mußt morgen ins Ministerium“, faßte Ginny schläfrig zusammen.
„Ja, genau das meine ich“, sagte Harry entschlossen.

Am nächsten Morgen schrieb Harry einen kurzen Brief an Kingsley, in dem er dringend um einen Termin bat. Ein Blick in den Tagespropheten hatte ihm gezeigt, daß die Ereignisse vom Vortag in New York völlig an dieser Zeitung vorbeigegangen waren. Dann frühstückte er mit Ginny, verabschiedete sie und zog sich selbst einen Umhang an, um dann von der oberen Stufe seines Hauses aus ins Atrium des Ministeriums zu apparieren. Er ging sofort zum Tisch des Empfangszauberers und fragte ihn: „Guten Morgen, ich bin Harry Potter. Ich habe um einen Termin beim Minister nachgesucht. Schon irgendwelche Nachrichten da?“
Der Empfangszauberer stammelte wie üblich: „Oh – Mr Potter... ähm, Moment... ja, hier: Sobald Sie im Ministerium sind, sollen Sie sich beim Minister melden.“
Wenige Minutern später stand Harry im Vorzimmer von Kingsley.
„Moment, ich kündige Sie eben an – Sie haben sich ja angemeldet“, sagte die Sekretärin und verschwand hinter der Tür zu Kingsleys Büro. Als sie wieder zum Vorschein kam, sagte sie: „Mr Shacklebolt läßt bitten.“
Harry bedankte sich und trat ein. Kingsley erwartete ihn mit besorgtem Gesicht an der Tür und wies ihn zur Sitzgruppe für die Besucher.
„Harry, freut mich, dich zu sehen – was ist denn wichtiges?“
„Ich habe gestern etwas in den Muggelnachrichten gesehen“, begann Harry, der es auf einmal unheimlich schwierig fand, einen Anfang zu finden. „Es ist etwas schreckliches passiert in New York. Und ich glaube, daß es Auswirkungen auf uns haben wird. Zumindest müssen wir reagieren. Paß auf.“
Er berichtete von den vier entführten Flugzeugen, den zwei Türmen des World Trade Centers und dem Pentagon. Kingsley hörte aufmerksam und mit zunehmend entsetztem Gesichtsausdruck zu. Er hatte während seiner Zeit als Leibwächter des Premierministers und später während der Herrschaft Voldemorts intensiv die Zeitungen der Muggel gelesen, so daß er sich eine gute Vorstellung machen konnte, was abgelaufen war. Allerdings hatte er als Minister kaum noch Zeit, Muggelzeitungen zu lesen. Deshalb war ihm der Anschlag bislang unbekannt gewesen. Als Harry mit dem Hinweis auf Verwicklungen geendet hatte, die sich auch für die magische Gemeinschaft ergeben könnten, erhob sich Kingsley, ging zur Tür, öffnete sie und sagte zu seiner Sekretärin: „Bitte trommeln Sie die Abteilungsleiter zusammen. Wir treffen uns in einer halben Stunde hier oben im Besprechungsraum.“
„Alle Abteilungsleiter?“ hörte Harry die Stimme der Sekretärin.
„Ähm – nein. Ich würde sagen... die Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung, für magische Unfälle und Katastrophen, für internationale magische Zusammenarbeit und für magisches Transportwesen. Und – ähm – warten Sie, der Abteilungsleiter für magische Unfälle und Katastrophen soll den Leiter des Kommittees für muggelgerechte Entschuldigungen mitbringen. Das war's soweit. Halt! Falls Sie ihn erreichen können, sagen Sie bitte auch dem US-amerikanischen Verbindungszauberer Bescheid, daß er zu der Besprechung kommen soll.“

Der Besprechungsraum im ersten Stock erinnerte Harry an König Arthurs Tafelrunde: Im Raum stand eine große runde Tafel mit hohen, kunstvoll gedrechselten Lehnstühlen. Ansonsten entsprach der Raum mit seiner Holzvertäfelung rundum dem Stil der ersten Etage. Kingsley nahm auf dem Lehnstuhl mit der höchsten Lehne Platz und bedeutete Harry, sich auf den Stuhl neben ihm zu setzen. Harry kam sich sehr klein vor, denn die Lehne überragte im Sitzen seinen Kopf knapp. Dann kamen nach und nach die Ministeriumshexen und -zauberer herein, von denen Harry nur Mr Weasley erkannte. Sogar der amerikanische Verbindungszauberer war erschienen. Kingsley begrüßte die Anwesenden und bat Harry, von den Ereignissen in New York zu berichten. Als Harry seinen Bericht erstattet hatte, sahen ihn die anderen entweder entsetzt oder verständnislos an. Der amerikanische Verbindungszauberer schaltete als erster und sagte in seinem breiten Englisch: „Also – die Zwillingstürme sind auch den amerikanischen Zauberern ein Begriff – und die sind jetzt einfach weg? Ich vermute mal, daß die im Ministerium alle Hände voll zu tun haben. Wahrscheinlich werde ich noch eine Nachricht von den Jungs erhalten.“
Die Leiterin der Abteilung für magisches Transportwesen, deren Namen Harry schon wieder vergessen hatte und die für ihn deshalb schlicht die Transporthexe war, schien nicht beeindruckt zu sein: „Ist es denn sicher, daß es ein Anschlag war? Ich meine, diese Muggelflugzeuge stürzen doch dauernd ab, und da -“
„So häufig auch nicht“, sagte Harry. „Ich habe es ja im Fernsehen gesehen. Das war ganz gezielt gesteuert. Außerdem ist Manhattan eine Flugverbotszone. Und je ein Flugzeug in jeden Turm – das ist kein Zufall.“
Der Leiter des Kommittees für muggelgerechte Entschuldigungen hatte sogar schon von dem Anschlag gehört: „Das war Thema im Büro für Muggelbeziehungen. Irgendjemand hatte eine Muggelzeitung dabei, die waren voller Bilder.“
„Ich hätte das in der Tat selbst gern gesehen“, sagte der Leiter der Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit und erntete Zustimmung.
„Die Muggelnachrichten werden auch heute noch voll davon sein“, sagte Harry.
Kingsley schlug vor, die Besprechung zu unterbrechen und einen Ort aufzusuchen, wo es die Möglichkeit gab, fernzusehen. Harry ahnte, daß sein Haus gemeint war und lud die Runde ein, ihn zu begleiten.

Kreacher war über die Maßen erfreut, so viele so hochrangige Leute im Haus von Harry Potter – so nannte er das Haus der Blacks inzwischen – begrüßen zu können. Mit leicht fanatischem Blick fragte er, ob er ein Essen ausrichten könne.
„Es ist ein reiner Arbeitsbesuch, Kreacher“, sagte Harry. „Mach einfach eine kleine Erfrischung klar für nachher, dann paßt das schon.“
Mit den ganzen Leuten im Fernsehzimmer wurde es ziemlich voll. Harry hatte gewissermaßen Glück, denn er fand sofort einen Fernsehsender, der eine Zusammenfassung der Ereignisse vom elften September brachte. Außerdem wurde mitgeteilt, daß die NATO zu Beratungen zusammentrat, da die USA den Antrag gestellt hatten, den Bündnisfall festzustellen. Waren einige Hexen und Zauberer noch skeptisch gewesen, wußte nun jeder: Das hier war ein Anschlag, und ein beispiellos monströser noch dazu.
Der Abteilungsleiter für die internationalen Beziehungen fragte den amerikanischen Verbindungszauberer, der die Fernsehaufnahmen mit dem größten Entsetzen von allen verfolgt hatte: „Glauben Sie, daß Mr Potters Befürchtung richtig ist, daß die Muggel dort jetzt alles überwachen?“
Der Amerikaner nickte und sagte: „Allerdings. Der Präsident steht unter großem Druck, er muß zeigen, daß etwas passiert. Ich bin mir sicher, daß da jetzt eine ganz große Hysterie ausbricht.“
„Und der Präsident der Muggel-USA gilt nicht gerade als große Leuchte, wer weiß, was der gerade ausbrütet“, murmelte Harry.
„Ich kenne mich mit dem Präsidenten nicht so aus“, sagte der Amerikaner ausweichend.
Mr Weasley hatte sich bislang zurückgehalten, doch er hatte nachgedacht und fragte nun etwas, woran Harry gar nicht gedacht hatte: „Wenn man so sieht, wie dieses Flugzeug direkt in das Hochhaus geflogen ist, dann frage ich mich, ob da nicht Schwarzmagier ihre Finger drin haben? Ich denke da zum Beispiel an den Imperiusfluch.“
„Wir haben bei uns keine Probleme mit Schwarzmagiern, oder glauben Sie, daß einige Todesser es bis zu uns geschafft haben könnten?“ widersprach der Amerikaner.
„Das sieht ihnen nicht ähnlich“, sagte Harry unter zustimmendem Nicken von Kingsley. „Solche Zauberer haben vom Flugverkehr zu wenig Ahnung. Beim Imperius muß man schon genau vorgeben, was zu tun ist, und ohne technisches Verständnis geht bei Muggelflugzeugen nichts.“
„Wir sollten wirklich Maßnahmen beschließen“, sagte die Transporthexe.
„Aber zuerst nehmen wir noch die Erfrischung zu uns, die mein Hauself wahrscheinlich schon gezaubert hat“, schlug Harry vor und erntete allseitig Zustimmung.
Inzwischen war es Mittag geworden. Die Erfrischung, die Kreacher im Salon bereitet hatte, stellte sich als üppiges Mittagessen mit mehreren Gängen heraus. Er hatte es offensichtlich darauf angelegt, die hochrangigen Ministeriumsleute zu beeindrucken. Harry war ihm dankbar, denn auf diese Weise konzentrierten sich die Leute auf das Essen, so daß man sich nicht weiter über die Anschläge unterhielt. Doch irgendwann ist auch das beste Essen vorbei.
„Ich danke Mr Potter für das Essen“, sagte Kingsley, „aber jetzt sollten wir ins Ministerium zurückkehren und zusehen, was wir am besten beschließen. Die Gefahr ist zu groß, daß sich einer unserer Zauberer falsch verhält. Die Anrufung der NATO durch die Amerikaner hat mir klargemacht, wie ernst die Lage ist. Und unser amerikanischer Freund hat Mr Potters Befürchtungen bestätigt.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling