von Tjeika
Vertrauen ist eine Oase im Herzen, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird.
- Khalil Gibran
Loreley stand wie angewurzelt an der Wand gelehnt. Sie verspürte den Drang sich einfach an ihr heruntersinken zu lassen, alles raus zu lassen. All die Wut, die sich in den letzten Minuten in ihr gestaut hat, einfach hinaus zu schreien. Doch sie konnte nicht - kein Laut drang von ihren Lippen. Loreley schien wie versteinert.
Minutenlang starrte Remus sie nun schon an.
"Ich weiß, dass du ihm vertraut hast - wir alle haben das", setzte er an.
Doch Loreley schüttelte nur ungläubig den Kopf. Das konnte doch nicht wirklich passiert sein. Das alles musste ein wirklich schlimmer Alptraum sein.
Nach einer weiteren langen Pause trat Remus einen Schritt näher an sie heran. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten, für sie da sein - auch wenn er den Trost selbst wohl genauso gut gebrauchen könnte. Er wollte für sie da sein, denn er spürte, dass gerade vor wenigen Augenblicken etwas in ihr zerbrochen war - und dieses Etwas war sehr wertvoll.
"Sie haben ihn nach Askaban gebracht", sprach er leise, "Er kann niemandem mehr etwas anhaben."
Wahrscheinlich sollten sie diese Worte trösten, doch im Gegenteil, sie machten sie rasend. Mit einem Ruck riss sich Loreley von Remus los und drückte ihn von sich weg.
"Nach Askaban? Er bekommt nicht einmal einen Prozess? Das können die doch nicht machen!", schrie sie ihm ins Gesicht.
Das war eindeutig zu viel für Remus - und überraschend dazu. Glaubte sie denn ernsthaft noch an seine Unschuld?
Mit offenem Mund und total verwirrt stand er da.
"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie sich das ausgedacht haben, Loreley! Er hat James und Lily verraten, er hat Peter und zwölf weitere unschuldige Menschen ermordet! Wie kannst du da an seine Unschuld glauben?"
Nun hatte auch er geschrien. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen. Das war eindeutig zu viel für ihn.
Und auch zu viel für Loreley.
Wütend stürmte diese an ihm vorbei. Und kopfschüttelnd starrte er ihr nach.
Noch einmal drehte sie sich zu Remus herum.
"Ich glaube an seine Unschuld - und wenn es das letzte ist, was ich je tun werde!"
Diese Worte waren nicht aus Zorn gesprochen, das spürte Remus mehr als deutlich. Sie hatte sie ruhig und mit bedacht ausgesprochen.
Loreley stand am anderen Ende des Raumes, kurz vor der Tür. Und was sie dann tat, würde Remus später als das konsequenteste Handeln bezeichnen, welches er je erleben durfte.
Sie wandt ihren Blick nicht von Remus, als sie ihren Zauberstab hervorholte. Remus wusste, dass sie ihn nicht angreifen würde, doch ihm schwante übles. Und seine schlimmste Befürchtung wurde wahr. Mit einem lauten Knacken brach der Zauberstab der Halbgriechin entzwei. Voller Wut warf sie die zwei Hälften Remus vor die Füße. Sie hatte damit gebrochen - gebrochen mit der Zauberergemeinschaft.
Er sollte sie nie wieder sehen...
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel