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Die Aurorenzentrale - Politik im Urlaub

von Krabbentaucher

Das Temperaturgefälle war deutlich. Eben noch hatte in Broome eine Vormittagstemperatur von deutlich über fünfundzwanzig Grad geherrscht, jetzt lag sie nur bei höchstens fünfzehn Grad. Harry verfluchte leise seine Nachlässigkeit, denn eigentlich hätte er sich daran erinnern müssen, daß es im australischen Winter hier auf der hochgelegenen Ebene nicht besonders warm wurde. Dennoch war er munter in Turnhose und T-Shirt aus dem Last Resort hinausmarschiert, um mit dem Portschlüssel nach Alice Springs zu reisen.
„Ist aber kalt hier“, bemerkte Ginny, die ebenfalls in dünnen, kurzen Sachen dastand.
Glücklicherweise waren sie etwas außerhalb von Alice Springs angekommen, so daß sie sich umziehen konnten. Dann apparierte Harry mit Ginny zu dem Hostel, in dem er damals schon mit Hermione, Ron und Dudley geschlafen hatte. Viele Hostels waren im Winter nämlich nicht richtig beheizt, das damals benutzte dagegen schon. Harry und Ginny checkten ein, und schon wenig später flanierten sie durch den Ort. Dieser hatte sich von einer reinen Telegrafenstation zu einer veritablen Touristenfalle gemausert, so daß eine gewisse Monokultur aus Andenkenläden und Gaststätten – meistens Schnellrestaurants – bestand. Das älteste erhaltene Gebäude der Stadt war im Jahr 1908 errichtet worden und war bis Ende der dreißiger Jahre als Gefängnis genutzt worden.
Harry und Ginny besichtigten das Zentralaustralische Luftfahrtmuseum, das er bei seinem letzten Besuch nicht gesehen hatte. Vor dem Eingang stand erhöht auf Stelzen, als setze sie gerade zur Landung an, eine dreimotorigen DHA Drover in den Farben des Royal Flying Doctor Service, die in Australien in den vierziger Jahre aus der englischen DH Dove entwickelt worden war. Das Museum war von der Geschichte der Fliegenden Ärzte ein wenig geprägt und zeigte noch eine Dove in deren Anstrich sowie ein pedalgetriebenes Funkgerät. Außerdem waren noch eine DC-3 und einige kleinere Flugzeuge ausgestellt.
„Also, das muß den Muggeln lassen“, sagte Ginny, als sie sich die alten Maschinen ansah, „sie hatten Mut. Mit so was zu fliegen, also, da könnte ich Mum schon eher verstehen mit ihrer dauernden Skepsis.“

Besonders groß war das Museum nicht, und so standen sie wieder auf der Straße, als es Mittag war. Inzwischen war die Temperatur auf über zwanzig Grad gestiegen, so daß sie ihre Sweatshirts ausziehen konnten.
„Was machen wir jetzt? Zum Ayers Rock oder Uluru, oder wie der eigentlich heißt, apparieren?“ fragte Ginny.
„Nein, da gucken wir erst zum Sonnenuntergang vorbei. Soll doch die Skeeter dort den Tag verbringen, die läuft uns sowieso nicht weg. Ich würde sagen, wir gucken uns mal die McDonnell Range an. Ich erinnere mich dunkel, daß mir damals auf der Reise ein Tourist gesagt hat, das sei das älteste Gebirge der Erde. Liegt hier praktisch um die Ecke. Und trotzdem habe ich es mir letztes Mal nicht angeguckt.“
„Hm. Einverstanden. Vielleicht findet sich dort auch ein lauschiges Plätzchen. Wir sollten diesen Trank mitnehmen...“
Die McDonnell Ranges waren einmal etwa zehntausend Meter hoch, höher also als der Himalaya, aber nun ragten die höchsten Gipfel nur noch anderthalbtausend Meter hoch auf. Dafür gab es viele interessante Einschnitte, zu denen vor allem der Standley Chasm gehörte, ein fast gerader, am Boden nur einige Meter breiter Spalt quer durch den Berg. Aber es gab auch ein paar abgelegene malerische Orte, an denen sich Harry und Ginny niederließen, um die Natur, die etwas wärmende Sonne und sich zu genießen, bis es Abend wurde. Dann standen sie auf und apparierten nach Südwesten – in die Nähe des Parkplatzes, von dem aus die Muggel den Sonnenuntergang am Uluru zu beobachten pflegten.

Als sie auftauchten, war Harry so überwältigt wie das letzte Mal, als er den Felsen gesehen hatte. Mitten aus der flachen Strauchsavanne erhob sich als gewaltiger Buckel der den Aboriginies heilige Uluru und wurde bereits von der untergehenden Sonne angestrahlt.
„Wir haben noch gar keinen Eintritt für den Nationalpark bezahlt, aber das machen wir morgen“, murmelte Harry.
Er stellte sich mit Ginny unauffällig zu den anderen wartenden Touristen, die vom Parkplatz aus dem Naturschauspiel zusehen wollten. Das war unauffälliger, als irgendwo in der Landschaft zu stehen und angenehmer, als sich neben der Straße aufzustellen. Der Monolith leuchtete orangerot, das immer intensiver zu werden schien. Harry legte seinen Arm um Ginnys Hüfte, und Ginny legte ihren Arm um Harrys Hüfte. Ein wenig streichelte er Ginny, und er konnte spüren, wie Ginnys Hand ein Stück unter sein Sweatshirt zum Bund seiner Jeans glitt. So standen sie und sahen zu, wie der Felsen seine Farbe zu rot und rotbraun wechselte. Dann ging die Sonne ganz unter, so daß der Felsen zuerst grau, dann dunkelblau wurde, während der Himmel noch blaßviolett leuchtete, um dann dunkel zu werden. Die Temperatur sackte ziemlich schnell um mehr als fünf Grad.
„Laß uns nach Alice apparieren“, sagte Ginny. „Es war wunderschön.“
„Jaah“, sagte Harry, „und nirgendwo eine Spur von der Skeeter.“
„Kann noch kommen, wenn sie im Portschlüsselbüro erfährt, daß wir nach Alice gereist sind.“
Sie apparierten zurück zum Hostel und legten sich auch schnell schlafen, denn Harry wollte Ginny noch den Sonnenaufgang am Uluru, den Uluru bei Tag und Kata Tjuta zeigen, also die 36 Monolithen nordwestlich des Uluru. Außerdem mußte er gerüstet sein für Rita Skeeter, die ihm sicher am Felsen irgendwo auflauern würde. Außerdem war der Ausflug in die McDonnell Ranges in gewisser Weise auch anstrengend gewesen, selbst wenn sie sich überwiegend in einer abgelegenen Ecke aufgehalten hatten.

Es war noch dunkel und mit etwa sechs Grad nicht gerade angenehm warm, als Harry und Ginny aufbrachen. Sie trugen Jeans, Pullover und Jacke, darunter T-Shirt, weil die Temperaturen im Laufe des Tages auf mehr als zwanzig Grad steigen würden. Harry erinnerte sich noch an den Punkt, von wo aus der Sonnenaufgang am Uluru am besten zu sehen war. Da es unter den Touristen nicht besonders viele Frühaufsteher zu geben schien, waren Harry und Ginny ziemlich allein. Nur ein weiteres Paar stand etwas entfernt an einem Wohnmobil, mit dem es gekommen war.
Wieder aneinandergeschmiegt, sahen Harry und Ginny zu, wie der Felsen in der aufgehenden Sonne zunächst von oben in ein glutrotes Licht getaucht wurde, bis er schließlich vollständig leuchtete und seine Farbe in ein Rotorange änderte. Schließlich stand die Sonne so hoch, daß der Felsen seine natürliche ockerbraune Farbei zeigte. Die Temperaturen stiegen, und Harry und Ginny zumindest ihre Jacken ausziehen und in ihre Rucksäcke stecken konnten.
Harry bestand darauf, daß korrekterweise der Eintritt für den Park bezahlt werden mußte, danach gingen sie noch um den Felsen herum, was zwei Stunden in Anspruch nahm.
„Harry!“ hörte er plötzlich eine nur allzu bekannte Frauenstimme hinter sich.
Er und Ginny drehten sich um und sahen, was sie erwartet hatten: Rita Skeeter. Sie sah ein wenig abgespannt aus und kam näher.
„Ich dachte, Du wolltest gestern schon hierher reisen!“
„War ich auch – gestern Abend zum Sonnenuntergang. Und heute zum Sonnenaufgang.“
„Und ich laufe hier seit gestern Morgen hier rum... Habe in Melbourne im Rollenden Zauberstein übernachtet und bin dann heute Morgen wieder hierher zurückgekehrt. Wo hast Du überhaupt übernachtet?“
„Ähm – bei den Muggeln.“
„Jaja, hier ist ja so gut wie keine magische Infrastruktur. Und nun? Was habt ihr beiden vor? Was habt ihr gemacht?“
„Den Sonnenaufgang angeguckt. Und um den Felsen gelaufen. Jetzt wollen wir in das Besucherzentrum gehen.“
Harry fragte sich, ob die Skeeter ihm und Ginny den ganzen Tag über an den Fersen kleben wollte wie ein alter Kaugummi, aber im Augenblick kam ihm das ganz recht. Er marschierte den langen Weg entlang zum Besucherzentrum, das aus zwei Gebäuden bestand, die im Grundriß keine gerade Wand aufwiesen und dessen Gelände gezäunt war. Sie gingen hinein. Harry sah sich um. Dann ging er weiter durch das Gebäude und hinaus in den rückwärtigen Bereich des Geländes. Ginny und Rita Skeeter folgten ihm und ließen deutlich erkennen, daß sie mit seinem Handeln nichts anfangen konnten. Er sah sich um. Plötzlich kam ihn das Absurde an seinem Vorhaben in den Sinn. Wie konnte er erwarten, diesen Mann hier wieder zu treffen? Er hatte den Medizinmann und Zauberer vom Stamm der Anangu-Aboriginies vor zwei Jahren hier zufällig kennengelernt. Jegliche Wahrscheinlichkeit sprach dagegen, daß sich dieser Mann jetzt ebenso zufällig hier aufhalten würde.
„Nun, Mrs Skeeter – sind Sie schon auf den Uluru appariert?“ fragte er, um davon abzulenken, daß etwas nicht so funktionierte, wie er es sich vorgestellt hatte.
„Uluru?“
„So heißt der Ayers Rock bei den Aboriginies.“
„Ja, gleich gestern am Nachmittag, als ihr nicht gekommen seid – sobald sie den Aufstieg da hinten an dieser Kette gesperrt haben, dann waren nämlich die Muggel nicht mehr oben.“
„Ich war noch überhaupt nicht oben“, bemerkte Harry trocken.
„Oh -“, sagte die Reporterin.
„Ist Ihnen bekannt, daß Uluru für die Aboriginies ein heiliger Berg ist, den man nicht besteigen soll? Und daß die Aboriginies hier schon seit zehntausend Jahren leben?“ hakte er nach.
„Naja, direkt bestiegen habe ich ihn nicht...“
„Appariert ist noch respektloser“, sagte plötzlich eine ältere Männerstimme, und Harry traute seinen Augen kaum.
Da stand doch tatsächlich der alte Medizinmann von vor zwei Jahren.
„W-wieso wissen Sie etwas vom Apparieren?“ fragte Rita Skeeter und Harry freute sich, sie wenigstens einmal ganz verdattert zu sehen.
„Darf ich vorstellen?“ sagte Harry, und er merkte, wie er Oberwasser bekam. „Das ist der Medizinmann der örtlichen Aboriginies und wahren Eigentümer dieser Gegend. Und er ist selbstverständlich ein Zauberer.“
„Ich – ähm – wußte nicht, daß -“, stammelte Rita Skeeter, und es war für Harry das erste Mal, daß er sie derart verunsichert sah. Doch dann gewann sie ihre Forschheit zurück: „Soweit ich weiß, ist es nicht verboten, oder? Man hat mir extra gesagt, ich soll nicht versäumen, mal da raufzuapparieren. Also hat das australische Zaubereiministerium nicht -“
„Darauf kommt es nicht an“, sagte Harry. „Die Zauberer hier unterstehen nicht dem Zaubereiministerium.“
„Das Ministerium nimmt uns nicht ernst“, sagte der Medizinmann überflüssigerweise.
„Aha – und warum nicht? Dann werde ich ja wohl -“, schnappte Rita Skeeter.
Doch Harry unterbrach sie: „Sehen Sie: Das ist es, was das Problem ist. Wir gucken auf andere herab, weil wir Zauberstäbe benutzen. Aber wir achten nicht auf die besondere Magie von Orten und auf die Magie von bestimmten Handlungen. Auch wenn es nicht verboten ist, auf den Felsen raufzugehen – es ist respektlos, und es kann die Magie des Ortes stören. Und -“, er gönnte sich ein kurzes Lächeln, „- es könnte sich daher in irgendeiner Weise negativ auf die Zauberer selbst auswirken. Das ist etwas, was ich gelernt habe, als ich gegen Voldemort gekämpft habe. Voldemort hat ja vieles auch nicht beachtet, und jetzt ist er nicht mehr.“
Rita Skeeter war etwas blaß geworden. Harry hatte mit seinem Vergleich zwar maßlos übertrieben, aber er fand, daß das dem Zweck gerecht wurde.
„Du meinst, daß...?“
„Nicht unbedingt. Aber wenn wir gewisse Dinge besser respektieren würden, die wir nicht so gut einschätzen können, dann wäre es vielleicht auch besser für uns“, sagte Harry.
„Ah ja. Gut.“
„Sie können ja jetzt Ihren Artikel schreiben. Hier geschieht ja nichts mehr. Ginny und ich werden jedenfalls nicht oben auf dem Felsen sein.“
„Ja. Gut. Dann werde ich also...“
Sie wandte sich unsicher ab und stakste auf den Ausgang zu. Harry wunderte sich ein wenig, wie gut alles geklappt hatte, und daß Rita Skeeter tatsächlich das Feld räumte.
„Ich habe meinen Leuten und auch anderen Medizinmännern von Ihnen erzählt, Harry Potter“, sagte der alte Mann. „Von damals, als ich Sie zum ersten Mal getroffen habe. Damals sind sie auch nicht nach oben gestiegen.“
„Ähm – ja“, sagte Harry und spürte, daß er verlegen wurde. „Wo kamen Sie eigentlich her? Ich habe nicht mehr damit gerechnet, sie zufällig hier zu treffen.“
„Oh“, sagte der Medizinmann und lächelte. „Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß jemand meine Gegenwart braucht.“
„Magie des Ortes?“ fragte Harry.
„Kann schon sein“, entgegnete der Medizinmann.

Es war Nachmittag, als Harry und Ginny den markierten Wanderweg durch die Olgas einige Kilometer entfernt von Ayers Rock, die Kata Tjuta, entlanggingen.
„Du kannst nicht anders, was?“ fragte sie ihn.
„Was kann ich nicht anders?“
„Dich für andere einsetzen, Zeichen setzen und sowas.“
„Hm.“ Er überlegte und fragte dann: „War das denn verkehrt?“
Jetzt überlegte Ginny. Dann sagte sie: „Nein. Aber sie wird es im australischen Tagespropheten breittreten, und ob das australische Zaubereiministerium so erfreut sein wird, das ist noch die Frage.“

Harry und Ginny sahen sich noch den Sonnenuntergang bei den Olgas an und verbrachten den nächsten Tag in der Gegend von Alice Springs, wo sie sich wiederum in etwas lauschigere Ecken des ältesten Gebirges der Welt zurückzogen und die Tagestemperaturen von etwas mehr als zwanzig Grad ausnutzten. Von Rita Skeeter war in Alice Springs nichts zu sehen. Harry vermutete, daß sie in Melbourne war und auf die nächste Nachricht aus dem Portschlüsselbüro wartete, während Ginny zu bedenken gab, daß Alice Springs mehr Übernachtungsmöglichkeiten bot als Broome und sich die Reporterin einfach noch nicht zu ihrer Unterkunft durchgearbeitet hatte. Schließlich stand die Frage an, wohin sie weiterreisen sollten.
„In Sydney ist es jetzt auch nicht wesentlich kälter“, sagte Harry und fügte hinzu: „Immerhin ist schon der 27. Juli. Da brauchen wir wegen der Skeeter keine besonderen Maßnahmen zu ergreifen, die muß doch spätestens an meinem Geburtstag wieder aufbrechen, weil sie die Portschlüssel nicht schnell genug umbuchen kann.“
„Ist es in Brisbane nicht etwas wärmer?“ fragte Ginny. „Wir könnten etwas am Strand liegen, und du wolltest mir sowieso diesen Tierpark zeigen, wo man diese Knuddelviecher auf den Arm nehmen kann.“
„Ja, gut, dann machen wir das. Dazu müssen wir ja nicht unbedingt nach Brisbane, wir können ja auch an der Gold Coast absteigen, die besteht praktisch aus Hotels. Und... naja... ich habe mir überlegt, daß wir mal in ein Hotel statt in ein Hostel gehen könnten, weil... du weißt schon...“
Ginny war einverstanden, denn ein Blick in das Gepäck hatte gezeigt, daß noch immer etwas von dem Verhütungstrank übrig war. Harry hatte sich vor der Abreise gefragt, ob sie überhaupt etwas mitnehmen sollten, aber jetzt war er froh, einen Vorrat eingepackt zu haben. Sie holten wieder ihre Portschlüssel hervor und nach dem üblichen Zauber standen sie auf der Uferpromenade an einem Sandstrand. Auf der anderen Seite befand sich eine breite Straße, und die Bebauung war geprägt von ziemlich schnell hingeklotzten Hochhäusern.
Sie fanden in Surfers Paradise für drei Nächte tatsächlich ein Doppelzimmer in einem nahe am Strand gelegenen Hotel. Es kostete viermal so viel wie die Übernachtung in einem Hostel, und Harry fand das ziemlich teuer, wenn er bedachte, daß kein Frühstück dazugehörte. Aber sie hatten einen Blick hinaus auf das Meer, auch wenn wegen der Hochhäuser links und rechts das Sichtfeld nicht sehr weit war. An der Rezeption hatte niemand komisch geguckt, als sie ein Doppelzimmer verlangt hatten. Bevor sie sich über ihre Restbestände an Verhütungstrank hermachen wollten, ging es aber zunächst an den Strand. Die Temperaturen waren inzwischen auf etwas mehr als zwanzig Grad gestiegen, und Ginny mußte feststellen, daß es hier tagsüber nicht wärmer war als in Alice Springs. Aber am Strand in der Sonne war es gut auszuhalten, und die Zauberersonnencreme schützte zuverlässig vor Schäden. Harry und Ginny verbrachten den Rest am Strand und gingen auch einmal im zwanzig Grad warmen Wasser baden.
Am nächsten Tag apparierte Harry mit Ginny nach Brisbane, von wo sie das schon ziemlich betagte Schiff nahmen, das den Brisbane River zum Lonepine-Tierpark hinauffuhr. Im Tierpark erkundeten sie die australische Tierwelt, denn man konnte Känguruhs streicheln, Regenbogenloris füttern und einen Koala auf den Arm nehmen. Harry fand, daß seiner Freundin der Koala im Arm sehr gut stand und fragte sich, wer von beiden niedlicher war.
Den letzten Tag in Surfers Paradise – Ginny hatte festgestellt, daß bei den Australiern die Lockerheit wohl so weit ging, daß sie einfach auf den Apostroph verzichteten – verbrachten sie wieder am Strand, den Abend im Hotelzimmer, wo sie sich mit sich selbst erfreuten.

„Eine letzte Chance für Rita Skeeter“, sagte Harry grinsend, als er und Ginny an der Uferpromenade ihre Portschlüssel für die Weiterreise nach Sydney herausholten.
„Ja“, bestätigte Ginny. „Hier waren einfach zu viele Hotels, schätze ich mal. Und jetzt haben wir den dreißigsten – he! Moment! Du hast doch morgen Geburtstag!“
„Ähm – ja.“
„Was machen wir denn da?“
„Nichts besonderes. Wir werden sehen.“
Wenig später tauchten sie im Königlichen Botanischen Garten von Sydney auf.
„Und wo übernachten wir dieses Mal, mein Reiseleiter?“ fragte Ginny.
„Ähm – ich würde sagen, entweder in einem Hostel oder in dem Gasthaus der magischen Gemeinschaft hier“, sagte Harry.
„Das Hotelzimmer in Surfers Paradise hatte aber auch einige Vorteile gehabt.“
„Ja, aber auch Nachteile. Unser Verhütungstrank ist nämlich aufgebraucht, und wir sollten uns nicht in Versuchung führen. Ich könnte jedenfalls nicht widerstehen.“
„Du hast Recht, ich auch nicht.“
Wenig später war die Sache entschieden, und Harry und Ginny gingen zu dem Hostel, in dem damals vor zwei Jahren die Expedition zur Rückholung von Hermiones Eltern begonnen hatte. Für Harry war es bisher schon ein merkwürdiges Gefühl gewesen, die bekannten Orte aufzusuchen, aber als er jetzt im farbenfrohen Vierbettzimmer mit seinen gelben Fußleisten, Türrahmen, schließfachartigen Schränken, seinem dunkelroten Teppichboden und den dunkelroten Bettbezügen sowie den blauen Bettgestellen stand, war es wirklich bewegend. Als er das erste Mal in einem dieser Zimmer gestanden hatte, hatte Hermione nichts als die Tatsache als Anhaltspunkt, daß ihre Eltern über Sydney einwandern wollten. Als er das letzte Mal hier gestanden hatte, waren sie nach erfolgreicher Suche zum Flughafen aufgebrochen, um nach Hause zurückzukehren.
„Ich weiß, was wir morgen machen könnten“, sagte er, da er sich an die Streifzüge durch die Stadt erinnerte. „Wir könnten auf den Kleiderbügel steigen.“
„Den was?“
„Die Sydney Harbour Bridge. Die nennen sie hier Kleiderbügel. Als wir das letzte Mal da waren, war angekündigt worden, daß man da ein paar Monate später raufklettern könnte. Das würde ich gerne machen.“

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Harry!“
Harry war endgültig wach, nachdem ihn Ginny geküßt hatte.
„Morgen, Ginny.“
„Morgen, Harry. Also: Herzlichen Glückwunsch zum Zwanzigsten. Jetzt bist du kein Teenager mehr.“
„Ja – jetzt reife ich zum Mann.“
„Genau, du wirst alt.“
„Hmpf. So schnell geht das also. Sind wir eigentlich allein?“
„Ja, die beiden anderen sind schon aufgestanden. Ich habe dich extra ein wenig schlafen lassen. Aber jetzt mußt du aufstehen, ich glaube, die putzen gleich die Zimmer.“
Nach einem späten Frühstück liefen sie Hand in Hand durch die von Hochhäusern gesäumten Straßen und dann die Cumberland Street entlang am Altstadtviertel The Rocks vorbei zu jenem Gebäude, von wo die Brückenkletterei startete.
Dort erhielten sie und andere, die die Brücke ersteigen wollten, nach einem Alkoholtest eine Einweisung, was man beachten mußte und wie man die Sicherungsleine benutzte. Außerdem mußten sie sich einen speziellen dunkel- und hellgrauen Overall anziehen. Jeder wurde mit einem Headset ausgerüstet, und dann fand ein kurzes Training an einer Minibrücke statt. Schließlich ging es los.
Schon der Weg zum Pylon war eine Sache für sich, denn er verlief auf einem schmalen Steg unterhalb der Fahrbahn in luftiger Höhe. Dann mußte die Gruppe der Brückenkletterer eine steile und hohe Leiter zum Brückenbogen emporklettern. Auf dem Bogen ging es auf Stufen immer höher bis zum mehr als hundertdreißig Meter hohen Scheitelpunkt der Stahlgitterkonstruktion. Dort wurden Fotos von der Gruppe und den Teilnehmern gemacht. Harry und Ginny genossen die Aussicht. Von hier aus war das interessante Dach der Oper von Sydney besonders gut zu sehen, und das Wetter spielte mit Sonne und knapp zwanzig Grad Temperatur auch mit. Danach hieß es, die hundert Meter weiter unten liegende Fahrbahn zu überqueren und über den gegenüberliegenden Brückenbogen hinabzusteigen, während auf der anderen Seite die nächste Gruppe hochkletterte.
„Wie war es?“ fragte Harry.
„Sag du zuerst, ist schließlich dein Geburtstag“, sagte Ginny.
„Ich fand es klasse.“
„Ich auch.“
„Aber irgendwie kam mir das alles besonders hoch vor. Wie du weißt, habe ich absolut keine Höhenangst, aber ich die Höhe hier noch mehr gespürt als auf dem Besen oder im Flugzeug.“
„Ist mir auch so gegangen“, meinte Ginny. „Den Besen kontrolliert man ja selbst, und im Flugzeug ist alles zu weit weg – und ich glaube auch, daß zwölftausend Meter zu hoch sind, um sie sich wirklich vorzustellen. Aber diese hundertdreißig Meter – davon sind wir ja mindestens hundert Meter selbst hochgestiegen – fühlt man jeden einzelnen Meter.“
„Ja, deshalb hat man eine stärkere Beziehung dazu.“
Das Brückenerlebnis hatte mit Wartezeit knapp vier Stunden gedauert. Als er am Abend oben im Etagenbett lag, fand Harry, daß sein Geburtstag wirklich gelungen war, auch wenn Ginny einen Meter tiefer unter ihm lag, als ihm lieb war.

Die nächsten beiden Tage verbrachten Harry und Ginny damit, Sydney weiter zu erkunden. Sie besichtigten das Opernhaus und unternahmen eine Hafenrundfahrt. Schließlich war der dritte August angebrochen, und sie checkten aus dem Hostel aus.
„Dann also zurück nach Melbourne und in den Rollenden Zauberstein“, sagte Ginny.
„Ja, ich freue mich schon, Neville wieder zu treffen. Was er wohl inzwischen alles gesehen hat?“ sagte Harry.
Der Temperaturunterschied zu Sydney war mit fünf Grad deutlich. Jetzt am Morgen herrschten in Melbourne nur etwa zehn Grad, so daß Harry und Ginny ihre Jacken aus den Rucksäcken herausholten, bevor sie irgendwohin gehen wollten. Außerdem fing es an zu regnen. Sie apparierten zum Rollenden Zauberstein und traten ein.
„Guten Tag, wir haben für heute reserviert“, sagte Harry zum Wirt.
„Oh – Mr Potter und ähm -“, er schaute kurz in sein Buch, „- Mrs Weasley. Natürlich. Hier sind Ihre Schlüssel. Es sind die Zimmer, die Sie auch das letzte Mal hatten.“
„Danke. Ähm – wissen Sie zufällig etwas über eine britische Reporterin, die Rita Skeeter heißt? Wissen Sie, ob sie noch da ist? Oder ist sie schon abgereist?“ fragte Harry.
„Die ist gestern abgereist. Hat Sie wohl zuerst in Brisbane und dann in Sydney gesucht“, antwortete der Wirt. Dann fügte er mit ernsterer Miene hinzu: „Aber vielleicht sollten Sie wissen, daß die Aboriginies sich nie dafür interessiert haben, sich bei uns einzubringen, also die Medizinmänner meine ich.“
Harry sah den Wirt verdutzt an. Dann fiel der Groschen.
„Ich weiß nicht, was die Skeeter geschrieben hat, aber ich meine, daß man auf die Leute Rücksicht nehmen sollten, die zuerst hier waren.“
„Dagegen will ich auch gar nichts gesagt haben, aber es ist nunmal so, daß die Aboriginies kaum noch an ihrer Traumzeit interessiert sind, es sei denn, sie träumen im Alkoholrausch.“ Der Wirt gönnte sich ein kurzes Lachen. „Wenn sich mal ein Medizinmann hierherverirrt, dann mache ich jedenfalls ein ziemlich gutes Geschäft. Wie auch immer – wenn Zauberer von auswärts unser Land besuchen, dann gehört es fast schon dazu, auf den Ayers Rock zu apparieren. Glauben Sie, die finden den noch interessant, wenn sie ein schlechtes Gefühl dabei haben müßten?“
Harry bemühte sich, nicht verärgert zu klingen, als er erwiderte: „Waren Sie schon einmal dort?“
„Nein. Interessiert mich nicht, die Gegend. Ist doch nur'n Fels.“
„Dieser Fels ist absolut faszinierend, auch wenn man nicht darauf herumläuft. Was man aber machen könnte, wäre darüber weg zu fliegen. Für einen Besenverleih ist dort wohl zu viel los, aber dann müssen sich die Zauberer mal überwinden und in ein Muggeflugzeug steigen. Haben Sie den Skeeter-Artikel zufällig noch da?“
Der Wirt nickte und holte eine Zeitung hervor, die schon ein paar Tage alt war. Der australische Tagesprophet unterschied sich nur durch die Drucktypen vom britischen Original. Harry mußte nicht lange suchen, denn schon von der Titelseite blickte ihm sein Ebenbild entgegen, wie es Arm in Arm mit Ginny vor dem Uluru stand.

„RESPEKTIERT DIE MEDIZINMÄNNER“
POTTER MIT FREUNDIN AM AYERS ROCK

von Rita Skeeter

Muggelstämmige, Hauselfen – es gibt sicher keine als benachteiligt geltende Gruppe, denen Harry Potter, der berühmteste britische Zauberer, nicht seine Aufmerksamkeit schenken würde. Wie ich schon berichtet habe, befindet sich Harry Potter tatsächlich nur im Urlaub, während er Australien bereist, aber er kann es nicht lassen, sich auch um hiesige Zauberer zu kümmern, die er als benachteiligt erlebt.
Nachdem ich ihn kurz zuvor in Broome gesprochen hatte, wo er ganz entspannt am Strand gelegen hatte, traf ich ihn nun vor der berühmtesten Sehenswürdigkeit dieses Kontinents wieder. Doch nun wirkte er gar nicht entspannt, sondern konzentriert und besorgt. „Weiße Zauberer apparieren auf den Uluru (er nennt Ayers Rock bei dem Namen, den ihm die Ureinwohner gegeben haben) und verletzen damit die Gefühle der Medizinmänner. Uluru ist für sie heilig! Wir sollten mehr Respekt zeigen“, legte er mir den Grund seiner Besorgnis dar. Auf Nachfrage behauptete er, nicht oben gewesen zu sein. „Ich respektiere die Apanandu-Aboriginies“, bekräftigte er.
Nun kann man es mit dem Edelmut auch übertreiben, und ganz sicher hat Harry Potter mehr als genug davon, wie er in seinem Kampf gegen Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, gezeigt hat. Immerhin benutzen die Medizinmänner nicht einmal Zauberstäbe. „Sie wissen mehr über die Magie der Orte, die ihre Vorfahren seit mehr als zehntausend Jahren bewohnen“, gibt der junge Held zu bedenken. Auf meine kritische Nachfrage, was genau er damit meint, rückt er damit raus: Möglicherweise liege eine Art Fluch auf dem Gebiet, der sich in irgendeiner Weise aktualisieren könnte, wenn man unvorsichtig ist.
Auf Nachfrage teilte mir das Zaubereiministerium in Melbourne später allerding mit, daß von einem Fluch oder einem besonders beachtenswerten Zauber dort nichts bekannt sei. „Vielleicht ist mal ein besoffener Medizinmann vom Felsen gefallen, als er oben war“, bemerkt ein Ministeriumszauberer. Vielleicht nimmt aber auch das Ministerium diese Hinweise nur zu sehr auf die leichte Schulter. Schließlich hat Harry Potter während seines Kampfes Gebiete der Magie betreten, die selbst Dumbledore, einem weiteren berühmten britischen Zauberer und darüber hinaus Mentor von Harry Potter, in seiner abgeschiedenen Studierstube verschlossen waren. Solange die Sache nicht geklärt ist, tun die Zauberer jedenfalls gut daran, auf die Warnungen des jungen Helden zu hören.

„Die heißen nicht Apanandu, sondern Anangu“, sagte Harry, als er die Zeitung zurückgab. „Außerdem habe ich nicht gesagt, daß ich es den Zauberern verbieten will, auf den Uluru zu apparieren. Ich habe es nur nicht getan, und ich habe der Skeeter meine Gründe dafür mitgeteilt.“
Harry fand den Artikel eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn nun eine Diskussion darüber in Gang käme, wäre sein Ziel schon erreicht, denn mehr durfte er nicht hoffen.

Er verbrachte mit Ginny den Tag damit, mit der kostenlosen alten Straßenbahn um die Innenstadt herumzufahren und später durch eine der überdachten, viktorianischen Einkaufspassagen zu flanieren, nachdem sie ihre Portschlüssel an das Zaubereiministerium zurückgesandt hatten. Sie kauften aber nichts, weil sie in ihren Rucksäcken nichts mehr unterbringen konnten. Bereits am frühen Abend kehrten sie in den Rollenden Zauberstein zurück.
„Harry! Ginny! Hier drüben!“
Sie reckten die Hälse. Tatsächlich – in der gegenüberliegenden Ecke des Schankraumes saß Neville. Er war kaum wiederzuerkennen: Sein Gesicht war zwar noch immer rund, aber es sah braun und gesund aus. Sie gingen hinüber und setzen sich zu ihm. Harry fiel ein, daß auch Neville nun zwanzig Jahre alt war.
„Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Mann!“ sagte er und auch Ginny gratulierte.
„Ja, danke, dir auch“, antwortete Neville verlegen. „Na – wie ist es euch ergangen? Die Skeeter hat euch wohl erwischt, wie ich dem australischen Tagespropheten entnommen habe. Mich hat sie wohl nicht gesucht.“
Sie beschlossen, den letzten Abend in Australien mit einem opulenten Abendessen zu feiern und sich dabei gegenseitig zu berichten, was sie in den vergangenen Wochen getan und gesehen hatten. Harry und Ginny berichteten von ihrer Rundreise, und Neville erzählte, daß er in den Blauen Bergen bei Sydney einen magischen Eukalyptus studiert habe, dann sei er im nördlichen Queensland gewesen und in den Kimberleys, und zwar zur selben Zeit, als Harry und Ginny in Broome gewesen waren. Danach hatte er sich in Tasmanien aufgehalten.
„Für einen Urlaub entschieden die falsche Reisezeit“, sagte Neville. „Saukalt und völlig verregnet. Aber einen Urwald gibt es da – sagenhaft, das Paradies für jeden Pflanzenkundler. Und eine atemberaubende Landschaft – wenn der Regen mal nachläßt und man etwas davon sieht.“


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Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis