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Die Aurorenzentrale - Ein historisches Dokument

von Krabbentaucher

Wie wenig Rita Skeeters Artikel Harry geholfen hatte, merkte er, als er mit Ginny am Wochenende wieder im Fuchsbau war. Am direktesten war Ron: „Ich muß unbedingt sehen, daß ich auch an ein Haus oder eine Wohnung komme, wo ich mit Hermione zusammenleben kann, dann... Naja, jedenfalls – hier geht das nicht, da hat uns Mum immer unter Kontrolle, und ich habe den Eindruck, daß sie noch ein wenig wachsamer ist, seit die im Tagespropheten das über euch beide geschrieben haben.“
Hermione schien den Versuch zu machen, ohne Desillusionierungszauber unsichtbar zu werden und murmelte nur ganz matt: „Ron, geht das nicht... etwas weniger offen?“
Weniger offen verhielt sich Mrs Weasley. Sie sagte erst einmal gar nichts zu den Gerüchten – die ja ohnedies von Ginny und später von Rita Skeeter selbst ausgeräumt worden waren – und den Dingen, die man sich aus den Andeutungen zusammenreimen konnte. Stattdessen tischte sie am Freitagabend das Abendessen auf und ließ Ginny, Hermione und Harry von ihren ersten Tagen im Ernst des Lebens berichten.
„Bei mir passiert zur Zeit nicht viel“, sagte Harry. „Wir bekommen ja erstmal die legalen Grundlagen beigebracht, also das Gesetz zum Schutz der Muggel und welche Straftatbestände es da überhaupt gibt. Und dann werden wir noch in Ordnungswidrigkeiten unterrichtet, aber das kommt erst zum Schluß. Werden wir wohl nicht so häufig brauchen, sagt Mr Madejski.“
Percy, der wieder einmal die Runde mit seiner Anwesenheit beehrte, pflichtete bei: „Sehr richtig, solche Sachen wie etwa Apparieren ohne bestandenen Appariertest werden ja zum Beispiel von der Abteilung für magisches Transportwesen direkt geahndet, damit werdet ihr kaum etwas zu tun bekommen. Oder das Büro gegen den Mißbrauch der Magie verfolgt auch Ordnungswidrigkeiten.“
„Ihr werdet auch richtige Aktenführung lernen, wie man Berichte abfaßt und so weiter“, ergänzte Mr Weasley und fuhr fort, als Harry stöhnte: „Das ist wichtig für uns, schließlich muß unsere neugegründete Anklagebehörde damit weiterarbeiten. Da brauchen die schon sauber geführte Akten mit brauchbaren Berichten, sonst lacht sich der Gamot kaputt und eure Arbeit war für die Katz.“
Auch Hermione berichtete aus dem Ministerium: „Ich wollte ja eigentlich in die Zauberwesenabteilung der Tierwesen-, Zauberwesen- und Geisterbehörde, aber sie haben mich erstmal in die Geisterabteilung gesteckt.“
„Zauberwesenabteilung? Die ist nicht zufällig zuständig für Hauselfen? Ich ahne Gebelfer“, sagte Ron und erntete einen giftigen Blick von Hermione.
„Ist sie, mein lieber Ron. Aber in der Geisterbehörde geht es ziemlich ruhig zu. Hier und da mal ein Geist, dem man das Hinterherspuken hinter irgendwelchen Leuten abgewöhnen muß, und dann auch mal Poltergeister. Was Poltergeister angeht, kommen die meisten Eingaben übrigens von Filch. Ich habe die Ordner gesehen. Filch scheint seit 25 Jahren in jedem Trimester zu beantragen, daß Peeves aus Hogwarts rausgeschmissen wird.“
„Wow, das sind 75 Anträge, Peeves ist ja ganz schön zäh“, bemerkte Ron.
„Wie geht's im Laden? Ist es jetzt ruhiger, wo doch die meisten Kunden in Hogwarts sind?“ wollte Harry wissen.
Ron schüttelte den Kopf.
„Von wegen, jetzt geht die Arbeit erst richtig los! Die Leutchen sind ja nicht so blöd und nehmen ihren ganzen Vorrat bis Weihnachten mit – stell dir mal vor, du kommst mit deinem Koffer voller Zeug von uns an und da steht schon Filch mit seinem Geheimnisdetektor. Nein, die meisten bestellen bei uns nur, und dann liefern wir. Außerdem stellen die meisten erst während des Schuljahrs fest, was sie noch brauchen könnten. Also, wir haben alle Hände voll zu tun.“
Ginnys Bericht war wider Erwarten wenig spannend. Die Mannschaft der Holyhead Harpies hatte die vergangenen Tage mit Grundübungen verbracht, die auch Harry und Ron schon kannten und mit denen Hermione sowieso kaum etwas anfangen konnte. Auf Begeisterung stieß nur der Feuerblitz, der Ginny zur Verfügung gestellt worden war und den sie mitgebracht hatte.

Wie begeisternd der Feuerblitz war, zeigte sich beim Quidditch-Spiel im Obstgarten der Weasleys, wo Harry und George die eine und Ginny und Ron die andere Mannschaft bildeten. Da sie unter derartigen Bedingungen nur mit dem Quaffel spielen konnten, war Harry als Sucher nicht im Vorteil und mußte in der Jägerrolle spielen. Hier erwies sich Ginny als unschlagbar. Das Profitraining hatte viel gebracht.
So dümpelte das Wochenende dahin, ohne daß von Mrs Weasley irgendeine Bemerkung gefallen war, die auf die Erhaltung der Unschuld ihrer Tochter zielte. Harry ahnte, das das nicht lange gutgehen konnte, und tatsächlich war es während des Mittagessens am Sonntag so weit.
„Ihr beide appariert dann zum Grimmauldplatz zurück?“ fragte Mrs Weasley betont beiläufig.
„Jaah“, antwortete Ginny nicht weniger betont beiläufig.
„Ist euch dann nicht langweilig, wenn ihr so allein seid?“ bohrte Mrs Weasley scheinheilig weiter, während sich Mr Weasley intensiv der Nierenpastete widmete, wild entschlossen, sich an dieser Unterhaltung nicht zu beteiligen. „Wenn ihr im Fuchsbau wärt, dann könntet ihr mit Hermione und Ron zusammensein oder mit uns...“
Ginny blieb ruhig.
„Wir sind am Abend so geschafft von unserem Programm, daß wir nicht mehr viel machen, da ist ein bißchen Ruhe ganz angenehm“, erklärte sie.
Das war eine der weiteren wunderbaren Seiten an Ginny: Sie behielt die Nerven. Andere Mädchen hätten bestürzt Augenkontakt mit ihrem Freund gesucht, aber Ginny war um keine Ausrede nicht verlegen. Mrs Weasley sah sie prüfend an.
„Wenn du meinst...“, murmelte sie noch nicht vollständig überzeugt und sah Harry an.
Dieser fühlte sich aufgefordert, Ginny beizuspringen: „Ähm, ja, wir sind so abgespannt, da können wir nicht mehr viel machen.“

Mrs Weasley hatte diese Erklärung am Ende akzeptiert, denn sie hatte ohne weiteres Murren zugesehen, wie Harry und Ginny zum Grimmauldplatz apparierten. Ron hatte ihnen sehnsüchtig hinterhergesehen.
„Der soll mal nicht so tun, als wäre er im Fuchsbau in einem Kloster gefangen, dieser Heuchler“, sagte Ginny, nachdem sie von Kreacher begrüßt worden waren und sich zur Nacht fertiggemacht hatten, was hieß, daß sie die Zähne putzten und sich einfach aller Kleidung entledigten.
„Wieso?“ fragte Harry.
„George hat mir erzählt, daß Hermione Ron in der Mittagspause gern im Laden besucht. Und er – also George – läßt Ron auch Pause machen und gibt ihm die Schlüssel zu seiner Wohnung über dem Laden.“
Harry hob die Augenbrauen, als er unter der Bettdecke verschwand.
„Und da schließt du etwas draus?“
„Harry, erinnerst du dich an Ron und Lavender? Ich meine, das war doch nicht gerade zurückhaltend, da wußte man doch gar nicht, wo Ron anfing und Lavender aufhörte.“
„Ja und? Sie haben heftig geknutscht – und was weiter?“
Ginny seufzte und begab sich ebenfalls unter die Decke.
„Du bist müde, nicht?“
„Ja.“
„Ich will nur sagen, daß Ron da ganz schön... körperlich war. Ich glaube jedenfalls nicht, daß Ron und Hermione sich in Georges Wohnung nur einen Tee aufbrühen.“
„Hm.“
Harry fand das alles mäßig spannend. Im Augenblick war er sogar zu müde, um sich für seine eigene körperliche Beziehung zu Ginny sonderlich zu interessieren. In diesem Punkt hatte Ginny sogar Recht gehabt: Die beiden waren abends meistens so geschlaucht, daß außer etwas Kuscheln vor dem Einschlafen nichts lief. Aber auf einen Gedanken hatte Harry Ginnys Hinweis doch gebracht.
„Was ist eigentlich aus Lavender geworden?“
Er war peinlich berührt, weil er das selbst mehr als ein Jahr nach der Schlacht von Hogwarts nicht wußte.
„Ich habe damals gesehen, daß Lavender von Fenrir Greyback angefallen worden war, als er in einen Werwolf verwandelt war“, fuhr er fort.
„Mann, du hast ja Themen drauf so kurz vor dem Einschlafen...“, stöhnte Ginny. „Also, Lavender hat's tatsächlich erwischt – sie ist eine Werwölfin. War lange im St Mungo's und hat dann ihre UTZ-Prüfung nachgemacht, irgendwann in den Sommerferien. Hat mir jemand erzählt, ich weiß nicht mehr, wer. Sie bezieht jedenfalls monatlich Wolfsbanntrank vom St Mungo's.“
Harry starrte nachdenklich an die dunkle Decke und verschränkte die Arme unter seinem Kopf.
„Hoffentlich macht sie ihren Weg. Wenn ich daran denke, wie die Zauberer alle Werwölfe ablehnen...“
„Es gibt ja immer noch Percys Abteilung“, gab Ginny zu bedenken.
„Trotzdem“, beharrte Harry, „es ist nicht schön, von anderen abhängig zu sein.“
Beide starrten gemeinsam einige Zeit an die Decke.
„Wir sollten besser schlafen, morgen beginnt wieder eine lange Woche“, sagte Ginny.
„Jaah... Gute Nacht, Ginny.“
„Gute Nacht, Harry.“

Die Wochen vergingen, und die Aurorenausbildung gestaltete sich vor allem anstrengend und wenig aufregend. Vormittags versammelten sich die vier Aurorenanwärter im Vernehmungszimmer um den großen Tisch und lernten magisches Strafrecht. Nachmittags hockte jeder in seiner Bürozelle und lernte, erledigte Hausaufgaben oder machte Übungen. Inzwischen hatten sie auch begonnen, ihre Zellen individuell auszugestalten. Harry hatte sich für einige Fotos von Ginny, aber auch von Hermione und Ron entschieden. Aus irgendeinem Grund traute er sich nicht, Bilder einer Quidditch-Mannschaft aufzuhängen. Wegen Ginny mußte er für die Holyhead Harpies sein, wegen Ron für die Chudley Cannons. Es machte sicher mehr Spaß, für die Holyhead Harpies zu sein, wenn man bedachte, daß die Chudley Cannons schon vor vielen Jahren ihren Schlachtruf von „Wir werden siegen“ in „Warten wir ab und hoffen das beste“ geändert hatten. Immerhin, schon die Bilder von Ginny waren für Harry genug Ablenkung von den Hausaufgaben.

Auch das, was Mr Madejski Anfang Oktober verkündete, war nicht geeignet, der nächsten Zeit mit besonders viel Vorfreude entgegenzusehen: „Wir werden nun damit beginnen, uns mit der Aktenführung zu beschäftigen.“
Harry und seine jungen Kollegen tauschten müde Blicke. Doch zunächst gab es so etwas ähnliches wie praktischen Unterricht. Er betraf den Umgang mit der magischen Feder, der man nur etwas zu diktieren brauchte, so daß sie den diktierten Text sofort zu Pergament brachte. Bis zum Nachmittag dauerte es, bis alle den Bogen raus und gelernt hatten, so zu diktieren, daß auch tatsächlich ein Text herauskam, der diese Bezeichnung auch verdiente. Am nächsten Tag stieg Mr Madejski dann in die Aktenführung ein.
„Zuerst müssen Sie daran denken, daß Sie die Akte nicht allein bearbeiten, sondern mehrere darauf Zugriff haben. Es ist daher wichtig, jedes Mal, wenn Sie mit der Akte etwas getan haben und sie wieder vom Schreibtisch herunternehmen, mit einem Wiedervorlagezauber zu belegen, sagen wir so zwei Wochen, je nach dem, so daß die Akten nicht in ihrem Fach Moos ansetzen oder auf Ihrem Schreibtischen untergehen.“
Er rieb sich kurz an der Nase, als jucke ihn etwas.
„Dann: Ihre Aufgabe ist es bei der Aktenbearbeitung im wesentlichen, Berichte über Ihre Einsätze, Protokolle von Vernehmungen und Aktenvermerke über die weitere Bearbeitung anzufertigen“, fuhr der Ausbilder fort. „Mit den Aktenvermerken meine ich, daß Sie Einschätzungen zur Beweissituation abgeben und Ihre Beobachtungen melden, also ob der Vernommene sich irgendwie auffällig verhalten hat oder so.“
Er holte ein Taschentuch hervor und schnäuzte hinein.
„Entschuldigung. So – dann noch etwas: Alle Äußerungen müssen eine bestimmte Form haben. Zunächst die Berichte – da müssen Sie immer schreiben, wer an der Operation teilgenommen hat, was genau sich ereignet hat, wer in welcher Situation angetroffen wurde und welche Anschrift er hat. Das alles müssen Sie dann auch unterschreiben und angeben, wer Sie sind. Bei den Vernehmungsprotokollen müssen sie die Personalien des Vernommenen angeben, und am Ende müssen Sie auch unterschreiben – und den Vernommenen nach Möglichkeit auch unterschreiben lassen. Die Aktenvermerke müssen Sie mit 'Vermerk' überschreiben und auch unterschreiben, damit jeder sieht, von wem sie stammen.“
Harry meldete sich.
„Ja bitte?“
„Bei den Protokollen – ähm – muß man da nicht auch irgendwie aufnehmen, daß man gesagt hat, daß der Typ das Recht hat zu schweigen? Also, wenn er ein Verdächtiger ist?“
Mr Madejski runzelte die Stirn.
„Recht zu schweigen?“
„Sieht man doch immer im Film“, erläuterte Harry. „Wenn die Verdächtigen festgenommen werden, heißt es immer so ähnlich wie: 'Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen.' Und so weiter.“
Der Ausbilder schüttelte den Kopf.
„Sowas gibt es bei uns nicht. Das muß irgendeine komische Muggelerfindung sein. Also, wenn jemand nicht aussagen will, dann gut. Aber wir weisen auf nichts hin. So – ähm – wo war ich? Ach ja, die Formalien. Also... In der alten Aurorenabteilung haben wir da nicht ganz so akkurat gearbeitet. Sie glauben gar nicht, was da für ein Mist zum Teil zusammengeschrieben wurde. Oder es wurde gar nichts geschrieben. Einfach irgendeine Operation durchgeführt und dann den Kerl nach Askaban verfrachtet. Dann gab es irgendwann doch einen kurzen Bericht, weil die Gefängnisverwaltung wissen wollte, warum sie einen neuen Gast hatte. Naja, Sie werden es ja heute Nachmittag sehen.“
„Warum werden wir das sehen?“ wollte Sheila wissen.
„Weil ich jedem von Ihnen am Ende dieser Veranstaltung eine alte Akte in die Hand drücken werde. Dann können Sie sich mal das Durcheinander ansehen. Hat jemand besondere Interessen?“
Harry meldete sich.
„Ja?“
„Ich hätte gerne die Akte für den 31. Oktober 1981, Godric's Hollow, wenn's recht ist.“
Mr Madejski hob die Augenbrauen. Rita murmelte: „Da hast du Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, zum ersten Mal besiegt...“
„Kein Wunder, daß er das lesen will“, sagte Alby.
„Da sind meine Eltern umgebracht worden“, erwiderte Harry hitzig. „Das will ich lesen.“
„Ist ja gut“, beschwichtigte Alby.
Der Ausbilder wiegte den Kopf hin und her.
„Meinen Sie, daß Sie das so ohne weiteres verkraften? Das dürfte ziemlich belastend für Sie sein.“
Harry reckte ein wenig das Kinn und versuchte, entschlossen zu wirken. Dann sagte er: „Ich habe die Ermordung meiner Eltern gesehen, als ich damals, als ich auf der Flucht war, in Voldemorts -“, am Tisch zuckten alle zusammen, „- Geist eingedrungen war. Er hat den Mord noch einmal durchlebt. Da werde ich wohl mit ein bißchen Papier zurechtkommen.“
Der Ausbilder nickte bedächtig mit dem Kopf und sagte: „Wenn Sie das so sehen, werden Sie die Akte bekommen. Sie ist übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie eine der älteren, nicht sonderlich gut geführten Akten aussehen.“

Am Nachmittag saß Harry wieder in seiner Bürozelle am Schreibtisch. Vor ihm lag eine alte, enttäuschend dünne und etwas zerfleddert wirkende Akte mit blaßbeigem Pappdeckel. Vorne hatte jemand mit schwarzer Tinte draufgeschrieben: „James und Lily Potter, Mord“. Harry beschlich ein mulmiges Gefühl. Bislang kannte er nur die Innenansichten, nämlich die eigene, hervorgerufen durch die Einwirkung von Dementoren, und die von Voldemort. Wie würde das alles in Aktenform aussehen? Er schlug die Akte auf:

31. Oktober 1981 – James Potter und Lily Potter geb. Evans ermordet, vermutlich von Dem, dessen Namen nicht genannt werden darf. Aufenthalt von Harry Potter unbekannt.

Waren in Godric's Hollow, Haus der Potters. Obergeschoß oben links eingestürzt bzw. weggeborsten. Zahlreiche Muggel anwesend. Muggelpolizei auch. Angeblich hat es eine Explosion gegeben. Die Leichen von James und Lily Potter waren noch im Haus und sollten von der Polizei abtransportiert werden, aber man wartete noch auf irgendwelche Spezialisten aus der großen Stadt irgendwo in der Nähe. Wir haben uns umgehört, und ein Muggel meinte, sein Sohn wäre jemandem über dem Weg gelaufen, der umheimlich ausgesehen habe. Der Beschreibung nach könnte es Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, gewesen sein.

Harry blätterte um. Mr Madejskis Bemerkung war richtig: Hier fehlte wirklich alles, was er als wichtige Bestandteile eines Berichts genannt hatte. Es war nicht einmal erkennbar, wer den Bericht verfaßt hatte. Er las weiter:

Eine Eingreiftruppe vom Büro für muggelgerechte Erklärungen ist erschienen und hat bei den Muggelpolizisten durch einen Verwirrungszauber den Eindruck erweckt, die anwesenden Auroren seien die erwarteten Spezialisten. Wir waren im Haus.

Direkt an der Tür und am Fuß der Treppe ins Obergeschoß lag auf dem Rücken die Leiche von James Potter. Keine äußeren Spuren, offensichtlich Avada Kedavra. Das war schon vermutet worden, nachdem beim Ministerium ein Alarm einging, wonach es einen schwarzmagischen Angriff auf ein Haus in Godric's Hollow gegeben habe. Die unteren Räume sind nicht durchwühlt worden.

Im Oberschoß hing die Tür zum Kinderzimmer schief in den Angeln, dahinter ein Durcheinander von kleineren Möbeln (Stühle, Kästen). Die Auffindesituation erweckt den Eindruck, als sei versucht worden, die Tür mit den Teilen zu verrammeln. Vor der Gitterbett lag die Leiche von Lily Potter in Seitenlage. Das Gitterbett war leer. Die Außenwände des Zimmers waren zum Teil, die Decke und das Dach vollständig weggesprengt worden. Die Lage der Trümmer ließ darauf schließen, daß Ausgangspunkt der Explosion das Gitterbett gewesen war.

Unser spezieller Revelatiozauber zeigte an, daß in den letzten vier Stunden außer Lily Potter noch drei andere Personen anwesend gewesen sein mußten, davon eine sehr lang und zwei weitere in größerem Abstand hintereinander für jeweils kurze Zeit. An den Überresten der Außenwand zeichnet sich der Schattenriß einer großen Person ab. Der Schattenriß muß während der Explosion entstanden sein, ein Körper wurde jedoch nicht gefunden. Der Schattenriß wurde festgestellt an einem größeren Trümmerstück der Außenwand, das im Garten lag.

Kollege Mulliner bittet festzuhalten, daß nach seiner Einschätzung auch eine Ratte im Zimmer gewesen sein muß. Im ganzen Haus konnte jedoch keine Ratte festgestellt werden.

Diesen Bericht fand Harry schon etwas informativer. Ganz klar, die etwas länger anwesende Person war er selbst gewesen, die beiden anderen Voldemort, der ihn töten und Hagrid, der ihn retten wollte. Die Ratte war Wurmschwanz gewesen, der Voldemorts Zauberstab an sich genommen hatte. Leider hatten die Auroren auf dieses Detail zu wenig Sorgfalt verwendet, denn sonst wären sie auf Spur des wirklichen Verräters gekommen. Aber hätte da nicht noch eine weitere Person anwesend gewesen sein müssen, nämlich Sirius? Der Bericht sagte allerdings nicht aus, für welchen Bereich die Auroren ihren Revelatiozauber ausgeübt hatten, und nach Harrys Erinnerung war Hagrid vor dem Haus auf Sirius getroffen. Auch schwieg sich der Bericht darüber aus, wann die Auroren Harrys Kinderzimmer untersucht hatten. Harry nahm sich vor, seine eigenen Berichte mit etwas mehr Sorgfalt abzufassen. Er blätterte weiter:

Einige Muggelzeugen berichten davon, daß sie eine Bewegung im Bereich des beschädigten Hauses gesehen hätten. Zuvor hätten einige eine Art Knall gehört. Irgendetwas schien davongeflogen zu sein.

Gerade nach Lektüre dieses Blattes mußte Harry Mr Madejski Recht geben: Die damaligen Berichte waren zum Teil an Armseligkeit nicht zu überbieten. Keine Namen waren notiert, es wurden keine Beobachtungen detailliert geschildert. Offenbar hatten die Muggel gesehen, wie Hagrid mit Sirius' Motorrad und mit Harry davongeflogen war. Dieser schlug das nächste Blatt auf:

Die Umrisse der Person an dem Außenwandstück wurden als zu Dem, dessen Name nicht genannt werden darf, gehörig identifiziert. An den Trümmerstücken wurden Hinweise entdeckt, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit darauf hinweisen, daß der Avada Kedavra auf sie getroffen war. Das magische Bild entspricht genau dem, was festzustellen ist, wenn dieser Fluch nicht auf ein lebendes Opfer, sondern auf feste unbelebte Materie trifft. Erstaunlich ist aber die breite Streuung.

Es sieht danach aus, als sei der Fluch von etwas im Gitterbett abgeprallt. Im und am Gitterbett konnte jedoch keine Beschädigung festgestellt werden, die nicht auf den Einsturz dieses Gebäudeteils zurückzuführen wäre. Es bleibt nur die Erklärung, daß der Fluch von etwas oder jemandem abgeprallt ist, der oder das sich im Gitterbett befunden hatte.

In Betracht kommt insoweit nur der Sohn der getöteten Eheleute Potter, Harry Potter. Es ist jedoch kein Fall bekannt, in dem der Avada Kedavra von einem Menschen abgeprallt wäre.

Aha, dachte Harry, jetzt kommt die Akte langsam zur Sache. Aber wieder fehlen sämtliche Daten, also das Datum des Berichts, der Name des Verfassers und die Namen der anwesenden Personen. Der Bericht hätte wenige Stunden oder aber auch viele Tage nach dem Ereignis geschrieben worden sein können. Interessiert las Harry den nächsten Bericht:

Ein Vertreter der Liga gegen die dunklen Künste war am Tatort und stellte fest, daß der Fluch tatsächlich von Harry Potter (oder wer auch immer im Gitterbett gewesen war) abgeprallt und auf Den, dessen Namen nicht genannt werden darf, zurückgeschlagen war. Offenbar wurde letzterer seiner Macht beraubt. Der Vertreter der Liga konnte nicht sagen, ob er tot ist oder was aus dem Körper geworden ist. Er hielt es angesichts der Zerstörung für nicht unwahrscheinlich, daß sich der Körper aufgelöst hat.

Nahezu zeitgleich meldete die Zentrale, daß der Kollege Moody einen Todesser dingfest gemacht habe, dessen Dunkles Mal auf dem Unterarm vollständig verschwunden ist. Hätte sich dieser Zauberer nicht vor zwei Jahren ganz offen dazu bekannt, Todesser zu sein, wäre ihm die Anhängerschaft zum Dem, dessen Namen nicht genannt werden darf, nicht nachzuweisen gewesen.

Damit steht fest, daß der Unnennbare besiegt ist. Vermutlich wollte er nach der Ermordung der Eheleute Potter auch deren Sohn Harry Potter töten, dabei ist aber der Todesfluch mit unerwarteten Folgen auf ihn zurückgeschlagen.

Die Ministerin ist bereits unterrichtet worden.

Ich hätte doch zu gern gewußt, welchen Todesser Mad-Eye damals gefaßt hatte, dachte Harry, als er das nächste Blatt aufschlug. Es handelte sich um das erste Blatt, das einigermaßen dem entsprach, was von den Aurorenanwärtern erwartet wurde:

Sekretariat der Abteilung für magische Strafverfolgung
Ministerium für Zauberei, London

London, 1. November 1981

Prof. Albus Dumbledore, Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei, unterrichtet uns kurz nach Mitternacht, daß Harry Potter am Leben ist. Er teilt die Einschätzung, daß Der, dessen Name nicht genannt werden darf, versucht hat, Harry Potter zu töten und dabei Opfer seines eigenen Fluches geworden ist. Er zeigt sich überzeugt, daß der Unnennbare nicht gestorben, sondern lediglich seiner Macht beraubt ist.

Gegenüber unserer Abteilung hat Prof. Dumbledore ausgesagt, daß das Haus der Potters unter dem Fidelius-Zauber gestanden habe. Geheimniswahrer sei Sirius Black, ein enger Freund der Eheleute Potter, gewesen. Dessen augenblicklicher Aufenthaltsort sei unbekannt. Von Mitgliedern des Orden des Phönix habe Black nicht zu Hause angetroffen werden können.

Prof. Dumbledore bestätigt weiter, daß Harry Potter definitiv am Leben sei. Er habe die Abholung von Harry Potter veranlaßt und werde ihn sicher unterbringen, da dieser seiner Einschätzung nach in großer Gefahr schwebe. Sirius Black sei am Haus der Potters erschienen und habe versucht, Harry Potter an sich zu bringen.

Wiedervorlage: Bartemius Crouch

Hazel Watson, Sekretärin

Beim Umblättern stellte Harry fest, daß jemand mit Tinte auf der Rückseite dieses Blattes vermerkt hatte: „Fahndung nach Sirius Black, zur Zeit unbekannten Aufenthalts! Äußerste Vorsicht ist geboten. gez. Crouch“. Harrys Erwartung, nun einen Bericht über Sirius' Festnahme und die Verwüstungen zu lesen, die Wurmschwanz angerichtet hatte, wurde enttäuscht. Er sah vor sich ein Blatt mit dem offiziellen Briefkopf des Zaubereiministeriums:

MINISTERIUM FÃœR ZAUBEREI
ABTEILUNG FÃœR MAGISCHE STRAFVERFOLGUNG

VERFÃœGUNG

Sirius Black

ist schuldig des zwölffachen Mordes an zwölf Muggeln und des Mordes an dem Zauberer Peter Pettigrew, begangen am 1. November 1981

und wird zu einer

im Zauberergefängnis Askaban zu verbüßenden lebenslangen Freiheitsstrafe

verurteilt.

Er ist auf frischer Tat betroffen worden, so daß sich ein Verfahren vor dem Zaubergamot erübrigt.

London, 2. November 1981
Bartemius Crouch, Abteilungsleiter

Harry schauderte es. Quasi mit einem Federstrich war Sirius eingekerkert worden. Sirius hatte zwar berichtet, daß ihn Crouch ohne Prozeß den Dementoren ausgeliefert hatte, aber die Banalität, mit der das geschehen war, erschütterte Harry doch. Dieses Dokument schien das letzte Blatt der Akte gewesen zu sein, doch als er nachsah, fand er dahinter noch einen Zettel abgeheftet:

Prof. Dumbledore teilt mit, daß er Harry Potter bei Mr Vernon Dursley und Mrs Petunia Dursley, Ligusterweg vier, Little Whinging, Surrey, untergebracht habe. Es handele sich um ein Muggelehepaar. Mrs Dursley sei die Schwester von Lily Potter. Aus Sicherheitsgründen sei die Unterbringung Harry Potters dort notwendig.

Damit war die Akte zuende. Harry zählte noch einmal die Blätter durch. Es waren ganze acht Blätter. Er wußte zwar nicht, wie eine solche Akte bei den Muggeln ausgesehen hätte, aber soweit er sie kannte, und er kannte sie gut, hätten sie sich mit den Details wesentlich mehr Mühe gegeben. Harry klappte die Akte zu, ging zur Bürozelle von Mr Madejski und gab sie ihm zurück.
„Diese Sache mit Sirius, also Sirius Black, mit den 13 Toten, also mit den zwölf ermordeten Muggeln und Wurm-, ähm, Pettigrew – gibt es darüber auch einen Bericht? Da scheint etwas zu fehlen“, sagte Harry.
„Ja“, antwortete Mr Madejski, „da gibt es eine eigene Akte drüber. Mit einem ziemlich schwülstigen Bericht von Cornelius Fudge, der damals der Chef der Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen war, und natürlich mit einem Bericht von Crouch. Ganz wenige Blätter, die Aussagen der Muggelzeugen wurden nicht anständig protokolliert, stattdessen haben die beiden nur etwas in der Art von 'die anwesenden Muggel bestätigten, daß...' geschrieben.“
Harry nickte. Er war noch sehr mit dem beschäftigt, was er gelesen hatte.
„Alles in Ordnung mit Ihnen, Mr Potter?“
„Jaah, alles in Ordnung, mir geht es gut, danke...“


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch